Taxifalle - Olaf Kretschmer - E-Book

Taxifalle E-Book

Olaf Kretschmer

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Beschreibung

Ende der 1980er-Jahre: Der mit hohen Zielen gestartete BWL-Student Marcus Meyer gerät bei einem Nebenjob als Taxifahrer in eine (Unter-)Welt von Moneten, Drogen, schnellem Sex, in der er sich zu verlieren droht ... Eine Zeitlang ist Marcus auf der Sonnenseite unterwegs, kann das Studium mit der Zeit ›auf dem Bock‹ in endlosen Nachtschichten vereinbaren, verdient mehr Geld, als er ausgeben kann, und scheint sogar seine Traumfrau gefunden zu haben. Doch wer hoch fliegt, fällt tief. Sein Charakter und die mühevoll aufgebaute Existenz werden in kurzer Zeit durch Erpressung, Abhängigkeit und die deutsche Bürokratie so nachhaltig erschüttert, dass er bald vor den Scherben seines Lebens steht. Deswegen bleibt nur der drastische Ausweg … Ein Debütroman, der Bremen von einer anderen Seite zeigt. Respektlos und derb, anzüglich und frivol. Dabei aber immer augenzwinkernd und ironisch, vor allem geistreich und witzig. Jens-Uwe Krause (Radio Bremen): ›Ich hatte selten so viel Spaß beim Lesen. Authentische Figuren in einem authentischen Umfeld.‹

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Olaf Kretschmer

 

 

 

 

Taxifalle

 

 

Bremer Viertel-Roman

 

 

 

 

Dieses Buch ist bei der Deutschen Nationalbibliothek registriert. Die bibliografischen Daten können online angesehen werden:

http://dnb.d-nb.de

Impressum

© 2. Auflage 2016 KellnerVerlag, Bremen • Boston

St.-Pauli-Deich 3 • 28199 BremenTel. 04 21 - 77 8 66 • Fax 04 21 - 70 40 58

[email protected] • www.kellnerverlag.de

Lektorat: Manuel Dotzauer & Sebastian Liedtke

Satz: Sebastian Liedtke

Umschlag: Designbüro Möhlenkamp unter Verwendung einerZeichnung von Jennifer Addens

Vignetten: Titel für nummerierte Kapitel: Jonas Ginter – Titel für benannte Kapitel und Seitenzahlen: www.pixelio.de

Foto auf Seite 1: Jonas Ginter

ISBN 978-3-95651-111-0

 

 

 

 

Für Paula und Gerhard

Der Autor

Olaf Kretschmer, geboren 1966, war 18 Jahre Reporter bei Radio Bremen. Zunächst für den Hörfunk, danach bei buten un binnen. Seit sechs Jahren arbeitet er für das NDR-Fernsehen in verschiedenen Formaten. Und dann war er noch Taxifahrer ... und zwar fünf Jahre lang, während seines Studiums. Offenbar hat das Spuren hinterlassen.

© Reimund Belling

 

 

 

 

Lesewarnung

Die in diesem Werk beschriebenen Begebenheiten entspringen allein der Fantasie des Autors. Auch wenn ich in fünf Jahren meines Lebens für alle Funktaxi-Zentralen Bremens unterwegs war, kann der Leser davon ausgehen, dass solche Vorgänge in der Realität komplett auszuschließen sind. Also die meisten jedenfalls. Eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären damit – selbstverständlich – rein zufällig.

Denn es wäre natürlich undenkbar, dass es in den 80ern tatsächlich dieses halbseidene Bremen gegeben haben könnte, das Sie möglicherweise erschrecken wird. Säufer, Prostituierte, Junkies, Schläger, Kriminelle – als Taxifahrer fährt man nicht ausschließlich die Oberen Zehntausend. Und auch die sind nicht immer angenehm.

Die eigentliche Romanhandlung ist im Präteritum geschrieben, die Kapitel sind durchnummeriert. Die im Präsens erzählten Touren unterbrechen die Handlung und sind mit einem Titel versehen. Naja ... und vielleicht basieren ein paar von diesen Touren doch auf echten Erlebnissen von Bremer Taxifahrern und mir selbst. Also einige wenige ... also alle vielleicht ...

 

 

Danksagung

Mein Dank geht an Andrea für unermüdliches Korrekturlesen, an David fürs Mutmachen und wertvolle Tipps, an Helga und Leo für Kost und Logis während einer wichtigen Schreibphase und an so manchen Bremer Taxifahrer.

»Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.«

Marcel Reich-Ranicki

 

 

Meinung zu »Taxifalle«:

»Dieser Roman beantwortet all die Fragen, die man sich als Taxi-Kunde immer schon gestellt hat. Und auch wenn die Einblicke in den Taxifahrer-Alltag teilweise erschreckend sind, hatte ich selten so viel Spaß beim Lesen. Authentische Figuren in einem authentischen Umfeld. Bremen (endlich) mal von einer anderen Seite betrachtet.«

Jens-Uwe Krause, Hörfunkmoderator Radio Bremen

»Ein Debütroman, der nicht nur Hanseaten in seinen Bann ziehen wird.«

Bettina Gößler, Weser Report

»Eins ist mal sicher: Leser dieses Buches werden nie wieder unbefangen in ein Taxi steigen.«

Thomas Kuzaj, Kreiszeitung

Radio

Wie kann man nur so weit herunterkommen? Diese vergilbte, khakifarbene Baumwolljacke, Jeans, wahrscheinlich von Aldi, der gesamte Typ einfach nur ein schmieriger Sack. Er sieht unfreundlich aus, mit einer Alkoholfahne, die mich schon am Eingang in Empfang nimmt. Wie alt mag er sein? Es gibt Menschen, bei denen das Alter nur schwer einzuschätzen ist. So um die fünfzig könnte er sein, wahrscheinlich etwas jünger, seiner Spielsucht vollkommen erlegen im Automatenkasino am Breitenweg.

Was für ein erbärmlicher Ort. Glücksspielmaschinen, auf amerikanisch getrimmt, aber ohne den dort üblichen Zughebel an der Seite. Die bunten Bildchen, die das Glück, das große Geld verheißen – der Jackpot steht heute bei über einer Million –, werden über blinkende Knöpfe gesteuert. Unrasiert, mit einer Haltung wie ein Mehlsack hängt er über den tanzenden Rädchen, die Augen gar nicht mehr interessiert am immer gleichen Drehen, die Haare fettig, als ob er sie in der Friteuse gebadet hätte. Und dann dieses charakteristische Schwarz von Daumen, Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand. Nicht, dass der Rest an ihm wirklich sauber wäre, aber das Schwarz dieser drei Finger ist tief wie die Nacht. Wie viele Münzen sind heute Abend durch diese Finger geglitten, mechanisch in den Schlitz geworfen? Diese Maschinen fressen Münzen im Akkord. Woher hat er das Geld dafür, warum hat so ein abgerissener Typ so viel Geld, dass seine Finger schwarz davon sind?

Das also ist mein Fahrgast. Meinetwegen, ich habe schon Schlimmere gefahren. Hauptsache, er kann noch zahlen. Ich hasse Fehlfahrten.

