Treibst du das Spiel zu weit, Prinzessin? - Liselotte Immenhof - E-Book

Treibst du das Spiel zu weit, Prinzessin? E-Book

Liselotte Immenhof

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Seit dem Wochenende herrschte auf Burg Wasgenstein eine fröhliche, gelöste Atmosphäre, die auf alle Schüler des international bekannten Internats übergriff. Die schweren Abschlußexamia der Abiturklassen waren beendet, die Anspannung der letzten Woche hatte nachgelassen, und sowohl Lehrer und Erzieher als auch die Schüler waren sichtlich erleichtert. Auch Prinzessin Anja von Callenberg fühlte sich wie neu geboren, nachdem sie die Prüfungen mit all ihren Aufregungen hinter sich gebracht hatte. Leichtfüßig eilte sie durch den ausgedehnten Park, der die ehemalige Ritterburg umgab. Plötzlich stutzte sie und blieb verwirrt stehen, während tiefe Röte in ihre Wangen stieg. Der junge Mann, der an einem Baumstamm gelehnt dastand, nachdenklich in die Ferne schaute und hin und wieder an einem Kugelschreiber kaute, hatte Anjas näher kommende Schritte gehört, drehte sich rasch um. Anja hatte ihn bereits erkannt, ehe er ihr das Gesicht zuwandte. Heiße Freude durchpulste sie, wie immer, wenn sie auf so unerwartete Weise mit Oliver von Berenried zusammentraf. Auch über das braungebrannte Gesicht des zwanzigjährigen Prinzen lief ein frohes Lächeln, als er auf Anja zukam. Er war groß und kräftig gebaut und überragte die zierliche Prinzessin um mehr als einen Kopf. »Anja!« sagte er leise und war plötzlich genauso verlegen wie sie. Hastig versteckte er ein Blatt Papier mit beiden Händen hinter dem Rücken. »Was hast du da?« fragte Anja so burschikos wie möglich, um sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Lebhaft trat sie neben ihn und zog seine Rechte hinter dem Rücken hervor. Oliver schob eilig das Stück Papier in die Hosentasche und kaute an seiner Unterlippe. »Du hast mich überrascht, Anja!« bemerkte er. »Ich hatte eben noch an dich gedacht, und plötzlich standest du vor mir.«

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Fürstenkrone – 146–

Treibst du das Spiel zu weit, Prinzessin?

Als Anja aus ihrer Ehe ausbrechen wollte ...

Liselotte Immenhof

Seit dem Wochenende herrschte auf Burg Wasgenstein eine fröhliche, gelöste Atmosphäre, die auf alle Schüler des international bekannten Internats übergriff.

Die schweren Abschlußexamia der Abiturklassen waren beendet, die Anspannung der letzten Woche hatte nachgelassen, und sowohl Lehrer und Erzieher als auch die Schüler waren sichtlich erleichtert.

Auch Prinzessin Anja von Callenberg fühlte sich wie neu geboren, nachdem sie die Prüfungen mit all ihren Aufregungen hinter sich gebracht hatte.

Leichtfüßig eilte sie durch den ausgedehnten Park, der die ehemalige Ritterburg umgab.

Plötzlich stutzte sie und blieb verwirrt stehen, während tiefe Röte in ihre Wangen stieg.

Der junge Mann, der an einem Baumstamm gelehnt dastand, nachdenklich in die Ferne schaute und hin und wieder an einem Kugelschreiber kaute, hatte Anjas näher kommende Schritte gehört, drehte sich rasch um.

Anja hatte ihn bereits erkannt, ehe er ihr das Gesicht zuwandte. Heiße Freude durchpulste sie, wie immer, wenn sie auf so unerwartete Weise mit Oliver von Berenried zusammentraf.

Auch über das braungebrannte Gesicht des zwanzigjährigen Prinzen lief ein frohes Lächeln, als er auf Anja zukam. Er war groß und kräftig gebaut und überragte die zierliche Prinzessin um mehr als einen Kopf.

»Anja!« sagte er leise und war plötzlich genauso verlegen wie sie. Hastig versteckte er ein Blatt Papier mit beiden Händen hinter dem Rücken.

»Was hast du da?« fragte Anja so burschikos wie möglich, um sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Lebhaft trat sie neben ihn und zog seine Rechte hinter dem Rücken hervor.

