Unbekannte Helden - Oliver C. Bonzol - E-Book

Unbekannte Helden E-Book

Oliver C. Bonzol

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wer auf fesselnde Geschichten mit Action und ein wenig Liebe steht, der ist bei dem Thriller genau richtig. Fulminant und rasant rast die Handlung auf mehreren Kontinenten voran. Eine hohe Taktung und Action, mit einer mörderischen Geheimgesellschaft, einer vergessenen speziellen Sonderermittlungseinheit mit Namen Government Control 4 (GC4), dem MAD, dem DPSD und zwei Normalos, wie es einem flott geschnittenen Agentenfilm entspricht, lässt einem das Buch cineastisch anmuten. Arthur William Humb, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, gibt den Befehl für einen Giftgasanschlag auf die internationale Friedenskonferenz in Kinshasa. Damit fällt er das Todesurteil für unzählige Menschen. Mit allen Mitteln kämpfen eine Taskforce des Senats und die in Vergessenheit geratene Sonderermittlungseinheit Government Control 4 gegen diese, über Leichen gehende, Verschwörung. Lorenz Douglas Sinclaire ist ein sportlicher, durchtrainierter Mann von 28 Jahren. Er wohnt in einer alten Tankstelle im Ruhrgebiet und betreibt eine kleine Firma gegen Cyberkriminalität. Sinclaire erlangt verstörende Informationen zu einem geplanten Anschlag und zusammen mit der bezaubernden Lara, begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise. Auch der militärische Abschirmdienst (MAD) bekommt Hinweise zum geplanten Anschlag. Zusammen mit dem französischen DPSD versuchen sie, den Fall zu knacken. Die Ereignisse in den USA und Europa überschlagen sich und schließlich laufen alle Fäden in Afrika zusammen. Ein komplexer Thriller, der Sie mit auf eine atemberaubende Verfolgungsjagd nimmt. Begleiten Sie die unbekannten Helden im Kampf gegen Verschwörung, Mord und einem schrecklichen Attentat.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Das Buch:

Arthur William Humb, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, gibt den Befehl für einen Giftgasanschlag auf die internationale Friedenskonferenz in Kinshasa. Damit fällt er das Todesurteil für unzählige Menschen. Mit allen Mitteln kämpfen eine Taskforce des Senats und die in Vergessenheit geratene Sonderermittlungseinheit Government Control 4 gegen diese, über Leichen gehende, Verschwörung.

Lorenz Douglas Sinclaire ist ein sportlicher, durchtrainierter Mann von 28 Jahren. Er wohnt in einer alten Tankstelle im Ruhrgebiet und betreibt eine kleine Firma gegen Cyberkriminalität. Sinclaire erlangt verstörende Informationen zu einem geplanten Anschlag und zusammen mit der bezaubernden Lara begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise.

Auch der militärische Abschirmdienst (MAD) bekommt Hinweise zum geplanten Anschlag. Zusammen mit dem französischen DPSD versuchen sie, den Fall zu knacken. Die Ereignisse in den USA und Europa überschlagen sich und schließlich laufen alle Fäden in Afrika zusammen.

Ein komplexer Thriller, der Sie mit auf eine atemberaubende Verfolgungsjagd nimmt. Begleiten Sie die unbekannten Helden im Kampf gegen Verschwörung, Mord und einem schrecklichen Attentat.

Über den Autor:

Im ereignisreichen Jahr 1963 war John F. Kennedy ein Berliner und Martin Luther King hatte einen Traum, der die Welt verändern sollte. Von der Welt weitgehend unbeachtet erblickte ich das Licht der Welt im Ruhrgebiet. Nach der Schulzeit machte ich eine Lehre als Installateur in einem Chemiekonzern. Danach entschied ich mich für einen anderen Weg. Ich holte mein Fach-Abitur nach, absolvierte meinen Wehrdienst und schloss erfolgreich mein Studium der Versorgungstechnik ab. Seitdem arbeite ich bei einem Versorgungsunternehmen im Bereich Vertrieb und Marketing.

 

 

 

 

 

 

Unbekannte Helden

Auf gefährlicher Mission

 

 

 

Thriller

 

 

 

Oliver C. Bonzol

 

 

1. Auflage, 2021

© Copyright 2021 – Urheberrechtshinweis

 

Alle Inhalte dieses Romans, insbesondere Texte, Fotografien und Grafiken, sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei Oliver C. Bonzol.

 

Das Werk darf - auch teilweise – nur mit Genehmigung des Autors wiedergegeben werden.

 

© Oliver C. Bonzol – alle Rechte vorbehalten.

Harrierstraße 7

48734 Reken

 

[email protected]

www.unbekannte-helden.de

 

Dieses Buch ist ein Roman. Die gesamte Handlung ist von Anfang bis Ende von mir erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.

 

 

Danke, kann man nie genug sagen.

Ich danke meinem Bruder Andreas, der mich zu der Idee des Romans inspiriert hat. Des Weiteren danke ich Heike, dass sie mich bestärkt hat, das Buch letztendlich fertig zu schreiben. Außerdem danke ich Nicola für ihre unendliche Geduld und die unzähligen Stunden, die sie für das Lektorat aufgebracht hat. Und selbstverständlich geht der Dank auch an meine Tochter Sophia für Ihre Liebe und ihr Verständnis. Meiner Frau Yvonne danke ich für die Zeit, Unterstützung, für die offenen Ohren und die motivierenden Worte, wenn ich mal wieder vor einem leeren Bildschirm gesessen habe und mir nichts Sinnvolles einfallen wollte.

 

Wichtige Personen:

 

Kinshasa Demokratische Republik Kongo

Danyo Ababudo, Luftraumbeobachter am Kongresszentrum

 

Team von News of the World TV

Bob Braddock, Sendetechniker

Andrew Webber, Reporter

Chris Houston, Kameramann

 

Washington USA

Arthur William Humb, Präsident der USA

Bob Dupont, Sicherheitsberater des Präsidenten

 

Oberhausen Deutschland

Lorenz Douglas Sinclaire, IT Spezialist

Lara Kovac, Biochemikerin

Marc-Oliver Schaap, Cafébesitzer und Freund von Sinclaire

 

Taskforce des Senats

Peter Carpenter, Vorsitzender

Greg Lewis, Sonderermittler des Senats

Paul Muller, Sonderermittler des Senats

Susan Smeets, Mitarbeiterin des Senators

George Baker, Mitarbeiter des Senators

Rose Bates, Stellvertreterin von Senator Carpenter

Frank Moosberg, Mitarbeiter des Senators

 

Government Control 4 (GC4)

Clark Decker, Chef der Ermittlereinheit

Thomas Loomer, Pilot

Dennis Weaver, Überwachungsspezialist

Liam Rosenberg, IT-Spezialist

 

MAD in Izmir Türkei

Ulrich Kovac, Agent und Patenonkel von Lara

Gerd Reuter, Agent und Stellvertreter von Kovac

 

DPSD Paris Frankreich

General Jean-Paul Bellard, Chef von DPSD Sektion

Félix Debré, rechte Hand vom General

Piere Bertrand, Feldagent

Eric Lambert, Feldagent

Hugo Simon, Feldagent

Louis Dubois, Feldagent

 

Scientia

Tom Mayer, Vorsitzender der Geheimgesellschaft

Zebedee Galanis, Profikiller

Ivan Wolkow, Profikiller

 

Owen Hicks, Senator

 

 

Prolog

1651 Hafen von New York

Nach einer gut geplanten Flucht aus dem alten Europa trafen sich 12 langhaarige, unrasierte und heruntergekommene Männer im O’Reilly’s Pub. Die Hafenkneipe sah noch schäbiger aus, als alle ihre Besucher. Schon in Europa hatten sie eine geheime Gesellschaft Namens Scientia gegründet, um ihre gemeinsamen Ziele zu verfolgen.

Scientia potential est. Wissen ist Macht, Wissenschaft steht vor Staatsmacht, dies waren ihre Leitsprüche.

Diese 12 Immigranten aus vier Ländern bildeten die Basis der uralten Geheimgesellschaft: die Scientia. Brach irgendwo auf der Welt ein Krieg aus, lieferten sie die Waffen. Gab es auf der Welt irgendwo eine größere Krankheitswelle, brachten die Firmen der Familie, die zufällig gerade rechtzeitig fertiggestellten Medikamente auf den Markt. In anderen Fällen gab es Testreihen mit biologischen Kampfstoffen in der freien Natur, wie erst vor einiger Zeit in Deutschland. Dort waren viele Menschen an einem bis dato relativ harmlosen Keim, der auf Obst und Gemüse zu Hause war, erkrankt. Zu ihren Leitsprüchen gehörte auch: »Wirtschaft lebt vom Wachstum. Wenn das Wachstum stagniert, muss man es düngen.« Des Weiteren musste man den Ölmarkt immer wieder durch verschiedene Aktionen anheizen. Damit konnte man die Gewinne maximieren. Größere Kriege wurden von langer Hand gut vorbereitet. Erfundene Beweise für irgendwelche Gräueltaten oder Massenvernichtungswaffen wurden über ihre Nachrichtenkanäle forciert. Die Kontaktleute der Familie gaben diese falschen Informationen an diverse Geheimdienste weiter. Dadurch kam es dann in den entsprechenden Ländern zum Krieg, auf diese Weise wurden Milliarden verdient. Erst durch die Zerstörung, dann durch den Wiederaufbau.

