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"Es ist einfach, Atheist zu sein, wenn man gesund und erfolgreich ist, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man auf dem Sterbebett liegt." (Simon P.) Ist wirklich alles vorbei, wenn wir tot sind oder kommt doch noch etwas danach? Treffen wir unsere Lieben wieder und müssen wir irgendwann für unsere Handlungen Rechenschaft ablegen? Diese Fragen beschäftigen die Menschheit seit Anbeginn. Allein in den USA gibt es mehr als 13 Millionen registrierte Fälle von Nahtoderfahrungen, also von Menschen, die klinisch tot waren und danach erzählten, was sie gesehen und erlebt haben. Sind das alles Lügner und Phantasten oder ist vielleicht doch etwas dran an diesen Geschichten? In diesem Buch Buch erzählen 35 Betroffene über ihre "Reise ins Jenseits". Lesen Sie mit offenem Herzen und kindlicher Neugier und horchen Sie auf Ihre innere Stimme; vielleicht werden auch Sie dann die eine oder andere Überraschung erleben.
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Seitenzahl: 327
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Gabriel Toscani
Und dann war Licht
35 Menschen, die alle klinisch tot waren, erzählen, was sie „auf der anderen Seite“ gesehen und erlebt haben. Einige waren im Paradies, andere in der Hölle. Alle aber haben eins gemeinsam: Sie waren danach nicht mehr dieselben Menschen!
Gewidmet meiner Frau Eldiscea und meinen Zauberzwillingen Alsa und Agi, die mir am 10. April 2001 die Sonne im Herzen und das Paradies auf Erden geschenkt haben.Ich liebe euch über alles!
Inhalt
Titel
Vorwort
Über den Autor
1. Phineas: Glasklarer Fluss
2. Simon: 54 Jahre lang Atheist
3. Finn: Berührung mit der Unendlichkeit
4. Christopher: Vom Sofa in die Hölle
5. Cheyenne: Schreckliche Dunkelheit
6. Ronja: Meine Familie ist wichtiger
7. Giulietta: Der Atem Gottes
8. Tim: Graue Hölle
9. Sandy: Mutter und Tante
10. Miranda: Ich schämte mich so
11. Jegor: Als ich seinen Namen aussprach
12. Brigitte: Die Wesen im Licht
13. Liam: Nie mehr tanzen
14. Wanema: Furchtbares Brennen
15. Andrea: Blick in mein innerstes Wesen
16. Ethan: Laura und Betty
17. Lynn: Ich gab ihm meine Schmerzen
18. Brady: Millionen kleine Lichter
19. Sergej: Nackter Terror
20. Jeremy: Jesus war da
21. Mary: Die große Lüge
22. Raymond: Das muss das Paradies sein
23. Peter: Meine Großmutter
24. Elias: Die Fratze von Satan
25. Vivien: Der Tod ist eine Lüge
26. Marcus: Ich konnte wählen
27. Ian: Der Engel
28. Shauna: Goldene Stadt
29. Robin: Verlorene Seelen im Flammenmeer
30. Barbara: Prophezeiung
31. Josua: Vollkommener Friede
32. Luca: Jesus spricht mit Engeln
33. Saskia: Vergebung
34. Matt: Die Gefühle der anderen
35. Keylam: Das Lamm Gottes
Nachbetrachtungen
Nahtoderfahrungs-Konferenz 2016
Literatur
Gibt es eine Existenz nach dem irdischen Leben? Gibt es einen Himmel? Gibt es eine Hölle?
Diese Fragen beschäftigen die Menschheit seit Anbeginn. Kann es sein, dass wir alle tief in unseren Herzen spüren, dass es doch eine ordnende Kraft gibt in diesem Kosmos; einen Schöpfer, einen Gott, vor dem wir irgendwann für unsere Handlungen Rechenschaft ablegen müssen?
Warum glauben die meisten Menschen nur das, was sie mit ihren körperlichen Sinnesorganen erfassen können? Die Quantenphysik hat längst bewiesen, dass alles auf dieser Erde in seiner ursprünglichsten Form aus der gleichen Substanz besteht und von den universellen Gesetzen der Schwingung und der Anziehung zusammengehalten wird. Weshalb sollten dann diese Gesetze auf einer höheren Schwingungsebene, also im Bereich des Unsichtbaren, plötzlich außer Kraft sein und nicht mehr gelten?
„Der einzige Unterschied zwischen dem, was wir sehen und dem, was wir nicht sehen, ist die Schwingungsrate, also die Frequenz“, sagt Bob Proctor in seinem Buch „Erkenne den Reichtum in Dir“. Wenn wir also fähig wären, uns auf eine höhere Frequenz zu begeben, könnten wir Dinge sehen und wahrnehmen, die uns sonst verborgen sind. Wir könnten eine andere, höher schwingende Wirklichkeit betreten, die gleichzeitig, also parallel, zu unserer sichtbaren Welt existiert.
Für alle in diesem Buch Erzählenden war ihre Nahtoderfahrung etwas, worauf sie nicht vorbereitet waren. Gläubige Menschen sowie auch Atheisten können sich nicht vorstellen, was nach dem Tod kommen wird. Deshalb war die Erfahrung für alle Betroffenen so fundamental für ihr weiteres Leben, für einige schockierend und für andere sogar traumatisierend, für alle jedoch transformierend.
Alle 35 Personen in diesem Buch hatten beim Erzählen ihrer Geschichte ein grundsätzliches Problem: irdische Worte für eine außerirdische Erfahrung zu finden. Etwas zu erzählen, für das die Wissenschaft keine Antworten hat; etwas, das außerhalb des menschlichen Erfahrungsbereichs und unserer sprachlichen Dimension liegt.
Viele, auch Atheisten, berichten in diesem Buch, der Schöpferkraft oder Jesus Christus gegenübergestanden zu haben und ziehen deshalb oft entsprechende Parallelen zu Sprüchen aus der Heiligen Schrift. Einige Erlebnisse können auch mit den Worten der Bibel konkretisiert oder näher umschrieben werden. In diesen Fällen wird der betreffende Bibelspruch aufgeführt.
