Unter dem Schirm - Heidi Schilling - E-Book + Hörbuch

Unter dem Schirm E-Book und Hörbuch

Heidi Schilling

0,0

Der Titel, der als Synchrobook® erhältlich ist, ermöglicht es Ihnen, jederzeit zwischen den Formaten E-Book und Hörbuch zu wechseln.
Beschreibung

Roby, das Zirkuskind, erlebt hautnah, was es bedeutet, unter dem "Schirm des Höchsten" zu sein. Als Robys Vater ins Krankenhaus muss, beginnt eine schwere Zeit für Roby. Nico, der strenge und harte Trapezkünstler, beginnt, sie am Trapez zu trainieren und macht ihr das Leben schwer. Wo ist der 'Schirm des Höchsten' jetzt, von dem in einem Psalm in der Bibel die Rede ist? Doch dann erlebt Roby, dass Gott tatsächlich da ist und er sie nicht im Stich lässt. Eine bewegende Geschichte, die vom Glauben, von Vergebung, von schwierigen Zeiten und vom Gott, unter dessen Schirm wir sein dürfen, erzählt. Dieses Buch war der Sieger bei einem Autorenwettbewerb des Bibellesebundes.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 107

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:2 Std. 31 min

Sprecher:Daniel Kopp

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Heidi Schilling

Unter dem Schirm

Dieses Buch erhielt den ersten Preis bei einem Autoren-Wettbewerb des deutschsprachigen Bibellesebundes

www.bibellesebund.net

Christliche Literatur-Verbreitung Bielefeld

Impressum

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

18. Auflage 2022

© Bibellesebund Verlag, Marienheide

© 1982 Verlag Bibellesebund Winterthur

2. Auflage 2022

© 2020 der E-Book-Ausgabe

Bibellesebund Verlag, Marienheide

https://www.bibellesebund.de/

Autor: Heidi Schilling

Titelgestaltung: Lucian Binder, Marienheide

Layout des E-Books: Inge Neuhaus

Printausgabe: ISBN 978-3-87982-593-6

E-Book: ISBN 978-3-95568-319-1

Hinweise des Verlags:

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes und der Bilder kommen.

Noch mehr E-Books des Bibellesebundes finden Sie auf

https://ebooks.bibellesebund.de/

Inhalt

Titel

Impressum

1. Im Wohnwagen

2. Das große Zelt

3. Unter dem Schirm

4. Robys Freunde

5. Der Schirmbildwagen

6. Ein langer Tag

7. Wie ein Roboter

8. Das Winterquartier

9. Robertos Sonnenschein verliert den Glanz

10. Die Vergeltung

11. Ein Gewitter naht

12. Der freie Nachmittag

13. Du musst loslassen!

14. Nicos schwere Last

15. Die Abrechnung

16. Premiere

Robys Psalm

Lied zu Robys Psalm

1. Im Wohnwagen

Robys Vater war Clown. Ein lieber, kleiner Mann mit lustigen Augen. Seine Haare waren schon grau, aber die verschwanden im Zirkus immer unter einer struppigen, roten Perücke. Über seine feine, gerade Nase stülpte er das grässliche violette Ding – sein Markenzeichen: die Knollennase. Viele, viele Kinder und Erwachsene kannten ihn so und hatten ihn seiner Späße wegen lieb. Roby jedoch kannte ihn, wie er wirklich war, und liebte ihn mehr als alle anderen, denn er war ihr Vater.

Robys richtiger Name war eigentlich Graziella. Aber niemand nannte sie so. Weil ihr Vater aber der Clown Roberto war, wurde aus Graziella einfach Roby. Sie hatte braune Augen, dunkelbraunes, halblanges Haar und war fast zwölf Jahre alt.

Natürlich hatte sie auch einmal eine Mutter gehabt, aber das war schon lange her. Im Wohnwagen hing ein Bild von ihr. Darum wusste Roby, wie sie aussah. Ohne das Bild hätte sie sich kaum an Mutters Aussehen erinnern können.

