Träum dich weg: Sehnsucht bei Knaur #05 - Gabriella Engelmann - kostenlos E-Book

Träum dich weg: Sehnsucht bei Knaur #05 E-Book

Gabriella Engelmann

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Beschreibung

Liebst du große Gefühle? Entspannst du gerne bei romantischen Geschichten mit Happy End? Faszinieren dich bewegende, dramatische Lebensgeschichten? Dann ist diese Leseproben-Sammlung genau das Richtige für dich!  »Wie Papierschiffchen im Fluss« fühlt sich Janna, die im gleichnamigen Roman von Julia Stumpp ihr perfekt geplantes Leben mit Familie und Mann lebt und plötzlich ihrer alten Liebe gegenübersteht, mit der alles ein ungeplantes, flirrendes Abenteuer war. Und plötzlich fragt sie sich, welche Möglichkeiten es für sie und ihre Träume gegeben hätte, wenn sie in einen anderen Strom geraten wäre … Träum dich weg mit Gabriella Engelmanns Sommer-Roman »Zwischen den Wellen glitzert das Glück«: Vier miteinander verwobene Geschichten mit vier ganz unterschiedlichen Frauen, die ihr Glück und die Liebe suchen – als Bestseller-Autorin mit Schreibblockade in der Provence, in den Armen eines Sängers auf Amrum, zwischen Karriere, Freund und Familie in Hamburg und während einer Geschäftsreise auf Sylt. Begleite in Nadja Raisers »Die Weltenseglerin« die junge Portugiesin Mariella Alvaro auf eine spektakuläre Entdeckungsreise, als sie 1519 vor einer gewalttätigen Ehe auf ein Expeditionsschiff ihres Onkels flieht. Als bilde Passagierin muss sie nicht nur lebensbedrohliche Stürme, sondern auch die gefährlichen Blicke der Matrosen fürchten. In größte Gefahr bringt sie jedoch ihr eigenes Herz, das sie ausgerechnet an den ehemaligen Kapitän Juan Sebastian de Elcano verliert … Diese und weitere gefühlvolle Geschichten von Autor:innen wie Noah Martin und Kate Thompson findest du in der Leseproben-Sammlung zu den Sehnsuchts-Titeln von Droemer Knaur. Das kostenlose eBook enthält Leseproben zu: - Julia Stumpp, »Wie Papierschiffchen im Fluss« - Gabriella Engelmann, »Zwischen den Wellen glitzert das Glück« - Noah Martin, »Florentia – Im Glanz der Medici« - Kate Thompson, »Die Bibliothek der Hoffnung« - Nadja Raiser, »Die Weltenseglerin«

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Seitenzahl: 205

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Gabriella Engelmann / Noah Martin / Kate Thompson / Nadja Raiser / Julia Stumpp

Träum dich weg

Sehnsucht bei Knaur

Gefühlvolle Leseproben von Kate Thompson, Gabriella Engelmann, Noah Martin u.v.m.

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Liebst du große Gefühle? Entspannst du gerne bei romantischen Geschichten mit Happy End? Faszinieren dich bewegende, dramatische Lebensgeschichten? Dann ist diese Leseproben-Sammlung genau das Richtige für dich! 

 

»Wie Papierschiffchen im Fluss« fühlt sich Janna, die im gleichnamigen Roman von Julia Stumpp ihr perfekt geplantes Leben mit Familie und Mann lebt und plötzlich ihrer alten Liebe gegenübersteht, mit der alles ein ungeplantes, flirrendes Abenteuer war. Und plötzlich fragt sie sich, welche Möglichkeiten es für sie und ihre Träume gegeben hätte, wenn sie in einen anderen Strom geraten wäre …

Träum dich weg mit Gabriella Engelmanns Sommer-Roman »Zwischen den Wellen glitzert das Glück«: Vier miteinander verwobene Geschichten mit vier ganz unterschiedlichen Frauen, die ihr Glück und die Liebe suchen – als Bestseller-Autorin mit Schreibblockade in der Provence, in den Armen eines Sängers auf Amrum, zwischen Karriere, Freund und Familie in Hamburg und während einer Geschäftsreise auf Sylt.

