Wenn das Schicksal Zufall spielt - Friederike von Buchner - E-Book

Wenn das Schicksal Zufall spielt E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Auf dem Heimweg von der Villa Lohe fuhr Zensi am Haus der Baumbergers vorbei. In einem der Fenster der Wirtsstube hing ein großes Schild. Kurzentschlossen parkte Zensi auf dem Hof. Sie hupte laut. Wie sie gehofft hatte, kam Tonis Mutter, Meta Baumberger, hinter dem Haus hervor. Sie trug eine grüne Gartenschürze, Gartenhandschuhe und Gummistiefel. »Grüß Gott, Zensi!«, sagte Meta. »Mei, das ist eine Überraschung. Mit dir habe nicht gerechnet.« »Hast du einen Augenblick Zeit? Ich bin vorbeigefahren und habe gelesen, dass ihr heute Ruhetag habt. Da dachte ich, vielleicht hast du heute mehr Zeit als an einem anderen Tag.« »Wie man's nimmt. Am Ruhetag erledige ich das, für das ich sonst wenig Zeit habe. Komm mit rein! Ich mache uns einen Kaffee. Ich wollte ohnehin gerade eine Pause machen«, sagte Meta. Sie ging voraus um das Haus herum zum Hintereingang der Küche.

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Toni der Hüttenwirt – 334 –

Wenn das Schicksal Zufall spielt

Nachhelfen lohnt sich immer

Friederike von Buchner

Auf dem Heimweg von der Villa Lohe fuhr Zensi am Haus der Baumbergers vorbei. In einem der Fenster der Wirtsstube hing ein großes Schild. Darauf stand:

Heute Ruhetag

Kurzentschlossen parkte Zensi auf dem Hof. Sie hupte laut. Wie sie gehofft hatte, kam Tonis Mutter, Meta Baumberger, hinter dem Haus hervor. Sie trug eine grüne Gartenschürze, Gartenhandschuhe und Gummistiefel.

»Grüß Gott, Zensi!«, sagte Meta. »Mei, das ist eine Überraschung. Mit dir habe nicht gerechnet.«

Zensi begrüßte Meta und sagte:

»Hast du einen Augenblick Zeit? Ich bin vorbeigefahren und habe gelesen, dass ihr heute Ruhetag habt. Da dachte ich, vielleicht hast du heute mehr Zeit als an einem anderen Tag.«

»Wie man‘s nimmt. Am Ruhetag erledige ich das, für das ich sonst wenig Zeit habe. Komm mit rein! Ich mache uns einen Kaffee. Ich wollte ohnehin gerade eine Pause machen«, sagte Meta.

Sie ging voraus um das Haus herum zum Hintereingang der Küche. Bevor sie eintrat, legte Meta die Gartenschürze ab und zog die Handschuhe aus. Neben der Küchentür wechselte sie die Schuhe und zog Hausschuhe an.

»Setz dich! Ich mache uns Kaffee«, sagte Meta.

»Ich habe gerade mehrere Tassen Kaffee getrunken. Ein Wasser oder ein Saft wäre mir lieber.«

»Das sollst du haben, Zensi.«

Wenig später saßen sie sich am Tisch gegenüber. Zensi trank einen Saft. Meta hatte sich schnell einen Pulverkaffee gemacht.

»Ist Xaver nicht da?«, fragte Zensi.

»Xaver ist nach Kirchwalden gefahren. Er kauft beim Großhandel ein. Bei den riesigen Mengen, die wir brauchen, ist das günstiger als bei Veronika. Aber Veronika kommt auch nicht zu kurz.«

Meta trank einen Schluck Kaffee.

»Tut gut, weckt die Lebensgeister. So, nun erzähle! Was führt dich zu mir?«

Meta lächelte.

»Ich freue mich über deinen Besuch. Leider sehen wir uns zu selten. Es muss immer erst etwas zu bereden geben, bis man sich dazu aufrafft.«

»Ja, genauso ist das. Ich habe zurzeit sehr viel zu tun mit der Leitung der Villa Lohe. Dazu kommt, dass Isabella in Mutterschutz ist.«

Meta lächelte.

