Terras Zukunft: Die Formel - Klaus Kandel - E-Book

Terras Zukunft: Die Formel E-Book

Klaus Kandel

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Beschreibung

Immer wieder entgleidet ihm die Formel. Bei 'Chez Charlie' kritzelt Herr Davies andauernd Bruchstücke aus seinen Erinnerungen auf einen Notizblock. Und läßt die Seiten frusriert auf demTresen liegen ... Die Barkeeper sammeln die Skizzen und bewahren sie auf. Die Empfangsdame des Hotels bemerkt dies und bittet um eine der Seiten. Ungläubig erkennt sie die dort niedergeschriebene Formel und ergänzt sie größtenteils mit roter Tinte. Anschließend bittet sie die Keeper das Blatt Herrn Davies wieder hinzulegen. Seine Fomel ist fast vollständig! Nur ein Geanke plagt ihn, wer ist die Empfangsdame?

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Sie hieß Andrea Liehl, 31 Jahre, unverheiratet, alleinstehend, keine Haustiere. Doktor der Physik und seit ein paar Tagen überraschend arbeitslos.

Wie kam es nur dazu? Vielleicht hätte sie dem elenden Kerl nicht umgehend die Nase brechen sollen?

Andererseits, sie handelte völlig impulsiv aus der Situation heraus. Wenn sie daran dachte, wurde sie immer noch stink wütend und würde in der gleichen Lage wiederum genauso handeln.

Sie versuchte, sich noch einmal den gesamten Vorfall, welcher zu ihrer Entlassung führte, ins Gedächtnis zurückzurufen.

Vor ein paar Tagen saß sie, über die Tastatur ihres Computers gebeugt, konzentriert arbeitend an ihrem Schreibtisch. Dann, die Umgebung um sie herum vor ihr verschwand. Sie saß wo? ... in einem Kontursitz? ... eine dunkelblaue Uniform tragend, wieso ... wer war sie? Vor ihr Personen an unbekannten

Steuerpulten sitzend, großflächige Bildschirme ... unscharf, kaum etwas zu erkennen. Unversehens zerriss das Bild, ein Blitz, von oben nach unten zuckend, sie ebenfalls mit zerreißend. Alles blutrot, in eine absolute Schwärze übergehend. Eine Vision, eine

Erinnerung? Gleich darauf zeigte ihr Monitor nichts als die üblichen Formeln. Was geschah mit ihr? Was bedeutenden diese immer öfters wiederkehrenden, völlig unerklärlichen, nahezu hypnotischen Tagträume?

Während sie noch geschockt nachdachte, erschrak sie zutiefst.

Sie spürte eine Hand in ihrer Bluse, welche ihre linke Brust, kaumeine Sekunde lang, kräftig drückte. Im ersten Moment war sie starr vor Schreck, sodass es eine längere Zeit dauerte, bevor sie aufblickte. Sie sah noch, wie sich ihr direkter Vorgesetzter, der feine Herr Gruppenleiter entfernte, ohne sich umzudrehen, und sich benahm, als ob nichts geschehen wäre. Nach einigen Augenblicken erhob sie sich und eilte dem Mann mit raschen Schritten hinterher. Sie tippte ihm kräftig auf die Schulter und als dieser sich umdrehte, schlug sie mitten in das höhnisch grinsende Gesicht.

Dabei traf sie voll die Nase, welche umgehend stark zu bluten anfing.

Dem knackenden Geräusch nach, hatte sie ihm das Nasenbein gebrochen.

Der Kerl begann sofort vor Schmerz zu schreien, seine Nase blutete heftig, und er beschuldigte sie, ihn völlig zu Unrecht geschlagen zu haben. Der Abteilungsleiter, durch Kollegen herbeigerufen, stand ratlos daneben. Der Angegriffene log ungeniert, dass er nichts getan, sie nicht berührt hätte und überhaupt ...

Aber zu dessen Pech gab es einen Zeugen. Gerade als der Chef ihm Glauben schenken wollte, näherte sich ein älterer Mitarbeiter und bat ums Wort.