Begleite in Nadja Raisers »Die Weltenseglerin« die junge Portugiesin Mariella Alvaro auf eine spektakuläre Entdeckungsreise, als sie 1519 vor einer Ehe mit einem gewalttätigen Mann auf ein Expeditionsschiff ihres Onkels flieht. Als blinde Passagierin muss sie nicht nur lebensbedrohliche Stürme, sondern auch die gefährlichen Blicke der Matrosen fürchten. In größte Gefahr bringt sie jedoch ihr eigenes Herz, das sie ausgerechnet an den ehemaligen Kapitän Juan Sebastian de Elcano verliert …

Diese und weitere gefühlvolle Geschichten von Autor:innen wie Noah Martin und Kate Thompson findest du in den Vorab-Leseproben zu den Sehnsuchts-Titeln von Droemer Knaur, die im Frühjahr und Sommer 2023 erscheinen.

Inhaltsübersicht

Vorwort des Lektorats

Julia Stumpp | Wie Papierschiffchen im Fluss

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

Gabriella Engelmann | Zwischen den Wellen glitzert das Glück

Über dieses Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Noah Martin | Florentia – Im Glanz der Medici

Kapitel 8

Kapitel 9

Kate Thompson | Die Bibliothek der Hoffnung

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

Nadja Raiser | Die Weltenseglerin

Teil 1

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

Vorwort des Lektorats

Liebe Leser*innen,

 

im Frühjahr 2023 nehmen die Romane unseres Knaur-Programms euch mit auf eine Entdeckungsreise durch Europa. Seid zu Gast bei den Medici im Florenz des Jahres 1469, flieht 1519 vor einer arrangierten Ehe auf Magellans Expeditionsschiff Trinidad, entdeckt eine versteckte Bibliothek in den Londoner U-Bahn-Tunneln während des Zweiten Weltkriegs, erlebt das Gefühlschaos einer Ehefrau und Mutter nach dem Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe, und bekämpft eure Schreibblockaden als verlassene Liebesromanautorin in der Provence der Gegenwart: Wir entführen euch an faszinierende Orte im Gestern und Heute!

 

Wir wünschen eine schöne Auszeit beim Lesen!

Euer Droemer-Knaur-Team

 

 

PS: Wir sind gespannt auf eure Meinung. Besucht uns auf Instagram und erzählt uns, auf welchen Roman ihr euch am meisten freut: Auf @droemerknaur teilen wir alle Neuigkeiten rund um unsere Bücher mit unserer Community.

Julia Stumpp

Wie Papierschiffchen im Fluss

Janna hat alles, was sie sich erträumt, eine gut gehende Firma, zwei Wunschkinder, einen netten Ehemann. Doch als ihre erste große Liebe wieder in ihrem Leben auftaucht, muss sie sich fragen, ob sie sich mit der heilen Welt nicht nur etwas vormacht.

Janna hat ihr Leben perfekt geplant, und ihr Plan hängt an Simon. Mit Simon hat sie eine Familie gegründet, mit ihm führt sie ein erfolgreiches Architekturbüro, und mit ihm will sie alt werden. Aber vor Simon gab es Maris, mit dem das Leben ein ungeplantes, flirrendes Abenteuer war. Maris, der nicht aufhören konnte, die Welt zu entdecken, und Janna damals ohne Begründung verlassen hat. Als Maris nach Jahren wieder auftaucht, droht Jannas sorgfältig aufgebaute Sicherheit zu zerbersten. Ihr Kopf sagt ihr, dass sie sich von Maris fernhalten sollte, aber ihr Herz weiß längst, dass das unmöglich ist …

1. Kapitel

Sommersonnenwende 2008

Es ist einer dieser lauen Abende, an denen die Luft satt ist von Düften, Klängen und Sehnsucht. Das Licht wechselt allmählich ins Rötliche, aber immer noch ist es hell, auch zwei Stunden vor Mitternacht. Niemand, so scheint es, mag nur einen Augenblick dieser magischen Nacht verschlafen. Im ganzen Park verteilt sind Grüppchen von Leuten; Familien, Freundescliquen, seltener auch einzelne Menschen, die in Notizbücher schreiben oder rauchen oder beides. Aus einem der Häuser am anderen Ufer schwebt Klaviermusik herüber, Lachen und Gesprächsfetzen.