Oktober 1974 Government Control 4 Zentrale, Washington, USA

Der Rücktritt von Richard Nixon lag zwei Monate zurück. Aufgrund seines Machtmissbrauchs und dem seines Stabes, blieb ihm keine andere Wahl. Die Beweislast unzähliger Enthüllungen, im Rahmen der Watergate Affäre, war zu groß. Durch das Fehlverhalten des Präsidenten wuchs der Einfluss des United States House Committee on the Judiciary. Die Mitglieder des Komitees sollten das Land vor allem schützen, was die innere Sicherheit bedroht. Ein Großteil der Aufgabe war die Überwachung der ordnungsgemäßen Ausübung der Ämter von gewählten Mandatsträgern. Im Jahre 1975 schufen sie eine streng geheime Sonderermittlereinheit mit Namen Government Control 4 (GC4). Diese Einheit setzte sich aus unparteilichen Überwachungsspezialisten zusammen. Ihre einzige Aufgabe lag darin, die Regierungsmitarbeiter auf Verfassungstreue zu überwachen. Keine Regierungsinstanz, nicht einmal der Präsident der Vereinigten Staaten, hatte die Befugnis, auf diese Ermittler einzuwirken. Im Rahmen ihrer Ermittlungen haben sie Zugriff auf alle Überwachungseinrichtungen des Landes. Sie sind keine Polizeieinheit, sondern ermitteln nur. Dann geben sie ihre Beweise weiter an die zuständigen Behörden.

Wie der Zufall der Geschichte es wollte, wurde das United States House Committee on the Judiciary häufig neu besetzt. Das geschah so oft und so schnell, dass im Jahre 1991 kein Mitglied des ehrenwerten Komitees mehr von der Existenz der Government Control 4 wusste. Die Aufgaben der GC4 Einheit waren klar festgelegt, auch wenn sich alle paar Jahre die zu überwachenden Personen änderten. Damit ist bis heute sichergestellt, dass diese geheime Einheit unabhängig agieren konnte. Die Ermittlungsergebnisse und Berichte wurden seit jeher einfach in den Behörden-Posteingang eingeschleust und so dem Komitee als Basis seiner Arbeit zugeführt. Der Sitz der 80-köpfigen Einheit lag mitten in Washington, unter dem Informationszentrum des Smithsonian Institution. Dieser Gebäudekomplex gehörte zum ältesten Teil des Museums. Bei den Angestellten wurde es als "The Castle" bezeichnet.

1. Kapitel

13. Juni 2018

Friedenskonferenz, Kinshasa, Kongo

Strahlend blauer Himmel, 28 Grad, ein leichter Wind weht durch die Straßen der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo.

Sicherheitskräfte aus Frankreich und Deutschland haben das Gebäude, in dem die internationale Friedenskonferenz für den Kongo tagt, weiträumig abgesperrt. Auf den umliegenden Dächern sind Scharfschützen postiert. In den Straßen patrouillieren Soldaten mit blauen Helmen der EU-Friedenstruppe in gepanzerten Fahrzeugen. Vor den Absperrungen drängen sich Journalisten und Fernsehteams aus der ganzen Welt. Begeisterte Einheimische feiern die Friedenskonferenz, als wenn diese allein schon das Ende aller Unruhen und Massaker im Lande brächte.

Danyo Ababudo ist mit 18 Jahren einer der jüngsten Soldaten seiner Einheit. Er ist als Sicherheitsbeamter mit der Überwachung des Luftraumes über dem Kongresszentrum betraut. Schon seit zähen fünf Minuten versucht er jemanden im Lagezentrum, das für die Sicherheit der Friedenskonferenz verantwortlich ist, zu erreichen. Die Verbindung schweigt beharrlich, nur das nervtötende Knarzen aus dem Gerät treibt ihm die Schweißperlen auf die Stirn.

›Was soll ich jetzt machen?‹, fragt er sich immer und immer wieder. ›Ich darf meinen Posten nicht verlassen. Mein Kommandant hat mir diese wichtige Aufgabe anvertraut.‹

Auf dem Dach wird es immer heißer. Die Ziegel verstärken die Hitze wie in einem glühenden Backofen. Er nimmt seine schweißgetränkte Kappe ab und versucht, sich mit seinem Uniformhemd das Gesicht abzutrocknen. Wie Salzsäure brennt das von der Gluthitze ausgewaschene Salz auf seiner Haut und in seinen Augen.

»Zentrale bitte kommen. Hallo, hört mich keiner?«

Seine Stimme bebt vor Verzweiflung. ›Was soll ich machen? Gegen den Befehl meinen Posten verlassen und mir ein neues Funkgerät holen oder auf dem Dach bleiben, aber im Ernstfall keine Meldung machen können?‹ Er leert seine Wasserflasche in einem Zug. Dann verlässt er die Backofenhitze seines Beobachtungspostens. »Zentrale bitte kommen, Zentrale bitte kommen!« Auf dem Weg zum Lagezentrum versucht er weiter, über Funk Kontakt aufzunehmen. Sein Funkgerät lässt ihn weiter im Stich. Es straft ihn mit Schweigen. Im Lagezentrum angekommen, läuft er ausgerechnet seinem Kommandanten direkt in die Arme.

»Ja sind Sie denn wahnsinnig, Ihren Beobachtungsposten zu verlassen?«, schreit sein Vorgesetzter. Der baut seine massige Gestalt von zwei Meter Höhe, und einem Kampfgewicht von 150 Kilo vor dem fünfunddreißig Zentimeter kleineren Danyo Ababudo zu voller Größe auf. Alle anderen auf dem gut klimatisierten Flur suchen sofort das Weite. Keiner will etwas von der hitzigen Moralpredigt des Kolosses abbekommen.

»Mein Funkgerät ist defekt. Ich kann keine Meldung absetzen, Sir«, erklärt der aufgebrachte Ababudo. Nachdem er die Standpauke des Vorgesetzten erduldet hat, bekommt er das, wofür er alles aufs Spiel gesetzt hat. Er hält sein neues Funkgerät stolz in der Hand und geht in Richtung Ausgang. Danyo Ababudo tritt aus dem kühlen, dunklen Gebäude auf die Straße. Dort wird er von der blendenden Gluthitze erwartet. Er versucht, mit seiner Hand seine immer noch brennenden Augen vor der Sonne zu schützen.

Plötzlich bremst vor ihm ein großer, ehemals weißer, staubbedeckter Kastenwagen scharf. Reflexartig springt er zur Seite.

Bob Braddock tritt mit voller Kraft auf die Bremse. Er weicht dem Soldaten geschickt aus. Der Übertragungswagen von News of the World TV kommt in der einzigen freien Lücke zwischen all den anderen Fahrzeugen zum Stehen. Wie auf einer Kette aufgereiht, stehen viele verschiedene Transporter mit großen Satellitenschüsseln auf den Dächern. Hier vereinen sich Berichterstatter aus der ganzen Welt vor einer Absperrung. Dahinter ist ein 50 Meter breiter Korridor für die feiernden Menschen. Eine mit schweren Betonklötzen befestigte Schutzzone gegen Autobomben sichert das Areal zum Konferenzzentrum. Braddock zieht energisch die Handbremse an.

»So, bis hierher und keinen Meter weiter, ich hätte schon Dutzende Menschen plattfahren können. Jetzt springt mir auch noch so ein Vollpfosten direkt vor die Karre. Es reicht.«

Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, springt er aus dem Führerhaus. Zurück bleibt nur ein verschwitzter Abdruck auf dem Fahrersitz. Seine Kollegen im hinteren Teil des Wagens sind durch das Bremsmanöver von ihren Sitzplätzen katapultiert worden. Sie finden sich auf dem verstaubten Boden wieder. Andrew Webber, der Reporter des kleinen Teams, schaut den Kameramann Chris Houston entgeistert an. Der gähnt nur verschlafen.

»Bist du jetzt endlich wach?«

»Nö, nicht wirklich, aber ihr hättet mich sanfter wecken können.«

»Sag das Bob. Der ist gefahren oder wie immer man das nennt, was der hinter dem Lenkrad treibt.«

»Ist die Hitze. Die macht hier alle bekloppt.«

Chris zuckt mit den Achseln. Beide verlassen schweigend das Fahrzeug. Sie strecken sich, um ihre müden Knochen und ihren Kreislauf zu beleben. Da hören sie die laute Stimme von Bob, dem Fahrer und Übertragungstechniker, der heftig mit einem aufgebrachten Soldaten streitet. Webber nimmt drei Flaschen aus der Kühlbox, die im hinteren Teil des Fahrzeuges steht.

»Entschuldigen Sie bitte«, versuchte Webber die Situation zu retten. Er reicht den Streithähnen je eine eiskalte Cola.

»So bitte, zur Abkühlung der heißen Gemüter.«

Ababudo blickt den Mann misstrauisch an.

»Ja, nehmen Sie ruhig, als Entschädigung für den Schreck und gegen die Hitze.«

Braddock und Webber nehmen die Flasche und prosten dem Soldaten zu. Sie trinken einen großen Schluck. Nach kurzem Zögern prostet Ababudo mit seiner Flasche zurück und sagt:

»Danke!«

»Bei der Affenhitze kann das ja schnell passieren. Es geht doch nichts über eine kalte Cola, oder?«

Alle grinsen sich an. Ababudo winkt zum Abschied und geht dann energisch weiter auf das gegenüberliegende Haus zu.

»Hat mich auch sehr gefreut, Sie kennenzulernen«, entfährt es Braddock mit einem sarkastischen Unterton, obwohl der Soldat schon auf der anderen Straßenseite verschwunden ist.

»Ist immer schön, wie schnell du Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung bekommst«, frotzelt Webber, der erfahrene Reporter.

»Ach – leck mich!« Braddock dreht sich um und geht wieder zum Fahrzeug, fährt die Satellitenschüssel aus und macht alles für die TV-Übertragung startklar.

Als Ababudo wieder auf seinem Dach-Backofen ankommt, macht er ordnungsgemäß Meldung.

»Hier Luftbeobachtungsposten zwei. Bin auf Position.«

»Wird auch Zeit«, schallt eine energische Stimme aus seinem Funkgerät.

Ababudo schneidet eine Grimasse zum Gerät, steckt dem Unsichtbaren die Zunge raus. Trotzdem ist er froh, dass es keiner sieht. ›Soll der Arsch sich mal hier oben hinstellen und schwitzen‹, denkt er. Im gleichen Moment fegt ein kühler Luftzug über seine von Schweißperlen übersäte Haut. Der leichte Wind weht die näher kommenden Geräusche eines Flugzeuges an seine Ohren. Pflichtbewusst blickt Luftbeobachter Ababudo auf seine Armbanduhr. Die Zeiger stehen auf 6 Minuten vor 11 Uhr. Er blinzelt mehrmals, weil seine Augen immer noch brennen. Schließlich findet er auf seiner Liste mit allen genehmigten Flugbewegungen den entsprechenden Eintrag. Das Flugzeug transportiert Pflanzenschutzmittel von Malanje nach Djambala. Nach Berechnung des Lagezentrums ist es für ungefähr 11 Uhr angekündigt.