»Er lügt! Von meinem Programmierplatz aus, sah ich es genau! Herr Meier schlich sich leise an und griff Frau Liehl blitzschnell von hinten in die Bluse und entfernte sich eilig, betont harmlos dreinsehend. Ich kann das jederzeit bezeugen!«

Woraufhin der Chef umgehend entschied:

»Frau Dr. Liehl, Herr Meier, bitte kommen Sie beide mit ins Personalbüro!«

*

Herrn Meier wurde umgehend fristlos gekündigt. Mit ihr einigte man sich mit auf eine Kündigung in gegenseitigem Einvernehmen und einer großzügigen Abfindung. Zudem erhielt Sie ein ausgezeichnetes Zeugnis.

Was nichts half, denn wo immer sie vorsprach, setzte sich die zukünftige Personalabteilung, natürlich nicht offiziell, mit ihrem vorherigen Arbeitgeber in Verbindung. Nein danke, auch wenn man ihr dies nicht sagte, aber eine derart schlagkräftige Mitarbeiterin wollte niemand einstellen.

Die Stelle ist leider bereits besetzt, überqualifiziert, und was man sich noch so einfallen lassen ließ.

Frustriert gab sie auf.

Ihr Blick fiel auf eine Stellenanzeige in ihrer Tageszeitung.

»Dreisternehotel sucht eine Empfangsdame. Sicheres Auftreten und Kenntnisse in Englisch erwünscht. Bereitschaft zur Schichtarbeit. Quereinsteiger willkommen, sorgfältige Einarbeitung wird geboten. Des Weiteren bieten wir ...«

Warum nicht? Einmal was anderes. Über den Vorfall mit dem Dreckskerl würde mit der Zeit Gras wachsen. Außerdem, statt mit Rechnern, trockenen Zahlen und Diagrammen, Überstunden bis tief in die Nacht, schien ihr der bisher eingeschränkte Umgang mit Menschen, zumindest vorübergehend, sicherlich vielseitiger und abwechslungsreicher.

Kurz entschlossen griff sie zum Telefon.

*

Zwei Tage später betrat sie die Empfangshalle des Hotels, welches ihr zukünftiger Arbeitsplatz werden sollte. Selbstsicher schritt sie zur Rezeption.

Die Empfangsdame begrüßte sie ausgesprochen freundlich.

»Guten Tag, was kann ich für Sie tun?«

»Mein Name ist Andrea Liehl, ich bin mit Herrn Gunter Berger zu einem Vorstellungsgespräch verabredet.«

»Bitte nehmen Sie dort drüben für ein paar Minuten Platz. Ich benachrichtige sofort den Hotelier!«

Die Empfangsdame zeigte auf eine in der Nähe stehende Sesselgruppe.

Sie setzte sich und sah sich gründlich um. Ein geschmackvoll eingerichteter Raum, nicht zu überladen, ansprechend gestaltet, dabei einen vornehm gediegenen Eindruck vermittelnd.

In dieser Umgebung würde sie sich sicherlich wohlfühlen. Zu längeren Betrachtungen kam sie nicht.

Ein Mittfünfziger, grau meliert, einen dunklen Anzug mit dazu passender Krawatte tragend, geschätzte einen Meter achtzig groß, stand vor ihr.

»Frau Liehl? Ich heiße Gunter Berger und bin der Hotelier.«

Schnell erhob sie sich und reichte ihm die Hand. Dabei stellte sie fest, dass sie ihm, zumindest was die Größe anbetraf, ebenbürtig war. Aber ansonsten ...?

Ihr zukünftiger Arbeitgeber strahlte eine beruhigende Gelassenheit aus, wie über den Widrigkeiten des Lebens stehend.

Der Mann beeindruckte sie vom ersten Moment an. Das war keiner der stets hektisch agierenden, häufig cholerisch auftretenden Chefs.

»Bitte kommen Sie in mein Büro.« Er schritt voran und hielt ihr, dort angekommen, höfflich die Tür auf.

Sie schaute in ein geräumiges Zimmer mit einem Schreibtisch zur Linken und mit einer um einen runden Tisch angeordneten Sitzgruppe.

Er wies auf einen der Stühle und forderte sie zum Platz nehmen auf.

Als sie saß, setzte er sich ihr gegenüber und betrachtete sie wohlwollend.