Oliver schob eilig das Stück Papier in die Hosentasche und kaute an seiner Unterlippe.

»Du hast mich überrascht, Anja!« bemerkte er. »Ich hatte eben noch an dich gedacht, und plötzlich standest du vor mir.«

Sie lächelte und ein zärtlicher Ausdruck kam in ihr Gesicht, wie er ihn nur selten bei ihr gesehen hatte.

»Habe ich dich erschreckt?«

»Ja... das heißt, nein...« Er fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch das dunkelblonde Haar. »Ich freue mich!« setzte er dann ein wenig unbeholfen hinzu und ergriff zögernd Anjas Hände.

»Hast du wirklich an mich gedacht?« fragte sie leise und zögernd.

Er nickte eifrig. »Ja!« bekräftigte er. »Ich wollte dir sogar schreiben. Aber ich fand nicht die richtigen Worte, und darum bin ich froh, daß du gekommen bist.«

Er ließ ihre Hände los. Verwirrt wich er ihrem Blick aus.

»Was wolltest du mir schreiben?«

Anja betrachtete mit einer Empfindung heißer Zärtlichkeit sein frisches, jungenhaftes Gesicht, das ihr nun schon so vertraut war.

»Das – das ist nicht so leicht zu sagen...« stotterte er.

»Versuch’s!« drängte Anja behutsam und legte sekundenlang eine Hand auf seinen Arm.

In einem plötzlichen Entschluß zog er den zusammengeknitterten Briefbogen aus der Tasche.

»Da – lies!« sagte er heiser und wandte sich schnell ab.

Ihre Hände zitterten vor Aufregung, als sie den Bogen glättete.

»Anja – meine liebe kleine Anja«, las sie mit halblauter Stimme, »das ist der erste Brief, den ich an Dich schreibe, und Du darfst mir nicht böse sein, wenn mir nicht gleich die richtigen Worte einfallen, um Dir all das zu sagen, was ich Dir gern sagen möchte...«

So lautete der Anfang des Briefes. Weiter war Oliver von Berenried nicht gekommen.

Anja ließ den Bogen sinken und sah Oliver an.

»Was wolltest du mir sagen, Oliver?« fragte sie.

Der sehnsüchtige Blick ihrer blaugrünen Augen verwirrte ihn. Mühsam suchte er nach Worten.

»Wir... wir kennen uns jetzt seit sechs Jahren, Anja«, begann er mit belegter Stimme und wich immer wieder ihrem Blick aus. »Seit sechs Jahren drücken wir auf dem gleichen Internat die Schulbank. Wir haben gemeinsam den Tanzkursus absolviert, sind zusammen schwimmen gegangen und haben manches Tennismatch miteinander gespielt...« Er brach ab und wurde rot, was ihn sehr ärgerte. »Wir sind gute Freunde geworden!« setzte er mit jungenhafter Burschikosität hinzu. »Richtige gute Freunde...«

Anja senkte den Kopf.

»Und nun werden wir in vier Wochen auseinandergehen«, murmelte sie. Das glückliche Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie fühlte sich plötzlich so traurig wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

Mit einer heftigen Bewegung faßte er sie bei den Schultern.

»Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir uns trennen müssen, Anja!« flüsterte er heiser. »Und ich will es mir auch nicht vorstellen!«

Abrupt ließ er sie los, so daß sie ein wenig schwankte.

Sie zwang sich zu einem kläglichen Lächeln.

»Vielleicht sind wir ja beide durchs Abi gefallen und müssen noch ein Jahr auf dem Internat bleiben!« meinte sie scherzhaft.

»Unsinn!« Seine Miene blieb finster. »Du weißt genau, daß dieses Jahr keiner von den Abiturienten hängengeblieben ist! Wir sind alle durchgekommen, und in vier Wochen müssen wir unsere Koffer packen!«

Es klang beinahe wütend, und sein Gesicht wirkte verschlossen und düster; er sah in diesem Moment älter aus, als er war.

»Jahrelang haben wir den Tag herbeigesehnt, an dem wir das Internat verlassen und endlich so leben können, wie wir wollen!« murmelte sie. »Und nun...« Sie brach erschrocken ab.

Hatte sie ihm schon zuviel von ihren Gefühlen verraten? Verwirrt sah sie ihn an.

Seine Augen waren dunkel geworden. Er musterte sie forschend mit brennendem Blick.

