Toni der Hüttenwirt Extra 20 – Heimatroman - Friederike von Buchner - E-Book

Toni der Hüttenwirt Extra 20 – Heimatroman E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Die beliebte Schriftstellerin Friederike von Buchner hat mit dieser Idee ein Meisterwerk geschaffen: Die Sehnsucht des modernen Großstadtbewohners nach der anderen, der ursprünglichen Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Adele, Käthe und Adam hatten die Ziegen am Abend versorgt. "So, damit wären wir fertig", sagte Adam Hirscher. "Und jetzt machen wir Brotzeit", sagte seine Frau. Sie gingen gemeinsam in die Almhütte. Adam setzte sich an den Tisch. Er wartete, bis Käthe und Adele den Tisch gedeckt hatten, dann sprach er das Tischgebet und sie fingen an zu essen. "Ihr habt für vier Leute gedeckt", bemerkte Adam. "Hoffst du, dass Henk kommt?" Adele lächelte. "Ich habe für Wendy mit gedeckt. Doch ich denke, sie bleibt lieber allein drüben auf der ›Kuhalm‹. Und Henk wird erst auftauchen, wenn wir schon alle zu Bett sind", antwortete sie und grinste. "Ich kenne ihn. Er weiß genau, dass er etwas verbockt hat. Deshalb wird er sich erst anschleichen, wenn wir alle schlafen. Und morgen früh wird er so tun, als sei nichts gewesen.

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Toni der Hüttenwirt Extra – 20 –

Endlich läuten die Hochzeitsglocken

Wer fängt den Brautstrauß?

Friederike von Buchner

Adele, Käthe und Adam hatten die Ziegen am Abend versorgt.

»So, damit wären wir fertig«, sagte Adam Hirscher.

»Und jetzt machen wir Brotzeit«, sagte seine Frau.

Sie gingen gemeinsam in die Almhütte.

Adam setzte sich an den Tisch. Er wartete, bis Käthe und Adele den Tisch gedeckt hatten, dann sprach er das Tischgebet und sie fingen an zu essen.

»Ihr habt für vier Leute gedeckt«, bemerkte Adam. »Hoffst du, dass Henk kommt?«

Adele lächelte. »Ich habe für Wendy mit gedeckt. Doch ich denke, sie bleibt lieber allein drüben auf der ›Kuhalm‹. Und Henk wird erst auftauchen, wenn wir schon alle zu Bett sind«, antwortete sie und grinste. »Ich kenne ihn. Er weiß genau, dass er etwas verbockt hat. Deshalb wird er sich erst anschleichen, wenn wir alle schlafen. Und morgen früh wird er so tun, als sei nichts gewesen. So sind die Burschen doch, oder? Dabei will ich dir nicht zu nahe treten, Adam. Anwesende sind immer ausgeschlossen.«

Adam lächelte. »In gewisser Weise hast du recht, Addi. Wir Mannsbilder tun uns gelegentlich schwer, eine Sache wieder geradezurücken.«

»Das stimmt«, sagte Käthe laut und deutlich. »Aber wir Weiber wissen, wie wir damit umgehen.«

»Und wie?«, fragte Adam nach. Er gab sich erstaunt.

»Mei, Adam, tue net so unschuldig! Du weißt genau, was ich meine.«

»So?«

»Ja, Adam. Ich habe herausgefunden, dass es am besten ist, dich nicht auf deine großen und kleinen Sünden anzusprechen. Ich kann dir anmerken, wenn du eingesehen hast, dass du über das Ziel hinausgeschossen bist. Dann bemühst du dich, es wieder gutzumachen, und ich lasse dich einfach gewähren. Das müsstest du doch wissen, Adam.«

Adam schmunzelte. »Ja, natürlich weiß ich es. Du bist ein kluges Madl, Käthe.«

»Deswegen hast du mich doch geheiratet.«

»Genau deswegen und ich würde dich jeden Augenblick wieder nehmen. Du bist eben ein Madl ganz nach meinem Herzen, das warst du und bist du immer noch.«

»Ich würde dich auch sofort wiedernehmen«, flüsterte Käthe.

Adam und Käthe schauten sich in die Augen und lächelten sich an.

Adele hatte ihre stille Freude daran, die Liebeserklärung der beiden zu beobachten.

