Tom Prox 57 - Alex Robby - E-Book

Tom Prox 57 E-Book

Alex Robby

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Beschreibung

Als Maggie McLaughlin vor fünf Jahren den unteren Teil der Longhorn-Ranch an Joseph Heilbroner, einen frommen Quäker, verkaufte, ahnte sie nicht, was der mit dem Land vorhatte. Er gründete die Zufluchts-Ranch für entlassene Zuhäusler. Inzwischen treiben sich dort Dutzende Halunken herum, Mörder, Diebe, Betrüger.
Als dem Sheriff von Heatstone Village wieder ein mysteriöser Todesfall gemeldet wird, will er die Zufluchts-Ranch hochnehmen ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Um eine Stunde zu spät

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0590-5

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Um eine Stundezu spät

Von Alex Robby

Als Maggie McLaughlin vor fünf Jahren den unteren Teil der Longhorn-Ranch an Joseph Heilbroner, einen frommen Quäker, verkaufte, ahnte sie nicht, was der mit dem Land vorhatte. Er gründete die »Zufluchts-Ranch« für entlassene Zuchthäusler. Inzwischen treiben sich dort Dutzende Halunken herum – Mörder, Diebe, Betrüger.

Als dem Sheriff von Heatstones Village wieder ein mysteriöser Todesfall in seinem Distrikt gemeldet wird, will er die »Zufluchts-Ranch« hochnehmen. Er fordert die Hilfe von Tom Prox an ...

Der von den Bergen herabstreichende, sanfte Morgenwind trug die Geräusche einer von der Landschaft noch verborgenen, aber recht großen Rinderherde über das Land.

Ein kleiner, schmächtiger Mann trottete gemächlich durch den tiefen Sand des holprigen Fahrwegs, der sich schnurgerade in der endlosen Weite verlor. Die gleichförmigen Baumreihen der Obstplantage, die sich auf beiden Seiten der Straße dahinzogen, ließen die Gegend trotz aller Farbenpracht eintönig anmuten.

Die Kleidung des noch jungen Wanderers war zerschlissen. Ein schlaffer Zuckersack, der ihm an einer Hanfschnur quer über dem Rücken baumelte, deutete auf nur wenige, armselige Besitztümer hin.

Die Gebäude, auf die der Mann zuhielt und deren rot leuchtende Dächer im blauen Dunst aufgetaucht waren, nahmen nur langsam Gestalt an. Es war beinahe, als rückten sie nur widerwillig näher.

»Zuflucht-Ranch« – das las der Wandersmann ab von dem großen Schild über dem geschwungenen Torbogen, als er endlich das Anwesen erreicht hatte.

Er schien zu zögern. Dann aber gab er sich einen Ruck, schritt durch das Tor und überquerte den Hof. Außer einigen scharrenden Hühnern und einem kollernden Puter lag dieser öde und verlassen in der Mittagssonne. In der großen Fenz hinter dem seitlich gelegenen, langgestreckten Bunkhaus schnaubten Gäule.

Obwohl keine Menschenseele zu sehen war, musste der Besucher doch bemerkt worden sein, denn als er das Haupthaus erreichte, öffnete sich sofort die Tür.

»Willkommen auf der Zuflucht-Ranch«, empfing ihn eine sonore Stimme, die er noch niemand zuordnen konnte.

Es bedurfte einiger Zeit, bevor sich seine vom grellen Sonnenlicht geblendeten Augen an die Dämmerung in der Halle gewöhnt hatte. Dann endlich konnte er eine vorgestreckte Hand erkennen. Ein rosiges Altmännergesicht unter einem silbernen Haarkranz lächelte ihn freundlich an.

»Wer den Weg zur Zuflucht-Ranch nicht scheut, der beweist, dass er guten Willens ist«, stellte der alte Mann zufrieden fest. »Sei uns daher gegrüßt, lieber Bruder. Folge mir hier herein!«

Das Zimmer, in das der »liebe Bruder« nun geleitet wurde, wirkte trotz der klobigen Möbel behaglich. Der Silberhaarige ließ sich ein wenig schwerfällig auf einem Stuhl nieder und forderte den anderen mit einer einladenden Handbewegung auf, ebenfalls Platz zu nehmen.

