Glocken läuten auf der Alm - Friederike von Buchner - E-Book

Glocken läuten auf der Alm E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Es war früh am Tag. Zensi saß am Küchentisch und trank ihren morgendlichen Kaffee. Tassilo kam herein. »Guten Morgen!«, sagte er und blickte auf die Küchenuhr. »Also, verspätet habe ich mich nicht«, ergänzte er. »Stimmt, guten Morgen! Ich bin schon seit einer Stunde wach. Ich konnte nicht mehr schlafen, da bin ich aufgestanden«, sagte Zensi. »Du siehst auch noch ziemlich verschlafen aus.« »Mag sein. Ich trinke den zweiten Becher Kaffee. Langsam werde ich munter.« »Hat dich die Sache von gestern so aufgeregt?«, fragte Tassilo. »Ich würde lügen, wenn ich es leugnete. Dass Karl sich aus dem Staub machte, hat mich schon überrascht. Aber eigentlich passt es zu ihm.«

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Toni der Hüttenwirt – 346 –

Glocken läuten auf der Alm

Unveröffentlichter Roman

Friederike von Buchner

Es war früh am Tag. Zensi saß am Küchentisch und trank ihren morgendlichen Kaffee.

Tassilo kam herein.

»Guten Morgen!«, sagte er und blickte auf die Küchenuhr.

»Also, verspätet habe ich mich nicht«, ergänzte er.

»Stimmt, guten Morgen! Ich bin schon seit einer Stunde wach. Ich konnte nicht mehr schlafen, da bin ich aufgestanden«, sagte Zensi.

»Du siehst auch noch ziemlich verschlafen aus.«

»Mag sein. Ich trinke den zweiten Becher Kaffee. Langsam werde ich munter.«

»Hat dich die Sache von gestern so aufgeregt?«, fragte Tassilo.

»Ich würde lügen, wenn ich es leugnete. Dass Karl sich aus dem Staub machte, hat mich schon überrascht. Aber eigentlich passt es zu ihm.«

Tassilo schenkte sich aus der Thermoskanne Kaffee ein. Er gab Zucker und Sahne dazu und rührte um.

»Der gute Karl hat wohl nie und nimmer damit gerechnet, dass Bernd ihm die Meinung sagt. Das war eine Überraschung für ihn«, bemerkte Tassilo zwischen zwei Schluck Kaffee.

»Richtig, aber es war notwendig und längst überfällig.«

»Oh ja, das kann man so sagen«, sagte Tassilo mit Nachdruck. »Es war gut, dass du Bernd ermutigt hast. Es bringt nichts, wenn man immer gute Miene macht. Ich bin völlig deiner Meinung, Zensi. Karl hat seinen Groll übertrieben. Das, was Thilda getan hat, war schlimm. Aber das ist jetzt über zwei Monate her. Seither schmollt Karl und lebt irgendwie vor sich hin. Er hilft abwechselnd einen Tag Bernd mit den Kutschen und einen Tag geht er wandern. Das ist doch kein Leben auf die Dauer für einen Mann. Besonders nicht für jemanden, der Verantwortung trägt für eine Firma und die Mitarbeiter. Es war höchste Zeit, dass etwas geschieht.«

Zensi seufzte.

»Sicher war es höchste Zeit. Trotzdem bin ich ein bisserl beunruhigt. Dass er einfach so auf und davon ist, irritiert mich doch etwas. Vielleicht war der Rat, den ich Bernd gegeben habe, doch nicht so gut«, seufzte Zensi.