»Fällt es dir auch so schwer fortzugehen, Anja?« fragte er. »Ich meine, nicht wegen der Schule, sondern... sondern wegen uns beiden.«

Sie machte eine hilflose Handbewegung.

»Bisher war unsere Freundschaft etwas so Selbstverständliches, daß ich nie darüber nachgedacht habe, wie es weitergehen soll.«

»Aber ich habe darüber nachgedacht!« entgegnete er und richtete sich mit kühner Entschlossenheit auf. »Ich will dich nicht verlieren, Anja! Du gehörst zu meinem Leben, seit langer Zeit schon, nicht nur als guter Freund – nein, es ist mehr, Anja, viel mehr!«

Sie hob bestürzt beide Hände, als wollte sie ihn daran hindern weiterzusprechen. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie ihn an, während sie sich in einen Strudel verwirrender und widerstreitender Empfindungen hineingerissen sah.

»Hör auf, Oliver!« stammelte sie. »Ich darf dir nicht länger zuhören.«

Sie entfernte sich einige Schritte von ihm und wünschte doch sehnlichst, daß er ihr nachkäme.

»Warum nicht, Anja?« fragte er heiser.« Wovor hast du Angst?«

Langsam drehte sie sich zu ihm um.

»Schreib den Brief zu Ende, Oliver, bitte!« bat sie leise und reichte ihm das Blatt Papier. »Das ist einfacher – für dich und auch für mich.«

Betroffen sah er sie an, während er mechanisch den Briefbogen ergriff und einsteckte.

»Du hast Angst!« behauptete er schroff. »Und ich kann keine Briefe schreiben.«

»Versuch’s!« entgegnete Anja leise. Ihr Lächeln war voller Zärtlichkeit und brachte ihn wieder in Verwirrung. »Versuch’s! Bitte, Oliver! Ich warte auf deinen Brief.«

Sie trat langsam zurück und entfernte sich mit zögernden Schritten, während sie ihn immer noch ansah.

Dann wandte sie sich hastig ab und ging eilig davon.

*

Ein ganzes Jahr lang waren die zahlreichen großen Fenster des Rittersaales auf Burg Wasgenstein dunkel geblieben, doch nun erstrahlten sie in hellem Licht aller Kronleuchter und Wandlampen.

Es war ein bedeutender Tag. Man feierte den Abschlußball der Abiturienten, die in wenigen Tagen die Burg verlassen würden, um nach Hause zurückzukehren.

Prinzessin Anja von Callenberg war eine begehrte Tänzerin.

Oliver von Berenried beobachtete sie schon eine Weile, ohne selbst zu tanzen. Es machte ihm keinen Spaß, die anderen Mädchen aufzufordern. Er wollte einzig und allein mit Anja tanzen.

Ein wenig erhitzt und atemlos stand sie plötzlich vor ihm.

»Du scheinst dich nicht zu amüsieren!« sagte sie, und in ihren Augen blitzte es übermütig. »Du machst ein so finsteres Gesicht!«

Er fuhr sich über das Haar und lachte verlegen.

»Ist das ein Wunder, wenn es mir nicht gelingt, dich als Tanzpartnerin zu bekommen?«

Sie hielt den Kopf schräg und hob ein wenig die Arme.

»Wollen wir tanzen?« fragte sie mit weicher, zärtlicher Stimme.

Er nickte. »Der erste Tanz mit dir an diesem Abend, Anja!« murmelte er heiser.

Behutsam nahm er sie in die Arme, und während des Tanzes verlor sich seine Unsicherheit zusehends.

»Es ist schön, mit dir zu tanzen!« flüsterte Anja und schloß für einen kurzen Moment die Augen.

Er drückte rasch ihre Hand.

»Ich bin sehr glücklich, Anja«, sagte er und sah ihr mit einem ernsten Blick in die Augen.

»Ich auch!« Sie schmiegte sich unmerklich enger an ihn, so daß sie den Schlag seines Herzens spürte.

»Jetzt gebe ich dich nicht wieder her!« erklärte Oliver lächelnd. »Wir werden jeden Tanz miteinander tanzen!«

Sie errötete und schüttelte verlegen den Kopf.

»Das ist nach der Schulordnung nicht erlaubt, Oliver«, antwortete sie kleinlaut.

Er lachte und wirkte in diesem Moment sehr überlegen und männlich.

