Toni der Hüttenwirt 122 – Heimatroman - Friederike von Buchner - E-Book

Toni der Hüttenwirt 122 – Heimatroman E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.Toni, der Hüttenwirt liebt es ursprünglich. In Anna hat er seine große Liebe gefunden. Für ihn verzichtete Anna auf eine Karriere als Bänkerin im weit entfernten Hamburg. Jetzt managt sie an seiner Seite die Berghütte. Toni begleitete Sebastian und Franziska am Morgen hinunter zur Oberländer Alm. Sie waren auf dem Weg zur Schule. Bello, der junge Neufundländer, lief voraus. Er zog das leichte Aluminiumwägelchen und hatte die leeren Packtaschen umgebunden. Toni trug einen leeren Rucksack. Auf der Oberländer Alm wartete schon Bürgermeister Fellbacher auf Franzi und Basti. "Grüß Gott, Fellbacher", rief Bas­ti und kletterte ins Auto des Bürgermeisters.

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Toni der Hüttenwirt –122–

Harrys Abenteuer am Pilgerweg

Roman von Friederike von Buchner

Toni begleitete Sebastian und Franziska am Morgen hinunter zur Oberländer Alm. Sie waren auf dem Weg zur Schule. Bello, der junge Neufundländer, lief voraus. Er zog das leichte Aluminiumwägelchen und hatte die leeren Packtaschen umgebunden. Toni trug einen leeren Rucksack.

Auf der Oberländer Alm wartete schon Bürgermeister Fellbacher auf Franzi und Basti.

»Grüß Gott, Fellbacher«, rief Bas­ti und kletterte ins Auto des Bürgermeisters.

Die leiblichen Eltern der Kinder waren am ›Höllentor‹ tödlich verunglückt. Seitdem wechselten sich Toni, dessen Vater Xaver Baumberger und Bürgermeister Fellbacher wochenweise ab. Sie fuhren die Kinder von der Oberländer Alm hinunter nach Waldkogel in die Schule und brachten sie mittags wieder hinauf.

»Holst Vorräte, Toni?«, fragte der Bürgermeister.

»Ja, da kommt in der Hochsaison immer eine Menge zusammen, an Milch, Sahne, Butter, Käse und anderen Lebensmitteln. Aber zum Glück habe ich Bello. Er ist ein kräftiger Hund und freut sich, wenn er seine Kräfte einsetzen kann.«

Bürgermeister Fellbacher schaute Toni an.

»Es gibt etwas Neues, was die Agnes betrifft! Hast du es schon gehört?«, sagte er.

»Ist deine Vorzimmer-Perle wieder da?«

»Toni, dann weißt du es noch nicht. Ich dachte, des hätte sich schon bis zur Berghütte hinauf herumgesprochen.«

»Na, ich weiß nix. Agnes ist also noch net wieder zurück aus ihrem mysteriösen Langzeiturlaub, wie?«

»Na, sie ist net zurück. Sie kommt auch nimmer zurück, jedenfalls net aufs Amt. Sie hat gekündigt. Des Schreiben kam gestern per Einschreiben.«

Toni steckte die Hände in die Taschen seiner Lederhosen.

»Gekündigt? Ja, mei, ist des Madl denn deppert? Gibt den sicheren Job auf! Viele wären froh, sie hätten solch einen Posten auf dem Amt. Darauf kann ich mir keinen Reim machen.«

»Ich auch net. Sie hat in dem Brief, den sie der offiziellen Kündigung beigelegt hatte, nur geschrieben, dass sie mit der Regelung ihrer persönlichen Angelegenheiten weiter fortgeschritten sei und ihrem Leben eine neue Wendung geben werde. Sie würde ihren Wohnsitz verlegen, was aber noch eine Weile dauern könne. Sie bat mich, die Post an das angegebene Postfach zu senden.«

»Himmel, des wird ja immer undurchsichtiger! Ich gestehe, ich verstehe die Aggi net. Wir alle mochten sie. Warum sie so geheimnisvoll tut, das verstehe, wer will. Ich verstehe es nicht.«

»Ich auch nicht, Toni! Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so kommt. Dass man sich so in einem Menschen täuschen kann, Toni?«

