Über alle Grenzen - Linda Lael Miller - E-Book

Über alle Grenzen E-Book

Linda Lael Miller

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Beschreibung

Austin McKettricks wildes Leben als Rodeoreiter ist nach einem schweren Unfall jäh vorbei. Verletzt muss er nach Hause zurückkehren, zu seinen Brüdern, die sofort eine Krankenschwester für ihn engagieren. Paige macht Austin verrückt mit ihrer überbordenden Fürsorge - und erst recht mit ihrem schönen Gesicht, ihrem seidigen schwarzen Haar und ihren verführerischen Kurven!

Paige Remington hat es aufgegeben zu zählen, wie oft Austin sie schon feuern wollte. Aber sie ist fest entschlossen, nirgendwohin zu gehen, ehe sie ihn nicht gesund gepflegt hat! Diesen widerspenstigen, faszinierenden Mann, nach dem ihr Herz sich immer mehr verzehrt...

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Seitenzahl: 435

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Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Linda Lael Miller

Die McKettricks aus Texas:

Über alle Grenzen

Roman

Aus dem Amerikanischen von

Christian Trautmann

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2012 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

McKettricks of Texas: Austin

Copyright © 2010 by Linda Lael Miller

erschienen bei: HQN Books, Toronto

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: Corbis GmbH, Düsseldorf

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprises S.A., Schweiz /

John Hall Photography

Satz: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-434-9

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

PROLOG

San Antonio, Texas

Oktober

Acht Sekunden.

Außerhalb der Welt des Rodeos war das nicht viel Zeit.

Aber auf einem zweitausend Pfund schweren und wütenden Stier – mit dem passenden Namen Buzzsaw, was so viel hieß wie Kreissäge – konnten einem acht Sekunden wie eine Ewigkeit vorkommen.

Austin McKettrick stand an der Bar einer kleinen Spelunke, die jeder klügere Mann gemieden hätte, und fragte sich, warum ihm nach dem Ritt vor wenigen Stunden nicht nach Feiern zumute war.

Seit Monaten, seit seinem ersten Versuch auf diesem Bullen, bei dem er beinah ums Leben gekommen war, wollte Austin Buzzsaw unbedingt reiten. Er hatte kaum noch an etwas anderes denken können.

Und jetzt, wo er es endlich geschafft und diesen Fluch überwunden hatte, fehlten ihm neue Ziele.

Eine Bewegung im Spiegel hinter dem Tresen weckte seine Aufmerksamkeit. Er schob seinen Hut nach oben und suchte die weite dunkle Glasfläche genauer ab.

Mist, dachte er, als er seine Brüder Tate und Garrett näher kommen sah.

Sie waren beide Cowboys, groß und schlank, mit breiten Schultern und einem Auftreten, das an Clint Eastwood erinnerte. Die Gäste machten ihnen instinktiv Platz.

Ohne sich umzudrehen hob Austin sein Glas und trank einen großen Schluck Bier.

Tate, der älteste der drei, stellte sich rechts von Austin an den Tresen, während Garrett die linke Seite einnahm. Sie drängelten sich förmlich an ihn, als hätte er sie nicht wahrgenommen. Er grinste und schob seinen Hut noch etwas höher.

Die Barkeeperin Pinky, eine Frau Mitte siebzig mit langem grauem Zopf und einer trotz der vielen Falten gesunden Gesichtshaut, erschien umgehend.

„Was darf’s sein?“, erkundigte sie sich und sah dabei Tate und Garrett an. Austin überging sie, als wäre er gar nicht anwesend.

Da sie früher mit einem der Cowboys von der Silver Spur Ranch verheiratet gewesen war, gehörte Pinky immer noch zu den Freunden der Familie. Der Cowboy dagegen war längst fort.

Tate, der schon immer ein Händchen für Frauen gehabt hatte, tippte gentlemanlike an seine Hutkrempe und schenkte Pinky ein charmantes Lächeln. „Für mich nichts, danke“, sagte er. „Wie geht es dir, Pinky?“

„Ganz gut so weit“, entgegnete sie und wandte sich lächelnd an Garrett. „Ich habe gehört, es gibt Silvester eine Doppelhochzeit auf der Silver Spur. Stimmt das?“

„Klar doch“, bestätigte Garrett gelassen. „Deine Einladung kommt mit der Post.“

„Dann heiratet ihr beide?“ Angesichts dieses Wunders schnalzte Pinky mit der Zunge.

