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Tita ist sieben Jahre alt, als sie beschließt, erwachsen zu werden. Doch noch muss sie in ihrer südfranzösischen Heimatstadt auf die katholische Grundschule gehen. So verbringt sie den Sommer damit, die verbotenen Bücher ihres Vaters zu lesen, ihre Lehrerinnen zu belehren und die Rätsel um sich herum zu bestaunen. Mit ihrem kindlichen und gleichzeitig lebensklugen Blick sieht sie die Welt, wie sie die Erwachsenen nicht mehr wahrnehmen. Und beginnt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen ...
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Seitenzahl: 373
Veröffentlichungsjahr: 2017
Zum Roman
Tita ist sieben Jahre alt, als sie beschließt, erwachsen zu werden. Doch noch muss sie in ihrer südfranzösischen Heimatstadt auf die katholische Grundschule gehen. So verbringt sie den Sommer damit, die verbotenen Bücher ihres Vaters zu lesen, ihre Lehrerinnen zu belehren und die Rätsel um sich herum zu bestaunen. Mit ihrem kindlichen und gleichzeitig lebensklugen Blick sieht sie die Welt, wie sie die Erwachsenen nicht mehr wahrnehmen. Und beginnt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen …
Zur Autorin
Marie Houzelle wuchs in Südfrankreich auf und lebt nach Stationen in Toulouse, Liverpool und Berlin heute in der Nähe von Paris. Ihre Kurzgeschichten erschienen in renommierten Zeitschriften. Tita und die rätselhafte Welt ist ihr erster Roman.
MARIE HOUZELLE
Roman
Aus dem Amerikanischen
von Henriette Zeltner
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Deutsche Erstausgabe 02/2017
Copyright © 2014 by Marie Houzelle
Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel Tita bei Summertime Publications Inc., USA
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2017 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Antje Steinhäuser
Umschlaggestaltung: t. mutzenbach design, München, unter Verwendung der Originalcovergestaltung von © Joëlle Jolivet
Satz: Leingärtner, Nabburg
Alle Rechte vorbehalten
e-ISBN 978-3-641-16713-4V002
www.diana-verlag.de
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Für Olga Zilberbourg
ERSTER TEIL
Stock
Ich möchte gerne Nonne werden. Oder Heilige. Heute im Klassenzimmer, nachdem wir wie jeden Morgen die Messe gelesen haben, schnell, jede einen Absatz, eine nach der anderen, auf Lateinisch, fragt Mademoiselle Pélican: »Fühlt eine von euch sich zu einem gottgeweihten Leben berufen? Dann zeigt auf!« Meine Hand ist die einzige, und sie sieht mich mit unverhohlenem Missfallen an. Obwohl ich für alles Religiöse schwärme, meine sämtlichen Gebete perfekt beherrsche und wochentags, sooft Mutter es erlaubt, die Messe besuche, scheint Pélican die Vorstellung von mir als Nonne nicht zu gefallen. Weil ich nicht demütig genug bin, vermute ich. Weil ich ihr keine Ruhe lasse, nicht alles, was aus ihrem Mund kommt, als absolute Wahrheit hinnehme. Aber wer sagt, dass sie überhaupt die absolute Wahrheit kennt?
Der Papst ist unfehlbar, na gut. Aber auch nur in religiösen Angelegenheiten; ich habe sie gezwungen, das klarzustellen. Sie versuchte auszuweichen, aber mein Bruder Etienne hatte das nachgelesen. Sie musste am Ende zugeben: Wenn Pius XII. höchstpersönlich mir einen Rechtschreibfehler vorwürfe und der Robert, mein Lieblingswörterbuch, mir recht gäbe, dann würde Robert siegen. Der Papst kann die Himmelfahrt der Jungfrau Maria zum Dogma erheben, aber was die Rechtschreibung angeht, ist er nicht unfehlbar.
Genauso wenig ist das Mademoiselle Pélican. Als ihr beim Korrigieren eines meiner Diktate ein offensichtlicher Fehler unterlief, weigerte sie sich, ihn zuzugeben. Fehler zu machen ist ja menschlich, aber darauf zu beharren ist abscheulich. Sie wies mich mit Nachdruck (meiner Schwester Justine wird dieser Ausdruck gefallen) darauf hin, dass ich ihre Korrekturen niemals in Frage stellen solle, und brummte mir dreihundert Zeilen auf. Wegen Insolenz. Insolenz ist von einem lateinischen Wort abgeleitet, das »ungewöhnlich« bedeutet. Ich habe das im Robert nachgeschlagen, dessen Einträge stets mit der Etymologie eines Wortes beginnen – dem interessantesten Teil also.
Nun erhält die Gruppe Eins – das sind die jüngsten Mädchen – die Aufgabe, einen Absatz über die Heilige Agatha abzuschreiben. Dieser jungfräulichen Märtyrerin hatte man die Brüste abgeschnitten, bevor sie nackt über ein Bett glühender Kohlen gerollt wurde. Gruppe Drei bekommt eine Rechenaufgabe, und wir, die Gruppe Zwei, sollen ein Kapitel in unserem Geschichtsbuch lesen und zusammenfassen: Frühes Leben und Berufung der Jungfrau von Orléans. Nichts Neues also. Unten im Kindergarten haben wir schon alles über die Jungfrau von Orléans und ihre Stimmen gelernt.
Pause. Ich sitze auf einer Bank und sehe den anderen dabei zu, wie sie diverse Süßigkeiten kaufen und verkaufen. Anstelle von Geld benutzen sie Heiligenbildchen. Ich habe eine Tasche voller Heiligenbildchen, aber kein Interesse an Süßigkeiten. Maryvonne, die am anderen Ende der Bank sitzt, presst ihren Rücken gegen die Wand und starrt auf ihre Füße.
»Was ist los?«, frage ich sie. Sie hat zwei kleinere Brüder, die sich oft Erkältungen und Grippe einfangen. Ihre Mutter ist Witwe und arbeitet als Bedienung im Café du Stade. Manchmal bleibt Maryvonne zu Hause, wenn einer der Jungen wirklich krank ist, manchmal kommt sie dann trotzdem zur Schule und macht sich Sorgen. Jetzt knabbert sie an ihrer Unterlippe. Sie dreht sich ein wenig, sodass ich ihren Rücken sehen kann. Da bemerke ich ein Schild, das um ihren Hals hängt und auf dem in großen Lettern »Ignoramus« steht.
»Was soll das?«, frage ich.
Maryvonne deutet mit dem Kinn auf das Haus von Mademoiselle Pélican, das am anderen Ende des Schulhofs steht.
»Willst du damit sagen, dass Pélican dich gezwungen hat, das zu tragen?«
Sie nickt.
»Was für ein Biest!«
Die Mutter meiner Freundin Eléonore erzählte mir, dass zu ihrer Schulzeit Kinder, die Okzitanisch sprachen, gezwungen wurden, Narrenmützen und solche Schilder zu tragen. Aber gesehen hatte ich so was bisher noch nicht.