›Also keine Bedrohung‹, denkt er. Ababudo drückt den Sendeknopf an seinem Funkgerät.

»Hier Luftbeobachtungsposten zwei. Hier Luftbeobachtungsposten zwei, Lagezentrum bitte kommen!«

»Hier Lagezentrum, bitte sprechen Sie.«

»Der angekündigte Flug für 11 Uhr ist planmäßig über der Stadt. Keine Bedrohung.«

»Habe verstanden. Keine Bedrohung, over and out.«

Pflichtbewusst, wie es ihm seit Jahren eingehämmert worden war, verfolgt er mit dem Fernglas dennoch genau die Flugbahn des Luftgefährtes. Das Flugzeug verändert weder seine Richtung noch die Flughöhe. Es ist schon fast direkt über ihm, als plötzlich ein lautes, unnatürliches Geräusch seine Aufmerksamkeit durchbricht. Es dauert mehrere Sekunden, bis er das Geräusch unterhalb des Daches, als laute Vuvuzela-Töne der feiernden Menschenmassen identifiziert. Ababudos Augen folgen dem Mann mit der Vuvuzela, der sich bis zur Absperrung an das Konferenzzentrum vorgekämpft hat. ›Ich würde auch lieber da unten sein und mit den anderen feiern. Aber ich bin auch stolz, dass der Kommandant solch ein Vertrauen in mich setzt.‹

Plötzlich erfüllt ein lauter Knall die Luft. So laut, als hätte ein Flugzeug die Schallmauer durchbrochen. Ruckartig dreht sich Ababudo wild um seine eigene Achse und versucht, den Grund für diesen ohrenbetäubenden Knall zu orten. Dann besinnt er sich seiner eigentlichen Aufgabe und seine Augen wandern zum Himmel. Was er dort sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Es dauert einige Sekunden nach dem Knall, bis auch einige der Feiernden auf der Straße merken, dass dieses Geräusch nicht zu den Partyklängen gehört. Sie blicken sich entsetzt um. Ein kleiner Junge zeigt schreiend nach oben. Dann folgen nach und nach alle Augen in Richtung Himmel. Das Entsetzen verzerrt ihre Gesichter. Wo eben das Frachtflugzeug am Himmel flog, zeigen sich jetzt nur noch brennende Metallstücke, die in Richtung Erde streben. Die Explosion direkt im Cockpit tötet die beiden Piloten auf der Stelle. Sie haben keine Chance. Durch die enorme Hitze- und Druckwelle, die über sie hereinbricht, löst sich der ganze vordere Teil des Flugzeuges förmlich in Luft auf. Sie wissen nicht, dass weder von ihnen, noch von der Blackbox jemals wieder etwas Verwertbares gefunden werden wird.

Andrew Webber steht vor der geöffneten Seitentür des Senderfahrzeuges. Er diskutiert mit Chris Houston über ihren Einsatz.

»Wenn du auf dem Wagen stehst, dann mach erst einen Schwenk über das Zentrum, dann auf mich. Ich sülze dann die allgemeinen Fakten zur Friedenskonferenz runter.«

»Jepp. Mache ich.«

Hektisch spricht Ababudo in sein Funkgerät.

»Hier Luftbeobachter zwei. Alarm an alle. Ich wiederhole, Alarm an alle!«

Ohne Luft zu holen, schreit er weiter in sein Funkgerät: »Das Frachtflugzeug ist über der Stadt explodiert! Ich wiederhole. Alarm an alle!«

»Hier Lagezentrum, habe verstanden. Frachtflugzeug über Schutzzone explodiert«, kommt eine sonore Stimme aus dem Gerät.

Im selben Moment schlagen ungefähr 300 Meter neben dem Gebäude, in dem die Konferenz tagt, die ersten Teile der brennenden Maschine ein. Webber, der in jungen Jahren Kriegsberichterstatter war, kennt solche Situationen.

»Los, schnell, halt die Kamera drauf!«, schreit er.

Houston weiß nicht, wo er zuerst anfangen soll, überall schreien Menschen.

»Da, am Himmel!« Houston folgt mit der Kamera dem Zeigefinger von Andrew zum Himmel. Webber verflucht innerlich seine Trägheit und seinen dicken Bauch, als er zu seinem Mikrofon ins Fahrzeug springt.

»Los, mach eine Direktleitung zum Sender auf. Ein Flugzeugabsturz. Wir senden live vom Unglücksort über dem Kongresszentrum!«, schreit Webber seinen verschlafenen Techniker Bob an. Mit seinem Mikro bewaffnet, springt er mit einem beherzten Satz wieder auf die Straße. Nachdem er in seinem Funkohrhörer das Go von seinem Techniker vernommen hat, lächelt er zufrieden.

»Andrew Webber für News of the World TV live aus Kinshasa«, beginnt er.

Der Kameramann zoomt auf und es zeigt sich immer mehr von der Umgebung. Houstons Blickfeld ist durch das Kameraobjektiv sehr eingeschränkt. Was er sieht, verschlägt ihm den Atem. Er schwenkt mit der surrenden Kamera einmal von links nach rechts. Bei jedem Aufschlag der brennenden Trümmer gibt es einen wahren Funkenregen aus zerberstendem Metall. Dieser bohrt sich wie kleine Pfeilspitzen in die Menschen, die zufällig in der Nähe sind.

»So, Chris. Jetzt mal die Kamera wieder auf mich«, ruft Webber.

Der Reporter steht mit seinem Mikrofon in der Hand vor der Absperrung für die Fahrzeuge, als Chris ihn mit dem Objektiv einfängt.

»Gerade ist direkt über der Friedenskonferenz in Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, ein Flugzeug explodiert.«

In diesem Moment bricht ein Gebäude, keine 20 Meter von ihnen entfernt, zusammen. Es begräbt unzählige Menschen unter Steinen. Eine große, ziegelrote Staubwolke zieht durch die Straße und verschleiert die Sicht auf den Reporter.

»Äche, äche äh, über dem Konferenzzentrum ist etwas explodiert«, spricht er hustend in sein Mikrofon.

»Überall schlagen Trümmer ein. Es breiten sich immer mehr Brände aus.«

Um dies zu untermalen, schwenkt die Kamera über die Flammennester. Sie verharrt bei den Menschen, die versuchen, mit bloßen Händen die Steine des eingestürzten Hauses von den Verschütteten wegzuräumen. Webber spricht seinen Kommentar weiter.

»Zurzeit weiß keiner, was genau passiert ist, ob es sich um einen Anschlag oder einen Unfall handelt. Überall herrscht Chaos.«

Der ganze Spuk dauert nur wenige Sekunden. Schon hört man aus der Ferne die Sirenen der Rettungskräfte, die langsam näher kommen. Die Kamera fängt alle Bilder ein. In wilder Panik flüchten die Menschenmassen in alle Richtungen. Die Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge bleiben in der Flut von panisch schreienden Menschen stecken. Die Feuer breiten sich durch die brennenden Wrackteile immer weiter aus. Die Zeit läuft den Rettungskräften davon. Tausende Menschen versuchen, verzweifelt zu flüchten, während sich die Helfer zum Aufschlagsgebiet des Flugzeuges vorkämpfen. Es gibt kein Vorankommen.

Auf den Gesichtern der Retter, die tatenlos warten müssen, prangt die Frage:

›Kommen wir noch rechtzeitig? Können wir noch etwas retten?‹

Chris Houston ist auf das Dach des Übertragungswagens geklettert, um von dort einen besseren Überblick zu erhalten. Es zeigt sich ein Bild des Grauens. Die rechte Tragfläche des Flugzeuges ist in das Dach eines Einkaufcenters eingeschlagen und hat dort sofort ein verheerendes Großfeuer ausgelöst. Laut schreiend rennen Verletzte aus dem Gebäude, quer über die Straße. Im Übertragungswagen vernimmt Bob Braddock die Stimme des Aufnahmeleiters aus dem entfernten Sendezentrum in Boston.

»Was ist mit den Konferenzteilnehmern? Zeig uns Bilder von denen. Was machen die? Ist das ein Anschlag auf die Friedenskonferenz?«, sprudelt es aus dem auf Lautsprecher geschalteten Satellitentelefon. Bob gibt die Befehle des Sendeleiters an Andrew über Funk weiter.

»Hey Andy. Die Zentrale will wissen, was mit der Konferenz ist. Wie geht es den Teilnehmern? Schwenkt mal um.«

Andrew Webber drängt sich mit aller Kraft den davonlaufenden Menschenmassen entgegen. Immer wieder wird er zurückgedrängt. Er ist mittlerweile klatschnass vom Schweiß. Die Flut, die ihm entgegenkommt, berührt ihn mit ihren durchschwitzen Leibern. Nur sein Selbsterhaltungstrieb und sein Ehrgeiz für eine gute Story lassen ihn den Ekel überwinden. Nachdem klar ist, dass die Teilnehmer außerhalb der Gefahrengrenze sind, zeigen die ersten Erkenntnisse der Sicherheitskräfte, dass die Konferenz nicht Ziel eines Anschlages war. Davon beruhigt, laufen die Konferenzteilnehmer neugierig ins Freie. Als Webber an der vordersten Absperrung angekommen ist, ruft er seinen Kameramann.

»Chris. Hier bin ich. Hallo Chris. Hier vorne!«

Dabei springt er wie ein Hampelmann, mit beiden Armen winkend, immer hoch und runter, trotz der unbarmherzigen Hitze.

›Aber nasser als nass kann man ja nicht werden‹, denkt er.

Jetzt endlich registriert Chris die sportliche Einlage seines Chefs. Er richtet seine Kamera auf ihn aus und hebt die Hand als Signal seiner Bereitschaft.

»Hab dich«, murmelt er vor sich hin.