Wohl gerade weil die Mutter fehlte, hingen Roby und Roberto sehr aneinander. Der Wohnwagen war ihr Heim. Darin fühlte sich Roby geborgen. Sie konnten nur wenig Zeit darin zusammen verbringen. Sie lachten oft zusammen. Kein Wunder, es war ja Robertos Beruf, sich lustige Sachen einfallen zu lassen.

Roby half ihm dabei. Seit einiger Zeit traten sie gemeinsam auf. War das ein Vergnügen! Auch Roby musste sich vorher gänzlich verwandeln lassen. Ein langer falscher Zopf wurde ihr angesteckt. Sie bekam eine rote Nase, weiße Ohren, dazu Augenbrauen, die spitz nach oben zeigten. In Pluderhosen, die hinten seltsam aufgebläht waren, mit Ringelsocken, einem runden Hütchen und einer Jacke mit riesengroßen Taschen verließ sie dann den Garderobewagen. Wer sie sah, musste schon bei ihrem Anblick lachen. Roberto latschte bei ihrem Auftritt zuerst mit seinen viel zu großen Schuhen durch die Manege. Roby schlich auf leisen Sohlen hinter ihm her und trat dann auf Vaters Schuhe, dass er hinfiel. Wütend rappelte Roberto sich auf und packte ihren Zopf. Sein verdutztes Gesicht war furchtbar komisch anzusehen, wenn er den Zopf in den Händen hielt, während Roby davonrannte und ihm eine lange Nase machte. Er begann ihr nachzujagen. Bekam er sie endlich zu fassen, legte er sie übers Knie. Jedoch schon beim ersten Schlag platzte der Ballon, der in Robys Hose steckte. Neue Blamage für Roberto! Jetzt kreischte das Publikum vor Vergnügen. Roby hatte sich inzwischen steif gemacht wie ein Brett. Ihr Vater versuchte sie aufzustellen, aber sie fiel immer wieder wie ein Holzklotz um. Kein Puffen, kein Kneifen nützte etwas. Dann hob er sie hoch über seinen Kopf und begann sie zu schütteln. Armer Roberto! Es sah nun aus wie bei Frau Holle. Weiße Flocken fielen aus Robys Taschen und legten sich auf ihren Vater. Er sah aus wie ein mit Puderzucker bestäubter Kuchen!

Wie ein Hund begann er sich zu schütteln, packte dann die immer noch steife Roby am Kragen, trug sie davon und ließ sie abseits liegen. Dann nahm er seinen Rundgang wieder auf. Kaum hatte er ihr aber den Rücken gekehrt, kam Leben in den kleinen Kobold. Sie machte sich von neuem hinter ihm her, trat ihm auf die Schuhe – und er fiel wieder hin. Das Zelt platzte fast vom Gelächter des Publikums. Ja, sie waren beliebt, Roby und Roberto, besonders bei den Kindern.

Solche und andere Späße dachten sich die beiden aus, wenn sie im Wohnwagen beisammen waren. Immer wieder fiel ihnen etwas Neues ein. Wer draußen vorbeiging, konnte sie drinnen oft lachen hören. Wie gesagt, sie hatten es richtig schön in ihrem Wohnwagen.

Natürlich musste Roby auch putzen und Geschirr spülen. Hin und wieder versuchte sie auch zu kochen, aber meistens tat das ihr Vater. Am Abend aßen sie oft in der Kantine. Nur mit dem Stopfen und Flicken klappte es überhaupt nicht. Roby hatte zwar versucht, die Löcher in Vaters Socken zusammenzuziehen. Das Resultat hatte ihn aber gar nicht befriedigt, und die Socken landeten schließlich im Abfalleimer.

Im Wohnwagen wurde nicht nur gelacht, gegessen und gearbeitet, sondern auch geschlafen. Ihre Betten waren nicht nebeneinander, nein: übereinander wie Schiffskojen. Das untere gehörte Vater, das obere Roby. Die Betten füllten den hintersten Teil des Raumes. Weiter vorn gab es einen Tisch, eine Bank, zwei Stühle, einen Wandschrank und Regale. Die Kücheneinrichtung befand sich im vorderen Teil des Wagens beim Eingang. Ein bunter Vorhang trennte sie vom Wohnraum.

