Toni der Hüttenwirt 131 – Heimatroman - Friederike von Buchner - E-Book

Toni der Hüttenwirt 131 – Heimatroman E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.Toni, der Hüttenwirt liebt es ursprünglich. In Anna hat er seine große Liebe gefunden. Für ihn verzichtete Anna auf eine Karriere als Bänkerin im weit entfernten Hamburg. Jetzt managt sie an seiner Seite die Berghütte. Toni saß in Bürgermeister Fellbachers Arbeitszimmer. Fellbacher schenkte Toni eine weitere Tasse Kaffee ein. Toni gab Zucker und Sahne dazu und rührte bedächtig um. "Fellbacher, ich kann mir vorstellen, wie enttäuscht du bist. Aber schließlich ist der alte Wenzel Fachmann in Sachen Kuhritt. Ich hab' mir mit ihm zusammen alle Kühe angeschaut. Die Bauern stellen sie gern zur Verfügung. Doch fast alle bezweifeln, dass sie sich reiten lassen. Die Kühe heutzutage werden nur als Mastrinder oder Milchkühe eingesetzt. Wenzel hat auch erhebliche Zweifel, dass es gut gehen würde. Die Viecher sind net gewöhnt, dass sie etwas machen sollen. Wenzel meint, man könnte die Rindviecher schon daran gewöhnen, geritten zu werden, aber des brauche Zeit. Du sollst dir den Kuhritt aus dem Kopf schlagen, zumindest für dieses Jahr." "Des ist net schön, Toni." Bürgermeister Fellbacher trank einen Schluck Kaffee. "Ja, so ist es! Es hat sich eben viel verändert, seit meiner Kindheit, auch das Leben der Kühe ist anders geworden. Sehr schade ist es, wirklich sehr schade, Toni. Ich habe mich schon so gefreut."

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Toni der Hüttenwirt –131–

Zuflucht auf der Enzian Alm

Der rettende Engel ist nicht weit

Roman von Friederike von Buchner

Toni saß in Bürgermeister Fellbachers Arbeitszimmer. Fellbacher schenkte Toni eine weitere Tasse Kaffee ein. Toni gab Zucker und Sahne dazu und rührte bedächtig um.

»Fellbacher, ich kann mir vorstellen, wie enttäuscht du bist. Aber schließlich ist der alte Wenzel Fachmann in Sachen Kuhritt. Ich hab’ mir mit ihm zusammen alle Kühe angeschaut. Die Bauern stellen sie gern zur Verfügung. Doch fast alle bezweifeln, dass sie sich reiten lassen. Die Kühe heutzutage werden nur als Mastrinder oder Milchkühe eingesetzt. Wenzel hat auch erhebliche Zweifel, dass es gut gehen würde. Die Viecher sind net gewöhnt, dass sie etwas machen sollen. Wenzel meint, man könnte die Rindviecher schon daran gewöhnen, geritten zu werden, aber des brauche Zeit. Du sollst dir den Kuhritt aus dem Kopf schlagen, zumindest für dieses Jahr.«

»Des ist net schön, Toni.«

Bürgermeister Fellbacher trank einen Schluck Kaffee.

»Ja, so ist es! Es hat sich eben viel verändert, seit meiner Kindheit, auch das Leben der Kühe ist anders geworden. Sehr schade ist es, wirklich sehr schade, Toni. Ich habe mich schon so gefreut.«

»Dann willst aufgeben, Fellbacher?«

»Werde ich wohl müssen«, sagte der Bürgermeister leise.

»Es sei denn, uns fällt ein Trick ein, wie man die Kühe zur Mitarbeit überreden könnte.«

Fritz Fellbacher lachte.

»Willst du jetzt Kuhflüsterer werden, Toni?«

»Ach, ich bin auch nur ein bissel enttäuscht. Lassen wir uns einige Tage Zeit, um noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken.«

»Richtig, so schnell geben wir hier in Waldkogel nicht auf«, schmunzelte der Bürgermeister.

Toni trank den Kaffee aus und verabschiedete sich.

Toni hatte sein Auto bei seinen Eltern geparkt. So ging er zu Fuß die Hauptstraße entlang.

Doktor Beate Brand, die Tierärztin, fuhr in ihrem großen Geländewagen vorbei. Sie hupte und winkte. Da kam Toni eine Idee.

Augenblicke später stand er im Hof der Tierarztpraxis neben Beate, die ihr Auto auslud. Sie hatte Tierfutter eingekauft. Toni half ihr beim Ausladen.