»Mei, Fellbacher, ins Herz des anderen kann niemand sehen. Aber gerade bei der Aggi hätte ich so eine Überraschung net erwartet. Hast schon mit ihren Verwandten geredet?«

»Ja, ich war gestern Abend drüben bei Ihnen in Marktwasen. Ich habe zwei Stunden mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin zusammen gesessen. Sie haben mir gesagt, sie wüssten nix. Aber des war eine seltsame Stimmung, als wir so zusammen beim Bier saßen. Mir schien, die verheimlichen mir etwas. Aber was soll ich machen, Toni? Ein bisserl traurig finde ich es schon, dass sie mich net ins Vertrauen ziehen. Erstens bin ich ihr Bürgermeister, zweitens hat die Agnes so viele Jahre bei mir auf dem Rathaus gearbeitet. Ich war auf allen Festen bei denen daheim und hatte doch ein gutes Verhältnis zur ganzen Familie. Und jetzt so etwas!«

»Du hast keine Idee, was sie verheimlichen?«

»Na, Toni! Aber es muss etwas sein, was ihnen peinlich ist, sonst könnten sie doch drüber reden, denke ich mir. Ich hab’ mir schon des Gehirn zermartert. Ist es vielleicht etwas Kriminelles? Die Aggi könnte in die Fänge einer dubiosen Sekte geraten sein. Vielleicht wird sie erpresst oder sonst irgendwie unter Druck gesetzt. Mei, da geht einem vieles durch den Kopf, Toni.«

»Fellbacher, jetzt hör auf, dir da etwas zusammenzuspinnen, des ist alles Unsinn. Irgendwann wirst du es erfahren. Aber jetzt wurden ja klare Verhältnisse geschaffen. Sie hat gekündigt und du kannst dir jetzt eine andere Vorzimmersekretärin suchen.«

»Des muss ich wohl. Mei, des wird eine Unruhe geben. Mit der Agnes war des alles so schön. Wir waren ein eingespieltes Team.«

»Des weiß ich, aber es hilft net. Da musst durch, Fellbacher. Bist schon am Suchen?«

»Pah, so leicht ist des net! Mir graust es davor. Wie leicht macht man da einen Missgriff.«

»Aber es gibt doch genug gut ausgebildete junge Frauen, die sich gut mit dem Computer auskennen. So schwierig sollte es nicht sein, jemanden zu finden.«

»Auf jeden Fall muss sie aus Waldkogel sein oder aus der nahen Umgebung. Sie muss die Leut’ hier kennen. Toni, ich kann doch keine Fremde in mein Vorzimmer setzen. Es macht die Sache doch einfacher, wenn sie eine von hier ist, ver­stehst?«

»Sicher, aber wenn dem net so ist, mei, dann ist das auch kein Beinbruch. Sie wird sich schon einarbeiten.«

»Des sagst du so leicht. Es gibt vieles, was wir hier so auf dem ›kleinen Dienstweg‹ erledigt haben. Wenn man sich kennt, dann geht des. Da muss man net wegen jedem Vorgang einen riesigen Papierkrieg beginnen, mit Antrag und Bescheid und so weiter und so weiter. Da redet man drüber und dann wird des irgendwie geregelt.«

»Des nennt man Vetternwirtschaft«, grinste Toni.

»Na, so ist des net, Toni, des ist Bürgernähe! Des ist ein wesentlicher Unterschied.«

»Ich weiß schon, Fellbacher, ich wollte dich nur ein bisserl foppen. Warum redest net mit deinem Freund, dem Pfarrer Zandler? Der kann am Sonntag nach der Predigt ganz öffentlich sagen, dass du dringend eine neue Gemeindesekretärin suchst, die, wenn möglich, aus dem Ort stammen sollte. Vielleicht weiß der Zandler sogar schon jemanden?«

»Des ist eine gute Idee! Danke, Toni! ›Da sieht man oft vor lauter Wald die Bäume net mehr‹, wie man sagt. Ich fahre die Kinder jetzt in die Schule und gehe anschließend auf einen Kaffee zum Heiner. Auf jeden Fall hat die Situation auch etwas Gutes. Die Entscheidung ist gefallen, die Agnes kommt nimmer. Ende! Aus! Jetzt weiß ich, woran ich bin!«

»Genauso sehe ich es auch, Fellbacher! Also Pfüat di, Fellbacher!«

»Pfüat di, Toni!«

Fellbacher rieb sich das Kinn.

