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Stefan Zimmermann

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Beschreibung

Am Berg K2 findet ein Forscher die Leiche eines ein-flussreichen Chemiekonzernvorstands aus Deutschland in einer Gletscherspalte. Schnell ist klar, dass er nicht eines natürlichen Todes gestorben ist. Für den Ermittler Stefan Lehmann könnte es der be-deutsamste Fall seiner bisherigen Karriere werden, weshalb er sich dementsprechend in den Fall hinein-kniet. Doch dieser gestaltet sich als äußerst kompliziert. Nach und nach taucht er immer tiefer in ein Milieu ein, das dem Ermittler bis dahin völlig fremd war. Stefan kommt dem Mörder jedoch Schritt für Schritt näher. Was er bei der Suche aufdeckt, kann er kaum glauben. Wozu ein Mensch im Stande ist, welche Grau-samkeiten einem Menschen innewohnen können, lässt ihn nicht los…

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Inhaltsverzeichnis

I

II

III

IV

V

VI

VI

VII

VIII

IX

X

XI

XII

XIII

XIV

XV

XVI

XVII

XVIII

XIX

XX

XXI

XXII

XXIII

XXIV

XXV

XXVI

XXVII

Impressum

Stefan Zimmermann

Todeszone

Kriminalroman

Prolog

»Simon, komm kurz zu mir rüber, hier hat sich eine weitere Vertiefung aufgetan.«

Der italienische Gletscherforscher Marco blickt mit seinem Kollegen hinab. Der Boden ist nicht erkennbar. Auch mit Taschenlampen wird nur ein Teil der Nebenhöhle sichtbar. Marco dreht eine Schraube ins Eis und beginnt sich langsam abzuseilen. Die Taschenlampe immer nach unten gerichtet, erblickt er plötzlich einen Eispickel im Lichtkegel. Noch fünf Meter, dann tritt er mit seinen Bergschuhen samt Steigeisen auf dem Boden auf. Direkt vor ihm der Eispickel. Marco hebt ihn auf, um ihn etwas genauer zu begutachten.

Darauf sind leichte Gebrauchsspuren zu erkennen. Angespannt nimmt er seine Taschenlampe und leuchtet in die Höhle. Was er dann sieht, lässt ihn erstarren.

Dort liegt ein menschlicher Körper mit dem Gesicht im Schnee. Marco bewegt sich langsam in Richtung des leblosen Körpers. Er kniet sich nieder, zieht seine Handschuhe aus und fühlt mit seinen Fingern am Hals der Person, um zu sehen, ob diese noch einen Herzschlag aufweist.

»Simon, seil dich sofort zu mir ab! Hier liegt eine männliche Leiche.«

Marco greift den Mann an der Schulter und am Becken und dreht ihn auf den Rücken. Der Brustbereich der Skijacke ist zerfetzt und überströmt mit eingefrorenem Blut. Marco dreht sich um und blickt zum gefundenen Eispickel.

»Was in aller Welt ist mit diesem Mann passiert?«, sagte sich der Forscher.

Simon kommt endlich zum Fundort. Regungslos und mit offenem Mund blickt er auf die Leiche.

»Marco, wir müssen ihn sofort nach oben ins Lager bringen und die Behörden alarmieren.«

Marco nickte mit dem Kopf. Daraufhin packten sie den gefundenen Pickel in einen Behälter, in dem sie normalerweise Proben konservieren. Die Leiche hievten sie zu zweit zum Abseilpunkt, machten sie am Gurt fest und zogen sie langsam hoch. Nach einem dreistündigen, kraftraubenden Transport treffen die beiden endlich im Lager ein. Sie legen die Leiche auf ein Bett und informieren die Lagerärztin über den Fund. Zusammen mit den Forschern begibt sie sich ins Zelt, zieht sich Handschuhe an und beginnt den Mann zu untersuchen. Sie macht Fotos von der zerrissenen Jacke und vom Gesicht. Langsam zieht sie den Reißverschluss der Jacke nach unten. Auch die Unterwäsche an der Brust ist völlig zerfetzt.

