Toni der Hüttenwirt 195 – Heimatroman - Friederike von Buchner - E-Book

Toni der Hüttenwirt 195 – Heimatroman E-Book

Friederike von Buchner

0,0

Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.Toni, der Hüttenwirt liebt es ursprünglich. In Anna hat er seine große Liebe gefunden. Für ihn verzichtete Anna auf eine Karriere als Bänkerin im weit entfernten Hamburg. Jetzt managt sie an seiner Seite die Berghütte. Ihre Serie hat Geschichte geschrieben. Die Idee dahinter hat exemplarischen Charakter. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Erfolgreiche Romantitel wie "Wenn das Herz befiehlt", "Tausche Brautkleid gegen Liebe" oder besonders auch "Irrgarten der Gefühle" sprechen für sich – denn sie sprechen eine ganz eigene, eine unverwechselbare Sprache.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 127

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Toni der Hüttenwirt – 195–

Ein Herz kann man nicht besitzen

Bekommt die wahre Liebe eine Chance?

Friederike von Buchner

»So, Gina, die Probezeit der beiden Bewerberinnen ist um. Jetzt sag mal, wie gefielen dir die potentiellen Gemeindehelferinnen?«, fragte Bürgermeister Fritz Fellbacher seine Sekretärin.

Gina füllte zwei Tassen mit Kaffee. Statt einer Antwort warf sie ihm einen vielsagenden Blick zu.

»Gina, mir ist nicht entgangen, dass sich deine Begeisterung in Grenzen hielt. Du bist mit einem ziemlich sauertöpfischen Gesicht herumgelaufen.«

Gina seufzte.

»Ich hatte nicht gedacht, dass es ihnen so schwerfällt, sich bei uns einzugewöhnen, Herr Bürgermeister. Ich habe doch auch gelernt, wie das ist, auf einem Hof zu leben und zu arbeiten.«

»Bei dir war das etwas anderes. Du warst verliebt und hast eingeheiratet.«

»Sicher, aber wenn eine junge Frau Gemeindehelferin als Beruf ausüben will, dann erwarte ich, dass sie tüchtig mit anpackt. Das ist doch die Grundvoraussetzung. Klar, niemand ist von Anfang an perfekt. Ich weiß, dass ich Geduld haben muss. Doch die beiden haben sich die Rosinen aus dem Kuchen gepickt, bildlich gesprochen. Beide waren gut, was den Haushalt und die Pflege betrifft. Doktor Martin Engler hat ihnen auf die Finger geschaut. Er hatte an der Krankenpflege nichts auszusetzen. Aber beide haben sich gedrückt, wenn es um Arbeiten ging, bei denen man sich die Finger schmutzig machen könnte: Stall ausmisten, sich um die Hühner kümmern, die Hasen versorgen und solche Arbeiten. Sie wissen, dass viele der alten Leutchen an ihrem Kleinvieh hängen. Aus Nostalgie halten sich viele noch ein oder zwei Kühe oder Ziegen.« Gina seufzte. »Da gab es immer wieder Diskussionen. In einem Stall gibt es nun mal Mist, Fliegen und üble Gerüche. Beide Damen hatten sehr romantische Vorstellungen vom Landleben. Sie wollten auch nicht melken. Muss ich mehr sagen?«

»Na, des musst du net. Mit denen können wir nichts anfangen. Schreibe die Absagen und gib sie mir zur Unterschrift.«

Gina nickte. Sie zog aus der Schreibmappe, die neben ihrer Kaffeetasse lag, zwei Briefe und reichte sie Fellbacher. Er grinste.

»Kluges Madl! Du hast ja schon alles vorbereitet.«

Fritz Fellbacher unterschrieb.