»Sag mal, Beate, gibt es jemanden, der so etwas ist wie ein Pferdeflüsterer, aber für Kühe, also quasi ein Kuhflüsterer, verstehst?«

»Toni, wie kommst du darauf?«, lachte Beate.

»Weil ich so jemanden suche. Wenn es talentierte Menschen gibt, die gut mit Pferden umgehen können, damit diese ruhig werden und sich gut reiten lassen, muss es auch jemanden geben, der Kühe auf diese Weise trainieren kann. Ist das nicht logisch?«

Beate stellte den Karton mit Hundefutter ab. Sie lehnte sich an ihr Auto, steckte die Hände in die Hosentaschen ihrer Kniebundhosen und überlegte.

»Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, zumindest eine Chance herauszufinden, ob es Kuhflüsterer gibt. Komm mit rein, Toni! Trinkst einen Kaffee mit?«

Toni verneinte, hatte er doch beim Bürgermeister Kaffee getrunken. Kurze Zeit später saßen Beate und Toni in der Küche. Beate trank Kaffee und Toni einen Saft. Die Tierärztin hatte einen Stapel alter Notizbücher geholt und blätterte darin.

»Ah, da habe ich ihre Adresse.«

Beate schrieb sie auf einen Zettel und schob ihn Toni über den Tisch.

»Sie war eine Kommilitonin von mir. Ihre Eltern hatten damals einen kleinen Zirkus. Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist. Irgendwie habe ich sie aus den Augen verloren nach dem Studium. Leider habe ich nur ihre Handy-Nummer, von der ich nicht weiß, ob sie noch gültig ist.«

Toni las: »Violetta-Tosca Bertani, das klingt südländisch.«

»Ja, Viola, so riefen wir sie. Sie war Italienerin. Ihre Eltern waren beide aus der Toskana, aber die Großeltern kamen aus Ungarn und Russland. Viola war sehr schön und in jeder Weise bemerkenswert. Sie war äußerst selbstbewusst, sehr klug und sie konnte wunderbar mit Tieren umgehen. Ich habe es in den praktischen veterinärmedizinischen Fächern oft erlebt. Toni, es war einfach verblüffend, wie Tiere unter ihrer Hand lammfromm wurden. Es kam uns fast wie Zauberei vor. Vielleicht waren sie von ihrer Schönheit so betört wie alle Studenten?«, lachte Beate. »Wir beneideten sie alle und baten sie oft, uns ihren Trick zu verraten. Aber so schön, wie sie war, so zurückhaltend war sie auch. Fast sah es so aus, als hätte sie es lieber mit Tieren als mit Menschen zu tun. Sie sagte immer, es sei nichts Besonderes, sie kenne viele Menschen, die so mit Tieren umgehen könnten. Ich kann dir nur raten, sei behutsam, falls du sie findest und fall nicht mir der Tür ins Haus. Ich halte mich da heraus.«

»Wenn man in einem Zirkus mit Tieren aufgewachsen ist, kann ich mir das gut vorstellen. Ich danke dir, Beate. Ich werde versuchen, sie zu finden. Du und sie, ihr scheint nicht gerade Freundinnen gewesen zu sein?«

Beate lächelte.

»Nein, das waren wir nicht. Wenn es um einen Burschen geht, dann hört die Freundschaft zwischen Madln auf«, sagte Beate leise.

Toni sah, wie ein leichter Schatten der Traurigkeit über Beates Gesichtszüge huschte. Er stellte keine weiteren Fragen. Sie wechselten das Thema. Toni blieb nicht mehr lange. Beate musste auch auf Hausbesuche.

Toni ging zurück zum Rathaus. Die neue Gemeindesekretärin hieß Gina. Sie hatte eine italienische Mutter und sprach perfekt Italienisch. Toni bat sie, Violetta-Tosca Bertani zu finden und mit ihr zu sprechen. Sie hatte sicher größere Chancen, mit ihr ins Gespräch zu kommen.

*

Toni fuhr den Milchpfad hinauf zur Oberländer Alm. Er musste langsam fahren und Abstand halten zu dem Lieferwagen, der sich den schmalen Weg hinauf quälte. Er war schwer beladen. Der hat sich bestimmt verfahren, dachte Toni. Zu wem will der oder was sucht er hier? Das Wenden auf der Wiese hinter der Oberländer Alm dürfte schwierig werden.