Die Ärztin, die schon des Öfteren mit Leichen am Berg zu tun hatte, schluckte tief und sagte zu den Forschern:

»Das sind keine Spuren eines Unfalls. Dieser Mann wurde ermordet. Habt ihr sonst noch irgendetwas bei der Leiche in der Höhle entdeckt?«

Die Forscher schauen sich an und nicken. Sie holen den Eispickel aus dem Rucksack und übergeben ihn der Ärztin.

»Marco, mit diesem Pickel wurde der Leiche vermutlich drei Mal ins Herz geschlagen. Die Löcher sind gut erkennbar. Wir müssen schnellstmöglich die zuständigen Behörden kontaktieren, damit sie Untersuchungen in die Wege leiten können.«

Sofort nimmt Marco das Satellitentelefon in die Hand und tippt die Notfallnummer ein.

I

Schon von Weitem ist das Rauschen der Rotoren des Rettungshelikopters zu hören. Nach kurzer Zeit landet er im Basislager des K2, welches sich auf ca. 5.120m Höhe befindet.

Der K2 ist der zweithöchste Berg der Erde und weist eine unglaubliche Höhe von 8.611m aus. Er befindet sich im Gebirge Karakorum, welches sich über den Norden Pakistans, Indiens und den Westen Chinas erstreckt.

Der Helikopter fliegt aus Richtung Pakistan in das Tal herein und nähert sich dem Lager. Neben einem vorab definierten Platz warten die Forscher und die Ärztin bereits mit einer Trage auf die Ankunft. Der Helikopter landet behutsam und es steigt ein Pakistani in dunkelgrüner Uniform und mit gut gepflegtem Bart aus. Mit einem Lächeln im Gesicht begrüßt der Pilot alle auf Englisch.

Marco ist nicht zu Lachen zumute. Er beginnt dem Piloten kurz zu erklären, dass sie in einer Gletscherspalte eine männliche Leiche gefunden haben und diese schnellstmöglich nach Skardu bringen müssen, damit man sie dort in einem Krankenhaus untersuchen kann.

Der gut gelaunte Pakistani verstand sofort den Ernst der Lage und lief zur Trage. Marco half ihm, den Körper zu heben und in den Helikopter zu legen. Er lief nochmals zurück zum Zelt und holte seinen Rucksack.

»Simon, ich fliege mit dem Helikopter mit. Ich werde den Behörden in Skardu alles erklären und eine Aussage machen. Ich versuche in spätestens drei Tagen wieder zurück im Lager zu sein. Mach es dir in der Zwischenzeit mit der Ärztin hier gemütlich«, sagte Marco und schaute verschwitzt zur Ärztin, die neben Simon stand.

»Das hätte er wohl gern«, erwiderte sie und lachte.

Marco lief geduckt zum Helikopter, dessen Rotoren bereits liefen, und stieg vorne ein. Das Wetter war an diesem Tag sehr gut. Es war August, die Sonne schien, blauer Himmel, kaum Wind. Optimale Bedingungen für den Flug.

Marco blickte aus dem Fenster. Das atemberaubende Panorama war für ihn nebensächlich. Er konnte immer noch nicht glauben, was heute passiert ist. Er machte sich Gedanken darüber, was dem Mann wohl zugestoßen ist.

»Wer war dieser Mann überhaupt? Woher kommt er? Weiß seine Familie darüber Bescheid, dass er tot ist?« Marco wollte doch einfach nur mit seinem Kollegen die Gletscher im Karakorum erforschen. Nach vielen Jahren bekam er endlich die Zusage, dass er drei Monate dort forschen durfte. Doch dass es so kommt, hätte wohl niemand erwartet. Jetzt saß er in einem Rettungshelikopter und hinter ihm liegt eine Leiche.

Er schüttelt den Kopf, er kann es nicht fassen.

