Ulysses - James Joyce - E-Book

Ulysses E-Book

James Joyce

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Beschreibung

Wer den großen Jahrhundertroman von James Joyce noch nicht gelesen hat, wer ihn liebt und ihn immer wieder von neuem lesen oder wer ihn an andere verschenken möchte, dem sei Ulysses jetzt in der neuen Kultausgabe zum 125. Geburtstag von James Joyce am 2. Februar 2007 empfohlen – in Halbleinen mit rotem Ringsumfarbschnitt und Schriftprägung.

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Seitenzahl: 1436

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Der 16. Juni 1904 war ein ganz gewöhnliches Datum, und dennoch ist er in die Geschichte der Weltliteratur eingegangen. Von acht Uhr morgens bis tief in die Nacht hinein ist der Annoncenakquisiteur Leopold Bloom an diesem Tag in der Großstadt Dublin unterwegs. Ulysses schildert ihn, den jungen Lehrer Stephen Dedalus und eine ganze Reihe anderer Dubliner Bürger bei ihren Begegnungen, in ihren Gesprächen, vor allem aber in ihren Gedanken und Erinnerungen.

»Die größte Schöpfung unter den Romanen des zwanzigsten Jahrhunderts.« New York Times

James Joce

Titel der Originalausgabe: Ulysses

Der Text der vorliegenden Ausgabe erschien erstmals 1975 in Band 3.1 und 3.2 der von Klaus Reichert unter Mitwirkung von Fritz Senn betreuten Frankfurter Ausgabe der Werke von James Joyce.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2015

Der vorliegende Text folgt der 5. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuchs 3816.

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1975

Originalausgabe:

Copyright, 1914, 1918, by Margaret Caroline Anderson.

Copyright renewed, 1942, 1946, by Nora Joseph Joyce.

Copyright, 1934, by Modern Library, Ind.

Copyright renewed, 1961, by Lucia and George Joyce.

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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I

Stattlich und feist erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt, ein Seifenbecken in Händen, auf dem gekreuzt ein Spiegel und ein Rasiermesser lagen. Ein gelber Schlafrock mit offenem Gürtel bauschte sich leicht hinter ihm in der milden Morgenluft. Er hielt das Becken in die Höhe und intonierte:

– Introibo ad altare Dei.

Innehaltend spähte er die dunkle Wendeltreppe hinunter und kommandierte grob:

– Komm rauf, Kinch! Komm rauf, du feiger Jesuit!

Feierlich schritt er weiter und erstieg das runde Geschützlager. Dort machte er kehrt und segnete würdevoll dreimal den Turm, das umliegende Land und die erwachenden Berge. Dann gewahrte er Stephen Dedalus, verneigte sich vor ihm und schlug rasche Kreuze in die Luft, kehlig glucksend dabei und den Kopf schüttelnd. Stephen Dedalus, mißlaunig und schläfrig, lehnte die Arme auf den Rand der Treppenmündung und betrachtete kalt das sich schüttelnde, glucksende, in seiner Länge pferdehafte Gesicht, das ihn segnete, und das helle untonsurierte Haar, das fleckig getönt war wie matte Eiche.

Buck Mulligan lugte kurz unter den Spiegel und deckte dann mit pfiffiger Miene das Becken zu.

– Huschhusch ins Körbchen, sagte er streng. Und im Ton eines Predigers fügte er hinzu:

– Denn dies, o geliebte Gemeinde, ist der wahre eucharistische Jakob: Leib und Seele, potz Blut und Wunden. Getragene Musik, wenn ich bitten darf. Die Augen zu, Herrschaften. Einen Moment. Kleine Panne mit den weißen Korpuskeln. Silentium, alle!

Er spähte schräg in die Höhe und stieß einen langen leisen rufenden Pfiff aus, dann verhielt er eine Weile in gespannter Aufmerksamkeit, und seine ebenmäßigen weißen Zähne glitzerten hier und da golden gepunktet. Chrysostomos. Zwei starke schrille Pfiffe antworteten durch die Stille.