Dann fingen sie gleichzeitig laut an zu lachen.

»Erinnerst du dich, wie oft wir uns in der Verlobungszeit gezofft haben?«, fragte Käthe.

»Oh ja, daran habe ich eben auch gedacht. Wir waren beide ganz schön temperamentvoll, Käthe.«

»Das stimmt, Adam. Wir waren zwei Hitzköpfe. Aber das hat sich dann gegeben. Es war ja auch nicht schlimm gewesen. ›Was sich liebt, das neckt sich‹, sagt man. Wir liebten uns und unser Streit hat nie lange angehalten. Außerdem ging es immer nur um Kleinigkeiten.«

»Das stimmt, Käthe. Und die Versöhnung war stets sehr schön«, grinste Adam.

Adele seufzte und sagte: »Euer Gespräch hätten Wendy und Henk hören müssen.«

Käthe tätschelte beruhigend Adeles Hand.

»Addi, das wird wieder mit den beiden«, sagte Adam. »Wenn sie sich nicht lieben würden, hätten wir jetzt nicht das ganze Theater. Außerdem reinigt ein Gewitter die Luft. Ich bin davon überzeugt, dass sie sich nach einer Aussprache näher sein werden. So wie ich es sehe, hatte sich Henk nichts dabei gedacht, mit den Madln zu plaudern. Das war ein bisserl gedankenlos von ihm. Und Wendy, mei, die hat ihren Unmut und ihre Eifersucht zu lange unter dem Deckel gehalten. Sie hätte die Madln spätestens beim dritten Besuch von der Alm jagen sollen. Also, so ganz unschuldig an der Situation ist sie nicht, wenn ich das ganz offen sagen darf. So wie ich es sehe, liegen die Fehler auf beiden Seiten.«

»Das stimmt«, stimmte Käthe ihrem Mann zu. »Wendy hätte Henk zur Seite nehmen und ihn darauf ansprechen können. Henk war sehr naiv und Wendy hat alles in sich reingefressen.«

»Genauso sehe ich es auch«, sagte Adele. »Es gehören immer zwei dazu.«

Käthe meinte, dass es vielleicht gut wäre, Wendy etwas vom Essen rüber auf die Kuhalm zu bringen.

Adele schüttelte den Kopf. »Sie wird Besuch haben. Tanja hatte sich angesagt. Da Wendy nicht zum Essen gekommen ist, wird Tanja noch drüben sein. Sicherlich hat Wendy norwegisch gekocht und die beiden lassen es sich gut gehen. Warten wir ab, wie es weitergeht!«

Sie aßen zu Ende. Dann spülten Addi und Käthe das Geschirr. Anschließend setzten sie sich vor die Almhütte und spielten Karten, bis die Sonne unterging.

*

Tassilo von Teuffen-Thurmann war auf dem Weg zum Bergsee. Als er Henk Thaler sah, hielt er an. »Grüß Gott, Henk! Machst du mit Bella einen Abendspaziergang?«

»Grüß dich, Tassilo! Ja, so ist es. Ich will Bella noch etwas planschen lassen.«

Graf Tassilo sah ihn kritisch an. »Du siehst zerknautscht aus, Henk«, bemerkte er.

Henk schmunzelte verlegen. »Dabei habe ich ein spätes Frühstück, – Mineraltabletten, Gemüsesaft und zwei Kopfwehpillen, – intus. Ich habe mich heute Nacht an einer Flasche von Alois’ selbstgebranntem Obstler vergriffen. Ganz schön stark, das Gesöff!«

»Das stimmt. Alois Holzers Obstler, der hat es in sich. Aber lösen tut er die Probleme nicht. Er macht nur einen dicken Brummschädel. Mit Wendy, das wird sich wieder geben.«

Henk schaute Tassilo überrascht an. »So, so! Da hat sich wohl etwas herumgesprochen?«, staunte Henk. »Seltsam!«

»Ja, so war es.«

»Erzähle! Wer hat was herumerzählt?«

Tassilo stieg aus und öffnete die Hecktür seines Geländewagens. »Kommt mit, ihr beide! Ich habe es eilig, weil ich ein wichtiges Telefonat zu führen habe. Danach können wir uns zusammensetzen und reden.«

Henk überlegte kurz. Dann rief er nach Bella und ließ sie einsteigen. Henk setzte sich neben Tassilo auf den Beifahrersitz.