Der Pilot fragt ihn, ob alles mit ihm in Ordnung sei.

»Ja, nein! Der Mann hinter uns wurde vermutlich umgebracht. Hier, am K2. Mir gehen so viele Fragen durch den Kopf. Es beschäftigt mich ungemein.«

Der Pilot schaute nach rechts, blickte Marco in die Augen und sagte:

»Es ist nicht deine Schuld, dass er gestorben ist. Du hast die Leiche gefunden und damit vielleicht einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass man die oder den Schuldigen findet. Es wird sich alles aufklären, das verspreche ich dir. Genieße jetzt die letzten zwei Minuten des Flugs, wir landen gleich beim Krankenhaus.«

»Er hat Recht«, dachte sich Marco. Alles wird sich aufklären.

Im Krankenhaus angekommen, wird die Leiche direkt in die Pathologie gebracht. Auf Marco warten auch schon Polizeibeamte aus Skardu, die ihn zum Vorfall befragen wollen.

Marco wird gebeten, den Beamten in ein kleines Büro im Krankenhaus zu folgen. Er sollte sich auf den Stuhl darin setzen und kurz auf die Polizisten warten.

In ihm steigt Nervosität auf.

»Was ist, wenn sie mich für den Mörder halten?«, dachte er panisch. Seine Brust verengte sich, die Atmung wurde flacher, er begann zu schwitzen. Nach ca. fünf Minuten treten die Polizisten ein und setzen sich vor Marco hin.

Zuerst sollte er den Sachverhalt schildern. Danach den genauen Fundort, wie die Leiche platziert war, ob sonst noch etwas bei der Leiche gefunden wurde, und schlussendlich warum er da unten in der Gletscherhöhle war.

Marco war zwar eingeschüchtert, aber er konnte den Beamten alles ausführlich erklären. Sie schienen nicht an ihm und seinen Aussagen zu zweifeln. Deshalb wurde er auch relativ schnell aus dem Büro entlassen und konnte wieder zurück zu seiner Forschergruppe. Den Rest würden die Beamten übernehmen.

Erleichtert verließ Marco das Krankenhaus. Er organisierte ein Telefon und rief Simon im Lager an.

»Ich komme heute wieder zu euch, die Befragung mit der Polizei ist bereits beendet. Ich erzähle dir den Rest dann persönlich.«

Der Forscher holte sich noch etwas zu Essen und begab sich anschließend wieder auf den Weg zurück zu seiner Wirkungsstätte.

II

Da die Todesursache des Mannes zwar offensichtlich erscheint, aber nicht sicher feststeht, wird in der Pathologie eine Obduktion veranlasst.

Der Gerichtsmediziner beginnt mit einer äußeren Bestandsaufnahme. Die Leiche trägt einen roten Expeditionsanzug, auf dem Kopf eine schwarze Wintermütze und schwarz-orange Bergschuhe. Er macht einige Fotos und zieht im Anschluss daran die Kleidung aus.

Unter dem Anzug trägt der Mann Funktionsunterwäsche in moosgrüner Farbe. Wie auch bei der Jacke ist das Funktionsshirt im Brustbereich völlig zerrissen. Auch hier nimmt er wieder ein Foto auf.

In der linken Seitentasche der Jacke findet der Mediziner eine Karte.

Auf der Rückseite wurde etwas darauf gekritzelt:

P. H., 02.08.2017, »Irgendetwas geht hier vor sich. Ich weiß nicht, ob ich es lebend vom Berg schaffe…«

Der Arzt legt die Notiz als Beweismittel ab. Danach wird der Körper vollständig entkleidet. Die Leichenstarre hat sich fast vollständig wieder gelöst. Aufgrund der äußeren Begebenheiten, wie z. B. der Temperatur, kann er feststellen, dass der Tod vor ca. 60 Stunden eingetreten sein muss. Es handelt sich um einen Mann im Alter von ungefähr 50 Jahren. Er hat weiße Hautfarbe, allerdings mit stark bräunlichem Teint. Die Leiche ist 181cm groß und wiegt 78kg. Der Körper ist sehr gut trainiert.