„Allerdings“, sagte Tate. „Ich heirate Libby Remington, und Garrett schließt den Bund fürs Leben mit ihrer Schwester Julie.“

Die alte Lady pfiff anerkennend durch die Zähne. „Da brat mir doch einer einen Storch: Brüder heiraten Schwestern. Eure Kinder werden also Doppelcousins?“

„Jep“, erwiderte Garrett.

Pinky richtete den Blick auf Austin. „Tate nimmt sich eine Frau. Und Garrett auch. Warum bleibst du Single, Hübscher?“

„Ich bin zu jung zum Heiraten“, antwortete er und setzte ein gewinnendes Lächeln auf.

„Unsinn“, fuhr Pinky ihn an. „Die Ehe würde dir helfen, zur Ruhe zu kommen. Das könnte dir nämlich nicht schaden, wenn du mich fragst.“

Austin verkniff sich, sie darauf aufmerksam zu machen, dass er sie nicht gefragt hatte.

Im nächsten Moment fühlte er einen eigenartigen Druck am Rücken, und sein linkes Bein wurde bis zum Knie taub. Er verlagerte das Gewicht auf den rechten Fuß, in der Hoffnung, den Druck ein wenig zu lindern. Aber es half nicht viel.

„Tate und ich sind ganz deiner Meinung“, kam Garrett Pinky zu Hilfe. „Austin sollte unbedingt zur Ruhe kommen. Er sollte sich aus dem Rodeozirkus zurückziehen, eine Familie gründen und etwas Konstruktives mit seinem Leben anstellen.“

Garrett hat vielleicht Nerven, dachte Austin. Bis vor wenigen Monaten, als Julie Remington ihn eingefangen und an die Kette gelegt hatte, hatte Bruder Nummer zwei nämlich für einen US-Senator gearbeitet und sich gern mit klugen, schönen und willigen Frauen umgeben.

Auch Tate hatte in den wilden Zeiten nach seiner Scheidung von Cheryl nicht unbedingt wie ein Mönch gelebt, bevor er sich erneut in Libby verliebt hatte – seine Highschool-Liebe und Julies ältere Schwester.

Wenn man die beiden jetzt reden hörte, konnte man den Eindruck gewinnen, sie hätten stets wie Heilige gelebt.

Austin trank einen weiteren Schluck Bier und wartete darauf, dass das Gefühl in sein Bein zurückkehrte.

„Weißt du, was er heute Abend gemacht hat?“, wandte Tate sich an Pinky und lehnte sich mit dem Ellbogen auf den Tresen. Er war jetzt in Fahrt und wollte einfach nicht aufhören.

„Keine Ahnung“, erwiderte sie kopfschüttelnd.

„Er hat Buzzsaw geritten“, erklärte Garrett ihr, als stünde Austin nicht eingeklemmt zwischen seinen beiden Brüdern direkt neben ihm. „Er hat es geschafft, den Bullen zu bezwingen, der ihn letztes Jahr auseinandergenommen hat. Damals war ein ganzes Chirurgenteam nötig, um ihn wieder zusammenzuflicken. Und was macht dieser Idiot?“

Pinkys blaue Augen weiteten sich, dann starrte sie Austin an, als hätte sie noch nie einen solchen Trottel gesehen. „Ich will verdammt sein!“, rief sie. „Ich habe schon immer gesagt, dass dein Aussehen mehr taugt als dein Verstand. Tja, da haben wir den Beweis.“

Dem jüngsten McKettrick-Bruder fiel keine passende Antwort ein. Aber sie hätte ihm auch gar nichts genützt, denn plötzlich schwankte der Boden unter ihm, sodass er sich am Tresen festklammern musste. Austin wartete, bis der Raum sich nicht mehr drehte.

Allerdings passierte das etwas zu schnell, weshalb Austins Knie nachgaben. Hätten Tate und Garrett nicht seine Ellbogen festgehalten, wäre er gestürzt.

„Ich schwöre euch, das ist erst sein zweites Bier“, erklärte Pinky besorgt.

