Torgo - Prinz von Atlantis 04: Die letzten Tage von Atlantis - Charles de Clermont - E-Book

Torgo - Prinz von Atlantis 04: Die letzten Tage von Atlantis E-Book

Charles de Clermont

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Beschreibung

Atlantis wird von Naturgewalten erschüttert. Zudem droht Gefahr von Ägypten und Griechenland, deren Flotten zum Kampf bereitstehen. ---------------------------------------- Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch nur bei www_blitz-verlag_de erhältlich!!!

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TORGOPrinz von Atlantis

In dieser Reihe bisher erschienen

3701 Charles de Clermont Die Galeere der Verdammten

3702 Charles de Clermont Insel der blutigen Götter

3703 Charles de Clermont Die Tochter des Pharao

3704 Charles de Clermont Die letzten Tage von Atlantis

Charles de Clermont

TORGOPrinz von Atlantis

Die letzten Tage von Atlantis

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: 123RFUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-619-4Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Kapitel 1

Die Sonne ging auf über Atlantis. Das Meer sang seine ewige Melodie, bunte Vögel flatterten um die goldenen Säulen des Tempels. Es schien ein Tag werden zu wollen, wie viele andere Tage zuvor. Und dennoch – auf der Stadt lastete bedrückendes Schweigen. Die Tore der Häuser blieben geschlossen. Niemand zeigte sich auf dem Markt, nur bewaffnete Trupps der Garde des Hauptmanns Wusso ließen sich vereinzelt blicken, mit finsteren Mienen und blanken, in der Sonne blinkenden Schwertern.

Die Furcht schlich als bleiches Gespenst durch die Gassen, die Angst und die Ungewissheit schnürten die Kehlen der Atlanter zu.

König Amur war tot, einem Attentat zum Opfer gefallen auf dem Weg in den Tempel, wo er mit Nif-Iritt, der jüngsten Tochter des Pharao getraut werden sollte und sein Sohn, Prinz Torgo war seit Tagen spurlos verschwunden! Der von den Hohepriestern gedungene Attentäter Hyra war noch nicht entdeckt. Niemand kannte ihn, niemand wusste seinen Namen – außer Taaf und Shidra, den mächtigen Dienern des Gottes Bel, die gehofft hatten, durch dieses Attentat ihre Macht noch zu vergrößern. Prano, Prinz Torgos Freund war in Sorge um ihn. Torgo war mit seinem Diener Jargo zu einer Tigerjagd ins Gebiet der großen Sümpfe aufgebrochen und von dieser nicht mehr zurückgekehrt. Man hatte in der Hauptstadt aber auch keinerlei Nachricht über das Befinden des Prinzen. Man wusste nicht, wie diese Jagd ausgegangen war, am wenigsten aber konnte man ahnen, welch hinterlistiger Streich sich in den Sümpfen tatsächlich abgespielt hatte! Nif-Iritt war mit ihrem Vertrauten, dem blinden Ägypter Nimbur, der Sehergaben besaß, in den vereinsamten Palast zurückgekehrt und hatte seit dem Attentat ihre Gemächer nicht mehr verlassen. An jenem Morgen empfing sie Nimbur. Gül-Gül und Sil, ihre beiden Dienerinnen führten den Blinden in das Gemach, das der König reich mit Teppichen und Blumen gefüllten, kostbaren Vasen hatte schmücken lassen.

„Sei gegrüßt Nimbur“, empfing ihn die Königstochter.

„Die Götter seien mit dir, Nif-Iritt“, antwortete Nimbur und ließ sich zu einem Schemel geleiten, auf dem er sich niederließ.

Nif-Iritt gab den beiden Dienerinnen einen Wink, sich zu entfernen. Sie sah Nimbur mit besorgter, ernster Miene an.