Dennoch will dieses Buch nicht missionieren, bekehren oder predigen – in keiner Weise. Es lässt einfach diejenigen zu Wort kommen, denen es gestattet war, einen Blick auf „die andere Seite“ zu werfen.
Vielleicht tragen diese Beispiele zum besseren Verständnis von Leben und Tod bei. Und vielleicht sind sie der Anstoß für Wissenschaft und Religion, noch enger zusammenzurücken, um Licht in das große Geheimnis der grundsätzlichen Fragen der Existenz zu bringen. Denn obwohl die Quantenphysik schon längst bewiesen hat, dass alles eins ist, gibt es nur wenige auf diesem Planeten, die das wirklich – nicht nur intellektuell, sondern mit dem Herzen – verstanden haben.
Lesen Sie ohne Vorurteile. Hören Sie zu mit offenem Herzen und kindlicher Neugier. Und vergessen Sie bitte alles, was Sie jemals über Schnell-Lesemethoden gelernt haben. Lassen Sie sich Zeit! Hören Sie die Worte sowohl mit dem Herzen als auch mit dem Verstand.
Lassen Sie die Berichte auf sich wirken und lauschen Sie, was Ihre innere Stimme dazu sagt. Vielleicht werden auch Sie dann die eine oder andere kleine Überraschung erleben.
Gabriel Toscani wurde am 18. August 1964 in einem kleinen Dorf in den sizilianischen Bergen geboren. Aufgrund der sehr schwierigen wirtschaftlichen Lage in dieser Region wanderte seine Familie Anfang der 70er-Jahre nach Deutschland aus, wo die Eltern ihren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen wollten.
Nach Abschluss der Grundschule absolvierte Gabriel eine Ausbildung zum Handelskaufmann und begann ein Praktikum in einem großen amerikanischen Konsumgüterkonzern. Schon bald erkannten seine Vorgesetzten sein verkäuferisches Talent, und nach verschiedenen Weiterbildungen in Verkauf und Marketing wurde er zum Vertriebsdirektor Nordrhein-Westfalen ernannt.
Sein ausgeprägter Ehrgeiz sowie der Drang, sich ständig weiterzuentwickeln, ermöglichten ihm mit 33 Jahren den Sprung in die USA, wo er für den Aufbau des Vertriebsnetzes in der Niederlassung Boston verantwortlich war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Gabriel nie Fragen über den Tod oder eine Existenz danach gestellt. Weshalb auch, wenn man mitten im Leben steht, erfolgreich ist und die Möglichkeiten grenzenlos scheinen, ist der Tod wohl das letzte Thema, mit dem man sich beschäftigt.
Dies änderte sich jedoch im Januar 2000, als sein Arbeitskollege und bester Freund Chad einen schweren Motorradunfall auf vereister Straße hatte und noch am Unfallort verstarb. So zumindest stand es im Polizeibericht. Wie durch ein Wunder setzten jedoch nach neunzig Minuten im Krankenhaus Atmung und Herzschlag wieder ein, und nach mehreren Operationen und unzähligen Therapien konnte Chad die Klinik verlassen und nahm seine Arbeit wieder auf. Er war jedoch wie verwandelt, eine komplett andere Persönlichkeit. Gabriel war der Einzige, dem er erzählte, was in diesen neunzig Minuten wirklich geschehen war.
Unmittelbar nach dem Aufprall habe er sich etwa fünf Meter über der Unfallstelle befunden und alles, was sich abgespielt habe, gesehen und gehört wie ein Zuschauer, der in einer Theaterloge in der vordersten Reihe sitzt. Dann sei er von zwei engelhaften Wesen weg von der Unfallstelle zuerst in ein helles Licht und danach auf eine unfassbar schöne, grüne Blumenwiese geführt worden. Dort hätten die Wesen lange mit ihm gesprochen und ihm erklärt, warum er noch nicht bei ihnen bleiben könne und was seine Aufgaben auf der Erde seien.
Dann, von einem Moment auf den anderen, sei er unter unbeschreiblichen Schmerzen in einem Krankenhauszimmer mit einem Laken über dem Gesicht aufgewacht. Gabriel glaubte ihm kein Wort.
Obwohl sein rationaler Verstand die Geschichte von Chad zweifelsohne als Märchen abtat, begann er, sich von diesem Tag an unterbewusst mit dem Thema „Leben nach dem Tod“ zu beschäftigen. Nur sechs Monate später besuchte Gabriel eine Kundin, um ihr einige Modelle der neuen Haushaltsgeräte-Linie vorzustellen. Nach der Präsentation entwickelte sich ein persönliches Gespräch bei Kaffee und Kuchen, in dem Gabriel der Frau die Geschichte von Chad erzählte.
In diesem Moment brach sie in Tränen aus und sagte mit zittriger Stimme: „Sie können diese Geschichte glauben, Gabriel, denn auch ich war dort, wo ihr Freund war!“ Und so erzählte sie, dass vor zehn Jahren ihr 8-jähriger Sohn Jaden ums Leben gekommen war, als in ihrem Haus durch einen elektrischen Kurzschluss ein Feuer ausbrach und das ganze Haus nach wenigen Minuten lichterloh in Flammen stand.
Sie konnte den Tod ihres über alles geliebten Sohnes nie überwinden und litt die Jahre danach unter schwersten Depressionen – bis zu dem Tag, an dem sie selbst gestorben war. Sie wurde wegen eines geplatzten Blinddarms ins Krankenhaus eingeliefert und starb kurz darauf im Operationssaal.
In dem Moment, als ihr Herz aufhörte zu schlagen, war sie augenblicklich von einem gleißend hellen Licht umgeben, und kurz darauf fand sie sich am Ufer eines kristallklaren Flusses wieder und erblickte etwa zehn Meter entfernt ein Kind, das unter einem Baum stand. Sie trat näher und erkannte Jaden, ihren Sohn.
