Im Elsass bleibt kein Auge trocken - Stella d'Amour - E-Book

Im Elsass bleibt kein Auge trocken E-Book

Stella d'Amour

0,0

Beschreibung

Rena fühlte seine warmen Lippen auf ihrer Brust und erschauerte. Jetzt umkreiste die Zunge ihre Nippel, die sich aufrichteten. Sie spürte, wie seine Hand nach unten strich, ihren Leib hinab zwischen ihre Beine. Sie hob sich ihr entgegen, voll wilder Lust. Mikes Finger teilten das Dreieck und berührten ihr Inneres. Sie streichelten die seidige Feuchte, und Rena glaubte, vor Verlangen zu bersten. Endlich legte Mike sich über sie, und sie öffnete ihre Beine noch mehr. Seine braunen Augen blickten sie an, als er in sie eindrang. So war es immer. Er wollte sie sehen, während es in ihrem Schoß pochte und pulsierte, während er immer tiefer in sie glitt, Da schob sich plötzlich einen Schatten zwischen sie. Ein schemenhaftes Gesicht tauchte auf. Und der Liebesrausch zerplatzte. Mit einem Keuchen fuhr Rena hoch in ihrem Bett. Wieder hatte sie von Mike geträumt und den Sex erlebt, den sie beide so genossen hatten. Bis die andere kam. Florence hatte fast vergessen, wie schön es im Elsass war. Mit leuchtenden Augen sah die junge Frau mit den langen blonden Haaren auf die sanft geschwungenen Hügel und die endlos scheinenden Weinberge, die sich links und rechts der Straße hinzogen. Sie atmete tief durch, verlangsamte das Tempo und fuhr an den Straßenrand. Kurz entschlossen stieg sie aus ihrem kleinen gelben Flitzer und schaute hinunter auf das malerische Dorf zwischen den grünen Weinbergen. Hier war sie aufgewachsen! Hier hatte sie ihre Kindheit und Jugend verbracht, hier hatte sie Maurice getroffen! Fachwerkhäuser drängten sich um den alten Marktplatz mit dem Kopfsteinpflaster. In den Blumenkästen leuchteten die Geranien wie Feuer, silbern schimmerte der Fluss im Sonnenschein. In der Ferne drehte sich das Mühlrad neben der alten Mühle, und die junge Frau glaubte sogar, das Klappern des Rades zu hören. Florence legte die Hand über die Augen und beobachtete gespannt, wie gerade ein Storch mit weit ausgebreiteten Flügeln auf dem roten Ziegeldach eines Hauses landete. Das musste doch das Haus von Maurice sein, oder? Früher hatte immer ein Storch auf seinem Elternhaus neben dem Hotel genistet. Zusammen hatten sie zugeschaut, wie die jungen Störche ihre ersten Flugübungen machten. Dann war ihnen langweilig geworden, und Maurice hatte sie an der Hand genommen. Im Gleichschritt waren sie Richtung Wald gegangen, hatten sich verstohlen nach allen Seiten umgeschaut, bevor sie in das dunkle Grün der hohen Tannen eingetaucht waren. Irgendwann waren sie stehen geblieben. Florence glaubte noch jetzt, den weichen Waldboden unter ihren Füßen zu spüren. Zwischen den nach Harz duftenden

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 138

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Traumwelt – 4–

Im Elsass bleibt kein Auge trocken

Stella d'Amour

Florence hatte fast vergessen, wie schön es im Elsass war.

Mit leuchtenden Augen sah die junge Frau mit den langen blonden Haaren auf die sanft geschwungenen Hügel und die endlos scheinenden Weinberge, die sich links und rechts der Straße hinzogen. Sie atmete tief durch, verlangsamte das Tempo und fuhr an den Straßenrand. Kurz entschlossen stieg sie aus ihrem kleinen gelben Flitzer und schaute hinunter auf das malerische Dorf zwischen den grünen Weinbergen. Hier war sie aufgewachsen! Hier hatte sie ihre Kindheit und Jugend verbracht, hier hatte sie Maurice getroffen!