»Ihre Bewerbung hat mich angesprochen. Selbstverständlich informierte ich mich bei ihrem bisherigen Arbeitgeber. Die Personalabteilung war des Lobes voll, meinte aber auch, dass nach dem bedauerlichen Vorfall Ihnen eine weitere Beschäftigung in dieser Umgebung nicht mehr zuzumuten sei. Früher oder später würde man sie schneiden oder mobben. Hier können Sie ihre Vergangenheit vergessen und etwas Neues anfangen. Wenn Sie einverstanden sind, gebe ich Ihnen gleich den Vertrag mit. Lesen Sie ihn in aller Ruhe durch. Wenn Sie annehmen, erfolgt eine zweiwöchige Einweisung in sämtlichen Bereichen des Hauses mit Ausnahme der Bar. Diese befindet sich zwar in unseren Räumen, wird aber von einer externen Gesellschaft geführt, welche auf Bars spezialisiert ist. Heben sie noch Fragen?«

»Ja. Kann ich bitte den Vertrag gleich hier durchlesen?

Vermutlich gelangen wir dann umgehend zu einem Abschluss. Ginge das?«

»Gerne. Bleiben Sie sitzen, ich lasse Kaffee und belegte Brote kommen. Haben Sie diesbezüglich einen besonderen Wunsch?«

»Nein danke! Alles bestens!«

»Gut. Nehmen Sie sich Zeit! Bis nachher!«

Der Hotelier erhob sich und ging. Keine zwei Minuten später kam eine nette Servierdame und brachte ein Tablett mit einer Kanne Kaffee und mehreren belegten Brötchen. Lecker!

Konzentriert las sie den Vertrag durch. Herr Berger ahnte sicherlich kaum, dass sie im Schnelllesen geübt war. Nach kurzer Zeit war sie fertig und unterzeichnete.

›Geschafft!‹ war ihr erster Gedanke. Ihr Zweiter:

›Die Zukunft würde neu beginnen.‹

*

›Chez Charlie‹

Die Tür mit der Leuchtreklame entdeckte man erst aus der Nähe.

Früher stellte sie einen Nebeneingang des Hotels dar, welche neuerdings direkt zur Bar führte, ohne dass man diese über den offiziellen Eingang betreten musste.

Selbstverständlich konnten Hotelgäste ›Chez Charlie‹, übrigens eine ausgezeichnete Bar mit einer ansehnlichen Getränkeauswahl, auch von den Gasträumen aus zu erreichen.

Viele Barbesucher zogen jedoch den unauffälligen Direkteingang vor.

So auch Robert Davies. Außer seinem Namen wusste man nichts von ihm. An Geld schien es ihm nicht zu mangeln. Der Tresen, über zehn Meter lang, bog an einem Ende rechtwinklig ab, gerade vier Sitzplätze bietend. Die zwei Letzten blieben stets für ihn reserviert, gleichgültig ob anwesend oder nicht. Den Verdienstausfall für die Bar deckte eine großzügige Wochenpauschale ab. Selbst wenn der Raum übervoll war, gegenüber der Theke stand noch eine Tischreihe, ließen die Kellner keine Ausnahme zu.

War der besondere Gast zugegen, saß der auf dem hintersten Platz in der Ecke. Der zweite Barhocker, rechts neben ihm, blieb stets unbesetzt. Fragen anderer Gäste, ob dieser Sitzgelegenheit noch frei wäre, beschied man zu deren Missvergnügen ausnahmslos abschlägig. Einigemale hatten Unbelehrbare versucht, die Sitze gewaltsam zu erobern, das ›Reserviert‹ Schild bewusst ignorierend. Umgehend schritten die Barkeeper ein. Einmal kamen sie um Sekunden zu spät. Einer griff ohne Vorwarnung nach Davies, welcher mit einem blitzartigen Handkantenschlag den Angreifer vom Stuhl fegte. Gleichgültig, mit gelassener Stimme, wandte er an den nach Luft schnappenden am Boden Liegenden.

»Wenn Sie nicht lesen können,« er deutete auf das Reserviertschild, »sollten Sie es schnellstens lernen. Ist aber nicht meine Sache. Falls Sie mich aber noch einmal ohne Erlaubnis anfassen, beziehen Sie die Prügel ihres Lebens!«

Danach beachtete er ihn nicht mehr.