Danach sahen sich die beiden so unterschiedlichen Männer zunächst schweigend an. Der Blick des Alten war zwar liebenswürdig, aber doch forschend, der seines Gegenübers unsicher und trotzig zugleich. Endlich nestelte der Kleine mehrere Papiere aus einer zerlöcherten Tasche.

»Hier sind meine Ausweise, Boss, und der Entlassungsschein«, sagte er stockend und schob dem Alten das Ganze über den Holztisch zu. »Mein Name ist Fred Greyhund. Habe bald vergessen, dass ich so heiße.« Er lachte heiser.

»Ich bin kein Boss, sondern werde ,Vater des Hauses' genannt, Bruder«, erklärte der Alte sanft. »Auch sind Namen bei uns ungebräuchlich. Wir sind hier allesamt nur Brüder.« Es klang feierlich, und er blätterte jetzt in den Papierfetzen. »Sechs Jahre waren es also, Bruder? Eine lange Zeit. – Und doch kurz und nicht vertan, wenn sie Früchte trugen, diese Jahre.« Er sprach das mehr zu sich selbst und wandte sich dann wieder seinem Besucher zu. »Du kennst unsere Bedingungen, Bruder Fred? Wer auf der Zuflucht-Ranch bleiben will, der muss eine Verpflichtungserklärung auf drei Jahre abgeben.«

»Auch das wurde mir gesagt.« Der Kleine nickte mürrisch. »Geben Sie den Wisch her, ich werde unterschreiben.«

Über das Gesicht des Hausvaters huschte ein Lächeln.

»Wir verlangen keine schriftliche Erklärung, das Wort eines Bruders genügt uns.«

»Das ist aber ...« Der Kleine gluckste, wurde dann aber unter dem mahnenden Blick des anderen verlegen. »Ich hätte einen besonderen Wunsch, Father«, wechselte er schnell das Thema.

Ein leichter Schatten der Enttäuschung flog über das Gesicht des Alten.

»Es ist bei uns nicht üblich, dass unsere Brüder bei der Aufnahme Wünsche äußern«, erklärte er unmutig. »Aber lass hören, was du auf dem Herzen hast, Bruder Fred!«

»Ich tauge sicher nicht zur Plantagenarbeit, Father. Will daher gern hinter den Rindern reiten. Es soll möglich sein, sagte man mir, da die Ranch auch große Herden halte. – Ich kann gut reiten und war schon auf Ranches beschäftigt ... vorher.«

»Viele Brüder, die zu uns kommen, glauben, es sei leichter, als Cowboy zu arbeiten, denn zu säen und zu ernten.« Der Alte lächelte. »Fast alle aber erkennen schnell, dass dies ein Irrtum ist. Nun gut, es mag bei dir anders sein, wollen es also versuchen. Der Vormann unserer Herden, Bruder Thomas, ist gerade drüben im Bunkhaus. Melde dich bei ihm. Er trifft allein die Entscheidung, wen er in seine Crew aufnehmen will.«

Er stand auf, legte die Papiere in einen altertümlichen Sekretär und verschloss diesen sorgfältig. Danach entließ er seinen Besucher mit einem festen Händedruck.

Der Vormann der Cowboycrew, ein hochgewachsener, breiter Riese, dem eine quer über die Stirn laufende, wulstige und blutrot leuchtende Narbe etwas Finsteres gab, musterte den zierlichen jungen Mann zweifelnd.

»Wie viel?«, brummte er kurz angebunden.

»Sechs Jahre.«

»Weswegen?«

An Stelle einer Antwort starrte der Kleine plötzlich scheinbar verwundert mit naivem Gesicht auf eine riesige Taschenuhr in seiner flachen Hand.

»Hell an' devil ... da soll doch ... das ist ja meine eigene Zwiebel«, röhrte der Vormann überrascht. »Du führst dich gut ein, Bruder«, entfuhr es ihm dann mit einem rauen Lachen. »Ich rate dir aber, solche Scherze bei uns zu unterlassen. Sonst ...«

»Ich habe schon mal einen Job auf 'ner Ranch gehabt, bevor ich ... na eben, ehe mir ein Ding schiefging«, erklärte der Neue ungerührt.