»Hallo? Ihr Taxi ist da.« Wie oft habe ich diesen Satz in den letzten Jahren Nacht für Nacht gesagt?

Keine Antwort, kein Nicken, gar nichts. Hat der Typ mich überhaupt bemerkt? Egal, raus hier, irgendwann wird er schon kommen …

Neun Jahre Wesertaxi … Damals, nach dem Zivildienst, hielt ich es für eine verdammt gute Idee, mein Geld in der »Kraftdroschke« zu verdienen. Neben dem Studium, ideal, freie Zeiteinteilung, mal mehr, mal weniger, völlig flexibel und die Kohle schwarz auf die Hand. Ich weiß auch nicht, wie das passierte. Aber aus zweimal die Woche Taxi und vier Tagen Uni wurden innerhalb weniger Monate sechs Tage Taxi – und die Universität habe ich nur noch gesehen, wenn ich jemanden hinbringen musste. Dafür ständig nachts »auf dem Bock«. Wesertaxi, das ist ein Unternehmen, ungefähr so schmierig wie der Typ, auf den ich gerade warte. Mein Boss schmiert Kneipenwirte, damit sie nur uns rufen. 80 Prozent Besoffene, alle Schichten zwar, aber ab einer gewissen Promillegrenze spielt es überhaupt keine Rolle mehr, wo du herkommst und was du bist …

Es wird Zeit, noch mal reinzugehen. Ich will hier nicht ewig warten und würde vielleicht doch ganz gerne noch ein bisschen Geld verdienen. Der Spielsüchtige hängt immer noch mit glasigen Augen über der Slot-Maschine. Ich tippe ihn an die Schulter, versuche, freundlich zu bleiben.

»Hey, ihr Taxi ist da …«

Die Antwort kehlig, gesprochen von Stimmbändern, die durch jahrelangen Alkoholmissbrauch rau wie die Mondoberfläche geworden sind.

»Ja, verdammt, ich komm gleich!«

Ich weiß genau, was das bedeutet: Es interessiert ihn einen Scheißdreck, ob ich da draußen sitze und auf ihn warte. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, in Selbstmitleid aufzugehen, weil er heute ein kleines Vermögen in der Maschine versenkt hat, ohne Sinn, ohne Verstand. Aber egal … freundlich bleiben, zur Not dreimal reingehen.

Mein Boss, der von allen nur »der Fette« genannt wird, hat da klare Anweisungen gegeben. Wer den Sud der Stadt aus den Kneipen holt, muss freundlich bleiben und darf nicht zimperlich sein. Und »der Fette« war noch nie zimperlich. Sein Geld hat er als Lude in Hamburg gemacht, bevor er in den 70er-Jahren die ersten Taxis in Bremen kaufte. Im Prinzip hat sich für ihn nicht viel verändert: Er schickt Leute auf die Straße und kassiert die meisten Prozente.

Zeit für meinen dritten Gang. Zeit für die ultimative Drohung, die Geschwindigkeit in die Sache bringt.

»Okay, ich habe jetzt lange genug gewartet, ich mach den Wecker an!«

Keine Reaktion. Aber das ist mir vollkommen egal. Ich setze mich ins warme Taxi und drücke auf die Uhr. 3,60 Mark Anfahrt. Davon gehören 40 Prozent mir. Wow, 1,44 Mark in zehn Minuten. Verdammte Scheiße, warum hab ich nur nichts Anständiges gelernt!

4,20 Mark sind auf der Uhr, als mein Fahrgast endlich aus dem Casino taumelt. Schon das Öffnen der Tür macht ihm Probleme. Muss wohl ziemlich schwierig sein, an einem Griff zu ziehen … Ich öffne die Tür von innen, und der Typ plumpst auf den Beifahrersitz. Was für eine Fahne! Normale Menschen würden sich jetzt über eine kurze Tour freuen. Aber Taxifahrer sind nicht normal, schon gar nicht, wenn sie bei Wesertaxi fahren. Sie sind Glücksspieler. Und lange Touren bedeuten viel Geld, und Geld ist der einzige Grund, warum wir diesen Scheißjob nachts machen.

»Wo soll’s denn hingehen?«

»Zum Bells!«

Zum »Bells«. Das muss man sich mal vorstellen. Das »Bells« passt prima ins Bild: eine Kneipe genauso schmierig wie der Typ, genauso schmierig wie Wesertaxi. Und was das Schlimmste ist: Es liegt etwa 150 Meter entfernt in der gleichen Straße. Hun-dert-fünf-zig Meter. Ich habe eine halbe Ewigkeit auf diesen Kerl gewartet, um ihn ein paar Häuser weit zu kutschieren. Ich fange an, den Abend zu hassen. Es ist kurz nach sieben. Meine erste Tour. Egal, die Nacht ist lang, alles kann passieren, und noch ahne ich nicht, dass ein Hauptgewinn in meinem Wagen sitzt.

Routiniert lenke ich den Mercedes-Diesel auf die Straße und gebe Gas. Komisch, dass mir Autofahren nach neun Jahren immer noch Spaß macht. Beschleunigen auf 80. Bremsen, wir sind da.

4,60 Mark auf der Uhr. Ich komme gar nicht dazu, danach zu fragen. Der Typ geht plötzlich ab wie eine Rakete, regt sich auf, fängt an zu schreien.

»Schweinerei! So bin ich ja noch nie reingelegt worden, so eine verdammte Sauerei, das ist Betrug …«

Was will der? Wo bitteschön ist das Problem?

»Arschloch, das hab ich passend, da gibt’s kein Trinkgeld.«

Es gibt Momente, da schweige ich lieber. Es geht hier um popelige 4,60 Mark. Wie oft ich schon als Arschloch tituliert wurde, kann ich nicht mehr zählen. Und doch frage ich mich, was den Typ so auf die Palme bringt.

Er zückt sein Portemonnaie und legt mir abgezählt 101,20 Mark auf die Mittelkonsole. Beim Aussteigen hat er keine Probleme. Adrenalin macht nüchtern.

Was war das jetzt?, frage ich mich und gucke staunend auf den Hunderter und das Kleingeld. Passend hat er gesagt. Mit anderen Worten: Das stimmt so! Und doch würde mich jetzt interessieren, warum da so viel Geld liegt. Die Antwort ist so banal, so unfassbar, dass mir die Geschichte hinterher bestimmt keiner glaubt. »Radio Bremen 4« ist die Antwort. Sendefrequenz: 101,2 Megahertz. Der Typ hat auf das Radio und nicht auf die Uhr geguckt. Bingo. Viertel nach sieben und den ersten Hunni netto in der Tasche. Das verspricht eine tolle Nacht zu werden …

1

Die Riffelglastür zum Aufenthaltsraum am Neustadtsgüterbahnhof (der von allen Zürich genannt wurde, weil einer der Fahrer mal gefragt hatte, was er für die Tour nach Zürich nehmen müsse, als er den Wagen in einer erfolglosen Nacht schon um Mitternacht abstellte) öffnete ich im Alter von 21 zum ersten Mal. Drei Monate hatte ich da bereits hinter mir, beim seriösen Taxi-Ruf. Aber da hat das mit der Ablöse nicht hingehauen. Normal ging so eine Schicht von sechs bis sechs, aber mein Tagfahrer kam gerne erst um sieben rein. Die Stunde um die Wechselzeit ist eine der lukrativsten, weil dann wenig Autos draußen sind. Bei Wesertaxi gibt es so ein Problem nicht, denn die Droschken sind allesamt Huren. Also kein festes Auto, sondern jeden Tag ein anderer Wagen. Beim »Fetten« konnte ich schon nachmittags um vier anfangen, weil er so gut wie nie alle 60 Taxen besetzt hatte.