»Andrew Webber, live von der Friedenskonferenz aus Kinshasa der Hauptstadt des Kongo. Ein Flugzeug ist aus ungeklärten Gründen in der Luft explodiert.«

Dann zeigt er hinter sich. Chris schwenkt die Kamera. »Hier sehen Sie, dass einige Teilnehmer sich auf die Erde fallen lassen und Allah dafür danken, dass sie verschont wurden, andere danken Gott. Den Teilnehmern der Friedenskonferenz geht es gut, keiner ist verletzt. Sie sind alle mit einem großen Schrecken davon gekommen und hatten verdammt viel Glück«, spricht er in einem Plauderton, der das Chaos hinter der Kamera nicht wirklich widerspiegelt. Aber zu diesem Zeitpunkt weiß noch keiner, dass der Absturz der mit Pflanzenschutzmitteln beladenen Frachtmaschine, weder durch die Hand Gottes, noch durch den Willen Allahs, noch durch viel Glück verhindert worden wäre.

Auf dem gegenüberliegenden Dach steht Danyo Ababudo. Er beobachtet nicht mehr den jetzt leeren Luftraum, sondern das Chaos, das um ihn herum herrscht.

»Hallo Lagezentrum. Hier Luftbeobachter zwei. Hallo Lagezentrum, hier Luftbeobachter zwei.«

»Hier Lagezentrum. Bitte sprechen Sie.«

»Von hier oben kann ich einen Großteil der Lage einsehen. Die Trümmer des Frachtflugzeuges sind auf diversen Dächern und Straßen rechts vom Konferenzzentrum eingeschlagen. Sie verursachen große und auch kleinere Brände.« Er muss schlucken. Seine Kehle ist ausgetrocknet und schnürt sich immer weiter zu. In Anbetracht des sich ausweitenden Elends berichtet er weiter: »Zerstörte Dächer. Verschüttete Menschen unter herabstürzenden Trümmern. Überall brennt es. Dazwischen beherzte Helfer und Menschen, die in Panik fliehen«.

»Roger. Haben wir verstanden. Zusätzliche Rettungskräfte sind angefordert. Bleiben Sie unbedingt auf Ihrem Posten.«

Nachdem die erste Panik direkt am Unglücksort etwas abebbt, beruhigt sich die verbliebende Menge langsam. Die Menschen strömen zusammen. Jeder versucht, sich nützlich zu machen. Sie helfen bei der Brandbekämpfung oder der Trümmerbeseitigung. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind die ersten Krankenwagen, die sich einen Weg durch die Flüchtenden gebahnt haben, zur Stelle. Sofort beginnen die Sanitäter mit der Versorgung der Verletzten. Für die Pressemeute, die vor dem Kongresszentrum wartet, ist dies eine willkommene Abwechslung. Ein glücklicher Zufall, genau zu diesem Zeitpunkt direkt an dem Ort des Geschehens dabei zu sein. Die Übertragungsfahrzeuge sind von Menschenmassen eingekreist. Die Kameraleute stehen auf den Fahrzeugdächern oder schauen aus den Fenstern und wissen gar nicht, was sie zuerst filmen sollen. Nachdem ein Großteil des Menschenstroms abgezogen ist, eilen sie ihren Kommentatoren, die sofort die Fahrzeuge verlassen, hinterher. Jeder von ihnen stellt sich vor einen anderen spektakulären Trümmereinschlag oder Hausbrand, um die ersten Kommentare live von dem Unglücksort der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Ausgebrannte Häuser, die qualmen, und das Leid der Bevölkerung sind der Stoff, mit dem die Reporter ihr Geld verdienen. Die Bilder gehen um die ganze Welt. So bekommt die Friedenskonferenz für den Kongo mehr Publicity, als alle Beteiligten gedacht hatten.

Leider bringt das zur Schau stellen von Feuer, Toten und menschlichem Leid, viel mehr Aufmerksamkeit, als Debatten um Frieden hinter geschlossenen Türen. Somit gibt es gute Einschaltquoten für die Fernsehsender, viel mehr als mit einer Konferenz über Frieden in einem Land, das so weit weg ist. Da das Flugzeug ja schon in der Luft explodiert ist, verwerfen die Sicherheitskräfte die Theorie eines geplanten Anschlages. Einzelne Teilnehmer geben diese Information gegen gutes Geld an lauernde Pressevertreter weiter. Es zeigt sich an vielen Stellen ein anderes, entsetzliches und grausames Bild.

Andrew Webber streift mit seinem Kameramann durch die Straßen rund um das Kongresszentrum.

Er berichtet im Gehen weiter.

»Hier sehen wir das Gebäude, in das eine der Tragflächen eingeschlagen ist.«

Houston schwenkt über ein total ausgebranntes Gebäude, aus dem Reste eines Flügels herausragen. Webber hält seine Hand an eine von Feuer geschwärzte Wand. Zieht sie dann aber sofort wieder zurück. Er verzieht kurz das Gesicht vor Schmerz und erinnert sich dann daran, dass er ja live auf Sendung ist.

»Hier können Sie die Hitze des wütenden Feuers immer noch spüren. Es gleicht einem Lavasteingrill.«

Nur der Geruch von verbranntem Menschenfleisch, der durch die Straßen wabert, passt nicht zu dem schönen Bild der Barbecue-Idylle. Sie gehen weiter. Lassen die ausgebrannten Ruinen hinter sich. Immer mehr Helfer klagen über Sehstörungen, Atembeschwerden und pochende Kopfschmerzen. Immer mehr Menschen leiden an Fieber, ohne dass es weiter auffällt, da die Helfer aufgrund extremer Anstrengung sowieso schweißgebadet sind. Hinter der nächsten Häuserzeile ist ein kleiner Platz mit einem Brunnen. Viele Menschen haben sich um das kühle Nass mit dem Wasserspiel versammelt.

»Schwenk doch mal hier rüber, Chris!« Andrew Webber zeigt mit der Hand auf die friedliche Szenerie. Plötzlich sacken immer mehr Menschen ohne erkennbare Verletzungen in sich zusammen.

»Hey, die Leute da brauchen Hilfe!«, schreit Andrew zu den vorbei rennenden Sanitätern.

»Denen geht es allen gut, sie sind nur erschöpft.«

Andrew bleibt hartnäckig.

»Warum fallen die dann auf einmal alle um wie die Fliegen?« Die Rettungskräfte halten an. Sie schauen sich um. Langsam realisieren sie das Geschehen. »Au backe! Was haben die denn?«

Und schon rennen sie los, sie können jedoch bei den Menschen, die am Boden liegen, nur noch den Tod feststellen. Die Sanitäter laufen von einem Toten zum nächsten. Immer mehr Menschen brechen zusammen. Das wachsende Entsetzen und ihre Ratlosigkeit über das Massensterben, sieht man den Helfern an. Sie beugen sich über die Körper, schütteln den Kopf, gehen zum nächsten Opfer. Chris folgt ihnen mit seiner Kamera. Er nimmt ihre fassungslosen und ratlosen Gesichter auf. Abgehetzt kommt Andrew am Brunnen an, nimmt sein Mikrofon und beginnt zu sprechen.

»Wir stehen hier unweit von der Absturzstelle des Flugzeuges inmitten«, er blickte sich um, muss schlucken, »äh, inmitten von, ähäm, inmitten von Toten.«

Wie ein Kornfeld, das mit einer überdimensionalen Sense gemäht worden ist, liegen mittlerweile alle Menschen, die sich um den Brunnen versammelt haben, am Boden. Nur sind das keine geknickten oder geschnittenen Halme, sondern Menschen. Menschen, die von einer Minute zu anderen umfallen und tot sind. Selbst die unerschrockenen Sanitäter liegen zusammengekrümmt über den Opfern, denen sie helfen wollten. Nach dem Absturz sind jetzt gerade mal 49 Minuten vergangen. Immer mehr Menschen sterben aus unerklärlichen Gründen. Was ist der Grund dafür? Wie eine unsichtbare Welle breitet sich das Unheil immer weiter aus. Die Menschen sterben wie die Fliegen, überall auf den Straßen liegen Tote herum. Die Angehörigen stehen erst fassungslos dabei, bevor sie selbst neben ihren Verwandten liegen. Auch unter den Reportern, Fotografen, Kameramännern und den Sicherheitskräften geht der Sensenmann umher. Er erntet auch hier reichlich. Selbst die Teilnehmer des extrem gut bewachten Kongresszentrums haben keine Chance zu überleben.

Bevor die Mitarbeiter des Sicherheitszentrums sich ein Bild der Lage machen können, ist schon alles zu spät. Die vermeintlichen Überlebenden verfallen in Panik und versuchen, den Ort des Schreckens zu verlassen. Chris Houston ist schweißnass und kreidebleich. Er saugt mit seiner Kamera das pure Entsetzen und Schrecken ein.

»Andrew!«, keucht er an der nächsten Kreuzung, »ich brauche eine Pause.«

Andrew Webber bleibt stehen, während Chris auf ihn zustolpert. Der Kameramann fällt ihm quasi in die Arme. Webber kann die Kamera auffangen, als der leblose Körper von Chris Houston auf dem Asphalt aufschlägt.

»Chris, Chris!«, schreit Webber.

Als hätte ein Luftzug eine Kerze ausgeblasen, so schnell ist das Leben aus dem Körper von Chris Houston gewichen. Andrew Webber steht total unter Schock. Er schultert die Kamera und verabschiedet sich von seinem toten Kollegen. Mit gebrochener Stimme berichtet er weiter über das, was er sieht. Er klingt total mechanisch und ringt nach Atem. Immer mehr Schweiß bricht aus ihm heraus, sein ganzer Körper glüht. In der linken Hand hält er das Mikro und mit der rechten Hand bedient er die Kamera.

»Die Menschen brechen zusammen. Sie zittern am ganzen Körper und schnappen nach Luft, bis sie dann nach kurzer Zeit sterben.«

Er unterbricht seinen Bericht und übergibt sich bei laufender Kamera. Trotz seiner zunehmenden Atemnot, seiner immer stärker werdende Krämpfe, berichtet er roboterähnlich weiter.

