Unser Wald - Paul M. - E-Book

Unser Wald E-Book

Paul M.

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Beschreibung

Die globale Entwaldung ist ein vielschichtiges Problem, das von der Landwirtschaft über Urbanisierung bis hin zum Klimawandel und Bergbau getrieben wird. Die Konsequenzen reichen von massiven Verlusten an Biodiversität über die Freisetzung von Treibhausgasen bis hin zu tiefgreifenden sozioökonomischen und kulturellen Verwerfungen. Um dieses drängende Problem zu bewältigen, bedarf es eines integrativen Ansatzes: nachhaltige Forstwirtschaft, politische Rahmenwerke, technologische Innovationen und ein bewusstes Konsumentenverhalten müssen Hand in Hand gehen. Nur durch ein koordiniertes globales Handeln und konkrete, messbare Schutz- und Wiederaufforstungsmaßnahmen lässt sich der Wandel der Wälder stoppen und umkehren – zum Wohle der Umwelt, des Klimas und zukünftiger Generationen.

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Seitenzahl: 72

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

1. Wälder im Wandel: Ursachen und Folgen der globalen Entwaldung. Überblick über Entwaldungsursachen wie Landwirtschaft, Urbanisierung, und Klimawandel.2

2. Der ökologische Wert von Wäldern: Biodiversität, Klima, Wasserhaushalt. Die Rolle von Wäldern als Lebensraum, CO₂-Speicher und Wasserkreisläufer.7

3. Traditionelles Wissen und indigene Waldnutzung. Wie indigene Völker nachhaltige Waldnutzung praktizieren und was wir daraus lernen können.13

4. Rechtlicher Rahmen und internationale Abkommen zum Waldschutz. Analyse von Gesetzen, REDD+ Programmen und UN-Initiativen.19

5. Aufforstung vs. natürliche Regeneration: Chancen und Grenzen. Vergleich verschiedener Wiederbewaldungsstrategien in verschiedenen Regionen.25

6. Technologische Innovationen im Forstmanagement. Einsatz von Drohnen, Satellitenbildern, Apps und KI zur Überwachung und Pflege von Wäldern.32

7. Wirtschaftliche Aspekte: Ökosystemleistungen und nachhaltige Forstwirtschaft. Monetäre Bewertung und Nutzung der "grünen Infrastruktur" Wald.40

8. Waldschutz im urbanen Raum: Stadtwälder und grüne Infrastruktur. Bedeutung von Bäumen und Wäldern in Städten für Mikroklima und Lebensqualität.48

9. Zukunftsvisionen: Globale Aufforstungsprojekte und Bürgerinitiativen. Erfolgreiche Projekte wie das „Great Green Wall“-Projekt in Afrika und lokale Aktionen.54

1. Wälder im Wandel: Ursachen und Folgen der globalen Entwaldung. Überblick über Entwaldungsursachen wie Landwirtschaft, Urbanisierung, und Klimawandel.

Wälder sind nicht nur die grüne Lunge unseres Planeten, sondern spielen eine zentrale Rolle in der Regulierung des Klimas, dem Erhalt der Biodiversität und der Sicherstellung von Wasser- und Nährstoffkreisläufen. Mit einer weltweiten Waldfläche von rund 4,06 Milliarden Hektar, was etwa 31 Prozent der Landfläche entspricht, sind sie essenziell für das Gleichgewicht ökologischer Systeme. Trotz eines leichten Rückgangs der Entwaldungsrate in den letzten Jahrzehnten zeigt die Welt weiterhin einen anhaltenden Verlust von Wäldern: Seit 1990 gingen etwa 178 Millionen Hektar Wald verloren, wobei allein im Zeitraum 2015–2020 jährlich rund 10 Millionen Hektar abgeholzt wurden. Das erste Kapitel beleuchtet die zentralen Ursachen der globalen Entwaldung – insbesondere Landwirtschaft, Urbanisierung und – und skizziert die weitreichenden Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.

Ursachen der globalen Entwaldung

Landwirtschaftliche Flächenumwandlung

Die Landwirtschaft gilt als Haupttreiber der Entwaldung. Dabei unterscheidet man Subsistenzanbau, kleinteilige Landwirtschaft zur Selbstversorgung, und kommerzielle Großplantagen:

Subsistenzlandwirtschaft: In vielen tropischen Regionen, vor allem in Afrika, werden Wälder gerodet, um Nahrung für lokale Gemeinschaften zu sichern. Dieser Prozess ist häufig kleinteilig und wenig mechanisiert, führt jedoch kumulativ zu großen Flächenverlusten.

Kommerzielle Landwirtschaft: Großplantagen für Soja, Palmöl und Rindfleisch sind für einen Großteil der Abholzung in Lateinamerika und Südostasien verantwortlich. So gingen in Brasilien zwischen 2001 und 2020 etwa 98 Millionen Hektar Wald verloren – hauptsächlich für Rinderweiden und Soja-Anbauflächen. Ebenso führte der Ausbau von Palmöl-Plantagen in Indonesien und Malaysia zu einem Verlust von Primärwaldflächen, die wichtige Kohlenstoffsenken darstellen.