Kein Wunder, wer will bei dem schon fahren? Er war nicht nur chronisch cholerisch, sondern neigte auch zu Gewalttätigkeiten. Das Wort Freundlichkeit war ihm so fremd wie einem unentdeckten brasilianischen Indianerstamm das Telefon. Wie ein König thronte er hinter seinem 70er-Jahre-Furnierschreibtisch. Die Augen klebten grundsätzlich an irgendwelchen Papieren, meist den Abrechnungen der Tagesfahrer oder gerne mal vorwurfsvolle Schreiben von der Kfz-Versicherung, weil Wesertaxi die höchste Unfallquote von allen Unternehmen der Republik vorzuweisen hatte. So war das eben, wenn demotivierte Glücksritter Autos lenkten, die ihnen nicht gehörten, um damit Geld für ein Arschloch einzufahren. Materialschonende Fahrweise gehörte da nicht zu den obersten Prioritäten.

»Was willst du hier?«, bölkte mir seine raue, vom ewigen Rauch einer immer entzündeten Zigarette in die tiefsten Oktaven des physikalisch Möglichen versetzte Stimme entgegen. Eine Respekt einflößende wuchtige Gestalt, Pranken wie ein Bauarbeiter, fleischige Lippen, Fassonschnitt à la Dieter Bohlen, ein Gesichtsausdruck, der das Vorhandensein jeglicher menschlicher Regung von vornherein ausschloss. Nein, »der Fette« war kein Menschenfreund, das war in der ersten Sekunde klar. Und in seinem Leben gab es nur einen einzigen Gott: Geld.

»Ich würde hier gerne Taxi fahren, Herr Heinken.«

Ich wusste von anderen Fahrern, dass sie ihn Heinz nannten. Ich hatte nicht die Absicht, ihm das vertrauliche Du zukommen zu lassen. Eine gewisse Distanz konnte bei solchen Menschen nicht schaden. Und das sollte sich in den kommenden Jahren auch nicht ändern. »der Fette« war für mich Herr Heinken. Was ihn natürlich nicht davon abhielt, mich zu duzen.

»Hast du ’n Schein?«

»Jepp, bin schon beim Ruf gefahren. Drei Monate bei Karsten Fiedler.«

Das war die denkbar schlechteste Einführung meiner Person. Wie sollte ich auch ahnen, dass Fiedler und Heinken schon früher im gleichen Geschäftssegment tätig waren. Der Weg vom Luden zum Taxiunternehmer schien kein ungewöhnlicher zu sein.

»Bei Karsten ...? Dann kannst du hier nicht anfangen. Das ist ’n Freund von mir, dem nehm ich keine Fahrer weg.«

Na, klasse. »Der Fette« dürfte geschätzt null Freunde auf der Welt haben. Und ich kam ausgerechnet von einem Halter, den er für seinen Freund hielt oder ihn zumindest als solchen bezeichnete. Andererseits hoffte ich, ihm intellektuell überlegen zu sein, ihm begreiflich machen zu können, dass meine Zeit bei Fiedler sowieso vorbei war.

»Ich kann ja auch zu Hansa gehen und dann in vier Wochen mal wieder vorbeigucken. Dann käme ich nicht von Fiedler. Aber bei dem fahr ich definitiv nicht mehr. Ist mir zu unzuverlässig.«

»Unzuverlässig« – ein Signalwort für den »Fetten«. Er hob zum ersten Mal den Kopf und musterte mich mit seinen graublauen Schweinsaugen, die durch tiefe Tränensäcke verziert waren. »Unzuverlässig«, das war eigentlich eine seiner Lieblingsformulierungen, wenn es um die Fahrer ging, die nicht seinen Wünschen entsprachen. Also eigentlich alle. Verbarg sich hinter diesem Bürschchen womöglich ein »zuverlässiger« Fahrer? Er senkte den Kopf zurück über die Briefumschläge mit den Einnahmen der Tagschicht.

»Na, wenn das so ist ... Ich telefonier mal mit Karsten. Du nimmst die 93. Schlüssel hängen um die Ecke am Board. Die Abrechnung schmeißt du von draußen in den Briefkasten.«

So schnell ging das. Er wollte keinen Führerschein sehen, keinen Taxischein, gar nichts. Nicht mal meine Personalien hatte er überprüft, geschweige denn, dass ich überhaupt meinen Namen hätte nennen müssen. Doch als ich sein Büro verließ, fiel es dem »Fetten« ein.

»Wie heißt du überhaupt?«

»Marcus Meyer.«

»Alles klar. Behandel den Wagen anständig! Und hier wird Funk gefahren, dass das klar ist! Wenn ich dich am Bahnhof oder am Flughafen erwische, gibt’s Ärger.«

Grob zusammengefasst war das auch schon die gesamte Unternehmensphilosophie des »Fetten«. Wenn Funktouren offen waren, dann sollte man tunlichst keine Einsteiger von der Straße mitnehmen. Die Kunden, die anriefen – zu 80 Prozent waren das Kneipenwirte, per Direktleitung mit der Zentrale verbunden –, hatten absoluten Vorrang. Das galt insbesondere für die Tage, an denen man auf der Straße richtig Geld verdienen konnte: Weihnachten, Silvester, 1. Mai ... Also an Tagen, wo einem die Fahrgäste Geldscheine auf die Motorhaube legten, damit man anhielt, um ihre vollgesoffenen Leiber nach Hause zu karren. Aber das war dem »Fetten« scheißegal, weil er weiterdachte. Wer an solch einem Tag in kurzer Zeit ein Taxi vor die Tür bekam, würde auch den Rest des Jahres genau dieses Unternehmen anrufen. Bahnhof und Flughafen passten da nicht ins Konzept. Der Bahnhof und der Flughafen riefen nicht an. Die Fahrer standen teilweise bis zu zwei Stunden da, bis sie ganz vorne landeten. Die Touren waren zwar oft weiter, aber unter dem Strich rechnete sich das nicht. Bei Wesertaxi fuhr ich in der gleichen Zeit bis zu einem Dutzend kurze Touren und hatte mit Trinkgeld deutlich mehr raus. Auch wenn’s stressig war, die Kasuffkes in ihre Heimstatt zu verfrachten … Ich fuhr lieber Funk.

