Valentines Rage - Katie Kalypso - E-Book
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Valentines Rage E-Book

Katie Kalypso

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  • Herausgeber: Feelings
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Valentins Rage: Rocker-New Adult: rasant, knisternd und leidenschaftlich! Sarah hat einen harten Job als Krankenschwester. Umso glücklicher ist sie über ihre Beziehung mit Steve. Er versteht sie und sie fühlt sich geborgen bei ihm – bis zu dem Tag, an dem sie ihren Freund mit einer anderen Frau im Bett erwischt. Blind vor Wut lässt sie alles stehen und liegen und flüchtet in eine dunkle Kneipe. Dort wird sie von einem Betrunkenen belästigt und bedroht. Plötzlich steht Valentine vor ihr und befreit sie aus den Fängen des Rüpels. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause und sie schüttet ihm ihr Herz aus. Es kommt zu einer leidenschaftlichen Liebesnacht und von da an ist Sarah Valentine verfallen. Doch Val ist Mitglied der berüchtigten Rockerbande "The Beasts" und zurzeit herrscht ein Bandenkrieg in der Stadt. Dieser kann nicht nur für Valentine gefährlich werden, sondern auch für Sarah – sogar lebensgefährlich! Valentines Rage ist die überarbeitete Gesamtausgabe der dreibändigen gleichnamigen Serie von Katie Kalypso, die bereits im Selfpublishing erschienen ist. feelings-Skala (1=wenig, 3=viel): Gefühlvoll: 3, Witzig: 0, Erotisch: 3 Begeisterte Leserstimmen: »Der Inhalt fesselt einen von Anfang an und zieht einen mit in diese Geschichte.1 »Man vergisst beim Lesen alles um sich herum.« »Katie Kalypsos Schreibstil war wunderbar zu lesen.« »Valentines Rage« ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.de/feelings.ebooks Genieße jede Woche eine neue Liebesgeschichte - wir freuen uns auf Dich!

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Seitenzahl: 370

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Katie Kalypso

Valentines Rage

Roman

Knaur e-books

Über dieses Buch

Valentines Rage: Rocker New Adult: rasant, knisternd und leidenschaftlich!

 

Sarah hat einen harten Job als Krankenschwester. Umso glücklicher ist sie über ihre Beziehung mit Steve. Er versteht sie, und sie fühlt sich geborgen bei ihm – bis zu dem Tag, an dem sie ihren Freund mit einer anderen Frau im Bett erwischt. Blind vor Wut lässt sie alles stehen und liegen und flüchtet in eine dunkle Kneipe. Dort wird sie von einem Betrunkenen belästigt und bedroht. Plötzlich steht Valentine vor ihr und befreit sie aus den Fängen des Rüpels. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause, und sie schüttet ihm ihr Herz aus. Es kommt zu einer leidenschaftlichen Liebesnacht, und von da an ist Sarah Valentine verfallen. Doch Val ist Mitglied der berüchtigten Rockerbande »The Beasts«, und zurzeit herrscht ein Bandenkrieg in der Stadt. Dieser kann nicht nur für Valentine gefährlich werden, sondern auch für Sarah – sogar lebensgefährlich!

 

Valentines Rage ist die überarbeitete Gesamtausgabe der dreibändigen gleichnamigen Serie von Katie Kalypso, die bereits im Selfpublishing erschienen ist.

 

Mehr von uns ausgewählte romantische, prickelnde, herzbeglückende E-Books findest Du auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.de/feelings.ebooks.

Inhaltsübersicht

Kapitel 1 – In fremden ArmenKapitel 2 – In fremden LakenKapitel 3 – Zurück zu Steve?Kapitel 4 – Vals FamilieKapitel 5 – Die Vergangenheit schlägt zurückKapitel 6 – Die RückholaktionKapitel 7 – Vals verlorene FamilieKapitel 8 – Ein abgebranntes ZuhauseKapitel 9 – Alles vorbei?Kapitel 10 – Blut an seinen HändenKapitel 11 – Vals zweiter VaterKapitel 12 – Virtuelle oder reale Gefahr?Kapitel 13 – Whatever will be, will beKapitel 14 – Der Arzt mit den falschen SchuhenKapitel 15 – Blicke und Berührungen sagen mehr als tausend WorteKapitel 16 – WillkommenspartyKapitel 17 – Valentines RageKapitel 18 – Liebe unter freiem Himmel, der Horizont so weitKapitel 19 – Unter BeobachtungKapitel 20 – Jetzt geht es ums ÜberlebenKapitel 21 – Der neue Präsident und sein VizeKapitel 22 – Alleine mit drei EntführernKapitel 23 – Die ersten 24 Stunden als GeiselKapitel 24 – Vals Stimme und die verpasste GelegenheitKapitel 25 – Der Weg hinaus?Kapitel 26 – Die ÜbergabeKapitel 27 – Der PlanKapitel 28 – Das Motel und die SchießübungenKapitel 29 – Das letzte Mal?Kapitel 30 – Sie kommen!Kapitel 31 – Der AngriffKapitel 32 – Eine zweite Chance?
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Kapitel 1 – In fremden Armen

Ich wollte nur noch zu ihm, in seinen Armen liegen und von ihm gehalten werden. Ich war nicht einfach nur müde und erschöpft von der Arbeit, sondern auch voller Sehnsucht. Was ich jetzt brauchte, war eine starke Schulter zum Ruhen und die warme Berührung durch einen anderen Körper. Und vielleicht auch ein bisschen Ablenkung, um mich die letzten Stunden vergessen zu lassen.

 

Ich hatte eindeutig zu viel Elend und Schmerz gesehen. Als Krankenschwester in der Notaufnahme bekomme ich viel menschliches Leid mit, an diesem Tag aber war es besonders schlimm gewesen. Im Stadtzentrum hatte es einen schweren Autounfall gegeben, zwei der Schwerverletzten wurden zu uns ins Cedar-Hill-Krankenhaus gebracht. Es war eine Mutter mit ihrem Kind. Der etwa neunjährige Junge konnte stabilisiert werden, seine Mutter jedoch retteten wir nicht. Sie hatte zu viel Blut verloren. Obwohl ich schon mehrere Jahre als Krankenschwester arbeitete, mich also daran gewöhnt hatte, Verletzte und Sterbende zu sehen, nahm es mich doch sehr mit.

Als meine Schicht vorbei war und ich alleine im Umkleideraum stand, brach ich erschöpft in Tränen aus. Nicht nur, weil mir der Junge so sehr leidtat, sondern auch, weil ich mich so kraftlos fühlte. Schluchzend wählte ich die Nummer meines Freundes, er aber ging nicht an sein Handy. Was er wohl gerade machte? Eigentlich hätte er schon zu Hause sein müssen, es war bereits nach 19 Uhr und die Bankfiliale, in der er arbeitete, geschlossen. Vielleicht erledigte er noch ein paar Einkäufe fürs Wochenende und stand an der Kasse. Vielleicht.