»Mei, Zensi, so kenne ich dich nicht«, sagte Tassilo überrascht. »Du quälst dich mit Zweifeln?«

»Es sind eigentlich keine Zweifel, Tassilo, es sind taktische Erwägungen. Ich frage mich, ob der Streit zwischen Bernd und Karl die Lage nicht schlimmer gemacht hat. Das Ergebnis ist jedenfalls, dass Karl weggelaufen ist.«

»Das ist er. Und weißt du warum? Er hat keine Argumente mehr. Bernd hat recht, wir alle haben recht. Es reicht. Und Karl ist in vieler Beziehung ein Feigling. Weglaufen ist Feigheit, Zensi. Einem Konflikt muss man sich stellen. Er hätte schon damals nicht das Weite suchen sollen. Er hätte dableiben und auf Thilda warten sollen, bis sie von ihrem Schönheitswochenende zurückkam. Dann hätte er ihr die Briefe unter die Nase halten und zur Rede stellen sollen.«

»Ja, das wäre besser gewesen. Es hätte mächtig gekracht. Aber danach wäre die Sache bereinigt gewesen. Aber hinterher erscheint alles in einem anderen Licht. Man darf nicht vergessen, dass Karl unter Schock stand. Außerdem wollte er, so schnell es geht, nach Waldkogel zu Bernd. Karl liebt seinen Buben. Er wollte ihm sagen, dass er mit der Sache nichts zu tun habe. Dass Thilda Bernd dazu bringen wollte, seine Ehe mit Isabella zu annullieren, und noch Geld anbot, war ein dreistes Stück. Tassilo, so etwas hätte ich mir in meiner kühnsten Fantasie nicht vorstellen können.«

Tassilo nickte und trank einen Schluck Kaffee.

»Zensi, da stimme ich dir zu. Doch in gewisser Weise muss man heute rückblickend sagen, dass Thilda krank war. Sie war nicht sie selbst. Das hat Josef herausgefunden. Er ist wirklich ein guter Seelendoktor. Die Gesprächstherapie, die er Thilda angedeihen ließ, hat ihr geholfen. Sie hat erkannt, dass sie unter dem Einfluss von Gerlinde und Sieglinde stand. Thilda Winkler ist heute nicht mehr die Person von damals, als sie diese Intrige in die Welt setzte.«

»Das stimmt«, sagte Zensi. »Thilda trägt schwer an dieser Schuld.«

Tassilo nickte und sagte:

»Das wird sich geben. Isabella hat ihr verziehen. Die beiden gehen recht lieb miteinander um, hast du mir erzählt.«

»Das stimmt. Thilda hat Isabella ins Herz geschlossen und umgekehrt. Isabella hat großes Mitleid mit Thilda wegen des Zerwürfnisses mit Karl. Isabella hat mir erzählt, dass sie immer wieder versucht, Karl auf eine Versöhnung anzusprechen. Und was macht Karl?«

»Lass mich raten«, warf Tassilo schnell ein.

»Dann los!«

»Karl läuft davon«, sagte Tassilo.

»Genau, er findet immer einen Grund, dass er gehen kann. Mal will er noch ins Dorf, mal muss er tanken, sein Auto waschen und so weiter. Es ist fast lächerlich, wie er sich drückt. Es ist peinlich«, sagte Zensi. »Nun gut, jetzt hat Bernd deutliche Worte gesprochen. Es war gut von dir, Bernd zu ermutigen. Dieser Sturm wird sich legen und Karl wird irgendwann einsehen, dass Bernd ihm nicht schaden wollte.«

»Tassilo, das hoffe ich. Es ist doch so, dass jeder ein bisserl auf den Mitmenschen aufpassen muss, besonders innerhalb der Familie. Ist jemand vom Weg abgekommen, muss man ihm den Weg aus der Sackgasse zeigen. Das hat Bernd versucht.«

»So sehe ich es auch. Es ist doch natürlich, dass Bernd besorgt war, als Karl davonlief. Auch wenn er es nicht aussprach, er hat große Angst um seinen Vater.«

»Das ist klar«, sagte Zensi, »Bernd liebt Karl. Ich war erst beruhigt, als ich hörte, dass Karl auf der Berghütte ist.«

Zensi schüttelte den Kopf und fuhr fort:

»Bernd weiß noch nicht, dass Karl auf der Berghütte ist. Als du mit Isabella kamst, sind die beiden gleich schlafen gegangen. Man muss es ihm sagen. Vielleicht magst du das übernehmen? Du hast mit Toni gesprochen.«

Sie schauten beide zur Uhr.

