Toni der Hüttenwirt 208 – Heimatroman - Friederike von Buchner - E-Book

Toni der Hüttenwirt 208 – Heimatroman E-Book

Friederike von Buchner

0,0

Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.Toni, der Hüttenwirt liebt es ursprünglich. In Anna hat er seine große Liebe gefunden. Für ihn verzichtete Anna auf eine Karriere als Bänkerin im weit entfernten Hamburg. Jetzt managt sie an seiner Seite die Berghütte. Ihre Serie hat Geschichte geschrieben. Die Idee dahinter hat exemplarischen Charakter. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Erfolgreiche Romantitel wie "Wenn das Herz befiehlt", "Tausche Brautkleid gegen Liebe" oder besonders auch "Irrgarten der Gefühle" sprechen für sich – denn sie sprechen eine ganz eigene, eine unverwechselbare Sprache. Toni parkte seinen Geländewagen vor dem Forsthaus. Lorenz Hofer kam heraus. Er war der Förster von Waldkogel. "Grüß Gott, Toni, willst du die Kinder abholen? Du bist früh dran. Die Kinder sind noch im Wald." "Des auch, Lorenz, aber erst mal ein herzliches ›Grüß Gott‹!" Lorenz bat Toni ins Haus. Lydia, Lorenz' Frau, machte Kaffee. Dazu gab es frischen Apfelkuchen mit Sahne. Toni trank einen Schluck Kaffee. "Lorenz, es gehen üble Gerüchte um in Waldkogel. Du kennst mich. Wir sind befreundet, seit wir Kinder waren. Deshalb dachte ich mir, ich fahre her und frage dich direkt." "Gerüchte, sagst du, üble Gerüchte?", staunte Lorenz. Er sah Lydia verwundert an. "Weißt du etwas? Du warst doch heute Morgen einkaufen."

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 129

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Toni der Hüttenwirt – 208–

Wie verheirate ich meinen Buben?

Alle Mittel sind ihm recht ...

Friederike von Buchner

Toni parkte seinen Geländewagen vor dem Forsthaus. Lorenz Hofer kam heraus. Er war der Förster von Waldkogel.

»Grüß Gott, Toni, willst du die Kinder abholen? Du bist früh dran. Die Kinder sind noch im Wald.«

»Des auch, Lorenz, aber erst mal ein herzliches ›Grüß Gott‹!«

Lorenz bat Toni ins Haus. Lydia, Lorenz’ Frau, machte Kaffee. Dazu gab es frischen Apfelkuchen mit Sahne.

Toni trank einen Schluck Kaffee.

»Lorenz, es gehen üble Gerüchte um in Waldkogel. Du kennst mich. Wir sind befreundet, seit wir Kinder waren. Deshalb dachte ich mir, ich fahre her und frage dich direkt.«

»Gerüchte, sagst du, üble Gerüchte?«, staunte Lorenz.

Er sah Lydia verwundert an.

»Weißt du etwas? Du warst doch heute Morgen einkaufen.«

»Ja, ich hatte einen Streit mit Veronika Boller. Die hat mich gleich überfallen, als ich den Laden betrat. ›Dein Mann ist Schuld, dass der Fellbacher hingeworfen hat‹, herrschte sie mich an. Ich wusste nicht, wovon sie redet. Himmel war die Veronika in Fahrt. Fellbacher sollte sie sofort in sein Wahlkampfteam aufnehmen.«

»Warum hast mir nichts davon erzählt, Lydia?«

»Lorenz, wo käme ich hin, wenn ich dir jede Geschichte erzählte, die Veronika breittritt. Du kennst sie doch. Sie muss sich immer in alles einmischen, im Guten wie im Bösen. So ist sie eben. Ich sagte ihr, dass an der ganzen Geschichte nix dran ist. Sie solle vorsichtig sein, was sie sagt. Wir sind ziemlich aneinandergeraten und beide laut geworden. Erst als ihr Mann aus dem Lager kam und eingriff, mäßigte sie sich etwas. Ich werde die nächsten zwei Wochen in Kirchwalden einkaufen. Das wird ihr eine Lehre sein.«

»Ich verstehe nicht, warum ich Schuld sein soll?« Lorenz schüttelte den Kopf. »Des ist doch hirnrissig, was sich da einige Leut’ zusammenreimen!«

»Dann ist kein Körnchen Wahrheit dran, Lorenz?«, fragte Toni.