»Ihr Bub soll ein ganz Lieber sein und Locken haben. Alle freuen sich mit den Eltern.«

»Dann hat es sich bereits in Waldkogel herumgesprochen, so so.«

»Ja, so ist es. Es soll Isabella sehr gut gehen.«

»Mutter und Kindl sind wohlauf. Aber ich bin nicht gekommen, um über Isabella zu sprechen. Es geht um etwas anderes.«

»Ich höre.«

»Sag mal, kommt Magda gelegentlich noch her, um dir in der Küche zu helfen?«

»Ja, da macht sie. Wenn am Wochenzimmer das Nebenzimmer für eine Familienfeier gemietet wurde, bin ich froh, wenn sie mir hilft. Meistens wird Mittagessen, Kaffee und Kuchen und Abendessen bestellt. Ohne Hilfe wäre das nicht zu schaffen«, sagte Meta.

Sie schaute Zensi fragend an.

»Warum fragst du danach? Willst du Magda bitten, auf dem Schloss zu helfen, bis Isabella aus dem Mutterschutz ist?«

»Nein, aber da bringst du mich gerade auf eine Idee, Meta. Es geht um etwas anderes. Damit es zu verstehen ist, muss ich allerdings etwas ausholen.«

»Ich höre!«

»Also, vor einigen Wochen veranstaltete Tassilo ein Fest auf dem Schloss. Du hast sicher davon gehört. Dort warst du nicht, sonst hätten wir uns gesehen.«

Meta nickte.

Zensi trank einen Schluck Saft und sprach weiter:

»Auf solchen Festen sind immer viele junge Leute, nicht nur aus Waldkogel, sondern auch von auswärts. So ein Fest ist für die ledigen jungen Madln und Burschen eine Gelegenheit zum Anbändeln. Jetzt komme ich zu Kilian, dem Buben von Magda und Läusl. Er hat ein Madl gesehen und es war für ihn die Liebe auf den ersten Blick.«

»Was du nicht sagst? Der Kilian hat sich verliebt? Mei ist das schön!«, sagte Meta. »Ich freue mich für ihn. Er sucht ja schon lange.«

»Wenn es so einfach wäre, Meta! Aber das ist es nicht. Ich erzähle dir die Geschichte von Anfang an. Kilian sah das Madl und der Blitz schlug bei ihm ein. Sofort sprach er das Madl an, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Er holte sich eine gewaltige Abfuhr, die ihn davon abhielt, es ein zweites Mal zu versuchen. Zwar behielt er das Madl im Auge, wagte aber nicht, sich ihr zu nähern. So erfuhr er nicht, wie sie hieß und woher sie kam. Er war aber sehr verliebt und musste Tag und Nacht an sie denken. Magda und Läusl bekamen den Liebeskummer ihres Buben mit. Sie setzten ihm den Kopf zurecht. Er solle aufhören, einer Illusion hinterher zu trauern. Der Hausfrieden hing gewaltig schief. Kilian ging seinen Eltern aus dem Weg. Irgendwann kam er zum Schloss und schüttete Tassilo sein Herz aus. Wir sahen die Fotos durch, die damals aufgenommen worden waren. Tassilo beauftragt bei jedem Fest einen Fotografen. Kilian erkannte das Madl auf den Fotos. Und jetzt halte dich fest! Das Madl ist die beste Freundin von Pamela, mit der sich Henry auf dem Fest verlobt hatte. Das Madl heißt Melanie und ist Gast in Waldkogel. Also setzten wir uns zusammen und überlegten, was wir machen könnten, damit sie sich zum zweiten Mal begegnen. Was sich in ähnlichen Fällen oft bewährt hatte, das war ein Hüttenabend auf der Alm. Auf dem Hüttenabend waren Tassilo, Otti, Pamela und Henry dabei und andere. Henry und Pamela brachten Melanie mit. Kilian weilte ohnehin auf der Berghütte, weil er seinen Eltern aus dem Weg geht. Tassilo tanzte mit Melanie und wollte sie dann an Kilian weiterreichen. Das ging gewaltig schief. Melanie ließ Kilian auf der Tanzfläche stehen und rannte hinaus auf die Terrasse der Berghütte.«

»Seltsam«, murmelte Meta.