»Die Schulordnung interessiert mich nicht, und sie gilt auch nicht mehr für uns!«

Anja fühlte sich mit einem Mal beschützt und geborgen, und sie wünschte, daß diese wunderbare Empfindung ewig andauern möchte.

Sie tanzten, ohne aufzuhören, losgelöst von ihrer Umwelt, völlig hingegeben dem Rhythmus der Musik und ihrer Zweisamkeit.

»Ich habe auf deinen Brief gewartet«, bemerkte Anja leise und zögernd zu Oliver, als der Festball sich dem Ende zuneigte. »Du hattest mir versprochen zu schreiben!«

Das heitere Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, seine Züge wurden ernst.

»Komm«, sagte er heiser, »laß uns hinausgehen!«

Eine breite Freitreppe führte vom Rittersaal in den Garten, der mit bunten Lampions geschmückt war und in romantischer Beleuchtung erstrahlte.

Anja blieb unschlüssig auf dem breiten Terassenvorsprung der Freitreppe stehen.

»Komm!« sagte Oliver noch einmal drängend und ergriff ihre Hand. Er war bereits einige Stufen hinabgegangen und zog Anja zärtlich nach.

In diesem Augenblick überwand sie ihr zögerndes Widerstreben, sie schob alle ängstlichen Fragen und Zweifel beiseite und vergaß auch die Hemmungen, die ihr die Internatserziehung und die strengen Konventionen ihres Elternhauses auferlegt hatten.

Sie blickte in Olivers Gesicht.

Seine hellen, übermütigen Augen hatten das jungenhafte Lächeln verloren. Er war mit einem Mal nicht mehr der zwanzigjährige Internatsschüler, der seine gelegentliche Unsicherheit hinter Burschikosität verbarg, sondern er wirkte wie ein Mann, der genau wußte, was er wollte.

Voll Erstaunen und Verwirrung erkannte Anja die Verwandlung, die plötzlich mit ihm vorgegangen war.

»Oliver«, murmelte sie leise.

Zögernd hob er beide Hände und legte sie um ihr Gesicht.

»Anja – meine liebe kleine Anja!« flüsterte er, und dann küßte er sie voll scheuer Zärtlichkeit.

Sekundenlang war sie verwirrt und ratlos, bis eine Welle des Glücks sie überschwemmte.

Ihre Augen schimmerten in verheißungsvoller Freude, als sie ihn mit einem weichen Lächeln ansah und langsam die Arme um seinen Hals legte.

Oliver blickte ihr tief in die Augen.

»Wir werden heiraten, Anja«, sagte er mit ruhiger Selbstverständlichkeit. »Willst du meine Frau werden?«

Sie war bestürzt. »Heiraten?« wiederholte sie ungläubig und sah ihn fragend an.

»Ja!« Er nickte ernsthaft. »Haben wir nicht schon oft davon gesprochen?«

Sie lächelte voll zärtlicher Melancholie.

»Vor zwei Jahren hast du es zum erstenmal gesagt – weißt du noch? Wir saßen am Rande des Schwimmbeckens. Plötzlich hast du mich angesehen, hast mir sekundenlang die Hand auf die Schulter gelegt und mit einem übermütigen Lächeln gesagt: Ich heirate keine andere Frau als dich, Anja!«

»Damals hast du gelacht und mir keine Antwort gegeben. Warum nicht, Anja?« Voll brennender Spannung blickte er sie an.

»Ich hielt es für einen Scherz«, murmelte sie.

»Es war kein Scherz!« Er ergriff ihre Hände, und seine Stimme bekam einen beschwörenden Ausdruck, als er erregt fortfuhr: »Es war immer mein Wunsch, dich zu heiraten, Anja. Und es ist auch heute kein Scherz, wenn ich dich frage: Willst du meine Frau werden?«

Sie schloß verwirrt die Augen.

»Ich... weiß nicht, was ich dir darauf antworten soll, Oliver! Wir sind beide noch so jung«, sagte sie und ging einige zögernde und unsichere Schritte über den Kiesweg.

Er folgte ihr hastig.

»Spielt das Alter eine Rolle, wenn man einander liebt?«

Sie blieb stehen und sah ihn aus großen Augen an.

»Liebst du mich denn, Oliver?« flüsterte sie erwartungsvoll.

Er zog sie zärtlich an sich.

»Hast du das nicht gewußt, Anja?«

Sie fühlte plötzlich ein heißes Brennen in den Augen.

