TARZAN IN PELLUCIDAR - Edgar Rice Burroughs - E-Book

TARZAN IN PELLUCIDAR E-Book

Edgar Rice Burroughs

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Beschreibung

Tarzan, der legendäre Herrscher des Urwalds, bricht mit dem Abenteurer Jason Gridley nach Pellucidar auf, jener sagenumwobenen Welt im Erdinnern, die von primitiven Urstämmen, Dinosauriern und anderen urzeitlichen Bestien bevölkert wird. Im Erdkern gestrandet, hoffen sie, David Innes, den Kaiser von Pellucidar, aus den Fängen von finsteren Korsaren zu befreien... TARZAN IN PELLUCIDAR (erstmals im Jahr 1930 veröffentlicht) ist der vierte Roman der PELLUCIDAR-Serie und das dreizehnte TARZAN-Abenteuer. Er verbindet mit atemloser Spannung die beiden Zyklen, die dem amerikanischen Schriftsteller Edgar Rice Burroughs zu Weltruhm verhalfen. Der Apex-Verlag veröffentlicht TARZAN IN PELLUCIDAR in der neuen deutschen Übersetzung von Chris Bucher.

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EDGAR RICE BURROUGHS

 

Tarzan in Pellucidar

Vierter Band der PELLUCIDAR-Serie

 

 

 

Roman

 

 

Apex-Verlag

Impressum

 

 

Copyright 1930 © by Edgar Rice Burroughs.

Der Roman Tarzan At The Earth's Core ist gemeinfrei.

Copyright dieser Ausgabe © by Apex-Verlag.

Übersetzung: Chris Bucher (OT: Tarzan At The Earth's Core). 

Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.

Cover: N. N./Christian Dörge/Apex-Graphixx.

Satz: Apex-Verlag.

 

Verlag: Apex-Verlag, Winthirstraße 11, 80639 München.

Verlags-Homepage: www.apex-verlag.de

E-Mail: [email protected]

 

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

 

Das Buch 

Der Autor 

 

TARZAN IN PELLUCIDAR 

Vorwort 

Kapitel 1: Die O-220 

Kapitel 2: Pellucidar 

Kapitel 3: Die großen Katzen 

Kapitel 4: Die Sagoths 

Kapitel 5: Abgeschossen 

Kapitel 6: Ein Phororhacos des Miozän 

Kapitel 7: Die Rote Blume von Zoram 

Kapitel 8: Jana und Jason 

Kapitel 9: Zum Nest des Thipdars 

Kapitel 10: Nur ein Mann darf dort gehen 

Kapitel 11: Die Höhle von Clovi 

Kapitel 12: Der Phelianische Sumpf 

Kapitel 13: Die Horibs 

Kapitel 14: Durch den finsteren Wald 

Kapitel 15: Gefangene 

Kapitel 16: Entkommen 

Kapitel 17: Wieder vereint 

 

Das Buch

 

 

Tarzan, der legendäre Herrscher des Urwalds, bricht mit dem Abenteurer Jason Gridley nach Pellucidar auf, jener sagenumwobenen Welt im Erdinnern, die von primitiven Urstämmen, Dinosauriern und anderen urzeitlichen Bestien bevölkert wird. Im Erdkern gestrandet, hoffen sie, David Innes, den Kaiser von Pellucidar, aus den Fängen von finsteren Korsaren zu befreien... 

 

Tarzan in Pellucidar (erstmals im Jahr 1930 veröffentlicht) ist der vierte Roman der Pellucidar-Serie und das dreizehnte Tarzan-Abenteuer. Er verbindet mit atemloser Spannung die beiden Zyklen, die dem amerikanischen Schriftsteller Edgar Rice Burroughs zu Weltruhm verhalfen. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Tarzan in Pellucidar in der neuen deutschen Übersetzung von Chris Bucher. 

  Der Autor

 

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

 

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

 

 In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück), Neu-Übersetzungen des Tarzan- und des John Carter-Zyklus sowie als deutsche Erstveröffentlichung die Pellucidar-Serie.

TARZAN IN PELLUCIDAR

 

  

 

 

 

  Vorwort

 

 

Pellucidar ist, wie jeder Schuljunge weiß, eine Welt in einer Welt, und liegt auf der inneren Oberfläche unserer eigenen Erde.

Sie wurde von David Innes und Abner Perry entdeckt, als sie eine Probefahrt mit dem von Perry erfundenen mechanischen Prospektor unternahmen, mit dem sie hofften, neue Anthrazitkohlenlager zu finden. Da sie jedoch nicht in der Lage waren, die Richtung des Prospektors zu ändern, nachdem sich dieser in die Erdkruste gebohrt hatte, drangen sie fünfhundert Meilen tief ins Innere der Erde ein. Am dritten Tag ihrer Reise, Perry war wegen des aufgebrauchten Sauerstoffvorrats bereits bewusstlos, und David verlor gerade das Bewusstsein, durchbrach der Bug des Prospektors die Oberfläche der Innenwelt und die Kabine wurde mit frischer Luft gefüllt.

In den folgenden Jahren waren den beiden Forschern seltsame Abenteuer widerfahren. Perry ist nie wieder auf die Erdoberfläche zurückgekehrt, und Innes nur einmal, um dem Reich, das er im Innern der Welt gegründet hatte, die Mittel zu beschaffen, welche den primitiven Völkern von der Steinzeit in die Zivilisation des zwanzigsten Jahrhunderts zu verhelfen.

Aber was die Kämpfe mit primitiven Menschen und noch primitiveren Säugetieren und Reptilien betrifft, so war der Fortschritt des Reiches von Pellucidar in Richtung Zivilisation gering; und was das große Gebiet der inneren Welt betrifft, oder die zahllosen Millionen ihres wimmelnden Lebens aus einem anderen Zeitalter als dem unseren, so haben David Innes und Abner Perry so gut wie nie existiert.

Wenn man bedenkt, dass diese Land- und Wasserflächen auf der Oberfläche von Pellucidar in entgegengesetzter Beziehung zu den gleichen Flächen auf der äußeren Kruste stehen, kann man sich eine kleine Vorstellung von der gewaltigen Ausdehnung dieser mächtigen Welt innerhalb einer Welt machen.

Die Landfläche der äußeren Welt umfasst etwa dreiundfünfzig Millionen Quadratmeilen oder ein Viertel der gesamten Erdoberfläche, während innerhalb von Pellucidar drei Viertel der Oberfläche aus Land bestehen, so dass sich Dschungel, Berge, Wälder und Ebenen endlos über 124.110.000 Quadratmeilen erstrecken. Zudem sind auch die Ozeane mit ihrer Fläche von 41.370.000 Quadratmeilen nicht gerade klein.

