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Wer sich einen Hund anschaffen will, kann versuchen im Vorfeld Informationen über Charakter und rassetypische Eigenschaften seines zukünftigen Hundes zu erhalten. Jeder Hund ist trotzdem ein Überraschungspaket – kein Hund ist wie der andere. Es gibt zwar den typischen Terrier, aber es gibt auch den untypischen. In diesem Buch wird humorvoll erzählt, was passieren kann, wenn man auf den Hund kommt. Es werden mit einem kleinen Augenzwinkern Geschichten aus dem alltäglichen Leben mit Hunden erzählt. Es gibt hupende Hunde und überschwemmte Badezimmer und vieles andere, was man mit Hunden erleben kann. Der Leser erfährt wie Mensch und Hund sich aufeinander einstellen und merkt, es gibt trotzdem immer wieder Überraschungen. Es werden keine Ratschläge erteilt, wie Hunde zu erziehen sind oder wie man vermeiden wird, von seinem Hund erzogen zu werden. Das Buch kann eine Entscheidungshilfe sein für Menschen, die darüber nachdenken Ihr Leben mit einem Hund zu teilen. Wer bereit ist sich in Gelassenheit zu üben, eine große Portion Humor hat und den Hund immer als Partner sieht, dem kann das "Überraschungspaket Hund" wirklich viel Freude machen.
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Seitenzahl: 177
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Dieses Buch ist meinen Hunden gewidmet. Jeder von ihnen hat mir viel beigebracht und gegeben:
Dingo(*04.1991 –†04.2006)
Er hat mich gelehrt, dass Überraschungen das Leben reizvoll machen. Mit Liebe, Toleranz und Humor meistert man fast alles.
Lady(*07.1997 –†11.2008)
Sie hat mir gezeigt, dass jede Veränderungen auch Positives mit sich bringt. Man muss nur den Sinn darin sehen wollen und sich damit arrangieren.
Damon(*02.2006)
Er lehrt mich in der Gegenwart zu leben und zu lachen. Man muss sich bewusst sein, dass der richtige Moment um zu leben immer jetzt ist.
Laika(*09.2008)
Sie bringt mir mehr Gelassenheit und Ruhe bei. Man kann auch langsam und entspannt an sein Ziel kommen.
Isabella Staudt-Millmann
Isabella Staudt-Millmann:
Überraschungspaket Hund – Oder warum Hunde den Humor fördern
Copyright © 2009 Isabella Staudt-Millmann
Alle Rechte der Verbreitung sind vorbehalten. Alle genannten Marken und Warenzeichen sind das Eigentum der jeweiligen Eigentümer.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Diese Frage stelle ich mir manchmal abends, wenn ich auf dem Sofa sitze. Vor meinen Füssen liegen zwei schnarchende Hunde. Einer von beiden ist zurzeit ein großer Zauberer und macht das Luft riecht. Ab und zu kontrollieren treue Hundeaugen, ob ich noch da bin, und ich kann wohliges Gebrummel auslösen, wenn ich mich runter beuge und die Hunde kraule.
An manchen Abenden nehme ich mir dann mein Hundetagebuch und fange an darin zu blättern. Sehr oft muss ich lächeln, manchmal laut lachen und manchmal steigen mir auch die Tränen in die Augen. Die Hunde schauen sehr irritiert wenn ich ihnen dann Sachen sage wie „Damals warst du aber auch schwierig“ oder „Das möchte ich nie wieder erleben“.
Wir leben jetzt schon seit über neunzehn Jahren mit Hund(en) – und ich möchte keinen Tag davon missen. Meine Mutter, die panische Angst vor Hunden hat, versteht es bis heute nicht. Aber was für den einen sein Urlaub oder der Fußballverein ist, dass sind für mich meine Hunde: Entspannung pur.
Das erklärt auch mein Lieblingszitat sehr gut:
Vor mittlerweile 19 Jahren waren Dieter und ich frischverliebt und hatten unsere erste gemeinsame Wohnung. Da kamen wir bei einem Gespräch mit Freunden über Hobbies auch zum Thema Hund.