Obwohl wir mitten in der Stadt sind, mitten in diesem Sommer voller Leben, bildet das zartgrüne Blätterdach der Robinie einen Schutzraum für uns. Der Platz unter dem Baum am Ufer der Oker gehört nur uns, Maris und mir. Der ganze Abend gehört nur uns, so kommt es mir vor. Schon seit dem Nachmittag sind wir hier, und wir werden die Letzten sein, die den Park verlassen, weil dieser Tag nicht zu Ende gehen darf.

Die Robinie reckt einen ihrer Äste waagerecht über den Fluss. Die Rinde ist dort glatt von den vielen Füßen, die darauf entlangbalanciert sind, von den vielen Körpern, die aneinandergeschmiegt dort gesessen haben wie Maris und ich jetzt. Wir lassen die Zehen ins kühle, grüne Flusswasser baumeln, sehen dem Glitzern der Kräuselwellen zu und sind miteinander zu Hause, einfach so. Mit Maris ist es leicht, sich zu Hause zu fühlen. Alles ist mit ihm leicht, sogar Träumen. Er hat diese Art an sich, als sei das Leben ein einziges großes Zauberland voller Wunder und er derjenige, der sie entdeckt.

Eine Weile haben wir auf der alten Picknickdecke gelegen, die schon mein Vater und ich genutzt haben. Wir haben geredet und getrunken und gelesen, vor allem aber haben wir uns geküsst. Den Sekt und die Erdbeeren hat Maris mitgebracht, ich dafür die Decke und Chips. Inzwischen sind die Chips aufgegessen, eine leere Sektflasche drückt eine Kuhle in die Decke. Maris deutet von unserem Platz auf dem Robinienast aus mit dem Kopf ans Ufer. »Wir sollten dieses Stillleben für Zeichnen I festhalten. Junge Menschen im Sommer soll es heißen. Irgendwann wird es internationale Berühmtheit erlangen«, sagt er, und ich frage mich, warum er uns als junge Menschen bezeichnet, als sei er selbst es nicht.

»Junge Menschen in einem Sommer, der nie enden sollte«, sage ich leise.

Maris hat den Arm um mich gelegt. Bei dem sanften Lachen, mit dem er mir antwortet, spüre ich das Beben seines Brustkorbs.

Eine Entenfamilie zieht schnatternd vorbei, über uns spielt der Sommerwind mit den Blättern.

Ich schmiege mich enger an Maris, atme ihn ein, speichere den Duft seiner Haut, die Wärme, die er in mir erzeugt, für die kommenden Monate. Ohne dass ich etwas dagegen tun kann, dehnen sie sich unbarmherzig aus und werden unüberwindbar. Wie soll ich einen ganzen langen Spätsommer, einen Herbst, einen Winter und einen Frühling ohne ihn sein? Meine Augen fangen an zu brennen. Aber ich will Maris die Vorfreude auf New York nicht verderben, also lenke ich ab, vielleicht uns beide. »In der einen Flasche war noch Sekt, oder?«

»Ich könnte sie für dich holen«, sagt er träge. »Dazu müsste ich allerdings aufstehen und um dich herumbalancieren, ohne ins Wasser zu fallen.«

Statt einer Antwort richte ich mich auf, bevor er merkt, dass ich meine Tränen nur mühsam wegatme, und rutsche die wenigen Zentimeter vom Baum, bis meine Füße den sandigen Boden im Wasser finden. Ich reiche Maris die Hand.

Er ergreift sie und geht daran über unseren Ast ans Ufer, wo er mich nach oben und in seine Arme zieht. »Ich liebe dich, Johanna.« Mit dem Daumen wischt er mir nacheinander über die Innenseiten beider Augen, wo die Tränen warten. »Vergiss das nie.«

»Ich liebe dich auch«, höre ich mich sagen, und in diesem Moment wird mir klar, dass ich diese Worte noch nie vorher ausgesprochen habe. Zu niemandem. Aber möglicherweise kann ich mich auch nur nicht daran erinnern.

Eine ganze Weile stehen wir einfach da, barfuß im langen Gras im Schatten der Robinie, und halten uns im Arm. »Ich komme doch wieder«, flüstert Maris.