»Mei, Toni, ich kann nix dafür, dass Fellbacher mich net verstehen kann. Ich habe ihm gesagt, dass ich nach einem Mittelweg suche. Ich bat ihn, mir einige Tage Bedenkzeit zu geben. Das wollte er nicht. Er bestand darauf, dass ich mich sofort entscheide. Als ich das nicht getan habe, wurde er ärgerlich. Wir haben uns in die Wolle gekriegt. Dass Fritz sein Bürgermeisteramt hinwirft, daran habe ich im Traum nicht gedacht. Er hat mir damit gedroht. Ich sagte ihm, ich lasse mich nicht unter Zeitdruck setzen und erst recht nicht erpressen. Er war wütend und ich war wütend. Wenn man wütend ist, rutscht einmal schon etwas heraus, was man nicht so meint. So ist es doch, Toni, oder?«

»Sicher«, sagte Toni, »in der Wut und im Zorn lässt sich jeder mal zu einer unbedachten Handlung hinreißen und sagt etwas, was er im Normalfall niemals äußern würde.«

»Genauso ist es, Toni«, stimmte ihm Hofer zu.

»Was hast du zum Fellbacher gesagt, Lorenz?«, fragte Lydia.

Lorenz ärgerte sich über sich selbst, dass er sich hatte hinreißen lassen.

»Mei, ich hab Fritz angebrüllt, er möge tun, was er nicht lassen kann. Wenn er nimmer Bürgermeister von Waldkogel sein wolle, dann müsse er des mit sich selbst ausmachen. Ich bestand jedenfalls darauf, dass ich mir die Sache mit der Möbelfabrik in Ruhe überlegen kann. Da gibt es die unterschiedlichen Interessen dahinter, aber auch gesetzliche Verpflichtungen, die ich in Ruhe abwägen muss.«

Toni wollte es genauer wissen. Lorenz Hofer erklärte Toni die gesetzlichen Verordnungen der Waldpflege. Denen müsse er Folge leisten und es sei seine Aufgabe, darauf zu achten, dass jeder Waldbesitzer ihnen nachkomme. In den Gesetzen und Verordnungen sei bis ins Kleinste festgelegt, was Waldpflege bedeutet. Kranke und hohle Bäume müssten gefällt werden. Stämme, die ein Sturm umgeknickt oder gespalten hatte, müssten entsorgt werden. Der Wald sei so zu pflegen, dass das Unterholz nicht überhandnahm.

»Ich gebe zu, dass ich oft ein Auge zudrücke. Bei dem Grundstück am Bergsee habe ich die ganzen Jahre beide Augen zugedrückt. Das Unterholz ist so dicht, dass man nur noch mit der Motorsäge durchkommt. Jeden Schritt muss man sich mit der Säge freimachen. Weil die Reste der alten Mühle aber einsturzgefährdet sind, dachte ich, ich mache eine Ausnahme. Es ist viel geschehen, Toni, seit wir als kleine Buben dort gespielt haben. Das Dach ist eingestürzt, die Böden gibt es nur noch zum Teil. Regen, Schnee und Eis im Winter setzen der Ruine zu. Ich schaue öfter nach, dann nehme ich meistens ein Ruderboot und nähere mich von der Seeseite aus. Aber auch von dort ist das Dickicht sehr dicht. Eigentlich müsste ich die Eigentümer von Amts wegen auffordern, das Unterholz zu roden und ihnen dafür eine Frist setzen. Ich habe es im Guten versucht, das heißt, ich appellierte an ihre Verantwortung und bat sie, sich der Sache anzunehmen. Ich wollte sie nicht mit der ganzen Breitseite des Gesetzes niederknüppeln, das würde teuer werden, denn die Reste der alten Mühle müssen gesichert oder abgetragen werden. Doch die Eigentümer haben nichts getan. Sie haben einige Male angerufen und versprochen, sich darum zu kümmern. Sie wollten herkommen und mit mir eine Lösung suchen. Dann höre ich, dass sie dort eine Möbelfabrik bauen wollen.« Lorenz schüttelte den Kopf und sah Toni entschuldigend an. »Mei, das mit der Möbelfabrik gefällt mir auch nicht, Toni. Es gab in Waldkogel noch nie eine Fabrik. Aber mit dem Grundstück muss etwas geschehen. Sieh mal, wenn wir einen sehr heißen und trocknen Sommer bekommen, kann es schnell zu einem Brand kommen. Ein Blitz genügt und das Unterholz brennt wie Zunder und als nächstes der ganze Wald! Dann wälzt sich eine Flammenwand auf Waldkogel zu! Also, ich kann mit dem Grundstück nicht länger stillhalten. Das habe ich Fellbacher ausführlich dargelegt. Außerdem weiß er als Bürgermeister, dass ich alle rechtlichen Möglichkeiten anwenden könnte. Dabei müsste mir die Gemeinde Waldkogel sogar Amtshilfe gewähren. So steht es um die Sache. Ich persönlich will keine Möbelfabrik, aber der Wald auf dem Grundstück muss jetzt gepflegt werden. Wenn etwas passiert, dann trage ich allein die Verantwortung.«