Wenn wir also nur die Landfläche betrachten, haben wir die seltsame Anomalie einer größeren Welt innerhalb einer kleineren, aber grundsätzlich ist Pellucidar eine Welt, die in nahezu allem von dem abweicht, was wir von der äußeren Oberfläche als unabänderliche Naturgesetze zu akzeptieren gelernt haben.

Im genauen Mittelpunkt der Erde hängt Pellucidars Sonne, eine winzige Kugel im Vergleich zu unserer, aber groß genug, um ganz Pellucidar zu beleuchten und die vor Leben wimmelnden Dschungel mit Wärme und lebensspendenden Strahlen zu erfüllen. Da die Sonne immerwährend im Zenit steht, gibt es in Pellucidar keine Nacht, sondern eine endlose Ewigkeit von Mittag.

Da es keine Sterne gibt und die Sonne reglos am Himmel schwebt, existieren in Pellucidar auch keine Himmelsrichtungen. Ebenfalls gibt es keinen Horizont, da sich seine Oberfläche vom Beobachter aus immer in alle Richtungen nach oben wölbt, so dass ein Meer oder eine entfernte Bergkette immer weiter und weiter nach oben gehen, bis sie sich im Dunst der Ferne verlieren. Und wiederum, in einer Welt, in der es keine Sonne, keine Sterne und keinen Mond gibt, kann so etwas wie Zeit, wie wir sie kennen, nicht existieren. Und so haben wir mit Pellucidar eine zeitlose Welt, die notwendigerweise frei von jenen Plagegeistern sein muss, die uns ständig auf das »fleißige Bienchen« und auf die Tatsache aufmerksam machen, dass »Zeit Geld ist«. Während die Zeit bei uns »die Seele dieser Welt« und die »Essenz der Verträge« sein mag, ist sie in der seligen Existenz von Pellucidar nichts und eigentlich noch weniger als das.

In der Vergangenheit haben wir von der äußeren Welt dreimal Nachrichten von Pellucidar erhalten. Wir wissen, dass Perrys erstes großes Geschenk der Zivilisation an die Steinzeit das Schießpulver war. Wir wissen, dass er danach Repetiergewehre entwickelte, kleine Kriegsschiffe, auf denen Kanonen von nicht allzu großem Kaliber montiert waren, und schließlich wissen wir, dass er ein Funkgerät herstellte und perfektionierte.

Da wir Perry als Empiriker kennen, waren wir nicht überrascht, als wir erfuhren, dass sein Funkgerät auf keine bekannte Welle oder Wellenlänge der Außenwelt abgestimmt werden konnte, und es blieb dem jungen Jason Gridley aus Tarzana vorbehalten, der mit seiner neu entdeckten Gridley-Welle experimentierte, die erste Nachricht von Pellucidar aufzufangen.

Die letzten Nachrichten, die wir von Perry erhielten, bevor seine Sendungen ins Stocken gerieten und schliesslich ganz abbrachen, besagten, dass David Innes, der erste Kaiser von Pellucidar, in einem dunklen Kerker im Land der Korsaren versauerte, einen ganzen Kontinent und einen Ozean von seinem geliebten Land Sari entfernt, das auf einem großen Plateau nicht weit landeinwärts vom Lural Az liegt.

 

 

 

  Kapitel 1: Die O-220

 

 

Tarzan von den Affen hielt inne, um zu lauschen und die Luft zu schnuppern. Wären wir dabei gewesen, hätten wir nicht hören können, was er hörte, oder wir hätten es zumindest nicht deuten können. Wir hätten nichts anderes riechen können als den Modergeruch verrottender Vegetation, der sich mit dem Aroma wachsender Pflanzen vermischte.

Die Geräusche, die Tarzan hörte, kamen aus großer Entfernung und waren selbst für seine Ohren undeutlich. Er konnte sie zunächst nicht eindeutig ihrer wahren Quelle zuordnen, obwohl er den Eindruck hatte, dass sie das Kommen einer Gruppe von Menschen ankündigten.

Buto, das Nashorn, Tantor, der Elefant, oder Numa, der Löwe, mochten durch den Wald kommen und gehen, ohne mehr als das gleichgültige Interesse des Herrn des Dschungels zu erwecken, aber wenn ein Mensch auftauchte, forschte Tarzan nach, denn der Mensch allein von allen Geschöpfen bringt Veränderung und Zwietracht und Streit, wo immer er seinen ersten Fuß hinsetzt.

Da er unter den großen Affen aufgewachsen war, wusste er nicht, dass es andere wie ihn gab, darum hatte Tarzan gelernt, jedes Auftauchen dieser zweibeinigen Vorboten der Zwietracht in seinem Dschungel mit Sorge zu beobachten. Unter vielen Menschenrassen hatte er Freunde gefunden, was ihn aber nicht daran hinderte, die Absichten und Motive derer, die sein Gebiet betraten, zu hinterfragen. So bewegte er sich auch heute lautlos durch die Baumwipfel in die Richtung der Geräusche, die er gehört hatte.

Als sich die Entfernung zwischen ihm und denen, die er sich ansehen wollte, verringerte, registrierten seine scharfen Ohren sowohl das Geräusch von stampfenden, nackten Füßen als auch den Gesang der einheimischen Träger, die sich unter ihren schweren Lasten voran bewegten. Dann stieg ihm der Duft schwarzer Männer in die Nase und mit ihm, ganz schwach, die Andeutung eines anderen Geruchs. Tarzan wusste, dass hier ein weißer Mann auf Safari war, noch bevor die Spitze der Kolonne entlang des breiten, gut erkennbaren Wildpfads in Sicht kam, über dem der Herr des Dschungels wartete.

 

Fast an der Spitze der Kolonne marschierte ein junger weißer Mann, und als Tarzan ihn einen Moment lang beobachtet hatte, wie er den Pfad entlangkam, empfand der Affenmensch gewisse Sympathien für den Fremden, denn wie viele wilde Tiere und primitive Menschen besaß Tarzan einen untrüglichen Instinkt, wenn es darum ging, den Charakter von anderen Menschen richtig zu beurteilen.

Tarzan drehte sich um und bewegte sich schnell und lautlos durch die Bäume, bis er die marschierende Gruppe überholt hatte, dann ließ er sich auf den Pfad fallen und wartete auf ihr Kommen.

Als die Männer ihn sahen, blieben sie sofort stehen und begannen aufgeregt zu plappern, denn es waren Askaris, die in einem anderen Distrikt angeheuert worden waren – Männer, denen Tarzan von den Affen bisher noch nie begegnet war.

»Ich bin Tarzan«, verkündete der Affenmensch. »Was macht ihr in meinem Land?«

Sofort ging der junge Mann, der neben seinen Askaris stehen geblieben war, auf den Affenmenschen zu. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Sie sind Lord Greystoke?«, fragte er.

»Hier heisse ich Tarzan von den Affen«, antwortete der Stiefsohn von Kala.