Ihr Glücksgefühl war so überwältigend, dass sie keine Worte dafür fand. Ihr Sohn kam mit einem strahlenden Lächeln auf sie zu und umarmte sie. Er erzählte ihr, wie gut es ihm gehe, dort wo er jetzt lebe und dass sie nicht mehr traurig sein solle. Er sei sehr, sehr oft während ihres Alltags bei ihr, auch wenn sie ihn mit ihren Augen nicht sehen könne. Und es bedrücke ihn jedes Mal so sehr, wenn sie traurig und deprimiert sei.
Nach sechzehn Minuten habe ihr Herz wieder zu schlagen begonnen und sie sei zurück in ihrem Körper auf dem Operationstisch gewesen. Von dieser Minute an sei die ganze Trauer in ihrem Herzen verflogen und Freude sei zurückgekehrt in ihr Leben. „Wissen Sie, Gabriel, jetzt kann ich meinen Jaden manchmal sogar fühlen, wenn er bei mir ist. Wir unterhalten uns dann mittels Gedankenübertragung und danach bin ich immer der glücklichste Mensch auf dieser Erde.“
Dieser Tag war der Wendepunkt im Leben von Gabriel Toscani, und das Thema „Nahtoderfahrungen“ ließ ihn fortan nicht mehr los. Jetzt wusste er, es muss eine Existenz nach diesem Leben geben, denn weshalb sonst sollte ihm eine Frau, die auf so schreckliche Weise ihr Kind verloren hat, eine solche Geschichte erzählen?
In den darauf folgenden zwei Jahren besuchte Gabriel verschiedene Treffen von Menschen mit Nahtodererfahrungen in den USA. Dort wurden auch die Interviews für dieses Buch aufgenommen. Weitere Gespräche führte er auf einer ausgedehnten Weltreise, die einerseits der kulturellen Weiterbildung, andererseits auch der Vertiefung des vorliegenden Themas diente.
Es ist geplant, ab 2016 auch in Deutschland, der Schweiz und Österreich Treffen für Menschen mit Nahtoderfahrungen zu organisieren, damit diese eine Möglichkeit haben, über das Unglaubliche, Unfassbare zu sprechen, ohne von der Gesellschaft ausgestoßen oder für verrückt erklärt zu werden.
Wenn auch nur ein Menschenleben durch die Erkenntnisse, die in diesem Buch vermittelt werden, eine bessere Qualität erhält, ist der Zweck erfüllt, das Ziel erreicht.
Was ich Ihnen jetzt erzähle, hört sich an wie ein Märchen, aber es ist wahr. Ich bin so dankbar für dieses Erlebnis, denn es hat einen vollkommen neuen Menschen aus mir gemacht. Die Augen wurden mir geöffnet, und dieser Moment war einfach unbeschreiblich.
Es war im Sommer 2003. Ich versuchte schon seit mehr als einem Jahr, mein Haus zu verkaufen, und fuhr an diesem sonnigen Samstagmorgen nochmals hin, um den Rasen zu mähen und ein paar kleinere Reparaturen auszuführen. Als ich in der Garage den Boden wischte, sah ich ein Wespennest hinter der Zugvorrichtung des Garagentors. Es war ein großes Nest, und die Wespen waren alle ausgeflogen. Deshalb beschloss ich, die Gelegenheit zu nutzen und das Nest mit einem Wespenspray zu „behandeln”, damit sie nicht zurückkehren konnten. Ich spürte, wie das Spray langsam meine Hand herunterlief, leerte aber trotzdem die ganze Dose, denn ich wollte sicher sein, dass das Nest danach nicht mehr bewohnbar ist.
Dann ging ich hinauf ins Haus und trocknete meine Hände mit einem Lappen ab. Da die Leitungen im Haus schon abgestellt waren, konnte ich kein Wasser benutzen. Danach aß ich ein Sandwich und verbrachte noch etwa drei weitere Stunden mit der Reinigung des Hauses.
Ich erinnere mich noch, wie bitter das Sandwich schmeckte, dachte mir aber nichts weiter dabei. Gegen 17 Uhr fuhr ich dann zurück nach Hause. Während des Abends begann ich, mich ein wenig unwohl zu fühlen. Ich hatte leichtes Fieber und glaubte, dass es sich vielleicht um eine Grippe handelte. Also beschloss ich, noch ein warmes Bad zu nehmen und dann früh ins Bett zu gehen.
Das Fieber stieg jedoch in den folgenden zwei Stunden permanent an und mitten in der Nacht fühlte ich mich dann richtig elend. Ich hatte Schüttelfrost, kalter Schweiß lief mir von der Stirn und es fiel mir schwer, die Augen offen zu halten. Erst jetzt realisierte ich, dass ich dringend einen Arzt brauchte, und wollte zum Telefon gehen, konnte mich jedoch nicht aus dem Bett bewegen. Ich war wie paralysiert und hatte keine Kontrolle mehr über meine Beine und Arme.
Ich versuchte, meine Frau, die im Zimmer nebenan schlief, zu rufen, aber auch meine Stimme versagte. Mit letzter Kraft konnte ich mich irgendwie auf den Boden fallen lassen, wobei die Nachttischlampe herunterfiel und zu Bruch ging. Durch das Geräusch aufgeschreckt, kam meine Frau ins Zimmer gerannt und fragte, was passiert sei. Als sie sah, wie ich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag und nicht mehr sprechen konnte, rief sie sofort den Notarzt.
Ich registrierte noch schwach, wie nach etwa fünfzehn Minuten zwei Ärzte eintrafen und sich an mir zu schaffen machten. Danach nahm ich alles nur noch verschwommen wahr, und ich spürte, wie ich langsam das Bewusstsein verlor. Plötzlich war ich eingehüllt in einen grauen Nebel, und ich empfand ein Gefühl von Leichtigkeit. Ja, ich fühlte mich leicht wie eine Feder und es kam mir vor, als schwebe ich. Meine Stimmung war so friedlich und das Allerbeste war, meine Schmerzen waren weg.