Hinter der Oberländer Alm parkte der Lieferwagen. Toni hielt ebenfalls. Ein Mann stieg aus. Er nahm die Sonnenbrille ab und kam auf Toni zu.

»Grüß Gott, Toni! Da staunst du, wie? Hab’ im Rückspiegel gesehen, dass du hinter mir hergefahren bist.«

»Mei, Mark, was für eine Überraschung. Grüß Gott! Mit dir habe ich nicht gerechnet.«

Sie begrüßten sich herzlich wie sehr alte gute Freunde.

»Wo ist dein schicker Sportwagen?«, fragte Toni.

Mark sah Toni an. Seine Miene verdüsterte sich schlagartig.

»Das ist eine längere Geschichte. Ich will einige Tage zu dir auf die Berghütte. Meinst, ich kann den Wagen mit all meinem Zeug hier stehen lassen?«

»Sicher! Hier kommt nix fort. Ich rede aber noch mal extra mit dem Wenzel und der Hilda, dass sie ein Auge drauf haben.«

»Danke, Toni! Ich gehe schon einmal vor.«

»Willst dem Wenzel und seiner Frau net ›Grüß Gott‹ sagen?«

»Toni, nein! Heute nicht! Ich mag die beiden Alten sehr, aber ich bin heute nicht in Stimmung.«

Er drehte sich und ging zum Auto zurück. Er nahm seinen Rucksack vom Beifahrersitz und schulterte ihn. Toni sah, wie er das Auto abschloss.

»Bis gleich, Toni! Ich warte hinter der nächsten Biegung auf dich.«

Mark setzte eine Sonnenbrille auf und zog seinen breitkrempigen Hut tiefer in die Stirn. Mit großen Schritten ging er an der Oberländer Almhütte vorbei. Ohne den Blick zu wenden, strebte er dem Bergpfad zu, der hinauf zur Berghütte führte.

Toni schüttelte den Kopf.

»Mei, was ist nur los mit ihm?«, sagte Toni leise vor sich hin.

Mark stammte aus Frankfurt und war ein guter Freund von Annas Freunden Sue und Sven. Er schien Kummer zu haben. Toni beeilte sich auf der Oberländer Alm und eilte Mark nach.

»So, es ist alles geregelt. Die beiden haben ein Auge auf dein Auto. Warum nimmst du so viele Sachen mit?«

»Toni, ich werde es dir erzählen, wenn wir auf der Berghütte sind. Ich habe heute Nacht nicht viel geschlafen und brauche dringend einen Kaffee.«

So gingen Toni und Mark schweigend den Pfad hinauf zur Berghütte. Mark ging voraus. Toni beobachtete ihn. Mark schaute nur auf den Boden. Nicht ein einziges Mal ließ er seinen Blick über das Tal und die Berge schweifen. Toni war froh, als sie die Berghütte erreichten.

Es war still an diesem frühen Vormittag. Toni bat Mark, sich gleich auf die Terrasse zu setzen. Dann ging Toni zu Anna in die Küche der Berghütte.

»Der Mark ist hier, weißt, der Freund von Sue und Sven.«

»Oh, das ist schön! Wo ist er?«

Anna wollte hinauseilen. Toni hielt sie am Arm zurück.

»Mit dem stimmt etwas net. Er kam mit einem total überladenen Lieferwagen an, der steht jetzt auf der Oberländer Alm. Es ist nichts aus ihm herauszubekommen. Mein Bauchgefühl sagt mir, er hat Kummer. Ich nehme ihm eine Kanne Kaffee mit hinaus und du bringst eine Brotzeit. Ich wette, dass er auch hungrig ist.«

Etwas später saßen Toni und Mark auf der Terrasse der Berghütte. Mark trank Kaffee.

»Meine Hochzeit ist geplatzt, Toni«, sagte Mark leise.

»Ich wusste gar net, dass du ein Madl hattest?«

»Doch, doch, es ist gleich im letzten Jahr passiert, bald nach meinem Urlaub bei euch. Wir verstanden uns gut und zogen nach einigen Monaten zusammen, Wir verlobten uns an Ostern und wollten in wenigen Wochen heiraten. Doch jetzt ist es aus und vorbei.«

»Streit gibt es immer mal wieder, Mark«, versuchte Toni zu trösten. »Ich kenne net wenige Paare, die sich ausgerechnet während der Hochzeitsvorbereitungen gestritten haben. Es kann schon stressig sein, so eine Hochzeit zu organisieren.«

»Darum geht es nicht, Toni«, sagte Mark bitter.