Garrett winkte ab. „Der wird schon wieder.“

„Kannst du gehen?“, fragte Tate, dessen Stimme jetzt leise und ernst klang.

Wenn wütende Entschlossenheit ausgereicht hätte, wäre Austin zu seinem Pick-up-Truck marschiert und hätte seinen Brüdern gesagt, sie sollten zur Hölle fahren. Anschließend wäre er in sein mieses Motelzimmer abgezogen, das er vor ein paar Tagen gemietet hatte. Eine heiße Dusche und zwölf Stunden Schlaf, danach würde es ihm wesentlich besser gehen.

Dummerweise genügte wütende Entschlossenheit diesmal nicht. Austin schaffte es, auf den Beinen zu bleiben. Allerdings verdankte er das Tate und Garrett, die ihn aufrecht hielten.

„Verdammt, ja. Ich kann gehen“, log er.

„Du Idiot“, murmelte Tate auf dem Weg über den Parkplatz. Seine Brüder hoben ihn auf den Rücksitz von Tates Wagen.

Er hätte sich gewehrt, wenn seine Beine sich nicht in weiche Spaghetti verwandelt hätten. Außerdem fühlte er sich benommen, und ihm wurde übel.

„Mein Pick-up“, protestierte er. „Den kann ich nicht einfach hierlassen. Das ist nicht gerade die beste Gegend von San Antonio …“

Garrett schnitt ihm das Wort ab. „Deinen Pick-up holen wir später.“

„Er ist ein Oldtimer“, erklärte Austin.

„Jaja.“ Garrett hörte sich grimmig an. „Was auch immer.“

Alles begann sich erneut um ihn herum zu drehen, und plötzlich fiel Austin etwas ein. „Da ist noch der Hund. Im Motel, meine ich. Ich habe ihn gefüttert und …“

Tate setzte sich hinters Steuer, und Garrett nahm auf dem Beifahrersitz Platz.

Die Taubheit in Austins Bein setzte sich bis in den Rücken hinauf fort und verwandelte sich in Schmerz. Er fluchte und murmelte: „Ich kann … den Hund … nicht allein lassen …“

„Wir kümmern uns um den Hund und auch um den Truck“, versicherte Garrett ihm. „Also gib endlich Ruhe.“

Austin verlor kurz das Bewusstsein und kam wieder zu sich. Er fragte sich, ob ihm in der Bar jemand etwas ins Bier geschüttet hatte.

In den nächsten Minuten schien Zeit jede Bedeutung zu verlieren. Mal saß er auf dem Rücksitz in Tates Pick-up, und dann nicht mehr. Mal saß er aufrecht, dann lag er flach auf dem Rücken. Lichter wirbelten um ihn herum, ein eigenartiger Mix aus Neonlicht, Mondschein und fluoreszierenden Glühbirnen, die ihn blendeten.

Eine hübsche Krankenschwester schaute lächelnd auf ihn herunter. Rote Locken umrahmten ihr Gesicht.

Austins Herz schlug schneller. Paige Remington?

Nein, das konnte nicht sein. So viel Glück oder Pech hatte er nicht. Außerdem war Paige dunkelhaarig.

„Was …“, begann er.

Er merkte, dass er auf einer Trage lag und, flankiert von seinen Brüdern, durch einen Krankenhausgang geschoben wurde. Das kam ihm alles sehr bekannt vor. Aber Moment mal. Buzzsaw hatte ihn damals erwischt. Ein Rettungshubschrauber hatte ihn nach Houston geflogen, wo er mehrere Operationen über sich hatte ergehen lassen müssen. Damals hatte er mit dem Tod gerungen – und sich schließlich erholt.

Heute Abend hatte er Buzzsaw bezwungen und das Preisgeld für den ersten Platz eingestrichen. Obwohl es ihm nicht ums Geld gegangen war. Diesmal nicht.

Nach dem Rodeo hatte er die Arena verlassen, war in seinen Wagen gestiegen und zu Pinky’s gefahren, um seinen Sieg zu feiern.

Danach war seine Erinnerung lückenhaft.

Aber was zur Hölle machte er in einem Krankenhaus?