 

Steve und ich waren zu dem Zeitpunkt seit zwei Jahren ein Paar, wohnten aber noch jeder in seiner eigenen Wohnung. Ich hatte schon vor mehreren Monaten vorgeschlagen, zusammenzuziehen, um einander näher zu sein und um Geld zu sparen, doch Steve hatte meinen Wunsch zurückgewiesen. Es sei noch zu früh, wir würden uns noch nicht lange genug kennen, sagte er. Zu früh? Wie viele Jahre musste man sich kennen, lieben und Sex miteinander haben, um jede Nacht im gemeinsamen Bett einschlafen zu können? Und außerdem, fügte er hinzu, seien wir noch zu jung, um uns verbindlich füreinander zu entscheiden? Zu jung? Er war sechsundzwanzig und ich dreiundzwanzig. Wir waren jung, das schon. Aber waren wir wirklich zu unreif, um uns durch eine gemeinsame Wohnung aneinander zu binden?

Meine beste Freundin Carol erklärte mir, dass das typisch männlich sei, diese Angst, das gemeinsame Leben in einer Wohnung zusammenzulegen.

Gut, so war das eben. Zumindest hatten wir jeder einen Schlüssel zur Wohnung des anderen. Anders als sonst wollte ich an diesem Tag nicht zu mir nach Hause fahren, mich duschen und dann vielleicht bei ihm vorbeischauen. Ich wollte direkt zu Steve, um ihn küssen zu können und von ihm gehalten zu werden. Nähe, Trost, Geborgenheit, das wünschte ich mir. Die schrecklichen Bilder des Tages ließen mich nicht los.

Ich wollte ihn überraschen und mich mit dem Besuch bei ihm beschenken, weshalb ich darauf verzichtete, ihn ein zweites Mal anzurufen. Nachdem ich meine Tränen getrocknet und mich dezent geschminkt hatte, verließ ich das Krankenhaus. Ich war zwar müde und wäre am liebsten gleich ins Bett gefallen, aber der Gedanke an Steve gab mir Kraft.

 

Ich fuhr durch die Stadt und kam an der Stelle vorbei, an der sich der große Unfall ereignet hatte. Ich spürte wieder diese Traurigkeit, weshalb ich extra Gas gab, um schneller bei Steve sein zu können. Als ich leise die Tür zu seiner Wohnung öffnete und ebenso leise eintrat, hörte ich ein Kreischen und Gepolter. Wahrscheinlich saß Steve vor seinem neuen und noch größeren Flatscreen und zog sich irgendeins seiner heiß geliebten Computerspiele rein. Ich wollte mich unbemerkt anschleichen und ihm um den Hals fallen.

Ich warf einen Blick ins Wohnzimmer, doch es war dunkel. Erst da wurde mir klar, dass die Geräusche aus dem Schlafzimmer kamen. Ich hörte jemanden stöhnen und »ja, ja« schreien. Diese Stimme, ich kannte sie. Es war seine. Die Tür zum Schlafzimmer war nur angelehnt, ich stieß sie lautlos auf und sah Steve. Er blickte mich nicht an, sondern hatte nur Augen für die blonde Frau, die auf ihm saß und ihr Becken kreisen ließ. Seine Hände griffen nach ihren Brüsten. Vor mir auf dem Boden lag ihr beiges Spitzenhöschen. Ich trat drauf und zerdrückte es, als wäre es irgendein Insekt oder ein Zigarettenstummel. Die zwei hatten mich immer noch nicht bemerkt, so sehr waren sie miteinander beschäftigt.

In meiner Hand hielt ich nur meinen Schlüsselbund, und es war kein anderes Wurfgeschoss in meiner Nähe, also holte ich aus und warf ihn, so fest ich konnte, auf die beiden. Ich erwischte die linke Arschbacke der Blondine, die aufschreckte und aufschrie. Jetzt hatte ich ihre Aufmerksamkeit.

Steve starrte mich verwirrt an. Er begriff die Situation offensichtlich nicht ganz, wahrscheinlich, weil sich noch zu viel Blut in seinem Penis staute und es deshalb im Gehirn fehlte. Die Blondine krümmte sich und jammerte, während ihre Hand verzweifelt die getroffene Stelle rieb.

Mir fehlten die Worte, alles, was ich Steve zu sagen hatte, verrieten ihm mein wütender Blick und mein bebender Körper. Steve versuchte, die Blondine von sich runterzuschieben. Ich hörte ihn sagen: »Sarah, es ist …«

 

Was? Es ist nicht das, wonach es aussieht?! Was? Ihr probt nur für ein Stück eurer Theatergruppe?! Was? Sie ist nur eine gute Freundin, und dein Schwanz hat sich nur widerwillig in ihre Fotze verirrt?!

 

»… es ist, nun …«

Er hatte sie abgeworfen und war drauf und dran, aufzustehen. Ich konnte seinen immer noch halbsteifen Schwanz sehen, der vom Vaginalsekret der Blondine glänzte. Steve hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ein Kondom überzuziehen!

»Sarah, warte …« Seine Füße berührten den Boden.

Ich hatte es so satt! Diese verdammten Ausreden! Das falsche Spiel, die Betrügereien, das wahllose Fremdficken! Ich hatte keine Lust mehr, belogen oder für dumm verkauft zu werden. Ich wollte seine Stimme nicht hören. Also schlug ich ihm die Schlafzimmertür vor der Nase zu und stürmte aus seiner Wohnung. Sollte er mir doch folgen, wenn er sich traute, so vollkommen nackt, wie er war.

 

Auf der Treppe nahm ich jede zweite Stufe, ich wollte keine Zeit verlieren, ihm nicht die Möglichkeit geben, mich einzuholen. Als ich wieder draußen auf der Straße stand, schlug ich die erstbeste Richtung weg von ihm ein. Zu meinem Auto konnte ich nicht, hatte ich doch meinen Schlüssel in seiner Wohnung vergessen. Aber das war es wert. Hoffentlich hatte mein Schlüsselbund einen schönen Abdruck auf dem Gesäß dieser Blondine hinterlassen.

Ich ging, so schnell ich konnte, ohne ins Rennen zu kommen. Es war bereits Nacht, die Straßenlaternen und die vielen Autos lieferten wenig Licht. Verdammter Typ! Wieder einmal war ich auf einen Mann hereingefallen, der mich hinterging! Steve war ein Fremdficker, wie mein erster Freund, wie eigentlich alle Männer! Können die überhaupt treu sein, können die ihren Schwanz auch nur einmal nicht in jede sich anbietende weibliche Öffnung stecken?!

Dabei wollte ich doch nur, dass er mich festhielt und küsste. Ich wollte in seinen Armen liegen, die Arbeit und den Alltag hinter mir lassen und seine Nähe spüren.