Maryvonne lacht. Gleichzeitig kullern aus ihren Augen auch ein paar Tränen. »Das ist, weil ich elf Rechtschreibfehler gemacht habe, aber es ist mir egal«, sagt sie und wischt sich rasch mit ihren tintenbeklecksten Fingern die Tränen weg. »In weniger als drei Monaten bin ich hier weg. Sobald ich am 28. Juni vierzehn werde. Mein Gott, ich kann es kaum erwarten!«
Anne-Claude kommt mit halb offenem schwarzem Pferdeschwanz aus Pélicans Haus gerannt und schreit: »Tita, du bist dran!« Ich muss zu Schwester Germaine.
»Pélican soll in der Hölle schmoren!«, sage ich zu Maryvonne.
»Und Schwester Germaine auch!«, antwortet sie. Das ist großzügig von ihr, denn sie muss sich nicht mit Schwester Germaine herumschlagen. Aber sie weiß, wie das ist. Schwester Germaine kommt in jeder Pause, um diejenigen zu unterrichten, die Klavierstunden nehmen. Und das tun fast alle von uns – die meisten der zahlenden Schülerinnen. Denn an der Sainte-Blandine gibt es zwei Arten von Schülerinnen: diejenigen mit zahlenden Eltern und einige wenige wie Maryvonne, deren Familien von der Pfarrgemeinde unterstützt werden. Die Reichen (oder ehemals Reichen, so wie wir) und die sehr Armen. Nichts dazwischen. Ich frage mich, wovon Pélican eigentlich lebt. Oben sind wir im Moment nur zu zwölft, unten bei Madame Riu etwa fünfzehn Kinder. Alle anderen besuchen die école laïque, die staatliche Schule.
Ich betrete den muffigen Raum mit den dunklen Möbeln und schweren Vorhängen, in den aus der Küche auf der gegenüberliegenden Seite des schmalen Durchgangs Gerüche von Rindsragout, Kohlsuppe und selbst gemachtem Joghurt ziehen. Sogleich setze ich mich hin und beginne, meine Beethoven-Sonate zu spielen. Jedes Mal, wenn ein Finger verrutscht, ich die falsche Note treffe oder ein wenig zu spät oder zu früh bin, schlägt Schwester Germaine mir mit einem langen Stock auf die Finger. Denselben Stock benutzt sie auch, um auf die Stelle zu zeigen, wo ich wieder einsetzen soll. Alle zwei Sekunden saust der Stock auf meine Hände nieder, doch ich darf nicht aufhören zu spielen, bis die Glocke ertönt. Wir sollen fünfzehn Minuten lang bleiben, aber es fühlt sich an wie Stunden. Ich drücke die Tasten, mache einen Fehler und schon saust der Stock nieder.
Zurück im Klassenzimmer, werden die Mädchen der Gruppe Drei an die Tafel gerufen, eine nach der anderen, um die Matheaufgabe zu korrigieren. Wir sollen inzwischen unsere Verben durchgehen, aber ich höre lieber den anderen zu: Ein Gemischtwarenhändler kauft zehn Zwölf-Kilo-Säcke Kartoffeln für jeweils hundertdreißig Francs und verkauft sie anschließend kiloweise. Zu zwölf Francs das Kilo. Wie hoch wird sein Gewinn sein? Maryvonne, die gerade an der Tafel steht, vergisst, dass der Sack zwölf Kilo fasst; sie geht von zehn aus. Pélican schickt sie empört an ihren Platz zurück und ruft Elisabeth auf, die es richtig macht.
Als Pélican uns die korrigierten Zusammenfassungen von der Jungfrau von Orléans zurückgibt, lächelt sie gekünstelt in meine Richtung und sagt: »Euphémie ist nicht so klug, wie sie glaubt, und das sollte euch allen eine Lehre sein.« Sie gab mir nur 9 von 10 Punkten, weil ich schrieb, Johanna sei tout émerveillée (ganz entzückt) gewesen, als sie die Stimmen der Heiligen Katharina und Michael erkannte. Pélican hatte an mein tout noch ein e gehängt. Das muss ich nachschlagen, aber ich bin mir praktisch sicher, dass sie damit falschliegt. Tout ist hier ein Adverb und bleibt daher unverändert, es sei denn, darauf folgt ein Adjektiv, das mit einem Konsonanten beginnt, wie bei toute contente.
Früher habe ich bei Mademoiselle Pélican viel gelernt, inzwischen nicht mehr. Ich gehe nun seit fast vier Jahren in ihre Klasse. Mit noch nicht ganz vier Jahren, also viel früher als eigentlich vorgesehen, kam ich »nach oben«. Die anderen Mädchen in meiner Gruppe sind zehn oder elf, und die meisten von uns werden ab kommenden Oktober aufs Internat gehen. Diejenigen, deren Leistungen nicht ausreichen, werden noch ein Jahr in Gruppe Zwei bleiben oder, falls sie schon zwölf sind, in Gruppe Drei wechseln. Die Gruppe Drei ist für Mädchen gedacht, die mit vierzehn die Schule verlassen wollen, anstatt aufs Internat zu gehen. Sie helfen dann ihren Müttern im Haushalt oder arbeiten für eine Weile im Laden oder Gasthaus ihrer Eltern. Bis sie heiraten. Wir übrigen haben die Wahl zwischen dem zwanzig Kilometer entfernten Assomption und Sainte-Trinité, das noch weiter weg liegt. Dort sind wir die ganze Woche über eingesperrt und dürfen erst am Samstag nach dem Unterricht bis Sonntagabend nach Hause. Man kann nicht behaupten, dass wir uns darauf ausgesprochen freuen.
Doch Sainte-Blandine ist auch kein großer Spaß. Mademoiselle Pélican sitzt in einer engen blauen Strickjacke hinter ihrem Schreibtisch: das Gesicht teigig, die Augen hinter der Brille mit dem goldfarbenen Gestell misstrauisch, die Locken ihrer sandfarbenen Perücke starr. Ich werde unruhig, weil ich den ganzen Vormittag und den ganzen Nachmittag in einen Raum gesperrt bin und meistens etwas tue, das ich schon kann. Gerne würde ich Latein lernen. Mit der Messordnung und all den Propria in unserem Messbuch bin ich schon komplett vertraut. Daher brauche ich etwas Neues zum Lesen. Meine Brüder fertigen Übersetzungen aus dem Lateinischen und Griechischen an. Ich möchte auch Konjugationen und Deklinationen lernen. Und warum nicht Latein sprechen, es schreiben?
Vater besuchte eine Schule, in der man Gedichte schrieb und Reden auf Lateinisch und Griechisch hielt. Die Schule befand sich in Montagne Noire, zwischen hier und Toulouse. Es gab dort Pferde, Fahrräder, Boote, und die Jungen durften durch den Wald stromern und auf dem See rudern. Sie führten auch Theaterstücke auf, und manchmal spielte Vater eine Frauenrolle, weil es an der Schule keine Mädchen gab. Ich glaube, es ist bis heute eine Knabenschule.