Fachwerkhäuser drängten sich um den alten Marktplatz mit dem Kopfsteinpflaster. In den Blumenkästen leuchteten die Geranien wie Feuer, silbern schimmerte der Fluss im Sonnenschein. In der Ferne drehte sich das Mühlrad neben der alten Mühle, und die junge Frau glaubte sogar, das Klappern des Rades zu hören.

Florence legte die Hand über die Augen und beobachtete gespannt, wie gerade ein Storch mit weit ausgebreiteten Flügeln auf dem roten Ziegeldach eines Hauses landete. Das musste doch das Haus von Maurice sein, oder?

Früher hatte immer ein Storch auf seinem Elternhaus neben dem Hotel genistet. Zusammen hatten sie zugeschaut, wie die jungen Störche ihre ersten Flugübungen machten. Dann war ihnen langweilig geworden, und Maurice hatte sie an der Hand genommen. Im Gleichschritt waren sie Richtung Wald gegangen, hatten sich verstohlen nach allen Seiten umgeschaut, bevor sie in das dunkle Grün der hohen Tannen eingetaucht waren. Irgendwann waren sie stehen geblieben. Florence glaubte noch jetzt, den weichen Waldboden unter ihren Füßen zu spüren. Zwischen den nach Harz duftenden Bäumen hatte Maurice sie geküsst. Sie wusste noch ganz genau, wie es sich angefühlt hatte, als sich sein erhitzter Körper an sie presste, mit Schaudern erinnerte sie sich, wie sie zum ersten Male seine Härte in den dunklen Jeans gespürt hatte. Mit beiden Händen hatte er ihren Nacken umfasst, bevor er sie langsam und leidenschaftlich küsste. Noch nie hatte sie eine so heiße Zunge gekostet! Sie hatte am ganzen Körper gezittert vor Verlangen und Erwartung. Dunkel und rau hatte seine Stimme geklungen, als er ihren Namen murmelte, tief mit der Zunge in ihren Mund hineinglitt und mit der rechten Hand ihre Brust umfasste. Die Hitze schoss in ihren Körper wie eine hohe Welle, die alles mit sich riss, was sich an Bedenken und Furcht in den Weg stellte. Wenn uns hier jemand sieht, war einer dieser Gedanken, der ihr durch den Kopf schoss. Aber er verblasste, und sie hatte geglaubt, das Bewusstsein zu verlieren, als sie merkte, wie Maurice eine Hand zwischen ihre Schenkel schob, energisch ihren Slip zur Seite raffte und mit seinen kräftigen Fingern in die feuchte Hitze hineinglitt. Laut stöhnend hatte sie sich ihm entgegengepresst und nach seiner Härte gesucht. Mit einer Hand hatte er den Gürtel seiner Jeans geöffnet, und sie hatte ihre zitternde Mädchenhand in seinen Slip gleiten lassen.

Sie hörte, wie er laut aufstöhnte, als sie ihn berührte. Sein Atem ging keuchend. »Du … fühlst … dich wunderbar an«, stieß er aus. Mit wildem Entzücken hatte sie die raue Haut an ihrem Gesicht gespürt, seine Zunge, die immer hungriger und leidenschaftlicher die ihre umspielte. Und seine Finger, die mit sanftem, aber forderndem Druck das Zentrum ihrer Lust reizten und sie dazu brachten, hohe, spitze Lustschreie auszustoßen.

Und dann hatte plötzlich die Sirene im Dorf geheult, und sie waren auseinandergestoben wie zwei Diebe, die bei ihrem verbotenen Tun überrascht worden waren. Auf einen Schlag war der verführerische Zauber ihrer ersten intimen Begegnung mit Maurice gebrochen. Verschämt hatte sie ihn angeblickt. Er hatte unsicher fragend zurückgeblickt. Was nun?