 

Ich war über zwanzig Minuten gehetzt, bis ich keine Puste mehr hatte. Ich befand mich vor einer Bar, die mir bei der Fahrt zum Krankenhaus schon mehrmals aufgefallen war. Vor der Bar standen ein Dutzend Motorräder und zwei bärtige Typen in Rockerkluft. Sie sahen mich an und grinsten. Die Bar war eines dieser einstöckigen Bauten umgeben von grauen Mietskasernen. Das war nicht die beste Gegend der Stadt, und normalerweise fuhr ich hier nur durch und hielt nie. Ich war immer das brave Mädchen gewesen, das sich an die Regeln hielt und nichts Böses anstellte, sich niemals dort aufhielt, wo es nicht hingehörte, sich niemals mit zwielichtigen Charakteren einließ, sondern immer mit den adretten und gepflegten Kerlen ausging. Und immer war ich diejenige, die man verarschte, ausnutzte und für dumm verkaufte. Ich hatte es so satt.

Nun war es sogar zum zweiten Mal passiert. Zum zweiten Mal war ich von einem dieser nach außen hin netten und freundlichen Typen betrogen worden. Mein erster Freund, Jason, den ich seit der Highschool kannte, hatte ein ebenso übles Spiel wie Steve mit mir abgezogen. Ich war neunzehn und seit knapp drei Jahren mit Jason zusammen. Während ich auf die Krankenschwesternschule ging und mich abmühte, zehn, zwölf Stunden arbeitete und lernte, vergnügte er sich mit einer anderen. Irgendwann entdeckte ich einen Frauenslip unter seinem Bett. Er gehörte nicht mir, da war ich mir sicher. Aber weil mir das als Beweis noch nicht eindeutig genug war, wollte ich ihn nicht sogleich zur Rede stellen. Stattdessen beschloss ich, ihm nachzuspionieren. Es stellte sich heraus, dass er sich regelmäßig mit einer anderen traf, ganz öffentlich, im Café, in einem Diner oder Fast-Food-Restaurant.

Als ich den beiden mit Tränen in den Augen entgegentrat, hörte ich von Jason nur: »Oh Scheiße. Du, hier? Aber irgendwann musstest du es ja erfahren, Sarah …«

Er beendete die Beziehung an Ort und Stelle, noch bevor ich es tun konnte. Er liebe und begehre mich nicht mehr, sagte er mir offen ins Gesicht. Und dann fügte er hinzu, so als wäre der erste und zweite Stich in mein Herz nicht genug gewesen, dass ich ihm zu langweilig und brav sei, dass man mit mir nichts erleben könne. Jasons ausdrucksloses Gesicht in diesem Moment, als er mir das mitteilte, die Kälte in seiner Stimme – beides werde ich nie vergessen.

 

Jason war meine erste Liebe gewesen, und er hatte mir das angetan. Danach ließ ich mehr als zwei Jahre keinen Mann an mich heran, weder körperlich noch emotional. Es dauerte, bis ich Vertrauen zu Steve fassen konnte, doch als ich es schaffte, wollte ich ihm so nahe wie möglich sein. Ich war schon immer jemand gewesen, der sich ganz und gar auf den anderen einlassen wollte, dem halbe Sachen nie genug waren. Aber Steve hielt mich auf Abstand, wollte nicht mit mir zusammenziehen, lud mich in letzter Zeit immer seltener zu sich ein. Nun wusste ich auch, wieso.

 

Ich hasste ihn so sehr in diesem Moment, als ich erschöpft und atemlos vor dieser schäbigen Bar in der verlassensten Gegend der Stadt stand. Ich wollte ihm wehtun, ich wollte es ihm gleichtun und mich mit jemand anderem vergnügen. Sicherlich glaubte er, dass ich mich irgendwo ausheulte, dass ich mich sonst wo versteckte. Weil ich die anständige und stets brave Sarah war, vermutete er mich bestimmt nicht hier. War ich ihm – ebenso wie Jason damals – vielleicht auch zu langweilig? Vermisste er es, mit mir Abenteuer zu erleben?

Ich war so aufgewühlt und verletzt durch seinen Betrug und zugleich auch so wütend auf mich, dass ich etwas tun wollte, das niemand von mir erwartete. Überraschen wollte ich sie alle, vor allem mich selbst. Ich wollte in diese Bar treten und den größten und stärksten Rocker von allen abschleppen. Sollte Steve tatsächlich wagen, noch einmal angekrochen zu kommen, wollte ich ihm sagen, was ich erlebt und mit wem ich diese Nacht verbracht hatte. Die brave und nette Sarah hatte sich einmal zu oft verarschen lassen, diesmal wollte ich keine zwei Jahre verletzt, heulend und zusammengekauert in der Ecke meines Zimmers verbringen. Und wenn ich in der Bar schon keinen heißen Typen aufgabeln konnte, so wollte ich zumindest einen Drink. Nach diesem anstrengenden, zutiefst aufwühlenden Tag hatte ich wenigstens das verdient.

 

Meine Wut und meine Enttäuschung trugen mich in diesem Augenblick, und so ging ich geradewegs auf die Bar zu. Einer der Bärtigen öffnete mir mit einem freundlichen »Ma’am« die Tür. Ich bedankte mich und trat ein. Es stank nach Rauch, Alkohol und Männerschweiß, normalerweise hätte ich auf der Schwelle kehrtgemacht. Aber es war nichts normal, ich befand mich emotional im Ausnahmezustand. Das Erste, was ich wollte, war ein Drink. Er sollte stark sein und meine Kehle zum Brennen bringen. Ich wollte endlich etwas anderes spüren als diesen qualvollen Schmerz in meinem Brustkorb.

Aus den Boxen dröhnte harte Rockmusik, eine Gruppe von Männern spielte Billard, am Tresen saß ein einsamer Trinker. Er hatte eine Jeansjacke an, trug die Haare halblang. Als ich mich zwei Hocker entfernt von ihm platzierte, sah er mich aus trüben und vom Suff geröteten Augen an. Er musste etwa in Steves Alter sein, sah aber viel älter und kaputter aus als mein verlogener Freund.

 

Ich war die einzige Frau unter vielen fremden Männern. Ich fürchtete mich, ja, aber ich hatte mich entschieden, also zog ich es auch durch. Ich bestellte einen Whiskey beim Barkeeper.

»Mädchen, bist du denn schon alt genug, um trinken zu dürfen?«, fragte mich der Typ. Er war ein älterer Herr mit Bauch und grauem Schnauzbart. Seine Stimme klang nicht abschätzig oder spöttisch, sondern eher besorgt. Als wollte er mir mit der Frage sagen: Mädchen, das ist nicht der richtige Ort für dich, am besten du verschwindest. Ich wollte ihm antworten, doch der Trinker in der Jeansjacke war schneller.

»Bernie, siehst du nicht, wie reif sie ist. Die darf schon lange trinken. Was, Bambi?« Er grinste mich an und lehnte sich zu mir rüber.