– Danke, alter Freund, rief er munter. Das reicht dicke. Stell den Strom ab, ja?

Er hopste vom Geschützlager und blickte ernst auf seinen Beobachter, die losen Falten seines Schlafrocks um die Beine raffend. Das feiste verschattete Gesicht mit dem grämlich ovalen Kinn erinnerten an einen Prälaten, Patron der Künste im Mittelalter. Ein freundliches Lächeln brach gelassen über seine Lippen.

– So was Komisches, sagte er heiter. Dein absurder Name, ein oller Grieche.

Er hob gutmütig scherzhaft den Finger und ging, vor sich hinlachend, hinüber an die Brustwehr. Stephen Dedalus kam heraufgestiegen, folgte ihm müde den halben Weg und setzte sich auf die Kante des Geschützlagers, still weiter beobachtend, wie er seinen Spiegel auf die Brustwehr stellte, den Pinsel in das Becken stippte und sich Wangen und Hals einseifte.

Buck Mulligans heitere Stimme plauderte fort.

– Mein Name ist genauso absurd: Malachi Mulligan, zwei Daktylen. Aber er hat was Hellenisches im Klang, oder? Flott und sonnig wie Buck, der Bock und Lebemann, höchstselbst. Wir müssen unbedingt mal nach Athen. Kommst du mit, wenn ich's schaffe, daß die Tante zwanzig Pfündchen rausrückt?

Er legte den Pinsel beiseite und schrie, vor Vergnügen lachend:

– Kommt er mit, der jecke Jesuit?

Abbrechend begann er sich mit Sorgfalt zu rasieren.

– Hör mal, Mulligan, sagte Stephen ruhig.

– Ja, mein Schatz?

– Wie lange will Haines eigentlich hier noch mit im Turm bleiben?

Buck Mulligan zeigte eine rasierte Wange über die rechte Schulter.

– Gott, ja, ein gräßlicher Kerl, gelt? sagte er freimütig. Ein schwerfälliger Angelsachse. Du bist kein Gentleman für ihn. Gott, diese verdammten Engländer. Platzen vor Geld und vor Blähungen. Denn er kommt von Oxford. Und weißt du, Dedalus, du hast ja nun die richtige Oxford-Art. Er wird nicht schlau aus dir. Ah, mein Name für dich ist doch der beste: Kinch, die Messerklinge!

Er schabte sich behutsam das Kinn.

– Die ganze Nacht hat er von einem schwarzen Panther gefaselt, sagte Stephen. Und wo sein Gewehr wäre.

– Ein armer Irrer, sagte Mulligan. Hattest du Schiß?

– Hatte ich, sagte Stephen mit Überwindung und wachsender Furcht. Hier draußen im Dunkeln mit einem Menschen, den ich nicht kenne und der vor sich hin phantasiert und stöhnt, er will einen schwarzen Panther schießen. Du hast schon Menschen vorm Ertrinken gerettet. Aber ich, ich bin kein Held. Wenn er hier bleibt, verschwinde ich.

Buck Mulligan blickte mißmutig auf den Seifenschaum an seinem Rasiermesser. Er sprang herunter von seinem hohen Sitz und begann hastig seine Hosentaschen zu durchsuchen.

– Sauerei! schrie er dumpf.

Er kam herüber zum Geschützlager, fuhr Stephen mit der Hand in die obere Tasche und sagte:

– Gestatten der Herr mal die Rotzfahne, daß ich mein Messer abwischen kann.

Stephen litt es, daß er ihm das schmutzige zerknüllte Taschentuch herauszog und es hoch an einem Zipfel zur Schau hielt. Buck Mulligan wischte säuberlich das Messer ab. Dann betrachtete er das Taschentuch und sagte:

– Des Barden Rotzfahne. Eine neue Kunstfarbe für unsere irischen Poeten: Rotzgrün. Kann man fast schmecken, was?