Auf dem linken Oberarm wird ein Tattoo festgestellt. Es handelt sich dabei um einen Wolfskopf. Es sind keine Operationswunden zu erkennen. Auf dem Oberkörper und der Vorderseite der Oberschenkel sind Totenflecke sichtbar.

Der Verstorbene trug keinen Schmuck, lediglich eine Sportuhr am linken Handgelenk. Im Gesicht finden sich Schürfwunden, die vermutlich auf einen Absturz zurückzuführen sind. Im linken Brustbereich sind drei tiefe Einschnitte zu erkennen, mit einer Breite von ca. 10mm. Die Haut ist bei den Einschnitten leicht aufgerissen.

Im Zuge der inneren Besichtigung wird der Oberkörper freigelegt und das Herz entnommen. Zwei der Einschnitte durchdringen das Herz fast vollständig. Dies war auch die Todesursache.

Abschließend nimmt der Mediziner noch eine DNS-Probe und einen Gebissabdruck, damit das Opfer identifiziert werden kann. Die Polizei lieferte außerdem den bei der Leiche gefundenen Pickel mit. Der Arzt begutachtet auch diesen und nimmt Fotos auf.

Er weist leichte Gebrauchsspuren auf, vermutlich vom Gebrauch am Berg. Unter dem Mikroskop findet der Mediziner jedoch Blutspuren. Er nimmt auch davon eine Probe, woraufhin er den Eispickel wieder verpackt. Der Obduktionsbericht wird an die Polizei in Skardu übermittelt. Nach einigen Tagen trifft auch das Ergebnis der DNS-Tests bei den Behörden ein.

Bei der männlichen Leiche handelt es sich um den deutschen Staatsbürger Philipp Henkeldorf, der in Bayern gemeldet ist. Das Blut, welches auf dem Pickel gefunden wurde, stammt vom Opfer.

Noch am gleichen Tag wird mit dem Landeskriminalamt Bayern Kontakt aufgenommen. Ermittler Stefan Lehmann öffnet das Mail der pakistanischen Polizei und liest sich Polizei- und Obduktionsbericht sorgfältig durch. Er staunt nicht schlecht, als er den Namen des Opfers liest.

Herr Henkeldorf genießt Bekanntheit nicht nur in Deutschland, sondern möglicherweise in ganz Europa. Laut Mail sollen dessen Leiche inklusive der bei der Leiche gefundene Eispickel in einer Woche nach Deutschland überstellt werden. Stefan gibt in seinem Computer die Daten von Herrn Henkeldorf ein und findet damit die Kontaktdaten seiner Gattin und die Wohnadresse heraus.

Als nächsten Schritt galt es, sie über den Todesfall ihres Mannes in Kenntnis zu setzen. Stefan zog sich seine Jacke an, nahm die Schlüssel vom VW Passat mit und verließ das Büro in München. Er setzte sich in den Dienstwagen und begab sich auf den Weg zur Wohnadresse des Opfers.

»Philipp Henkeldorf wurde ermordet. Was ist da beim K2 vorgefallen?«, fragte sich der Ermittler auf der Fahrt.

»Herr Henkeldorf ist allseits bekannt, und es ist auch bekannt, dass er nicht bei jedem der Beliebteste ist. Hmm, ich muss mir das alles im Detail ansehen. Das könnte der bisher bedeutendste Fall meiner Karriere werden. Eventuell weiß ja seine Frau etwas. Irgendwelche Personen, die ihm schaden wollten«, murmelte Stefan vor sich hin.

Bei der Wohnadresse angekommen, parkt er auf dem Gehsteig vor dem Grundstück. Eine riesige Villa auf einer leichten Anhöhe präsentierte sich vor ihm. Es war ein enormes Grundstück, das von einer hohen Mauer umgeben ist. Er stand vor dem pompösen Eingangstor und begab sich zur Sprechanlage. Darüber war eine Überwachungskamera zu sehen. Er drückte auf den Knopf und wartete auf eine Rückmeldung.