Ich lächelte zurück und nickte dann dem Barkeeper zu. Der zuckte nur mit den Achseln und schenkte mir einen Whiskey ein. Ich war keine große Trinkerin, und eigentlich mochte ich Alkohol auch überhaupt nicht, aber ich wollte den Tag hinter mir lassen und vergessen, ich wollte dieses bittere Gefühl und den schalen Geschmack auf meiner Zunge wegspülen. Ich war lange genug nüchtern und umsichtig gewesen, brav und wohlerzogen. Ich kippte das ganze Zeug mit einem Schluck runter und hätte es beinahe wieder ausgespuckt. Der Trinker neben mir bemerkte, wie ich mich abquälte, und lachte.

»Bernie, gib ihr noch einen Drink, damit sie den ersten vergisst!«

In meiner Kehle war ein Brand entfacht worden, und den sollte ich mit einem weiteren Brandbeschleuniger löschen? Weil das so widersinnig und dumm war, tat ich es und trank auch das zweite Glas aus. Und tatsächlich, es wurde besser. Statt des schmerzenden Brandes spürte ich nur noch die wohlige Hitze in meiner Kehle.

»Jetzt hast du es begriffen, Bambi!«, sagte der Kerl in der Jeansjacke und rückte zu mir auf.

Als der Barkeeper nachschenken wollte, hielt ich meine Hand über das Glas und schüttelte den Kopf. Ich hatte den ganzen Tag kaum etwas gegessen, war erschöpft und müde und von eher zarter Statur. Die zwei Whiskeys schlugen bei mir also so richtig ein. Mir war, als würde sich mein Kopf mit Helium füllen, er wurde leichter – alles wurde leichter. Ich schloss meine Augen und versuchte, an nichts zu denken. Selbst die Gedanken an Steve und seine Tat wollte ich abschütteln.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Oberschenkel. Es war der Trinker neben mir. Er stierte mich an und quetschte mein Bein.

»Nimm deine Griffel von mir!« Ich schlug ihm auf die Hand, woraufhin er sie zurückzog.

»Hey, warum so prüde!«

Ich war nicht prüde, ich wollte nur nicht von solch einem Typen angegrapscht werden. So verzweifelt und verletzt war ich nun auch nicht, dass ich mich dem Erstbesten ergab. Ich wollte aufstehen, da griff er nach meinem Oberarm und hielt mich fest. In der anderen Hand hielt er sein Bier, und als ich versuchte, mich zu befreien, schüttete er den halben Inhalt über meine Hose.

»Hey!«, schrie ich.

»Jimmy, lass die Kleine los!«, befahl der Barkeeper.

»Fresse, Bernie! Lass das mein Problem sein!«, brüllte Jimmy zurück und stellte sich schwankend vor mich. Er war größer und muskulöser als Steve, mit nur einem Schlag hätte er mich ausknocken können. Jimmy packte mich an den Schultern und drückte mich gegen das Holz des Tresens.

 

Ich weiß nicht, wo er vorher gewesen war, woher er kam, doch plötzlich war er da. Er war so groß und breit wie Jimmy, sein Stand jedoch war fester. Er hatte schulterlange dunkelblonde Haare, einen Dreitagebart und sah eigentlich aus wie einer dieser kalifornischen Surfer. Eigentlich. Wären da nur nicht seine Lederjacke und seine schwarzen Bikerboots gewesen. Der Fremde packte Jimmy an der Schulter und drehte ihn zu sich.

»Hörst du nicht, du sollst sie loslassen«, sagte der Fremde ruhig, aber äußerst bestimmt.

»Misch dich nicht ein, du …«

»Jimmy«, fuhr der Barkeeper dazwischen, »beherrsch dich, du weißt doch, zu wem er gehört! Er gehört zu denen …«

»Ach …«, zischte Jimmy und holte aus.

Jimmy traf die Brust des Fremden, dieser zeigte sich allerdings völlig unbeeindruckt von dem Schlag. Es wirkte sogar so, als würde er lächeln. Sein Gesicht strahlte absolute Souveränität und Gelassenheit aus, als wollte es sagen: Ich lass mich doch nicht von einem Besoffenen aus der Ruhe bringen. Jimmy starrte irritiert seine Faust an. Dann versuchte er es ein zweites Mal, diesmal erwischte er den Fremden im Gesicht, genauer unterhalb des linken Mundwinkels. Das Lächeln war verschwunden, mit nur einem Schlag streckte der Fremde Jimmy nieder.

Der Betrunkene lag vor mir und versuchte, aufzustehen, doch der Fremde drückte ihn sanft mit seinen Bikerboots runter. Jimmy gab auf und sah nach ein paar Sekunden so aus, als würde er schlafen.

 

»Bernie, sorg dafür, dass der Penner nicht an seiner eigenen Kotze erstickt«, sagte der Fremde zu dem Barkeeper, dann lächelte er wieder, und zwar in meine Richtung. »Ich hoffe, dass du jetzt kein allzu schlechtes Bild von dieser Bar hast. Hier kommen auch anständige Männer mit Manieren her.« Jetzt strahlte er mich sogar an, und ich konnte nicht anders, als verlegen zurückzulächeln.

An der Stelle, an der Jimmy seine Lippe erwischt hatte, blutete sie ein wenig. Aber der Fremde kümmerte sich nicht um seine Wunde. Er hatte ein breites Kinn, sinnliche Lippen und wunderschöne blaue Augen. Unterhalb der blutenden Unterlippe konnte man ganz deutlich eine alte Narbe erkennen. War diese Narbe ein Stilbruch in seinem ansonsten schönen und symmetrischen Antlitz? Oder unterstrich sie sogar seinen Charakter und machte aus der makellosen Oberfläche ein authentisches, vom Leben berührtes Gesicht?

 

»Und, willst du hierbleiben und darauf warten, dass Jimmy aufwacht?«

»Nein«, antwortete ich ihm, »ich sollte gehen. Ja, das sollte ich.«

Ich drehte mich von ihm weg und wollte schon zum Ausgang, da erst erinnerte ich mich daran, dass ich meine zwei Drinks nicht bezahlen konnte. Ich hatte meine Handtasche in Steves Wohnung gelassen, darin waren mein Handy, meine Brieftasche und auch meine Taschentücher. Ich konnte meinem Retter nicht einmal ein Taschentuch anbieten, mit dem er sich das Blut aus dem Gesicht wischen konnte.

»Ich …«, stammelte ich, »meine Brieftasche …«

»Kein Problem. Bernie, ich übernehme die Rechnung der Lady.«

Der Barkeeper, der bei Jimmy kniete, nickte nur. Der Fremde schritt an mir vorbei, öffnete die Tür und sprach: »Wolltest du nicht gehen? Worauf wartest du?«

 

»Ich heiße Valentine. Ja, Valentine. Wie der Heilige und der Tag. Aber alle nennen mich nur Val. Und wie ist dein Name?«

Wir standen draußen bei den Motorrädern, und Val sah mir neugierig und eindringlich in die Augen.

»Sarah.«

»Okay, Sarah. Was nun?«

»Was nun?«, fragte ich verdutzt zurück, wobei ich die Frage eher an mich, als an ihn stellte. Nur vage und undeutlich erinnerte ich mich an meine vorherige Entschlossenheit, an mein Vorhaben, den Größten und Stärksten abzuschleppen. Die zwei Whiskeys hatten mich ein wenig wacklig gemacht, auch im Kopf.