»Dann habe ich wohl Glück«, sagte der junge Mann, »denn ich bin den ganzen Weg von Südkalifornien hergekommen, um Sie zu finden.«

»Wer sind Sie«, fragte der Affenmensch, »und was wollen Sie von Tarzan von den Affen?«

»Mein Name ist Jason Gridley«, antwortete der andere. »Und worüber ich mit Ihnen sprechen möchte, ist eine lange Geschichte. Ich hoffe, Sie finden die Zeit und die Geduld, mich zu unserem nächsten Lager zu begleiten, und mich dort anzuhören, damit ich Ihnen meine Mission erläutern kann.«

Tarzan nickte. »Im Dschungel«, sagte er, »stehen wir selten unter Zeitdruck. Wo wollen Sie Ihr Lager aufschlagen?«

»Der Führer, den ich im letzten Dorf angeheuert habe, wurde krank und ist vor einer Stunde umgekehrt. Da keiner meiner eigenen Männer mit diesem Land vertraut ist, wissen wir nicht, ob ein geeigneter Lagerplatz eine oder zehn Meilen entfernt ist.«

»Es gibt einen etwa eine halbe Meile von hier«, antwortete Tarzan, »und mit gutem Wasser.«

»Gut«, sagte Gridley, und die Safari setzte ihren Weg fort, während die Träger lachten und sangen, weil ein baldiges Lager in Aussicht war.

Erst als Jason und Tarzan am Abend ihren Kaffee genossen, kam der Affenmensch wieder auf den Besuch des Amerikaners zu sprechen.

»Und nun verraten Sie mir bitte«, sagte er, »was Sie den ganzen Weg von Südkalifornien ins Herzen von Afrika geführt hat?«

Gridley lächelte. »Nun, da ich tatsächlich hier bin«, begann er, »und Ihnen gegenübersitze, bin ich ziemlich sicher, dass Sie mich, nachdem ich Ihnen meine Geschichte erzählt habe, für ziemlich verrückt halten werden. Trotzdem bin ich von der Wahrheit meiner Geschichte absolut überzeugt, so sehr sogar, dass ich bereits eine beträchtliche Menge Zeit und Geld investiert habe, um Ihnen meinen Plan vorzuschlagen. Ich hoffe, dass Sie mir helfen werden, persönlich wie auch finanziell. Ich bin auch bereit, noch mehr Zeit und Geld zu investieren, aber unglücklicherweise kann ich nicht die gesamte geplante Expedition aus meiner eigenen Tasche bezahlen. Aber darum habe ich Sie nicht aufgesucht, weil ich das fehlende Geld bestimmt auch anderswo hätte auftreiben können. Ich glaube einfach, dass Sie besonders geeignet sind, um diese Expedition anzuführen.«

»Was auch immer die Expedition sein mag, die Sie ins Auge fassen«, sagte Tarzan, »der mögliche Gewinn muss in der Tat groß sein, wenn Sie bereit sind, so viel von Ihrem eigenen Geld zu riskieren.«

»Im Gegenteil«, antwortete Gridley, »ich gehe davon aus, dass es für keinen der Beteiligten einen finanziellen Gewinn geben wird.«

»Und Sie sind Amerikaner?«, fragte Tarzan lächelnd.

»Wir sind nicht alle geldgierig«, antwortete Gridley.

»Was ist dann der Anreiz? Erklären Sie mir den ganzen Plan.«

»Haben Sie jemals von der Theorie gehört, dass die Erde hohl ist, und in ihrem Inneren eine bewohnbare Welt existiert?«

»Diese Theorie wurde durch wissenschaftliche Untersuchungen definitiv widerlegt«, antwortete der Affenmensch.

»Aber ist sie auch zufriedenstellend widerlegt worden?«, hakte Gridley nach.

»Zufriedenstellend genug für die Wissenschaftler«, antwortete Tarzan.

»Und auch zu meiner«, erwiderte der Amerikaner, »Bis vor kurzem zumindest, als ich eine Nachricht direkt aus dem Inneren der Welt erhielt.«

»Sie überraschen mich«, sagte der Affenmensch.

»Das war ich auch, aber es bleibt nun mal eine Tatsache, dass ich mit Abner Perry von der inneren Welt Pellucidar in Funkkontakt stand und eine Kopie dieser Nachricht mitgebracht habe, wie auch eine eidesstattliche Erklärung über die Echtheit davon, unterzeichnet von einem Mann, dessen Namen Sie kennen und der zur selben Zeit bei mir war, als ich die Nachricht erhielt. Hier sind die Dokumente.«

Aus einer Mappe nahm er einen Brief, den er Tarzan reichte, und ein dickes, in Pappdeckel gebundenes Manuskript.

»Ich werde Ihnen nicht die ganze Geschichte von Tanar von Pellucidar vorlesen«, sagte Gridley, »denn es steht viel darin, was für mein Unterfangen nicht von Belang ist.«

»Wie Sie wollen«, sagte Tarzan. »Ich höre zu.«

Eine halbe Stunde lang las Jason Gridley Auszüge aus dem Manuskript vor. »Dies«, sagte er, als er die Lektüre beendet hatte, »ist es, was mich von der Existenz von Pellucidar überzeugt hat, und die unglückliche Situation von David Innes, hat mich dazu veranlasst, mit dem Vorschlag zu Ihnen zu kommen, eine Expedition zu starten, deren Zweck es sein soll, ihn aus dem Kerker der Korsaren zu befreien.«

»Und wie soll das Ihrer Meinung nach geschehen?«, fragte der Affenmensch. »Sind Sie von der Richtigkeit von Innes' Theorie überzeugt, dass es an jedem Pol einen Eingang zur inneren Welt gibt?«

»Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, was ich glauben soll«, antwortete der Amerikaner. »Aber nachdem ich diese Nachricht von Perry erhalten hatte, begann ich mit Nachforschungen. Dabei entdeckte ich, dass die Theorie einer bewohnbaren Welt im Mittelpunkt der Erde mit Öffnungen an beiden Polen nicht neu ist und dass es viele Beweise gibt, die sie unterstützen. Ich fand eine vollständige Darstellung dieser Theorie in einem Buch, das um 1830 herum geschrieben wurde, und ebenso in einem anderen Werk aus neuerer Zeit. Darin fand ich eine vernünftige Erklärung für viele bekannte Phänomene, die von der Wissenschaft bisher nicht hinreichend bewiesen wurden.«

»Zum Beispiel?«, fragte Tarzan.

»Nun, zum Beispiel berichten praktisch alle Arktisforscher von warmen Winden und Meeresströmungen, die aus dem Norden kommen. Sie fanden grüne Triebe und Äste, die von Norden nach Süden trieben, weit jenseits der Breitengrade, wo Bäume wachsen sollten.