„Bin ich jetzt bewusstlos? Die Spritze vom Arzt wirkt aber sehr schnell”, dachte ich zuerst. Doch im gleichen Moment realisierte ich, dass ich eigentlich gar nicht denken konnte, wenn ich bewusstlos war. „Irgendetwas stimmt hier nicht”, schoss es mir sofort durch den Kopf.
Dann wurde aus dem Grau ein helles, intensives Licht, das mich vollkommen umgab. Je länger ich in diesem Licht war, desto mehr spürte ich, dass ich nicht alleine war, dass noch andere Wesen oder andere Energien präsent waren. Ich konnte zwar niemanden sehen, aber ich wusste ganz genau, dass ich nicht alleine war.
Es ist sehr schwierig, dies mit „irdischen” Worten auszudrücken, aber ich fühlte mich vollkommen frei, sorglos und eingebettet in ein harmonisches, friedvolles Sein. Und ich war bei vollem Bewusstsein. Ich versuchte, etwas zu sehen, irgendeinen Orientierungspunkt zu finden, aber da war nichts; es war einfach nur hell, unbeschreiblich hell.
„Was ist los? Wo bin ich? Wo ist meine Frau? Wo ist der Arzt? Ich hatte doch noch vor ein paar Sekunden diese höllischen Schmerzen und jetzt fühle ich mich wie neugeboren und bin umgeben von diesem Licht”, fragte ich mich, immer noch völlig orientierungslos und überrascht. Dann hatte ich plötzlich das Gefühl, mich sehr schnell zu bewegen; es schien so, als würde ich rasend schnell an einen anderen Ort fliegen, aber ich wusste nicht, wohin.
Plötzlich saß ich auf einer großen, sattgrünen Wiese direkt an einem Flussufer. Auf der anderen Seite des Flusses war ein Wald. Der Fluss war vielleicht acht oder zehn Meter tief, und er war so klar, dass ich bis auf den Grund sehen konnte. Dort lagen helle, leuchtende Steine in den schönsten Farben. Es war surreal, so glasklar, ja durchsichtig war dieser Fluss; er schien absolut rein, ohne auch nur die geringste Verschmutzung.
Dann hörte ich Musik, ganz leise und zärtlich, und sie schien von überallher zu kommen. Ich saß da auf dieser Wiese und fühlte mich vollkommen glücklich und frei, so wie nie zuvor in meinem Leben. Das Wort „Glück” kann mein Befinden an diesem Ort nicht annähernd beschreiben, es war magisch, himmlisch, jenseits aller Worte. Jetzt realisierte ich: Ich bin tot und das hier muss der Himmel sein. Ich hatte das Gefühl, dass mein Geist durch alles, was ich hier sah und fühlte, komplett gereinigt wurde. Auf der anderen Seite des Flusses, etwa fünfzig Meter von mir entfernt, befand sich eine Wand aus wundervollen, perlfarbenen und schimmernden Steinen. Hinter dieser Wand hörte ich Musik und Stimmen von Menschen.
Sie sangen, sie redeten und lachten, und alle schienen vollkommen glücklich zu sein. Die Musik und auch die Stimmen waren viel klarer, reiner und intensiver, als man sie auf der Erde kennt. Und auch die Farben hier waren so klar, leuchtend und durchdringend, wie man sich das nicht vorstellen kann. Ich stand da an diesem Flussufer und wollte irgendwie über den Fluss zu dieser Wand, wollte mit den Menschen auf der anderen Seite sprechen. Aber es ging nicht, ich konnte mich nicht von der Stelle rühren. Ich hörte einfach nur diese glücklichen, singenden und lachenden Stimmen hinter der Mauer.
Wie ich so am Fluss stand und all diese Eindrücke auf mich wirken ließ, wurde es plötzlich wieder ganz hell um mich und ich war eingehüllt in dieses helle, strahlende und warme Licht. Ich hatte schon von Nahtoderfahrungen und diesem Licht gehört, aber ich hätte niemals gedacht, dass ich selbst so etwas einmal erleben würde. Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir das vorstellen können. Ehrlich gesagt, glaubte ich, dass all diese Menschen, die solche Dinge erzählen, Spinner und Fantasten sind. Und jetzt bin ich selbst mittendrin! Ich spürte, dass dieses Licht eine Seele, einen Geist hatte und es ging eine unbeschreibliche, bedingungslose, vollkommene Liebe von ihm aus. „Ja, hier will ich bleiben, das ist mein Zuhause”, dachte ich in diesem Moment.
Das Nächste, an das ich mich erinnere, war, dass ich in einem Krankenwagen saß und auf den Körper eines Menschen sah. Sein Gesicht war total aufgedunsen, und ich wusste nicht, wer das war. Ein heftiger Schreck durchfuhr mich, als ich die Uhr am Handgelenk dieser Person sah: „Das bin ja ich!”, realisierte ich völlig schockiert. Eine Krankenschwester massierte mein Herz, während der Arzt eine Spritze vorbereitete. Und obwohl ich direkt neben den beiden saß, konnten sie mich nicht sehen. „Er atmet seit mehr als fünf Minuten nicht mehr, soll ich weitermachen?”, fragte die Schwester den Arzt. „Natürlich, was denn sonst?!”, schnauzte er sie an.
Ein paar Minuten später kamen wir im Krankenhaus an, wo ich sofort in den Operationssaal gebracht wurde. Ich schwebte die ganze Zeit etwa drei Meter über meinem Körper, und ich konnte alles sehen und hören, was vor sich ging. Ich befand mich in dieser Zeit zwischen dem Paradies mit der Wiese und dem Fluss, wo ich herkam, und meinem Körper, also in einer Art geistigen Zwischenwelt. Ein paar Minuten vor dem Ende der Operation sprang ich, beziehungsweise mein Geist, wieder zurück in meinen Körper.