Intensivierung und Monokulturen: Monokulturelle Plantagen zerstören nicht nur Wälder, sondern führen auch zu Verlusten an Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit. Die Umstellung auf mechanisierte Monokulturen erhöht die Erträge kurzfristig, begünstigt aber Bodenerosion und chemische Belastungen durch Pestizide und Düngemittel.

Urbanisierung und Infrastrukturentwicklung

Mit dem global wachsenden Bevölkerungsanteil in Städten expandieren urbane Siedlungen oft auf Kosten von Waldflächen:

Stadtwachstum: Weltweit leben inzwischen über 55 Prozent der Menschen in Städten. Prognosen gehen davon aus, dass dieser Anteil bis 2050 auf etwa 68 Prozent steigen wird. Die folgende Expansion urbaner Gebiete erfordert neue Wohn- und Industriezonen, Verkehrswege und Versorgungsinfrastruktur – vielfach zu Lasten peri-urbaner Wälder.

Straßen- und Schienennetze: Infrastrukturprojekte wie Fernstraßen und Eisenbahntrassen durchqueren oft Waldgebiete und zerschneiden Ökosysteme. Neue Verkehrswege erleichtern zusätzlich illegalen Holzeinschlag und landwirtschaftliche Erschließung tiefer liegender Waldflächen.

Staudammbau und Energiewirtschaft: Staudämme zur Stromgewinnung überschwemmen große Waldareale. Beispielhaft ist der Bau des Belo Monte Staudamms am Amazonas, der Hunderttausende Hektar tropischen Regenwald zerstörte und lokale Gemeinschaften vertreibt.

Klimawandel als indirekter Verstärker

Der Klimawandel verstärkt bestehende Belastungen für Wälder und trägt so indirekt zur Entwaldung bei:

Veränderte Niederschlagsmuster: Dürreperioden werden häufiger und intensiver, besonders in den Tropen und Subtropen. So führten El-Niño-Ereignisse 2015/16 zu großflächigen Bränden im Amazonas, die neben natürlicher Waldbrandregulierung massiv unkontrollierte Rodungen verstärkten.

Hitze- und Trockenstress: Bäume, die an spezifische Klimabedingungen angepasst sind, reagieren sensibel auf erhöhte Temperaturen und Wassermangel. Infolge sterben große Waldflächen, was zu Waldbränden und weiterer Zerstörung führt.

Rückkopplungseffekte: Entwaldung verschärft den Klimawandel, da Kohlenstoff im Holz und im Boden freigesetzt wird. Weltweit stammen jährlich rund 10 Prozent der menschengemachten Treibhausgasemissionen aus Entwaldung und Walddegradation.

Bergbau und Bodenschätze

Ein oft unterschätzter, aber zunehmend bedeutender Faktor ist der Bergbau:

Flächendeckender Bergbau: Seit 2001 bis 2020 gingen laut World Resources Institute etwa 1,4 Millionen Hektar Wald durch Bergbautätigkeiten verloren, überwiegend in tropischen Primärwäldern und Schutzgebieten. Gold-, Kohle- und Nickelabbau sind besonders zerstörerisch.

Infrastruktur und Zulieferung: Der Abbau erfordert Straßen, Lagerplätze, Abraumhalden und Siedlungen für Arbeiter. Dadurch werden großflächige Waldgebiete fragmentiert und Ökosysteme nachhaltig geschädigt.

Gesteigerte Nachfrage durch Energiewende: Die globale Energiewende führt zu höherem Bedarf an Lithium, Kobalt und Seltenen Erden, was weitere Bergbauexzesse in ökologisch sensiblen Regionen zur Folge hat.

Brandrodung und illegale Holznutzung

Brandrodung und illegaler Holzeinschlag sind akute Bedrohungen:

Brandrodung: Insbesondere in tropischen Savannen und Regenwäldern werden Flächen feuersturmartig gerodet, um kurzfristig landwirtschaftliche Nutzung oder Weideflächen zu schaffen. Ein klassisches Beispiel sind die Feuer im Amazonas und im Kongobecken.

Illegale Abholzung: Weltweit werden schätzungsweise 15–30 Prozent des insgesamt eingeschlagenen Holzes illegal geschlagen. Dies betrifft vor allem Tropenhölzer wie Teak, Mahagoni und Ebenholz, die auf internationalen Märkten hohe Preise erzielen.

Schwache Rechtssysteme: In vielen Ländern fehlen Kapazitäten zur Durchsetzung von Naturschutzgesetzen. Korruption und mangelnde Kontrollen begünstigen illegale Aktivitäten.

Folgen der Entwaldung

Verlust der Biodiversität

Wälder beherbergen die artenreichsten Ökosysteme der Erde:

Artenvielfalt: In tropischen Regenwäldern kommen etwa 50 Prozent aller Landpflanzen- und Tierarten vor, obwohl sie nur circa 7 Prozent der Landfläche bedecken.