Hand in Hand waren sie zurückgegangen und hatten zugesehen, wie das rote Feuerwehrauto in rasender Fahrt durch das Dorf gebraust war. Nie hatte sie das Feuer der Leidenschaft vergessen, das in ihr gebrannt hatte, als sie sich an jenem Sommerabend in der dunklen Kühle des Waldes geküsst und berührt hatten. Nie! Auch dann nicht, als es vorbei war und sie geschworen hatte, sich nie wieder von ihm küssen und berühren zu lassen. Mit schwarzer Tinte hatte sie die Sätze in ihr Tagebuch eingetragen – damals, als es vorbei war und sie das Dorf verlassen hatte. Lass dich nie wieder von ihm küssen! Lass dich nie wieder von ihm berühren! Nie, nie, nie!

Florence ging zu ihrem Auto zurück und ließ den Motor an. Das alles war längst vorbei. Sie wusste nicht, ob Maurice noch im Dorf lebte. Sie hatte nie danach gefragt. Er war ja nicht mehr wichtig!

Sie drückte auf das Gaspedal und fuhr in raschem Tempo ins Dorf hinein.

*

Schon von Weitem hörte Florence die Musik, die aus den geöffneten Fenstern des Rathauses drang. Die junge Frau lief etwas schneller, raffte den langen, durchsichtigen Rock zusammen und eilte die Treppen zum Rathaus hinauf. Zum Glück stand die schwere Eichentür offen. Sie huschte in den Festsaal. Hier standen die Leute dicht gedrängt, den Blick auf die Bühne gerichtet, wo drei attraktive junge Frauen standen. Ein älterer Herr in einem knapp sitzenden schwarzen Anzug nahm das Mikrofon zur Hand und deutete auf die Frauen, die mit einem strahlenden Lächeln ins Publikum blickten. Alle drei trugen elegante Kleider und waren perfekt geschminkt und frisiert. Florence stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Sie hob die Hand und winkte Cecile zu. Doch ihre ehemalige Schulkameradin sah sie nicht. Sie war die größte der drei Frauen und sah fantastisch aus. Ihr kastanienbraunes Haar umrahmte ihr schmales, gebräuntes Gesicht, ihre braunen Augen funkelten mit den Glitzerohrringen um die Wette. Das dunkelblaue Kleid mit dem weiten, schwingenden Rock passte wie angegossen. Florence drückte beide Daumen, so fest sie konnte. Noch einmal hob sie Hand, doch Cecile richtete den Blick auf den älteren Herrn, der jetzt das Wort ergriff.

»Ich danke unseren drei Finalistinnen ganz herzlich. Sie haben sich alle zusammen wacker geschlagen, und jede Einzelne hätte es verdient, Weinkönigin zu werden.« Tosender Beifall ertönte, einige Zuschauer pfiffen und johlten.

»Die Krone kann jedoch nur eine von euch bekommen, und in diesem Jahr ist dies …« Der Mann hielt inne und blickte ins Publikum, das ihn gebannt ansah. »In diesem Jahr geht die Krone an … Cecile Riceur.« Wieder brandete Beifall auf, die Leute klatschten rhythmisch. Florence hüpfte auf der Stelle und jubelte mit. »Bravo, Cecile. Du hast es geschafft! Bravo!«

Monsieur Hulotte, so hieß der ältere Herr in dem eng sitzenden schwarzen Anzug, ging auf Cecile zu und reichte ihr die Hand. »Herzlichen Glückwunsch«, rief er mit lauter Bassstimme und drückte ihr auf jede Wange einen Kuss. Auch die beiden anderen Finalistinnen kamen auf Cecile zu, umarmten und beglückwünschten sie.

Überglücklich winkte Cecile in die Zuschauermenge. »Merci, merci, danke euch allen! Ich werde unser Dorf würdig vertreten, das verspreche ich euch!«

»Sie ist einfach toll«, sagte Florence zu ihrer Nachbarin.

»Ja, sie ist die beste Weinkönigin, die wir haben können«, erwiderte die rundliche Frau mit den roten Wangen und fing wieder an zu klatschen. Florence hielt die Hände vors Gesicht. Vor Rührung hätte sie fast geweint.

»Ich hätte dich gewählt!«, ertönte plötzlich eine tiefe, dunkle Stimme hinter ihr.