Zwei Tage später wachte ich auf der Intensivstation auf, angeschlossen an eine Herz-Lungen-Maschine. Ich war allein im Zimmer und erinnere mich, wie dieses Gefühl von Liebe und Freude immer noch mein ganzes Wesen durchdrang; so, als säße ich noch an diesem Fluss. Ich erholte mich langsam, aber stetig, und nach zehn Tagen konnte ich die Klinik verlassen. Eine Krankenschwester fragte mich, weshalb ich während meines ganzen Aufenthaltes immer so ein glückseliges Lächeln im Gesicht hatte. Aber ich wollte und konnte ihr darauf keine Antwort geben. Es war einfach zu groß, zu unbeschreiblich, um es in Worte zu fassen. Und ich bin sicher, dass sie mich sowieso nicht verstanden hätte. Vermutlich hätte sie gedacht, ich sei übergeschnappt oder von den vielen Medikamenten noch benebelt.
Deshalb behielt ich mein Geheimnis für mich. Als ich das Krankenhaus verließ, war ich nicht mehr derselbe Mensch. Dieses durchdringende Gefühl von Liebe, Frieden und Geborgenheit auf jener Wiese hat mein komplettes Wesen verändert, für immer; ich war vollkommen transformiert. Ich fühle mich heute so sauber, so rein und so glücklich, dass ich es nicht mit Worten zu beschreiben vermag. Ich kann Liebe geben und empfangen, wie ich das niemals zuvor konnte. Ich kann auf niemanden mehr böse sein, niemandem mehr etwas nachtragen, auch wenn ich Grund dazu hätte. Ich werde nicht mehr nervös und gereizt und kann alle Begebenheiten, auch negative, demütig und geduldig annehmen.
Kein schlechtes Wort kommt mehr über meine Lippen, und ich habe seither auch nie mehr geflucht. Manchmal habe ich beinahe Angst vor mir selbst, denn nichts mehr an mir ist so, wie es vorher war. Natürlich wunderten sich alle über meinen radikalen Wandel, aber ich behielt meine Erfahrung über vier Monate lang für mich, weil ich einfach noch nicht bereit war, darüber zu sprechen. Und ich war auch nicht fähig dazu. Im Herbst war es dann so weit und ich versuchte, meiner Familie und den besten Freunden zu erzählen, was mit mir geschehen war. Aber immer, wenn ich anfing, blieben mir die Worte nach zwei, drei Sätzen im Mund stecken und Tränen schossen mir in die Augen wegen der Glücksgefühle, die wieder in mir hochkamen.
Ich habe es mindestens zehn Mal versucht und immer war es das Gleiche; nach den ersten paar Sätzen begann ich zu weinen und konnte nicht weitersprechen. Und zudem hätte es gar keine Worte gegeben, um zu beschreiben, was ich erlebt hatte; man kann mit unserer irdischen Sprache kein außerirdisches Erlebnis beschreiben, das geht einfach nicht. „Es muss doch eine Möglichkeit geben, wie ich meine Emotionen in den Griff bekomme und endlich über mein Erlebnis sprechen kann”, sagte ich mir. Ich wollte meiner Familie ja darüber erzählen. Ich wollte sie teilhaben lassen an meinem Glück, wollte ihnen erklären, warum ich seit jenem Tag nicht mehr derselbe bin.
Dann betete ich jeden Abend vor dem Schlafengehen und jeden Morgen vor dem Aufstehen: „Bitte, lieber Gott, ich habe deinen Garten gesehen, gib mir die Kraft und die Ruhe, dass ich allen Menschen davon erzählen kann.” Es vergingen etwa zwei Monate, als ich auf die Geburtstagsparty eines Freundes eingeladen war. Kurz bevor ich nach Hause gehen wollte, erzählte eine Frau ganz beiläufig von einem Buch von Don Piper „90 Minuten im Himmel”, und ich war augenblicklich wie elektrisiert. Ich spürte, dass Gott meine Gebete endlich beantwortet hatte, und eilte gleich am nächsten Morgen in eine Buchhandlung, um dieses Buch zu kaufen. Ich ging auf direktem Weg nach Hause, schloss mich ins Schlafzimmer ein und begann, das Buch zu lesen; ja, ich verschlang es richtiggehend, vom ersten bis zum letzten Buchstaben.
Mit jeder Seite schlug mein Herz schneller vor Aufregung, und nach den ersten vier Kapiteln war ich schockiert, wie ähnlich die Erfahrung von Don Piper meiner war. Der beste Teil war der, als Don erzählte, wie er zuerst einfach keine Worte gefunden hatte, um sein Erlebnis im Himmel zu beschreiben, und er sich jahrelang gedulden musste, bis es ihm endlich gelang. Auch er spricht über die wundervollen Farben, die er nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Er war in der genau gleichen Situation wie ich, hatte mit seinen Augen gesehen, was ich gesehen hatte und die Gefühle empfunden, die auch ich empfunden hatte.
Dons Buch zu lesen war ein Segen, ein Geschenk Gottes für mich, denn jetzt war auch der letzte Zweifel in mir verflogen, und ich weiß jetzt ganz genau, dass es den Himmel gibt und dass ich dorthin zurückgehen werde, wenn meine Reise hier beendet ist. Es fällt mir zwar immer noch schwer, darüber zu sprechen, aber jetzt spüre ich eine innere Führung, eine unerschütterliche Kraft in mir, die mich leitet und beschützt. Sobald ich beginne, darüber zu erzählen, finde ich automatisch die passenden Worte. Es ist so, als würden mir diese von einer höheren Macht eingegeben und als sei ich nur der Übermittler der Botschaft.
Ich weiß, dass Gott mich zurück auf die Erde geschickt hat, damit ich allen davon erzählen kann. Ich bete jeden Tag, dass ich so viele Herzen wie möglich mit meiner Geschichte erreiche und dass die Menschen verstehen, dass der Schöpfer seinen Sohn auf die Erde schickte, damit er am Kreuz stirbt und die Sünden aller Menschen auf sich nimmt.