2

Meine erste Schicht bei Wesertaxi verlief überaus erfolgreich. »Der Fette« hatte die Stadt in seine Hand gebracht. Insgesamt gab es in Bremen vier organisierte Taxi-Unternehmen: Weser, Roland, Hansa und den Ruf. Ein Blick auf die Heckscheibe schaffte da Klarheit. Der Ruf hatte einen roten Punkt, Hansa einen grünen, Roland einen gelben und Weser war blau. Nachts bekam die Farbgebung einen tieferen Sinn: Der rote Punkt vom Ruf deutete auf nichts anderes hin, als dass sich die Fahrer dort die Reifen eckig standen. Die Hansa-Taxen fuhren in regelmäßigen Abständen ihre Touren. Die gelben hatten einfach zu wenig Autos dafür und rissen Leerkilometer ohne Ende ab. Verkehrsregeln waren da unverbindliche Verhaltensempfehlungen. Wir mussten mit unseren blauen Punkten auf Teufel komm raus die ganze Stadt bedienen. Wie bei einer Ampel: rot gleich stehen, grün gleich fahren und gelb gleich ganz schnell fahren, damit man es noch schaffte … Und wir hatten ein Blaulicht oben drauf.

Heinkens Schmiergeldsystem funktionierte einwandfrei. Regelmäßig schickte er Walter, einen der Funker, auf Kneipentour. Der verteilte Schreibblöcke, Aschenbecher, Streichhölzer und – viel wichtiger – Briefumschläge mit Barem, damit sie nur uns bestellten. Das Personal wurde zu besonders günstigen Spezialpreisen gefahren. Und natürlich war das alles vollkommen illegal. Aber das interessierte den »Fetten« wenig. Ohnehin konnte man ihm keine allzu große Gesetzestreue bescheinigen.

Mir kam das durchaus entgegen. Er spielte nicht fair, und deshalb musste ich mit ihm auch nicht fair umgehen. Bei Weser war es Usus, jede nur mögliche Mark an ihm vorbeizuschleusen. Offiziell, oder besser gesagt halboffiziell (denn für die Steuer arbeitete ich nur maximal zwei Tage die Woche für drei- bis vierhundert Mark im Monat), bekam »der Fette« von mir 60 Prozent der Einnahmen und ich die restlichen 40. In der Realität lief es umgekehrt, denn wenn immer möglich handelte ich mit den Fahrgästen Festpreise aus und schaltete die Uhr nicht ein. Ich hatte ein Auge dafür, wem ich dieses Angebot unterbreiten konnte. Und schließlich hatten beide was davon – der Fahrgast zahlte für eine Zwölf-Mark-Tour nur einen Zehner, ich kassierte davon 100 Prozent, und »der Fette« ging leer aus. »Plattfahren« wurde das genannt. Und ich habe alles platt gemacht, was ging.

Die Sache war nicht ganz ohne Risiko. Denn Heinz Heinken ließ es sich trotz seines beträchtlichen Reichtums nicht nehmen, nachts mit seinem 500er-SL Kontrollfahrten zu machen. Das Problem: Wenn die Uhr nicht eingeschaltet war, brannte der »Geier« (so nannten wir das Taxischild). Und mit brennendem »Geier« und Fahrgästen im Auto war sofort klar, was da lief. Eigentlich gab es einen Schalter, um das Scheißding auszumachen … Aber nicht bei Wesertaxi. Denn »der Fette« wusste ganz genau, dass wir keine Gelegenheit ausließen, ihn zu bescheißen. Er rechnete aber nicht mit unserem Erfindungsgeist. Der »Geier« hatte nämlich einen Steckkontakt am Autodach, und den konnte man einfach rausziehen. Als er dahinterkam, ließ er die Leitung innen unter die Deckenverkleidung legen. Unser Konter ließ nicht lange auf sich warten, denn jede elektrische Funktion im Auto ließ sich durch das Ziehen der Sicherung lahmlegen. Und wir hatten ganz schnell raus, welche die richtige war.

Zur Kontrolle hatte »der Fette« zwei Wagen mit Sitzkontakten ausgerüstet, mit sogenannten »Schweizer Uhren«. Die zeichneten auf, ob jemand auf dem Beifahrersitz oder im Fond saß, ohne dass der Wecker eingeschaltet wurde. Natürlich war uns das bekannt, und die Autos waren entsprechend unbeliebt. Nicht nur, weil damit nichts platt zu machen war, sondern auch wegen der kleinen Extrafahrt, die jeder Fahrer damit am Ende seiner Schicht machen musste. Ein Auto mit Sitzkontakt erreicht natürlich einen viel besseren Kilometerschnitt. Mit einer normalen Taxe fuhr ich pro Kilometer etwa eine Mark ein, besser ein bisschen drüber. Das war so eine Art ungeschriebenes Gesetz. Mit einem Schnitt von 1,30 Mark brauchtest du gar nicht nach Zürich zu kommen, ohne einen körperlichen Verweis der anderen Fahrer zu riskieren. Mit einem Schnitt unter einer Mark bekam »der Fette« einen Tobsuchtsanfall. Im Wiederholungsfall verlieh er der nachfolgenden Kündigung gerne dadurch Ausdruck, dass er dem Fahrer schlicht ein paar in die Fresse schlug. Die lästige Pflicht in einem Sitzkontaktauto bestand darin, am Schichtende noch mal kurz unbesetzt nach Oldenburg oder zumindest nach Delmenhorst zu brettern … Das brachte den Schnitt wieder in Ordnung.

Schon in der ersten Nacht wurde klar, dass sich mein Gehalt gegenüber dem Ruf mehr als verdoppeln würde. In einer ganz normalen Schicht waren das 200 Mark bar auf die Kralle, ohne die Finanzbehörden zu beteiligen. Am Wochenende sogar an die 400. Mitte der 1980er-Jahre eine beachtliche Stange Geld. Und die Entscheidung, zu diesem eher zweifelhaften Unternehmen gewechselt zu haben, bereute ich deshalb nie.

Gleichzeitig führten mich meine erfahrenen, oftmals der Halbwelt entsprungenen Kollegen in die tiefere Philosophie des Taxifahrens ein. Hatte ich bis dahin noch geglaubt, dass es sich dabei um eine seriöse Dienstleistung zum Wohle des Kunden handelte, wurde ich gleich bei der ersten Abrechnung eines Besseren belehrt. Es ging nur um eins: Wie kommt das Geld, das der Mensch neben mir in der Tasche hat, in die meine?

Die erste Lektion erteilte mir Pfeife. Pfeife war eine der wirklich jämmerlichen Gestalten des Taxigewerbes, wie geschaffen für Wesertaxi. Taxifahren war eigentlich nur seine Nebenbeschäftigung. Hauptberuflich spielte er »17 und 4« und Rommé gegen hohe Einsätze. Eine durchaus übliche Berufswahl unter meinen Kollegen.

Gegen fünf Uhr morgens stellte ich meinen 190er-Mercedes in Zürich ab. Den Schlüssel hängte ich an das Board neben dem Bierautomaten – vermutlich war Wesertaxi das einzige Taxiunternehmen der Welt, das für seine Fahrer Bier bereithielt – und setzte mich an einen der Resopaltische. Rund ein Dutzend Kollegen war bereits eingerückt, und sie versuchten das, was sie von der Uhr abgelesen hatten, mit dem in Einklang zu bringen, was auf ihrem Fahrbericht stand. Da musste hier und da kräftig gefummelt werden, denn jede Funktour sollte besser auf dem Bericht erscheinen, auch wenn der Wecker nicht eingeschaltet war.