Dieter und ich wollten uns irgendwann einen Hund anschaffen. Unsere Freunde konnten das nicht verstehen, gab es doch in ihrem Bekanntenkreis gerade jetzt jemanden, der einen Welpen hatte, mit dem er nicht zu recht kam. Da wir Beide schon lange darüber nachdachten, wollten wir uns den Hund zumindest mal ansehen. Vorsichtshalber bereiteten wir uns natürlich darauf vor, dass der kleine Hund bei uns einziehen würde – um ehrlich zu sein … wir wollten auf alle Fälle einen Hund haben.
An den ersten Augenblickalsich Dingo sah, erinnere ich mich auch heute noch so genau, als wäre es eben erst passiert. Ich habe den Hund gesehen und es war Liebe auf den ersten Blick (was mir mein Mann Dieter übrigens heut‘ noch vorwirft). Aber er hatte die treusten Augen der Welt und er sah uns direkt an. Der kleine Hund war damals ein süßes, wuscheliges Fellknäuel, der mehr Dreck an sich hängen hatte als Fell. Er lag in einer Sandkuhle und viele andere Welpen hüpften auf ihm herum. Ihm schien das alles viel Spaß zu machen. Wir fragten nach und bekamen ein Blatt auf dem zu lesen war: Dingo – ca. fünf Monate, Mischling Schäferhund-Wolfsspitz, männlich, braucht eine konsequente Hand.
Dieter hatte seine Bedenken, was meine konsequente Hand betraf. Aber wir ließen uns den Kleinen mal geben und nahmen ihn an die Leine zu einem kurzen Spaziergang. Er war so putzig – etwas tollpatschig, etwas neugierig, anhänglich und verschmust. Wir beschlossen ihn mitzunehmen und bekamen seinen Impfpass. Dann musste ich noch ein Dokument unterzeichnen, indem ich mich mit Kontrollbesuchen einverstanden erklärte und versicherte, dass der Hund nicht an der Kette oder im Zwinger gehalten würde. Uns war das nur recht, bedeutete es doch, dass man sich hier wirklich Sorgen um die Tiere machte.
Ob Dingo das Autofahren vertrug, wussten wir nicht. Vorsichtshalber setzte ich mich mit ihm auf die Rückbank. Wir legten ihm das Halsband an, das wir besorgt hatten und fuhren los. Schon jetzt stellten wir fest, dass Dingo im Auto nicht mehr so klein aussah, wie zwischen den vielen anderen Hunden. Unser Halsband passte gerade so. Wir würden bald ein neues kaufen müssen. Naja, zu groß würde er nicht werden, hatte man uns versichert. Deutlich kleiner als ein Schäferhund.
Dingo stand auf meinem Schoss und war nicht zum Hinlegen zu bewegen. Er schaute ganz aufgeregt durch die Landschaft. Das Stehen wurde ihm auf die Dauer zu langweilig und er versuchte dann zu klettern: erst auf mich, dann über mich. Mir fiel dabei auf, wie schmutzig meine Hose wurde und wie viel Sand aus dem Fell rieselte. Beim Festhalten hatte ich auch immer wieder viele lose Hundehaare in der Hand. Damit stand fest, unsere erste Amtshandlung als Hundebesitzer war es, den kleinen handlichen Hund zu waschen und zu kämmen. Er würde mit uns in der Wohnung leben, daher musste ein gewisses Maß an Reinheit eingehalten werden.
Während Dieter Richtung Heimat fuhr und ich versuchte, Dingo ruhig zu halten, sprachen wir unseren weiteren Tagesplan durch. Das wichtigste war ein Stopp an der Zoohandlung: Wir brauchten Shampoo, eine Bürste und eventuell ein größeres Halsband. Dann noch ein kurzer Spaziergang, bevor wir Dingo mit in unsere Wohnung nahmen. Wir waren Beide froh, dass wir am Vorabend die Wohnung schon mal „hundesicher“ gemacht hatten! Keine sichtbaren Kabel auf dem Boden, keine Chemikalien frei zugänglich, die Schuhe ordentlich im Schuhschrank und Spielknochen für den Hund schon auf dem Teppich!
Dieter und ich waren abends noch mit Freunden verabredet. Einkaufen, spazieren und waschen würde sicher eine Stunde dauern. Wenn wir jetzt noch Kabel und Schuhe wegräumen müssten, dann kämen wir zu spät. So aber, dank unserer vorausschauenden Planung, lag der erste Ausflug mit Dingo vor uns.