»Es ist noch ein bisserl früh«, sagte Zensi. »Entweder schlafen sie noch oder sie sind gerade aufgestanden. Es wäre unpassend, wenn ich jetzt hinüberginge. Auf eine halbe Stunde kommt es nicht an.«

»Ich werde Bernd eine SMS senden«, sagte Tassilo.

Er griff nach seinem Handy und schrieb eine kurze Nachricht.

»So erledigt«, murmelte er.

»Was hast du geschrieben?«, fragte Zensi.

»Karl übernachtet auf der Berghütte - es geht ihm gut«, las Tassilo vor.

Zensi brach in schallendes Gelächter aus. Tassilo hatte sie schon lange nicht mehr so lachen gehört. »Der erste Teil stimmt. Der zweite Teil, also wirklich, Tassilo! Nach einer Dreiviertelflasche Obstler dürfte es ihm nicht sooo gut gehen.«

»Wahrscheinlich wird er jetzt noch schlafen. Erst wenn er aufwacht, wird er die Folgen spüren. Mei, seinen Brummschädel möchte ich nicht haben.«

»Tassilo, kein Mitleid! Er hat es sich selbst zuzuschreiben. Aber vielleicht kommt er dadurch zur Vernunft.«

»Das wäre zu wünschen«, sagte Tassilo. Er schenkte sich Kaffee nach. »Hast du Thilda davon erzählt?«

Zensi nickte. »Ja, ich war gestern Abend noch kurz oben bei ihr. Sie war genauso beunruhigt wie Bernd.«

»Es muss schlimm für sie gewesen sein, den Streit mit anzuhören.«

»Sicher, entziehen konnte sich niemand im Schloss. Laut genug gebrüllt haben die beiden«, sagte Zensi.

Sie trank einen Schluck Kaffee.

»Vielleicht hilft es doch etwas. Wie sagt man im Volksmund? Ein Gewitter bereinigt die Luft. Ist es so?«

»So ist es, Zensi«, stimmte ihr Tassilo zu. Sie lächelten sich an.

Es dauerte nicht lange, dann kam Bernd durch die Tür zum Garten in die Schlossküche.

»Guten Morgen!«, sagte er.

»Mei Bub, deine Haare sind noch ganz nass. Dir läuft das Wasser herunter. Ich hole dir ein Handtuch.«

»Es geht schon, Zensi. Danke, ich stand gerade unter der Dusche, Tassilo, als deine SMS kam«, sagte Bernd.

»Keine Widerrede!«, sagte Zensi streng. Sie holte ein Handtuch.

Bernd fuhr sich damit kurz durch die Haare und hing es sich um den Nacken.

»So, jetzt will ich alles wissen. Wie hast du erfahren, dass Karl auf der Berghütte ist?«, fragte Bernd.

Zensi holte einen weiteren Becher und schenkte Bernd Kaffee ein. »Toni rief mich gestern an«, erzählte Tassilo, »und er sagte, dass Karl bei ihm auf der Berghütte sei und sich mit Obstler volllaufen lasse. Daraufhin bin ich zur Kuhalm gefahren und habe mich dort mit Toni getroffen. Ich habe ihn über die Hintergründe aufgeklärt.«

»Mei, ist der deppert?«, schimpfte Bernd. »So viel Obstler in sich reinzuschütten. Er hat riskiert, eine Alkoholvergiftung zu bekommen.«

Tassilo beruhigte ihn. »Toni passt auf ihn auf. Dass etwas nicht stimmen konnte, war Toni sofort klar. Mache dir keine Sorgen, Bernd!«

»Das ist leichter gesagt, als getan«, unterbrach ihn Bernd.

»Das weiß ich. Beruhige dich! Ich werde Toni anrufen und mich nach Karls Befinden erkundigen«, sagte Tassilo.

Er rief Toni an.

Bernd konnte nicht hören, was Toni antwortete. Tassilo lachte.

Schade, dass es nicht so ist! Das würde Lorenz Hofer eine Menge Arbeit ersparen.