»Kannst die Anna mal fragen, ob sie mir am Ende der Woche, vielleicht am Freitagvormittag, wenigs­tens eine Stunde helfen kann? Meine Mails müssten ausgedruckt werden und neue Formulare brauche ich auch.«

»Die Anna wird kommen, Fellbacher. Sie wird dann die Kinder in die Schule bringen am Freitag und danach sofort ein Stündchen zu dir kommen.«

»Danke, Toni, ich weiß, was des für ein Opfer ist, bei dem Betrieb auf der Berghütte. Vergelt‘s Gott!«

»Fellbacher, was ist denn mit der Gina? Du weißt doch, die junge Aumüllerin, Friedels Frau, die sich jetzt Hanni nennt? Die hat dir doch auch schon geholfen.«

»Der Friedel und die Hanni sind noch in Italien.«

»Wann kommen sie zurück?«

»Des weiß ich net.«

»Dann frage doch den Hans Aumüller oder seine Alma.«

»Gute Idee, ich fahre gleich mal auf dem Aumüller Hof vorbei. Die Schwierigkeit mit der Hanni ist allerdings, dass sie auch net aus Waldkogel ist.«

»Du kannst net alles haben, Fellbacher. Die Hanni würde gut ins Rathaus passen. Sie ist eine fröhliche Person und ist sehr beliebt, seit sie den Friedel geheiratet hat.«

»Des stimmt. Aber sie erwartet ein Kind. Wenn des Schätzchen da ist, dann fällt sie wieder aus.«

»Mei, Fellbacher, dann musst eben ein bisserl kreativ sein. Dann bringt sie die Kleine mit, dann ist des Rathaus in Waldkogel gleich mal wieder führend, was die Bürgernähe betrifft. Dann richtest du einen Kinderraum ein, für die Kinder der Angestellten. Unten habt ihr doch noch den Raum mit den Akten, des kleine Seitenzimmer, des von deinem Vorzimmer abgeht. Dann schaffst die alten Akten auf den Speicher oder in den Keller. Das Nebenzimmer gibt doch einen wunderbaren Raum für die Kinder ab, ein richtiges Spielzimmer. Wenn des Kindl schläft, dann macht die Gina die Tür zu.«

»Toni, des ist genial! An dir ist ein gerissener Politiker verlorengegangen. Willst nicht doch in die Politik einsteigen? Wir schaukeln des und du wirst mein Nachfolger, in etlichen Jahren erst, aber wenn Waldkogel so weiterwächst, dann haben wir ein Anrecht auf einen zweiten Bürgermeister. Mei, Toni, des wäre doch etwas?«

Toni brach in lautes Lachen aus.

»Fellbacher, du bist gut! Mei, was für ein Gedanke! Na, na, des ist nix für mich. Ich bleibe auf meiner Berghütte, in meiner überschaubaren Welt. Dort bin ich alles zugleich, Hüttenwirt, Seelentröster, Schlichter, Unterhalter, Naturschützer, und mehr.«

»Ich weiß, Toni! Aber falls du es dir irgendwann einmal überlegst, dann …, du weißt schon!«

»Fellbacher, mach’ dir keine Hoffnung! Ich habe mein Glück gefunden. Ich habe so für die Berghütte gekämpft, gehofft und gebangt. Da hat die Politik keine Chance. Also, jetzt wird es aber Zeit. Die Kinder müssen in die Schule und die Anna wartet auf die Vorräte.«

Sie verabschiedeten sich.

Franzi setzte sich neben Fellbacher auf den Beifahrersitz und sie fuhren los. Toni fing an, die Vorräte einzupacken. Dabei musste er immer wieder schmunzeln, wenn er an Fellbachers Idee dachte. Nein, keine andere Aufgabe könnte ihn glücklicher machen. Er war Hüttenwirt und würde Hüttenwirt bleiben, ein Leben lang, genauso, wie es beim alten Alois gewesen war und in gewisser Weise noch war. Denn der alte Alois packte auf der Berghütte immer wieder mit an.