Ich murmele gegen seine Kehle: »Das hoffe ich.«

»Es geht ja nicht anders. Du bist hier.«

Nebeneinander legen wir uns auf die Decke. Sie ist auf Höhe meiner Schultern zu Ende, mein Kopf sinkt ins weiche Gras. In mir ist so unendlich viel Liebe und Sommer und Sehnsucht, dass ich fast zerberste.

Ich angle nach der angebrochenen Sektflasche und nehme einen Schluck, bevor ich sie an Maris weitergebe. Die verbliebenen Erdbeeren haben wir in einer Plastikbox vor den Ameisen in Sicherheit gebracht – Maris denkt an so was –, aber nun lasse ich den Verschluss mit leisem Ploppen aufschnappen und stelle die Erdbeeren vor uns hin.

Maris streicht mit dem Zeigefinger an meinem Hals nach oben; es kitzelt, als er die Stelle unter dem Ohr erreicht. »Ich werde dich vermissen.«

Dann bleib, will ich sagen, aber meine Lippen bilden die Worte nicht. Weil ich weiß, dass er gehen muss. Es war immer sein Plan. Er muss ebenso dringend hinaus in die Welt, wie ich an meinem Erfolg arbeiten muss. Nach dem Vordiplom gehe ich nach New York. Er kann nicht hierbleiben, nicht einmal für mich. »Wie sehr?«, frage ich.

»So sehr, dass ich von New York vor lauter Tränen nichts sehen werde.«

Ich lache ein bisschen. »Blödmann.«

»Ernsthaft«, sagt er. »Bestimmt werde ich den ganzen Tag in einem finsteren Internetcafé unten in einer Hochhausschlucht hocken und dir leidenschaftliche E-Mails schreiben, statt das Leben zu genießen.«

Wir wissen beide, dass er das nie tun würde. »Versprich mir, dass du so viel von New York mitnimmst, wie du kannst«, sage ich. »Und schick mir ab und zu Bilder.«

»Nur dafür habe ich die Digitalkamera gekauft.«

Ich taste nach seiner Hand, verflechte die Finger mit seinen und ziehe ihn zu mir, bis er das Gleichgewicht verliert. Sein Oberkörper landet auf meinem, sein Knie zwischen meinen Oberschenkeln, sein Gesicht so dicht über meinem, dass ich die goldenen Funken in den Augen sehen kann. Tief unten in meinem Herzen breitet sich mit Entschlossenheit dieses Helle, Warme aus, das zu Maris gehört, bis kein Platz mehr ist für Abschiedsgejammer.

Sein Atem streift meine Lippen, der Duft von Erdbeeren, Sekt und etwas, das mich dazu bringt, Maris noch weiter zu mir zu ziehen, bis sein Mund meinen trifft.

Als er sich wieder aufrichtet, lächelt er, und ich lächle zurück.

Er liegt jetzt neben mir und hat den Arm neben meiner Schulter aufgestützt. Mit den Blicken streichle ich die Vene, die sich über den Unterarm und den Ansatz des Bizeps zieht und schließlich unter dem T-Shirt verschwindet.

»Was denkst du, wo sind wir in zehn Jahren um die Zeit?«, fragt er.

Vielleicht bin ich doch ein bisschen betrunken. Denn obwohl es in mir flattert und niemand, nicht einmal mein Vater, von diesem Traum weiß, drehe ich mich auf den Bauch und deute zu der Stadtvilla auf der anderen Flussseite, aus der immer noch leise Klaviermusik herüberschwebt. »Dort.«

Maris zieht zweifelnd eine Augenbraue nach oben, was ich gerade noch sehe, als ich mich neben ihn setze – mit Blick auf meine Villa.

»Ich werde da wohnen.« Das Flattern in mir nimmt zu, ich lege die Arme um die aufgestellten Knie. Jeder andere würde mich auslachen für diese Idee.