Toni sah Lorenz an.

»Aber dann wäre es doch auch in deinem Sinne gewesen, wenn du im Gemeinderat gegen die Möbelfabrik und gegen das Industriegebiet gestimmt hättest. Dann hätte Fellbacher die Mehrheit gehabt.«

»Das hätte ich machen können. Doch was ist, wenn die zukünftigen Herren Möbelfabrikanten gegen die Gemeinde Waldkogel klagen? Ein Prozess kann sich über Jahre hinziehen. Und in der Zeit weigern die sich doch, etwas auf dem Grundstück zu machen. Selbst wenn ich ihnen amtlich eine Frist setze, tun die nix. Da bin ich mir sicher. Sie haben mir das nämlich schon gesagt. Die Strafe, den Bußgeldbescheid, den zahlen sie doch aus der Portokasse, verstehst du. Ich habe Fellbacher doch lediglich gesagt, dass ich noch am Überlegen bin. Doch der schmeißt gleich sein Amt hin, Toni! Das konnte ich doch nicht ahnen. Ich dachte, er wäre klüger.«

»Mei, Lorenz, der Fellbacher ist eben enttäuscht. Es hat ihn tief getroffen, dass Albert Weißgerber für die Möbelfabrik ist.«

»Der Weißgerber muss mit seinem Sägewerk sehen, wo er bleibt. Es ist für ihn auch schwer bei der heutigen Konkurrenz. Ich wollte doch nur, dass die Gemeinde Waldkogel nix überstürzt.« Lorenz Hofer seufzte. »Doch jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Jetzt müssen wir zusehen, wie wir es herausholen.«

»Das einzig Gute daran ist, dass der Seebacher, als Bürgermeister auf Zeit, die Entscheidung vertagen konnte. Jetzt muss uns etwas einfallen. Ich habe nix gegen Fellbacher und hoffe, er gewinnt die Wahl«, sagte Toni.

»Dann geht der ganze Zirkus von vorn los, Toni!«

»Das muss nicht so sein. Wenn Fellbacher die Mehrheit erringt, dann wird die Möbelfabrik nicht gebaut. Selbst wenn es zu einem Prozess gegen die Gemeinde Waldkogel kommen sollte, wurde ihm der Rücken gestärkt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand, außer dem Weißgerber und Franz Huber, dem Schwarzer sein Bazi, für den Bau ist. Fellbacher hat dann die ganze Gemeinde hinter sich.«

Lorenz sah Toni ernst an.

»Toni, dein Wunsch in Gottes Ohr! Ich bin mir da nicht so sicher. Das Versprechen, Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen, klingt verlockend.«

»Aber doch nicht in Waldkogel, Lorenz! Wir sind ein Bergdorf, das vom Tourismus lebt und noch nie Industrie hatte.«

Lorenz Hofer war nicht zu überzeugen, dass sich die meisten Waldkogler auf Fellbachers Seite schlagen würden, damit Schönheit und Ruhe erhalten blieben. Die meisten würden nur den augenblicklichen Vorteil sehen und nicht die Zukunft, mit all ihren Folgen.