Dann gibt es noch das Phänomen der Nordlichter, die im Sinne von David Innes’ Theorie als Lichtstrahlen der zentralen Sonne der inneren Welt erklärt werden könnte, die gelegentlich durch die Nebel- und Wolkenbänke über der polaren Öffnung brechen. Weiter gibt es die Pollen, welche den Schnee und das Eis in bestimmten Teilen der Polarregionen bedecken. Diese Pollen können von keinem anderen Ort als der Innenwelt stammen. Abschliessend bleiben noch die Behauptungen der nördlichen Eskimostämme, die sagen, dass ihre Vorfahren aus einem Land weit im Norden stammen.«

»Haben nicht Amundsen und Ellsworth während der Norge-Expedition die Theorie von einer Öffnung am Nordpol endgültig widerlegt, und sind nicht mehrere Flüge über einen beträchtlichen Teil der bisher unerforschten Regionen in Polnähe gemacht worden?«, fragte der Affenmensch.

»Die Antwort darauf lautet, dass die Polaröffnung so immens ist, dass ein Schiff, ein Luftschiff oder ein Flugzeug eine kurze Strecke über den Rand eintauchen und zurückkehren könnte, ohne sich der Tatsache bewusst zu sein. Die haltbarste Theorie ist jedoch, dass die Forscher in den meisten Fällen nur dem äußeren Rand der Öffnung gefolgt sind, was weitgehend die eigentümliche und rätselhafte Wirkung von Kompassen und anderen wissenschaftlichen Instrumenten an Punkten in der Nähe des sogenannten Nordpols erklären würde – Dinge, die alle arktischen Forscher bisher sehr verwirrt haben.«

»Sie sind also überzeugt, dass es nicht nur eine innere Welt gibt, sondern dass es am Nordpol gar einen Eingang zu ihr gibt?«, fragte Tarzan.

»Von der Existenz einer Welt im Innern bin ich überzeugt, von der Polaröffnung jedoch noch nicht«, antwortete Gridley. »Ich kann nur sagen, dass es meiner Meinung nach genügend Beweise gibt, um die Organisation einer Expedition zu rechtfertigen, wie ich sie vorgeschlagen habe.«

»Angenommen, es gibt am Nordpol eine Öffnung in diese innere Welt, mit welchen Mitteln wollen Sie sie entdecken und erforschen?«

»Das praktischste Transportmittel, das für meinen Plan in Frage käme, wäre ein speziell konstruiertes Luftschiff, das nach dem Vorbild des modernen Zeppelins gebaut ist. Ein solches Schiff, das mit Heliumgas betrieben wird, würde einen höheren Sicherheitsfaktor aufweisen als jedes andere uns zur Verfügung stehende Transportmittel. Ich habe viel darüber nachgedacht und bin mir sicher, dass, wenn es eine Polaröffnung gibt, die Hindernisse, die sich uns bei einem Versuch, in die innere Welt zu gelangen, in den Weg stellen würden, weitaus geringer wären als die, mit denen die Norweger bei ihrer berühmten Expedition über den Pol nach Alaska zu kämpfen hatten. Für mich steht außer Frage, dass sie einen großen Umweg machen mussten, als sie dem Rand der polaren Öffnung folgten, und dabei eine viel größere Strecke zurücklegten, als wir zurücklegen müssten, um einen einigermaßen sicheren Ankerplatz unter dem kalten, polaren Meer zu erreichen, das David Innes nördlich des Landes der Korsaren entdeckte, bevor er schließlich von ihnen gefangen genommen wurde.

»Das größte Risiko, dem wir uns aussetzen müssten, wäre, dass wir nicht mehr zur Oberwelt zurückkehren könnten, weil uns das Heliumgas ausgehen könnte, das für den Betrieb des Luftschiffes nötig ist. Aber das ist nur dasselbe Risiko auf Leben und Tod, das jeder Entdecker und Forscher bereit sein muss, auf sich zu nehmen. Wenn es nur möglich wäre, eine Hülle zu bauen, die gleichzeitig leicht und robust genug ist, um dem atmosphärischen Druck standzuhalten, könnten wir sowohl auf das gefährliche Wasserstoffgas als auch auf das seltene und teure Heliumgas verzichten und hätten ein von Vakuumtanks getragenes Schiff, dass nicht nur sicher ist, sondern auch maximalen Auftrieb hat.«

»Vielleicht ist sogar das möglich«, sagte Tarzan, der nun ein zunehmendes Interesse an Gridleys Vorschlag zeigte.

Der Amerikaner schüttelte den Kopf. »Es mag eines Tages möglich sein«, sagte er, »aber im Moment nicht mit irgendeinem uns bekannten Material. Jeder Behälter, der stark genug ist, um dem atmosphärischen Druck eines Vakuums standzuhalten, wäre viel zu schwer, als dass das Vakuum ihn heben könnte.«

»Vielleicht«, sagte Tarzan, »vielleicht aber auch nicht.«

»Was meinen Sie damit?«, fragte Gridley.

»Was Sie gerade gesagt haben«, antwortete Tarzan, »erinnert mich an etwas, das mir ein junger Freund kürzlich erzählt hat. Erich von Harben ist selbst so etwas wie ein Wissenschaftler und Entdecker, und als ich ihn das letzte Mal sah, war er gerade von einer zweiten Expedition in die Wiramwazi-Berge zurückgekehrt, und berichtete mir von einem Stamm, der an einem See lebte, der Kanus aus einem Metall benutzte, das offenbar so leicht wie Kork und stärker als Stahl war. Er hat einige Proben dieses Metalls mitgebracht, und als ich ihn das letzte Mal sah, führte er einige Experimente in einem kleinen Labor durch, das er in der Mission seines Vaters eingerichtet hat.«

»Wo ist dieser Mann?«, fragte Gridley.

»Dr. von Harbens Mission liegt im Urambi-Land«, antwortete der Affenmensch, »etwa vier Tagesmärsche westlich von unserem jetzigen Standort.«

Bis tief in die Nacht hinein besprachen die beiden Männer die Pläne für das Projekt, denn Tarzan war nun sehr interessiert, und am nächsten Tag kehrten sie in das Urambi-Land und zu von Harbens Mission zurück, wo sie am vierten Tag ankamen und von Dr. von Harben und seinem Sohn Erich sowie von dessen Frau, der schönen Favonia von Castrum Mare, begrüßt wurden.

Es ist nicht meine Absicht, Sie mit einer Aufzählung der Einzelheiten der Organisation und Ausrüstung der Expedition nach Pellucidar zu ermüden, obwohl der Teil, der sich auf die Suche und die Entdeckung der einheimischen Mine bezieht, die das bemerkenswerte Metall enthält, das jetzt als Harbenit bekannt ist, so voll von Abenteuern und Aufregung war, durchaus einen eigenen Band wert wäre.