Aber nicht Maris. Er sieht mich bloß aufmerksam an. »Warum?«

Irgendwann werde ich ihm die ganze Wahrheit erzählen, und er wird es verstehen. »In dem Jahr, nach dem meine Mutter uns verlassen hatte, habe ich mit meinem Vater einen Ausflug gemacht«, fange ich an. »Und …« Will ich jetzt wirklich darüber sprechen? Ich bekomme meine Gefühle nicht einmal in Worte gekleidet. Warum bin ich so sicher, dieses Haus würde für mich dasselbe tun wie für die Leute, die jetzt dort wohnen? Und woher sollte ausgerechnet ich jemals das Geld haben, dort einzuziehen? Unwillkürlich zupfe ich am Ärmel meiner Ausverkaufsbluse herum. »Ich glaube einfach, die Leute in diesem Haus sind glücklich.«

Wieder einer seiner Blicke, die direkt in mich hineinsehen. Ich habe nie wirklich herausfinden können, welche Farbe Maris’ Augen haben. Sie changieren zwischen hellbraun, blassgrün und grau. Genau wie er selbst, nie ganz irgendwo, immer flirrend. Doch noch während ich das denke, stelle ich fest, dass es nicht stimmt. Jetzt, in diesem Moment, ist Maris wirklich hier. Bei mir. Und im Licht unter dem Blätterdach haben seine Augen sich auf ein blasses Grün festgelegt, mit einem dunklen Rand um die Iris. »Dafür brauche ich keine Villa. Ich habe dich.«

»Natürlich will ich da nicht allein wohnen«, ergänze ich schnell. »In zehn Jahren sitzen wir beide dort oben auf der Dachterrasse und stoßen darauf an, dass wir den Auftrag bekommen haben, einen Hotelkomplex in Dubai zu entwerfen. Und unsere Kinder suchen auf dem antiken Globus, den sie von deinen Eltern bekommen haben, wo Dubai liegt.«

»Dubai.«

Ich nicke ernst. »Dubai.«

Neben Maris’ rechtem Mundwinkel bildet sich ein Grübchen. »Der antike Globus kommt mir nicht auf die Terrasse.«

»Spießer.«

Er lacht und zieht mich an sich. »Wirst du auf mich warten?«

Als wäre es mir möglich, irgendetwas anderes zu tun. »Genau hier.«

»Könnte im Winter ein bisschen kalt werden.«

Er tastet nach der halb leeren Sektflasche neben sich. Wir trinken abwechselnd, dann küssen wir uns wieder. Und trinken und küssen und füttern uns mit den Lippen Erdbeeren, bis mir endgültig schwindelig ist vom Sekt und von diesem längsten Sommertag, der gleichzeitig unseren Abschied markiert.

»Es ist eigenartig, oder?« Jetzt hat er sich zurückfallen lassen. Die langen Beine in der abgewetzten Jeans sind locker übereinandergeschlagen, der Kopf auf die verschränkten Unterarme gebettet.

»Was ist eigenartig?«, frage ich.

»Die Zeit. Dieser Tag fühlt sich so wichtig an, aber er wird nie wiederkommen. Findest du das nicht eigenartig?«

»Ja, das ist es.« Und um nicht zu spüren, wie sehr es das ist, lege ich mich neben Maris, den Kopf auf seinem Brustkorb, und höre seinem Herz beim Schlagen zu.

Eine ganze Weile schweigen wir und lassen den Sommerabend in uns hineinfließen.

»Versprich mir was.«

»Was?«, fragt Maris träge.

»Dass du wirklich zurückkommst.«

»Warum sollte ich nicht?«

»Keine Ahnung.« Weil es in New York garantiert interessantere Frauen als mich gibt? Welche, die ebenso begierig auf die Welt sind wie Maris? Die nicht getrieben vom Ehrgeiz sind wie ich? Die sich Opernbesuche und schöne Kleider leisten können? Keinen dieser Sätze spreche ich aus.

»Johanna Stein.« Maris klingt fast feierlich. »Ich liebe dich schon länger als du mich.«

Das ist nicht möglich, denke ich. Weil ich Maris, so seltsam das klingen mag, schon geliebt habe, bevor ich ihn traf.

»Und«, fährt er fort, »ich werde damit nicht aufhören, bis die Zeit endet. Vielleicht solltest du mir lieber versprechen, dass du wirklich noch da bist, wenn ich wiederkomme.«

»Du weißt, dass ich das sein werde.«

»Ich möchte es jedenfalls glauben.«

»Was soll das denn heißen?« Um nicht doch noch loszuheulen, stütze ich mich empört hoch.