Wenn die Schmerzen nicht gewesen wären, hätte Austin gefragt, warum er hier war. Doch sie schwollen zu einem Inferno an und verschlangen ihn, bis ihn absolute Dunkelheit umgab.

Austin kam in einem Bett mit einem Geländer auf beiden Seiten wieder zu sich. Bis auf die Stiefel war er noch bekleidet. Die Vorhänge um das Bett herum waren zugezogen, sodass er nicht wusste, wie spät es war, ob Tag oder Nacht.

„Wenn die Schmerzen nachgelassen haben, kann er gehen“, hörte Austin eine Frauenstimme sagen. „Wenn nicht, muss er für weitere Tests und zur Beobachtung hierbleiben.“

„Aber Sie glauben nicht, dass er dauerhafte Schäden davongetragen hat?“, fragte Garrett leise. Er klang hoffnungsvoll, hundemüde und verärgert zugleich.

Es waren drei Schatten hinter den Vorhängen – die Lady, zweifellos eine Ärztin, Garrett und Tate.

„Kommt drauf an, wie Sie dauerhafte Schäden definieren. Ihr Bruder hat einen Bandscheibenvorfall. Mit Ruhe und entsprechender Schonung kann er vollständig genesen.“

„Austin weiß nicht einmal, was das Wort Schonung bedeutet“, meinte Tate.

„Wie lautet denn Ihre Definition von Ruhe und entsprechender Schonung, Doc?“, wollte Garrett wissen.

Die Ärztin seufzte. Sie konnte frisch von der Uni kommen oder so alt wie Pinky sein, anhand ihrer Stimme oder ihrer Figur vermochte Austin es nicht zu sagen.

„Na ja“, erwiderte sie, „Bullenreiten bei Rodeos gehört jedenfalls nicht dazu.“

Austin schloss die Augen.

Er war Bullenreiter und sonst nichts. Was sollte aus ihm werden, wenn er sich aus dem Rodeozirkus zurückzog? Wer war er dann noch?

„Wie steht’s mit Pferden?“, fragte Tate. „Reiten darf er doch noch, oder?“

„Wenn Sie normale Sattelpferde meinen, dann ja“, antwortete die Ärztin. „Aber erst nach seiner Genesung, und nur, wenn er vernünftig reitet.“

Garrett gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen verächtlichem Schnauben und Lachen lag. „Den Tag möchte ich erleben.“

„Wie steht es im schlimmsten Fall um ihn?“, erkundigte Tate sich. Als Ältester und Oberhaupt der Familienranch nahm er sich manchmal zu ernst. Vor allem, seit ihre Eltern tot waren.

Die Ärztin antwortete nicht gleich. Austin interpretierte das nicht unbedingt als gutes Zeichen.

„Doc?“, hakte Garrett nach.

Erneutes Seufzen und Zögern.

Austin versuchte sich aufzusetzen, doch sein Rücken verkrampfte sich, und er konnte nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrücken.

Irgendeinen Laut musste er jedoch von sich gegeben haben, da die drei ihre Aufmerksamkeit nun auf ihn richteten. Der Vorhang wurde zurückgeschoben, und die Ärztin trat an sein Bett. Sie war jung und hübsch. Ein schöner Trost unter diesen Umständen.

„Mr McKettrick?“, sagte sie und schaute auf ihn herunter.

„Das müsste ich sein“, antwortete er.

„Wie fühlen Sie sich?“

Wenn die Schmerzen nachgelassen haben, kann er gehen. Wenn nicht, muss er für weitere Tests und zur Beobachtung hierbleiben.

„Besser denn je“, entgegnete er und brachte ein Grinsen zustande.

Sie musterte ihn skeptisch. „Sind Sie sicher?“

„Ja, klar doch.“

„In den nächsten Tagen müssen Sie zu Ihrem Hausarzt gehen.“

„Natürlich, Ma’am“, pflichtete Austin ihr gut gelaunt bei. „Das mache ich.“

Tate und Garrett tauschten einen misstrauischen Blick. Wahrscheinlich wussten sie, dass er alles versprechen würde, um hier herauszukommen.