Sie wechselten noch ein paar Worte, verabschiedeten sich und legten auf.

»Karl schläft. Er schnarcht so laut, dass man es im Wirtsraum hört. Es hört sich an, als säge er den ganzen Forst ab«, sagte Tassilo. Bernd trank einen Schluck Kaffee. Er verzog das Gesicht. »Schmeckt nicht«, sagte er.

»Du hast keinen Zucker und Sahne drin«, sagte Zensi.

»Das habe ich nicht bemerkt, Zensi. Ich bin wohl heute Morgen nicht ganz bei mir«, sagte Bernd.

Er gab Zucker und Sahne in den Becher, rührte um und trank.

»Besser«, murmelte er.

Er atmete tief ein.

»Ich werde mir heute Morgen freinehmen und mich rauf auf die Berghütte begeben. Ich werde noch einmal versuchen, mit ihm zu sprechen.«

Tassilo und Zensi warfen sich einen Blick zu. Beide schüttelten den Kopf.

»Bub, das lässt du fein sein«, sagte Zensi. »Das bringt nichts, überhaupt nichts.«

»Vielleicht doch?«, beharrte Bernd.

»Bernd, hattest du schon mal einen Brummschädel?«

Bernd grinste.

»Mmm, nach einem feuchtfröhlichen Abend mit Burschen auf dem Jahrgangsfest hatte ich immer einen Brummschädel. Warum?«

»So schlimm wie bei Karl wird er nicht gewesen sein. Aber du wärst damals sicherlich nicht für ein ernsthaftes Gespräch bereit gewesen, oder?«

Bernd musste erneut grinsen.

»Also«, sagte Tassilo, »dann muss ich nicht weiterreden, Bernd. Wenn du Karl in seinem Zustand ansprechen würdest, würdest du Öl ins Feuer gießen. Außerdem wird es ihm peinlich sein, einen Brummschädel zu haben und wahrscheinlich einen Filmriss obendrein. Kein Mann gibt gern zu, dass er die Menge Alkohol nicht vertragen hat. Wobei es Karl nach Tonis Bericht absolut übertrieben hatte.«

Bernd musste zustimmen und sagte:

»Ich werde Toni eine SMS schicken. Er kann mich anrufen und mir sagen, wie es Karl geht. Vielleicht ist er heute Abend ansprechbar.«

Zensi schüttelte den Kopf.

»Bernd, halte dich zurück! Du hast ein ernstes Gespräch mit Karl geführt. Lauf ihm jetzt nicht nach. Es ist an ihm, auf dich zuzugehen.«

Tassilo stimmte Zensi zu. »Bernd, es könnte sonst sein, dass deine ganze Mühe verpufft. Du hast das gestern gut gemacht. Du musst dir nichts vorwerfen. Karl muss von seinem hohen Ross herunterkommen.«

Zensi lächelte Bernd an.

»Hast du Isabella von deiner Auseinandersetzung mit Karl erzählt?«

»Ich wollte es ihr nicht erzählen. Aber ich kann ihr nichts vormachen. Sie sah mich nur an und fühlte sofort, dass mir etwas auf der Seele lag. Aber ich gab ihr nur eine kurze Zusammenfassung. Ich sagte ihr, ich hätte Karl eine Standpauke gehalten, weil mich sein Verhalten nervt. Das fand sie gut.«

»Isabella ist ein sehr vernünftiges Madl«, sagte Zensi. »Sie hat ein großes Herz. Sie hatte die ganze Zeit Verständnis für Karl. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Außerdem hat sie Thilda sehr gut kennengelernt. Die beiden haben diese Sache begraben. Isabella versteht nicht, dass Karl nicht über seinen Schatten springen kann.«

»Zensi, Karl will nicht sein Gesicht verlieren«, sagte Tassilo.

