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Eine Ratgeber-Reihe für Trinker hat Paul zum Bestsellerautor und Millionär gemacht: Jakobsweg für Trinker, Steuern sparen für Trinker oder für die Sportsversager Flaschen für Flaschen... Doch dann kommt dem Workaholic seine Frau abhanden, und die private Durststrecke will bewältigt werden. Eine Mittelmeerkreuzfahrt scheint die ideale Lösung,um der Einsamkeit zu entfliehen - und eine Frau ins Bett der Luxuskabine zu bekommen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. An Bord der MS Fortuna wird nicht nur getrunken, was das Zeug hält. Pauls Mitreisende beglücken den Eigenbrötler auch mit ihren höchst persönlichen Schicksalsgeschichten, eine davon skurriler als die andere. Da tauchen bayerische Höhlenmenschen auf, ein heiliger Vater und die Frage: Was haben ein Schaf und ein Kirschbaum gemeinsam? Und all das manchmal schon zum Frühstück ... Maxi Buhls Episodenroman ist herrlich zynisch und politisch völlig inkorrekt, sein Humor schwarz wie ein unbeleuchteter Weinkeller.
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Seitenzahl: 335
Veröffentlichungsjahr: 2012
Inhalt
TRINKEN HILFT FÜR ANFÄNGERALPENRAUSCHNIEMALS TROCKEN AUF HOHER SEEMEIN HEILIGER VATERHÖHLENMENSCHENSCHWAMM DRÜBERSIZILIEN KANN MORBID SEINFREMDGÄNGERZWISCHEN TRESEN UND RELINGDIE LIEBE KOMMT AUF ACHT BEINENVERDAMMTE SONNTAGEDER LETZTE SCHLUCKDer November macht Versager seekrank. Von Sinnkrisen gebeutelt kauern wir Stubenhocker, Grübler, Kaffeejunkies, Nörgler – kurz, Nerds wie ich – in unserer Ecke, starren durch beschlagene Fensterscheiben in das tosende Wetter hinaus und erwarten jeden Augenblick die Klimakatastrophe, den Börsengang der Regierung und die Abschaffung des Wohngeldzuschusses.
Es ist der Monat des absoluten Durchhängers. Ein Kinobesuch kann da Wunder bewirken. Komödien bringen einen auf andere Gedanken, Tragödien auch, behaupte ich. Gerade die. Zwei Stunden mitzufiebern, wenn auf der Leinwand das Schicksal zuschlägt, relativiert die eigene Fallhöhe und entlässt uns in einen blutarmen Alltag ohne Verfolgung, Verrat und Vertreibung.
Ein Kinobesuch hat mein Leben verändert. Aber das wusste ich damals noch nicht, als ich unterwegs in die Spätvorstellung war, um diesem öden Buß- und Bettag noch irgendein Highlight abzutrotzen. Meine Brille war vom Regen beschlagen, ich walzte halb blind durch eine Wand aus Wasser und rempelte mit einem Passanten zusammen, der dem Spritzwasser vorbeizischender Autos ausweichen wollte und mir dabei in die Arme stürzte.
»Können Sie nicht aufpassen!«, schimpfte ich, und dann erkannte ich ihn. »Harald, bist du nicht Harald? Ich muss mir die Brille putzen, warte …!«
Harald zog mich in einen Hauseingang und wischte sich das tropfende Gesicht ab. Er sah abgespannt aus. Massiv gealtert. Waren wir nicht derselbe Jahrgang? Sah ich etwa genauso …? Wir hatten uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Neun Jahre oder schon zehn, bestimmt. Früher saßen wir uns regelmäßig in der Mensa gegenüber, manchmal trafen wir uns in der einen oder anderen Studentenkneipe, und dann begann irgendwann der Ernst des Lebens und wir verloren uns aus den Augen.
»Komm doch mit in Das Leben der Anderen«, schlug ich vor.
»Da komme ich gerade her«, lachte er mehr sarkastisch als fröhlich und deutete auf ein Bürohaus hinter sich.
»Du kennst den Film also schon?«
»Und ob! Ich erlebe ihn täglich selbst – im Büro. Dort hocke ich zwölf Stunden oder auch länger bei künstlichem Licht vor meinem Mac, lasse Zahlen, Zahlen und noch einmal Zahlen über den Bildschirm purzeln, die ich zu Statistiken, Wertschöpfungsberichten und Gutachten auswerte, um das Leben der Anderen auf die gewinnträchtigste Außenkurve zu manövrieren, um den Anderen einen Logenplatz auf der Sonnenseite des Lebens zu ermöglichen«, sprudelte es aus ihm hervor, als hätte er schon lange nicht mehr von seiner Stimme Gebrauch gemacht. Er atmete hörbar durch und setzte resigniert nach: »Mein eigenes Leben …? Keine Ahnung, wo das geblieben ist. Irgendwo im Business. Vielleicht stolpere ich in dreißig Jahren darüber, falls ich die Rente noch erlebe. Ob ich es dann aber wiedererkenne, mein Leben? Was soll’s. So ist das nun mal.«
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