War dieser Fremde der Größte und Stärkste? Sollte ich mit ihm gehen?

»Na ja, wie willst du nach Hause kommen? Bist du mit dem Auto hier, oder gehört eines der Bikes dir?«

»Ich habe kein Bike, ich bin zu Fuß hier. Mein Auto steht irgendwo dort.« Ich zeigte in die Richtung von Steves Wohnung. »Aber ich kann nicht nach Hause, ich habe meinen Schlüssel nicht bei mir, er ist in einer fremden Wohnung. Eine lange Geschichte.«

»Gut, ich kann dich zu deinem Schlüssel fahren. Sitz auf und halt dich fest.« Mit einem Satz saß er auf seiner Harley. »Worauf wartest du noch? Zeig mir den Weg.«

Ich hatte meine Arme um seinen Körper geschlungen und fuhr mit ihm durch die Stadt. Ich spürte seinen harten Oberkörper. Im Windschatten seines breiten Kreuzes betrachtete ich den Schriftzug und die Abbildung auf seiner Lederjacke.

»The Beasts« stand da, darunter war eine wilde, wolfsähnliche und zähnefletschende Bestie zu erkennen. Was der Barkeeper wohl meinte, als er sagte, Val gehöre zu denen?

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Kapitel 2 – In fremden Laken

Nun war ich tatsächlich hier gelandet, in seinem Appartement.

Vorher waren wir durch die halbe Stadt gefahren, hatten vor der Wohnung meines (Noch?-)Freundes gehalten, doch weil ich mich nicht stark genug fühlte, mich mit Steve zu konfrontieren, waren wir wieder aufgebrochen. Ohne Schlüssel konnte ich nicht in meine eigene Wohnung, und ohne Geld und Kreditkarten konnte ich auch in kein Hotel. So saß ich nun auf Vals Couch und betrachtete die Einrichtung seiner Wohnung. Sie war spärlich möbliert, es sah sehr sauber und aufgeräumt aus, ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Rocker, Motorradtypen, so dachte ich immer, seien versiffte und dreckige Menschen, und so wären auch ihre Behausungen: versifft und dreckig. Aber so war Val nicht, so war sein Appartement nicht. Entweder war er kaum jemals hier, sodass er es nicht verschmutzte, oder er war sehr reinlich und ein Freund des Putzens. Oder er beschäftigte eine sehr gute Reinigungskraft, die mindestens zweimal die Woche vorbeischaute.

Aber was wusste ich schon mehr über ihn als seinen Namen? Was wusste ich schon über Männer wie ihn? Ja, was wusste ich eigentlich über Männer überhaupt? Ich hatte mich von den zwei Typen, mit denen ich zusammen war, betrügen lassen. Beide Male hatte ich es zu spät bemerkt, beide Male war ich diejenige, die verletzt und tränenüberströmt davongerannt war.

Wie sollte ich jetzt weitermachen? Geknickt und ängstlich zu Steve zurückkehren oder mich auf diesen großen Unbekannten einlassen, dessen Blick mich gefangen nahm, dessen harte, breite Brust sich beim Motorradfahren so mächtig angefühlt hatte?

Wer war Val? Er gehörte zu denen, und wenn ich auch nicht wusste, wer sie waren, so hatte ich gespürt, dass sie von anderen respektiert oder vielleicht sogar gefürchtet wurden. »The Beasts« – war das vielleicht eine dieser kriminellen Rockergruppen? War Val ein Gangster, war er bewaffnet? War er das Abenteuer, das ich brauchte, das ich wollte? Oder war er schon zu viel an Gefahr?

Als hätte er meine Gedanken gelesen, stellte Val sich vor mich, sah mir tief in die Augen und holte eine Pistole hinter seinem Rücken hervor. Wie hatte ich die nicht spüren können, als ich mich während der Fahrt an ihn gedrückt hatte? Er legte die Pistole behutsam auf den flachen Wohnzimmertisch vor mir ab und ging dann in ein anderes Zimmer. Ich starrte auf die Schusswaffe. Ich wusste, wie man mit so einem Ding umgehen musste. Mein Vater war oft mit mir auf dem Schießstand gewesen, schon als kleines Kind hatte ich Waffen kennengelernt. Auch Steve war ein paarmal mit mir dort gewesen, er besaß einen Waffenschein und eine »Glock«. Er, als Angestellter einer Bank, müsse sich selbst verteidigen können, rechtfertigte er sich immer. Große Worte von einem Mann mit solch kleinem, verkümmertem Herzen.

 

Jetzt lag diese Pistole vor mir, ganz sicher geladen, und ihr Besitzer war im Zimmer nebenan.

Was wollte Val mir damit sagen? Dass ich ihn nicht fürchten müsste? Oder dass ich ihn fürchten sollte? Noch bevor ich einen klaren Gedanken oder Entschluss fassen konnte, war er wieder zurück. Er hatte seine Lederjacke ausgezogen und trug nur noch ein enges weißes T-Shirt. Ich konnte seine muskulöse Brust durch den Stoff durchscheinen sehen, seine breiten Schultern wurden nicht mehr von der Lederjacke bedeckt, seine kräftigen Oberarme lagen nun frei. Sein rechter Arm war von der Ellenbeuge aufwärts tätowiert. Die Abbildung erinnerte mich an die Bestie auf seiner Lederjacke. Val lächelte mich an und verschränkte die Arme, was seine Oberarmmuskeln noch imposanter aussehen ließ.

»Du kannst auf der Couch schlafen«, sagte er, »ich kann dir garantieren, dass sie sehr bequem ist, vielleicht sogar bequemer als mein Bett. Falls du duschen möchtest, im Bad findest du frische Handtücher.«

»Ich weiß nicht, ob ich hierbleiben sollte«, erwiderte ich und stand auf.

»Gut, wenn du nicht bleiben willst, dann kannst du gehen. Aber wohin willst du mitten in der Nacht? Hatten wir nicht geklärt, dass du nirgendwohin kannst, dass du kein Geld und keine Schlüssel hast? Oder soll ich dich etwa doch zu deinem Freund bringen?«

 

Ich ließ mich zurück auf die Couch fallen. Die Erinnerung an Steve machte mich müde und unglaublich wütend zugleich. Ich blickte auf die Pistole und zitterte vor Wut. Vielleicht würde Steve mir gar nicht die Tür öffnen, vielleicht war die miese Schlampe noch immer bei ihm, und vielleicht würde sie mich mit einem höhnischen Grinsen empfangen, falls ich mich dort zeigen würde. Aber wenn ich mit dieser Pistole und Val im Rücken dort auftauchen würde – ich verwarf den Gedanken schnell wieder und konzentrierte mich auf den Mann mit der Bestie auf dem Arm.