Bei einem Halt im Tierfachmarkt hatten wir uns mit Welpenshampoo, Bürsten und guten Ratschlägen bewaffnet. Wir brachten Dingo erst mal in den Garten hinter unserer Mietwohnung und ließen ihn schnuppern und sein Geschäft erledigen. Dann gingen wir in sein neues Heim. Er war erstaunlich ruhig.
Wir setzten uns auf die Couch und beobachteten seine ersten Schritte in unserer Wohnung. Es waren nicht zu viele. Bald saß er vor uns und betrachtet uns genau so interessiert, wie wir ihn. Also war es wohl Zeit für das Bad. Mit Shampoo und Handtüchern bewaffnet gingen wir ins Bad. Dingo lief uns schön hinterher. Wir versuchten ihn zu einem kühnen Sprung in die Wanne zu überreden, allerdings ohne Erfolg. Schließlich hoben wir Dingo in die Badewanne. Er setzte sich hin und sah uns mit seinen großen Augen ganz erwartungsvoll an.
Was dann begann war eine Tortur für alle Beteiligten. Nach gefühlten zwei Stunden (es waren aber nur wenige Minuten) waren wir nass und Dingo noch weitgehend trocken. Unsere Technik schien nicht ausgereift. Es ist nicht so einfach Hundefell, das eigentlich vor Regen schützt, durch zu nässen. Mit viel Eifer und immer abwechselnd hatten wir dann Erfolg. Ich versuchte den Hund zu shampoonieren. Aber er war nicht nass genug. Wir brauchten sicher fünfzehn Minuten, bevor wir überhaupt mit dem richtigen Waschen anfangen konnten. Dann fing Dingo an, das Shampoo zu essen und sich in regelmäßigen Abständen zu schütteln.
Die Badevorleger schwammen weg, nur sauber war unser Hund noch lange nicht. Wir versuchten es mit mehr System. Einer hielt den Hund fest und duschte ihn ab, der andere seifte ihn ein. Das funktionierte nicht besonders gut, da unser Hund sich laufend um die eigene Achse drehte. Irgendwann waren wir fertig. Fix und fertig! Der Hund sah sauber aus, das meiste Shampoo war abgeduscht und die Dusche wurde abgestellt. Bevor einer von uns auch nur den Hauch einer Chance hatte, die Handtücher zu holen, sprang unser Hund mit einem Satz aus der Wanne. Die Badevorleger waren vorher schon nass, aber danach gab es im ganzen Bad keine trockene Stelle mehr. Doch damit nicht genug.
Als Anfänger hatten wir auch noch die Badezimmertür aufgelassen und unser Hund rannte vergnügt durch unsere ganze Wohnung, immer eine nasse Spur hinter sich herziehend. Er stand vor Dieters neuer Stereoanlage, als er sich das nächste Mal schüttelte. Immerhin schafften wir es danach, ihm ein Handtuch über zu werfen und ihn ab zu reiben. Schon jetzt sahen wir, dass noch viel Lehrstoff auf uns wartete. Unser Hund war ein guter Lehrmeister, denn unsere zweite Lektion folgte sofort.
Wir waren nach der „Dusch-Affäre“ ziemlich erschöpft. Besonders nachdem wir das Bad, den Flur und das Wohnzimmer trockenlegen mussten. Alle Badvorleger und Handtücher kamen in die Wäsche und ich sehnte mich nach einem heißen, entspannenden Bad. Wir freuten uns trotzdem auf einen restlichen ruhigen ersten Tag mit unserem Hund. Er ging auch bald zaghaft auf Entdeckungsreise, was uns sehr gefiel. Passieren konnte nichts, schließlich hatten wir unsere Wohnung ab Abend vorher ja schon "hundesicher" gemacht.