»So seltsam war das nicht. Melanie hatte vor Wochen eine große Liebesenttäuschung erlebt und ging jedem jungen Burschen aus dem Weg.«

Zensi trank wieder einen Schluck Saft.

»Egal, inzwischen sind die beiden immerhin so weit, dass sie miteinander sprechen. Du weißt, dass Kilian technischer Zeichner gelernt hat und jetzt Architektur studiert.«

Meta nickte.

»Das weiß ich. Magda und Läusl sind sehr stolz auf ihren Buben.«

»Tassilo hat Kilian beauftragt, Pläne über das Schloss anzufertigen. Es ist ihm gelungen, Melanie dazu zu bringen, Kilian zu begleiten. Sie hatte öfters ihr Interesse an alten Schlössern bekundet. Sie begleitet Kilian fast jedes Mal, wenn er zum Schloss geht. Aber sie sprechen nicht miteinander.«

»Wie sprechen nicht? Was meinst du damit?«, fragte Meta.

»Kilian spricht zum Beispiel ausführlich über Baumethoden und Melanie klebt an seinen Lippen. Sie stellt auch Fragen und sagt, was sie weiß. Aber es fällt kein persönliches Wort. Und sie halten streng auf Abstand, mindestens zwei Meter.«

Meta Baumberger schüttelte den Kopf.

»Dann scheint diese Melanie kein großes Interesse an Kilian zu haben«, folgerte sie.

»Irrtum, Meta! Von Pamela weiß ich, dass Melanie von Kilian angetan ist. Toni bestätigt es ebenfalls. Sie waren auch einmal gemeinsam in der Natur unterwegs. Aber sie kommen einfach nicht zusammen.«

»Mei, das ist schlimm. Es ist vor allem nicht zu verstehen. Kilian liebt das Madl. Und Melanie scheint nicht mehr abgeneigt zu sein. Warum kommen sie sich nicht näher?«

»Meta, das ist eben die große Frage. Kilian ist ein feiner Bursche. Er will sicher nicht wieder eine Abfuhr erleben und wartet möglicherweise auf ein Signal von ihr.«

»Das kann sein. Und Melanie wartet auf ein Signal von Kilian. Welch eine verdrehte Geschichte!«, seufzte Meta.

Zensi nickte.

»So, das war mehr oder weniger die ganze Geschichte. Melanie gefällt Kilian, und Kilian ist in Melanie verliebt. Meta, ich habe mir Gedanken gemacht. Es ist eine Überlegung. Ich vermute, dass die Unstimmigkeiten zwischen Kilian und seinen Eltern noch nicht aus dem Weg geräumt sind. Vielleicht ist Kilian deshalb so zurückhaltend. Hat er vielleicht Angst, es könnte der Augenblick kommen, an dem er sich zwischen Melanie und seinen Eltern entscheiden muss? Solche Gedanken gehen mir durch den Kopf.«

Meta trank einen Schluck Kaffee und sagte:

»Magda und Läusl sind womöglich nicht begeistert, wenn Kilian ihnen ein Madl von außerhalb vorstellt. Und wenn herauskommt, dass es das Madl ist, von dem sie ihm abgeraten hatten, kann das für weitere Spannungen zwischen Kilian und seinen Eltern führen. Ich kenne Magdas vergebliche Versuche, Kilian mit ledigen Madln hier in Waldkogel zusammenzubringen. Das war alles hoffnungslos.«

»Davon wusste ich nichts«, staunte Zensi.