Für Mädchen scheint es nichts Vergleichbares zu geben. Justine war auf verschiedenen Internaten und hasste sie alle. Sie hat die Nase voll von Schulen. So schnell wie möglich fände sie gern eine Arbeit. Von Gesetzes wegen kann sie das: Im letzten Januar ist sie vierzehn geworden. Aber ich muss darauf noch fast sieben Jahre warten. Sieben.
Missgeschicke
Dienstag. Mardi, Tag des Kriegsgottes Mars. In einem Krieg könnte ich getötet werden und hätte dann nicht diesen verhängnisvollen Tag vor mir. Die Sonne hinter den weinroten Vorhängen scheint schon kräftig. Der Nachtzug Paris–Portbou ist soeben in den Bahnhof auf der anderen Seite der Avenue eingefahren: Es muss zehn vor acht sein. Ich kann Mutter im Badezimmer nebenan hören, wie sie Rossignol, rossignol de mes amours trällert. »Eine Königstochter war in einen Turm gesperrt und weinte ohne Unterlass; doch eine Nachtigall flog vorbei und brachte ihr Hoffnung.«
Jeden Tag drei abscheuliche Mahlzeiten, die es durchzustehen gilt. Teile von toten Tieren, Eier aus dem Bauch einer Henne, aus dem Euter einer Kuh gestohlene Milch für Béchamelsoße, Reispudding oder Flan. Ich rezitiere in meinem Kopf die Fabel »Der Wolf und der Hund« von La Fontaine, die ich gestern Abend gelernt habe. Ich möchte der Wolf sein, im Wald leben, herumlaufen, wie es mir gefällt, und niemals fressen müssen wie der Hund, »Hühner- und Taubenknöchlein« und »Bissen leckrer Art«.
Und Mutter geht heute Abend aus. Mit Vater, wie jeden Dienstag und Freitag. Hier in Cugnac und in Narbonne, Carcassonne, Béziers oder Perpignan gibt es Kinos, Feste und Konzerte. Den ganzen Tag über macht mir das zu schaffen, und ich versuche, herauszubekommen, wo genau und wie weit von hier sie weg sein werden. Wenn es in unserer Stadt ist oder wenigstens in einem Haus, das ich kenne, dann fühle ich mich ein wenig besser. Aber manchmal entscheiden sie sich erst in letzter Minute. Ich versuche, mich auf den Mittwoch zu konzentrieren, einen der beiden guten Tage, wenn Mutter am Abend mit uns zu Hause bleibt, während Vater in seinen Club geht. Aber düster und endlos erstreckt sich der Dienstag vor mir.
Unser Dienstmädchen Loli tänzelt ins Zimmer. »Guten Morgen, ihr Mädchen.« Ihre kräftige Stimme flattert voller Begeisterung auf und ab. Die Rs sind lang und gerollt, sie betont jeden einzelnen Buchstaben, und die letzte Silbe jedes Wortes hallt nach. Das liegt daran, dass sie in einem Dorf aufwuchs, wo man das spricht, was sie patues, Patois, nennt. (Mein Bruder Etienne meint, wir sollten lieber die richtige Bezeichnung – Okzitanisch – benutzen.) Mit ihren Angehörigen und Freunden redet sie immer noch so – auch mit mir, wenn Mutter es nicht hört. Mutter hofft, dass Dolores (so heißt Loli offiziell) dadurch, dass sie bei uns lebt, »besser Französisch« lernt, aber ich liebe es, wie sie jetzt spricht. In dem stillen Zimmer lasse ich ihre Laute in meinen Mund schlüpfen, und geräuschlos versuche ich, ihren Tonfall zu kopieren.
Loli öffnet die Vorhänge und nimmt saubere Unterwäsche aus einer Schublade. Sie ist klein und immer guter Dinge, mit schwarzen Locken, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden trägt. Coralie hüpft aus dem Bett, küsst sie und lässt sich anziehen. Sie ist erst fünf, braucht aber kaum noch Hilfe. Nur bei den Schuhbändern und manchmal bei den Knöpfen. Ich bin sieben, aber unbeholfen. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ich meinen Pullover verkehrt herum und meine Strümpfe auf links anziehe, deshalb hilft Loli mir.
Sobald wir damit fertig sind, wäscht Loli uns im cabinet de toilette die Gesichter mit einem Waschlappen, führt uns über den Flur, durchs Musikzimmer und die Bibliothek und klopft an die Schlafzimmertür meiner Eltern. Wir könnten auch direkt durch das große Badezimmer gehen, das das Schlafzimmer der Eltern von unserem trennt. Aber das gibt es bei Loli nicht.
Unsere Eltern sitzen in Fauteuils an einem runden Kaffeetisch. Vater blickt von L’Indépendant auf, um uns zu begrüßen. Loli sammelt ihre Frühstücksteller, Tassen und Messer ein und trägt sie auf einem Tablett hinaus. Mutter platziert mich auf einem niedrigen Hocker vor ihr, um mein Haar auszukämmen und zu Zöpfen zu flechten. Sie beginnt mit der Bürste, langsam, dann geht es mit dem Kamm weiter. Es ist eine Qual, wenn sie auf einen Knoten trifft, aber es dauert ja nicht lange. Sie bemüht sich, mir nicht wehzutun. Ich halte sehr still. Die zwei Zöpfe müssen straff geflochten sein, sonst lösen sie sich auf, bevor der Tag vorüber ist. Sie bindet sie mit roten Schleifen zusammen. Rot soll meine Farbe sein. Coralies Bänder sind blau, wie ihre Augen.
Dann ist Coralie an der Reihe. Sie duckt sich, schreit, versucht, ihren Kopf mit den Händen zu schützen. Ihr Haar ist noch feiner als meines und vernestelt sich noch schlimmer. Sie trüge es gern kurz, wie die Sophie in den Romanen der Comtesse de Ségur. Es ist von einem sehr hellen Blond, einer für diese Gegend ungewöhnlichen Farbe. Es heißt, die hätte sie von Vaters Mutter Clara, einer Pariserin geerbt. Unsere Mutter ist außerordentlich stolz darauf.
Unten in der Küche nimmt mich Loli auf ihren Schoß, um mich mit meinem Porridge zu füttern, während Coralie Butter- und Marmeladenbrote sowie ihre heiße Schokolade verschlingt. Ich bin weiß Gott zu alt, um mit dem Löffel gefüttert zu werden, aber ich kann mich nun mal nicht dazu überwinden, mir diese klebrige Paste selbst in den Mund zu füllen. Ich könnte Brot essen, aber das allein gilt als nicht gehaltvoll genug. Und Butter kommt nicht in Frage, schon von ihrem Geruch wird mir schlecht. Wenn ich wütend auf Coralie bin, nenne ich sie »Butter-Baby«, wegen der fettigen Spuren an ihren Fingern, rund um ihren Mund und in ihren Haaren.