„Wir haben ihre Hilfe nötig“, sagte sie. „Der gestrige Tag war wohl der Schlimmste meines Lebens – jenen ausgenommen, an dem die Galeere versank und uns die Atlanter gefangen nahmen.“

„Er hatte auch sein Gutes“, meinte Nimbur. „Die Ehe mit König Amur, dir nicht weniger verhasst als mir, kam nicht zustande. Von Rechts wegen bist du frei, Nif-Iritt. Der König ist tot und der Prinz regiert nicht. Niemand dürfte uns hindern, die Insel zu verlassen.“

„Glaubst du?“, fragte Nif-Iritt, von plötzlicher Spannung ergriffen. „Es käme auf einen Versuch an!“

Nimbur schüttelte den Kopf. „Wir würden nicht weit kommen“, sagte er. „Hauptmann Sarga hält den Hafen besetzt. Wussos Garde steht an allen Ausgängen des Schlosses.“

„Aber wer befiehlt ihnen?“

„Sie befehlen sich selbst. Jeder wartet, niemand weiß was die nächste Stunde bringen wird. Der Prinz kann jeden Augenblick wiederkehren, oder Botschaft senden.“

„Und wenn dies nicht geschieht?“

„Dann ist Atlantis ohne König.“

„So ist nichts geschehen um Klarheit über Torgos Schicksal zu erlangen?“

„Ich weiß es nicht. Der Rat der Ältesten soll heute zusammentreten. Inzwischen hat Wusso auf eigene Faust eine Kohorte nach den Sümpfen geschickt. Die Männer sind noch gestern Abend ausgeritten und sollen nach dem Prinzen forschen. Niemand weiß davon, ich habe es erfahren. Der Hauptmann ist dem Prinzen treu.“

„Ja, der Prinz ist beliebt beim Volk ich weiß es. Aber was wird nun aus uns werden, Nimbur? Sollten wir warten? Wer weiß, vielleicht verfällt die ganze Insel in Anarchie, oder aber es ergreifen die Priester die Macht, oder gar der ekelhafte Reg, der König der Bettler. In beiden Fällen wäre unser Schicksal ganz ungewiss, wenn nicht schlimm. Die Hohepriester werden ihre Macht demonstrie­ren wollen. Du weißt, was sie mit Bethseba vorhatten, sie können es morgen mit mir tun.

Nimbur hob die Schultern. „Ich weiß es Prinzessin“, antwortete er. „Wir alle sind vor ihnen nicht sicher. Noch mehr als die Priester aber fürchte ich das andere ­schreckliche Verhängnis, das ich in meinen Träumen schaute und das über Atlantis hereinbrechen wird.“

„Was du dem König prophezeit hast, hat sich erfüllt“, sagte Nif-Iritt, von abergläubischer Furcht erfüllt.

„Und auch das andere wird sich erfüllen – es wird sich erfüllen, wie des Königs Fluch. Auch er sah in seinen letzten Augenblicken wohl, was ich schaute. Das Entsetzliche ist unabwendbar und ich fühle, dass die Stunde nah ist.“

Nif-Iritt begann mit unruhigen, kurzen Schritten in dem Gemach auf und abzuwandern.

„Und wenn wir unser Glück versuchen?“, fragte sie.

„Du meinst einen Fluchtversuch?“

„Ja“, sagte sie. „Wir könnten uns verkleiden.“

„Und was dann?“, fragte Nimbur. „Du vergisst, ich bin ein blinder Mann und du hast keine andere Hilfe, als deine beiden Dienerinnen. Vielleicht gelänge es uns, ein Boot zu stehlen. Aber ein Boot allein nützt uns nicht viel. Wir brauchen Trinkwasser und Lebensmittel, wenn wir die Insel verlassen wollen.“

Nif-Iritt überlegte.

„Gül-Gül war schon in der Stadt“, sagte sie. „Sie half Nef-Naton bei den Vorbereitungen zu seiner Flucht. Vielleicht kann sie uns helfen. Ich werde mit ihr sprechen.“

„Es kann nicht schaden“, sagte Nimbur nach kurzem Überlegen. „Es gibt einen geheimen Weg aus dem Schloss, jenen Weg den Regs Leute nahmen, als sie bei Nacht in das Schloss eindrangen und durch den Torgo seine Freunde führte, um mit ihnen den Ausfall aus dem belagerten Schloss zu machen. Dieser Weg läuft unter dem Wassergraben durch und endet in der Stadt. Ich weiß, wo der Weg beginnt. Er beginnt in den tiefen Wölben des Schlosses. Da ich blind bin, achten sie nicht auf mich und lassen mich gewähren, wenn ich zuweilen durch die Gänge und über die Treppen wandere. Aber meine Sinne sind nicht tot Nif-Iritt, meine Ohren und mein Verstand sind wachsam und rege.“

„Du hast den Gang gefunden?“

„Ja, ich kann ihn Gül-Gül beschreiben. Sie wird durch ihn hindurch kommen, denn ich glaube nicht, dass an seinem Ausgang Wachen stehen. Haben wir Glück, so kommen wir alle durch diesen Gang in die Stadt. Aber ich denke stets an das, was folgt. Wir brauchen Nahrung, Wasser, Waffen und andere Kleidung.“

„Auch Waffen?“, fragte Nif-Iritt.