»So, des war des. Jetzt müssen wir weitersuchen. Sind bei den anderen Bewerbungen welche dabei, die wir einladen können?«

»Herr Bürgermeister, seien Sie mir net bös’, aber ich habe die Nase von Fremden gestrichen voll. Ich weiß, das klingt hart und eigentlich darf man so etwas nicht sagen. Aber meine Erfahrungen bringen mich dazu. Es ist doch so, die meisten Bewerberinnen kommen aus der Stadt und haben ziemlich romantisch verklärte Vorstellungen vom Leben auf einem Hof oder auf einer Alm. Wir sollten jemanden finden, der Waldkogel kennt, vielleicht sogar hier Freunde oder Verwandte hat.«

»Das wäre natürlich ideal.«

Fellbacher schaute Gina an und schmunzelte.

»Gina, ich sehe es dir an. Du hast dir schon Gedanken gemacht, richtig?«

Gina nickte. Sie zog einen Zettel aus der Schreibmappe.

»Ich habe einen Entwurf gemacht. Es ist ein Aufruf an alle in Waldkogel, uns bei der Suche zu unterstützen. Den können wir aushängen. Veronika Boller kann jedem einen Zettel geben, der im Trachten- und Andenkenladen einkauft. Helene Träutlein kann auch welche beim Kaffeekränzchen verteilen.«

»Des ist eine gute Idee«, Fellbacher überflog den Zettel. »Der Aufruf ist treffend formuliert, wie ich es von dir gewohnt bin. Den kannst du ausdrucken oder kopieren. Ich werde meinen Kindern sagen, sie sollen ihn in alle Briefkästen werfen oder auf jedem Hof und in jedem Haus abgeben. Die Rasselbande wird sich freuen, wenn ich ihnen dafür ein bisserl mehr Taschengeld gebe.«

Gina und Bürgermeister Fellbacher waren sich einig. Gina warf sofort den Kopierer an. Während er druckte, erzählte sie, was sie mit den beiden Frauen erlebt hatte, die sich als Gemeindehelferinnen beworben hatten. Fellbacher lachte herzlich.

»Beide hatten gute Ausbildungsnoten. Aber in der Praxis läuft es meistens net so, wie es im Lehrbuch steht.«

»Genauso ist es, Herr Bürgermeister. Von unserer Flugblattaktion verspreche ich mir mehr. Außerdem war es doch immer so, dass wir in Waldkogel alles unter uns geregelt haben.«

»Ja, Gina! Wir Waldkogeler halten zusammen! Wir hätten gleich am Anfang eine Flugblatt-Aktion machen sollen.«

Gina stand auf und holte den ersten Stapel Flugblätter.

»Den können Sie gleich hinüber zur Veronika Boller bringen, Herr Fellbacher. Inzwischen kopiere ich weitere.«

Bürgermeister Fellbacher stand auf. Im Stehen trank er seinen Kaffee aus. Er nahm den ersten Stapel unter den Arm und verließ das Rathaus. Gina schob einen Packen Papier in den Kopierer für den nächsten Stapel.

Sie war zuversichtlich, dass auf diese Weise eine Gemeindehelferin gefunden werden konnte, die besser zu Waldkogel passte.

*

Alexia und Peter wohnten Tür an Tür im Studentenwohnheim und galten schon seit Jahren als Paar.

Sie stellte ihren Koffer und die Reisetasche vor die Tür. Da trat er in den Flur. Peter ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss. Sie lachte und fuhr ihm durch das Haar.

»Ist mein Langschläfer endlich aufgestanden?«

Er lächelte.

»Ich konnte nicht schlafen. Da habe ich heute Nacht noch einige Sachen sortiert.«

Alexia schaute durch ihre offene Tür. An einer Wand stapelten sich die Umzugskartons.

»Ich bin fertig. Mein Vater wird die Kisten bis Monatsende mit dem großen Kombi abholen. Dann putze ich mein Zimmer und gebe den Schlüssel ab. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Peter, du hast mir noch nicht gesagt, wann du deine Bude räumst.«

»Irgendwann in den Semesterferien. Der Mietvertrag gilt noch fast zehn Wochen.«

»Du gehst viel zu verschwenderisch mit der Kohle um, Peter. Wir sind mit dem Studium fertig. Warum willst du nicht so schnell wie möglich ausziehen?«

Alexia hatte das Thema schon oft angeschnitten. Jedes Mal war er ausgewichen.