»Keiner weiß, warum alle sterben. Überall liegen Leichen rum, es werden immer mehr.«

Die aufkommende Panik und der nach seinem Leben greifende unbekannte Tod, lassen seine Stimme zittern.

»Immer mehr und mehr Tote,« er schwenkt die Kamera durch die mit Leichen übersäten Straßen.

Abrupt senkt die Kamera sich zu Boden. Das Bild beginnt zu trudeln. An den Bildschirmen können die Zuschauer live das Zusammenbrechen und das Dahinsiechen des Reporters miterleben. Die Kamera bleibt auf der linken Seite liegen. Aus dieser Position sendet sie weiter Bilder einer verwüsteten Straße, in der sich nichts mehr bewegt. Nur der aufkommende Wind zerrt leicht an der Kleidung der unzähligen Leichen und treibt den Tod immer weiter vor sich her.

»Susanne, ich liebe dich«.

Das Herz des unerschrockenen Berichterstatters bleibt stehen. Aber die Kamera läuft weiter, obwohl sich die gezeigte Szene nicht mehr verändert.

Bob Braddock kann sich kaum aufrecht halten. Er liegt beinahe auf dem Mischpult in seinem Übertragungswagen, als er sieht, wie sein Kollege Andrew Webber bei laufender Kamera stirbt. Entfernt nimmt er menschliche Schreie wahr. Obwohl schon vor mehreren Minuten draußen der letzte Laut verstummte. Er zittert, kann kaum Luft in seine Lunge bekommen, als ihm bewusst wird, woher die Schreie kommen. Das Satellitentelefon ist die Quelle des Lärms.

»Hey, hört mich denn keiner? Ihr sollt endlich die verdammte Kamera ausmachen. Haaaaalllo keiner zuhause?«

Unter normalen Umständen wäre es lustig. Er fühlt, dass jetzt und hier alles ein Ende hat. Bob schiebt seine Hand in Richtung Telefon. Millimeter für Millimeter nähert sich sein Finger dem Knopf, um zu antworten. Plötzlich richtet sich sein Körper auf, als hätte er einen Starkstromschlag bekommen. Nur um gleich wieder in sich zusammenzufallen und sich nie wieder zu bewegen. Es gibt im Umkreis von 20 Kilometern keine Menschen mehr, die diese unnötigen Kommentare des Anrufers witzig finden könnten.

Was ist geschehen? Was ist der Grund für dieses plötzliche Massensterben? Hunderttausende Tote liegen auf den Straßen, Wegen und Plätzen rund um das Kongresszentrum. Kinshasa ist übersät von Leichen. Die Feuer sind außer Kontrolle geraten. Alle Feuerwehrmänner sind mittlerweile gestorben oder geflohen. Die Flucht hat aber keinem geholfen. Jeder, der von der Katastrophe erfährt, folgt dem Überbringer in den Tod.

Keiner, der sich zum Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes in der Umgebung des Kongresszentrums aufhielt, hat den Hauch einer Chance zu überleben. Durch die außer Kontrolle geratenen Feuer wird die gesamte Stadt Kinshasa in Schutt und Asche gelegt. Zurück bleibt nichts, außer brandgeschwärzter Ruinen. Alles Leben stirbt und die Leichen werden dann ein Opfer der Flammen. Die Beweise für das Attentat gehen ebenfalls in Rauch auf.

Danyo Ababudo ist achtzehn Jahre alt und ist Luftbeobachter bei der Friedenskonferenz in Kinshasa. Er ist einer der ersten Zeugen des Flugzeugabsturzes. Er ist ein pflichtbewusster Soldat, der sich geschworen hat, nie mehr seinen Posten zu verlassen, egal was kommen mag. Diesmal folgt er dem Befehl seines Vorgesetzten. Er hält auch seinen Schwur, nie mehr seinen Posten zu verlassen. Zumindest so lange, bis irgendwann einmal jemand kommt und seine sterblichen Überreste wegschafft.

28 Grad, ein leichter Wind weht durch die Straßen der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo in Kinshasa. Die Sonne geht unter und mit ihr geht alles Leben.

2. Kapitel

Ein Jahr zuvor, 8. Juli 2017

Washington, USA

William Barney Stanton war seit sechs Monaten Präsident der Vereinigen Staaten von Amerika. Sein Wahlsieg, mit nur einem Prozent Vorsprung vor seinem Rivalen Horatio Cal Cramer, verursachte einen großen Medienrummel. Trotz aller Proteste und Aufrufe zu Neuwahlen, wurde Stanton Präsident der USA. Er hatte mit seiner Frau Ann-Melissa drei Mädchen im Alter von 12, 14 und 16 Jahren. Sie repräsentierten eine amerikanische Bilderbuchfamilie. Der treu sorgende Familienvater war schon im Wahlkampf mit seiner Familie ständig auf Titelbildern von diversen Illustrierten zu sehen.

Nach der Wahl dauerte es drei Monate, bis sich der Medienrummel um die Vorzeigefamilie legte. Die Weltöffentlichkeit und die Medien schauten wieder auf Alltägliches wie Terroranschläge, Finanzkrisen, den Vormarsch des IS oder den Aufstieg von Despoten in verschiedenen Ländern. Von den Eskapaden ihres Präsidenten, mit immer jünger werdenden Gespielinnen, erfuhr das amerikanische Volk hingegen nichts. Gut geschützt, behütet und gedeckt vom Secret Service, konnte der Präsident im ganzen Land auf eine große Anzahl von jungen Frauen zurückgreifen. Die Kandidatinnen rekrutierte er aus dem Kreis seiner Wahlhelferinnen. Viele der jungen Dinger waren naiv genug, sich für Versprechungen auf gute Jobs, auf alle noch so obszönen Spielchen einzulassen. Wenn der Präsident eine Gespielin satthatte, wurde ihr von seinem Sicherheitsberater ein Job angeboten. Mit ihren Einverständniserklärungen mussten sie ihr Stillschweigen versprechen.

Die Government Control 4 überwachte fast alle Kommunikationskanäle des Präsidenten. Auch alle Räumlichkeiten, in denen er sich aufhielt, standen unter ihrer Kontrolle. Der Secret Service war zwar für die Sicherheit des Präsidenten zuständig, aber manchmal musste das Land vor dem Staatsoberhaupt geschützt werden. Dafür gab es die GC4. Deshalb überwachte diese spezielle Sondereinheit im Geheimen den Präsidenten. Die Kleinigkeit war in den letzten Jahren aber, aus welchen Gründen auch immer, in Vergessenheit geraten. Dieser Umstand führte dazu, dass heute keiner mehr von der Existenz und den Aufgaben der Sondereinheit Government Control 4 wusste.

Für die Hauptstadt und die umliegenden Gebiete, hatte der nationale Wetterdienst am Montag einen Sturzflut-Notstand ausgerufen. Sturm und Regen lösten ein Chaos in der Hauptstadt des Landes aus. Viele Straßen und U-Bahn-Stationen standen unter Wasser. Es regnete durchgehend bei Werten von 29 bis zu 34°C den ganzen Tag. Die GC4 war, trotz des Unwetters, in einem Penthouse live dabei. Der Präsident ging aufgewühlt, nur mit einem Morgenmantel bekleidet, durch das Wohnzimmer. Erst gestern Abend war er von einer einwöchigen Europa-Reise zurückgekehrt. Wie ein Raubtier, das auf seine Fütterung wartete, durchstreifte er die leere Wohnung. Auf dem Esstisch stand eine Flasche Champagner, eine Schale mit Kaviar und ein Tablett mit kleinen Häppchen. Immer wieder blickte er auf die große Uhr auf dem Highboard, gegenüber dem Kamin. Die alte Uhr ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Der große Zeiger zog gemächlich seine Runde. Sein Gast, wenn man es mal so nennen wollte, war schon 43 Minuten zu spät. Stanton hasste Unpünktlichkeit. Vor allem, wenn er so ausgehungert und geil war. Normalerweise traf er sich mit seinen Gespielinnen an einem anderen Ort, aber das Wetter und seine Bewacher ließen keine weiteren Ausflüge zu. Leider konnte er keine der jungen Dinger zum Zeitvertreib mit auf Dienstreisen nehmen, dementsprechend war er zurzeit unberechenbar. Außer in den Schlafgemächern, den Badezimmern und den Toiletten, hatte die GC4 in allen Gebäuden und Räumlichkeiten, in denen sich der Präsident aufhalten konnte, vor langer Zeit eine Videoüberwachung installiert.

Frederik Hauser der Dritte, saß vor dem Monitor der GC4 und beobachtete den fast vor Ungeduld platzenden Präsidenten. Es hatte den Eindruck, dass Stanton von einem Kamerabild zum nächsten sprang. So stellte er sich zumindest für den Betrachter der Überwachungsbildschirme der einzelnen Räume und Abschnitte dar. Es klingelte an der Tür. Stanton eilte mit großen Schritten zum Eingang. Eine junge Frau von höchstens 18 Jahren betrat den vom Feuerschein erhellten Raum. Barsch begrüßte Stanton den Neuzugang.

»Das wurde aber auch Zeit, dass du endlich kommst«, blaffte er sie an.

»Entschuldige, aber das Wetter ...«, begann sie eingeschüchtert.

»Ach, höre auf mit den Entschuldigungen. Ich bin ja auch pünktlich gewesen. So, jetzt zieh dich aus!«

Hauser glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Bevor er sich weitere Gedanken zu der Äußerung von Stanton machen konnte, legte der Präsident die junge Frau über seine Knie. Er versohlte ihr mit der flachen Hand den nackten Po. Unbeeindruckt von ihren Schreien schnauzte er sie an: »So, damit du es lernst: Den Präsidenten von Amerika lässt keiner ungestraft warten.«

Der GC4-Überwacher sprach sofort mit seinem Vorgesetzten, bat um Unterstützung und einen weiteren Kollegen als Zeugen.