»Hallo der Herr, warum besucht mich die Polizei?«, sprach es mit weiblicher Stimme aus der Anlage.

»Hallo Frau Henkeldorf, mein Name ist Stefan Lehmann. Ich bin Ermittler beim LKA Bayern und würde gerne mit ihnen sprechen. Es ist wichtig, es geht um Ihren Mann.» Plötzlich öffnet sich das Tor und man hört noch aus der Anlage: »Treten Sie ein Herr Lehmann.«

Stefan läuft zur Eingangstür der Villa. Überall sind Überwachungskameras angebracht. Frau Henkeldorf erwartet ihn bereits an der Tür. Stefan streckt ihr die Hand entgegen und stellt sich nochmals persönlich vor. Sie bittet ihn herein und sie setzen sich im lichtdurchfluteten Esszimmer an den Tisch.

»Wollen Sie etwas trinken, Herr Lehmann? Kaffee, Wasser?«, fragte Frau Henkeldorf.

»Nein, danke, ich würde gerne gleich zum Grund meines Besuches kommen«, antwortete der Ermittler.

»Okay, was ist denn mit meinem Mann? Er befindet sich derzeit im Karakorum. Er will den K2 besteigen. Ist denn etwas mit ihm passiert?«, fragte die Gattin schockiert.

»Frau Henkeldorf, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Mann dort ums Leben gekommen ist.«

»Was?! Warum denn? Er hatte doch das beste Team um sich. Ist er abgestürzt? Was ist vorgefallen?«

Stefan atmet nochmal tief durch und antwortet:

»Nein, er ist nicht abgestürzt, er wurde dort ermordet.«

»Ermordet? Was?! Wer hat ihm das angetan?«, fragte die Gattin mit zittriger Stimme.

»Das wissen wir noch nicht, die Ermittlungen wurden erst aufgenommen. Können Sie mir denn sagen, mit wem er diese Expedition durchgeführt hat?«

»Ja, natürlich, er hat sie mit einem Bekannten von mir gemacht. Sein Name ist Lorenz Mittelsimmer. Er bietet exklusive Himalaya-Expeditionen an.«

Stefan fragt genauer nach:

»Und wissen Sie, wer die Teilnehmer der Expedition waren?«

»Nein, das weiß ich leider nicht. Das müssten Sie Herrn Mittelsimmer direkt fragen. Ich kann Ihnen den Kontakt geben«, antwortete Frau Henkeldorf.

»Ja, das wäre toll, danke!« Sie schreibt für Stefan den Namen und die Telefonnummer auf einen Notizzettel.

»Wissen Sie denn sonst von Personen, die Ihrem Mann etwas antun wollten? Sind irgendwelche Namen bekannt, die ihm schaden wollten?«

Die Gattin schaute dem Ermittler in die Augen und sagte:

»Herr Lehmann, Sie kennen meinen Mann, oder? Es gibt aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit einige Menschen, die nicht gut auf ihn zu sprechen sind. Ob diese ihm aber auch körperlich schaden würden, weiß ich nicht. Es gab allerdings schon zwei Einbruchversuche bei uns, deshalb auch die ganzen Kameras und die hohe Ummauerung. Einen davon konnte die Polizei auffinden, der andere kam wohl davon.«

Stefan notierte sich alles akribisch und stand dann vom Tisch auf.

»Alles klar, Frau Henkeldorf. Das wäre es fürs Erste. Vielen Dank für die Informationen. Sobald es neue Erkenntnisse zum Fall gibt oder wir weitere Fragen an Sie haben, werden wir uns bei Ihnen melden.«

Stefan verabschiedete sich mit einem Händedruck und verließ das Grundstück. Er setzte sich in den Passat und fuhr wieder zurück zur Dienststelle.