»Weil ich noch einige Dinge zu erledigen habe.«

»Dann erledige sie! Warum schiebst du sie vor dir her? Du bist doch sonst nicht so. Ich kenne dich nur als den pünktlichen und gewissenhaften Peter.«

Er schmunzelte.

»Okay, du hast recht. Ich sage es dir. Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll, mit der Wohnung und so, weil mir noch eine Zustimmung fehlt.«

»Ziert sich der Vermieter? Davon hast du nichts erzählt.«

»Mit dem Vermieter hat es nichts zu tun. Es liegt an mir. Ich möchte etwas tun und scheue gleichzeitig davor zurück, es anzupacken. Ich schiebe seit Wochen, eigentlich seit Monaten, etwas vor mir her. Aber ich habe mir gesagt, bringe erst dein Studium zu Ende, immer schön einen Schritt nach dem anderen.«

»Das schätze ich an dir, dass du immer zuerst etwas ordentlich zu Ende bringst, bevor du etwas Neues in Angriff nimmst. Jetzt sind wir hier an der Universität mit allem fertig. Was hindert dich daran, den nächsten Schritt zu tun?«

Peter lachte.

»Weil ich den Kopf voller Bedenken habe und fürchte, dass etwas schiefgehen könnte. Ich habe lange darüber gegrübelt, wie ich es sagen soll, mir immer wieder die Worte zurechtgelegt, doch ich habe nie den richtigen Ansatzpunkt gefunden.«

»Muss ich das verstehen? Ich kann dir keinen Rat geben, wenn du mir nicht genauer sagst, um was es geht. Wenn du mir nichts darüber erzählen willst, dann musst du eben weiter allein im Trüben fischen.«

Alexia zuckte mit den Schultern. Peter hat sich in den letzten Wochen verändert, dachte sie. Es hatte viele Augenblicke gegeben, in denen er sie seltsam angesehen hatte, als hätte er etwas auf dem Herzen. Aber er war ihren Fragen immer ausgewichen. Er hatte sich mehr und mehr von ihr zurückgezogen. Sie erklärte das mit Prüfungsstress. Ohne Fleiß keinen Preis! Sie hatten viel gepaukt und dafür auch gut abgeschnitten. Doch auch danach war Peter sehr still geblieben und in sich gekehrt.

»Ich muss dann mal weitermachen«, sagte Alexia und wandte sich ab.

Peter nahm Alexias Hand und zog sie in seine Studentenbude. Er nahm sie bei den Schultern und drückte sie auf den Stuhl vor dem großen selbstgebauten Schreibtisch.

Er holte zwei Becher Kaffee und setzte sich auf die Liege.

»Alexia, du weißt, dass ich aus München komme.« Er sah sie nicht an, als er weitersprach. »Wir sind jetzt drei Jahre zusammen. Es war eine schöne Zeit. Ich habe in der letzten Zeit viel nachgedacht.«

»Du warst sehr still, Peter«, sagte Alexia, »und hast dich immer mehr zurückgezogen. Falls du mir jetzt sagen willst, dass unsere Zeit zu Ende ist, dann sage es. Du hast deinen Doktortitel, ich habe meine Prüfung. Wir sind moderne Menschen. Du hast es immer geschickt vermieden, von Zukunftsplänen zu sprechen. Einer Frau entgeht so etwas nicht. Mache dir keine Gedanken, Peter! Wir hatten eine wunderbare Zeit. Ich werde jeden Tag in guter Erinnerung behalten. Wir sollten Freunde bleiben.«

»Bedeute ich dir so wenig?«, fragte Peter und schaute sie mit großen Augen an.

Alexia sah, wie angespannt er war.