„Gewiss und ihr Frauen werdet sie führen müssen. Wer weiß, was uns auf dem Meere begegnet.“

Nif-Iritt atmete schwer. Sie spürte, wie sehr ihr Ratgeber recht hatte.

„Besser dies alles, als noch länger die Gefangenschaft der Atlanter erdulden!“, rief sie trotzdem.

„Das sagst du jetzt“, meinte Nimbur lächelnd. „Aber erträgst du erst die Einsamkeit des Meeres, oder begegnen wir einem der Ungeheuer, die auf dem Wasser hausen, so wirst du dich zurückwünschen nach den kühlen, in edlen Stein gehauenen Zimmern dieses Palastes.“

„Auch Nef-Naton hat es gewagt“, antwortete Nif-Iritt „und Nef-Naton war allein.“

„Er war ein Mann, Prinzessin. Ein Mann allein vermag viel, ist er im vollen Gebrauch seiner Sinne und Glieder. Gib mir mein Augenlicht wieder und ich will das Schwert führen wie Torgo.“

Kapitel 2

Taaf berührte mit sanftem Druck eine der Verzierungen an der Wand hinter dem Allerheiligsten der Gottheit. Mit leisem Rollen wich die Wand zur Seite und gab eine kleine Kammer frei, in der die Gestalt eines Mannes erschien.

„Die Luft ist rein“, sagte Taaf, „du kannst fliehen. Niemand wird dich mehr sehen. Die Brücken sind geöffnet, du kannst ungehindert den Tempelbezirk verlassen.“

„Aber vorher erhalte ich noch die zweite Hälfte meines Lohnes“, forderte Hyra. „Der König ist tot und an euch ist es nun, zu zahlen. Ich habe das Meine geleistet.“

„Du erhältst dein Geld“, antwortete Taaf. „Komm hinüber zu Shidra. Das Gold liegt in seinen Gemächern. Dort ist es am sichersten.“

Hyras Augen blinzelten begehrlich bei diesen Worten. Taaf sah es wohl und ein verächtliches Lächeln umspielte seine Lippen.

Hyra kannte den Weg. Taaf ließ ihn vorangehen. Sie verließen die Tempelhalle und überquerten den Vorplatz, um in den Hain, zu den Häusern der Priester zu gelangen. Hyra war ahnungslos. Er fand kaum Zeit zur Gegenwehr, als plötzlich aus den Büschen fünf, sechs Tempeldiener hervorsprangen und sich auf ihn stürzten. Mit einem kühnen Satz brachte sich Taaf außer Reichweite der Kämpfenden. Hyra wehrte sich aus Leibeskräften. Aber die Übermacht der anderen war zu groß. Der Kampf währte nicht lange und Hyra lag gefesselt im Gras.

„Schurke!“ keuchte er, als er Taafs ansichtig wurde. „So lohnst du die, welche für dich arbeiten?“

„Du erhältst den gerechten Lohn für einen Königsmörder, verlasse dich darauf“, antwortete Taaf überlegen. „Los, schafft ihn fort, ich will diesen Menschen nicht mehr sehen.“

Die Tempeldiener schleiften den sich Sträubenden zurück nach dem Tempel, wo er in einer der unterirdischen Kammern verschwand. Taaf hingegen setzte seinen Weg zu Shidra fort.

Der dicke Hohepriester war gerade bei einer beschaulichen Andacht. Sie galt den Goldbarren, welche Rostan angefertigt hatte. Shidra saß einem ganzen Stapel davon gegenüber und sonnte sich in dem Glanz des gelben Metalls.