»Warum hilfst du mir?«, fragte ich ihn. »Und was verlangst du dafür im Gegenzug?«

»Ich helfe immer Frauen in Not, ich habe da so einen Helfer-Komplex. Und im Gegenzug verlange ich von dir nur, dass du dich von Typen wie Jimmy fernhältst.«

»Ich glaube dir nicht. Das wäre ja zu schön …«

»… um wahr zu sein?« Er kam auf mich zu und hielt dann inne. »Falls ich mich dir auf eine Weise nähern sollte, die dir unangenehm ist, greife ruhig zu und richte die Waffe auf mich. Sie ist durchgeladen, du musst nur noch am Abzug ziehen. Und jetzt entschuldige mich, denn ich muss ins Bad. Nach der Arbeit dusche ich mich immer, ich nehme nämlich den Staub und Dreck des Tages ungern mit ins Bett.«

Er wollte schon in Richtung Bad gehen, da rief ich: »Du vertraust mir? Du kennst mich doch gar nicht. Was, wenn ich dich mit vorgehaltener Waffe ausraube?«

»Das würde ich gerne sehen!« Er lachte und verschwand im Bad.

 

Während er sich duschte, spielte ich die verschiedenen Möglichkeiten durch, die ich jetzt hatte. Welchen Ausweg ich mir auch erdachte, jedes Mal fiel ich wieder zurück auf ihn und seine Wohnung. Er war heute der einzige Mann gewesen, der mich gut behandelt hatte, der freundlich zu mir gewesen war. Warum sollte ich ihm nicht eine Chance geben und vertrauen? Nur weil er ein Fremder und womöglich sogar ein Gangster war?

Und was war mit meinem Entschluss von vor einer Stunde? Wollte ich nicht endlich die zahme und langweilige Sarah loswerden, mich in ein Abenteuer stürzen, das mir keiner zutraute? Ich dachte an Vals stattlichen Körper, an sein wunderschönes Gesicht. Er war ein außergewöhnlicher Mann, keiner von den durchschnittlichen Typen, die einem sonst so begegneten. Vielleicht war er die Chance, mich neu und anders kennenzulernen. Vielleicht war Val der Mann, den ich brauchte, um mich endlich wieder lebendig zu fühlen.

 

Val war zurück aus der Dusche, einzig bedeckt mit einem um seine Lenden gebundenen Handtuch. Sein Körper war noch feucht und seine Haare nass. Er tropfte seinen Boden voll, während er mich aufforderte, mich endlich waschen zu gehen. Wenn ich fertig wäre, würden schon ein Kissen und eine Decke bereitliegen, sodass ich mich schlafen legen könnte. Er versicherte mir, dass auch die Pistole noch da sein würde. Als er seine Ansprache beendet hatte, ging er in sein Schlafzimmer. Die Pistole, an die hatte ich gar nicht mehr gedacht, so sehr hatte mich sein Anblick gebannt.

Auf dem Weg zum Bad schlich ich mich an die angelehnte Schlafzimmertür und starrte durch den Spalt. Mit dem Rücken zu mir trocknete er seinen Kopf ab, alles darunter war nackt – und wunderschön. Er hatte einen gestählten, kräftigen Rücken, die Tätowierung auf seinem rechten Oberarm setzte sich auf seinem Schulterblatt fort und wucherte bis hinunter zu seinem Gesäßansatz. Mein Blick glitt an seinem perfekt geformten Apfelpo hinab und blieb an den Bildern an seinen Unterschenkeln hängen. Auf jeder Wade war ein Menschengesicht abgebildet, eingerahmt von flammenartigen Zeichnungen. Er hob sein linkes Bein an, stellte es auf dem Bett ab und rubbelte seinen Oberschenkel trocken, vom Knie aufwärts zu seinem …

 

Ich betrachtete mich im Badezimmerspiegel. Furchtbar, der Anblick, der sich mir bot, war einfach nur furchtbar. Tiefe, dunkle Augenringe, fettiges braunes Haar, abgeblätterte Schminke. Ich sah müde und abgekämpft aus, und so fühlte ich mich auch. Ich entledigte mich meiner stinkenden, verschwitzten Klamotten und stellte mich unter die Dusche. Die Berührung durch das warme Wasser war die freundlichste und angenehmste des ganzen Tages. Sie ließ mich Steves Verrat zwar nicht vergessen, aber sie entspannte meine Muskulatur und reinigte meine Haut. Wenigstens auf das war noch Verlass.

 

»Wohin soll ich meine Kleidung legen, sie stinkt nach Rauch und Bar?« Ich stand im Wohnzimmer und hielt meine Sachen in der Hand.

»Leg sie ruhig auf dem Stuhl ab«, antwortete Val. Er hatte lediglich dunkelblaue Boxershorts an.

Ich tat, was er sagte, und wartete danach, dass er sich von mir verabschiedete. Unter dem Bademantel, den er mir überlassen hatte, trug ich einzig meinen Slip. Solange er im Zimmer war, konnte ich nicht unter die Decke schlüpfen.

»Wenn alles okay ist, bleibt mir nur noch, dir eine gute Nacht zu wünschen, Sarah.«

»Ja, gute Nacht – halt, warte. Ich will mich noch bei dir bedanken. Dafür, dass du mich vor Jimmy beschützt und für – ich will mich einfach für alles bedanken, was du für mich getan hast. Ich weiß gar nicht, wie ich meinen Dank ausdrücken soll, es …«

»Stopp. Einmal danke reicht … mehr musst du wirklich nicht machen. Und jetzt geh schlafen.«

Er lächelte mir ein letztes Mal zu und schloss die Tür zum Schlafzimmer. Ich war nun allein im Raum, alleine mit der Pistole. Sie lag tatsächlich immer noch dort, wo er sie abgelegt hatte. Ich zog den Bademantel aus und kroch unter die Bettdecke. Da ich mich zu unruhig fühlte, um sofort einzuschlafen, griff ich nach der Pistole. Ich richtete mich auf und überprüfte das Magazin. Tatsächlich, die Waffe war geladen. Wieso ließ Val mich, eine Wildfremde, mit einer geladenen Waffe alleine in seinem Wohnzimmer?

Ich legte die Pistole wieder auf ihren Platz.