Er ist am Kreuz gestorben, weil er alle Menschen so sehr liebte und noch liebt. Ich möchte allen durch mein Erlebnis die Möglichkeit geben, Jesus Christus als ihren Retter zu akzeptieren. Und ich möchte Sie bitten, jetzt Ihr Herz jetzt zu öffnen und mit mir zu beten: „Jesus Christus, ich möchte dich kennenlernen. Danke, dass du für meine Sünden am Kreuz gestorben bist. Ich werde jetzt die Türe meines Herzens öffnen und dich als meinen Retter und Führer anerkennen. Danke, dass du mir meine Sünden vergibst und mir ewiges Leben schenkst. Ich übergebe dir mein Leben und bitte dich, meine Gedanken, meine Worte und meine Handlungen zu führen, jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde meines Lebens. Amen.”
Wenn Sie dieses Gebet mit mir aus tiefstem Herzen sprechen, dann gratuliere ich Ihnen. Denn dann können Sie sich auf eine Unendlichkeit im Himmel freuen.
Ich weiß, niemand wird meine Geschichte glauben, aber trotzdem werde ich sie erzählen. Weil ich sie erlebt habe und weil sie wahr ist.
Ich bin Professor an einer Universität im Süden der USA, und es war im Sommer 2004, als ich mit einigen meiner Studenten für einen Bildungsurlaub nach Europa reiste. Am letzten Tag unserer Reise lag ich in meinem Hotelzimmer in London im Bett und spürte ein leichtes Stechen im Magen. Daraus wurde jedoch innerhalb von Minuten ein extrem heftiger Schmerz, der mir beinahe den Atem raubte. Meine Frau erkannte die kritische Situation sofort und rannte zur Rezeption, wo man die Ambulanz rief.
Ich bekam Sauerstoff und eine schmerzstillende Spritze, und dann brachte man mich in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Dort angekommen, wurde ich nach kurzer Diagnose in ein Zimmer gebracht, wo man mir eine Infusion setzte. Ich lag also in diesem Zimmer und erwartete jede Minute die Ankunft eines Ärzteteams, das mich für die Operation vorbereiten sollte.
Endlich, nach einer halben Stunde, betrat eine junge Assistenzärztin den Raum. Aber anstatt mir den Ablauf der Operation zu erklären, sagte sie einfach, dass im Moment leider kein Arzt verfügbar sei, der die Magenoperation durchführen könne und ich bis morgen früh warten müsse.
Zuerst glaubte ich, sie mache einen Scherz mit mir und versuchte sogar, ein gequältes Lächeln aufzusetzen. Als ich aber realisierte, dass sie es ernst meinte, war ich völlig schockiert und der Gedanke daran, nur noch eine Stunde, ja sogar die ganze Nacht diese Schmerzen aushalten zu müssen, raubte mir fast den Verstand. Die Schmerzen waren einfach unerträglich und das Einzige, was mich noch am Leben hielt, war meine Angst vor dem Tod. Als überzeugter Atheist lebte ich nur für den Moment und versuchte immer, das Maximum aus allem herauszuholen. Das Leben ist kurz, und wenn es zu Ende ist, kommt nichts mehr, dann ist alles aus und vorbei. Nach diesem Grundsatz hatte ich mein bisheriges Leben verbracht, und ich hatte mich dabei großartig gefühlt.
Ich war mir ganz sicher, dass ich diese Nacht nicht überleben würde, und Panik stieg in mir hoch. Ich erinnere mich noch, wie nach dieser Hiobsbotschaft der Ärztin der Gedanke in mir aufkam: „Und was, wenn es doch nicht vorbei ist, wenn es einen Himmel und eine Hölle gibt, was dann? Wohin gehst du dann, Simon?” Es war ein kleiner Same des Zweifels in mir, und dieser jagte mir einen furchtbaren Schrecken ein. Dann nahm ich die Hand meiner Frau und sagte: „Linda, ich liebe dich und die Kinder aus tiefstem Herzen. Ich möchte dir für alles danken, was du mir in den letzten 30 Jahren gegeben hast. Du bist meine große und einzige Liebe.”
Ich schaute in ihre traurigen, angsterfüllten Augen, und es brach mir fast das Herz. So viele glückliche Jahre waren wir zusammen gewesen und jetzt sollte alles zu Ende sein? Ich wollte das einfach nicht glauben, aber ich spürte, dass jetzt meine Zeit gekommen war. Dann schloss ich die Augen. Ich ließ einfach alles los und verlor nach ein paar Sekunden das Bewusstsein. Aber ich war nur für eine sehr kurze Zeit bewusstlos. Dann öffnete ich meine Augen wieder, und ich stand etwa einen Meter neben meiner Frau. Ich wusste, wo ich war, konnte mich an alles genau erinnern und hatte einen absolut klaren Verstand. Da war keine Verwirrung, nichts, ich war hellwach und stand direkt neben meiner Frau. Freunde haben mich später immer wieder gefragt: „Warst du ein Geist?” Nein, ich war kein Geist, im Gegenteil; ich war lebendiger als je zuvor.
„Was soll das? Irgendetwas stimmt hier nicht. Warum liege ich nicht mehr im Bett und warum sind die Schmerzen weg?”, fragte ich mich. Dann sah ich, dass außer meiner Frau noch jemand im Zimmer war und dass diese Person sogar in meinem Bett lag. Der Kopf war von mir weggedreht und ich ging näher hin, um zu schauen, wer das war.
Ich blickte in das Gesicht der Person und ein Riesenschreck durchfuhr mich bis ins Mark, denn sie sah genau gleich aus wie ich. „Bin ich denn jetzt völlig übergeschnappt, was soll das?”, dachte ich mir. „Wie kann ich dort im Bett liegen, wenn ich doch hier stehe? Nein, das bin nicht ich, das muss ein anderer sein. Ich träume. Ja, es ist einfach ein furchtbarer Albtraum und ich werde jetzt sofort aufwachen und die Augen öffnen.” Aber es war kein Traum. Ich lag im Bett und stand gleichzeitig neben dem Bett. Ich ahnte schon, was passiert war, aber ich versuchte, diesen schrecklichen Gedanken zu verdrängen. Es durfte einfach nicht sein, dass es nach dem Tod doch weitergeht.