»Du dreckiges Schwein! Du hast mich überrascht! Jetzt zeige ich es Dir!«

»Fred, gib Ruhe!«, mahnte der Barkeeper. Aber Fred war dadurch erst recht auf Krawall aus. Er wollte keine Ruhe geben und begann seinen Feind lautstark zu beschimpfen. Davies zog erstaunt eine Augenbraue hoch und glitt vom Hocker, sich in zwei Meter Abstand Fred gegenüberstellend. Dieser stürmte siegesgewiss los. Gewand wich sein Gegner aus und stieß ihm den Daumen tief in die Niere. Woraufhin der zusammenknickte, ein paar Schritte weiter taumelte und letztendlich mit dem Kopf gegen die Wand krachte. Bewusstlos blieb Fred liegen.

Zwei Männer trugen ihn vorsichtig in ein Nebenzimmer. Der Barkeeper rief einen Krankenwagen herbei.

Die Bargäste warteten gespannt ab, wie es jetzt weitergehen sollte. Sie wurden nicht enttäuscht. Nach rund fünf Minuten betraten zwei Polizisten die Bar, sich an den Keeper wendend. Sie ließen sich von ihm den Vorfall schildern. Anschließend trat einer zu Davies, ihn in höflichem Ton fragend:

»Dürfte ich bitte ihren Ausweis sehen?«

Kommentarlos brachte er eine teure Ledertasche zum Vorschein, öffnete sie und reichte dem Beamten den Pass.

Dieser warf nur einen kurzen Blick darauf und grüßte respektvoll.

»Alles in Ordnung mein Herr! Bitte entschuldigen Sie die Störung!«

Eilig entfernte er sich, seinen Kollegen mit sich ziehend.

Vor dem Lokal hielt er an.

»Fred hat sich diesmal den Falschen ausgesucht! Der Mann besitzt einen Diplomatenpass!«

*

Joe, einer der Kellner, stand zufällig seitlich von dem Polizisten und sah den Pass. Leise pfiff er durch die Zähne. Er vermutete seit Langem, angesichts der straffen Haltung und dem selbstbewussten Auftreten ihres besonderen Gastes, dass dieser kein gewöhnlicher Mann war. Jetzt hatten sie die Bestätigung. Nachher musste er unauffällig seine Kollegen informieren. Herr Davies würde ab sofort noch stärker unter ihrem Schutz stehen!

*

Seit vier Wochen arbeitete sie Hotel und fühlte sich rundum wohl.

Zuweilen, nach Dienstschluss, ging sie zur Bar, noch ein Gläschen Wein trinken.

Doch heute ...

Offenbar gab es am gegenüberliegenden Raumende Schwierigkeiten. Sie bekam nicht viel mit, außer dass jemand weggetragen wurde. Da sie für diesen Bereich nicht zuständig war, wartete sie ruhig ab. Verblüfft beobachtete sie ein paar Minuten später das ungewöhnliche Verhalten der beiden Polizeibeamten.

Jetzt wurde sie neugierig. Gleich Morgen musste sie mit dem Chef der Bar sprechen. Als Empfangsdame des Hotels gab es für sie sicherlich keine Probleme.

Für einige Augenblicke verschwand der Raum vor ihren Augen.

Sie stand ... wo? ... grelles Licht ... woher? Ein Bersten und Krachen ... sie taumelte ... Schwärze, rabenschwarze Schwärze.

Benommen schlug sie die Augen auf. Nichts hatte sich in der Bar verändert, niemandem war etwas aufgefallen.

Sie winkte den Kellner herbei, zahlte und sah zu, dass sie nach Hause kam.

Elende Visionen!

*

»Wie bitte?«

Ungläubig wiederholte sie in Kurzfassung die Aussage von William, dem Chefbarkeeper.

»Er heißt Robert Davies, hat beide Plätze gegen gutes Geld gepachtet und im Übrigen weiß man nichts von ihm?«

William verschwieg dessen Diplomatenpass und erzählte:

»Er trinkt einige Cocktails, schaut still und traurig in die Gläser und spricht mit anderen Gästen kein Wort. Oft blickt er geistesabwesend durch alles hindurch und murmelt leise, völlig unverständlich, in einer unbekannten Sprache vor sich hin. Ab und zu schreibt er eine Seite eines DIN-A 4 Blockes mit kryptischen Formeln voll. Meist lässt er diese danach gleichgültig liegen. Wir sammelten sie und hoben sie auf.«

»Darf ich sie bitte einmal sehen?«, bat sie.

William lächelte nachsichtig. Was verstand eine Empfangsdame von Mathematik oder Physik? Trotzdem holte er die Papiere.