Unter halb geschlossenen Lidern betrachtet er mich. »Nichts. Aber es könnte doch sein, dass du jemand anderen findest, während ich weg bin. Zehn Monate sind eine lange Zeit.«

»Hör auf. Natürlich warte ich auf dich. Immer, ganz egal, wie lange es dauert, bis du da draußen genug gesehen hast.«

Sein warmes Lächeln kehrt zurück. »Du könntest mich auch aus New York abholen, und wir machen noch eine USA-Rundreise mit dem Wohnmobil.«

»Das wäre schön«, sage ich, obwohl wir beide wissen, dass ich dafür kein Geld habe und meine Semesterferien für Praktika verplant sind. New York und ich, als könnte das jemals zusammenpassen.

Das helle Lachen mehrerer Frauen schwirrt von irgendwo durch den Abend.

»Was auch immer geschieht«, sagt Maris. »Nächstes Jahr zur Sommersonnenwende sitzen wir beide wieder unter diesem Baum. Wir könnten eine Tradition draus machen.«

»Ich will dich nicht bloß zur Sommersonnenwende treffen! Ich will immer mit dir zusammen sein, bis wir alt und grau sind.«

»In der Villa da drüben, ich weiß.« Er lächelt, und es sieht ein bisschen traurig aus. Aber vielleicht denke ich das nur, weil die feuchte Sommerabendluft, die jetzt vom Fluss hochzieht, mich sentimental macht. Oder der Alkohol. Maris streicht mir mit dem Zeigefinger an der Wange entlang. »Bloß brauche ich keinen Prunkbau, um mit dir glücklich zu sein.«

»Wäre halt schön«, sage ich.

»Das wäre es. Aber auch wenn nicht, kannst du jedes Jahr zur Sommersonnenwende mit mir Sekt trinken. Und auch an allen anderen Tagen, wenn du willst.«

»Champagner«, gebe ich zurück. »Irgendwann trinken wir Champagner.« Ich bin sicher, die Leute in der Villa tun das.

Als die Flasche leer ist und der Himmel sich violett verfärbt, habe ich eine Idee. »Warte hier.« Beim Aufstehen stütze ich mich auf Maris’ Schulter und gehe ein winziges bisschen unsicher zu meinem Rucksack, wo ich nach Papier und Stift grabe. »Ganz einfach. Wir schließen einen Pakt.«

Fragend betrachtet Maris den Collegeblock, den ich ihm beschwingt präsentiere. Es ist ihm deutlich anzusehen, was er über meinen plötzlichen Enthusiasmus denkt, doch er macht mit, nachdem ich ihm erklärt habe, was ich vorhabe. Das Licht reicht gerade noch zum Schreiben.

Ein paar Minuten später haben wir zwei Zettel beschrieben. Auf meinem steht mit Tinte:

 

Ich, Johanna Stein, gelobe hiermit feierlich, dass ich mich am 21.  Juni jeden Jahres an ebendieser Stelle im Park mit Maris treffen werde, was auch immer geschieht.

 

Auf Maris’ Papier steht dasselbe mit vertauschten Namen. Den heimlichen Wunsch, den jeder von uns hinzufügt, bevor wir unsere Briefe zu Schiffchen falten, verraten wir einander nicht. Natürlich nicht. Das ist der Sinn eines heimlichen Wunschs.

Als wir Hand in Hand erneut auf den breiten Robinienast hinausgehen wie auf einen Bootssteg, ist mir feierlich zumute. Am Ende verzweigt er sich zu einer Astgabel, dessen einer Ast ins Wasser führt, während der andere nach oben ragt. Maris geht ganz bis dorthin und schwingt sich um den senkrechten Ast, ich gehe vor der Astgabel in die Knie. Wir umfassen beide dieselbe Stelle, während wir die Schiffchen ins Wasser setzen, unsere Finger ineinander verflochten. Ich möchte, dass mein Wunsch bis auf die Nordsee hinausschwimmt, mindestens, denn es ist ein ziemlich großer Wunsch.

Die Entenfamilie von vorhin zieht wieder vorbei. Ihr Kielwasser bringt mein Wunschschiff zum Kentern, aber es treibt unverdrossen weiter.