Pfeife nahm genüsslich einen Schluck von seinem Bier, bodenständiges Haake-Beck aus der Dose, guckte wie immer ein bisschen grimmig und fuhr sich durch seine eher gewagte Frisur. Ein klassischer »Vokuhila«, vorne kurz und hinten lang. Eine Kopfpracht, die in den 1980er-Jahren zwar bei manchen Menschen beliebt war, aber schon damals darauf schließen ließ, dass es sich beim Träger derselbigen nicht um einen Intellektuellen handelte. In seinem schmalen Gesicht prangte eine völlig unpassende kartoffelige Nase. Und darunter ein kleiner spitzer Mund.

»Du bist neu hier, wa?«

»Jepp, erste Schicht bei Weser«, antwortete ich wahrheitsgemäß.

»Dann muss ich dir gleich mal was beibringen«, sagte Pfeife und rückte seine Verbrecherfresse bedrohlich ein paar Zentimeter in meine Richtung. »Wenn du in deiner Karre ein Portemonnaie findest, was machst du dann?«

»Ich drücke den Funkknopf und informiere die Zentrale?«

Sein triumphaler Gesichtsausdruck sollte mir sofort verdeutlichen, dass er mich für einen absolut grünen Jungen hielt, der vom Taxigewerbe ungefähr so viel Ahnung hatte wie er selbst vom Tiere-Streicheln.

»Falsch! Du nimmst das Geld raus, und den Rest schmeißt du in die Weser.«

Eines war klar: Für einen Karmasammler hätte es hier nichts zu sammeln gegeben.

Prothese

Es gibt Kneipen, die würden normale Menschen entweder gar nicht oder allenfalls unter Zuhilfenahme eines autark mit Atemluft versorgten Ganzkörpergummianzugs betreten. Die gibt es in fast jedem Stadtteil, mal abgesehen von den Villenvierteln der oberen Zehntausend.

Eine ungewöhnlich große Ansammlung davon befindet sich in Woltmershausen, auch Pusdorf genannt, angeblich weil der Südwestwind hier immer so stark pustet. Ein Stadtteil, der sich auf der einen Seite links der Weser entlangschlängelt und auf der anderen Seite an den Neustädter Containerhafen grenzt. Um nach Pusdorf zu gelangen, muss man den Woltmershauser Tunnel passieren. Und nicht eben wenige Bremer sind der Meinung, es wäre das Beste, spätestens abends um sechs ebendort ein Rollgitter herabzulassen, weil es klüger wäre, diesen Stadtteil zumindest in der dunklen Hälfte des Tages nicht mehr betreten zu können, was auch immer einen dazu veranließe. Außerdem hätte das noch den Vorteil, dass dann auch keiner raus kann.

Die wahre Ausgeburt des Schreckens, das unschlagbar versiffteste Loch, bei dem es jedem Betrachter ein Rätsel ist, wieso das Gewerbeaufsichtsamt hier die Kneipenkonzession nicht längst entzogen hat, ist das »Kastanieneck«. Es ist nicht nur ob seines – nun sagen wir einmal – »gewöhnungsbedürftigen Interieurs« ein bemerkenswerter Ort, sondern auch wegen seiner alle Dimensionen des Menschlichen sprengenden Kundschaft. Hier wird eine gänzlich andere Sprache gesprochen als im Rest der Stadt. Allenfalls in Gröpelingen findet man eine ähnliche, durch jahrelangen Alkoholmissbrauch begünstigte Artikulation, die die Individuen, die sich dieser Art der Kommunikation bedienen, offensichtlich untereinander verstehen. Es handelt sich dabei um eine Folge verfusselt-undeutlich gegrunzter Laute, deren Gesamtausstoßzeit niemals zehn Sekunden überschreitet. Sollte es sich dabei um Sätze handeln, und davon gehe ich nach mehrmalig unfreiwilligen Zuhörens aus, dürften diese grundsätzlich aus nur einigen kurzen Wörtern bestehen. Die Vermutung, dass es sich dabei um echte Gespräche handelt, wird dadurch gestützt, dass nach einer solchen Verlautbarung oftmals mehrere Menschen gleichzeitig lachen. Dies könnte aber auch ein Trick sein, um den Beobachter hinters Licht zu führen. Ich weiß es nicht.

Wenn gelacht wird, ist übrigens alles in Ordnung. Das bedeutet, dass sich der Alkohol noch unter dem für Gewalthandlungen notwendigen Pegel befindet. Dieser ist aber oft schon am Nachmittag erreicht, dokumentiert durch etliche gebrochene Scheiben, die meist notdürftig mit Gewebeklebeband geflickt sind, und in aller Regelmäßigkeit aus der Kneipe fliegende Menschen, die ihre blutenden Nasen dann gerne auf dem Pflaster ausbremsen. Ein Unfallchirurg hätte meiner Ansicht nach in Woltmershausen gut zu tun, aber wahrscheinlich wenig Spaß an seiner Arbeit.

Aus eben diesen Gründen meide ich Pusdorf eigentlich. Allerdings hat die Sache einen Haken: Der Woltmershauser Tunnel liegt direkt neben Zürich. Und wenn ich mir in Zürich ein Taxi nehme, muss ich mich in der Zentrale anmelden. Dann weiß der Funker, dass es für mich nur ein Katzensprung in das Minenfeld alkoholisierter Vollpfosten ist, und da Reimund gerade eine Bestellung aus dem »Kastanieneck« auf dem Tisch liegen hat, teilt er mir die Tour zu.

»Du sollst dich im Spiegelsaal melden« – einer seiner Standardwitze, der gerne mit: »Ach, nicht beim Empfangschef?« beantwortet wird. Na, klasse, »Kastanieneck«. Da ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehlfahrt besonders hoch, weil die Trinker sich kurz vor Eintreffen des Wagens noch mal schnell daran erinnern, dass sie ja nur zwei Straßenecken weiter wohnen und dieser Weg bequem auf allen Vieren zu bewältigen wäre.

Leider habe ich nicht so viel Glück. Das, was ich dort abtransportieren muss, könnte in einem früheren Leben womöglich eine Frau gewesen sein. Im Moment handelt es sich dabei nur um einen dicken, hirnlosen und vollgesoffenen Klumpen Fleisch in annähernd humanoider Form, der mir auf eben beschriebene Weise irgendetwas mitteilen möchte. Vielleicht, dass es gleich kommt, vielleicht das Fahrtziel, vielleicht, dass ich gar nicht mehr benötigt werde? Letzteres wäre schön …

Der Wirt setzt dem Rätselraten ein Ende.