Während Tarzan und Erich von Harben die Mine ausfindig machten und das Metall an die Küste transportierten, war Jason Gridley in Friedrichshafen, um sich mit den Ingenieuren der Firma zu beraten, die er für den Bau des speziell konstruierten Luftschiffs ausgewählt hatte, mit dem versucht werden sollte, die innere Welt zu erreichen.

Die von Jason Gridley nach Friedrichshafen gebrachten Harbenit-Proben wurden ausgiebig getestet und untersucht. Pläne wurden gezeichnet, und als die Lieferung des Erzes eintraf, war alles bereit, um sofort mit dem Bau zu beginnen, der im Geheimen durchgeführt wurde. Sechs Monate später war das Luftschiff, das offiziell O-220 genannt wurde, flugbereit. Es wurde allgemein als nichts anderes als ein neuer Konstruktion-Typ der gewöhnlichen Luftschiffe angesehen, die bereits auf zahlreichen kommerziellen Luftstraßen Europas als Transportmittel eingesetzt wurden.

Der große zigarrenförmige Rumpf der O-220 war 997 Fuß lang und hatte einen Durchmesser von 150 Fuß. Das Innere des Rumpfes war in sechs große, luftdichte Kammern unterteilt, von denen sich drei über die gesamte Länge des Schiffes oberhalb der Mittellinie und drei darunter befanden. Im Inneren des Rumpfes und entlang jeder Seite des Schiffes, zwischen den oberen und unteren Vakuumtanks, befanden sich lange Gänge, in denen die Motoren und Pumpen sowie die Benzin- und Ölvorräte untergebracht waren.

Die Anordnung des Maschinenraums im Innern des Schiffs wurde durch die Ausschaltung des Brandrisikos ermöglicht, das bei Luftschiffen, die für ihren Auftrieb auf Wasserstoffgas angewiesen sind, eine allgegenwärtige Gefahrenquelle darstellt, sowie durch die absolut feuerfeste Konstruktion der O-220, bei der mit Ausnahme einiger Kabineneinbauten und Möbel alle Teile aus Harbenit bestanden. Das Metall wurde, mit Ausnahme bestimmter Buchsen und Lager in Motoren, Generatoren und Propellern, durchgängig verwendet.

Die Motoren- und Treibstoffgänge an Backbord und Steuerbord waren durch zwei Querkorridore miteinander verbunden, von denen einer nach vorn und einer nach achtern führte. Diese Querkorridore durch jeweils durch zwei Steigschächte unterbrochen, die sich von der Unterseite des Schiffes nach oben erstreckten.

Der obere Ausgang des vorderen Steigschachts endete in einer kleinen Geschütz- und Beobachtungskabine an der Spitze des Schiffes. Von hier aus verlief ein schmaler Gang von der vorderen Kabine zu einem kleinen Turm in der Nähe des Hecks des Schiffes, wo Vorrichtungen befestigt waren, wo ein Maschinengewehr montiert werden konnte.

Die Hauptkabine verlief entlang des Kiels und war direkt mit dem Rumpf verbunden. Wegen dieser völlig statischen Konstruktion, die eine Aufhängung der Kabine über den Rumpf unnötig machte, war die O-220 mit einem Fahrwerk in Form von sechs großen, schwer bereiften Rädern ausgestattet, die unter dem Boden der Hauptkabine hervorstanden. Am äußersten Heck der Kielkabine war ein kleines Aufklärungsflugzeug angebracht, dass durch den Schiffsboden herabgelassen und gestartet werden konnte, während die O-220 flog.

Acht luftgekühlte Motoren trieben ebenso viele Propeller an, die paarweise auf beiden Seiten des Schiffes angeordnet und so versetzt waren, dass die Luft der vorderen Propeller die der hinteren nicht beeinträchtigte.

Die Motoren, die 5600 Pferdestärken entwickelten, konnten das Schiff mit einer Geschwindigkeit von 105 Meilen pro Stunde vorantreiben.

Bei der O-220 bestand der gewöhnliche Axialschaft, der über die gesamte Länge des Schiffes durch die Mitte verläuft, aus einem Harbenit-Rohr, von dem kleinere Streben wie die Speichen eines Fahrrades zu den röhrenförmigen Trägern abzweigten, an die die Harbenitplatten der äußeren Hülle geschweißt waren.

Aufgrund der extremen Leichtigkeit von Harbenit betrug das Gesamtgewicht des Schiffes 75 Tonnen und der Gesamthub der Vakuumtanks 225 Tonnen.

Um das Schiff manövrieren und landen zu können, war jeder der Vakuumtanks mit einer Reihe von acht Luftventilen ausgestattet, die von der Steuerkabine am vorderen Ende des Kiels aus bedient wurden, während sechs Pumpen, drei in den Steuerbord- und drei in den Backbord-Maschinenkorridoren, die Luft aus den Tanks ablassen sollten, wenn es notwendig wurde, das Vakuum zu erneuern. Spezielle Seiten- und Höhenruder wurden ebenfalls von der vorderen Steuerkabine, wie auch von einer Hilfsposition achtern im Backbord-Maschinengang aus bedient, sollte die Ruderanlage der Steuerkabine aus irgendeinem Grund ausfallen.

In der Hauptkabine im Kiel befanden sich die Quartiere für die Offiziere und die Besatzung, der Geschütz- und Munitionsraum, der Proviantraum, die Kombüse, zusätzliche Benzin- und Öllagertanks sowie Wassertanks, wobei letztere so konstruiert waren, dass ihr Inhalt im Notfall sofort entleert werden konnte, während ein Teil der Benzin- und Öltanks Abwurftanks waren, die in extremen Notfällen durch den Schiffsboden abgeworfen werden konnten, falls es notwendig war, das Gewicht der Ladung sofort zu reduzieren.

Dies war also, kurz gesagt, das große, steuerbare Luftschiff, in dem Jason Gridley und Tarzan von den Affen hofften, am Nordpol den Eingang zur inneren Welt zu entdecken und David Innes, den Kaiser von Pellucidar, aus den Kerkern der Korsaren zu befreien.

 

 

 

  Kapitel 2: Pellucidar

 

 

An einem klaren Junimorgen, kurz vor Tagesanbruch, bewegte sich die O-220 langsam aus eigener Kraft aus ihrem Hangar. Voll beladen und ausgerüstet, sollte sie ihren Testflug unter den gleichen Lastbedingungen absolvieren, wie sie auf ihrer langen Reise herrschen würden. Die drei unteren Tanks waren noch mit Luft gefüllt und sie führte einen Überschuss an Wasserballast mit sich, der ausreichte, um ihr Eigengewicht zu überwinden, so dass sie sich sicher und leicht über den Boden bewegen konnte, und dabei fast so einfach gesteuert werden konnte, wie ein Automobil.

Als sie ins Freie kam, begannen ihre Pumpen, die Luft aus den drei unteren Tanks zu treiben. Gleichzeitig wurde ein Teil des überschüssigen Wasserballasts langsam abgelassen, und augenblicklich hob das riesige Schiff langsam und anmutig vom Boden ab.