Es gibt magische Momente, Knotenpunkte in der Zeit, und ich glaube, dieser ist so einer. Maris’ und mein Leben, die trudeln, aneinanderstoßen, sich entfernen und wieder annähern. Immer nebeneinander, selbst in Schieflage noch. Wir setzen uns wieder auf den Ast und sehen ihnen nach, bis die Dämmerung sie schluckt.

2. Kapitel

Juni 2023

Ich glaube nicht an Zufälle.

Ich glaube an Entscheidungen. Es waren Entscheidungen, die mich hergebracht haben, tausend Entscheidungen an tausend Weggabelungen. An diesem Morgen verfluche ich jede davon.

»Mama, wir sollen den Zettel für die Klassenfahrt mitbringen. Weißt du, wo draufsteht, dass ich ohne Lehrer zum Laden gehen darf.«

»Frag Papa, Henri, ich kann gerade nicht.« Ich hocke nämlich in der Eingangsdiele und bin damit beschäftigt, zackig Fionas Turnsachen aus dem Beutel zu klauben, in dem sie letzte Woche nach dem Kindergarten verschwunden sind – gemeinsam mit einem geöffneten Joghurtbecher. Fiona hat geschworen, ihn hingestellt zu haben, damit er nicht ausläuft. Manchmal handeln Sechsjährige nicht besonders durchdacht.

»Papa sagt, ich soll dich fragen.«

Ich sehe auf. An meinen Fingern klebt etwas Krümeliges, der süße Geruch verrät die Vergangenheit als Erdbeerjoghurt. Grandios. In einer Stunde halte ich die Gastvorlesung an der Uni. »Henri, bitte.« Ruhig bleiben. »Frag Papa, und komm das nächste Mal rechtzeitig mit so was.«

»Aber Papa hat doch gesagt –«

»Simon!«, rufe ich ins Haus und bemühe mich vergeblich, dabei nicht gereizt zu klingen.

»Papa ist in der Garage. Er repariert mein Fahrrad«, informiert Fiona mich hilfsbereit, bevor sie fröhlich die Treppe nach oben hüpft.

Ich schließe die Augen und zähle bis zehn. Ich kann kaum wütend auf Simon sein, weil er sich um das Rad unserer Tochter kümmert. Aber ich bin verflucht noch mal wütend. Er hätte das gestern Abend tun können. Oder letzte Woche. Warum muss es ausgerechnet jetzt sein? Memo an mich selbst: Radreparaturen in Zukunft outsourcen. Turnbeutelreinigungen auch.

»Wo ist der Zettel, Henri? Komm, ich unterschreibe dir den schnell.« Weitere Notiz: nachsehen, ob Henris Kleidung mit Namensschildern versehen ist.

Mein Zwölfjähriger hält mir ein eselsohriges Stück Papier hin, das anscheinend die vergangene Woche sehr weit unten in seinem Schulrucksack verbracht hat. Ich unterschreibe es mit einem roten Filzstift, den ich aus der Vide-Poche auf der Kommode angle.

»Frau Schneider sagt, Rot ist nur für die Lehrerin.«

Achtundfünfzig Minuten noch bis zu meiner Vorlesung. Danach kommt ein Vertreter ins Büro, der uns einen neuen, innovativen Bodenbelag vorstellen möchte. Und dann … Mein Hirn giert darauf, mir den gesamten Tagesplan herunterzurattern. Manchmal will ich einfach nur schreien und vor allen Geistern, die ich rief, davonlaufen. »Ich denke, das geht schon so«, beruhige ich Henri. »Wenn es ein Problem gibt, soll Frau Schneider mich anrufen, okay?«

Kuss auf die Stirn, Umarmung, »Denk an den Fahrradhelm«, und Henri ist aus der Tür. Ich werfe den Turnbeutel mit allem, was drin ist, in den Hauswirtschaftsraum und spreche Valeska im Rennen eine Nachricht auf, dass sie sich darum bitte als Erstes kümmern soll, wenn sie zum Saubermachen kommt.

Anfangs fand ich den Gedanken schwer erträglich, auch privat noch andere Menschen für mich arbeiten zu lassen. »Wo ist das Problem?«, hat Simon damals gefragt und dabei sein Siegerlächeln auf mich losgelassen. »Sie sucht eine Anstellung, wir bieten sie. Win-win.« Inzwischen kann ich mir ein Leben ohne Valeska, die wie eine gute Fee das Haus in Ordnung hält, nicht mehr vorstellen. Fionas Zimmer zu putzen wird allerdings wieder einmal eine Herausforderung werden.