»Wie bitte?« Florence fuhr herum und blickte in ein strahlendes Gesicht mit blauen Augen. Einen Augenblick lang war sie sprachlos. Auch wenn sie damit gerechnet hatte, Maurice zu treffen, war es doch so, als hätte der Blitz ohne jede Vorwarnung direkt neben ihr eingeschlagen. Bleib ganz ruhig, sagte sie sich und atmete tief durch.

»Hallo, Maurice!«, sagte sie und bemühte sich um einen coolen Gesichtsausdruck. Sie musterte den hochgewachsenen, breitschultrigen Mann so gelangweilt wie möglich. Das war gar nicht so einfach, denn er sah immer noch umwerfend aus. Das kurzärmelige Hemd passte genau zu dem Saphirblau seiner Augen. Das dunkelblonde Haar war perfekt geschnitten und betonte die männliche Linien in dem schmalen Gesicht. Sein Mund mit den vollen Lippen verzog sich zu einem hinreißenden Lächeln. Sie merkte, wie ihre Knie weich wurden.

»Super! Du erkennst mich noch. Das freut mich.« Er beugte sich zu ihr, umfasste ihre Taille und küsste sie auf beide Wangen. Dabei streiften seine Lippen ihren Mund.

Florence merkte, wie ihr ein Schauer über den Rücken rieselte und schloss kurz die Augen. Lass dich nie wieder von ihm küssen, schoss es ihr durch den Kopf. Nicht so leidenschaftlich wie damals – das hier war ja nur ein harmloser Begrüßungskuss.

»Maurice! Was machst du hier?« Sie bemühte sich um einen leichten Plauderton, versuchte krampfhaft, das strahlende Lächeln und den interessierten Blick aus seinen blauen Augen zu ignorieren.

»Ich nehme an, dasselbe wie du. Ich habe mir die Wahl zur Weinkönigin angesehen. Wenn man hier geboren ist und hier lebt, gehört das doch dazu!«

»Ja, klar. Es war super spannend. Toll, dass Cecile gewonnen hat. Sie wird die Stadt würdig vertreten. Sie weiß alles über Wein. Außerdem sieht sie toll aus!«, sprudelte es aus Florence heraus. Nur keine Pause entstehen lassen! Und vor allem diesen unverschämten Blick ignorieren!

»Das finde ich auch. Seid ihr immer noch befreundet?«, fragte Maurice. Er schien zu bemerken, dass sie nervös war, und ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Er öffnete den Mund und ließ seine Zungenspitze über die Unterlippe gleiten.

Fasziniert starrte Florence auf die sinnlichen Lippen und die Zungenspitze, die im Mund verschwand und kurz darauf wieder auftauchte.

»Wie bitte? Was hast du gesagt?« Sie nahm das Programm aus der Handtasche und fächelte sich Luft zu.

»Ich wollte wissen, ob ihr noch Kontakt habt.«

»Ja, schon, aber wir sehen uns nicht so oft.«

»Aha.«

Blitzschnell beugte Maurice sich zu ihr. »Für mich bist und bleibst du die Nummer eins!«, raunte er an ihrem Ohr.

Florence spürte, wie ein Schauer über ihren Rücken lief.

Sie wich zurück und zupfte nervös an dem schmalen Träger ihres dunkelroten Oberteils.

»Was soll das heißen?«, fragte sie so kühl wie möglich. »Was für ein Unsinn! Ich habe doch gar nicht kandidiert«. Hilfesuchend sah sie sich um. Sie musste das Gespräch so schnell wie möglich beenden!

»Das weiß ich doch«, entgegnete Maurice und fasste sie am Arm. »Du bist und bleibst meine Nummer eins.«

»Pech für dich«, erwiderte Florence. »Ich bin vergeben!«

»Im Ernst?«, fragte Maurice und starrte sie an.

»Ja.«

Florence befreite sich aus seinem Griff. »Und jetzt muss ich gehen.«

»Wartet er auf dich? Warum ist er nicht hier?«, fragte Maurice und versuchte wieder, sie am Arm zu fassen.