„Ich verschreibe Ihnen ein Schmerzmittel“, erklärte die Ärztin. „Das können Sie jedoch nur kurzfristig einnehmen. Es ist unabdingbar, dass Sie sich erholen, Mr McKettrick. Ich bin sicher, Ihr Hausarzt wird sich meiner Ansicht anschließen, dass Sie sich in den nächsten Wochen möglichst wenig bewegen sollten. Abgesehen von einer sanften Physiotherapie.“

„Was immer Sie sagen“, erwiderte Austin lammfromm.

Garrett verdrehte nur die Augen.

Tate verschränkte die Arme und machte ein ernstes Gesicht. „Vielleicht sollte er doch lieber hierbleiben. Zur Beobachtung.“

„Ich muss meine Sachen aus dem Motelzimmer holen“, protestierte Austin, der befürchtete, dass Tate die Ärztin überzeugen würde, ihn doch dazubehalten. Ihm reichte es, er hatte genug Zeit in Krankenhäusern verbracht. „Und was ist mit dem Hund? Er wird sich fragen, wo ich geblieben bin.“

„Wirst du endlich mit diesem Hund aufhören?“, fuhr Garrett ihn an.

„Nein“, entgegnete Austin entschlossen. „Ich werde nicht damit aufhören.“

Die Ärztin erteilte weitere Anweisungen und erklärte, unten in der Apotheke läge ein Medikament bereit.

Eine gute halbe Stunde verging, bevor sie Austin endgültig entließ. Anschließend musste er seinen Namen auf verschiedene Formulare kritzeln. Danach erhielt er sein Handy, seine Brieftasche und den Zimmerschlüssel für das Motel zurück.

Diesmal brauchte er keine Hilfe beim Einsteigen in den Pick-up seines Bruders. Er schüttelte zwei Pillen aus der Flasche in seine Handfläche und schluckte sie herunter.

Anschließend lotste er Tate zu dem Motel, in dem er seine Sachen und den Hund, den er in der ersten Nacht abgemagert und zusammengekauert in der Gasse aufgelesen hatte, zurückgelassen hatte.

„Zimmer Nummer drei“, verkündete er, als sie auf den Parkplatz des verfallenen Gebäudes fuhren. „Es liegt auf der Rückseite.“

„Hier wohnst du?“, fragte Garrett, drehte sich auf dem Beifahrersitz zu ihm um und sah ihn erstaunt an.

Austin lachte. „Das Ritz war ausgebucht.“ Er ließ das hintere Fenster herunter und stieß einen lauten Pfiff aus. Er hatte das Cozy Doze gewählt, weil er unerkannt bleiben wollte, bis er seine Rechnung mit Buzzsaw beglichen hatte. Man kannte ihn in San Antonio, besonders in den vornehmeren Hotels, und er wollte nicht, dass seine Brüder vor seinem Auftritt beim Rodeo von seiner Anwesenheit erfuhren. Natürlich hatten Tate und Garrett ihn am Ende doch aufgespürt.

Zu seiner großen Erleichterung kam der Hund, den er Shep getauft hatte, hinter einem Stapel alter, von Unkraut überwucherter Reifen hervorgekrochen. Er wedelte mit dem Schwanz und ließ die Zunge heraushängen.

Shep war dem Aussehen nach eine Mischung aus Deutschem Schäferhund, Labrador und einigen anderen Rassen. Er war weder groß noch klein und hatte ungefähr die gleiche Größe wie der Beagle Harry. Sein Fell war vermutlich braun, obwohl das schwer zu sagen war, bevor ihn jemand gebadet hatte.

Austin warf Tate seinen Zimmerschlüssel zu, während Garrett ausstieg und den Hund zu sich rief.

Shep knurrte halbherzig und legte die Ohren an. Einem davon fehlte ein Stückchen.

„Ganz ruhig, mein Junge.“ Austin sprach durch das heruntergelassene Fenster auf das verängstigte Tier ein. „Das ist mein Bruder Garrett. Er war früher Politiker, aber du kannst ihm trotzdem vertrauen.“

Der Hund gab ein leises Winseln von sich, wedelte mit dem Schwanz und stellte die Ohren wieder auf.

Austin stieß die Wagentür auf. Falls Garrett versuchen sollte, die arme Kreatur zu streicheln, würde er mit Sicherheit gebissen werden.

„Komm her, Shep“, lockte Austin ihn mit leiser Stimme.