»Okay, will das glauben. Hab noch mehr Märchenerzähler in der Crew. Will es mit dir versuchen. Wir sind bei den Herden immer knapp mit Leuten. Kannst also anfangen. In der Kammer nebenan findest du genügend Reitzeug. Such dir was Passendes raus. Deine eigenen Klamotten werden hinterher verbrannt. Habe Angst, die laufen sonst von allein weg. Einen Gaul musst du dir nachher selbst aus der Fenz angeln. Fliegst du aus dem Sattel, bleibst du hier und buddelst mit den anderen Maulwürfen Löcher in unseren Planeten, savvy!«

»Ihr habt hier, scheint es, nur Sachen für Riesen«, bemerkte der Kleine ein wenig verärgert, als er neben dem Vormann über den Hof zur Fenz ging. »Ich komme mir vor wie ein Zirkusclown vor der Vorstellung.«

Tatsächlich sah er recht sonderbar aus. Die über die Stiefel gezogenen Lederhosen waren ihm viel zu lang, außerdem hätten in dem Janker bequem zwei von seiner Statur Platz gehabt.

»Bruder Gerald, der Schneider, kann das gelegentlich ändern. Kindergarderobe führen wir leider nicht«, lachte Bruder Thomas. »Und Schaukelpferdchen sind das da gleichfalls nicht.« Er deutete auf die schnaubend am Fenzzaun entlang tobenden Gäule. »Zaumzeug und Sättel hängen an den Pfosten. Fang dir ein Tier, Boy. Die freien Gäule sind leicht zu erkennen, weil sie keine eingeflochtenen Bänder in den Mähnen tragen.«

Ohne lange zu zögern, folgte der Kleine der Aufforderung. Rasch hatte er einen der Gäule von der Schar getrennt und mit einem geschickten Lasso-Wurf eingefangen.

»Du scheinst tatsächlich Ahnung davon zu haben.« Der Vormann wurde auf einmal viel freundlicher. »Auf Pferde verstehst du dich auf jeden Fall. Der Wallach ist zwar struppig und niedrig, aber zäh. Es ist der beste Gaul, der frei war.«

Er pfiff seinem eigenen Tier, einem hochgewachsenen Braunen, der gehorsam ans Fenztor kam.

Die Männer sattelten und saßen auf.

»Seitdem wir die Bewässerungen fertig haben, wächst die Plantage immer schneller, und der Weg zur Herde wird ständig weiter. Sie steht jetzt bereits am äußersten Ende unseres Landes«, erklärte der Vormann, als sie aus dem Tor lenkten.

»Wenn nicht bald etwas geschieht und es nicht endlich auch mit dem anderen klappt, dann ...« Er brach ab und schüttelte den Kopf, als ärgere er sich über seine Bemerkung, so unverständlich diese für seinen Begleiter auch gewesen sein mochte.

Sie ritten den gleichen Fahrweg entlang, den Fred Greyhund wenige Stunden zuvor auch gekommen war. Einige Meilen hinter den Gebäuden bogen sie auf die Plantage ab. In der Ferne wurden Arbeitsgruppen sichtbar.

»Die Wühlmäuse sind am Werk, Bruder Fred«, erklärte der Vormann. »Für mich wäre das nichts, wenn's vielleicht auch leichter sein mag, als den ganzen Tag hinter beweglichen Kuhschwänzen her zu sein.«

Das Kulturland ging nach einiger Zeit in ausgedehnte Rodungen über. Die Hufe der Gäule polterten dumpf über die Holzbohlen, die die zahlreichen Bewässerungskanäle überbrückten. Als sie auch diese hinter sich gelassen hatten, dehnte sich das von Hecken und kleinen Baumgruppen durchzogene Weideland weithin vor ihnen aus.

Der schmale Reitpfad führte hügelauf und hügelab über kleine Creeks und in Talsenken, an deren Steilwänden der nackte Fels zutage trat. Die wildromantische Gegend hier stach erheblich von dem Plantagenland ab, das sie soeben erst verlassen hatten.

»Etwas fehlt«, sagte der Kleine plötzlich.