»Jetzt schaust du mich mit großen Hundeaugen an, Peter. Du bist süß. Ganz im Gegenteil, du bedeutest mir sehr viel. Du hast viel nachgedacht. Ich habe ebenfalls nachgedacht. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich reagieren soll, wenn wir über einen Abschied sprechen. Wir sind doch moderne Menschen. Für uns beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Vielleicht müssen wir Abschied nehmen.«

»Ich will aber keinen Abschied nehmen, Alexia. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich dich gern immer bei mir hätte.«

Alexia lachte laut.

»Peter, ist das jetzt ein Antrag?«

Peter wurde verlegen. Schnell nippte er an seinem Kaffee.

»Es ist ein Heiratsantrag, Alexia. Ich gebe zu, dass er etwas unbeholfen und unromantisch klingt, doch es ist noch so viel zu sagen und zu klären. Ich meine es sehr ernst, Alexia, aber bevor du mir antwortest, muss ich dir noch etwas über mich erzählen. Du glaubst, mich zu kennen und zu wissen, wer ich bin. Du kennst aber nur die Hälfte der Wahrheit. Eine Menge habe ich über mich verschwiegen. In den letzten Jahren habe ich ziemlich tiefgestapelt. Ich wollte mich nicht aus der Masse der Studenten abheben. Deshalb nahm ich mir hier im Studentenwohnheim ein Zimmer. Deshalb fuhr ich eine alte Klapperkiste und arbeitete nebenbei.«

Alexia sah ihn verwundert an. Aus dem, was er sagte, konnte sie sich keinen Reim machen.

»Was willst du damit sagen? Ich verstehe es nicht«, sagte sie leise. »Klingt geheimnisvoll! Arbeitest du für den Geheimdienst?«

Peter lächelte.

»Ganz so schlimm ist es nicht. Es ist nur so: ich habe Geld, viel Geld. Meine Eltern sind sehr vermögend. Ich bekam schon zur Volljährigkeit ein dickes Konto. Alexia, ich komme aus einem sehr guten Stall, wie man sagt. An der Schule sind mir die Mädchen nachgelaufen. Jede wollte mich einfangen, als wäre ich ein echter Goldfisch. Davon hatte ich die Nase voll, und ich beschloss, es beim Studium völlig anders zu machen. Ich wollte jemanden kennenlernen, der nicht weiß, woher ich komme, der mich so nimmt, wie ich bin. Ich suchte jemanden, der mich mag, meine Person, und nicht mein Bankkonto. Ich denke, ich habe in dir diese Frau gefunden. Dein Leben wird sich ändern, Alexia, wenn wir verheiratet sind. Du wirst nicht arbeiten. Stattdessen wirst du mit meiner Mutter einkaufen gehen, Golf spielen und Wohltätigkeitsaufgaben übernehmen. Es wird ein ganz anderes Leben sein. Ich will sicher sein, dass es dich glücklich macht. Jeder Mensch hat eine Vorstellung davon, wie er leben möchte. Darüber sollten wir jetzt sprechen.«

Alexia lachte laut.

»Peter, entschuldige, aber du bist mir vielleicht ein sonderbarer Kauz. Warum sollte es eine Frau stören, wenn sie einkaufen gehen kann und nicht erst nachsehen muss, ob bis zum Monatsende noch genug Geld da ist? Meine Mutter hat mir oft gesagt, dass sie davon geträumt hatte, nur Mutter und Hausfrau zu sein. Doch ohne ihren Verdienst hätte es einfach nicht gereicht.«

»Alexia, ich weiß aus Erfahrung, dass Geld eine Bürde sein kann. Ich war immer der reiche Junge. Man sah nicht mich, sondern immer den reichen Schönling, verstehst du? Ich habe mich immer gefragt, ob ich noch genauso beliebt und begehrt wäre, wenn ich arm wäre.«

»Deshalb hast du nie etwas erzählt?«

»Ja, ich habe mir diese Jahre geschenkt. Ich wollte nur Ich sein. Freundschaften sollten einfach nur Freundschaften sein. Meine Nähe sollte nicht aus anderen Gründen gesucht werden.«

»Das ist dir gelungen, Peter. Du hast dich gut versteckt, Kompliment.«

Peter lächelte verlegen.