Das Tier schlich um Garrett herum und lief zum Wagen, wo es sich auf die Hinterläufe stellte und sich mit den Vorderpfoten auf dem Trittbrett abstützte.

„Lass uns nach Hause fahren“, sagte Austin.

Nachdem er diesen Vorschlag kurz überdacht hatte, sprang der Hund in den Pick-up auf den Rücksitz neben Austin.

Tate erschien mit Austins Reisetasche und einem Fünf-Pfund-Sack Hundefutter unter dem Arm.

„Hast du deine Rechnung schon bezahlt?“, fragte er und warf die Sachen auf die Ladefläche. Er drehte sich noch einmal um und betrachtete das heruntergekommene Motel. Die überquellenden Mülltonnen und der rissige Asphalt des Parkplatzes, auf dem Unkraut wuchs, waren nicht zu übersehen.

„Ja“, antwortete Austin. „Ich habe im Voraus bezahlt.“

Tate ging ins Büro und gab den Schlüssel ab.

„Das ist wirklich eine Bruchbude“, bemerkte Garrett, kletterte auf den Beifahrersitz und setzte seine Pilotenbrille auf.

Austin sah keinen Sinn darin, das Offensichtliche zu leugnen. „Warum habt ihr zwei mich gestern im Pinky’s aufgespürt?“, wollte er wissen. Shep lag auf dem Rücksitz, und Austin streichelte beruhigend sein mattes Rückenfell.

„Du bist unser kleiner Bruder. Wenn dich eine Weile niemand gesehen hat, machen wir uns auf die Suche nach dir. So ist das eben.“

Auch wenn er es niemals zugeben würde, war Austin doch froh, auf dem Heimweg zu sein. Und er war froh, sich in der Gesellschaft seiner Brüder zu befinden, obwohl die beiden echte Nervensägen sein konnten.

1. KAPITEL

Blue River, Texas

November

Die bösen Bräute holten sie ein und kamen immer näher.

Paige Remington rannte blindlings die dunkle Landstraße entlang. Ihre Beine flogen, ihre Lungen brannten, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dünne Äste rissen auf beiden Seiten an ihr, spinnenhafte Finger, die sie bremsten, während der Boden unter ihren Füßen weich wurde.

Sie ließ sich auf Hände und Knie fallen und spürte die kleinen Steinchen, die sich in ihre Handflächen bohrten. Hinter ihr kreischten und gackerten die Bräute triumphierend.

„Das ist nur ein Traum“, sagte Paige sich. „Wach auf!“

Nur gab der Schlaf sie einfach nicht frei.

Spitze und Seide, auf der kleine Strasssteine funkelten und Perlen schimmerten, umwehten sie so, dass sie beinah erstickte.

Plötzlich sprang die Traum-Paige wütend auf.

Wenn die Monster einen Kampf wollten, dann würde sie ihnen einen liefern. Sie stellte sich ihren Verfolgerinnen entgegen und erkannte die Bräute. Es waren – und waren es doch nicht, wie das in solch merkwürdigen Träumen vorkam – ihre Schwestern Libby und Julie.

Ihre Gesichter waren hinter Hochzeitsschleiern verborgen, aber Paige erkannte sie trotzdem. Libby trug ein üppiges altes, elfenbeinfarbenes Kleid, während Julies Kleid ultramodern aussah. Ein knappes Etwas, das sie auf ihrer jüngsten romantischen Reise nach Paris gekauft hatte.

„Wir wollen doch nur, dass du dein Brautjungfernkleid anprobierst“, verkündete das Paar auf unheimliche Weise im Chor. „Mehr nicht.“

„Nein“, erwiderte Paige. „Ich werde das verdammte Kleid nicht anprobieren. Lasst mich in Ruhe.“

Sie kamen immer näher. Nun hielten sie auch noch Kleidersäcke in den Händen.

„Aber du bist unsere einzige Brautjungfer“, riefen wieder beide synchron.

„Nein!“, wiederholte Paige und versuchte zurückzuweichen, kam jedoch nicht weiter.

In diesem Moment drang eine Stimme durch die dicke Traumoberfläche. „He“, sagte die Stimme, die tief und männlich war und auf beunruhigende Weise vertraut. „Alles in Ordnung?“

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