 

Ich verstand die Welt nicht mehr. Der Mann, mit dem ich seit gut zwei Jahren zusammen war und der vorgab, mich zu lieben, hatte mich mit einer anderen hintergangen. Und der Mann, der mich vor ein paar Stunden in einer zwielichtigen Bar kennengelernt und für mich einen Schlag kassiert hatte, ließ mich auf seiner Couch schlafen, in Reichweite einer geladenen Schusswaffe. Val, dem ich immer noch misstraute, vertraute mir, und Steve, dem ich vertraut hatte, hatte mich belogen und betrogen. Dabei war ich mit solch einer Sehnsucht zu ihm gegangen, ich wollte ihn überraschen und seine Arme auf meinem Körper spüren. Den ganzen Tag über hatte ich mich darauf gefreut, auf das kleine bisschen Zärtlichkeit, auf die Küsse, auf die Leidenschaft. Ich wollte ihn auf mir, in mir haben, ich wollte, dass er mir half, zu vergessen, zumindest für die kleine Ewigkeit, in der wir uns vereinigt hätten. Und nun lag ich hier und hasste ihn dafür, dass er mich dieser Möglichkeit beraubt hatte. Steve, ich wollte doch nur, dass du mich liebst, dass du mich nimmst …

Und nun war ich bei Val, den ich nicht kannte. Er war der Größte und Stärkste, der mir in dieser Bar begegnet war. Ich spürte diese Lust nach ihm, nach dem Abenteuer, das er versprach … Zugleich war da immer noch dieser Schmerz, stechend, pulsierend. Ich wollte nicht mehr länger die Betrogene sein, nicht mehr länger das duldsame, abwartende Opfer.

 

»Was ist? Ich habe dich gehört …«

»Setz dich zu mir, bitte.« Ich saß auf der Couch, die Decke von mir geworfen. Es war mir egal, dass Val mich so sah, nein, ich wollte, dass er mich so sah – nackt. Ich hatte geweint, ich schluchzte noch immer, ich zitterte. Val nahm neben mir Platz.

»Ich wollte dich nicht stören, ich konnte nicht anders«, sagte ich.

»Macht nichts. Ich habe noch nicht geschlafen. Und als ich dich hörte, konnte ich nicht einfach weghören. Ich reagiere empfindlich darauf, wenn Frauen weinen. Ist eine alte Geschichte.«

»Es tut mir leid …«

»Nein, so meine ich das nicht. Es ist nicht so, dass ich es nicht ertragen könnte, weil es mich nervt. Ich kann nicht weghören, weil es mich erinnert.«

»An was?«, fragte ich. Seine Nähe beruhigte mich, meine Stimme war nicht mehr dermaßen zittrig und weinerlich.

»Eine alte Geschichte, wie gesagt. Ich will nicht darüber reden.«

»Dann rede nicht darüber.« Ich legte meinen Finger auf seinen Mund, strich über seine vollen Lippen und verharrte mit dem Zeigefinger auf der Wunde, die Jimmy ihm zugefügt hatte. »Ich habe ganz vergessen, deine Wunde zu versorgen. Ich bin Krankenschwester, ich kann das.«

»Ist doch nur ein Kratzer.« Er lächelte.

»Auch ein Kratzer kann sich entzünden. Schon ein kleiner Riss kann uns Menschen töten, schon ein kleiner Riss kann uns fürs ganze Leben zeichnen.«

»Ja, wie wahr …«

Ich ließ ihn nicht zu Ende sprechen, ich küsste ihn auf den Kratzer, auf den kleinen Riss. Er hielt still und bewegte sich nicht. Als ich glaubte, die Wunde gebührend versorgt zu haben, wandte ich mich seinen Lippen zu. Nun verharrte und duldete er nicht mehr. Er gab mir die Küsse, die ich ihm schenkte, doppelt zurück.

Zuerst waren es unsere Lippen, die feucht und erregt miteinander rangen, dann drang seine Zunge in meinen Mund ein. Mit der Zungenspitze strich er sanft und behutsam über meine Lippeninnenseite, erst oben, dann unten, so als ob er erkunden wollte, wohin er sich vorgewagt hatte. Weil das Kitzeln an meinen Lippen mich derart erregte, zwang ich ihm ungeduldige, begierige Zungenküsse auf, und schließlich konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und setzte mich auf seinen Schoß. Ich spürte seinen harten und erregten Schaft durch den Stoff meines Slips hindurch, er drückte gegen meinen Venushügel, und wenn ich mich richtig bewegte, rieb er an meiner Klitoris entlang, sodass sich ein heftiges Pulsieren durch meinen gesamten Unterleib zog. Wir küssten uns noch immer, unsere Arme ineinander verschlungen. Danach hatte ich mich so lange gesehnt, nach Überwältigung, nach Leidenschaft, nach Intensität.

Plötzlich drückte Val mich von sich und hielt mich auf Distanz. Er blickte mich heißblütig und herausfordernd an, aus seinen Augen sprach das pure Verlangen.

Was nur wollte er? Dass ich ihn ebenso verlangend und begierig ansah? Aber tat ich das nicht bereits? Mein Gesicht glühte und meine Lippen brannten, musste ihn das nicht überzeugen? Er lächelte mich an, und ich versuchte, mit meinem Mund nach seinem zu schnappen, doch Val ließ mich nicht an sich heran. Ich hauchte, nein, ich stöhnte es vielmehr: »Ja.«

Er sollte hören, dass ich ihn unbedingt wollte. Weil er mich immer noch herausfordernd musterte, wiederholte ich das Ja, diesmal klang es noch lustvoller. Und dann schloss ich meine Augen und ließ meinen Kopf nach hinten fallen.

 

Ich spürte, wie er mich anhob und auf der Couch ablegte, und noch bevor ich reagieren konnte, streifte er meinen Slip ab und vergrub sein Gesicht zwischen meinen Brüsten. Er küsste und leckte die Fläche dazwischen, die Unterseite der Brüste, genehmigte sich einen Abstecher zu meinem Nabel und schnellte wieder hoch zu meinen begierig emporgereckten Knospen. Mit seiner sanften und zugleich rauen Zunge liebkoste er die rechte, dann die linke und wieder die rechte Brustwarze. Irgendwann war sein Gesicht an meinem Hals, ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut. Ohne dass ich es bemerkt hatte, hatte er sich seiner Boxershorts entledigt. Sein glühend heißer Schwanz drückte gegen meine Schenkelinnenseite, seine Hände glitten über meinen gesamten Oberkörper. Ich spürte Vals Gewicht auf mir, ich wollte endlich vollkommen überwältigt werden.

Den ganzen Tag hatte ich mich danach gesehnt, mich von meiner eigenen und der Lust des anderen hinwegtragen zu lassen. Nun war es so weit, ich war bereit, ich verlangte danach, mich hinzugeben.

Als er mit seiner gesamten Männlichkeit in mir war, schmiegte ich mich, so fest es ging, an ihn. Val hatte mich mit seinen kräftigen Armen umschlungen, ich konnte ihm gar nicht entkommen, doch weil ich sichergehen wollte, dass wir nicht mehr voneinander loskommen würden, klammerte ich mich an ihn. Seine ersten Stöße waren sanft und wurden mit jedem weiteren Stoß immer wuchtiger, dabei schaffte Val es, einen gleichmäßigen Rhythmus beizubehalten.

Ich öffnete die Augen und konnte uns in der Spiegelung des Fernsehmonitors beobachten. Vals muskulöser Hintern, seine stämmigen Schenkel und seine Rückenpartie in einer perfekten Bewegung festgehalten, deren Ziel ich war – ich hatte noch nie etwas dermaßen Erotisches und Schönes gesehen. Ich spürte und sah die Wellenschläge der Urgewalt, die von Vals Becken ausging, und biss vor unbändiger Erregung in sein Fleisch. Meine Fingernägel fuhren über seinen Rücken, kurzzeitig verlor ich die Besinnung, ich war weg, die weiße Ohnmacht nahm mich gefangen.