„Wenn es auch wie Rostan sagt, kein echtes Gold ist, so ist es doch eine Labsal für mich es zu sehen“, sagte er als Taaf eintrat. „Und es hat ja auch für uns nicht geringeren Wert, weil wir es als echtes Gold ausgeben.“

„Eben habe ich uns etliches davon erspart“, sagte Taaf, dem Hohepriester gegenüber Platz nehmend und nach einer Schüssel voll Trauben greifend. „Ich habe Hyra festnehmen lassen.“

„Das ist gut“, grinste Shidra.

„Der Einfall kam mir vorhin. Ursprünglich wollte ich ihn zuerst nur aus seinem Versteck lassen. Aber dann hatte ich die Idee. Wir werden dem Volk verkünden, dass wir den Mörder des Königs gefangen haben.“

„Das ist gut“, sagte Shidra, „aber Hyra wird reden, er wird uns verraten. Es wäre vielleicht besser, ihn ganz stumm zu machen.“

„Nein, das wäre schlecht“, sagte Taaf. „Ein toter Mörder ist wertlos. Ein lebendiger aber verhilft uns zu einem neuen Spektakel in der Arena. Wir werfen ihn angesichts des Volkes den Löwen vor.“

Shidra schüttelte den Kopf. „Er wird schreien und allen zurufen, dass wir ihm Geld dafür gegeben haben, dass wir ihn angestiftet haben, die Tat zu vollbringen für die er nun büßen soll.“

Taafs Gesicht überflog ein teuflisches Lächeln.

„Es gibt einen Weg das zu verhindern“, sagte er.

„Und der wäre?“

„Der Gott wird seine Zunge fordern. Man wird sie ihm aus dem Munde schneiden und auf dem Altar Bels opfern.“

„Das ist ein guter Einfall“, lobte Shidra. „Vielleicht ist das Fest in der Arena der Anlass, den wir erhoffen. Die Ratsältesten versammeln sich heute im Schloss. Ich habe vier von ihnen bestochen. Wenn es ihnen gelingt, auch die anderen auf ihre Seite zu bringen, wird man uns zeitweilig, bis zur Rückkehr Torgos die Regentschaft anbieten. Wir werden sie annehmen – und dann dafür Sorge tragen, dass Prinz Torgo niemals zurückkehrt.“

„Dann können wir es gleich in der Arena verkünden lassen!“, rief Taaf erfreut. „Dann will ich schnell einen Boten ins Schloss senden, dass wir den Mörder haben.“

„Vergiss Bels Wunsch nicht“, erinnerte Shidra.

Taaf nickte finster und ging.

Kapitel 3

„Wenn du das Gewölbe erreicht hast Mädchen, so halte dich links, stets an der Mauer“, belehrte Nimbur Gül-Gül. „Es ist eine raue, alte Wand. Ich konnte nicht sehen, aus was für Steinen sie gefertigt ist, aber meine Finger fühlten sie. Der Stein ist feucht Gül-Gül, und roh beschlagen.“

„Und dann?“, fragte Gül-Gül.

„Dann endet der Stein in einer glatten Nische. Rings um die Nische sind Vertiefungen angebracht. Es soll wohl ein Zierrat sein. Berühre eine solche Vertiefung in der Höhe der Brust und die Nische tut sich auf. Dahinter führt der Stollen in die Freiheit.“

Gül-Gül nickte. „Gut“, sagte sie, „ich habe mir alles genau eingeprägt. Doch was soll ich tun? Ich kenne niemand als den Wirt in der Taverne in dieser Stadt und dieser Mann wird mich anzeigen. Denn er hat mich und Nef-Naton beherbergt und Wusso hat sein Haus nach uns durchsuchen lassen. Er wird Furcht fühlen, wenn ich wiederkomme. Er wird mir nicht mehr helfen.“

„So versuche dein Glück anderswo“, meinte Nimbur ermunternd. „Unter Umständen hängt unser aller Leben davon ab. Dass wir die Hilfe belohnen werden, so sich dafür Gelegenheit ergibt, ist selbstverständlich.“

„Gut“, sagte Gül-Gül, „ich werde es versuchen. Aber wie gelange ich ungesehen hinab in die Gewölbe?“