Das gesamte Personal der Schiffsbesatzung während des Testfluges war das gleiche, das für die Expedition ausgewählt worden war. Zuppner, der zum Kapitän gewählt worden war, hatte die Konstruktion des Schiffes geleitet und war maßgeblich an der Gestaltung beteiligt gewesen. Die beiden Maate von Horst und Dorf waren Offiziere der kaiserlichen Luftstreitkräfte gewesen, ebenso wie der Navigator, Leutnant Hines. Hinzu kamen zwölf Ingenieure und acht Mechaniker, ein afrikanischer Koch und zwei philippinische Kajütenjungen.

Tarzan war der Kommandant der Expedition, mit Jason Gridley als seinem Leutnant, während die Kampftruppe des Schiffes aus Muviro und neun seiner Waziri-Krieger bestand.

Als sich das Schiff anmutig über der Stadt erhob, konnte Zuppner, der am Steuer saß, seine Begeisterung kaum zügeln.

»Das ist das fantastischste Schiff, das ich je gesehen habe!«, rief er aus. »Es reagiert auf die leichteste Berührung.«

»Das erstaunt mich nicht«, sagte Hines. »Ich wußte, dass es sich gut steuern würde. Warum bloss haben wir doppelt so viele Besatzungsmitglieder wie nötig?«

»Immer dasselbe mit Ihnen, Leutnant«, sagte Tarzan lachend. »Glauben Sie bloss nicht, dass ich auf eine so große Mannschaft bestanden habe, weil ich dem Schiff nicht vertrauen würde. Wir begeben uns in eine fremde Welt. Wir werden vielleicht eine lange Zeit unterwegs sein. Wenn wir unser Ziel erreichen, wird es zu Kämpfen kommen, wie jedem von euch Männern, die sich freiwillig gemeldet haben, mehrfach mitgeteilt wurde. Wir mögen zwar doppelt so viele Männer haben, wie wir für die Hinreise brauchen, aber auf der Rückreise könnten wir dennoch zu wenige haben, denn nicht alle von uns werden zurückkehren.«

»Sie werden wohl recht haben«, sagte Hines. »Aber mit dem Gefühl der Sicherheit, das von diesem Schiff ausgeht, und der friedlichen Szene da unten, scheinen Gefahr und Tod weit entfernt.«

»Ich hoffe, dass dem so ist«, erwiderte Tarzan, »und ich hoffe weiterhin, dass wir vollzählig, zurückkehren werden, aber ich bin lieber auf alles vorbereitet. Darum haben Gridley und ich Navigation studiert, und wenn es möglich ist, würden wir gerne einige praktische Erfahrungen sammeln, bevor wir unser Ziel erreichen.«

Zuppner lachte. »Sie haben Sie schon ins Auge gefasst, Hines«, sagte er.

Der Lieutenant grinste. »Ich werde Ihnen alles beibringen, was ich weiß«, sagte er. »Aber ich wette um das beste Abendessen, das in Berlin serviert werden kann, dass ich, wenn dieses Schiff zurückkehrt, immer noch sein Navigator sein werde.«

»Das ist ein Fall von Kopf oder Zahl«, sagte Gridley.

»Um auf das Thema der Vorbereitung zurückzukommen«, begann Tarzan, »werde ich Sie bitten, meine Waziri den Mechanikern und Ingenieuren helfen zu lassen. Sie sind hochintelligente Männer, die schnell lernen, und wenn uns ein Unglück ereilen sollte, können wir nicht zu genug Männer haben, die mit den Motoren und anderen Maschinen des Schiffes vertraut sind.«

»Da haben Sie recht«, sagte Zuppner. »Ich werde dafür sorgen, dass das erledigt wird.«

Das große, glänzende Schiff segelte majestätisch nach Norden, Ravensburg zog unter ihm vorbei und eine halbe Stunde später lag das düstergraue Band der Donau in seinem Schatten.

Je länger sie in der Luft waren, desto begeisterter wurde Zuppner. »Ich hatte volles Vertrauen in diesen Testflug«, sagte er. »Aber dass er so perfekt verlaufen würde, hätte ich nicht gedacht, das können Sie mir glauben. Das Schiff markiert eine neue Ära der Aeronautik, und ich bin überzeugt, dass wir, lange bevor wir die vierhundert Meilen nach Hamburg zurücklegen, die volle Flugtauglichkeit der O-220 zur vollsten Zufriedenheit eines jeden von uns festgestellt haben.«

»Der Testflug sollte ja nach Hamburg und zurück nach Friedrichshafen führen», begann Tarzan, »aber warum sollten wir in Hamburg überhaupt wieder umkehren?«

Die anderen warfen ihm fragende Blicke zu, als ihnen klar wurde, worauf Tarzan hinauswollte.

»Ja, warum eigentlich?«, fragte Gridley.

Zuppner zuckte mit den Schultern. »Wir sind voll ausgerüstet und versorgt«, sagte er.

»Warum also achthundert Meilen verschwenden, um nach Friedrichshafen zurückzufliegen?«, fragte Hines.

»Wenn ihr alle einverstanden seid, werden wir weiter nach Norden fahren«, sagte Tarzan. Und so wurde aus dem Probeflug der O-220 der tatsächliche Start zu ihrer langen Reise ins Innere der Erde, und die gewünschte Geheimhaltung der Expedition war ebenfalls gesichert.

Der ursprüngliche Plan war, dem zehnten Breitengrad östlich von Greenwich nach Norden zum Pol zu folgen. Um jedoch keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, wurde eine leichte Abweichung von diesem Kurs beschlossen, und das Schiff fuhr westlich an Hamburg vorbei und über die Nordsee hinaus. Es flog weiter nach Norden, passierte Spitzbergen und schwebte schliesslich über die gefrorenen Einöden des Nordpols.

Bei einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von etwa 75 Meilen pro Stunde erreichte die O-220 gegen Mitternacht des zweiten Tages die Nähe des Nordpols, und die Aufregung stieg, als Hines verkündete, dass sie sich nach seiner Berechnung direkt über dem Pol befinden mussten. Auf Tarzans Vorschlag hin kreiste das Schiff langsam in einer Höhe von ein paar hundert Fuß über dem rauen, schneebedeckten Eis.

»Wir müssten es an den italienischen Flaggen erkennen können«, sagte Zuppner lächelnd. Aber wenn es unter ihnen noch irgendwelche Erinnerungen an die Passage der Norge gab, so waren sie durch den dicken Schneemantel wirkungsvoll verborgen.

Das Schiff flog eine Runde über dem trostlosen Packeis, bevor es seinen südlichen Kurs entlang des 170. östlichen Breitengrades aufnahm.