Ihre Augen wurden größer und größer. Totenblässe überzog ihr Gesicht. Sie vermochte kaum mehr zu atmen.

Diese Formeln! Sie kannte sie ... woher ...?

William beobachte erschrocken ihr Verhalten.

Minutenlang vertiefte sie sich in die Skizze.

Fahrig sah sie auf.

»Bitte, gib mir einen roten Stift!«

Als er sah, dass sie die Formeln teilweise korrigierte, Terme verschob oder abänderte und an mehreren Stellen, die Lücken aufwiesen, welche einsetzte, verzog er sich still.

›Wer ist Frau Liehl?‹ fragte er sich. ›Doch niemals eine einfache Hotelangestellte.‹ Nach kurzer Zeit kam sie ihm nach.

»Bitte William, wenn er wiederkommt, lege ihm das Blatt auf die Theke. Sage nur, dass ein Gast es gefunden hat. Mehr vorerst einmal nicht!«

Der sah sie fragend an:

»Was machten Sie, bevor sie als Empfangsdame arbeiteten?«

Doch Andrea lächelte nur.

*

Visionen, Albträume ...

Formelbruchstücke, welche ihm stets entglitten, er war ... wer?

Nur eines fühlte er genau: dies konnte nicht seine Welt sein!

Noch seine Zeit ... denn er kannte Dinge, die niemandem geläufig waren. Woher ...?

Schnell durchschaute er die hiesigen Spielregeln.

Reichtum erwerben? Kein Problem. Damit ließ sich vieles erreichen.

Ärmere Länder brauchten auch Geld, na und? Einbürgerung, ein offizieller Wohnsitz, Bekannte in den höchsten Kreisen, Bestechungsgelder und er hatte, was er wollte: Einen Diplomatenpass.

Dieser ermöglichte ihm erhebliche Freiheiten.

Sein Reichtum wuchs laufend von selbst.

Süddeutschland ...

Ein einfaches physikalisches Labor, na ja, klein war es nicht, ging in Konkurs. Laborräume, Werkstätten, Testgelände, Konferenzzimmer, Kantine mit Speisesaal für bis zu fünfzig Personen, eine eigene Notstromversorgung und was so alles erforderlich war.

Nicht zu vergessen ein Schutz- und Wachdienst mit zusätzlichem Fahrservice. Den nutzte er nahezu jeden Abend. Zu ›Chez Charlie‹.

Wohngebäude für Personal und ... und ...

Externe Services für Essen, Reinigung, Wäsche usw.

Im Prinzip musste er sich um nichts kümmern.

Genau was er benötigte, um das Rätsel seiner Herkunft zu lösen.

Dachte er.

Anfangs schien es unmöglich, geeignete Mitarbeiter zu bekommen! Nicht einen Einzigen!

Also sprach er, dank seines Diplomatenstatus kein Problem, in den weltweit größten Einrichtungen für Kernphysik mit Teilchenbeschleunigern vor. Nichts, absolut nichts!

Nur zu deutlich fühlte er, dass man ihn für einen Fantasten hielt.

Nach vielen Cocktails bei ›Chez Charlie‹ rang er sich zu der Erkenntnis durch, dass diese Welt, allein von den theoretischen Grundlagen her, für sein Vorhaben um Jahrhunderte zurücklag.

Das Labor nützte im derzeit gar nichts!

Es gab nur eines: Die weltweit besten und schnellsten auf dem Markt erhältlichen Computer kaufen und sie hier aufzustellen.

Wie lauteten doch gleich die Gleichungen, welche die Gravitation beschrieben?

Mist, ihm fielen nur Bruchstücke ein. Übrigens, woher kannte er diese überhaupt?

Beim dritten Mai Tai kam ihm eine Idee.

Wie wenn es bereits alles gegeben hatte, er einzig und allein nur gründlich danach suchen musste?

Am nächsten Tag ließ er sich bei einer angesehenen Anwaltskanzlei melden. Woraufhin diese ihrerseits weitere Fachleute hinzuzog.

Vier Wochen später gründete er die ›Private Ancient Research Company‹, in Kurzform PARC genannt.

*

Rund zwanzig neue Mitarbeiter sahen ihn gespannt an. In einem Vortragsraum trat er hinter das Stehpult.