»Clark, das, was sich hier abspielt, glaubt mir kein Mensch.«

Clark Decker war der Direktor der GC4 und erwiderte fassungslos: »Du hast doch sicherlich alles auf Band, oder?«

»Ja klar, aber der Typ verhaut ihr den Po. Jetzt liegt sie bäuchlings auf dem Esstisch. Das Schwein nimmt sie unter Schmerzensschreien von hinten. Das geht gar nicht. Präsident hin oder her. Dieses gemeine Schwein! Können wir denn nichts für die arme Frau machen?«

Decker versuchte, seinen aufgebrachten Kollegen zu beruhigen: »Das Schwein, wie du ihn nennst, ist immerhin der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.«

»Ich habe den Arsch nicht gewählt«, fällt er ihm ins Wort.

»Ich auch nicht. Trotzdem ist er Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Wir können nicht einfach dort eindringen und den Kerl verhaften. Dafür sind wir nicht da, wir dürfen nur aufdecken und dokumentieren. Da muss man subtiler vorgehen«, fuhr Decker gelassen fort. Sein schelmisches Grinsen sah sein Kollege ja nicht. Auch dass sein Chef mit dem Computer die Steuereinrichtung des Gebäudes aufrief, blieb ihm verborgen. Hauser wollte etwas erwidern, als er überall auf den Monitoren Regen sah. Die Feuersirenen schrillten aus seinen Lautsprechern und übertönten die Schreie der jungen Frau.

Der Präsident ließ von seinem Opfer ab. Die Eingangstür sprang auf. Vier Agenten des Secret Services stürmten den Raum. Sie erfassten Stanton, warfen ihm eine Brandschutzdecke über, schleppten ihn mit herabgelassener Hose nach draußen. Um das geschundene Mädchen auf dem Tisch kümmerte sich keiner. Hauser sagte anerkennend: »Das hast du ja prima hinbekommen.«

»Ja, so erledigt die GC4 etwas auf die sensible Weise. Zumindest, wenn wir keine Zeit für eine geplante Aktion haben.«

Einige Zeit tat sich auf den Bildschirmen nichts. Die junge Frau lag regungslos vor Angst unter dem Tisch. Nach 10 Minuten sah Hauser auf den Überwachungsbildschirmen, wie zwei Rettungssanitäter die Räume durchsuchten. Sie fanden eine auf dem Boden liegende verkrümmte Frau. Nach 30 Sekunden wurde sie auf einer Trage nach draußen gebracht. Die Monitore zeigten keinerlei Bewegungen mehr. Über geheime Kanäle der GC4 wurde der Notarzt instruiert. Er sollte das junge Opfer genauestens untersuchen, Fotos machen und DNA und ähnliche Spuren sichern und dokumentieren. Anschließend gelangte dieses Material zur GC4. Hier wurden alle diese Vorfälle, in denen der Präsident gewalttätig handelte, von der GC4 gesammelt. Allerdings waren bisher alle Aufnahmen nicht zu 100 Prozent vor Gericht verwertbar. Sie hatten zwar viele Aufnahmen, aber darauf war der Präsident nie zweifelsfrei zu identifizieren. Das lag daran, dass bei solchen Gelegenheiten immer eine romantische Stimmung mit sogenannter Schummerbeleuchtung herrschte.

10. Juli 2017

GC4 Zentrale, Washington, USA

»Es wird langsam Zeit, dass wir etwas mehr machen, als den Paparazzi die Orte für die Entgleisungen des Präsidenten vorab zu nennen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, damit wir dieses Schwein so kompromittieren können, dass er gezwungen ist, zurückzutreten«, begann Decker die Sitzung.

»Wir haben doch genug Material, das wir an die Presse oder den Senat geben können, oder?«, fragte Jim Lewis.

»Das Material ist für uns eindeutig, da wir wissen, wen wir überwachen. Ich habe mir alle Videos mehrfach angeschaut, auf keinem ist der Dreckskerl klar und deutlich als Stanton zu identifizieren. Die Aufnahmen sind alle bei geringem Licht und schlechten Blickwinkeln gemacht worden. Das reicht so vor Gericht nicht aus.«

»Was sollen wir dann tun, einfach den Raum stürmen, wenn er wieder ein Mädchen vergewaltigt, oder was?«

»Ich verstehe dich, Jim, aber es muss leider rechtskonform ablaufen, dafür ist die GC4 halt da.«

Decker beruhigte den aufkommenden Unmut. Er hob beschwichtigend die Arme hoch. Das lauter werdende Gemurmel seiner Kollegen verstummte.

»Wir müssen dem Tier eine Falle stellen, aus der er nicht mehr raus kommt.«

»Frank, wir brauchen Zwillinge, die als Prostituierte arbeiten oder zwei, die zumindest als solche durchgehen könnten. Außerdem müssen die beiden zwar volljährig sein, aber auch als Teenie-Zwillinge durchgehen.«

»Ah, ich verstehe«, sagte Frank Davenport und alle anderen Anwesenden nickten zustimmend.

Clark Decker vervollständigte den Plan. »Wir müssen ein Hotel und ein anstehendes Ereignis finden, zu dem der Präsident eingeladen werden kann. Dann verkabeln wir alle in Frage kommenden Räumlichkeiten komplett. Wir setzen die modernste Videoüberwachung ein, die es überhaupt gibt. Ich will, dass man alle Räume aus verschiedenen Blickwinkeln sehen kann.«

Dennis Weaver meldete sich zu Wort.

»Ja, Dennis, was sagt der Herr unserer Technik dazu?«

»Das trifft sich hervorragend. Wir haben gerade eine Menge neuer Spielzeuge aus Europa erstanden. Alles vom Feinsten und perfekt für diese Aufgabe geeignet. Das Beste an den neuen Geräten ist, dass sie extrem klein und praktisch nicht auffindbar sind.«

»Gut, dann eruieren wir mal, was es für Veranstaltungen gibt, an denen der Präsident anwesend sein müsste und wo er dabei übernachten könnte. Spätestens in drei Tagen treffen wir uns wieder. Dann müssen wir alles klar machen.«

12. Juli 2017

GC4 Zentrale, Washington, USA

Nur zwei Tage später war die nächste Sitzung der GC4 anberaumt. Clark Decker eröffnete die Sitzung und richtete sofort das Wort an Frank Davenport.

»So, Frank. Von deinem zufriedenen Grinsen, das wir die letzten Tage sehen konnten, leite ich mal ab, dass dir deine Aufgabe besonders viel Freude bereitete.«

»Genau, Clark. Es war eine, sagen wir mal interessante Aufgabe. Ich habe unzählige Akten gesichtet.«

»Klar, du meinst AKTE, nicht Akten. Ich habe auf deinem Monitor ständig nur entblößte Damen gesehen.« Dabei boxte Dennis ihm spielerisch in die Seite.

»Meine Herren und natürlich Damen, schön, dass ihr alle, trotz der heiklen Situation, in der sich unser Land befindet, so viel Spaß an der Arbeit habt.«

Kurze Pause. Stille trat ein.

»Falls es denn dann doch jemand interessiert: Ich habe passende Zwillinge gefunden. Sie kommen aus New Mexico, haben keine Familie und sind nicht blöd. Das Beste: Die beiden gehen locker als 16-Jährige durch.«

Frank zeigte große Fotos auf dem riesigen Monitor des Besprechungsraumes. Die Bilder wechselten ständig. Einmal waren Zwillinge als Schulmädchen zu sehen. Dann wieder als Cheerleader gekleidet.

»Wie alt sind die wirklich?«, fragte Clark skeptisch.

»Seit gestern 21 Jahre, ob du es glaubst oder nicht.«

»Ich hätte die auch noch auf unter 16 geschätzt.«

»Das ist sehr gut. Dann benötigen wir einen wasserdichten Lebenslauf von den beiden. Wir machen sie zu 15-Jährige, dann ist das Strafmaß für den Präsidenten höher.«

»Jetzt erlösen wir auch noch Joe, bevor der uns vor Aufregung platzt. Spucks aus, Joe. Was hast du Schönes für uns?«

»Im August ist die Great Rifle, eine der größten Waffenmessen des Landes, in Tulsa. Der Präsident schläft dann immer im Rock Inn Hotel.«

»Spitze, da haben wir noch vier Wochen für die Anbringung der Technik und die restlichen Vorbereitungen.«

Es wurde ein Lebenslauf für die Zwillinge verfasst. Dieser wurde auf dem Computer-Server der Schule in Tulsa eingespeist. Die beiden Mädels wurden in Schuluniformen gesteckt und in ein paar Klassenfotos eingebaut. Ein anderes Team, bestehend aus weiblichen Agenten der GC4, hatte die Zwillinge kontaktiert und einen Vertrag mit ihnen ausgehandelt.

»Was haben die Zwillinge eigentlich als Entlohnung gefordert?«, fragte Clark Decker.

Kathrine Tummler schmunzelte: »Die sind clever, verdammt clever. Sie wollten nicht nur 200.000 Dollar, sondern auch noch Studienplätze an einer Universität. Dazu für jeden eine Doppelhaushälfte. Nachdem ich dann gesagt habe, dass das Geld als Stiftungsgelder monatlich ausbezahlt würde, damit das bei Banken nicht auffällt, verlangten sie für ihre Reise mit dem Luxuswohnmobil je 5.000 Dollar Urlaubsgeld. Für Lebensmittel und Klamotten und so.«

»Tja, die wissen genau, dass es nicht so viele Zwillinge für den Job gibt. Deshalb pokern sie natürlich hoch.«

»Stimmt, sie sind die Einzigen. Beim Unterschreiben der Stillschweigevereinbarung wurde ihnen dann doch etwas mulmig.« Sie grinste noch breiter. »Ich hatte ihnen gesagt, dass sie bei Zuwiderhandlung von uns, "der CIA", wegen Landesverrat in Guantanamo einsitzen dürften.«

»Komisch, der CIA trauen sie alles zu. Gut, dass uns keiner kennt.«

14. August 2017

Great Rifle, Tulsa, USA

Pünktlich um 10 Uhr begann die große Waffenmesse in Tulsa. Präsident Stanton eröffnete sie persönlich. Anschließend gab es einen Empfang der Waffenlobby im Rock Inn Hotel.