Von dem Moment an, als das Schiff vom Pol aus nach Süden flog, blieb Jason Gridley ständig in Hines und Zuppners Nähe und beobachtete eifrig und ängstlich die Instrumente oder starrte auf die trostlose Landschaft vor ihm. Es war Gridleys Überzeugung, dass die Polöffnung in der Nähe des 85. nördlichen Breitengrades und des 170. östlichen Längengrades lag. Vor ihm befanden sich Kompass, Aneroidbarometer, Blasenstatoskop, Luftgeschwindigkeitsmesser, Neigungsmesser, Steigungs- und Senkungsmesser, Peiltafel, Uhr und Thermometer. Aber das Instrument, das er am häufigsten betrachtete, war der Kompass, denn Jason Gridley vertrat eine Theorie, von deren Richtigkeit der Erfolg beim Auffinden der Nordpolaröffnung abhing.

Fünf Stunden lang war das Schiff stetig nach Süden geflogen, bis es den Anschein machte, nach Westen abzudrehen.

»Halten Sie das Schiff auf Kurs, Kapitän«, warnte Gridley. »Wenn ich richtig liege, fliegen wir jetzt über den Rand der Polaröffnung. Die Abweichung liegt am Kompass und nicht an unserem Kurs», fuhr er fort. »Je weiter wir diesem Kurs folgen, desto ungenauer wird der Kompass, und wenn wir uns jetzt nach oben bewegen würden, oder mit anderen Worten, geradeaus über die Polaröffnung in Richtung ihres Zentrums, würde sich die Nadel stetig im Kreis drehen. Aber wir könnten das Zentrum der polaren Öffnung nicht erreichen, da dies eine enorme Höhe erfordern würde. Ich glaube, dass wir uns jetzt am östlichen Rand der Öffnung befinden, und wenn wir vom jetzigen Kurs nach Steuerbord abdrehen, werden wir langsam nach Pellucidar vorstossen. Ihr Kompass wird jedoch für die nächsten vier- bis sechshundert Meilen nutzlos sein.«

Zuppner schüttelte zweifelnd den Kopf. »Wenn das Wetter hält, können wir es vielleicht schaffen, aber wenn der Wind zunimmt, bezweifle ich, dass ich überhaupt einen Kurs halten kann, wenn ich nicht dem Kompass folgen kann.«

»Tun Sie Ihr Bestes«, sagte Gridley, »und im Zweifelsfall drehen Sie nach Steuerbord ab.«

Die nervliche Belastung war bei allen so groß, dass stundenlang kaum ein Wort gewechselt wurde.

»Seht!«, rief Hines plötzlich aus. »Direkt vor uns ist offenes Wasser.«

»Das war natürlich zu erwarten«, begann Zuppner, »selbst wenn es keine Polaröffnung gibt, und Sie wissen, dass ich diesbezüglich skeptisch bin, seit Gridley mir zum ersten Mal seine Theorie erklärt hat.«

»Ich glaube, dass ich überhaupt der einzige hier bin, der an diese Theorie glaubt«, sagte Gridley mit einem Lächeln. »Aber bitte nennen Sie sie nicht meine Theorie, denn das ist sie nicht. Und ich wäre selbst nicht überrascht, wenn sich die Theorie als falsch herausstellen sollte. Wenn aber jemand von Ihnen in den letzten paar Stunden die Sonne beobachtet hat, werden Sie mir wohl zustimmen müssen, dass, selbst wenn es keine Polaröffnung geben sollte, wir doch ein ganzes Stück durch eine tiefe Einbuchtung in der Erdoberfläche hineingeflogen sind. Sie werden nämlich feststellen, dass die Mitternachtssonne viel tiefer steht, als sie sollte, und dass sie, je weiter wir diesem Kurs folgen, immer tiefer sinkt, bis sie ganz untergegangen ist. Wenn ich mich nicht völlig irre, werden wir kurz darauf das Licht der ewigen Mittagssonne von Pellucidar sehen.«

Plötzlich klingelte das Telefon, Hines nahm den Hörer ab und hielt ihn an sein Ohr. »Sehr gut, Sir«, sagte er nach einem Moment und hängte auf. »Das war von Horst aus der Beobachtungskabine, Kapitän. Er hat Land gesichtet, genau vor uns.«

»Land!«, rief Zuppner aus. »Das einzige Land, das laut unserer Karte in dieser Richtung liegt, ist Sibirien.«

»Sibirien liegt über tausend Meilen südlich des 85., und wir können nicht mehr als dreihundert Meilen südlich davon sein«, meinte Gridley.

»Dann haben wir entweder ein neues arktisches Land entdeckt, oder wir nähern uns den nördlichen Grenzen von Pellucidar«, schlussfolgerte Lieutenant Hines.

»Und genau das tun wir«, sagte Gridley. »Schauen Sie auf Ihr Thermometer.«

»Was zum Teufel!«, rief Zuppner aus. »Es ist nur zwanzig Grad Fahrenheit über Null.«

»Sie können das Land jetzt deutlich sehen«, sagte Tarzan. »Es sieht trist aus, hat aber hier und da ein paar kleine Schneeflecken.«

»Das entspricht dem Land, das Innes nördlich von Korsar beschrieben hat«, sagte Gridley.

Schnell wurde den anderen Offizieren und der Besatzung mitgeteilt, dass es Grund zu der Annahme gab, dass das Land unter ihnen Pellucidar war. Die Aufregung war groß, und jeder Mann, der einen Moment von seinen Pflichten freimachen konnte, begab sich auf den Steg oder spähte durch die Bullaugen, um einen Blick auf die innere Welt zu werfen.

Die O-220 bewegte sich stetig nach Süden, und gerade als der Rand der Mitternachtssonne achtern hinter dem Horizont verschwand, war das Glühen der Zentralsonne von Pellucidar deutlich sichtbar.

Die Beschaffenheit der Landschaft unter ihnen änderte sich schnell. Das karge Land war hinter ihnen verschwunden und das Schiff hatte gerade eine bewaldete Hügelkette überflogen. Vor ihm lag nun ein großer Wald, der sich immer weiter nach oben zu wölben schien, und verschwand schließlich im Dunst der Ferne. Dies war tatsächlich Pellucidar – das Pellucidar, von dem Jason Gridley geträumt hatte.

Jenseits des Waldes lag eine hügelige, mit Baumgruppen übersäte Ebene, durch die sich zahlreiche Bäche schlängelten, die auf der gegenüberliegenden Seite in einen großen Fluss mündeten.

Große Herden von Wildtieren grasten auf den offenen Weiden, und weit und breit war kein Mensch zu sehen.

»Das sieht für mich wie das Paradies aus«, sagte Tarzan. »Landen Sie hier, Kapitän.«

Langsam kam das große Schiff dem Erdboden näher, als Luft in die unteren Vakuumtanks gepumpt wurde.