»Ja, ja, das verstehe ich. Mei, es gibt immer Mittel und Wege, um etwas elegant zu bereinigen«, sagte Zensi. »Man muss nur wollen. Und Karl will nicht oder noch nicht.«

»Stimmt«, sagt Tassilo. »Warten wir ab, wie es weitergeht, Zensi. Im Augenblick schläft Karl seinen Rausch aus. Auf der Berghütte ist er gut aufgehoben. Toni wird nach ihm sehen. Wir können uns alle entspannt zurücklehnen.«

»Das stimmt, Tassilo. Das war ein gutes Schlusswort.«

In diesem Augenblick kam Isabella herein.

Sie lächelte.

»Willst du nicht frühstücken, Bernd?«, fragte sie.

»Frühstück, das ist eine sehr gute Idee«, sagte Zensi laut. »Karl ist auf der Berghütte. Wir frühstücken jetzt alle zusammen. Bernd, du gehst rauf und holst Thilda. Ich wette, sie ist schon wach. Sie sitzt wahrscheinlich schon am Schreibtisch. Isabella und ich machen Frühstück. Tassilo, du kannst auch mithelfen, damit es schnell geht. Du legst das Geschirr auf und holst alles aus der Speisekammer und dem Kühlschrank. Isabella und ich machen derweil Eier mit Speck. Aufi geht es!«

Zensi klatschte fröhlich in die Hände.

Bald saßen sie um den großen Tisch in der Schlossküche. Otti, Tassilos Frau, war auch aufgestanden und hatte sich dazu gesetzt. Es war eine fröhliche Runde. Alle ließen es sich schmecken. Zensi achtete darauf, dass niemand von Karl sprach. Sie erzählte Geschichten aus der Zeit, als Tassilo noch ein kleiner Bub war.

Nach dem Essen fuhr Bernd hinüber zum Reiterhof. Thilda ging nach oben und erledigte weiter die Buchhaltung. Otti und Tassilo zogen sich auf die Terrasse zurück und plauderten. Isabella und Zensi räumten den Tisch ab.

Bald kamen die Helferinnen aus dem Dorf. Isabella teilte die Arbeit ein. Zensi fuhr hinüber in die Villa Lohe.

*

Es war schon Mittag. Toni hatte immer wieder nach Karl geschaut. Inzwischen machte er sich Sorgen um ihn. »Und schläft er immer noch?«, fragte Anna, als Toni zu ihr in die Küche kam.

»Ja, und das gefällt mir nicht«, antwortete Toni.

»Er muss eben seinen Rausch ausschlafen«, sagte Anna. »Du weißt, wie viele Obstler er getrunken hat.«

»Ja schon, aber er könnte schon längst wach sein. Dass er sich so gar nicht regt.«

Anna sah Toni an.

»Wenn du beunruhigt bist, rufe Martin an.«

»Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Toni. Er rieb sich das Kinn. Nach einer Weile ging er hinaus auf das Geröllfeld. Es war seine Angewohnheit, bei wichtigen Telefongesprächen auf dem Geröllfeld auf und ab zu gehen. Er wählte Doktor Martin Englers Privatnummer. Katja nahm das Gespräch in der Küche an.

»Toni hier, grüß Gott, Katja!«

»Mei, das ist ein seltener Anruf«, sagte Katja. »Martin und ich haben gerade vorhin von dir gesprochen. Wir haben uns lange nicht gesehen.«

»Das stimmt. So ist es in der Hochsaison. Da haben Anna und ich wenig Zeit. Aber der nächste Winter kommt bestimmt. Dann sind wir im Tal und wir sehen uns öfters.«

»Ganz bestimmt«, sagte Katja.

Sie erkundigte sich nach dem Grund des Anrufs.

»Ist Martin drüben in der Praxis?«, fragte Toni.

»Ja, warum?«

»Vielleicht kann er mich bald zurückrufen? Ich wollte ihn nicht stören, wenn er jemand behandelt.«

»Martin behandelt heute niemanden. Er räumt den Medikamentenschrank im Sprechzimmer auf. Sascha macht heute die Sprechstunde. Toni, ich lege für einen Augenblick den Hörer hin und hole ihn«, sagte Katja.

Es dauerte nicht lange, bis sich Martin meldete.

»Grüß Gott, Toni, was für eine Überraschung! Was gibt es?«