Dann sprach ich Linda an, aber sie antwortete nicht, und sie sah mich auch nicht an. Zuerst dachte ich, dass sie mich einfach ignoriert, und ich wurde sehr wütend. Ich schrie sie an: „Sprich mit mir, Linda, was ist hier los? Warum liegt der Typ, der aussieht wie ich, da im Bett? Und wie ist der überhaupt hierhergekommen?” Aber sie reagierte nicht und tat so, als existiere ich überhaupt nicht.
Erst jetzt kam mir der Gedanke, dass der Körper in diesem Bett ja vielleicht doch ich sein könnte, dass ich vielleicht tot bin und mein Geist den Körper verlassen hat. Aber ich wollte diesen Gedanken auf keinen Fall akzeptieren, denn er war so beängstigend, so schockierend für mich.
Ich wurde immer wütender und konnte einfach nicht begreifen, was hier vor sich geht. Zuerst werde ich mit höllischen Schmerzen ins Krankenhaus eingeliefert, dann sagt mir die Ärztin, dass man mich erst morgen operieren könne und plötzlich stehe ich neben dem Bett, habe keine Schmerzen mehr und meine Frau tut so, als würde ich gar nicht existieren. Ein letztes Mal versuchte ich, mich gegen diese verrückte Situation aufzubäumen. „Das ist doch gar nicht möglich, was um Himmels Willen geht hier vor?”, waren meine letzten Gedanken, als plötzlich jemand vor der Türe meinen Namen rief.
„Simon, komm raus zu uns, du musst mit uns kommen”, rief jemand. Die Stimme war angenehm leise und sehr freundlich. Also ging ich zur Tür und wollte die Klinke nach unten drücken. Aber ich konnte sie nicht anfassen, spürte keinen Widerstand. Ich ging einfach durch die Türe hindurch, als wenn sie gar nicht da wäre. Nun stand ich im Flur und war eingehüllt in ein gedämpftes Grau. Es war nicht hell und nicht dunkel, einfach nur grau. Vor mir standen mehrere Männer und Frauen, die ich aber wegen des grauen Dämmerlichts nicht richtig erkennen konnte.
Sie trugen alle Uniformen, und ich glaubte, sie seien Pfleger und Ärzte. „Kommen Sie, um mich für die Operation abzuholen?”, fragte ich. „Die Assistenzärztin sagte doch, dass ich erst morgen operiert werde.” „Ja, Simon, wir wissen, aber komm jetzt mit uns, schnell, wir müssen gehen”, antwortete eine Frau, die etwa fünf Meter vor mir stand. Dann ging ich mit ihnen, den Flur entlang, und wir gingen sehr weit und sehr lange. Ich hatte kein Zeitgefühl, aber es schien, dass wir unendlich lange durch diesen Flur gingen.
Und je länger wir gingen, desto dunkler wurde es. Plötzlich begannen die Gestalten, mich zu bedrängen. Sie wurden aufdringlich und immer aggressiver. „Komm, Simon, mach schon, beweg dich ein wenig schneller”, forderten sie mich immer wieder auf. Dann wurde ich wütend. „Was fällt denen ein, so mit mir zu reden?”, dachte ich mir. Als es so dunkel war, dass ich beinahe nichts mehr sehen konnte, hielt ich an und sagte: „Ich gehe jetzt keinen Schritt weiter, bevor mir nicht jemand sagt, wohin wir gehen und wer ihr seid!” „Wir sind bald da, Simon. Stell nicht so viele Fragen und komm jetzt”, forderten sie mich wieder auf.
Dann waren wir in völliger Dunkelheit und das war der Moment, als ich es richtig mit der Angst zu tun bekam. Es war eine Dunkelheit, so pechschwarz, wie ich sie noch nie vorher erlebt habe. Ich konnte überhaupt nichts mehr sehen, auch die Gestalten nicht. Ich fragte mich schon, ob sie jetzt weg waren, aber dann begannen sie, mich zu stoßen, zuerst nur ein wenig, dann aber immer heftiger.
Da ich nichts sah, konnte ich mich auch nicht wehren, aber ich spürte, dass es jetzt viele waren, Hunderte, ja vielleicht Tausende. Und während sie mich stießen, schrien und fluchten sie. Ich kämpfte und versuchte, sie mir vom Leib zu halten. „Verschwindet, lasst mich in Ruhe, geht weg!”, schrie ich voller Panik, aber sie ließen nicht ab von mir.
Sie begannen, zu kratzen und zu beißen, und ich versuchte mit aller Kraft, mich ihrer Angriffe zu erwehren. Aber je mehr ich mich wehrte, desto aggressiver wurden sie. Wäre ich in meinem fleischlichen Körper gewesen, hätten sie mich ohne Weiteres töten können, da bin ich ganz sicher. Aber das wollten sie nicht. Sie wollten mir Schmerzen zufügen, weil ihnen das Spaß machte und sie daraus Befriedigung zogen. Sie wollten sehen, wie ich leide, wie ich mich in Schmerzen und Qualen winde.
Plötzlich wurde es wieder ein wenig heller und ich lag am Boden, geschunden und aufgerieben von diesen Dämonen, zerkratzt und blutend, Schmerzen und Wunden überall. Aber das Schlimmste waren nicht die körperlichen Schmerzen, sondern die Demütigung und das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit. Diese Kreaturen konnten mit mir machen, was sie wollten und ich hatte keine Chance, da jemals wegzukommen; ich war ihnen ausgeliefert, war absolut machtlos.