Loli soll mich nicht zwingen müssen, also lasse ich es einfach über mich ergehen. Ich versuche, meinen Körper und das, was ihm widerfährt, einfach zu vergessen. Ich denke an das Buch Les Petites Filles Modèles, in dem Sophie, weil ihre Eltern gestorben sind, bei ihrer Stiefmutter Madame Fichini lebt, die sie an den Haaren zieht und mit einer Peitsche schlägt. Sophie ist eher wie Coralie als wie ich: Sie liebt es zu essen, zu experimentieren, und sie gerät dauernd in Schwierigkeiten. Sie schneidet einen Goldfisch auf und salzt ihn, stiehlt den Pferden ein großes Stück Brot, isst einen großen Krug Crème fraîche, sodass ihr schlecht wird. Wenn sie etwas besitzen möchte (kandierte Früchte oder einen Nähkorb), dann nimmt sie es sich einfach.
Coralie kann noch nicht lesen, also lese ich ihr die Bücher der Comtesse de Ségur vor. Am besten gefällt es ihr jedoch, wenn ich mir neue Geschichten für Sophie ausdenke, basierend auf dem, was uns und unseren Freunden gerade passiert. Immer bettelt sie um »Geschichten von kleinen Mädchen, den guten und den schlimmen«.
Während ich hinter Loli, die Coralie an der Hand führt, zur Schule laufe, frage ich mich, was mit mir nicht stimmt. Warum beunruhigt mich die Tatsache, dass Mutter ausgeht, so sehr? Heute Abend werde ich Coralie eine Geschichte erzählen, wir werden einander den Rücken kratzen und vielleicht aus unseren Betten steigen, um einen Teil des Dachbodens zu erkunden. Dabei werde ich Mutter und die Frage, wo sie sein mag, vergessen.
Warum verbringe ich ganze Tage damit, mich wegen etwas zu quälen, das, wenn es dann eintritt, mich in Wirklichkeit gar nicht so sehr bekümmert? Und warum hasse ich das meiste Essen? Andere Kinder tun das nicht. Ich habe jeden Grund, glücklich zu sein. Niemand schlägt mich oder schreit mich auch nur an. Ich lebe nicht bei Madame Fichini. Meine Eltern sind gut aussehend, elegant, wohlriechend. Nie schreien sie, sind mürrisch, jammern, stöhnen oder benutzen unanständige Wörter. Sie sind so vortrefflich, so perfekt, dass ich mich frage, wie andere Kinder es ertragen, Eltern zu haben, die nicht wie meine sind.
Kies
Am Donnerstag frage ich Grand-mère, als Mutter nach dem Mittagessen den Kaffee serviert: »Fühlt sich eine geweihte Hostie, wenn man sie gegessen hat, wirklich an wie der Leib von Jesus?« Grand-mère schüttelt den Kopf. Vater lüpft die Augenbrauen.
»Erstkommunion am siebten April«, sagt Mutter.
»Haben sie die nicht erst, wenn sie zwölf oder dreizehn sind?«, fragt er.
»Das ist die feierliche Kommunion«, erklärt Mutter. »Mit dem langen Kleid und Schleier und Gelübde. In Sainte-Blandine gibt es aber auch eine private Frühkommunion für die Siebenjährigen.« Ihre Worte klingen ein bisschen undeutlich, weil sie ein Stück Zucker unter ihrer Zunge liegen hat, das jeder Schluck Kaffee durchdringt und langsam zum Schmelzen bringt.
»Also zwei Erstkommunionen!«, sagt Vater. »Das ergibt doch keinen Sinn. Du wirst dich entscheiden müssen, Tita. Wenn du sie jetzt möchtest, dann war es das.«
»Unmöglich«, sagt Mutter und schluckt den Rest ihres kaffeegetränkten Zuckers hinunter. »Die feierliche Kommunion ist die wichtige. Die ist absolut unerlässlich.«
»Dann wirst du auf die jetzige verzichten müssen«, sagt Vater. »Eine Erstkommunion ist Wirbel genug.«
»Aber alle anderen Mädchen …« Ich stehe kurz davor, in Tränen auszubrechen. Was bei Vater nichts nützen würde. Überhaupt nichts.
»Du musst nicht tun, was die anderen Mädchen tun«, sagt Vater.
»Aber – ich habe mich so darauf gefreut. Ich kann nicht noch fünf Jahre warten! Wir haben all die Lieder gelernt. Bitte.«
»Ich denke nicht«, sagt Vater. Und das ist für seine Verhältnisse eine ziemlich endgültige Aussage.
Wenn Mutter sich entscheiden würde, meine Partei zu ergreifen, dann würde sie sich wahrscheinlich durchsetzen, weil Vater stets bemüht ist, ihr eine Freude zu bereiten. Und für ihn ist das keine wichtige Angelegenheit. Es kränkt eher seinen Sinn für Logik: zwei Erstkommunionen. In den Augen Gottes, das weiß ich, zählt nur die private Frühkommunion, wenn man die Hostie zum ersten Mal empfängt und dieses Ereignis mit der Familie feiert. Die feierliche ist dagegen nur ein gesellschaftlicher Anlass, auf den niemand in der Stadt verzichten kann. Nicht einmal die Kommunisten. Es ist eine dieser … Stationen. Für die meiner älteren Schwester Justine ging ich mit Vater ins Blumengeschäft. Der Florist sagte: »Feierliche Erstkommunion, ja? Das nächste Mal dann Hochzeit.«
Man wird geboren, getauft. Dann kommt die private Frühkommunion, danach die feierliche. Man heiratet, bekommt Kinder, die werden getauft, gehen zur privaten Frühkommunion und zur feierlichen. Dann stirbt man. Noch mehr Blumen.
Wenn ich nicht zur privaten Frühkommunion gehe, wird meine Lehrerin Mademoiselle Pélican außer sich sein. Ganz zu schweigen von den anderen Eltern und den Dames de charité. Jedes Mal, wenn ich die Messe besuche, werde ich mit den jüngeren Kindern in der Bank bleiben müssen, während meine Klassenkameradinnen zusammen mit den Erwachsenen in einer Prozession zum Altar gehen. Ich werde eine Märtyrerin sein, mein Vater ein Christenverfolger. Er ist ja bereits geschieden und deshalb von den Sakramenten ausgeschlossen.
Tatsächlich gehen die meisten Männer in Cugnac sowieso nicht zur Kirche. Außer Monsieur Lacrose, dem das Elektrogeschäft gehört (und dessen Tenor durchs ganze Kirchenschiff schallt), und dem Bestatter, Monsieur Nourrigat. Diese beiden besuchen jeden Sonntag die Messe, aber die anderen Männer lassen sich nur zu besonderen Anlässen blicken und empfangen selbst dann nur selten die Kommunion. Also zieht Vater trotz seiner Scheidung nicht viel Aufmerksamkeit auf sich.
Das wird sich allerdings ändern, wenn er mir die private Frühkommunion verweigert. Ich muss handeln. Inzwischen befindet er sich in seinem Degustationszimmer und räumt einige Flaschen auf. Ich gehe zu ihm und beteuere noch einmal, dass es mir wirklich wichtig ist und ihn überhaupt kein Geld kosten wird – ich besitze sogar schon ein weißes Kleid, noch vom letzten Jahr.