Manchmal war es so still im Wohnwagen, dass man niemanden darin vermutet hätte. Und doch waren die beiden da und verbrachten gerade die glücklichste Zeit des Tages. Sie hatten dafür sogar einen besonderen Namen: »Schatzgräberstündchen« nannte Roberto diese Augenblicke. Es gab sie nicht jeden Tag, vor allem nicht an den Reisetagen. Aber wann immer sie möglich wurden, waren sie ihnen sehr kostbar, und die Schätze, die sie dabei entdeckten, auch.

Sie begannen immer auf die gleiche Art. Roberto kam herein und legte sich auf sein Bett. Dann nahm Roby aus der Tischschublade zwei kleine Büchlein, ein rotes und ein blaues, und ließ sich damit neben Vater plumpsen. Sie hatten gut Platz nebeneinander. Roberto bekam das blaue, Roby das rote Büchlein.

Wieder einmal hatten sie sich so eingerichtet. Vater war schon ganz ins Lesen vertieft, während Roby immer noch unentschlossen im Buch herumblätterte.

Doch plötzlich wurde sie ruhig. Sie schien irgendwo angebissen zu haben.

Als sie dann doch wieder zu zappeln begann, fragte ihr Vater: »Hast du etwas gefunden?«

»Ja, etwas Komisches! Ich spüre, dass ich auf einen großen Schatz gestoßen bin, aber ich kann ihn nicht packen. Du musst mir dabei helfen!«

Damit reichte Roby ihrem Vater das Büchlein, ließ aber ihren Finger fest auf der Stelle, die sie ihm zeigen wollte.

Er wehrte ab. »Lies du mir vor, es soll dein Schatz sein, du hast ihn selbst gefunden!«

Da begann sie:

»Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest. Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.«

»Stopp!«, unterbrach sie jetzt Roberto. »Das genügt für heute. Sonst kannst du’s nicht behalten, und das ist etwas, was du nie mehr verlieren darfst, hörst du!«

»Vater?«

»Ja?«

Roby richtete sich auf und wandte sich Roberto zu. »Wo ist der Schirm des Höchsten und der Schatten des Allmächtigen?«

»Hörst du, wie es regnet, Roby?«

»Ja, natürlich kann ich das hören, warum?«

»Hast du nicht Angst, nass zu werden und dich zu erkälten?«

»Aber Vati, wie fragst du komisch«, entrüstete sich Roby, »der Wohnwagen ist doch dicht, ich kann gar nicht nass werden.«

»Gut, Roby. Siehst du, es könnte sein, dass du einmal durch etwas hindurchgehen müsstest, das dir sehr Angst macht. Dann musst du daran denken: So dicht, wie dich der Wohnwagen jetzt vor dem Regen schützt, so dicht hält Gott seine Hand über dir, wie einen Schirm, damit dir das Böse nicht schaden kann.«

Roby lag da und lauschte dem Regen, der aufs Wagendach prasselte. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, sie sitze unter den Händen Gottes, wie unter einem Schirm.

»Roby!« Vaters Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Roby, möchtest du dich nicht aufs obere Bett legen, es ist mehr Platz dort?«

Wollte Vater sie nicht bei sich haben? Aber nein, so etwas gab es doch nicht!

Roby wehrte sich: »O Vati, nein, bitte lass mich bei dir! Ich spüre dann viel besser, dass ich nicht allein bin. Weißt du, so nah bei dir fühle ich mich richtig daheim.«

»Siehst du, das bedeutet, im Schatten des allmächtigen Vaters zu sein. Er ist dir so nah, so nah, wie ich jetzt bei dir bin. Man ist bei ihm ganz daheim, sodass man sagen kann: Du meine Burg, meine Zuversicht.«

Roby gab keine Antwort. Sie musste die schönen Verse noch einmal lesen. Plötzlich gab sie einen Stoßseufzer von sich.

»Was ist?«, fragte Roberto.