»Er … er hat keine Zeit«, erwiderte Florence und biss sich auf die Lippen.

»Keine Zeit für dich? Keine Zeit, mir dir auf das Fest zu gehen? Was ist das für ein Schwachkopf?«

»Bitte keine Beleidigungen«, entgegnete Florence und blickte sich wieder Hilfe suchend um.

»Entschuldigung. Kommt nicht wieder vor«, sagte Maurice. »Er ist nicht da. Dann lass dich von mir einladen. Wir feiern unser Wiedersehen«, schlug er vor.

»Da gibt es nichts zu feiern«, erwiderte Florence, während ihr das Herz bis zum Halse schlug.

»Das sehe ich ganz anders. Hast du Lust auf ein Stück Winzertorte?«

»Winzertorte? Jetzt?«

»Ja, ist doch dein Lieblingskuchen. Oder?«

»Nicht mehr. Ich hatte Cecile versprochen, auf sie zu warten.«

»Cecile ist beschäftigt. Sieh doch! Die Fotografen reißen sich um ein Foto.«

Florence blickte auf die Bühne, wo eine ganze Horde von Männern mit Kameras und Handys versuchten, ein Foto von Cecile zu machen.

»Komm, wir haben uns bestimmt einiges zu erzählen«, bat Maurice und griff nach ihrer Hand.

»Nein!«, erwiderte Florence entschieden und machte sich los. Sie lief die Treppe hinunter und überquerte den Marktplatz. In eine der Gassen hatte sie ihr Fahrrad abgestellt. Sie blickte sich noch einmal um. Maurice folgte ihr nicht.

*

»Wo habe ich nur das Fahrrad abgestellt?« Suchend drehte Florence sich um. Sie war sicher, dass sie das Rad an die Mauer neben dem Park gestellt hatte, doch sie konnte ihr Gefährt nirgendwo entdecken. Sie lief an der Mauer entlang. Es war dunkel, aber immer noch warm. Das Licht einer Straßenlaterne schien auf das Kopfsteinpflaster. Noch immer schallte Musik vom Rathausplatz herüber. In der Luft lag der würzige, berauschende Duft von Sommerblumen und Wein.

Florence eilte weiter. Das Fahrrad musste doch irgendwo stehen! Sie bog um die Ecke und erschrak. »Maurice!«

»Suchst du dein Fahrrad?«, fragte er mit verschmitzter Miene und deutete auf das Zweirad neben dem Eingangstor zum Park. »Ist es vielleicht das hier?«

»Ja, das ist es!«, erwiderte sie und wich zurück. Dabei stieß sie an die Parkmauer, die von der Hitze des Tages noch ganz warm war. Sie atmete heftig. Maurice stand nur wenige Zentimeter vor ihr, hinter sich fühlte sie die warmen Ziegelsteine. Sie hatte plötzlich das bittersüße Gefühl gefangen zu sein und musste sich eingestehen, dass es ein erregend schönes Gefühl war, Maurice nicht entkommen zu können. Breitbeinig stand er vor ihr und legte die Arme neben sie an die Mauer. Sie spürte seine männliche Kraft, legte die Hände auf die warme Mauer und atmete tief durch.

Er trat noch näher und strich ihr langsam und zärtlich eine lange blonde Strähne aus dem Gesicht.

»Florence. Ich bin so glücklich, dich wiederzusehen«, flüsterte er mit rauer Stimme.

Sie sah ihn an. Im schwachen Schein der Straßenlaterne glühten seine Augen wie Feuer. Sie waren jetzt tiefblau, beinahe schwarz. Sie erschauerte, als sie sich seiner Nähe und seines intensiven Blicks bewusst wurde. Das Beben begann an den Fußzehen, zog an ihren nackten Beinen nach oben, erfasste ihren Unterleib, umspielte ihre Brüste und richtete ihre Brustknospen auf. Maurice schien dieses leise Beben zu bemerken und legte behutsam seine Hände um ihre Taille. »Du zitterst ja«, sagte er leise. »Ist dir kalt?«

»Nein. Überhaupt nicht. Es ist nur …« Das Prickeln in ihren Brüsten verstärkte sich. Sie hielt die Luft an.