»Ich habe dir gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen, Alexia. Ich habe dir etwas vorgemacht, das weiß ich. Aber ich wollte dieses Leben. Hatte ich nicht ein Recht darauf? Ich habe mich noch nie so frei und wunderbar gefühlt. Seit Wochen überlege ich, wie ich es dir sagen soll. Heiraten ist eine ernste Sache. Es geht dabei auch nicht nur um Liebe, obwohl die natürlich die Hauptsache ist. Aber man heiratet nicht nur den Menschen, den man liebt, sondern auch das, was er ist, wo er herkommt, was er hat, wie er lebt. Da kommen zwei Welten zusammen. Sie müssen harmonieren, sonst leidet die Liebe darunter. Für mich war der Gedanke schrecklich, ich könnte nur meines Geldes wegen geliebt werden. Das verfolgt mich seit meiner ersten Verliebtheit.«

Peter reichte Alexia ein Fotoalbum.

»Da sind Bilder drin vom Haus meiner Eltern, einer großen Villa im besten Viertel von München und so weiter. Du musst dir klar sein, dass wir ein gesellschaftliches Leben pflegen. Mindestens einmal in der Woche kommen Gäste, und wir gehen zu einer Einladung.« Er lächelte sie an. »Ich weiß, dass vieles für dich neu und ungewohnt sein wird. Aber du bist lernfähig.«

»Ich stamme nicht aus der High Society, Peter, das weißt du. Meine Eltern sind Arbeiter. Ich habe fünf Geschwister. Ich habe mir alles selbst erarbeitet und verdient. Wie werden deine Eltern reagieren? Ich kann mir vorstellen, dass sie sich für dich eine Frau aus ihren Kreisen wünschen.«

»Sie wissen von dir, seit Langem. Ich habe ihnen sehr viel von dir erzählt. Sie verstehen mich und sagen, wenn ich denke, dass du die Richtige bist, dann sind sie einverstanden. Außerdem wissen sie, dass ich sehr eigen sein kann. Sie hatten mich schon lange gebeten, dich endlich mit nach München zu bringen. Doch dann wäre meine Tarnung aufgeflogen. Das wollte ich nicht. Es ist schwer zu erklären. Vielleicht verstehst du es, wenn ich dir mehr aus meinem Leben erzählt habe.«

Peter stellte ein kleines Kästchen auf die Schreibtischplatte.

»Da ist dein Verlobungsring drin, Alexia. Wenn du meine Frau werden willst, dann nimm ihn an. Wenn nicht, wenn du Bedenkzeit brauchst, dann überlege es dir. Alexia, ich liebe dich. Ich möchte dich heiraten und glücklich mit dir werden. Doch ich weiß, dass in unseren Kreisen selten ein Mensch nach seinem Charakter beurteilt wird, sondern nur nach dem, was er hat. Das kann eine große Bürde sein. Ich habe es jedenfalls immer so empfunden. Es könnte zur Belastung werden, für dich, für unsere Liebe.«

Peter zuckte mit den Schultern.

»Ich kann verstehen, dass dich meine Worte erstaunen. Ich spreche nur aus Erfahrung. Alle reden dir schön nach dem Mund, buhlen um deine Nähe. Ich habe nie darauf Wert gelegt. Aber so sind nun einmal die Spielregeln. Wir können uns dem nicht entziehen, Alexia.«

Alexia schaute Peter an. In ihrem Kopf arbeitete es wild. Gedanken, Erinnerungen, Erklärungen, Antworten auf viele Fragen und neue Fragen wirbelten durcheinander. Peter hatte sehr wenig von seinen Eltern erzählt. Er war sehr verschlossen gewesen. Sie erinnerte sich, dass er sie einmal heimgefahren hatte, als ihr Vater plötzlich ins Krankenhaus gekommen war. Er wusste also, woher sie kam und wie es bei ihr daheim zuging, in dem winzigen Siedlungshaus, das ihr Vater mit seinen eigenen Händen gebaut hatte.