Anna brachte die Brotzeit und begrüßte Mark. Sie setzte sich dazu.

Mark trank einen Schluck Kaffee und löffelte sein Müsli mit Quark.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er berichtete, was ihm widerfahren war.

»Miriam wollte zuerst in Amerika heiraten. Nur mühsam konnte ich sie davon überzeugen, dass meine Eltern sehr enttäuscht wären. Also gab sie irgendwann nach. Aber es sollte eine kleine Hochzeit werden im engsten Familienkreis. Dazu muss man wissen, dass Miriam keine Familie hat, das sagte sie jedenfalls.«

Mark lachte bitter.

Er erzählte, dass seine Eltern enttäuscht waren, aber sich schließlich fügten. Marks Mutter plante, sobald das junge Paar von der Hochzeitsreise zurückkäme, eine große Gartenparty zu geben und alle Freunde und Geschäftskollegen einzuladen.

»Es sollte eine Überraschung für uns werden. Mutter fing sofort mit der Organisation an. Sie erzählte natürlich ihren Freundinnen davon, ihrer Kosmetikerin und anderen, wie das stolze Mütter eben so machen, wenn das einzige Kind, der einzige Sohn, heiratet.«

Mark trank wieder einen Schluck Kaffee.

»Die Nachricht, dass ich heiraten würde, zog Kreise. Irgendwann erschienen Geschäftsfreunde unangemeldet bei meinen Eltern. Es muss ein sehr peinliches Gespräch gewesen sein. Jedenfalls berichteten sie von einem jungen Mann, der einmal eng mit Miriam liiert war und sich dann kurz vor der Hochzeit von ihr trennte, nachdem er umfangreiche Nachforschungen angestellt hatte. Es war eine ziemlich verrückte Geschichte, die die Freunde meinen Eltern auftischten. Doch mein Vater kennt den Geschäftsfreund seit Jahrzehnten und schätzt ihn als verlässlichen und ehrlichen Menschen. Also, wie soll ich sagen? Jedenfalls stellten meine Eltern Nachforschungen an, hinter meinem Rücken. Es kam heraus, dass Miriam schon oft verlobt war und dass jedes Mal kurz vor der Hochzeit die Paare auseinandergingen. Jedes Mal verlangte Miriam eine Entschädigung. Damit sind wir bei meinem Sportwagen. Um einen Skandal zu vermeiden, habe ich ihn ihr überlassen. Eigentlich ist sie eine raffinierte Betrügerin.«

»Eine Heiratsschwindlerin?«, fragte Anna.

Mark schüttelte den Kopf.

»Diesen Tatbestand erfüllt sie nicht. Sie ging bei allen ihren Männern sehr geschickt vor. Es waren immer Söhne sehr wohlhabender Familien. Sie suchte sie sich wohl gezielt aus. Nach jeder Eskapade wechselte sie die Stadt.«

Mark seufzte tief.

»Als mir meine Eltern den Bericht zu lesen gaben, konnte ich es nicht glauben. Ich konnte es einfach nicht begreifen. Ich war mir ihrer Liebe so sicher.«

Mark stöhnte.

»Das zurückliegende Wochenende verbrachte sie auf einer Schönheits- und Fitnessfarm. Ich nahm die Gelegenheit war und durchsuchte in ihrer Abwesenheit die Wohnung. Ich fand schließlich ein kleines Notizbuch, in dem Miriam alle Männer feinsäuberlich aufgelistet hatte, sowie die jeweilige Entschädigung, die sie bekommen hatte. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich besprach mich mit dem Anwalt meiner Eltern. Er prüfte die Sache und riet mir, mich möglichst elegant aus der Beziehung zurückzuziehen. Eine Anzeige sei sinnlos und würde mir mehr schaden, als ich gewinnen könnte. Im Gegenteil, ich müsste damit rechnen, dass sie mich verklagen würde, da ich mein Heiratsversprechen nicht einhalten wollte. So verrückt es klingt, sie hat die Sache mit einer dreisten Professionalität betrieben und gut davon gelebt. Sie arbeitete nicht, hatte eine Penthouse-Wohnung mit Mainblick. Mir erzählte sie, sie habe von einer entfernten Tante geerbt.«

»Dann bist du also ausgezogen«, sagte Toni. »Sind das deine Sachen im Auto?«

»Ja! Ich habe in einer Nacht- und Nebelaktion alles gepackt. Die Möbel überlasse ich ihr. Ich habe ihr das Notizbuch, das Dossier, die Wagenpapiere und die Schlüssel zu meinem Sportwagen gut sichtbar auf den Tisch gelegt. Mein Anwalt meinte, ich würde nie mehr etwas von ihr hören.«

Mark trank noch einen Schluck Kaffee.