Allerdings war die Wohnung nicht „Dingo sicher“. Als erstes machte er sich über die Sofakissen her. Er zerriss sie nicht, er zog sie hinter sich her, hüpfte darauf herum und leckte sie von oben bis unten ab. Wir nahmen sie ihm ab und ich stellte gleich die zweite Waschmaschine für diesen Tag an. Wir hätten nicht im Traum daran gedacht, dass eine überhängende Tischdecke die Aufmerksamkeit unseres Hundes erregen würde, also sammelte ich alles wieder auf, was er mit der Decke vom Tisch gezogen hatte. Auch dass er in einem Blumentopf nach etwas suchen würde, hatte niemand berücksichtigt. Ich holte unseren Staubsauger um die Blumenerde aufzusaugen. Kaum hatte ich ihn eingeschaltet, stürzte sich Dingo auf ihn, doch das fremde "Wesen" machte so komische Geräusche, das er es vorzog sich in der hintersten Ecke zu verkriechen.
Das hatte unseren Hund alles sehr mitgenommen und er musste sich erst mal ausruhen. Diese Zeit nutzten wir, um unsere Wohnung wirklich "Dingo sicher" zu machen. Alle Dinge die in Dingos Augenhöhe lagen oder darunter wurden weggeräumt. Die einfachste Methode zur Bestimmung dieser Dinge war es auf allen Vieren durch die Wohnung zu kriechen und alles aus diesem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Unser aufregender erster Tag mit Dingo sollte noch lange nicht zu Ende sein. Da wir beim Abholen schon mit ihm spazieren waren und auch vor seinem Bad, dachten wir, eine gewisse Zeit könnte er noch warten, bis er wieder Gassi müsste. Zumindest sollte er trocken sein. Aber unser Hund lief nach seinem Mittagsschläfchen zur Tür, was wir für ein sicheres Zeichen hielten.
Wir schnappten uns die Leine und den Hund und gingen zum Auto. Da wir immer noch nicht sicher waren, ob er die Autofahrt mochte, setzte ich mich wieder zu Dingo auf die Rückbank. Er trampelte wieder auf mir herum und das schien ihm richtig Spaß zu machen. Im freien Feld angekommen, hielten wir uns an die Ratschläge der Fachliteratur: So früh wie möglich den Hund ohne Leine laufen lassen und das „Komm“ trainieren. Nachdem wir sicher waren, alleine im Feld zu sein, machten wir unseren Hund von der Leine ab und ließen ihm freie Hand. Es klappte alles wunderbar, er kam, wenn wir riefen, blieb in unserer Nähe. Kurz und gut er benahm sich mustergültig.
Allerdings steuerte er bald wieder auf unser Auto zu, er hatte wohl alles erledigt, er wollte heim. Da wir für den Abend eigentlich verabredet waren, ging Dieter aus und ich verbrachte den Rest des Abends sehr ruhig mit unserem Hund. Er beobachtete mich und ich beobachtete ihn. Er folgte mir ins Bad. Er ging mit in die Küche. Ich zeigte ihm, wo sein Futter und sein Wasser standen, aber er machte keine Anstalten zu essen oder zu trinken. Wir waren übereingekommen, an diesem ersten Abend alles zu beobachten und dem Hund nichts zu verbieten. Es schien auch gut zu funktionieren.
Dingo suchte meine Nähe. Er kletterte auf die Couch und legte sich dicht an mich. Dabei kraulte ich ihn etwas und er schlief ein. Doch dann wurde auch ich müde.
Dingo sollte sich an einen Schlafplatz in unserem Schlafzimmer gewöhnen. Außerdem hatten wir abgesprochen, Dingo in dieser ersten Nacht auch den Sprung ins Bett nicht zu verweigern, falls er das wollte, damit er sich schneller eingewöhnt.
Er schaute interessiert zu, was Menschen alles machen, bevor Sie ins Bett gehen. Ich war dafür auch ein geeignetes Exemplar: Gesichtsreinigung, Zähne putzen, duschen, Haare kämmen – alles interessante Tätigkeiten. Dann folgte er mir ins Schlafzimmer. Kurz saß er unschlüssig vor dem Bett, dann kletterte er mühsam hinein. Es dauerte lange, bis er sich durch das halbe Bett in Richtung Kopfende gearbeitet hatte, denn es gab überall etwas zu entdecken. Den Zipfel einer Bettdecke, ein seltsames Geräusch im Freien, meine Füße und vieles mehr.