Aussterberisiko: Durch Lebensraumzerstörung sind mittlerweile über ein Drittel der globalen Baumarten und zahlreiche Tierarten vom Aussterben bedroht, darunter Orang-Utans, Jaguare und viele Amphibienarten.

Fragmentierung: Zerschneidung intakter Waldgebiete durch Straßen und Plantagen erschwert Migration und genetischen Austausch, was Populationen anfälliger macht.

Klima- und Kohlenstoffkreislauf

Entwaldung wirkt sich direkt auf das globale Klima aus:

Kohlenstofffreisetzung: Abholzung setzt gespeichertes CO₂ aus Biomasse und Boden frei. Allein zwischen 2001 und 2020 trugen Entwaldungsprozesse zu rund 204 Gt CO₂-Emissionen bei.

Verlust von Senkenkapazität: Intakte Wälder binden jährlich Milliarden Tonnen CO₂. Mit jedem gerodeten Hektar geht ein Beitrag zur Kohlendioxidspeicherung verloren, der nicht kurzfristig ersetzt werden kann.

Erwärmungseffekte: Durch veränderte Landoberfläche – weniger Verdunstung und höhere Albedo – steigt die regionale Temperatur, was Dürre und Bodenerosion weiter verschärft.

Wasser- und Bodenkreisläufe

Wälder regulieren wesentliche hydrologische Prozesse:

Niederschlagsbildung: Bäume geben durch Transpiration große Wassermengen an die Atmosphäre ab, die wiederum Niederschlag fördern. Ohne Wälder drohen trockene Verhältnisse und Wüstenbildung.

Bodenschutz: Baumwurzeln stabilisieren Boden und verhindern Erosion durch Wind und Wasser. Entwaldung führt zu erhöhtem Sedimenttransport in Flüsse und Degeneration von Ackerflächen.

Wasserversorgung: In vielen Regionen, etwa im Himalaja und Amazonasgebiet, hängen Flusspegel und Trinkwasserversorgung direkt von intakten Wäldern ab.

Sozioökonomische und kulturelle Auswirkungen

Entwaldung betrifft Menschen unmittelbar:

Indigene Gemeinschaften: Rund 400 Millionen Menschen weltweit leben in Wäldern und sind auf deren Ressourcen angewiesen. Rodungen bedeuten Verlust von Lebensraum, kulturellen Stätten und tradierten Lebensweisen.

Ernährungssicherheit: Kleinbäuerliche Betriebe nutzen Waldprodukte als Nahrungs- und Einkommensquelle. Entwaldung führt zu Ressourcenkonflikten und Armut.

Gesundheit: Waldverlust fördert das Auftreten von zoonotischen Krankheiten, da Wildtierpopulationen und Menschen enger in Kontakt kommen. Beispiele dafür sind Ebola- und Malariaausbrüche.

Lösungsansätze und Perspektiven

Nachhaltige Forstwirtschaft und Zertifikate

PEFC und FSC: Zertifizierungssysteme für nachhaltige Holzwirtschaft sorgen dafür, dass Wälder nach ökologischen und sozialen Kriterien bewirtschaftet werden. Konsumenten können durch den Kauf zertifizierter Produkte direkten Einfluss nehmen.

Agroforstsysteme: Die Kombination von Baum- und Landwirtschaft (Agroforstwirtschaft) fördert Bodengesundheit, Kohlenstoffbindung und Biodiversität.

Politische Maßnahmen und internationale Abkommen

2030-Ziel gegen Entwaldung: Im Rahmen der COP26 erklärten über 140 Länder ihre Absicht, die Entwaldung bis 2030 zu beenden. Trotzdem stieg die Waldzerstörung 2023 wieder auf 6,4 Millionen Hektar netto – mehr als vor der Verpflichtung.

EU-Lieferkettengesetz: Reguliert den Import von Rohstoffen und Agrarprodukten, um entwaldungsfreie Lieferketten zu garantieren. Verzögerungen in der Umsetzung gefährden jedoch die Wirkung.

Finanzielle Anreize: Mechanismen wie REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) bieten Entwicklungsländern finanzielle Unterstützung, wenn sie Waldschutzmaßnahmen umsetzen.

Technologische Innovationen und Monitoring

Satellitenfernerkundung: Plattformen wie Global Forest Watch ermöglichen Echtzeit-Überwachung von Abholzungsaktivitäten und fördern Transparenz.

Blockchain und KI: Neue Ansätze prüfen die Lieferketten von Holz- und Agrarprodukten, um illegale Abholzung aufzudecken und zu verhindern.

Zivilgesellschaft und Konsumentenverhalten

Aufklärung und Bildung: Kampagnen sensibilisieren Verbraucher für die Herkunft ihrer Produkte und den Zusammenhang zwischen Alltagseinkäufen und Waldzerstörung.

Verringerter Fleischkonsum: Eine Reduktion des globalen Fleischkonsums entlastet Weideflächen und Ackerland und trägt so indirekt zum Waldschutz bei.

Fazit