Er stieg wieder auf die Brustwehr und blickte hinaus auf die Bai von Dublin, sein helles eichenmattes Haar regte sich leicht.

– Mein Gott, sagte er still. Ist die See nicht genau was Algy sie nennt: eine graue liebe Mutter? Die rotzgrüne See. Die skrotum-zusammenziehende See. Epi oinopa ponton. Ah, Dedalus, die Griechen! Ich muß dir Unterricht geben. Du mußt sie im Original lesen. Thalatta! Thalatta! Sie ist unsere große liebe Mutter. Komm her und sieh.

Stephen stand auf und ging hinüber an die Brustwehr. Sich darauf lehnend, blickte er hinab auf das Wasser und auf das Postboot, das sich eben aus der Hafeneinfahrt von Kingstown löste.

– Unsere mächtige Mutter, sagte Buck Mulligan.

Er wandte abrupt die großen suchenden Augen ab von der See und Stephens Gesicht zu.

– Die Tante ist der Meinung, du hast deine Mutter umgebracht, sagte er. Deswegen will sie auch nicht, daß ich mit dir verkehre.

– Irgendwer hat sie umgebracht, sagte Stephen düster.

– Du hättest dich ja verdammtnochmal auch hinknien können, Kinch, als deine sterbende Mutter dich darum bat, sagte Buck Mulligan. Ich bin genauso ein Hyperboreer wie du. Aber wenn ich denke, daß deine Mutter dich mit ihrem letzten Atemzug anbettelt, du sollst doch niederknien und für sie beten! Und du sagst nein! Mensch, du hast was Unheimliches in dir …

Er brach ab und seifte wieder leicht die entferntere Wange ein. Seine Lippen kräuselte ein nachsichtiges Lächeln.

– Aber ein reizender Komödiant, murmelte er bei sich. Kinch, der reizendste Komödiant von allen.

Er rasierte sich gleichmäßig und mit Sorgfalt, schweigend, ernst.

Stephen, einen Ellbogen auf den schartigen Granit gestützt, lehnte die Stirn gegen die Handfläche und starrte auf den sich abnutzenden Rand seines glänzenden schwarzen Rockärmels. Schmerz, der noch nicht der Schmerz der Liebe war, fraß ihm am Herzen. Still, im Traum, war sie zu ihm gekommen nach ihrem Tode, ihr ausgezehrter Leib in seinen losen braunen Grabkleidern einen Duft verströmend von Wachs und Rosenholz, ihr Atem, der sich über ihn gebeugt hatte, stumm, vorwurfsvoll, ein schwacher Duft von feucht gewordener Asche.

Über den fadenscheinigen Stulpenrand sah er die See, begrüßt als große liebe Mutter von der wohlgenährten Stimme neben ihm. Der Ring aus Bai und Horizont umschloß eine träge trübgrüne Masse Flüssigkeit. Ein Becken aus weißem Porzellan hatte neben ihrem Totenbett gestanden, darin die grüne zähe Gallenmasse, die sie unter lautem Stöhnen in Brechanfällen ihrer verfaulenden Leber entrissen hatte.

Buck Mulligan wischte wieder sein Rasiermesser ab.

– Ach du armes Hundeaas, sagte er mit freundlicher Stimme. Ich muß dir mal ein Hemd schenken und ein paar Rotzfahnen. Wie sind denn die gebrauchten Hosen?

– Sie passen ganz gut, antwortete Stephen.

Buck Mulligan ging gegen die Grube unter seiner Unterlippe vor.

– Zweiterhand nennt man das, so was Komisches, sagte er zufrieden. Dabei müßte es doch eigentlich zweitenbeins heißen. Weiß der liebe Gott, was für ein syphilitischer Saufkopp da den Hintern drin gehabt hat. Ich hab noch ein hübsches Paar, mit einem Haarstreifen, grau. Würde dir klasse stehen. Das mein' ich im Ernst, Kinch. Du siehst verdammt gut aus, wenn du angezogen bist.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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