Tassilo fuhr los. Er gab richtig Gas.

Beim Schloss angekommen, riet Tassilo Henk, mit Bella zur Badestelle zu gehen. Im Badehaus werde er auch eine Badehose für sich finden.

»Einige Runden im kalten Bergsee werden dir gut tun, Henk«, sagte Tassilo.

Henk befolgte Tassilos Ratschlag und stürzte sich in das kühle Wasser. Bella machte es Freude. Sie plantschte um Henk herum und brachte ihm die Stöckchen, die er weit von sich warf.

Es dauerte nicht lange, dann kam Tassilo. Er brachte eine große Karaffe mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit und zwei Gläser mit. Die Karaffe war bis obenhin mit Eiswürfeln gefüllt.

Henk kam aus dem Wasser. Er ging ins Badehaus, trocknete sich ab und zog sich an.

»Den Wundertrank hat Zenzi für dich gemacht«, sagte Tassilo. »Er ist aus einer Sirupkräutermischung von Ella Waldner. Er soll jeden Kater vertreiben. Über den Geschmack kann man sich streiten. Aber das ist eine andere Sache.« Tassilo schenkte ein.

Henk nippte daran und schüttelte sich. »Mei, das Zeugs ist bitter wie Galle.«

»Es dient zum Entgiften von Galle und Leber«, sagte Tassilo.

»Und warum trinkst du den freiwillig?«, sagte Henk und zeigte auf das zweite Glas. »Hattest du auch einen Kater?«

»Nein, Henk, aber hast du mal etwas von Solidarität gehört?«

Henk grinste. »Du bist ein echter Freund, Tassilo.«

»Ich bemühe mich.«

»Tassilo, jetzt erzähle, was redet man über mich und Wendy? Und wie ist es dir zu Ohren gekommen? Ich dachte, außer Addi, Käthe, Adam, Beate und Carl weiß niemand davon. Beate und Carl habe ich es selbst erzählt. Sie neigen eigentlich nicht zur Tratscherei. Ich habe bei ihnen übernachtet und die Flasche mit dem Obstler geleert. Wie hast du davon erfahren?«

»Ich war einkaufen bei Veronika Boller. Das heißt, ich habe nachgefragt, ob das Geburtstagsgeschenk für Zenzi, das ich bestellt habe, schon geliefert wurde. Da hat es mir Veronika erzählt.«

»Und woher weiß sie es?«, fragte Henk ungeduldig nach.

»Von den Madln, die Wendy heute Nachmittag in hohem Bogen auf der ›Ziegenalm‹ rausgeworfen hat.«

»Wie bitte?«, stieß Henk ungläubig hervor.

»Ah, ich nehme an, das weißt du nicht.«

»Natürlich nicht, ich war heute noch nicht oben.«

»Dann darf ich dich aufklären«, sagte Tassilo und schmunzelte vergnügt. »Also, das war so: Nachdem Wendy die Madln weggeschickt hatte, – sie hatte sogar mit der Polizei gedroht, – haben es die Madln prompt Veronika erzählt. Wendys Drohung, Chris und Wolfi anzurufen, sei durchaus glaubhaft gewesen. Okay, der Reihe nach! Die Madln haben sich bei der Veronika nach juristischer Lektüre umgesehen, was natürlich vergebens war. Sie wollten erkunden, wie sich das mit dem Hausrecht verhält. Veronika wurde gleich hellhörig und wollte mehr wissen. Sie brauchte nicht lange zu fragen, die Madln waren empört und verärgert und haben ihr gleich alles erzählt.«

»Ah, so war das«, murmelte Henk.

»Genau, jedenfalls sind die Madln anschließend auf die Polizeiwache gegangen und haben sich bei Chris erkundigt. Auf dem Rückweg sind sie wieder bei Veronika vorbeigekommen und haben ihr alles erzählt. Chris hatte sie aufgeklärt, dass Wendy als Besitzerin der ›Ziegenalm‹ durchaus das Recht auf ihrer Seite habe. Auch wenn es öffentliche Zeiten zur Besichtigung der Ziegen gäbe, könne sie außerhalb dieser Zeiten jedem den Zutritt verweigern. Darüber hinaus könne jeder Besitzer entscheiden, wen er sein Gelände betreten lässt. Diese Auskunft gefiel den Madln ganz und gar nicht.«

Henk rieb sich das Kinn. »Mei, das sind doch noch halbe Kinder. Ich dachte, irgendwann verlieren sie die Lust. Sie waren schon lästig.«

»Henk, diese Erkenntnis kommt dir leider zu spät.«

»Ja, so sieht es aus, Tassilo. Ich versichere dir, ich habe mir nichts dabei gedacht.«

»Dumm gelaufen, Henk«, bemerkte Tassilo.