Kurze Leitern wurden ausgefahren, denn die Kabine befand sich nur sechs Fuß über dem Boden, und kurz darauf stand die gesamte Schiffsbesatzung, mit Ausnahme einem Offizier und zwei Matrosen, die als Wache an Bord blieben, knietief in den üppigen Wiesen von Pellucidar.

»Ich hatte gedacht, wir sollten etwas frisches Fleisch besorgen«, sagte Tarzan. »Aber wie es scheint, hat das Schiff alles Wild verscheucht.«

»Der Menge nach, die ich gesehen habe, werden wir wohl nicht weit gehen müssen, um etwas zu erbeuten«, sagte Dorf.

»Was wir wohl jetzt am meisten brauchen, ist Ruhe«, sagte Tarzan. »Seit Wochen hat jeder Mann hier auf Hochtouren gearbeitet, um die Vorbereitungen für die Expedition abzuschließen. Ich bezweifle, dass einer von uns in den letzten drei Tagen mehr als zwei Stunden Schlaf bekommen hat. Darum schlage ich vor, dass wir hierbleiben, bis wir alle gründlich ausgeruht sind. Dann beginnen wir mit einer systematischen Suche nach der Stadt Korsar.«

Der Plan stieß auf allgemeine Zustimmung und es wurden Vorbereitungen für einen mehrtägigen Aufenthalt getroffen.

»Ich glaube, es wäre gut, strikten Befehl zu erteilen, dass niemand das Schiff, oder besser gesagt, seine unmittelbare Umgebung, ohne Ihre Erlaubnis verlässt«, sagte Gridley zu Kapitän Zuppner. »Ausserdem sollte niemandem gestattet sein, sich tief ins Umland zu wagen, außer in einer Gruppe, die von einem Offizier kommandiert wird. Denn, wie wir wissen, leben überall in Pellucidar wilde Menschen und noch wildere Tiere.«

»Ich hoffe, dieser Befehl gilt nicht für mich«, sagte Tarzan lächelnd.

»Ich glaube, dass Sie in jedem Land sehr gut auf sich selbst aufpassen können«, antwortete Zuppner.

»Und ich kann sicher allein besser jagen als mit einer Gruppe«, sagte der Affenmensch.

»Der Befehl kommt von ihnen als Kommandant«, fuhr Zuppner fort, »darum wird sich niemand beschweren, wenn Sie sich von den Bestimmungen ausnehmen. Ausserdem bin ich sicher, dass keiner von uns anderen besonders darauf erpicht ist, allein in Pellucidar herumzuwandern.«

Alle Offiziere und Männer, mit Ausnahme der Wache, die alle vier Stunden wechselte, schliefen, bis sie ausgeruht waren.

Tarzan von den Affen war der erste, der erwachte und das Schiff verließ. Er hatte die Kleidung abgelegt, die ihn belastete und störte, seit er seinen eigenen afrikanischen Dschungel verlassen hatte, um sich an der Vorbereitung der O-220 zu beteiligen. So war es kein makellos gekleideter Engländer, der aus der Kabine trat und sich auf den pellucidarischen Boden unter ihm fallen ließ, sondern ein fast nackter und primitiver Krieger, bewaffnet mit Jagdmesser, Speer, Bogen und Pfeilen und dem langen Seil, das Tarzan immer bei sich trug, denn bei der Jagd zog er die Waffen seiner Jugend den Feuerwaffen der Zivilisation vor.

Leutnant Dorf, der einzige diensthabende Offizier, sah ihn davongehen und beobachtete mit unverhohlener Bewunderung, wie der schwarzhaarige Lord des Dschungels über die offene Ebene zog und im Wald verschwand.

Es gab Bäume, die den Augen des Affenmenschen vertraut waren, und Bäume, wie er sie noch nie gesehen hatte, aber es war ein Wald, und das reichte aus, um Tarzan von den Affen anzulocken und ihn die letzten Wochen vergessen zu lassen, die er inmitten der geschmacklosen Umgebung der Zivilisation verbracht hatte. Er war auch erleichtert darüber, das Schiff verlassen zu haben, denn obwohl er alle seine Gefährten mochte, war er doch glücklich darüber, endlich allein zu sein.

In den ersten Momenten seiner neu gewonnenen Freiheit war Tarzan wie ein Junge, der aus der Schule kam. Unbehelligt von den verhassten Gewändern der Zivilisation, außer Sichtweite von allem, was ihn auch nur im Entferntesten an die Grausamkeiten erinnern könnte, mit denen der Mensch das Antlitz der Natur entstellt, füllte er seine Lungen mit der reinen Luft von Pellucidar, sprang auf einen nahen Baum und schwang sich durch den Wald. Er gab sich völlig der Freude, der Vitalität und dem freien Leben hin. Tarzan sauste durch den Urwald von Pellucidar. Seltsame Vögel, aufgeschreckt durch sein schnelles und lautloses Vorankommen, flogen kreischend aus seinem Weg und urtümliche Tiere schlichen vor ihm in Deckung. Aber Tarzan beobachtete sie kaum, er war nicht auf der Jagd, er suchte nicht einmal nach dem Neuen in dieser neuen Welt. Im Moment lebte er nur.

Von dieser Stimmung beherrscht, dachte Tarzan genau so wenig an das Verstreichen der Zeit, wie an die Zeitlosigkeit von Pellucidar selbst, dessen ewig im Zenit stehende Mittagssonne, uns von der äußeren Erdoberfläche bewusst macht, wie verrückt und vergeblich wir versuchen, die Erde in ihren Umdrehungen zu schlagen, und hektisch und gestresst durchs Leben eilen. Tarzan dachte auch nicht an Entfernungen oder Richtungen, denn solche Dinge waren selten Gegenstand bewusster Überlegungen des Affenmenschen, dessen bemerkenswerte Fähigkeit, jeder Notlage zu begegnen, er unbewusst Kräften zuschrieb, die in ihm selbst lagen, ohne daran zu denken, dass er sich in seinem eigenen Dschungel auf die freundliche Sonne und den Mond und die Sterne als Führer bei Tag und Nacht verlassen konnte, und auf die unzähligen vertrauten Dinge, die zu ihm in einer freundlichen, stimmlosen Sprache sprachen, die nur die Dschungelbewohner deuten können.

Als sich seine Stimmung änderte, verringerte Tarzan auch seine Geschwindigkeit, und bald ließ er sich bei einem auffälligen Wildpfad auf den Boden fallen. Jetzt ließ er seine Augen die neuen Wunder um ihn herum aufnehmen. Er bemerkte die Anzeichen eines hohen Alters, wie die enorme Größe der Bäume und die alten Ranken, die sich um viele von ihnen klammerten – Anzeichen eines Alters, das seinen eigenen Dschungel modern erscheinen ließen – und er staunte über die prächtigen Blumen, die überall in üppiger Fülle blühten. Dann packte ihn plötzlich etwas am Körper und riss ihn hoch in die Luft.