»Du hast es mir nie gesagt!« erwiderte sie tonlos.

»Hast du es nicht gefühlt?«

Sein Gesicht war dem ihren ganz nahe, und sein Atem streifte ihre Wange.

»Ich... ich weiß nicht«, murmelte sie verwirrt.

»Aber jetzt – jetzt weißt du es endlich, ja? Ich liebe dich, Anja, und ich werde niemals ein anderes Mädchen lieben können als dich! Und deshalb will ich dich heiraten – so schnell wie möglich.«

»Wann?« fragte sie atemlos.

»In einem halben Jahr, wenn ich einundzwanzig geworden bin!«

»Oh, Oliver!« In einem Impuls jubelnder Freude schlang sie die Arme um seinen Hals. »Oliver, ich bin wahnsinnig glücklich! Ich kann es noch nicht fassen! Es ist wie ein Traum, ein wunderbarer, fast unwirklicher Traum...« Ihre Augen leuchteten.

Er hob ihr Gesicht am Kinn zu sich empor.

»Bist du einverstanden, Anja?« drängte er in jugendlicher Unbekümmertheit. »Werden wir zusammenbleiben, wir beide – für immer?«

»Ja, Oliver! Ich habe keinen sehnlicheren Wunsch, als deine Frau zu werden, denn ich liebe dich auch!« Ein spitzbübisches Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich glaube, ich habe mich schon vor langer Zeit in dich verliebt, und insgeheim habe ich gewünscht, daß es kein Scherz gewesen wäre, als du mich damals gefragt hast, ob ich dich heiraten will!«

Sie hatte plötzlich keine Angst mehr, ihm ihre geheimsten Gefühle zu bekennen. Jetzt gab es keine trennende Schranke mehr zwischen ihnen.

»Warum hast du mir nie gesagt, daß du mich liebst und daß du mich heiraten willst?«

»Wie konnte ich das! Ich wußte doch nicht, was du für mich empfindest! Sollte ich dir zuerst eine Liebeserklärung machen?«

»Warum nicht?« Er grinste übermütig. »Du hast doch sicher längst gespürt, daß ich Mädchen gegenüber schüchtern bin!«

»Heute warst du aber gar nicht schüchtern!«

»Ich habe all meinen Mut zusammengenommen, denn dieser Ball war die letzte Gelegenheit, um dir zu sagen, was ich denke und fühle.« Er strich ihr zärtlich über das goldblonde Haar. »Ich hab’ dich wahnsinnig gern, Anja! Am liebsten würde ich dich noch heute abend heiraten!«

Hand in Hand gingen sie danach durch den Park. Die Lampions schaukelten sanft im Nachtwind und warfen rote, grüne und gelbe Lichtreflexe auf die glücklich strahlenden Gesichter der beiden Liebenden, die aufgeregt und voll Optimismus hochfliegende Zukunftspläne schmiedeten...

*

Wie ein Wirbelwind flatterte Prinzessin Anja durch Schloß Callenberg, als sie nach achtjähriger Abwesenheit nun wieder für immer nach Hause zurückgekehrt war.

Fürst Gustav von Callenberg und seine Frau Irmgard, die das Töchterchen aus dem Internat abgeholt hatten, ließen Anja lächelnd gewähren, und Prinz Lothar von Callenberg, Anjas vierundzwanzigjähriger Bruder, begleitete die Schwester auf ihrem ersten Ausritt, den sie schon wenige Stunden nach ihrer Ankunft unternahm.

Mit strahlender Miene und glücklich leuchtenden Augen kam sie am späten Nachmittag mit Lothar auf das Schloß zurück.

»Bist du froh, wieder daheim zu sein?« erkundigte sich Lothar.

Anja antwortete nicht sofort. Sie dachte an Oliver, von dem sie sich gestern abend hatte verabschieden müssen. Doch es sollte kein Abschied für lange Zeit sein! Das hatten sie sich fest versprochen!

Noch heute werde ich mit den Eltern reden, nahm sich die Prinzessin vor.

»Ich bin froh, die Schule einigermaßen erfolgreich hinter mich gebracht zu haben«, erklärte Anja schließlich. »Und ich habe mich auch sehr darauf gefreut, wieder mit euch allen vereint zu sein, aber...« Sie brach ab und errötete.

Lothar sah die Schwester aufmerksam an.