*

Es war Sonntagabend. Das Angelusläuten der schönen Barockkirche von Waldkogel klang weit übers Tal. Die Waldkogeler setzten sich zu Tisch.

Lydia Berger hatte nur für drei Personen gedeckt. Kuno sprach als Familienoberhaupt das Tischgebet, so wie es seit alters her Brauch war. Sie begannen zu essen. Es gab Hausmacherwurst, Käse, Brot und Salat aus dem Garten.

»Hast nur für drei Leut’ gedeckt? Dann treibt sich unser Bub mal wieder draußen herum, Lydia. Der Bursche ist kaum noch daheim«, brummte der Familienvater mit ärgerlicher Stimme. »Dabei hab’ ich ihm gesagt, dass ich ihn wenigstens an drei Tagen in der Woche daheim sehen will. Wenn ich nachts sein Auto net im Carport stehen sähe, wüsste ich überhaupt net, dass er da ist.«

Seine Frau warf ihm einen Blick zu.

»Kuno, hör auf zu brummeln! Mei, kannst dich denn gar net erinnern, wie des bei uns damals war. Der Bub ist eben verliebt. Es ist noch gar net so lange her, da hast gemosert, dass er sich zu lange Zeit lässt. Jetzt hat er ein Madl und jetzt ist es dir auch net recht.«

»Sicher ist mir des recht! Aber er kann sich doch mal sehen lassen. Er kann die Karin doch mitbringen. Eine gute Wahl hat er getroffen, des muss ich schon sagen. Ein fesches Madl. Karin kommt aus einer guten Familie und auf der hohen Kante wird sie auch was haben.«

»Als würde die Mitgift heute bei den jungen Leuten noch eine Rolle spielen!«, warf seine Frau ein. »Heut’ heiraten die jungen Leut’ aus Liebe. Und des ist gut so!«

»Sicher ist des heute nimmer so, aber gegen eine reiche Schwiegertochter hab’ ich nix einzuwenden.«

Stina, die jüngere Tochter der beiden, saß still dabei und aß. Sie schaute auf ihren Teller und hoffte im Stillen, dass das Gespräch der Eltern bald ein Ende finden würde.

»Da kommt er!«, rief Lydia.

Alle schauten durch die weit geöffneten Küchenfenster, durch die warme Abendsonne fiel. Karl Berger, der Charly gerufen wurde, hielt mit seinem Geländewagen auf dem Hof. Er half seinem Madl aus dem Auto. Er legte den Arm um sie und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie küssten sich, dann gingen sie engumschlungen in Richtung Haustür.

Augenblicke später standen sie in der großen Wohnküche.

»Grüß Gott, alle zusammen«, rief Charly.

Karin grüßte leise. Es war un­übersehbar, dass ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg.

»Ganz ruhig, Karin! Musst net nervös sein«, sagte Charly und legte seinen Arm fester um sie.

»Vater! Mutter! Stina! Ich, des heißt ..., wir haben euch etwas zu sagen.« Er machte eine bedeutsame Pause. Dann fuhr er fort: »Wir haben beschlossen, zu heiraten!«

Für einen Augenblick war es ganz still in der Wohnküche. Dann ging ein Strahlen über die Gesichter von Charlys Eltern. Sein Vater sprang auf und trat auf seinen Sohn zu. Sie sahen sich in die Augen.

»Dass ich mit deiner Wahl einverstanden bin, des habe ich dir schon gesagt. Also ich beglückwünsche dich zu diesem Entschluss. Die Karin ist so ganz nach unserem Herzen.«

Kuno Berger schüttelte Karin die Hand und streichelte ihr kurz die Wange.

»Bist uns herzlich willkommen, Karin!«

»Danke, Herr Berger!«

»Da ist nix mehr mit ›Herr Berger‹, ich bin, ab sofort, der Vater Kuno für dich, wenn du magst?«

»Danke«, hauchte Karin verlegen.