»Dennis, steht alles?«

»Klar doch. Die Technik wurde, trotz dreimaliger Überprüfung des Secret Services, nicht entdeckt.«

»Kathrine, was ist mit der Frau des Präsidenten?«

»Gestern Abend war sie wie geplant auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung für notleidende Kinder. Heute Morgen ist sie unserer Einladung gefolgt. Sie eröffnet in wenigen Minuten eine Krebsstation für Kinder im Washington Hospital. Ich habe sie genau im Blick.«

»Perfekt. Was machen die Zwillinge, Frank?«

Frank Davenport und Steve Wayne standen getarnt als Secret Service Agenten in der Bar und beobachteten die Szenerie vor Ort.

»Clark, die Damen sind auf Position und gleich an der Reihe, um sich vom Präsidenten eine Widmung in ihr Fotoalbum mit berühmten Persönlichkeiten geben zu lassen.«

»Die sehen ja niedlich aus und bezirzen den Arsch richtig«, sagte Clark in sein Headset-Mikrofon, als er das Geschehen auf einem der vielen Überwachungsmonitore verfolgte. »Schade, dass man das Getuschel nicht hören kann. Mich würde brennend interessieren, was die beiden dem Präsidenten ins Ohr flüstern.« Dabei blickte er Dennis fragend an.

»Männer richtig heißzumachen, war bis vor ein paar Wochen ihr Geschäft. Da drin sind sie Profis. Da sie von uns gebrieft worden sind, wissen sie, dass der Präsident auf kleine Schulmädchen steht. Dadurch konnten sie sich gut auf ihre Rolle vorbereiten«, berichtete Dennis stolz.

Auf einem Monitor sah man die Zwillinge und den Präsidenten an der Bar stehen. Die Unterhaltung schien ausgelassen zu sein. Die Mädels tranken einen roten Cocktail, natürlich ohne Alkohol. Der Präsident schlürfte sein Lieblingsgetränk, Gin auf Eis. Stanton signalisierte dem Barkeeper eine neue Runde auszuschenken.

»Guter Mann, noch mal das Gleiche für die Damen und einen Gin für mich.«

Der Barkeeper nickte nur und begann mit der Zubereitung der Cocktails. Nachdem auch diese Getränke, zwischen eindeutigen Anspielungen und Gelächter, geleert wurden, steckte Stanton Lisa eine Zimmerkarte zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Der Präsident verschwand in Richtung der Toiletten, zwei Secret Service Agenten begleiteten ihn. Lisa und Mona gingen in die andere Richtung und nahmen den Aufzug zur Penthouse-Suite. Die Aufzugtür öffnete sich nach kurzer Fahrt. Die Zwillinge prallten gegen eine schwarze Wand aus Stoff.

»Guten Abend. Dieser Bereich ist für Gäste gesperrt«, sagte der rechte Teil der Wand, die sich als riesige Secret Service Agenten in Schrank-Format entpuppte.

»Wir sind auf Einladung des Präsidenten hier«, erwiderte Lisa keck und wedelte mit der Schlüsselkarte.

Der linke Teil der Schrankwand sprach kurz mit seinem Hemdsärmel.

»Hier ist Jones. An der Suite sind zwei Besucherinnen für die Nr. 1.«

»Geht in Ordnung«, erklang es in seinem Ohrstöpsel, »Dolfin hat die Schulmädchen eingeladen.« Durch den abfälligen Tonfall war unüberhörbar, dass dies nicht seine Zustimmung fand. Nur gut, dass der Präsident nicht den wahren Grund seines Decknamens kannte.

Clark Decker wusste genau, warum der jetzige Präsident den Decknamen Dolphin hatte. Der Delphin galt bei den Griechen als Sinnbild der Aphrodite, der Göttin der sinnlichen Liebe. Bei den Ägyptern stand das Tier für die Liebesgöttin Ischtar. Das Verhalten von Stanton hatte aber weder etwas Sinnliches, noch etwas mit Liebe zu tun. Eher mit Machtmissbrauch und Brutalität, aber ihm fiel dafür kein passender Begriff ein. Außerdem wurde der Deckname des Präsidenten vom Secret Service ausgesucht.

»Jo, verstanden«, sprach Jones ins Mikrofon an seinem Handgelenk.

Er trat zur Seite. Auch die rechte Seite der menschlichen Schrankwand gab den Blick auf den Flur zur Suite des Präsidenten frei. Als Mona und Lisa in Richtung der Eingangstür schlenderten, sah es so aus, als wollten sie einen Preis im Hüftschwingen bekommen. Die Agenten schauten ihnen nach und schüttelten nur verständnislos die Köpfe. Clark Decker schüttelte mit Blick auf den Monitor ebenfalls den Kopf.

»Hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde, die beiden da rein zu bringen.«

»Stimmt, ich hätte auch mindestens mit einer Leibesvisitation gerechnet. Zumindest aber hätten sie mit einem Metalldetektor untersucht werden müssen. Die einfach so durchzulassen ist aber sehr leichtsinnig.«

»Kann man wohl sagen. Das geht gar nicht. Vielleicht wollen die beiden ja, dass dem Idioten von Präsident etwas passiert, damit sie ihn los sind. Denen gefällt das Verhalten mit Sicherheit auch nicht. Sie können nichts gegen die Art und Weise, wie der Präsident mit Frauen, beziehungsweise Teenagern umging, machen und müssen den Kerl trotzdem schützen.« Clark schüttelte weiter gedankenverloren seinen Kopf.

»Wir können doch froh sein. Mit einem Metalldetektor hätten sie das Messer gefunden. Ist ein Scheißjob, wenn du dein Leben für einen geben sollst, von dem du weißt, dass er ein Schwein ist und du ihn nicht leiden kannst.«

Die Zwillinge hatten es sich in der Zwischenzeit auf dem Sofa gemütlich gemacht. Sie lutschten beide lasziv an einem Lollipop, als der Präsident den Raum betrat. Die Bodyguards blieben draußen bei ihren Kollegen. Zwei unschuldig wirkende Schulmädchen in adretten Uniformen saßen auf dem Sofa. Sie zogen ihre kurzen, karierten Röcke in Form und blickten den Präsidenten erwartungsvoll an.

»Die Nummer mit den Lollipopps haben die aber voll drauf. Ich habe noch nie jemanden so offensichtlich unanständig einen Lutscher lecken gesehen«, sagte Decker und blickte angetan auf die Bildschirme.

»Mona und Lisa sind halt Profis. Sie haben voll Spaß in ihrer am besten bezahltesten Rolle, die sie je gespielt haben.«

»Möchten die Damen Champagner?« Ohne ihre Antworten abzuwarten, hörte man ein lautes Plopp-Geräusch, als der Korken quer durch das Zimmer schoss. Stanton füllte drei Gläser mit dem prickelnden Zeug. Mona und Lisa setzten sich auf die Kante des Sofas und schauten ihn unschuldig an.

»Wir dürfen noch keinen Alkohol trinken. Wir sind doch erst 15 Jahre alt, Mister Präsident.«

»Ach, scheiß auf das Gesetz! Ich bin das Gesetz! Wenn ich, der Präsident, sage, ihr zwei Süßen dürft Champagner trinken, dann dürft ihr das auch.« Mit diesen Worten reichte er jedem der Schulmädchen ein volles Glas und prostete ihnen zu.

»Cheers, die Damen, auf einen lehrreichen Abend.«

Clark räusperte sich. »Damen zu zwei vermeidlichen Teenies zu sagen, die kurz davor geäußert haben, dass sie erst 15 Jahre sind, ist sehr dreist, oder?«

»Da hast du recht. Wir haben dafür alles schön auf Video. Läuft doch wie geplant.«

»Da fällt mir was ein.« Er nahm sein Funkgerät und rief den Videotechniker der GC4 an.

»Hank, bekommen wir die Videos von allen sechs Kameras auf eine Speicherkarte? Wir wollen den Pressevertretern ja nur eine Karte unterschieben.«

Voller Stolz über seine neuste Technik im Überwachungswagen vor dem Hotel antwortete er: »Klar, die Speicherkapazität reicht für 55 Minuten von jeder der Kameras aus. Wenn es länger dauert, müssen wir jeweils zwei Karten an die Damen und Herren der Presse verteilen. Ich bin auf alles vorbereitet.«

»Gut, Hank. Dann brauchen wir uns deswegen keine Sorgen zu machen.«

Auf den Bildschirmen sah man, wie Stanton die beiden Teenies ins Schlafgemach drängte. Die Zwillinge spielten mit.

»Aber Mister Präsident, warum sollen wir denn ins Schlafzimmer gehen?«

»Da habe ich eine ganz besondere Überraschung für euch.« In der Stimme des Präsidenten konnte man seine Geilheit hören.

»Als wenn der unser Drehbuch kennt. Hank, hast du die Stelle markiert?«, fragte Clark Decker den Techniker.

»Klar, Clark.« Er wusste genau, dass er seinen Chef mit den Worten ärgern konnte und schmunzelte. »Genau hier blende ich um auf die Störgeräusche und dann wird das Ganze ein Stummfilm, bis er unserem Drehbuch folgt. Dann gibt es wieder den Ton, den wir hoffentlich nutzen können. Zumindest auf der Aufnahme für die Presse. Wir hören die ganze Zeit den Originalton weiter.«

Trotz des von ihm verhassten Wortspiels, lobte er Hank. »Super, dann hoffe ich, dass er auf unser Spiel eingeht.«

»Mister Präsident, was halten Sie von Rollenspielen?«, fragte Mona forsch.

»Was für ein Spiel schwebt euch denn vor?«, dabei leckte er sich aufgeregt über die Lippen.

»Das ist simpel und wir haben uns das so vorgestellt. Sie überraschen uns, wie wir Ihr Schlafzimmer nach Beute absuchen und bedrohen uns mit einem Messer, welches da hinten auf dem Schrank liegt.« Beim Betreten des Raumes hatte Lisa das Stilett auf das High-Board rechts neben der Tür gelegt. Stanton nahm das Messer und ließ die Klinge hervorschießen. Man sah förmlich die Veränderung in seinen Augen. Ab hier verselbstständigte sich das Drehbuch, das sich die Leute von der GC4 ausgedacht hatten.