»Wie war das bei dir?«, frage ich. »Hattest du keine private Kommunion?«
Er schaut aus dem Fenster und rührt sich nicht. Versucht er, sich zu erinnern? Er wurde vor so langer Zeit geboren, im Jahre 1897. Im 19. Jahrhundert! Mit sieben ging er bereits ins Internat, bei Dominikanermönchen.
Er schüttelt den Kopf. »Wir hatten nur eine Erstkommunion«, sagt er. Ganz leise, wie zu sich selbst.
»Aber bei uns ist das anders! Bitte, darf ich? Du musst nicht einmal mit in die Kirche gehen, wenn du nicht willst!«
Er seufzt, und ich kann sehen, dass er irritiert ist. Nicht unbedingt von mir, eher von Sainte-Blandine, Cugnac und vielleicht von der ganzen Welt. Er öffnet die Glastür und tritt in den Garten hinaus.
Ich renne ihm nach und erwische von hinten den Saum seiner Jacke. »Bitte, bitte.« Ich weiß nicht, woher ich diesen Einfall nehme, aber ich falle tatsächlich auf die Knie. Die Kiesel schmerzen. Diese Schicht kleiner Steine, die meine Mutter überall im Garten verteilen ließ, weil ihr Schmutz und Unkraut so verhasst sind. So knie ich vor Vater, das Gesicht tränenüberströmt (die Steine helfen dabei), peinlich wie das schlimme Mädchen in Comtesse de Ségurs Caprices de Giselle, das immerzu heult, um seine Eltern dazu zu bringen, das zu tun, was es will. Vater wirft mir nur einen müden Blick zu. »Tu, was du möchtest«, sagt er und geht mit großen Schritten Richtung Hintergasse davon.
Ich laufe zu Mutter, um es ihr zu erzählen. Sie sitzt mit einer Gabel in der Hand am Küchentisch. Auf der Gabel hat sie ein Petit Four, auf dem sie einen Löffel nach Mandeln riechender Paste verteilt. Dann legt sie das Gebäckstück auf ein Gitter und spießt das nächste auf. »Gut«, sagt sie. »Du warst damals noch ein Baby, aber ich erinnere mich daran, dass dein Vater für die Feier zu Justines privater Frühkommunion bei ihrer Mutter in Paris zahlen musste. Also gibt es keinen Grund …« Sie beendet das Überziehen der Petit Fours, wäscht sich die Hände, nimmt die Brille ab, putzt diese mit dem speziellen beigen Tuch, das sie in einer kleinen Dose über dem Waschbecken verwahrt, und setzt die Brille wieder auf.
Oben lässt sie mich mein weißes Kleid anprobieren, entscheidet, dass es nicht mehr gehen wird, und fährt in die Stadt, um Organdy für ein neues zu kaufen. Wir werden eine Krone mit winzigen Blüten von meiner Freundin Anne-Claude Espeluque ausleihen, die ihre private Frühkommunion schon vor drei Jahren hatte.
»Maxime, Etienne und Justine werden in den Osterferien hier sein«, sagt Mutter, als sie den Organdy auf dem Esstisch anzeichnet und zuschneidet. »Wir werden ein Fest im Cabarrou veranstalten, in der Sonne.« Meine ältere Schwester und meine Brüder sind nicht ihre Kinder, aber sie mögen sie alle, und sie ist stolz darauf, rein gar nichts von einer klassischen Stiefmutter an sich zu haben. Sie verbringen alle Schulferien bei uns, ihre Mutter und ihre Schulen befinden sich jedoch in Paris.
Wir achten darauf, vor Vater nichts von unseren Vorbereitungen zu erwähnen: Wir wollen ihn nicht verstimmen.
Gurke
Mutter ist nicht zu Hause, als ich aus der Schule komme. Wo ist sie? Vater weiß es nicht. Wann wird sie zurück sein? Grand-mère zuckt mit den Schultern. Coralie könnte es nicht gleichgültiger sein; sie hat gerade ihr drittes Stück gros pain hinuntergeschlungen und fragt mit vollem Mund nach einem weiteren Riegel Schokolade. Mutter ist in Narbonne einkaufen oder trinkt Tee mit Freundinnen. Sie wird zum Abendessen zurück sein. Kein Grund zur Sorge. Ich sorge mich nicht, ich wüsste es nur gern.
Unsere Freundinnen kommen zu Besuch, unsere Nachbarinnen. Eléonores Haus liegt gleich jenseits der Hintergasse. Roselines Vater gehört die Autowerkstatt neben dem Bahnhof. Monique und ihre kleine Schwester Nicole wohnen oben im Stadthaus um die Ecke an der Avenue. Wir spielen jeden Nachmittag nach der Schule miteinander, sind aber nicht auf derselben Schule. Die anderen besuchen alle die staatliche Schule (école laïque), während wir zur sogenannten freien Schule (école libre) gehen, deren Bezeichnung ein Witz ist, weil die Schülerinnen an der staatlichen Schule ungefähr zwanzigmal freier sind als wir an unserer privaten »freien« Schule. Vater erklärte mir einmal, dass unsere katholische Schule insofern frei ist, als sie nicht dem nationalen Lehrplan und den entsprechenden Stundenplänen folgen muss. Aber unsere Lehrerin ist auch so frei, uns jedes Mal, wenn wir ein Buch vergessen oder den Mund aufmachen, bis zum nächsten Tag hundert Zeilen schreiben zu lassen. Eine Strafe, von der sie auf der anderen Schule noch nicht einmal gehört haben.
Eléonore hat eine Auswahl alter Tutus mitgebracht, zwei rosafarbene, ein weißes, ein gelbes, und unsere Freundinnen ziehen sie an, während Coralie in einen Turnanzug schlüpft und ich in mein Stück schaue. »Lasst uns an Szene zwei aus dem zweiten Akt arbeiten«, sage ich.
Coralie schreit: »Hurra! Da kämpfe ich mit dem Gespenst! Lasst mich noch mein Schwert holen!«
Roseline stöhnt. »Das ist mir zu eng! Was soll ich machen?«
»Du brauchst kein Tutu, du bist die Bäckerstochter«, sage ich. Eigentlich braucht niemand ein Tutu, aber Eléonore bringt sie immer mit, und die anderen ziehen sie gern an. »Lass uns für dich ein Kleid in der Truhe suchen«, sage ich. Dort heben wir unsere Schätze auf, die wir von unseren Erkundungen auf den Dachböden mitbringen. Auf einem gibt es hauptsächlich Zeitschriften, Papiere und kaputte Aktenschränke, aber die beiden anderen sind vollgestopft mit Anrichten, Kommoden und Kleiderschränken mit unerschöpflichen Vorräten an Kleidern, Stoffen und Schnickschnack. »Gefällt dir das hier mit den violetten Blumen?«
Aber da höre ich die Vordertür zufallen. Könnte das Mutter sein? Ich muss nachschauen gehen. Nein, es ist Loli, die mit Zitronen und Bananen in ihrem Korb vom Kolonialwarenladen an der Ecke kommt.