»Toni, ich dachte, ich finde einen Weg, der für alle annehmbar ist. Jetzt ist alles schlimmer als zuvor. Seebacher hat verfügt, dass der Gemeinderat den Punkt vertagt, auf die erste Sitzung, nach den Neuwahlen. Wenigstens darin waren sich alle einig.«

»Wirst du wieder für den Gemeinderat kandidieren, Lorenz?«, fragte Toni.

Lorenz Hofer zuckte mit den Schultern.

»Toni, ich bin lieber im Wald und kümmere mich um die Bäume und den Wildbestand, als mich mit Politik herumzuschlagen. Das ist ganz und gar nicht mein Ding – und jetzt erst recht nicht!«

»Es ist wichtig, dass du als Waldexperte im Gemeinderat bist, Lorenz. Wirf die Flinte nicht ins Korn!«

»Das ist leichter gesagt, als getan, Toni«, seufzte Lorenz.

Toni redete Lorenz gut zu. Er riet ihm, noch einmal mit Fritz Fellbacher zu sprechen, damit kein länger dauernder Zwist daraus wurde.

Lorenz bat ihn, Fellbacher auszurichten, er könne ihn jederzeit im Forsthaus besuchen.

Die Hofer-Kinder Paul und Ulla kamen mit Franziska und Sebastian. Sie hatten im Wald Blaubeeren gepflückt. Jeder von ihnen trug zwei Eimer, die bis oben voll waren.

»Mei, seid ihr fleißig gewesen!«, lobte sie Toni. »Anna wird daraus guten Blaubeerkuchen backen.«

Lydia gab Toni noch die vier Eimer mit, die Paul und Ulla gesammelt hatten.

»Damit kann Anna alle Hüttengäste verköstigen, Toni. Unsere Kinder können morgen wieder sammeln gehen. Es gibt so viele Blaubeeren in diesem Jahr.«

Toni bedankte sich. Sie stellten alle Eimer in den Geländewagen.

»Franzi, Basti, einsteigen!«, rief Toni. »Wir müssen noch kurz bei den Baumberger Großeltern halten. Es wird höchste Zeit, dass wir fahren.«

Franziska und Sebastian lehnten sich weit aus dem Fenster und winkten ihren Freunden zu, die vor dem Forsthaus standen, bis sie sie nicht mehr sahen.

*

Adam Eicher und sein Sohn Kilian saßen beim Abendessen.

»Was gibt es Neues? Hast du nix zu erzählen?«, fragte Adam seinen Buben.

Kilian schmunzelte. »Was soll es geben? Alles wie immer!«

»Tu nicht so! Ihr hattet doch eine Firmenfeier oder wie sagt ihr auf Neudeutsch?«

»Wir hatten ein Event. ›Event‹ nennt man das, Vater.«

»Aha, also wie war es auf dem Event?«

»Wie immer, wie letztes Jahr, als der Firmengeburtstag gefeiert wurde. Es wurden Reden gehalten. Es gab Essen und Trinken, das Übliche eben.«

»Sonst nix? Gab es keine Musik? Wurde getanzt?«

Kilian grinste wieder. »Das gab es auch. Es wurde getanzt.«

»Hast du auch getanzt?«

Kilians Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. »Vater, ich habe nicht getanzt. Du weißt, dass ich mich lieber zurückhalte. Zu schnell machen sonst irgendwelche Geschichten die Runde. Ich habe dir doch gesagt, ich trenne streng zwischen beruflichem und privatem Leben.«

»Das sagst du immer, aber ich behaupte: Ein Privatleben hast du nicht. Du kommst abends aus München her, dann essen wir. Danach verschwindest in deinem Arbeitszimmer. Dort starrst du auf den Bildschirm deines Computers, als gäbe es sonst nichts auf der Welt. Also, meiner Meinung nach, kannst du das nicht Privatleben nennen.«

Kilian ahnte, dass sein Vater wieder einmal das heikle Thema ›Liebe und Familie‹ ansprechen wollte.