Nimbur schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht“, antwortete er. „Frage Bethseba. Ihr hat Prinz Torgo die Freiheit geschenkt. Sie kann gehen, wohin es ihr beliebt. Aber verrate ihr nicht, was wir vorhaben. Ich glaube, dass sie Torgo liebt. Es besteht Gefahr, dass sie uns verrät.“

„Bethseba?“, fragte Gül-Gül. „Sie würde mit den Atlantern gegen uns gemeinsame Sache machen?“

„Vergiss nicht, dass sie nicht eine der unseren ist. Bethseba ist eine Jüdin, die Angehörige eines verachteten und gehassten Volksstammes, der bei uns in Ägypten kein sehr rosiges Leben führt. Wenn ich Bethseba wäre, ergriff ich mit Freuden die Gelegenheit, mich für die Schmach die meinem Volk im Nilland angetan wird zu rächen.“

„Aber Bethseba ist nicht so“, versicherte Gül-Gül voll aufrichtiger Überzeugung.

Nimbur hob abwehrend die Hände. „Auch die Liebe vermag viel“, sagte er. „Ich jedenfalls traue Bethseba nicht, sonst hätte ich mich direkt an sie und nicht an dich gewendet. Bitte sie unter einem Vorwand darum, dich hinab in die Gewölbe des Schlosses zu bringen. Sage ihr meinetwegen, dass dich die Neugier plage. Das glaubt sie sicher, denn sie ist eine Frau wie du und Frauen sind stets neugierig.“

„Ich werde mit Bethseba sprechen“, meinte Gül-Gül „und so handeln, wie du mir aufgetragen hast.“

„Gut. Und vergiss in der Stadt nicht, dass wir Kleider und Waffen ebenso nötig haben, wie das was uns zur Nahrung dient.“

Gül-Gül musste lächeln.

„Du wirst nach Nef-Naton der zweite Ägypter sein, der seinen Bart opfern muss“, sagte sie. „Die Atlanter sind bartlos. Sie schneiden sich den Bart mit scharf geschliffenen Messern ab. Auch du wirst dich also von ihm trennen müssen, denn sonst würde man dich trotz der besten Verkleidung als Fremden erkennen.“

Nimbur zog die Brauen zusammen. „Es wird mir nicht erspart bleiben“, brummte er, „obgleich es schlimm für einen Mann ist, die Zierde seines Angesichts den ­barbarischen Sitten der Atlanter opfern zu müssen.“

Gül-Gül erhob sich. „Also sei es“, sagte sie.

Kapitel 4

Hauptmann Wusso war nicht wenig erstaunt, als plötzlich ein Tempeldiener in seinen Dienstraum stürzte.

„Hauptmann, Hauptmann! Wir haben ihn!“

„Wen?“, fragte Wusso verwundert.

„Dank der Wachsamkeit von Taaf und Shidra ist es gelungen, ihn festzunehmen!“

„Wer wurde festgenommen? Bei Bel ich lasse dir das Fell über die Ohren ziehen, obwohl du Tempeldiener bist, wenn du mir nicht endlich vernünftig sagst was vorfiel und wer gefangen wurde!“

„Wusso schnauzte den Tempeldiener in seiner vierschrötigen Kriegerart an, dass dieser erbleichte und erschrocken einen Schritt zurückwich.

„Wir haben den Mörder des Königs“, sagte er.

Wusso sprang auf.

„Was sagst du da?!“, rief er.

„Ich weiß, was ich sage“, blieb der Tempeldiener bei seiner Behauptung. „Taaf und Shidra senden mich zu dir. Sie halten den Mörder einstweilen in einer der unterirdischen Kammern des Tempels gefangen.“

„Und wer ist es?“

„Wir kennen ihn nicht.“

Wusso griff wortlos nach seinem Waffengurt und hängte sich das Schwert um. Dann rief er fünf Mann seiner Wache.

„Bring mich hin!“, verlangte er von dem Tempeldiener.

„Nur fünf Mann nimmst du mit?“, fragte der erschrocken.

„Diese fünf werden wohl genügen, einen einzelnen Mann hierher zu bringen“, sagte Wusso verächtlich. „Nachdem es euch gelungen ist, ihn festzunehmen kann es sich um keinen besonders gefährlichen Menschen handeln.

---ENDE DER LESEPROBE---