»Jetzt bin ich auf dem Weg nach Wien. Ich werde dort in zwei Wochen eine von Vaters Filialen übernehmen. Eine möblierte Wohnung habe ich gebucht, bis ich Zeit und Muße habe, eine schöne Wohnung zu suchen, die ich mir dann einrichten werde. Sie wird aber erst in einer Woche frei. Da dachte ich mir, ich lege eine Pause bei euch ein.«

»Das war eine gute Überlegung, Mark«, sagte Toni. »Du brauchst erst mal Abstand und musst wieder zu dir finden, bevor du in dein neues Leben startest.«

»Ja, so denke ich auch. Ich wollte auch in kein Hotel. Ich habe Angst, dass mich jemand nach Miriam fragt. Die Welt scheint ein kleines Dorf zu sein. Ich kann nicht mit jedem darüber reden. Bei euch ist es etwas anderes. Toni, Anna, ich kann euch nicht beschreiben, wie ich mich fühle. Ich habe diese Frau geliebt. Sie sollte die Mutter meiner Kinder werden.«

»Niemand kann nachvollziehen, wie du dich fühlst, Mark. Es sei denn, er hat Ähnliches erlebt. Du musst den Liebeskummer verkraften, da du sie geliebt hast. Du musst die Enttäuschung verkraften, dich getäuscht zu haben und getäuscht worden zu sein«, sagte Anna voller Mitgefühl.

»Mark, ich weiß nicht, ob es dir im Augenblick ein Trost ist, aber ich will dir trotzdem einen Gedanken mitteilen, der mir so durch den Kopf geht.«

Mark schaute Toni an.

»Weißt, immerhin hattest du einen guten Schutzengel, der dich vor Schlimmerem bewahrte. Du bist ein anständiger Bursche. So ein Weib wie diese Miriam hatte leichtes Spiel mit dir. Aber das darfst du dir nicht vorwerfen. Du warst ihr einfach net gewachsen. Vielleicht hätte sie dich auch geheiratet und dann nach einer Weile die Scheidung eingereicht. Vielleicht hättet ihr dann schon Kinder gehabt. Es ist besser, so wie es gekommen ist. In einer Ehe muss es nicht nur Liebe geben, sondern auch Vertrauen. Sie hat dir nix erzählt, Mark. Wenn sie dich geliebt und es ehrlich gemeint hätte, dann hätte sie dir ihr seltsames Vorleben beichten müssen.«

»Ja, das hätte sie. Vielleicht hätte ich ihr sogar verziehen. Aber so muss ich annehmen, ich war nur ein weiteres Opfer für sie.«

»Ich an deiner Stelle hätte ihr den Sportwagen nicht gegeben«, sagte Toni.

»Ach, Toni, das Auto hätte mir auch keine Freude mehr gemacht. Wenn ich damit gefahren wäre, hätte es mich ständig an sie erinnert. Sie benutzte ihn sehr oft oder wir waren zusammen unterwegs. Außerdem wollte ich keinen Skandal. Vielleicht könnt ihr das nicht verstehen. Sie ist raffiniert vorgegangen. Ich konnte sie nicht als Heiratsschwindlerin festmachen. Ich könnte euch alles ausführlich erzählen, aber es würde mir nur weh tun.«

»Jetzt bleibst erst mal hier und kommst zur Ruhe. Die Berge werden dir gut tun. Auf einen Gipfel zu klettern, davon rate ich dir allerdings ab. Du bist mit deinen Gedanken noch so mit der Sache beschäftigt, dass es dir an Konzentration mangelt. Ich will nicht, dass du abstürzt.«

»Ich verstehe dich, Toni. Mir fehlt auch die Kraft dazu. Ich werde nur einige leichte Wanderungen machen. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich fühle mich so leer, so unendlich leer.«

»Dein Herz ist wund.«

»Ja, das ist es! Ich hadere mit mir selbst. Wie konnte ich sie lieben? Warum habe ich nichts bemerkt? Warum ist mir bei allen Zärtlichkeiten nie der Verdacht gekommen, dass sie es nicht ehrlich meint?«

»Sie war eben die perfekte Schauspielerin«, sagte Toni.