Anstatt sich anzuziehen, sitzt meine Tochter inmitten ihrer Schleich-Tiere auf dem Boden. Das Tinkerpferd in ihrer rechten Hand wiehert dem Rappen in der linken etwas auf Pferdisch zu.

Ich habe noch fünfzig Minuten, keine Ahnung, wo die letzten acht geblieben sind. Simon ist nicht in Sicht. Zeit verlieren, um Zeit zu gewinnen, habe ich mal in einem Elternratgeber gelesen. Es ging darum, dass alle in der Familie besser kooperieren, wenn man ihnen auf Augenhöhe begegnet, oder zumindest etwas in der Art. Vielleicht war es auch in einem Magazin bei meiner Friseurin. Jedenfalls muss ich ziemlich dringend Zeit gewinnen, also hocke ich mich zu Fio und strahle durch meine vibrierende Unruhe hindurch so viel Gelassenheit aus, wie ich nur kann. Auf Augenhöhe.

»Mama, Bläckjuti und Ostwind streiten sich gerade.« Die Pferde in ihren Händen wiehern erneut.

Ich versuche vergeblich, meine Aufmerksamkeit von dem bevorstehenden Vortrag ins Kinderzimmer zu zwingen, und prompt holt das schlechte Gewissen mich ein, das ich seit Jahren erfolglos abzuhängen versuche. »Vielleicht können die beiden sich auch wieder vertragen? Du musst dir jetzt nämlich deine Socken anziehen, damit Papa dich in den Kindergarten bringen kann.«

»Du sollst mich heute bringen!«

»Ich bringe dich morgen.« Meine Beherrschung hängt am seidenen Faden. Hätte mir früher jemand erzählt, dass das simple Anziehen von Socken ein Staatsakt sein kann, ich hätte ihn ausgelacht.

»Du sollst heute!«

Ich atme durch, dann stehe ich auf und gehe zur Tür. Eben setze ich an, erneut Simons Namen zu brüllen – sehr laut dieses Mal –, als sein zerstrubbelter blonder Schopf aus dem Treppenloch auftaucht.

Im Gehen reibt er sich die Finger mit einem Gästehandtuch trocken. Ich zeige stumm auf den Ölfleck auf seinem weißen T-Shirt. Er grinst und wirft mir mit einer Geste, die ein Stripper nicht besser hinbekommen hätte, das Handtuch zu, bevor er sich das T-Shirt über den Kopf zieht. Dafür, dass Simon nächstes Jahr vierzig wird, hält sich sein Bauchansatz im Rahmen.

Aber ich habe wenig Muße, das zu würdigen. Mit einem Kopfnicken deute ich auf Fionas Zimmer. »Übernimmst du sie? Ich muss dringend sehen, dass ich fertig werde.«

»Kein Problem. Viel Erfolg bei deinem Vortrag.«

»Dir viel Erfolg in Prag. Guten Flug.«

»Wird schon werden.« Er haucht mir einen flüchtigen Kuss irgendwo in Richtung Mundwinkel, als ich an ihm vorbei ins Schlafzimmer gehe. Während ich mir die Wimpern tusche, höre ich: »Euer Gefährt ist wieder einsatztauglich, Königliche Hoheit.«

Ich verdrehe die Augen. Simon behauptet, es sei bloß ein Spiel, und Fiona wäre auch seine Prinzessin, hießen wir nicht zufällig König mit Nachnamen. Trotzdem geht es mir auf die Nerven. Ich will nicht, dass meine Kinder eingebildete Schnösel werden, die sich selbst für das Zentrum der Welt halten.

Als ich zum Verabschieden komme, ist Fiona zwar immer noch nicht angezogen, aber sie protestiert kaum, weil ich gehe. Simon wirkt inzwischen ein bisschen gehetzt, das kann ich nicht ändern. Der Vortrag ist mir wichtig, er ist für unser Büro wichtig. Und irgendwie wird Simon es schon schaffen, Fio rechtzeitig in den Kindergarten zu bringen. Sein Flug nach Prag geht erst um zehn.