»Doch es waren etliche Versuche. Magda und die Mütter der Madln haben wohl unter einer Decke gesteckt.«

»Unerhört! Also das hätte ich nicht von Magda gedacht«, seufzte Zensi. »Aber lassen wir das. Also, der Bursche, mit dem Melanie einige Jahre in München zusammen war, arbeitete in der gleichen Firma. Irgendwann umgarnte er die Tochter des Chefs und betrog Melanie. Das erzählt Pamela. Auch bei Mannsbildern gibt es das Phänomen, Karriere zu machen über die passende Frau. Als sie dahinterkam, kündigte Melanie sofort. Was ich verstehen kann. Sie braucht jetzt eine neue Arbeit. Tassilo hat den Plan, Melanie als Bibliothekarin einzustellen. Unsere Bibliothek braucht dringend jemanden, der sie pflegt. Ich hoffe, Melanie nimmt die Stelle an. Ich sehe keinen Grund, was dagegen sprechen könnte. Jedenfalls habe ich den Plan weitergesponnen. Ein Handlungsstrang ist der, dass Magda Melanie kennenlernt. Ich bin mir sicher, sie wird Magda gefallen. Du könntest Magda erzählen, dass es auf dem Schloss eine fesche Bibliothekarin gebe. Des Weiteren könntest du beiläufig erwähnen, dass Kilian ein Auge auf sie geworfen hat. Dann muss man sehen, was passiert. Magda wird unter einem Vorwand zum Schloss kommen. Ich werde dafür sorgen, dass Melanie und Magda sich kennenlernen. Ich hoffe, Magda wird dann ihren Buben drängen, um das Madl zu werben.«

»Aha, du meinst, Kilian würde mutiger, wenn Melanie seiner Mutter gefällt?«

»Das hoffe ich, damit rechne ich. Es ist zwar eine Rechnung mit Unbekannten, aber vielleicht kommt Bewegung in die Angelegenheit. Wie denkst du darüber Meta?«

»Puh, ich muss darüber nachdenken. Im Einfädeln von Liebeshändeln bin ich nicht so bewandert. Darin ist Toni Fachmann. Er ist ein Naturtalent, Herzen zusammenzuführen. Ich habe schon oft darüber gerätselt, von wem er dieses Talent geerbt hat. Weder ich noch Xaver noch seine oder meine Eltern verfügten über diese Gabe.«

»Meta, vielleicht gab es in der Ahnenreihe jemanden, der Hochzeiter war. Das kann schon lange her sein. So lange, dass sich niemand mehr daran erinnern kann. Und bei Toni ist diese Gabe wieder hervorgebrochen«, sagte Zensi.

Meta zuckte mit den Schultern und sagte:

»Die jungen Leute machen es sich mit der Liebe heute auch manchmal sehr kompliziert, Zensi. Das denke ich oft. Was ist dabei, einfach zu bekennen, dass man sich verliebt hat? Einfach zu sagen, du, ich habe mich in dich verliebt. Wie steht es mit dir? Auf der einen Seite geben sich die jungen Leute so weltoffen, auf der anderen Seite sind sie gehemmt. Wahrscheinlich brauchen sie heute für alles eine App. Sie starren auf ihr Handy. Dort sind sie mehr zu Hause als in der Wirklichkeit.«

»Damit kannst du recht haben, Meta«, sagte Zensi.

Meta trank ihren Kaffee aus.

»Zensi, ich werde überlegen, wie man der Sache einen kleinen Schub geben könnte. Trotzdem rate ich dir, dich mit Toni zu bereden. Er will morgen vorbeikommen. Bist du vormittags daheim?«

»Das kann sein. Er soll mich vorher anrufen. Vielleicht habe ich in der Villa Lohe zu tun, dann kann er dort vorbeikommen«, antwortete Zensi.

Zensi trank ihren Saft aus.

Meta begleitete Zensi zum Auto.

Xaver hielt auf dem Hof.

»Grüß Gott, Zensi, schön dich zu sehen!«, sagte er. »Lange nichts mehr von dir gehört und gesehen. Ich dachte schon, dass du uns ganz bewusst aus dem Weg gehst.«

»Schmarren, Xaver!«, schimpfte Zensi. »Ich habe viel zu tun.«

»Hast du jetzt Zeit?«, fragte Xaver.