»Die wohnt gleich hier umme Ecke in der Huder Straße 14. Bring die bloß weg. Die nervt!«

Das sollte Warnung genug sein. Wenn die Schmerzgrenze des Wirtes im »Kastanieneck« erreicht ist, handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen ganz speziellen Fall. Als ob dieser Ort nicht prinzipiell schon speziell genug wäre …

Ich verlasse also flugsen Schrittes die Kneipe, in der Hoffnung, die Dicke möge vergessen, dass sie nach Hause will. Nach fünf Minuten Warten würde ich mich dann einfach so schnell wie möglich vom Acker machen. Aber auch dieser letzte Fluchtweg ist mir nicht vergönnt. Kurze Zeit später springt die Lokaltür mit einem lauten »Wumms« auf. Der Wirt stützt die stark Schwankende, während er sie zielstrebig in Richtung Taxi bugsiert. Gleißendes Sonnenlicht blendet ihre Augen. Sie stöhnt und hebt schützend einen Arm vors Gesicht, ist aber nicht in der Lage, ihn länger als eine Sekunde oben zu halten, bis er schlaff wieder nach unten fällt und mit einem deutlichen »Patsch« auf den wabernden Fettwülsten landet, die einstmals ihre Hüften dargestellt haben könnten.

Der Wirt öffnet die Taxitür und lässt das Ding auf den Sitz plumpsen. Schnell schiebt er die elefantösen Beine hinterher – der Mann hat offensichtlich Kraft in den Armen –, haut die Tür zu, guckt auf seine Hände und schmiert irgendeinen klebrigen Dreck in seine Hose.

Na, klasse. Das Ding suppt!

Und was die Sache nicht besser macht, es riecht auch noch. Dies wäre im »Kastanieneck« niemals aufgefallen, da der Geruch dort ohnehin außerhalb jeglicher olfaktorischen Richterskala liegt. In einem Taxi hingegen, mit gerade mal zwei Kubikmetern Atemluft, hat diese Mischung aus Schweiß, Alkohol, Ausscheidungen und Gammel eine geradezu fatale Wucht, die auch den stärksten Duftbaum an die Grenzen seines Selbstbewusstseins brächte. Zum Glück handelt es sich nur um ein paar Meter. Das nährt meine Hoffnung, die Dicke zu Hause abzuliefern, bevor sie Gelegenheit bekommt, eventuelle Flüssigkeiten, in welcher Form auch immer, in meinem Auto zurückzulassen. Zweimal abbiegen. Das war’s.

Das Ding brabbelt irgendwas, und leider habe ich keinen Übersetzer zur Hand. Es hört gar nicht auf zu brabbeln. Mit aller Konzentration versuche ich, dem speichelgesättigten Gegrunze etwas Interpretierbares zu entlocken. Ich meine die Worte »kein Geld« zu hören. Na, klasse. Da werde ich wohl auf meine 4,20 Mark verzichten müssen. Es gibt Schlimmeres.

Zum Beispiel, dass das Ding keinerlei Anstalten macht, aus meinem Auto zu steigen. Es brabbelt immer noch. Und diesmal meine ich, das Wort »Hilfe« entziffern zu können. Da wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben. Ich werde es anfassen müssen. Mit Abscheu im Blick gehe ich zur Beifahrerseite und öffne die Tür. Erst mal die Beine raus, zur Seite drehen, und dann greife ich mit beiden Händen nach den seinen – es ist irgendwie feucht – und ziehe mit all meiner Kraft geschätzte 120 Kilo aus dem Auto. Doch es ist nicht in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Ein einziges Wabern und Wabbeln in den vom deutlich mehr als ausreichenden Gewicht gebeutelten Knien versagt ihm in diesem alkoholgetränkten Zustand jegliche Körperbeherrschung. Zum Glück ist die Huder Straße sehr eng, und wir stehen direkt neben einem am Bürgersteig geparkten Mazda. Mit letzter Anstrengung wuppe ich das Ding noch mal einen halben Meter zur Seite und lege es mit dem Oberkörper auf der weinroten und unter seiner Masse ächzenden Motorhaube ab. Dienstleistung beendet. Soll es doch sehen, wie es ins Bett kommt. Das ist nicht Teil meiner Arbeit und schon gar nicht, wenn sie nicht bezahlt wird.

Erschöpft steige ich zur

»Geht in Ordnung. Warte da, du kriegst die Nächste, die kommt.«

»Nee, das vergiss mal ganz schnell. Ich mach mich auf den Weg in mein Revier. Das ist hier nicht ganz meine Kragenweite«, antworte ich und meine, im Augenwinkel irgendwas an meinem Taxi vorbeiwischen zu sehen. Ich blicke auf, aber da ist nichts. Die Dicke ist auch nicht mehr da. Wie die wohl so schnell weggekommen ist? Egal. Ich lasse den Motor an und will gerade losfahren, da klopft etwas gegen den Kotflügel. Eine blutverschmierte Hand, eine zerbrochene Zahnprothese haltend, erscheint kurz danach in Höhe des Mercedes-Sterns.

Ja, hört das denn nie auf?

Ich steige wieder aus dem Wagen. Da liegt diese entfernt menschenähnliche Gestalt in einer Lache von Blut und Erbrochenem. Beim Sturz hat sie offenbar was abbekommen. Ein Fall für den Rettungswagen. Und das kostet mindestens eine Stunde.

3

Es mochte nicht besonders ehrenwert sein, sein Gewissen an der Taxitür abzulegen und sich erst nach der Schicht wieder darum zu kümmern. Zumal es dabei auch zusehends verkümmerte. Aber das folgende Jahr war das fetteste meines Lebens.

Das hatte ich vor allem einer verwaltungstechnischen Kleinigkeit zu verdanken. Meine Hochachtung dem Sozialen Friedensdienst und seinem überaus lehrreichen zwanzigseitigen Ratgeber. Zwischen Abitur und »Zuvieldienst« – ich war wahrlich kein Freund dieser unterbezahlten Zwangsarbeit – lagen genau zwei Monate. Ich hegte ganz sicher nicht die Absicht, diese kurze Zeit mit Arbeit zu verbringen … Und doch trat ich den Weg zum Arbeitsamt an, um mich vor Antritt meiner Stelle »Arbeit suchend« zu melden. Natürlich machte sich kein Sachbearbeiter die Mühe, mir für die paar Wochen einen Job zu vermitteln. Das Risiko war dementsprechend gering. Aber die Sache hatte einen monetären Nebeneffekt nach meiner Zeit im Kindergarten. Denn nur, wer sich vor dem Zivildienst diesen Status sicherte, bekam hinterher Arbeitslosengeld, nicht etwa Sozialhilfe – das wäre ohne diesen kleinen Unterschied die Alternative gewesen. Und zwar ein volles Jahr lang.

Für die Berechnung wurde das Gehalt der letzten drei Monate zugrunde gelegt. Als Zivi bekam ich 715 Mark, damit hätte ich keinen toten Hering vom Teller ziehen können. Aber ich brachte das Kunststück fertig, mir vom Arbeitsamt den Höchstsatz auszahlen zu lassen. Dafür ließ ich mich einfach drei Monate in der Firma meines Vaters anstellen, einem kleinen Handwerksbetrieb. Ich kassierte ein exorbitantes Gehalt, das ich ihm in bar wieder auszahlte – unterm Strich war das sogar ein Steuersparmodell für ihn. Tatsächlich rührte ich nicht einen Finger, sondern fuhr längst schwarz Taxi beim Ruf.