»Das ist ein großer Schatz, nicht wahr, so richtig schwer?«, meinte Roby.

Ihr Vater strich ihr lächelnd übers Haar. Dann hielt er ihr seine Bibel vor die Nase und sagte: »Es gibt noch viel mehr Schätze darin. Je tiefer du danach gräbst, umso reicher wirst du. Wollen wir dafür danken?«

Schon hatte Roby die Hände gefaltet und begann: »Gott, ich danke dir für meine Bibel. O Gott, mein großer Vater, ich kann dich nicht sehen. Aber bleib bitte ganz nah bei mir und Vati, und halte deine Hände ganz dicht über uns.«

»Ja, unser Gott«, fuhr Roberto fort, »wir danken dir, dass du unser Schutz bist. Danke, Vater, dass wir dich haben, du starker Gott, unsere Burg, unsere Zuversicht ...«

Roby unterbrach ihn: »Wenn wir gleich nachher auftreten, lass deinen Schirm mit uns gehen. Bleib bitte so nah bei uns, dass wir in deinem Schatten sind. Amen.«

Roby sprang auf und wollte ihre Bibel wegräumen. Jedoch ihr Vater hielt sie am Ärmel zurück.

Eindringlich schaute er seine Tochter an und sagte: »Versprich mir, dass du das nie mehr vergessen willst! Schau, wenn ich einmal nicht mehr bei dir sein kann, musst du wissen, dass der Schirm des Höchsten über dir bleibt und dass du immer im Schatten des Allmächtigen sein kannst, wenn du willst.«

Roby nickte.

Draußen pfiff jemand. Es war Nico, der Trapezkünstler, vom Nachbarwohnwagen.

»Ich komme!«, gab Roberto Bescheid.

Bevor er hinausging, winkte er Roby zu. »Verspäte dich nicht!«, mahnte er, dann schloss er die Tür hinter sich.

Roby ließ sich Zeit. Sie kramte einen Bleistift hervor und schrieb vorn in ihre Bibel: Psalm 91. Darunter machte sie einen dicken Strich und ließ dann Bleistift und Bibel in der Schublade verschwinden. Sie schlüpfte in ihre Jacke, schloss den Wohnwagen ab und ging zum Schminken in den Umkleidewagen. Es war höchste Zeit, sich für die Nachmittagsvorstellung bereitzumachen.

2. Das große Zelt

Durch die verschiedenen Eingänge strömten die Leute ins Zirkuszelt. Nachmittags waren es immer zum größten Teil Kinder.

Roby saß mit ihrer Freundin Carla, der Tochter des Jongleurs, auf einer Kiste hinter dem Artisteneingang. Sie war fertig geschminkt und verkleidet. Nur der Ballon fehlte noch, weil sie damit ja nicht sitzen konnte.

Carla trug ein eng anliegendes Glitzertrikot und ein Silberkrönchen im Haar. Ihre Aufgabe war es, ihrem Vater graziös all die Dinge zuzuwerfen, die er bei der Vorstellung brauchte. Außerdem hatte sie die Zuschauer freundlich anzulachen. Das fiel ihr gar nicht schwer, denn Carla lachte meistens.

Roby war gerne mit ihr zusammen. An jedem neuen Spielort gingen sie miteinander auf Entdeckungsreisen. Sie wurden auch gemeinsam unterrichtet.

Soeben begann die Kapelle den Eröffnungsmarsch zu spielen. Roby sprang von der Kiste. Von jetzt an musste Roby mit dem Kopf bei der Sache sein. Lautes Lachen ertönte aus dem Innern des Zeltes. Daran konnte Roby merken, dass Roberto irgendwo aufgetaucht sein musste. Er pflegte immer zu einem der Zuschauereingänge hereinzuschlurfen, da und dort stehen zu bleiben und rechts und links Kusshändchen zu verteilen. Manchmal holte er auch einem Jungen die Kappe vom Kopf oder zwinkerte einem Mädchen zu, nahm einmal ein kleines Kind auf den Arm oder zupfte jemand am Ohr. Es war ein Fest für die Kinder, den Clown so hautnah zu erleben.