»Das kannst du laut sagen«, murmelte Henk. Er trank das Glas aus, schenkte sich nach und leerte es erneut. »Ich hoffe, das Zeug hilft schnell und macht mich wieder klar im Kopf. Ich muss dringend mit Wendy reden. Aber mit einem Rest an Brummschädel riskiere ich vielleicht, die falschen Worte zu gebrauchen.«

»Das stimmt. Was willst du ihr sagen?«

»Dass das mit ihrer Eifersucht ein Schmarrn ist. Ich habe nix mit den Madln. Mich interessieren sie nicht die Bohne. Für mich zählt nur Wendy.«

Tassilo schmunzelte. »Willst du damit sagen, dass du in Wendy verliebt bist?«

»Genau! Ich liebe Wendy!«, sagte Henk.

»Ihr würdet ein schönes Paar abgeben. Ihr habt gemeinsame Interessen.«

Henk gestand, dass er Wendy seine Liebe noch nicht gestanden habe. »Wir harmonieren gut. Aber die letzten Wochen waren sehr hektisch. Wir haben gearbeitet bis spät in die Nacht. Alles drehte sich um die Ziegen. Da blieb keine Zeit für private Angelegenheiten.«

»Faule Ausrede, Henk! Es gibt immer Zeit für die Liebe. Man muss sie sich nur nehmen.«

Henk nickte. »Stimmt! Ich will Wendy nicht die Schuld geben. Aber wir haben seit Wochen kein privates Wort mehr gesprochen. So locker wie früher waren wir nicht mehr zusammen. Wendy redete nur von Plänen, den Ziegen, von der Wolle und … Sie lernt Spinnen und Weben. Sie macht Versuche, die wenige, bereits ausgekämmte Wolle zu färben. Wendy war sehr, sehr beschäftigt. Meine Zwischentöne hatte sie nicht wahrgenommen. Nichts davon kam bei ihr an.«

Tassilo schwieg eine Weile. »Du machst es dir zu einfach, Henk. Du hättest Wendy in den Arm nehmen und sie küssen sollen. Jedes Madl lässt dann Arbeit Arbeit sein.«

Henk lacht laut. »Für gewöhnlich mag das richtig sein. Doch bei Wendy habe ich da meine Zweifel. Ich packte sie einige Mal an den Schultern und sagte, dass es jetzt genug sei mit der Arbeit. Da schob sie mich weg.«

»Du bist ein Hornochse, Henk. Entschuldige, dass ich dir das so deutlich sage. Oder du bist unsicher. Bist du dir nicht sicher, ob du Wendy wirklich willst oder nicht?«

»Tassilo, ich will sie. Ich liebe Wendy. Ich will sie heiraten«, stieß Henk hervor. »Dass Wendy auch etwas an mir als Mann liegt, das wurde mir erst richtig klar durch ihre Eifersucht. Okay, das ist übertrieben. Sicher hat sie mich verliebt angesehen. Aber wir haben uns immer wie Freunde, wie Geschäftspartner, verhalten. Dabei hatte ich oft den Eindruck, dass es schon zwischen uns geknistert hat. Aber sie signalisierte mir gleichzeitig, dass die Kaschmirziegensache für sie jetzt wichtig oder wichtiger ist. Wendy ist zielstrebig und verdrängt alles, was sie ablenken könnte. So kommt es mir vor.«

Tassilo lachte wieder laut. »Ich habe doch gesagt, du bist ein depperter Hornochse. Wendy verbirgt ihre romantische Seite. Sie ist anders als die meisten Madln.«

»Wie meinst du das?«

»Wendy ist der Typ Madl, mit dem du Klartext reden musst. Gestehe ihr deine Liebe, schreibe ihr einen Brief oder sende ihr eine Nachricht auf ihr Handy! Vor allem gestehe ihr endlich, endlich deine Absichten!«