»Danke, ich habe gerade ausführlich mit Meta getratscht und muss jetzt wirklich fahren. Isabella ist in Mutterschutz. Deshalb muss ich dafür sorgen, dass eine Brotzeit auf den Tisch kommt. Pfüat di, Xaver! Pfüat di, Meta!«

Zensi stieg ins Auto. Meta und Xaver winkten ihr nach.

*

Zensi betrat das ehemalige Jagdzimmer. Dort hatte sich Kilian mit der PC-Technik eingerichtet.

Er stand vor dem großen Plotter und wartete, bis ein Plan ausgedruckt war. Melanie stand am Fenster und sah in den Park hinaus.

»Melanie, hast du einen Augenblick Zeit?«, fragte Zensi.

»Sicher, um was geht es?«

»Komm bitte mit!«

Sie gingen zur Bibliothek. Vor der Tür blieb Zensi stehen.

»Tassilo ist drinnen. Er will etwas mit dir bereden?«, sagte sie. »Wenn du magst, findest du mich später in der Küche.«

Melanie sah sie verwundert an.

»Madl, jetzt geh schon! Es ist nix Schlimmes.«

Sie drehte sich um und ließ Melanie stehen.

Melanie klopfte zaghaft. Als sie nichts hörte, klopfte sie erneut. Dieses Mal etwas forscher.

Einen Augenblick später öffnete Tassilo die Tür.

»Schön, dass du dir Zeit nimmst. Komm herein!«, sagte er.

Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes stand ein Tablett mit einer Thermoskanne, zwei Bechern, Zucker, Sahne und ein Teller mit Plätzchen.

»Nimm bitte Platz! Magst du Kaffee?«

»Gern, vielen Dank!«

Tassilo schenkte ihr Kaffee ein.

»Nimm dir Sahne und Zucker bitte selbst. Die Plätzchen hat Zensi gebacken. Greif zu!«

»Um was geht es?«, fragte Melanie. »Störe ich Kilian bei der Arbeit? Soll ich nicht mehr mitkommen?«

Melanie sah unsicher aus.

Tassilo lachte laut.

»Madl, liebe Melanie, wie kommst du nur auf so eine Idee?«

Melanie zuckte mit den Schultern.

Tassilo lächelte sie an und sprach weiter:

»Melanie, ich habe dich beobachtet. Du bist ernsthaft interessiert an allem, was mit dem Schloss zu tun hat. Das hat mir auch Zensi erzählt. Sie hat dir schon mehrere Führungen gegeben. Du hättest sie mit deinen Fragen gelöchert, wie sie mir sagte. Sie war über dein Interesse sehr erfreut.«

Melanie lächelte zaghaft.

»Ich denke, wenn man die Gelegenheit bekommt, einen umfassenden Einblick in ein schönes altes Schloss zu erhalten, sollte man alle Informationen mitnehmen, die man bekommen kann«, sagte Melanie.

»Gute Einstellung«, bemerkte Tassilo.

Er nahm sich ebenfalls Kaffee, gab Zucker und Sahne dazu und rührte um.

»Kommen wir zur Sache. Nein, zuvor möchte ich dir etwas über Waldkogel erzählen. Die Waldkogeler sind neugierig. Aber nicht aus Bosheit. Sondern weil wir hier eine große Familie sind. Jeder nimmt Anteil am Leben des anderen, so wie es in einer Familie der Fall ist oder zumindest sein sollte. Das bedeutet, es wird auch ein bisserl geredet. Ich traf vor ein paar Tagen Henrys Mutter. Sie erzählte mir, dass du arbeitslos bist. Trifft das zu? Ich dachte, du machst hier Urlaub.«

Melanie errötete.

»Ja, ich mache hier Urlaub. Und ja, ich bin arbeitslos. Aber ich habe gespart und kann etwas pausieren.«

»Das ist schön für dich«, sagte Tassilo. »Hast du schon Pläne, in welcher Branche du dir danach eine neue Arbeit suchen willst?«