»Ruhig«, hauchte er mir ins Ohr und holte mich damit zurück, »ich habe noch gar nicht richtig angefangen.«

 

Wir blieben minuten-, vielleicht sogar stundenlang in dieser Position ineinander verschlungen. Der Sex war so leidenschaftlich und intensiv, dass wir weder die Stellung ändern noch für Sekunden stillhalten konnten. Wir waren vereinigt in einer Bewegung. Wir waren ein Organismus geworden, der sich in sich selbst vergrub. Durch uns floss ein einziges gemeinsames Begehren, nichts konnte uns nun mehr trennen, bis, ja, bis wir uns vollkommen erschöpft haben würden.

»Val«, flüsterte ich, »Val …«

Er reagierte nicht darauf. Er ahnte wohl, dass ich ihm nichts sagen wollte, dass ich nur seinen Namen über meine Lippen bringen und in meinen Ohren hören wollte. Sein Gewicht auf mir, seine gesamte Energie in mir, ich war lebendig und vollkommen, so verdammt lebendig, so verdammt vollkommen!

»Val!«, schrie ich und dann explodierte etwas ganz tief in mir und flutete mich von innen.

 

Ich schlief nicht, ich war auch nicht weggetreten, ich zählte nur die vielen Sterne, die an mir vorüberzogen. Es mussten Milliarden oder noch mehr sein, es waren so viele, dass ich sie gar nicht alle einfangen konnte. Wie sie glühten und leuchteten! Wie wir glühten und durch unsere Augen leuchteten!

Wir waren lange einfach so dagelegen, Haut an Haut, und hatten uns angeblickt. Wir waren ruhig, bewegten uns nicht, doch unsere Körper glühten und leuchteten noch nach. So viel Leidenschaft war durch uns geflossen und hatte uns zum Beben gebracht, dass sie nicht einfach so verschwunden sein konnte.

»Val …«

Er stand auf und zog mich zu sich rauf.

»Sarah, du wirst nicht hier schlafen müssen, auch wenn es ganz bequem ist. Du wirst bei mir schlafen.«

Er nahm mich in seine Arme und trug mich davon, weg von dem Ort, an dem wir uns geliebt hatten. Ich warf einen letzten Blick zurück und schloss dann die Augen.

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Kapitel 3 – Zurück zu Steve?

Der erste Morgen danach, nachdem sich alles verändert hatte: Ich stand in Vals Wohnzimmer, die kalifornische Sonne erhellte und wärmte den Raum. Ich hatte wieder meine dreckigen Klamotten vom Vortag an. Val hatte nichts in meiner Größe in seinem Kleiderschrank, er konnte mir also nichts zum Wechseln anbieten. Auf dem Boden vor der Couch lagen zwei gebrauchte Kondome, die Pistole befand sich immer noch auf dem Wohnzimmertisch.

Warum sich alles verändert hatte? Weil ich es gewagt hatte, auszubrechen, aus alten Verhaltensmustern. Ich hatte etwas getan, was ich mir weder selbst noch andere mir zugetraut hatten. Ich war mit einem Wildfremden mitgegangen, den ich keine zwei Minuten zuvor getroffen hatte. Ich hatte mit jemandem Sex gehabt, dessen Nachnamen ich nicht kannte und den ich keine sechs Wochen oder länger gedatet hatte. Und ich hatte das alles nicht nur getan, sondern auch noch genossen. Nennt man das ein Abenteuer?

Für manche ist das bestimmt keines, für mich aber schon. Ich spürte an diesem besonderen Morgen immer noch das Adrenalin in meinem Körper, mein Herz pochte auffällig aufgeregt, und mein Schoß fühlte sich ungewohnt warm an. Es war, als hätte ich die alte, mich einengende Haut abgezogen und würde jetzt befreit dastehen, könnte mich jetzt so bewegen, wie ich es immer schon wollte. Der Gedanke an Steve und seinen Betrug schmerzte nicht mehr so unmittelbar und unerträglich, der Schmerz fühlte sich nun dumpfer, weiter entfernt an. Wie der bloße Abdruck dieses Schmerzes. Als wäre er mit der alten Haut von mir abgefallen.

Ich betrachtete mich im Spiegel und wunderte mich über mich selbst. Ich sah immer noch so aus wie früher, lediglich meine Wangen waren rosiger und meine Augen weniger sorgenvoll. Obwohl ich mir also ähnelte, eigentlich dieselbe war, fühlte ich mich so anders, freier, stärker. Hatte ich diesen Stich ins Herz gebraucht, um aufzuwachen?

 

»Du willst also wirklich, dass ich dich zu diesem Typen bringe? Nachdem er dich so behandelt hat?« Val kam in voller Biker-Montur aus dem Schlafzimmer.

»Ja. Ich muss das klären. Meine Sachen sind noch bei ihm: Schlüssel, Geldbeutel, Telefon.«

»Willst du zu ihm zurück?«

Ich sah Val ins Gesicht. Bei Tageslicht wirkte er noch schöner, noch männlicher. Er war ein großer, starker Mann und ein zärtlicher, leidenschaftlicher Liebhaber. Er war für mich da, als ich schwach und hilflos war. Er nahm mich bei sich auf, obwohl er mich nicht kannte. Konnte ich jetzt noch zurück, zurück zu Steve?

Ich strich über Vals bärtige Wange. Sein Blick verriet mir, dass er eine klare Antwort von mir verlangte. Also griff ich nach seiner rechten Hand, führte sie zu meinem Mund und küsste jeden einzelnen Finger.

Wie schnell es doch ging, dieses Mal. Nach Jasons Betrug hatte ich zwei Jahre keinen Mann mehr ansehen können, weil ich sie alle für widerliche Schweine hielt. Und nun, nachdem Steve mir etwas Ähnliches angetan hatte, war ich noch in derselben Nacht bei einem anderen Mann gelandet. Ja, ich wollte nicht mehr das leidende, sich monatelang selbstquälende Opfer sein, mich verkriechen und heulen, nur wegen eines Typen.

 

Das Leben war so kostbar und so kurz, das sah ich jeden Tag im Krankenhaus. Nachdem ich wilden und leidenschaftlichen Sex mit Val gehabt hatte, war ich noch lange wach neben ihm gelegen und hatte mich an die Mutter erinnert, die bei dem Verkehrsunfall gestorben war. Sie war nur sieben Jahre älter als ich gewesen. Und sie sah mir ähnlich, hatte das gleiche braune Haar, die gleiche Nase. Während der Not-OP hatte ich nicht die Ruhe gehabt, sie zu betrachten, erst nachdem der Arzt sie für tot erklärt hatte, blickte ich sie an. Als läge meine große Schwester vor mir, aus dem Leben gerissen, durch einen dummen, vermeidbaren Unfall.