»Und Ton ab«, sagte Hank.

»Hey, ihr Gören, ihr könnt doch nicht versuchen, den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu beklauen.«

Mona und Lisa setzten ihr Unschuldslächeln auf und warfen sich vor ihm auf die Knie.

»Bitte tun Sie uns nichts! Wir machen alles, was Sie wollen.«

Ohne ein Wort zu sagen, öffnete er seine Hose, ließ sie ein wenig runterrutschen und holte seinen Schwanz hervor.

»Hier ist doch ein schönerer und größerer Lutscher für euch, als eure Lollis, oder?« Dann presste er ihn Mona ins Gesicht. Sie nahm den harten Penis in den Mund und lutschte daran.

»So, und du kannst dich schon mal langsam ausziehen«, befahl er Lisa, die das in gespielter Schüchternheit meisterhaft in Szene setzte. Mit der Nummer könnte sie auch in jeder Bar auftreten. Die Mundmusik von Mona ließ ihn schon keuchen, aber der erzwungene Striptease erregte ihn so sehr, dass er das einzige Teil vom Präsidenten, das wirklich aufrichtig war, nicht mehr zurückhalten konnte. Im letzten Moment konnte Mona sein Ding aus dem Mund ziehen und die gesamte Ladung des präsidialen Spermas ergoss sich auf ihre Schuluniformjacke. Das war der Moment, in dem von der GC4 die präparierten Rauchmelder in der Suite ausgelöst wurden. Mit einem ohrenbetäubenden Geräusch gingen alle Rauchmelder gleichzeitig los. Keine fünf Sekunden später stürmten vier Agenten die Suite. Die Männer versuchten, sich einen Überblick der Lage zu verschaffen. Sie sahen den verdutzten Präsidenten mit heruntergelassener Hose und entblößten Geschlechtsteil. Die Agenten nahmen Stanton in die Mitte und zerrten ihn aus der Suite. Abgeschirmt von den Secret Service Agenten, verließ die Nummer "Eins" protokollgemäß über das Nottreppenhaus das Hotel. Keiner achtete auf die Zwillinge. Diese nutzten die Gelegenheit, durch die Tür zu entkommen. Blitzschnell rannten sie zum Aufzug.

»Hank, jetzt schnell die Videos zusammenkopieren und an die Pressevertreter verteilen.«

»Dirk, nimm die Zwillinge in Empfang und sieh zu, dass ihr da wegkommt. Denkt daran, dass die Schülerausweise zwischen den Pressevertretern verloren gehen müssen.«

»Geht klar, bin schon da.« Im gleichen Moment öffneten sich die Aufzugtüren vor Mona und Lisa.

Da der Feueralarm von der GC4 nur in der Präsidenten-Suite ausgelöst wurde, bekam kein anderer Gast den Alarm und den Tumult mit. Alle drei fuhren mit dem Aufzug bis in die Hotellobby. Die frühzeitig durch anonyme Anrufer herbeigelockten Journalisten, warteten in der Eingangshalle des Hotels. Die Aufzugtür öffnete sich. Zwei Teenager in Schuluniform traten aus der Kabine. Sofort begannen Lisa und Mona zu schreien.

»Hilfe, der Präsident hat uns zum Sex gezwungen. Wir konnten gerade noch entkommen.«

Sofort flammten alle Scheinwerfer der Kameras auf. Sie tauchten die Szene in gleißend helles Licht. Alle Reporter stellten ihre Fragen gleichzeitig. Es gab ein heilloses Durcheinander.

Irgendjemand rief: »Ruhe!«

Mit einem Schlag war es still, so als hätte jemand den Ton abgestellt. Lisa erzählte vor laufender Kamera ihre Story.

»Der Präsident wollte uns seine Suite für unsere Schülerzeitung zeigen. Wir mussten Champagner trinken, obwohl wir ihm gesagt haben, dass wir erst 15 Jahre alt sind. Er hat uns mit einem großen Messer bedroht und ...«

Dann stockte ihre Stimme. Sie brach in Tränen aus. Lisa hätte damit locker einen Oskar gewinnen können.

Mona machte jetzt weiter. Sie gab der Presse das Futter, das sie brauchte. »Dem Präsidenten war es egal, dass wir erst 15 sind. Er sagte, er sei das Gesetz und wenn er das sagt, dann dürften wir Champagner trinken. Meine Schwester wurde mit vorgehaltenem Messer gezwungen, sein Glied in den Mund zu nehmen, und ich musste mich langsam ausziehen und ...«

Jetzt kamen Frank Davenport und Steve Wayne zum Einsatz. Zwei Herren in schwarzen Anzügen und mit dunklen Sonnenbrillen unterbrachen Monas Ausführungen. Sie hielten ihre Marken vom Secret Service hoch. Unter Protest der Journalisten schoben sie die Zwillinge zum Ausgang. Mona entwischte einem der Beamten scheinbar und sprang auf einen Mann von CNN zu. Sie drückte ihm ihre Schuluniformjacke in die Hand. »Hier, mit einem klebrigen Geschenk vom Präsidenten!«

Zu mehr kam sie nicht, dann wurde sie von einem der Beamten wieder eingefangen. Ein schwarzer Lieferwagen wartete mit laufendem Motor und geöffneter Seitentür vor dem Hotel. Die Zwillinge sprangen mit den Männern in den Lieferwagen. Der Van fuhr an, die verdutzten Reporter blieben zurück.

Einer der Schülerausweise wurde von einem Reporter der Washington Post gefunden. Der andere Ausweis von einem Kameramann der BBC. Hank verteilte seine USB-Speicherkarten mit allen Videos vom Präsidenten und den Zwillingen. Stanton war schon längst in Sicherheit gebracht worden und hatte von dem gesamten Presserummel nicht das Geringste mitbekommen. Noch nicht.

Am nächsten Morgen gab es in Washington nur ein Thema. Dieses prangte förmlich von allen Zeitungen.

»Präsident missbraucht Teenager!«

»Präsident stellt sich über das Gesetz!«

Solche und ähnliche Schlagzeilen, mit großen Fotos von den Zwillingen aus der Hotellobby, waren zu lesen.

»Hank, warum hat kein TV-Sender darüber berichtet? Wir haben doch so schöne Videos gemacht«, fragte Clark Decker von der GC4 seinen Videoexperten.

»Ich gehe mal davon aus, dass zur Zeit Unmengen an Rechtsanwälten unsere Aufnahmen auf Echtheit prüfen. Außerdem prüfen die bestimmt auch, ob sie das Material veröffentlichen dürfen. Wir können es aber über die bekannten Kanäle ins Internet einspeisen, wenn du möchtest.«

»Ja, mach das. Dort interessiert sich kaum einer für die Rechte anderer und ob etwas rechtssicher ist.«

Beide Männer grinsten sich an und verstanden sich auch ohne viele Worte. Die Gründerväter der GC4 wären überrascht, wie leicht man heutzutage belastendes Material über das Internet verbreiten konnte. Dadurch wurde die Arbeit der GC4 manchmal erleichtert. Sicherlich gab es viele Fakenews und Unmengen an Verschwörungstheorien im Netz, aber in den meisten Geschichten steckte ein Fünkchen Wahrheit.

Nur einen Tag später hatten die meisten Rechtsanwälte grünes Licht gegeben. CNN und KBTC TV berichteten ausführlich darüber und zeigten Ausschnitte aus den Videos.

»Ganz besonders gefällt mir der Teil, den sie überall zeigen, in der der Präsident sagte, er sei das Gesetz und wenn er sagte, dass 15-Jährige Alkohol trinken dürfen, dann wäre das in Ordnung.«

Dabei schaute Clark Hank belustigt an. Der erwiderte: »Schade, dass sie nicht zeigen, wie er mit heruntergelassenen Hosen da stand und auf eins der Mädels spritzte.«

Beide lachten und tranken danach stumm aber zufrieden ihren Kaffee. Unterdessen waren Lisa und Mona mit ihrem Luxuswohnmobil schon einige Hundert Kilometer entfernt auf dem Weg in ihr neues Leben.

Nachdem die Beweise von allen Untaten des Präsidenten von der GC4 an das FBI weitergeleitet wurden, kam die ganze Sache ins Rollen. Das Repräsentantenhaus leitete umgehend ein Untersuchungsverfahren gegen den Präsidenten ein. Die Beweislast war erdrückend. Diesmal konnte Stanton seinen Kopf nicht mehr aus der Schlinge ziehen. Das Impeachment Verfahren zur Amtsenthebung des Präsidenten stand kurz vor dem Abschluss, da trat Stanton von seinem Amt zurück. Damit machte er den Weg frei für Neuwahlen. Das FBI übernahm die weiteren Ermittlungen gegen Stanton. Die Anklagepunkte lauteten Missbrauch von Minderjährigen und Schutzbefohlenen, Missbrauch der Amtsgewalt.

1. November 2017

Wahlkampfbüro Ambrell, Washington, USA

Nach mehrmonatigem, harten Wahlkampf war die Zahl der Präsidentschaftskandidaten dezimiert worden. Bei den bevorstehenden Wahlen am 7. November gab es nur noch zwei Kandidaten. Peter Ambrell von den Konservativen und Arthur William Humb von den Republikanern. Im Wahlkampfbüro von Peter Ambrell war der Teufel los. Die neuesten Umfrageergebnisse waren gerade reingekommen. Ambrell lag demnach mit 21 % vor seinem Kontrahenten Humb. Sektkorken knallten, Jubelschreie, Partystimmung, als hätten sie die Präsidentschaftswahl schon gewonnen. Susan Smeets brachte Ambrell ein volles Sektglas.

»Prost, Peter. 21 Punkte Vorsprung, das ist der Hammer. Auch kein Arthur William Humb kann das mehr aufholen.«

Sie stießen an.

»Liebe Susan, da magst du recht haben, aber noch ist die Wahl nicht gewonnen. Das sind nur Umfrageergebnisse. Die echte Wahl wird erst am Siebten entschieden und ich will erst dann feiern, wenn mein Sieg bestätigt ist.«