Im Spielzimmer (das wir Speisekammer nennen, weil es das früher war) sind meine Freundinnen inzwischen alle kostümiert. Monique, die groß und schlank ist, spielt das Gespenst. In weißem Tutu und mit einem weißen Laken über dem Kopf. Die kleine Nicole liegt in einem rosa Tutu, das ihr viel zu weit ist, unter dem Ping-Pong-Tisch auf einer Decke. Sie ist ein Waisenkind, das an Schwindsucht stirbt. Ich habe ihr nicht viel Text zugedacht, weil sie schüchtern ist. Eléonore hat nie Lust, eine Rolle zu lernen, also tanzt sie herum und wechselt zwischen den Szenen die Tutus.
Als wir gerade mit der Probe beginnen, höre ich Mutters hohe, sanfte Stimme. Sie ist am Telefon im Vorzimmer. Sie muss durch die Vordertür hereingekommen sein, obwohl sie normalerweise die Hintertür benutzt, nachdem sie ihren Wagen in unsere Garage gestellt hat. Oder hat sie auf dem Bahnhofsvorplatz geparkt? Das würde bedeuten, dass sie heute Abend ausgeht. Dabei kann sie heute Abend nicht ausgehen, an einem Mittwoch.
Roseline in ihrem Blumenkleid schaut leise vor sich hin singend zum Fenster hinaus und runzelt die Stirn. Ihr Verlobter verspätet sich. Genau genommen kämpft er gerade unter der Brücke mit dem Gespenst, doch das kann sie nicht sehen. Ende der Szene. Vielleicht sollte ich noch einen Dialog einfügen, bevor das Gespenst und der Liebhaber ihren Kampf beginnen. Aber vorher muss ich noch mit Roseline an dem Lied arbeiten. Solange üben Coralie und Monique das Kämpfen.
Mutter ruft uns, damit wir baden. Eléonore entscheidet, die Tutus in unserem Schrank zu lassen. Wir verabschieden uns, à demain.
In der Badewanne spielen Coralie und ich mit unseren Booten und Steinen. Unser Bruder Maxime hatte früher das, was man eine Steinsammlung nennt, aber inzwischen beschäftigt er sich mit Fotografie, hat das Interesse an den Steinen verloren und sie uns überlassen. Wir werfen Maximes herrliche Steine auf unsere Boote, um sie zu versenken. Coralie ist gut darin, ich nicht.
Dann bindet Mutter sich eine Gummischürze um und geht mit einem Waschlappen auf uns los. Coralie will weiterspielen. Mutter sagt: »Jetzt zapple nicht wie ein Aal!« Ich leiste keinen Widerstand, denn ich mag die Seife mit Rosenduft und bin gern sauber. Mutter hält mir ein großes weißes Handtuch hin, das von der Heizung vorgewärmt ist, und nimmt mich auf den Schoß, um mich abzutrocknen. Coralie will nicht aus dem Wasser heraus, aber sobald ich trocken bin, muss sie.
Während sie durchs Badezimmer flitzt, putzt Mutter meine Ohren mit ein bisschen Watte, die sie um ein Streichholz gewickelt hat. Als sie damit in mein linkes Ohr fährt, huste ich. »Dein hustendes Ohr«, sagt Mutter. Sie gibt etwas Eau de Cologne auf einen Wattebausch und betupft meinen Haaransatz damit. Dann hilft sie mir noch in mein Nachthemd und den Bademantel. Anschließend versucht sie, Coralie auf ihren Schoß zu ziehen, was nie ein leichtes Unterfangen ist.
Mutter badet jetzt nicht, was bedeutet, dass sie es später tun wird. Demnach geht sie nicht aus. Aber warum ist sie dann durch die Vordertür hereingekommen?
Mittwochs haben wir niemals Gäste und essen früh zu Abend, so gegen halb acht. Danach macht Vater sich fertig, um in seinen Club zu fahren. Der Club, wo er zweimal wöchentlich Bridge spielt, befindet sich im oberen Stock des Café du Commerce an der Promenade. »Gibst du mir die Schlüssel für den 4CV?«, fragt er Mutter. Das war es also. Er nimmt Mutters Auto. Darum hat sie es draußen geparkt.
»Ist an dem 402 irgendwas kaputt?«, frage ich Vater, während er in seinen Überzieher schlüpft.
Er strubbelt mir durch die Haare. »Ich hoffe nicht. Ich habe den Peugeot für einen Ölwechsel in der Werkstatt gelassen. Und deine Mutter hat ein Geräusch erwähnt, daher habe ich Perez gebeten, mal einen Blick auf den Motor zu werfen. Ich bin mir sicher, dass er wieder wird.«
Der 402 ist fünfzehn Jahre alt, älter als meine Schwester Justine. Vater sagt, er sei in gutem Zustand. Er ist hellbraun, stabil und stark, groß genug für die ganze Familie, beruhigend. Er ist der einzige seines Modells hier in der Gegend, aber er fällt nicht auf.
Mutter sagt, er sei zu alt. Eléonores Eltern haben sich gerade einen Vedette gekauft, und sie sind alle ganz begeistert davon. Mutter meint, wir sollten auch einen bekommen. Ich freue mich für Eléonore, aber ich mag den Vedette nicht. Er ist hellblau und lächerlich lang, wie ein amerikanischer Wagen. Irgendwie protzig. Ich mag den 402 und hoffe, er hält ewig.
Jeden Mittwoch und Samstag ziehen wir uns alle, sobald Vater weg ist, in Mutters Schlafzimmer und Bad zurück. Das sind Mutters Schönheitsabende, und wir dürfen sie mit ihr verbringen. Mutter nimmt ihr Schaumbad (heute Abend eines mit Gardenienduft), und ich wasche ihr den Rücken mit einem Schwamm. Dann schäle ich die Gurke, die sie in einer Schüssel auf dem Tisch neben dem Waschbecken bereitgelegt hat, und schneide sie in winzige Stücke. Ich füge Mandelöl hinzu und zerdrücke die Mischung mit einer Gabel zu einer Paste. Wenn Mutter aus der Wanne steigt, schlüpft sie in ihren hellgrünen Bademantel, setzt sich in einen Korbstuhl in der Mitte des Badezimmers, und ich trockne ihr die Haare mit einem Handtuch. Ich kämme sie aus, schüttle die Flasche mit Pétrole Hahn und spritze etwas von der Lotion auf Mutters Haar, um es anschließend so lange in ihre Kopfhaut einzumassieren, bis sie sagt, es sei genug. Was den Geruch von Pétrole Hahn angeht, bin ich hin und her gerissen: Zunächst riecht es angenehm und frisch nach Bergamotte, glaube ich, und nach Zitrone. Aber dahinter verbirgt sich noch ein stechender Geruch, von dem Mutter sagt, der mache es effektiv. Gegen Schuppen und für den Glanz.