Doch plötzlich blieb er stehen und stimmte ein lautes Gebell an. Er starrte etwas an. Ich konnte in dieser Richtung nichts erkennen, dort stand nur unser Spiegel. Da fiel es mir ein, er sah das erste Mal sein Spiegelbild. Alles Gute zureden half nichts. Er bewegte sich nicht vorwärts und nicht rückwärts. Ich zog ihn mit sanfter Gewalt nach oben und drückte ihn auf das Kopfkissen, er lag eine Zeitlang auch ruhig da. Ich kraulte ihn sanft und versuchte zu schlafen. Aber es wurde Dingo zu warm oder zu ungemütlich. Im Halbschlaf merkte ich, wie er weiter runter kroch...und alles fing von vorne an. Er sah sein Spiegelbild, fing an zu bellen und zu knurren. Diesmal ließ er sich auch nicht einfach wegziehen, im Gegenteil, er griff seinen Feind an. Irgendetwas störte ihn, die Schnauze an den Spiegel gedrückt knurrte er weiter. Ich klopfte an den Spiegel und versuchte ihn dadurch zu beruhigen, aber das regte ihn nur noch mehr auf. Da es mittlerweile spät war und ich den Nachbarn nicht noch länger das Gebell und Geknurre zumuten wollte, hängte ich den Spiegel zu. Endlich hatte ich es geschafft. Der Hund beruhigte sich und legte sich neben mein Bett. Ich schlief selig, als Dieter heimkam.
Der Hund lief zu ihm, Dieter machte das Licht an. Ich brummelte vor mich hin, da ich Störungen im Schlaf hasse. Durch das Brummeln fühlte sich der Hund angesprochen und kletterte wieder ins Bett. Dieter, mittlerweile im Schlafzimmer, wunderte sich über den zugehängten Spiegel. Also zog er die Decke darüber weg, unser Hund sah wieder sein Spiegelbild und ich wachte schlagartig auf. Während ich den Spiegel wieder zuhängte, erzählte ich, was unseren Hund so erschreckt hatte und wir beschlossen, den Spiegel eine Zeitlang sicher im Keller unterzubringen.
Wir hatten bemerkt, dass unser Dingo einen Platz auf PVC bevorzugte. Seine kurzen Schlafpausen hatte er in unserer Küche verbracht. Aber außer in der Küche und im Bad hatten wir in der ganzen Wohnung nur Teppichboden. Daher fuhren wir los zu unserem Morgenspaziergang, in der Absicht auch noch ein paar Reste PVC zu besorgen.
Direkt neben dem Teppichgeschäft machten wir unseren ersten richtigen Spaziergang. Dort beginnt hinter einem kleinen Bach das freie Feld. Unser Hund benahm sich mustergültig. Er kam, wenn wir nach ihm riefen und er lief nie zu weit weg. Wir hatten wirklich glückliche 15 Minuten. Doch dann tat er etwas, was wir noch bei keinem Hund gesehen hatten. Aus einer Laune heraus fing er plötzlich an zu rennen und Kreise um uns zu ziehen. Erst enge Kreise, dann immer weitere. Wir fanden das sehr lustig und Dingo schien es auch große Freude zu machen. Er spielte offensichtlich mit uns und wir taten unser bestes um mitzuspielen.
Doch bei unserem Spiel hatte keiner bedacht, wie nah wir schon dem Bach gekommen waren und Dingo zog weiterhin seine Kreise um uns. Er tobte mit riesigen Sprüngen durch das hohe Gras, bis wir ihn mitten in einem Sprung aufheulen hörten. Dann kam nur noch das Geräusch von spritzendem Wasser und wir wussten, wo unser Hund lag. Anscheinend hatte Dingo vorher noch keinen Kontakt mit Wasser gehabt, zumindest nicht in dieser Form. Er versuchte als erstes den Bach auszutrinken. Aber nachdem er eine Weile geschlabbert hatte, schien er einzusehen, dass es so nicht funktionieren würde. Also fing er an jämmerlich zu heulen. Der Bach hatte ein ziemlich steiles Ufer und Dieter kam nicht an Dingo heran. Wir redeten beruhigend auf unseren Hund ein, aber er wollte nicht länger im Wasser bleiben. Er versuchte heraus zu springen. Aber so sprunggewaltig war er noch nicht. Wir wollten ihn bei einem Sprungversuch zu fassen kriegen. Nach mehreren Anläufen schafften wir es dann auch. Dieter lag bäuchlings in Gras am Bachrand. Ich hielt so gut ich eben konnte seinen Hosenbund fest. Es dauerte lange. Dann bekam Dieter Dingo am Halsband zu fassen und wir zogen ihn an Land.