Es war nicht einfach, meinen Vater von dieser Idee zu überzeugen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich mich 15 Jahre beim Bund verpflichtet und dort auf Staatskosten studiert. Er sprach ständig von »schnell studieren« und einem »verlorenen Jahr«. So ein Blödsinn! Das war ein gewonnenes Jahr! Das Arbeitsamt zahlte mir jeden Monat gut 2.000 Mark fürs Nichtstun. Und ich verdiente bei Weser noch mal 3.000 dazu. Jepp, ich war ein kleiner König: aß nur noch im Restaurant, brauchte in den Nachtbars der Stadt nicht jede Münze dreimal umzudrehen, und wenn das Geld alle war, reichte eine Schicht, und das luxuriöse Leben konnte weitergehen. Viel fehlte nicht zu meinem Glück, ich war eingetaucht in die halbseidene Welt der Großstadtnacht, genoss das Lotteriespiel namens »Leben«. Und bei Wesertaxi gab es in regelmäßigen Abständen Hauptgewinne.

Es war im ersten Monat, der Abend eines x-beliebigen Wochentages, als Fortuna zum ersten Mal an meine Tür klopfte. Genauer gesagt war es ein Funkspruch von Reimund aus der Zentrale, der mich zum »Saitensprung« in Schwachhausen führte. Über der Eingangstür der auf schick getrimmten Bar prangte ein großer Bass mit einer gerissenen Saite. Die Besitzer hielten das wohl für originell.

Am Nussholztresen saß eine einzige Kundin, die mit der Linken schnell noch ein paar Schluck Kaffee runterstürzte und in der Rechten routiniert eine Zigarette hielt. Ungefähr mein Alter, Anfang zwanzig, schlank – oder nein, eher hager. Sie trug ein blau-weiß quer gestreiftes Top und einen kurzen bauschigen Rock, der unterhalb ihrer Hüften in seltsam weitem Bogen Abstand von ihren Beinen nahm. Darunter blaue, wie ich zu erkennen meinte, halterlose Strümpfe. Das wirklich Bemerkenswerte aber waren ihre Augen. Gefühlt so groß wie Teetassen, ein Meer von Augen in strahlendem Blau mit langen, dunkel getuschten – und, wie ich heute weiß, falschen – Wimpern. Ein Anblick zum Versinken. Aus ihrem Mund lächelten mir zwei Reihen schiefer Zähne entgegen, die sie aber nicht entstellten. Ganz im Gegenteil. Sie gaben ihrem hübschen Gesicht das gewisse Etwas, nicht eine dieser langweiligen Schnullibacken, wie sie als Dutzendware von Illustrierten blickten.

»Das Taxi wäre da ...«

»Ja, das ist für mich«, sagte sie. »Ich muss noch eben bezahlen, und dann komme ich.«

Ich wartete, begleitete sie zum Taxi und öffnete ihr die Tür. Eine altmodische Geste, die aber bei Frauen ganz entscheidend das Trinkgeldverhalten beeinflusste.

»Wo soll’s denn hingehen?«, fragte ich, als ich hinter dem Lenkrad Platz genommen hatte.

»Zum Ostertorsteinweg.«

Eine eher kurze Tour, aber ich ahnte noch nicht, dass sie deutlich länger und eine für mein zukünftiges Leben entscheidende werden würde.

Direkt vor uns – ich stand mitten auf der Straße – parkte ein Strich-Achter-Coupé. Ein Traum von einem Auto, das mich sofort ins Schwärmen brachte.

»Wow, ist der schön! Der Schönste, den Mercedes jemals gebaut hat.« Als wir an der langgezogenen Seite der Karosse vorbeifuhren, warf ich einen kurzen Blick ins Innere. »Leider schon mit dem Vollschaumlenkrad und der Prallplatte. Ist schon der Modellgepflegte. Die mit dem weißen, dünnen Lenkrad, die sind noch schöner. Mit diesem Metallring in der Mitte für die Hupe.«

»Ah, ja ... Gefällt dir der Wagen?« Sie duzte mich.

Ich dachte einen kurzen Moment, wie bescheuert ich doch war, einer Frau vom »Männertraum Auto« vorzuschwärmen. Aber da war es schon zu spät. Beim Anblick dieses Schlittens war an Aufhören nicht zu denken.

»Gefallen ist gar kein Ausdruck. Das ist das Auto schlechthin. Da sitzt du drin wie in einem Fernsehsessel. Und auch, wenn es ein Zweitürer ist: Hinten im Fond können die Insassen ihr eigenes Fenster runterkurbeln. Das kippt dann so seitlich nach hinten rein, und wenn der Fahrer seins auch runterdreht, ist die gesamte Seite komplett offen. Und dann diese Chromleisten.«

Es gab eine Zeit, da hatten Autos noch Chrom statt Plastik. Die hatten eine Seele, nicht wie diese japanischen Reisschüsseln.

»Umdrehen!«, sagte sie kurz und bestimmt. »Ich habe mich anders entschieden. Wir fahren zur Poggenburg.«

»Das ist doch die komplett andere Richtung«, sagte ich, nur um irgendwas zu sagen. Zumal es ja völlig idiotisch gewesen wäre, die kürzere Strecke nicht durch eine längere eintauschen zu wollen.

»Ja, stimmt«, erwiderte sie. »Ich habe meine Gründe.«

Während wir also nach Osterholz fuhren – jetzt war es eine wirklich lukrative Tour – erzählte sie mir von ihren Mühen, den Führerschein zu machen. Mehr als hundert Stunden, völlig unfähiger Fahrlehrer, eigentlich sei sie total talentiert, und gerade heute sei sie durch die dritte praktische Prüfung gefallen. Das sei auch der Grund, warum sie schon am Nachmittag in der Bar saß, um ihren Ärger mit Kaffee und Cognac runterzuspülen. Jetzt aber sei sie völlig entnervt und habe eingesehen, dass das nichts wird mit dem Lappen – wie sie sagte – und dass sie jetzt aufgebe und ihr Mann (Mist! Sie hatte einen Mann!) sie ja auch weiterhin dahin fahren könne, wo sie denn mal hin und wieder hin müsse.

Als wir von der Osterholzer Landstraße in die Poggenburg einbogen, meinte sie: »Halt, hier ist es! Den hier brauch ich jetzt nicht mehr. Ich habe ihn mir bereits vor einem Jahr gekauft und ich will, dass ihn jemand bekommt, der ihn genauso liebt wie ich.«

Auf dem Eckgrundstück an der Gaststätte »Zur Poggenburg« stand ein Strich-Achter 280 C in kupferrot-metallic. Einer mit weißem Lenkrad, mit silbernem Metallreif in der Mitte. Sie öffnete ihre Handtasche, zog einen Schlüssel und den Fahrzeugbrief heraus und drückte mir beides in die Hand. Ich verstand nicht recht, was das zu bedeuten hatte. War das hier ein Verkaufsgespräch, oder hatte sie tatsächlich die Absicht, mir einen Mercedes zu schenken?