Ich halte den Föhn in der einen Hand, während ich mit der anderen Mutters Haar kämme. Es ist rotbraun, schulterlang und leicht gewellt. Ich muss es von unten bürsten, damit es das bekommt, was Mutter »Volumen« nennt. Mutters Haare sind ganz anders als unsere. Sie verziepen sich nie und lassen sich schmerzlos kämmen und bürsten. Ein wunderschöner, fügsamer Besitz, der seine Farbe im Licht und seine Form mit ihren Bewegungen oder im Wind ändert.
Wenn ich damit fertig bin, bedeckt Mutter ihr Haar mit einem rosafarbenen Tuch. Sie zieht in den Lehnstuhl am Fenster um, und ich streiche ihr die Gurkencreme auf Gesicht und Hals. Es bleibt ein bisschen davon übrig, und Mutter möchte, dass ich es auf mein Gesicht schmiere, aber das tue ich nicht. Ich reibe meine Hände damit ein und wasche es wieder ab.
Nun ist es an der Zeit, sich zu Coralie zu gesellen, die die ganze Zeit über in Vaters Lehnstuhl im Schlafzimmer verbracht hat. Die Füße auf dem Kaffeetisch und neben sich einen Stapel Les Pieds Nickelés. Sie liebt diese Comics über die drei faulen Ganoven, die den aufgeblasenen Reichen Streiche spielen. Aber wir müssen auch mit unserer kleinen Soirée fortfahren. In der Nische neben dem Bett lehnt sich Mutter mit ein paar Ausgaben von Jardin des Modes an ein großes Kissen, unter der Lampe. Ich klettere neben sie, um mit in die Zeitschriften zu schauen, während es sich Coralie mit ihren Pieds Nickelés im Bett gemütlich macht.
Hin und wieder fragt sie mich etwas: »Was sagt Ribouldingue zu der Dame mit dem Hut?« Oder: »Warum muss der Polizist Filochard laufen lassen?« Es gibt in diesen Geschichten eine Menge Text, eine ganze Erzählung, nicht nur Dialoge. Meistens errät sie den Inhalt selbst, nur aus den Zeichnungen. Ich finde das erstaunlich, denn ich bin genau das Gegenteil: Ich lese nur den Text, vergesse fast, dass es Comics sind, und verstehe nach einer Weile nicht mehr, was passiert. Manchmal blättere ich dann zurück und schaue mir die Zeichnungen an, aber meist lasse ich es dann einfach sein.
Mutter studiert die neuesten Moden und kommentiert die Modelle ebenso wie die Kleider und Mäntel, die diese tragen. Eine hat entsetzlich dicke Fesseln, eine andere praktisch keine Taille und wieder eine andere eine mikroskopisch kleine Nase. »Schau dir das an!«, sagt sie. Ich schaue. Aber allzu großes Interesse kann ich für den Körperbau dieser Frauen und ihre fremdartigen Gewänder nicht aufbringen. Umgeben vom Duft von Gurke und Mandel, lese ich die Beschreibungen: alpaga, zibeline, dentelle rebrodée de ruche, mousseline de soie, georgette de laine. Rätselhafte Wörter, die ich morgen nachschlagen werde.
Bis Mutter sich erhebt, um die Gurkenpaste abzunehmen, ist Coralie eingeschlafen. Wenn sie zurückkommt, nimmt Mutter sie auf den Arm und trägt sie in unser Zimmer. Ich darf noch bleiben. Und bleiben. Mutter betrachtet weiterhin kritisch die Modelle und die Mode, ich lese, und so könnte es ewig weitergehen. Sie braucht mich auch nicht in mein Bett zu tragen, weil ich nicht einschlafe.
Wenn sie beschließt, das Licht auszumachen, gebe ich ihr einen Kuss und gehe in unser Zimmer. Das ist dunkel und erfüllt von Coralies gleichmäßigem Atmen. In meinem Bett versuche ich, Bergamotte, Gurke und die Ruhe und Behaglichkeit noch festzuhalten, aber ich kann nicht anders, als in die Zukunft zu blicken: auf künftige Tage und Wochen, das Auf und Ab von Erleichterung und Unbehagen.
Morgen Abend zumindest werden unsere Eltern mit den Pujols Pharao spielen. In unserem Haus.
Champagner
Heute werde ich die Hostie schmecken. Anne-Claude vergleicht sie mit Papier, Justine sagt, sie fühlt sich eher wie Watte an. Faszinierend.
Ich komme eine halbe Stunde vor der Zehn-Uhr-Messe in die Kirche, weil wir unsere Lieder und den ganzen Ablauf noch ein letztes Mal üben müssen. Als die Gemeinde eintritt, stehen wir hinten im Kirchenschiff. Dann wandern wir zwischen den einzelnen Abschnitten der Messe singend und in einer sehr langsamen Prozession von Seitenkapelle zu Seitenkapelle. Vor Saint Régis habe ich mein Solo, Au ciel dans ma patrie, über die Seligkeit, im Himmel mit der Jungfrau Maria vereint zu sein. Ich würde so gern sterben und auf ewig verzückt sein, aber zur Jungfrau fühle ich mich nicht auf besondere Weise hingezogen. Außer dass ich auch gern in einem Stall ein Kind zur Welt brächte, so wie sie. Aber natürlich nicht den Sohn Gottes. Ich möchte Töchter. Vier, wie in Betty und ihre Schwestern.
Mutter ist erfreut, weil ich gut aussehe in meinem neuen weißen Kleid, den weißen Söckchen, weißen Lackschuhen und mit der Krone aus winzigen weißen Rosen auf meinen dunklen Korkenzieherlocken (ihr Werk des Morgens, mit einer Lockenschere). Vater ist auch gekommen und sieht nicht verstimmt aus. Die Hostie ist prima. Man fühlt etwas Glattes, Stilles auf der Zunge, aber es ist kompakt, nicht glibberig. Sie klebt ein bisschen, und nach einer Weile löst sie sich auf. Sie hat kaum irgendeinen Geschmack. Ich wünschte, ich könnte von Hostien leben.
Nach der Messe fahren wir alle zum Cabarrou: Grand-mère, meine zwei Brüder und zwei Schwestern, ein paar Freunde meiner Eltern und meine Freundin Eléonore. Der Cabarrou ist unser Park, aber er hat keine Verbindung zu unserem Stadthaus, ja, er liegt noch nicht mal in dessen Nähe. Um dorthin zu gelangen, muss man zehn Minuten laufen, um auf die andere Seite der Eisenbahnschienen zu gelangen, in die Weingärten.
Als wir heute das Tor öffnen, trifft mich ein übler Geruch. Grillfleisch. Ich laufe sofort den ganzen Weg bis ans andere Ende des Parks, kann aber keinen Winkel finden, wo es nicht stinkt. Hinter den Kiefern ist es weniger schlimm, aber auch hier wehen einen hin und wieder Schwaden von brennendem Fleisch an. Meine Brüder waren diejenigen, die auf das Grillen bestanden. Sie sagten, sie würden sich darum kümmern.