Vor uns stand ein zitterndes Häufchen Hund, das so aussah, als würde es nie wieder ins Wasser gehen. Aber wir hatten uns geirrt. Nach ein paar Streicheleinheiten, stürmte unser Hund auf das Wasser zu und verbellte es. Aber er machte keinen Versuch hineinzuspringen. Wir trockneten ihn notdürftig mit meinem Pullover ab und nahmen uns vor, ab sofort immer ein Handtuch im Auto zu haben. Ich blieb bei Dingo am Auto, während Dieter schnell die PVC-Reste holte. Die Heimfahrt verlief sehr ruhig, es sah aus als stünde Dingo jetzt rückwirkend unter Schock.
Diese ersten gemeinsamen Tage mit Dingo waren für uns ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten uns das Leben mit einem Hund spannend und interessant vorgestellt. Wir hatten beide noch keinen eigenen Hund und wussten über Hundeerziehung, Nahrung, Gewohnheiten, Krankheiten und Pflege nicht viel. Es kam einiges auf uns zu, das merkten wir schon beim Einkaufen. Die freundlichen Leute aus dem Fachgeschäft gaben uns viele nützliche Tipps mit. Wir mussten erfahren, dass junge Hunde beschäftigt sein wollen. Sie brauchen etwas auf dem sie herum nagen können, sonst suchen sie sich etwas aus der Wohnung, wie in der ersten Nacht meinen Schuhe.
Dingo hatte sie nicht aus Zerstörungswut gefressen, sondern aus Langeweile. Also kauften wir Dinge, von denen ich vorher nie gehört hatte. Getrocknete Schweineohren, Ochsenziemer, Kaustangen und nicht zu vergessen die verschiedenen Spielzeuge, wie einen Echtholzknochen, quietschende Plastikfiguren und ähnliches. Ein Shampoo und eine Bürste hatten wir schon. Jetzt brauchten wir die sonstigen Pflegeutensilien. Da gab es eine Riesenauswahl an Bürsten, Kämmen und ähnlichem. Wir entschieden uns für eine zweite Bürste mit einer Weichen- und einer Drahtseite.
Eine stabile Leine brauchten wir auch noch, denn unser Welpe war so groß, wie wir uns fast den ausgewachsenen Hund vorgestellt hatten. Wir entschieden uns für eine in der Länge verstellbare Lederleine mit einem dazu passenden Halsband. Wir kauften noch eine Hundepfeife, weil man uns sagte, wir könnten unseren Hund daran gewöhnen, solange er noch jung sei. Alles in allem gaben wir ziemlich viel Geld für Dinge aus, von denen wir nicht einmal gewusst hatten, dass sie existierten.
Dann kam noch die Sache mit dem Futter. Man erklärte uns, ein gutes und ausgewogenes Futter sei wichtig, gerade für einen Welpen, also nahmen wir von den besten Futtersorten Proben mit und kauften vom allerbesten Futter, das auch das teuerste war, ein kleines Päckchen. Außerdem sollten wir immer eine kleine Belohnung dabei haben. Auch hier war die Auswahl riesig. Wir nahmen eine Mischung an Knabbersachen mit. Die Vitamintabletten wollten wir dann doch nicht. Es wurde eine ziemlich teure Angelegenheit. Aber wir fühlten uns gut.
Unser Hund war versorgt, zumindest fürs erste. Wir fuhren heim und stellten fest, dass wir für diese ganzen Hundesachen einen Lagerplatz brauchten. Es half nichts. Im Gästezimmer musste ein Schränkchen ausgeräumt werden. Neben den eben gekauften Dingen hatte ich die inzwischen trockenen Handtücher offiziell zu Hunde-Pfoten-Tüchern ernannt.
Jetzt kam der organisatorische Teil. Wir meldeten unseren Hund bei der Gemeinde an. Wir hatten mit einem astronomischen Betrag gerechnet und waren sehr überrascht als man für ein ganzes Jahr nur 18 DM verlangte.