»Komisch, es hat noch keinen Bruder gegeben, der nicht bei seiner Ankunft dieselbe Feststellung machte.« Der Vormann schien sofort zu verstehen, was der andere meinte, und lachte breit. »Auf der Zuflucht-Ranch gibt's keine Kracher. Die Gründe, warum das so ist, kannst du dir leicht selbst denken, Bruder Fred.«

»Es dürfte in ganz Texas keine zweite Ranch geben, wo man auf solche Bräuche hält«, antwortete der Kleine belustigt.

Das Brüllen der Rinder wurde stärker. Peitschen knallten, und raue Männerstimmen riefen dazwischen. Staubiger Dunst stand über der gewaltigen Herde, die sich langsam über das Land schob.

»Solch ein Schreck zur frühen Morgenstunde kann den stärksten Mann umhauen«, beteuerte William Wingfield, der Sheriff von Heatstones Village. Er starrte auf das kleine Silberschildchen und dann auf den lächelnden, frischen Mann mit dem struwweligen, dunklen Haar, der es ihm vor die Nase hielt.

»Morgenstunde ist gut und früh ist noch besser«, spottete der Chef der Ghost Squad, der den Sheriff höchst unsanft aus dem Bett geworfen hatte. »Mann, es geht auf zwölf!«

»Es wurde gestern Abend in Fredrick Butterwoorths Saloon etwas spät – ich meine recht früh«, gab Wingfield zu. »Habe aber auf meinen Bericht keinen so rasch erwartet und Sie persönlich schon gar nicht, Captain. Damn', der Boss der Ghost Squad bemüht sich selbst?«, brummte er achtungsvoll.

»Weil keiner aus Ihrem verdammten Bericht schlau wurde! Ziehen Sie aber erst mal die Hosenträger hoch und was über die Füße. Sie sind in der Aufmachung weiß Gott eine schlechte Reklame für das edle Männergeschlecht.« Tom Prox ließ sich behaglich auf dem krachenden Ledersofa nieder. »Ein verdammter Ritt war das bis hierher.«

»Ein bisschen abgelegen liegt unser Städtchen, da haben Sie recht.« Der Sheriff angelte ächzend nach seinen im ganzen Zimmer verstreuten Kleidungsstücken.

»Dafür liegt's aber auch in einer herrlichen Landschaft, und die Ruhe hier ist einmalig. Das heißt, sie war es bis vor einiger Zeit.« Sein braungebranntes Gesicht verzog sich finster. »Um es rundheraus zu sagen, Captain, jetzt ist der Teufel bei uns los und nicht erst seit gestern, sondern seit drei Jahren!«

»Das war auch so ziemlich alles, was man aus Ihrem Bericht herauslesen konnte. Ich wäre gespannt, Näheres zu erfahren. Also, schießen Sie los!«

»Ich werde Ihnen erst mal 'nen anständigen Drink eingießen, Captain«, erklärte Wingfield gastfreundlich. Er leckte sich dabei die trockenen Lippen, sodass sein Gesicht, das durch die kurze Stupsnase etwas mopsig wirkte, einen verschmitzten Ausdruck bekam.

Tom Prox hatte gegen einen belebenden Morgentrunk nach dem Ritt durch die kühle Nacht nichts einzuwenden. Der Sheriff holte zwei Gläser und eine Flasche aus dem Schrank und goss ein. Er prostete seinem Besucher gerade zu, als draußen ein Fahrzeug heranrasselte und vor dem Office anhielt.

Wingfield warf durch das Fenster einen ärgerlichen Blick auf den Planwagen, vor dem vier Gäule tänzelten.

»Ausgerechnet! Der zweite Schreck in der Morgenstunde. Es ist Reverend Brown von der Zuflucht-Ranch.«

Tom Prox sprang auf.

»Rasch, Wingfield! Wohin kann ich verschwinden? Ich möchte auf keinen Fall gesehen werden.«

»Dort durch die Tür! Dahinter liegt mein Schlafraum!«

Der Ghostchef ergriff sein Glas und verschwand. Die schmale Kammertür hatte sich gerade hinter ihm geschlossen, als ein Mann in einem schwarzen, an einen Kaftan gemahnendes Gewand ins Office trat.