Und ich hatte nicht einmal das Gefühl, dass mir Unrecht angetan wurde oder dass ich ein Opfer war. In diesem Moment, als ich so auf dem Boden lag und die Gestalten immer noch auf mich einschlugen, mich kratzten und bissen, hörte ich meine Stimme klar und deutlich sagen: „Ich glaube nicht an Gott, aber jetzt muss ich beten.” Es ist über vierzig Jahre her, seit ich das letzte Mal betete, als Kind in der Sonntagsmesse. Ich wusste nicht mehr, wie man betet, kannte keine Texte und Bibelverse mehr. Trotzdem versuchte ich, mich an die Gebetstexte in meiner Kindheit zu erinnern, aber es fielen mir keine mehr ein. Also bemühte ich mich einfach, meine Gefühle in diesem Moment in Worte zu fassen:
„Ich bin ein Sünder, ich bin ein schlechter Mensch, ich habe andere herablassend behandelt und habe immer nur an mein eigenes Wohl gedacht. Ich habe nie geglaubt. Aber bitte, Gott, wenn es dich gibt, vergib mir und bring mich weg von hier, bitte, bitte, lass mich nicht bei diesen Kreaturen zurück! Bitte rette mich!” Immer und immer wieder, so laut ich konnte, schrie ich diese Worte heraus. Und dann geschah etwas völlig Unerwartetes: Jedes Mal, wenn ich das Wort „Gott” aussprach, wichen die Gestalten zurück und verzogen die Gesichter. Sie schrien und fluchten in maßloser Wut. Es war, als würde ich heißes Wasser auf sie schütten. Sie konnten das Wort „Gott” einfach nicht ertragen, und so hatte ich endlich ein Mittel gefunden, sie mir vom Leib zu halten. Ich hörte nicht auf zu beten, denn das war meine einzige Waffe gegen diese Kreaturen.
Je länger ich betete, desto mehr entfernten sie sich von mir und plötzlich war ich ganz allein. Ich lag da am Boden auf dem Flur des Krankenhauses für eine Ewigkeit, wie es mir schien. Zeit hatte keine Bedeutung mehr, und ich versuchte gedanklich zu verarbeiten, was soeben mit mir geschehen war. Und wie ich so dalag, begann ich plötzlich über mein Leben nachzudenken, was ich getan hatte, was ich nicht getan hatte, und ich kam zum Schluss, dass ich ein egoistisches, eigennütziges, selbstsüchtiges und oberflächliches Leben führte.
Ich hatte narzisstische Charakterzüge, dachte immer nur an mein eigenes Glück und die Befriedigung meiner eigenen Wünsche. Und der Einzige, an den ich glaubte, war ich selbst. Ich realisierte, dass in meinem Leben etwas schrecklich schiefgelaufen war und dass die Gestalten, die mich angriffen und so übel zurichteten, genau solche Menschen gewesen waren wie ich selbst. Das waren keine Monster, es waren Dämonen, die ich selbst gerufen hatte.
Es waren Menschen, die alles verpasst hatten. Sie führten ein Leben voller Egoismus und Rücksichtslosigkeit und interessierten sich für niemanden, außer für sich selbst. Und jetzt sind sie gefangen in einer Welt, in der es nur Rücksichtslosigkeit, Egoismus und Gewalt gibt und müssen ihre Aggression und Wut an allen auslassen, die mit ihnen leben, auch an sich selbst. Sie sind dazu verdammt, in diesem niemals endenden Kreislauf zu existieren, vermutlich bis in alle Ewigkeit. Und ich bin jetzt einer von ihnen. Ich hatte es nicht besser verdient; ich war dort, wo ich hingehörte, das war für mich keine Frage.
Sie können sich vorstellen, wie schrecklich, wie niederschmetternd diese Erkenntnis für mich war. Als ich so in dieser Dunkelheit am Boden lag, mich nicht bewegen konnte und über mein trauriges Schicksal nachdachte, schwebte plötzlich ein bewegtes Bild über meinem Kopf, in dem ich als kleiner Junge in der Kirche sitze und mit den anderen Kindern singe: „… Jesus liebt mich, la-la-la, Jesus liebt mich, la-la-la …”
Ich erkannte mich, jeden einzelnen meiner Freunde, den Pfarrer, und als ich mich und die anderen Kinder so singen hörte, kam auch das Gefühl dieser Zeit wieder in mir auf. Es war eine Phase in meinem Leben, als ich fröhlich und unschuldig war und an etwas Gutes glaubte, an etwas anderes als nur an mich selbst. Ich glaubte, dass jemand da ist, der mich liebt, der mich beschützt und der immer auf mich aufpasst. Jemand, der stark, mächtig und liebevoll ist. Ich glaubte in jener Zeit an Jesus Christus und ich glaubte an Gott.
Und als ich dieses Bild sah und mich und die anderen Kinder singen hörte, wusste ich, dass ich diesen Glauben, den ich verloren hatte, den ich weggeworfen hatte, zurückwollte. Ich kannte Jesus nicht, aber ich wollte ihn kennenlernen. Ich wusste nichts über seine Liebe, aber ich wollte seine Liebe erfahren. Ich wusste auch nicht, ob er existiert, aber ich wollte, dass er existiert. Ja, es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich einen festen Glauben hatte. Ich wollte diesen Glauben, dieses Vertrauen, diese grenzenlose Zuversicht zurückhaben.
Dann verschwand das Bild, und ich lag wieder im Dunkeln. Ich schrie, so laut ich konnte: „Jesus, bitte hilf mir, bitte rette mich, bitte!” Und genau in diesem Moment, nachdem ich das letzte Wort ausgesprochen hatte, sah ich ein ganz kleines, gleißend helles Licht. Es war so unglaublich hell aber dennoch blendete es meine Augen nicht.
Dann kam das Licht auf mich zu und wurde immer größer, und die Dunkelheit um mich wich, bis ich vollkommen in dieses Licht eingetaucht war. Jetzt erst sah ich, wie schrecklich mein Körper zugerichtet war; überall Wunden, Kratzer und Blut. Und plötzlich stand er vor mir und streckte seine Hand aus. Er sagte kein Wort, aber als seine Hand meinen Kopf berührte, verschwanden all die Wunden und der ganze Dreck langsam. Ich war wieder ganz und geheilt und erfüllt von seiner unbeschreiblichen Liebe.