»Wie lange soll das noch so weitergehen, Kilian? Du wirst auch net jünger.«

»Vater«, seufzte Kilian, »net schon wieder diese Litanei! Mei, mir steht heute wirklich net der Sinn danach. Außerdem muss ich noch arbeiten. Ich muss bis morgen noch eine knifflige Sache lösen.«

»Ich weiß, du bist mit deinem Beruf verheiratet, Kilian. Ich freue mich ja auch, dass du so erfolgreich bist. Aber die Arbeit sollte im Leben nicht alles sein. Ich mache dir doch keinen Vorwurf, dass du kein Madl hast. Ich bin nur besorgt und mache mir eben Gedanken. Eine Arbeit, und mag sie einem noch so gefallen, kann ein Leben net wirklich ausfüllen. Wirklich glücklich kann man nur werden, wenn man jemanden für sein Herz hat. Ein liebes Madl braucht man und eine Familie mit Kindern. Du weißt nicht, was dir entgeht, Kilian.«

»Vater, über das Thema haben wir schon so oft geredet. Ich habe begriffen, dass du eine Schwiegertochter willst und Enkelkinder. Ich habe dir jedes Mal geantwortet, dass ich die net herzaubern kann.«

»Das weiß ich, Bub. Aber wie willst du eine finden, wenn du net ausgehst? Du bist immer nur am Arbeiten. Du arbeitest auch noch jeden Abend und sogar am Wochenende. Du gehst net mal zum Tanzen oder auf eine Kirmes. Wie willst du ein Madl kennenlernen? Oder willst du dir ein Madl über das Internet bestellen? Du, ich habe in der Zeitung gelesen, dass sich immer mehr Paare über eine Internetseite finden. Versuche es doch mal!«

Kilian lachte laut.

»Was du für Ideen hast, Vater! Davon lasse ich schön die Finger. Entweder ich habe Glück, und mir begegnet ein Madl, oder ich bleibe allein. Erzwingen kann man die Liebe nicht. Ich weigere mich, auf solchen Seiten ein Profil auszufüllen. Wie käme ich mir dabei vor? Was die alles abfragen? Das ist doch Unsinn. Wie soll ihre Traumpartnerin sein, Alter, Größe, Maße, Gewicht, Haarfarbe, Augenfarbe, Hobbys, Beruf, Vermögen, sonstige Interessen, mit oder ohne Kind? Des ist alles Unsinn, Vater! Entweder man verliebt sich oder man verliebt sich nicht.«

»Das stimmt schon, Kilian. In dem Punkt widerspreche ich dir nicht. Aber wenn du nirgends hingehst, wie willst du dann einem Madl begegnen? In deinem Alter ist es höchste Zeit, dass du dir darüber ernsthaft Gedanken machst.«

»Bei einem Mann ist das Alter doch nicht so wichtig, Vater. Als Mann kann ich mir immer noch ein jüngeres Madl anlachen.«

»Das stimmt. Aber ist des normal? Willst du deinen Kindern einen alten Vater zumuten? Einen Vater, der, vom Alter her, ihr Großvater sein könnte?«

Kilian schüttelte den Kopf.

»Jetzt übertreibst du maßlos! Ich bin jetzt gerade mal Mitte dreißig. Jetzt höre auf, mich unter Druck zu setzen! Irgendwann werde ich mich mit der Sache beschäftigen, wenn der Zufall mir nicht vorher ein Madl über den Weg schickt. Außerdem bin ich in der Firma fast so etwas wie ein Kummerkastenonkel. Was denkst du, was mir so alles erzählt wird! Mei, da kann es einem angst und bange werden. Da sind die Kinder krank. Dann haben die Gören Schwierigkeiten in der Schule. Die Frauen setzen ihre Männer unter Druck, dass sie mehr verdienen sollen. Die haben ständig Wünsche, wollen jede Woche dies oder das kaufen. Wenn ich mir das so anhöre, dann geht es mir richtig gut. Ich muss nur für mich sorgen, kann eine Menge sparen, habe ein dickes Bankkonto und keine Sorgen. Ich muss weder zu Elternabenden, noch mich im Elternbeirat betätigen. Ich muss mir nicht das Gejammer über die neusten Markenklamotten anhören, die angeblich lebenswichtig sind. Und ich muss nicht den Chauffeur spielen, wenn der Nachwuchs am Wochenende irgendwohin muss, weil der Sportverein dort eine Veranstaltung hat. Ich sage dir, wie sich eine Ehe für mich darstellt. Das ist eine Sache, die sehr teurer und stressig ist. Und Stress, den habe ich beruflich genug. Da muss ich privat nicht noch eine Beziehung haben, die auch Stress macht.«

Adam schmunzelte.