Henk schwieg einen Augenblick. »Zuerst muss ich mich wohl für meine Dummheit entschuldigen. Aber sie hätte doch mal einen Ton sagen können, früher, meine ich. Verstehst du?«

Tassilo grinste. »Henk, ich warne dich. Mache Wendy deswegen keinen Vorwurf! Außerdem bist du im Unrecht. Da du dich ihr bisher nicht erklärt hast, dachte sie sicher, sie habe kein Recht, dir etwas sagen.«

Henk atmete hörbar. »Okay, du hast Recht, Tassilo. Es ist einfach dumm gelaufen. Ich habe auf einen günstigen Augenblick gewartet. Das war falsch.«

»So war es, Henk. So sehe ich es als Außenstehender. Also, jetzt musst du dich entscheiden.«

»Tassilo, ich habe mich längst für Wendy entschieden.«

»Gut, dann weißt du, was du zu tun hast.«

»Ja, das ist mir klargeworden.«

Zenzi kam durch den Park. »Tassilo, da ist ein wichtiger Anruf. Es war ein Mann. Ich habe seinen Namen nicht ganz verstanden. Er will gleich wieder anrufen.«

»Ach ja, das war sicherlich der argentinische Künstler«, sagte Tassilo. Er stand auf. »Tut mir leid, dass ich keine Zeit mehr habe, Henk.«

»Du musst dich nicht entschuldigen, Tassilo, ganz im Gegenteil. Vielen Dank für das offene Gespräch! Ich bleibe hier noch etwas sitzen und denke nach, wenn ich darf.«

»Bleibe, solange du willst, Henk. Und grüße Wendy von mir!« Tassilo verabschiedete sich und eilte davon.

Zenzi blieb und sagte: »Hat dir Ellas Wundermittel geholfen?«

»Ja, vielen Dank. Das Zeugs hat die letzten Wehwehchen des Brummschädels vertrieben.«

»Das ist gut. Tassilo hat mir angedeutet, was los ist. Liebeskummer ist immer schlimm. Aber das wird schon werden, Henk. Jetzt kommst du mit mir in den Garten. Dort stellen wir einen Blumenstrauß zusammen. Den gibst du Wendy. Blumen hat noch kein Madl abgelehnt.«

Henk begleitete Zenzi in den Garten auf der anderen Seite des Schlosses. Sie half ihm, einen großen, bunten Strauß zusammenzustellen. »Viel Glück, Henk!«, sagte Zenzi.

Henk bedankte sich. Er rief nach Bella und ging los.

Henks Auto stand vor der Tierarztpraxis von Beate und Carl. Sie kamen aus dem Haus, als sie ihn hörten. Auch sie wünschten ihm viel Glück.

Henk ließ Bella einsteigen. Dann fuhr er vom Hof und schlug die Richtung zum Milchpfad ein.

Inzwischen war es fast dunkel geworden. Henk fuhr den Milchpfad hinauf. Er parkte seinen Wagen am Weg, etwas unterhalb der Ziegenalm und ging zu Fuß weiter. Er wollte nicht, dass seine Großtante Addi auf der ›Ziegenalm‹ ihn bemerkte. Sie kannte das typische Motorengeräusch seines Autos.

*

Fast bis zur ›Kuhalm‹ war die Neufundländerhündin brav neben Henk hergelaufen. Doch dann spurte sie los.

Wendy saß vor der Almhütte der ›Kuhalm‹ und trank einen Tee. »Da bist du ja wieder, Bella«, sagte sie. »War es schön bei Beate und Carl?«

Bella begrüßte Wendy stürmisch.

»Guten Abend, Wendy«, sagte Henk. »Ich denke, Bella hatte einen sehr schönen Tag. Ich war mit ihr am Bergsee.«

»Wunderbar, das hat ihr bestimmt gefallen. Die Wasserspiele sind in den letzten Wochen zu kurz gekommen. Arme Bella! Ich habe auch ein ganz schlechtes Gewissen. Ich verspreche dir, dass ich mich bemühen werde, wieder regelmäßig mit dir zum Bergsee zu gehen. Ich hatte so viel Arbeit.«

»Das stimmt. Es waren auch sehr arbeitsreiche Wochen, Wendy.« Henk sah sie ernst an.