»Nu guck nicht so doof. Das ist jetzt deiner und Ende. Und nun möchte ich bitte zum Ostertorsteinweg.«

4

Wenn es einen Preis für den schlechtesten Autofahrer Bremens gegeben hätte, wäre Träne der erste Platz konkurrenzlos sicher gewesen. Eigentlich hieß er Michael. Aber Matz, einer der Funker aus der Tagschicht, hatte einst die legendäre Heldentat vollbracht, beim NDR-Wunschkonzert den Titel »Eine Träne geht auf Reisen« von Adamo zu bestellen, und das Lied wurde tatsächlich gespielt. Nicht nur im Radio, denn als der Moderator »Und jetzt gibt’s ›Eine Träne geht auf Reisen‹ für Michael, Taxifahrer aus Bremen« über den Äther verkündete, ließ Matz es sich selbstredend nicht nehmen, das über den Funkkanal zu senden. Ab da hatte Träne seinen Namen weg.

Da war er nicht der Einzige. Ich weiß nicht, warum Pfeife Pfeife hieß, aber dass er eine ziemliche Pfeife war, blieb auch Beobachtern mit wenig Menschenkenntnis nicht lange verborgen. Conrad hieß Aladin, weil er am Wochenende immer vor der gleichnamigen Diskothek im Stadtteil Hemelingen geierte. Eigentlich war es nicht erlaubt, sich direkt vor die Eingänge gut besuchter Etablissements zu stellen. Aber darauf pfiffen wir alle. Dann war da noch Franzi, der eigentlich auf den Namen Franz hörte. Nur gab es da mal die Ansage über Funk, eine Fahrerin namens Franzi Scheubacker möge sich doch bitte bei ihrer Mutter melden. Ein kleiner Lesefehler des Funkers und – peng – hatte Franzi seinen Namen weg. Bei Koslowki bin ich mir nicht so sicher, ob er wirklich Koslowski hieß oder nicht. Auf jeden Fall war er Pole und wohnte praktisch im Taxi. Er hatte den Wagen 24 Stunden am Tag und das sieben Tage die Woche. Kein besonders beliebter Kollege, weil er dazu neigte, Touren zu wuppen, sprich zu klauen.

Im Prinzip lief das so: Überall in der Stadt waren Halteplätze für die Droschken. Und wenn eine Funktour kam, ging die an den ersten am nächstgelegenen Platz. Da wir aber meistens unterwegs waren, waren die Plätze oft nicht besetzt. Zumindest nicht mit Wesertaxis. Der Ruf stand da hochkant. Und dann ging die Tour in den freien Raum.

Besonders beliebt waren Touren aus Seckenhausen. Dort gab es zwei Rotlichtbars: den »Club Passion« und den »Muschelpalast«. Eine Tour in die Innenstadt lag so um die 30 Mark und war entsprechend begehrt. Zumal es sich bei der Kundschaft meist um gut betuchte Geschäftsleute handelte, mit entsprechendem Trinkgeldpotenzial, oder zahlungskräftige Männer aus der Halbwelt oder, noch besser, um die Nutten selbst. Die sparten nie mit Trinkgeld.

Koslowki war seltsamerweise fast immer, wenn eine Tour für Seckenhausen ausgerufen wurde, in der Nähe. In Brinkum, in Weyhe oder zumindest im Ortsteil Kattenturm, ganz am Rand von Bremen. Prüfen konnte das keiner, das war reine Vertrauenssache. Aber Koslowski konnte man nicht trauen. Mehr als einmal passierte es mir, dass ich solch eine Tour nicht bekam, obwohl ich in aussichtsreicher Position war, nur weil er näher dran zu sein behauptete. Wenn ich dann in Richtung Innenstadt fuhr, kam mir Koslowski mit geschätzten 120 Sachen entgegen. Oder anders ausgedrückt: Der Typ log, dass sich die Balken bogen. Wenn ich ihn dabei erwischte, gab es natürlich ein Problem für ihn. Ich ließ mir nicht einfach so eine Tour wuppen. Und die entsprechende Antwort war dann eine Anforderung für Koslowski in Oldenburg, in Bremerhaven oder in minder schweren Fällen in Bremen-Nord. Bei Weser konnte man nämlich einen speziellen Fahrer bestellen. Da reichten ein kleiner Gang in die nächste Telefonzelle und die Worte: »Der Koslowski soll mich bitte in Bremerhaven abholen. Rickmerstraße 13 bei Bennickendorf.« Schon war er eine Stunde beschäftigt und versaute sich gründlich den Kilometerschnitt.

Ich selbst wurde »Haftschale« genannt. Den Namen hatte mir Reimund verpasst, als ich anfing, in der Betriebssportmannschaft von Weser Fußball zu spielen. Damals wechselte ich von Brille auf Kontaktlinsen, wegen der Kopfbälle. Und Reimund war nicht nur Funker, sondern auch der Betreuer des Teams.

Träne lernte ich kennen, als ich meinen Strich-Achter in Bremen-Osterholz abholen wollte. Man konnte ihn nur als absolut harmlos, gutmütig und ein wenig tumb bezeichnen. Eine echte Trantüte. Mitte 20, der Körper im Mittelbereich schon deutlich aus den Fugen geraten, wulstige Lippen, dunkles lockiges Haar, das meist feucht-fettig an seinem Kopf klebte und bereits lichter zu werden begann. Wir vereinbarten einen Festpreis von 15 Mark. Untereinander fuhren wir uns grundsätzlich zu Spottpreisen, an denen »der Fette« natürlich nicht partizipierte. Und so kam ich in das zweifelhafte Vergnügen, in einem von Träne gelenkten Auto zu sitzen.

Seine Fahrweise entsprach zu 100 Prozent seinem langsamen und schlichten Naturell. Beschleunigen war ein absolutes Fremdwort für ihn. Und Schalten kam seinen Neigungen ganz und gar nicht entgegen, weder geistig noch technisch. Wenn er den Diesel in einer gefühlten Unendlichkeit im ersten Gang auf 50 Stundenkilometer gebracht hatte – dass der Motor dies überlebte, war einzig und allein den Konstruktionsfähigkeiten deutscher Maschinenbauingenieure zu verdanken, die offenbar mit Missbrauch ihrer Produkte rechneten –, wechselte er endlich in den für ihn ultimativ letzten, also den zweiten Gang. Mit diesem quälte er dann den Wagen, stoisch 52 Kilometer pro Stunde fahrend, durch die Stadt. Der Motor quittierte mit einem ständig hochtourigen Jaulen, das normale Fahrer nur für Sekundenbruchteile wahrnehmen, weil sie dann ja in den Dritten oder Vierten wechseln. Nicht so Träne. Den dritten und vierten Gang eines auf Dauer von Träne gesteuerten Taxis hätte »der Fette« auch nach einer Laufleistung von mehreren 100.000 Kilometern mit Fug und Recht als neuwertig verkaufen können. Ich bezweifelte allerdings, dass dies ein Vorteil gewesen wäre.