Die Glückwünsche von Lydia fielen herzlicher aus. Sie umarmte ihre künftige Schwiegertochter.

»Dann setzt euch her! Vater, hol’ den Obstler, damit wir anstoßen können.«

Erst jetzt fiel den Eltern auf, dass Stina sich sehr still verhielt.

»Was ist mit dir, Madl? Willst den beiden net gratulieren?«

Stina nickte und sagte leise: »Meine Glückwünsche.«

»Himmel, Stina, was hast?«, fragte die Mutter. »Ich dachte, du verstehst dich so gut mit der Karin?«

Stina schwieg. Kuno schenkte eine Runde Obstler ein. Sie prosteten sich zu und tranken.

»Vater, da ist noch etwas, was du wissen musst. Du weißt, dass die Karin das einzige Kind ihrer Eltern ist, deshalb …«, Charly zögerte und schaute seine Vater an.

Der erriet, was er sagen wollte. Dass es einmal so kommen würde, das hatte er sich schon gedacht. Aber der Hof von Karins Eltern lag neben dem Bergerschen. Deshalb war des net so tragisch.

»Du meinst, dass sich dein Madl, beziehungsweise ihre Eltern wünschen, dass ihr nach der Heirat bei ihnen wohnt, dass du quasi dort einheiratest?«

»Ja, Vater, genauso ist es! Was sagst dazu? Bist deswegen ärgerlich?«

»Bub, des ist doch Unsinn! Außerdem haben wir ja auch noch die Stina. Vielleicht bringt sie einen feschen und tüchtigen Burschen. Und wenn dem net so ist, dann machen wir einen Durchbruch zwischen den Höfen und legen alles zusammen. Des werde ich noch mit dem Vater von der Karin bereden.«

Sie feierten. Stina saß auffallend still dabei.

»Madl, was hast du?«, fragte ihr Vater. »Siehst aus, als würde dich des Glück der beiden kalt lassen. Hast etwas gegen die Karin?«

Jetzt konnte Stina nicht mehr die Fassung wahren. Ihre Augen wurden feucht. Sie sprang auf und stürzte hinaus.

»Lydia, geh ihr nach!«, sagte Kuno.

»Lass, das mache ich!«, sagte Karin.

Sie eilte Stina nach.

Karin fand Stina in der Gartenlaube hinter dem Haus. Sie setzte sich neben sie.

»Ich hab’ nix gegen dich, Karin! Ich freue mich auch, des musst mir glauben.«

Karin legte den Arm um Stina.

»Das weiß ich doch. Es ist immer noch der Harry, der dir des Leben so schwer macht? Bist immer noch unglücklich verliebt?«

»Oh ja, Karin! Ich kann an nichts anderes denken. Ich träume nachts von ihm. Ich liebe ihn so sehr!«

»Aber du bist mit ihm noch keinen Schritt weitergekommen, wie?«

»Na, Karin! Wenn wir zusammen sind, dann sind wir immer in der Clique. Er schaut mich zwar an, redet auch mit mir. Wenn wir alle zusammen in die Disco nach Kirchwalden fahren, dann tanzen wir zusammen, aber sonst ist nix. Er hat mich noch nicht geküsst. Ich weiß nimmer, was ich tun soll.«

Stina schaute Karin an.

»Sei mir net bös’, Karin. Ich hab’ nix gegen dich. Ich würde nur auch gern eine Braut sein.«

»Deshalb kannst du dich über unser Glück net richtig freuen. Aber das verstehe ich, Stina. Hast eben Liebeskummer, du armes Madl! Wir haben ja schon öfter über dich und Harry gesprochen.«

»Ich gefalle ihm eben nicht, Karin«, seufzte Stina.

»Schmarrn! Du bist ein richtig fesches Madl, eine wirkliche Schönheit. Mei, ich hab’ dich immer beneidet um dein Aussehen. Jetzt, da wir bald eine Familie sind, kann ich es dir ja gestehen.«

»Aber an mir ist doch nichts Besonderes! Du bist genauso ein fesches Madl wie ich.«

»Trotzdem hat sich dein Bruder ziemlich Zeit gelassen.«