Das einzig Gute am Grillen, vor allem wenn viele Leute kommen, gehen und sich drängeln, ist, dass niemand darauf achtet, was ich esse. Oder nicht esse. Außer meinem Bruder Etienne, aber er wird mich nicht verraten. »Du solltest dieses Lammkotelett probieren«, sagt er. »Es ist perfekt.«
»Nein, danke.«
»Wenn du die Wahl hättest, entweder das hier zu essen oder dir die Augen ausstechen zu lassen«, fragt er, »wofür würdest du dich entscheiden?«
»Den Versuch, eine schnellere Todesart zu finden?«
Etienne schüttelt den Kopf. »Weißt du, du musst Katharerin sein.«
»Katharerin?«
»Aus dem Mittelalter. Simon de Montfort hat sie abschlachten lassen. Sie aßen weder Fleisch noch Käse. Alles Materielle war für sie ein Kerker. Sie wurden ausgelöscht, haben aber in dir überlebt!« Er nimmt mich mit seinen großen Händen um die Taille, wirft mich in die Luft, fängt mich auf und stellt mich wieder auf die Erde. Dann rennt er los, um sich weiter um das Grillen zu kümmern.
Ich probiere ein winziges Radieschen, und es brennt in meinem ganzen Mund. Leute scheinen so etwas wie Feigen oder Kirschen zu naschen. Viele geben auch noch ein Stückchen Butter darauf. Ich frage Justine, warum man das tut, und sie antwortet mir in der Hoffnung, mich mit ihrem Wortschatz zu beeindrucken: »Es lindert die Schärfe.« Als ob die Leute überhaupt etwas essen müssten, das ihre Geschmacksknospen attackiert.
Am Ende des Festmahls beginnt Vater, Champagner auszuschenken. Eléonore stürzt ihren in einem Zug hinunter und erschauert. Ich probiere meinen langsam. Nach jedem Schlückchen prickelt meine Zunge. Dann gießt uns jemand nach, und ich trinke alles aus, obwohl ich mich schon beschwipst fühle. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, was danach passiert ist. Ich klettere mit Eléonore und Coralie in den Bäumen herum. Ein Ast bricht. Coralie rutscht in den Teich, sodass ihr blaues Kleid voller Matsch ist. Justine rettet sie. »Du hast Glück, dass ich zufällig in der Nähe war. Ich frage mich ja, wie ihr alle es schafft zu überleben, während ich in Paris bin.« Natürlich, Coralie wäre in einem knappen Meter Schlick ertrunken.
Eléonore möchte Ballerinas spielen, und meine Schwestern sind einverstanden. Justine schlägt eine kitschige Choreografie vor, angelehnt an den Film Die Veilchen der Kaiserin, und Coralie verkündet, sie werde akrobatische Einlagen beisteuern. Ich verdrehe die Augen und gehe – sie sind ohnehin so beschäftigt damit, ihre entrechats zu arrangieren, dass sie es nicht einmal bemerken. Als ich so durch den Park spaziere und überlege, was ich sonst tun könnte, stoße ich zufällig auf meinen ältesten Bruder Maxime, der hart daran arbeitet, Fliederblüten zu fotografieren. Ich kann nur seinen gebeugten, krummen Rücken sehen, während er konzentriert bei der Sache ist. Nach Ballerina-Spielen ist das Fotografieren von Fliederblüten zwangsläufig die dümmste Beschäftigung im ganzen Universum.
Maxime hat zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag im Februar eine ganz moderne Kamera bekommen und ist seither wie besessen. Vorher fotografierte er schon viel, aber normale Motive: Familie, Freunde, das neue Auto eines Nachbarn, sein Rugbyteam, die Katzen. Jetzt ist er dank seiner neuen Ausrüstung ein Künstler, daher interessiert er sich nicht mehr für Fotos, die jeder machen könnte. Wenn auf einem seiner Fotos überhaupt ein menschliches Wesen zu sehen ist, dann nur als Handgelenk. Oder Fußknöchel. Als Ohrmuschel oder Haarsträhne. So machen Künstler das; mehr erklärte er mir dazu nicht.
»Bitte, Maxime«, sage ich. »Wenn du hier fertig bist, könntest du dann bitte ein Foto von mir mit den Eltern machen?« Ich habe eine sehr klare Vorstellung im Kopf: Ich in der Mitte, die Eltern links und rechts neben mir. Eine Konstellation wie bei Jesus an der Krippe.
»Nein, kann ich nicht«, sagt er, während er Knöpfe drückt und dreht und gleichzeitig durch sein Objektiv schaut. »Ich bin mir nicht mal sicher, genug Filmmaterial für das zu haben, was ich machen will.«
»Maxime!«, jammere ich. Ich klinge wie ein Baby. »Das ist meine private Frühkommunion, davon sollte es doch ein Foto geben, findest du nicht?«
Er ist immer noch mit seinem Objektiv und seinen Blüten beschäftigt. Würdigt mich nicht mal eines Blickes. »An der Kirchentür muss es einen Fotografen gegeben haben, als ihr rausgekommen seid«, sagt er.
»Da wird jeder drauf sein, der gerade aus der Kirche kam. Eine Menschenmenge. Ich hätte gern ein Foto nur von den Eltern und mir. Bitte.«
Ganz plötzlich will ich das unbedingt. Ich weiß nicht, warum, aber ich kann nicht darauf verzichten. Wer braucht diesen ganzen Flieder? Ich hasse ihn. Ich beschließe, nach Vater zu suchen. Vielleicht könnte er Maxime auf eine Weise darum bitten, dass er es tun muss.
Aber als ich Vater endlich finde, sagt Maxime, seine Filmrolle sei aufgebraucht, es sei nichts mehr übrig, leider. Vater ist hier, ich höre auch Mutter in der Nähe, und dieser Tölpel musste sechsunddreißig Aufnahmen von Fliederblüten machen. Ich möchte ihn umbringen. Stattdessen beginne ich zu weinen, was mich noch wütender macht.
Ein paar Tage später findet sich im Familienalbum ein quadratisches Schwarz-Weiß-Foto von einem mageren Mädchen in langem weißem Kleid und mit einem Krönchen aus Rosenknospen. Sie stampft mit dem Fuß auf, das Gesicht wutverzerrt, während ihr Tränen über die Wangen laufen und sie die Arme zu einem öden Himmel hebt. Maxime hat als Bildunterschrift darunter notiert: »Tita am Tag ihrer Frühkommunion.«
Namen
Die meisten Leute nennen mich Tita. Niemand außer Mademoiselle Pélican, den Nonnen und dem Priester verwendet Euphémie, meinen Taufnamen. Als ich getauft wurde, brauchte ich einen neuen Namen, denn mein rechtmäßiger Name, der auch in meinem Pass stand, war kein Heiligenname. Vergangene Woche fragte Justine mich: »Wenn du so alt bist wie ich jetzt und einen Jungen kennenlernst, der dann wissen will, wie du heißt, was sagst du dann?«