III

Philipp Henkeldorf war 51 Jahre alt, deutscher Staatsbürger und lebte in Bayern.

Bekanntheit erlangte er in den vergangenen Jahren durch den rasanten Aufstieg seines Chemiekonzerns Henkeldorf AG. Der Konzern ist weltweit tätig und beschäftigt rund 15.000 Mitarbeiter. Herr Henkeldorf war Vorstand der AG und für seinen Ehrgeiz bekannt. Er entsprach dem klassischen Bild eines Workaholics. Teilweise arbeitete er bis zu 20 Stunden pro Tag. Anzug und Weste waren bei ihm Standard.

Er hatte ein sehr gepflegtes Aussehen. Kurze, braune Haare, das Gesicht immer glattrasiert. Für seine 51 Jahre war Herr Henkeldorf in ausgezeichneter körperlicher Verfassung. Obwohl er so viel arbeitete, war ihm Sport enorm wichtig. Jeden Tag stand er um 05:00 Uhr auf, frühstückte und ging eine Runde joggen. Danach ging es noch in die hauseigene Kraftkammer, damit nicht nur die Kondition trainiert wurde.

In seiner Freizeit befand sich der Manager stets in den Bergen, denn die Berge waren immer schon seine große Leidenschaft. Da fühlte er sich frei und konnte Abstand zum Trubel seines Jobs gewinnen. Bereits mit 30 Jahren waren ihm die Berge in Europa nicht mehr anspruchsvoll genug. Es zog ihn in alle Teile der Welt. Er pushte sich immer weiter voran. Mit 35 Jahren hatte er eines seiner großen Ziele erreicht. Er bestieg die Seven Summits. Das sind die jeweils höchsten Berggipfel der sieben Kontinente. Darunter fallen zum Beispiel der Cerro Aconcagua mit einer Höhe von 6.961m in Argentinien (Südamerika) oder auch der höchste Berg der Erde, der Mount Everest mit 8.849m im Himalaya in Nepal (Asien).

Herr Henkeldorf war verheiratet mit Mary Henkeldorf. Mary ist 49 Jahre alt und stammt aus den USA, konkret aus Denver, Colorado. Mary war in der Telekommunikation tätig und deshalb beruflich viel unterwegs. Ein Jahr sollte sie auch in München verbringen, um dort eine Produktentwicklung voranzutreiben.

Auf einem Unternehmertreffen, zu dem sie ebenfalls eingeladen war, lernte sie ihren Mann Philipp kennen. Das war vor etwa 10 Jahren. Sie war fasziniert von Philipp. Er zog sie in seinen Bann und sie verliebten sich rasch. Es verging kein Jahr und es folgte eine prunkvolle Hochzeit. Gemeinsame Kinder hatten die beiden nicht. Ihren Job in der Telekommunikationsbranche gab sie nach ca. eineinhalb Jahren auf. Sie wollte stattdessen eine Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung aufbauen.

Ihr Mann fand die Idee gut, denn so konnten auch mögliche hochspezialisierte Mitarbeiter für seinen Konzern gewonnen werden. Die Fördermittel stammten aus dem Henkeldorf Konzern. Das operative Geschäft übernahm Mary.

Mary war ein lebensfroher Mensch und stets lernbegeistert. Sie hatte lange, blonde Haare, blaue Augen und war gut in Form. Sie kleidete sich immer sehr elegant. Es gab keinen Tag, an dem sie keinen Schmuck trug. Sie hatte davon auch genug, da Philipp sie damit überhäufte. Ihr fehlte es an nichts. Die anfänglichen Ehejahre waren wunderschön.

Sie erlebten viel zusammen, reisten um die Welt. Und obwohl Philipp nicht viel Zeit für sie hatte, kümmerte er sich dennoch bestmöglich um seine Frau. Nach ungefähr sechs Jahren Ehe kam es aber zu einem Wendepunkt. Die immer größer werdende Konkurrenz machte dem Chemiekonzern zu schaffen.

---ENDE DER LESEPROBE---