»Ja, was ist?«, raunte er mit kehliger Stimme und fuhr mit flatternden Lippen liebkosend über ihre Wange. Als er merkte, dass sie keinen Widerstand leistete, presste er sich an sie. Sie wollte zurückweichen, aber es ging nicht. Sie war seine Gefangene. Sie musste sich ihm ergeben. Sie schloss die Augen und atmete seinen Duft ein. Es war ein köstlicher, frischer Duft nach herbem Wein. Widerstandslos legte sie den Kopf in den Nacken und ließ es zu, dass seine Lippen über die empfindliche Haut an ihrem Hals wanderten. Sie beugte sich vor. Einen Augenblick zögerte sie, dann streifte sie mit den Lippen die warme Haut an seinem Hals. Es war ein wunderbares Gefühl. Die Bartstoppeln kitzelten ihre Lippen, brachten sie zum Prickeln. Das Blut in ihren Adern floss schneller, ihr wurde heiß, und sie drängte sich mit ihrem Unterkörper an ihn. Sie spürte, wie ihr Schoß feucht wurde, und stöhnte laut. Plötzlich war jeder Widerstand dahin, sie spürte, wie Maurice sich ihr entgegenpresste, hart und fordernd. Oh, es war ein süßes Gefühl, sich an ihm zu reiben, seine Härte zu spüren, während ihre Lippen sich suchten und fanden. Ihre Zungen verschlangen sich ineinander, ihre Hände vergruben sich in seinem Haar, seine Hände strichen fordernd und drängend über ihren Rücken. Sie gab den letzten Widerstand auf und gab sich dem süßen Schmelz des Augenblicks hin, genoss das Feuer, das ihren Körper entflammte. Sie ließ sich gehen, ließ es geschehen, dass ihre Zungen sich in wildem Spiel ineinander verknoteten, wieder lösten, um aufs Neue den anderen zu trinken und sich an ihm zu ergötzen. Ein wilder Rausch hatte Besitz von ihr ergriffen, die Begierde überwältigte sie.

»Oh, Entschuldigung!«, ertönte plötzlich eine tiefe Stimme. »Tut mir leid, wollte nicht stören.«

Florence erschrak. Ein Mann ging an ihnen vorbei, ganz dicht, fast hätte er Maurice gestreift, der sich erschrocken umsah. Er öffnete den Mund, schien etwas sagen zu wollen, aber der Mann entfernte sich mit schnellen Schritten. Sie sahen sich an und lauschten, hörten, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde.

»Ich …«, begann Florence. Doch weiter kam sie nicht. Eine lärmende Gruppe junger Leute bog in die Gasse ein. Sie sangen und johlten, zogen an ihnen vorbei. »Hallo, Florence«, rief eine Stimme. »Lass dich nicht verführen!«

»Lass sie doch! In dieser Nacht ist alles erlaubt.« Die Leute lachten.

Florence starrte ihnen nach, dann trat sie einen Schritt nach vorn und strich sich ihren Rock gerade. »Ich muss jetzt gehen«, sagte sie rasch.

»Was ist mit der Winzertorte?«, fragte Maurice. »Das Lokal ist gleich um die Ecke.«

»Nein, danke«, sagte Florence. »Ich habe keinen Appetit auf Torte. Es tut mir leid. Das hätte nicht passieren dürfen.«

»Warum nicht? Es war wunderschön, dich zu küssen«, sagte Maurice. »Dich zu spüren. Es war wie damals.«

»Damals ist nicht heute. Das hier war ein Ausrutscher. Ich hoffe, das ist dir klar.« Sie versuchte, ihrer Stimme einen sachlichen Klang zu geben. Es gelang ihr nicht. »Gute Nacht, Maurice. Es ist schon spät.«

»Darf ich dich nach Hause begleiten?«, fragte er.

»Nein!«

»Sehen wir uns wieder?«, fragte Maurice.