Vamp City - Das dunkle Portal - Pamela Palmer - E-Book
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Vamp City - Das dunkle Portal E-Book

Pamela Palmer

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Beschreibung

Quinn Lennox ist eine der wenigen Sterblichen, die der finsteren Welt von Vamp City entkommen sind, und sie hat sich geschworen, niemals dorthin zurückzukehren. Doch dann taucht der ebenso gefährliche wie verführerische Vampir Arturo erneut bei ihr auf, der sie einst verraten hat und ihr Herz trotzdem immer noch schneller schlagen lässt. Sie soll mit ihm nach Vamp City zurückkehren und seine Welt vor dem Untergang bewahren. Quinn lässt sich nur aus einem einzigen Grund darauf ein: um ihren Bruder zu retten, der durch ein magisches Gift dem Tode nah ist.

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Inhalt

Titel

Über dieses Buch

Widmung

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Danksagung

Über die Autorin

Die Romane von Pamela Palmer bei LYX

Impressum

PAMELA PALMER

Vamp City

Das dunkle Portal

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Frauke Lengermann

Über dieses Buch

Quinn Lennox und ihr Bruder Zack gehören zu den wenigen Menschen, die aus Washington V. C. entkommen konnten. Doch noch immer schweben sie in Gefahr, denn der Vampirherrscher Christoff hat ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt. Zudem leidet Zack seit seiner Rückkehr an einer magischen Krankheit, die ihn zusehends seine Kräfte kostet. Um ihn zu heilen, gibt es nur eine Lösung: Quinn und Zack müssen zurück nach V. C. und den Zauber erneuern, der die Stadt und all ihre Bewohner am Leben erhält, denn die Parallelwelt ist im Verfall begriffen und droht, samt ihrer Bevölkerung unterzugehen. Dafür braucht Quinn allerdings die Hilfe von Arturo Mazza – dem Mann, der sie bei ihren letzten Besuchen immer wieder belogen und betrogen hat. Doch Quinn ist bereit, alles für ihren Bruder zu tun. Sie begibt sich in die Hände des attraktiven Vampirmeisters, der ihr beibringt, ihre Macht richtig zu kontrollieren. Dabei muss sie allerdings feststellen, dass sie nicht so immun gegen die Annäherungsversuche Arturos ist, wie sie dachte …

Widmung

Dieses Buch widme ich meiner Mutter, Pat Palmer, die mich nicht nur gelehrt hat, an mich selbst zu glauben und Veränderungen in meinem Leben als Abenteuer zu akzeptieren, sondern auch, dass Heimat kein Ort, sondern eine liebende Familie ist. Mom, du bist immer mein größtes Vorbild gewesen.

1

Nur noch vier Tage, dann würde sich alles in Quinn Lennox’ Leben verändern.

Sämtliche Lampen brannten in ihrer Wohnung auf dem Campus der George Washington University. Nervös lief sie im Wohnzimmer hin und her, riss blitzschnell die Pistole aus dem Hosenbund, spannte die leere Waffe, zielte und drückte ab. Das abwechselnd mit Holzpatronen und echten Patronen gefüllte Magazin steckte griffbereit in der Gesäßtasche ihrer Jeans.

In Wahrheit war ihr normales Leben – falls sie jemals eines gehabt hatte –, schon seit einem Monat vorbei, als sie und ihr Bruder Zack durch einen Sonnenstrahl in eine andere Welt gestolpert waren und in der finsteren Vampir-Unterwelt um ihr Leben kämpfen mussten. Eine Zwillingswelt, deren geografische Koordinaten sich erstaunlicherweise mit denen des modernen Washington D. C. deckten – und das bereits seit einhundertvierzig Jahren.

Die Vampire nannten ihre Stadt Washington V. C. – Vamp City.

Wie zum Teufel war es möglich, dass es dort Vampire und Werwölfe und Zauberer gab?

Sie griff nach einem Glas Wasser, kippte es hinunter und ging dann weiter unruhig im Zimmer auf und ab. Dabei trainierte sie weiter das sekundenschnelle Ziehen der Pistole, die sie in der vergangenen Woche gekauft hatte. Denn in vier Tagen würden sich zur Tagundnachtgleiche zwei Dinge ereignen.

Erstens: Der unsterbliche Sohn des Zauberers, der Vamp City erschaffen hatte, würde die schwindende Magie der Vampir-Zwillingswelt erneuern und Zack auf diese Weise von der magischen Krankheit heilen, die ihn quälte, seit er V. C. verlassen hatte. Das hoffte sie wenigstens.

Zweitens: Die Vampire, die zurzeit aufgrund des Versagens der Magie in Vamp City eingeschlossen waren, konnten dann wieder nach Belieben zwischen den beiden Welten hin- und herreisen, und ihr Vampirherrscher, ein sadistisches Monster namens Christoff, würde ziemlich sicher seine Schläger ausschicken, um Quinn aufzuspüren. Zweimal war sie ihm bereits entkommen. Ein drittes Mal würde ihr das nicht gelingen, nicht, wenn er sie noch einmal gefangen nahm.

Was bedeutete, dass er sie auf keinen Fall erneut in die Finger bekommen durfte.

Einfach einen Flug ans andere Ende der Welt zu buchen, kam leider nicht infrage. Jedenfalls noch nicht. Arturo hatte sie vor den Folgen gewarnt, die die nachlassende Magie auf ihren und Zacks Körper haben könnte, dass sie beide krank werden könnten, wenn sie die Vampir-Unterwelt verließen, bevor der Zauber erneuert worden war. Wenigstens einmal hatte der Vampir ihr die Wahrheit gesagt.

Obwohl Quinn dagegen war, hatte Zack seinen Eltern – Quinns Dad und ihrer Stiefmutter – erlaubt, ihn mit nach Pennsylvania zu nehmen. Nach einigen Tagen hatte Quinn ihn zwar dazu überreden können, nach D. C. zurückzukehren, aber da war es schon zu spät. Inzwischen hatte sich eine seltsame Krankheit seines Körpers bemächtigt. Eine magische Krankheit. Ihre einzige Hoffnung war nun, dass die magische Erneuerung in Vamp City ihm helfen könnte, gesund zu werden. Aber was, wenn das nicht der Fall war?

Ihr Magen verkrampfte sich und sie biss die Zähne zusammen, während sie gleichzeitig ihre Pistole fester umgriff. Sie hatte keine andere Wahl, als erneut durch eins der Portale in die andere Welt vorzudringen und den einen Vampir um Hilfe zu bitten, der sowohl ihre romantischen Tagträume als auch ihre Albträume beherrschte. Arturo Mazza.

Sie konnte nur hoffen, dass es nicht so weit kam. Das Letzte … das Letzte, was sie tun wollte, war, in die Vampirhölle zurückzukehren.

Für die Vampire war Vamp City ein perfekter Ort – eine Stadt, in der niemals die Sonne schien, in der sie Menschen versklaven und jagen konnten, ohne dafür bestraft zu werden. Ein Ort, an dem Vampire, Werwölfe und andere unsterbliche Kreaturen sich nicht verstecken mussten, sondern frei leben konnten.

Aber auch perfekte Welten haben eine dunkle Seite. Phineas Blackstone, der mächtige Zauberer, den die Vampire dafür bezahlt hatten, dass er ihre Stadt erschuf, hatte eine genial erdachte Falle in die Magie eingebaut – eine tödliche Falle, die vor zwei Jahren zugeschnappt war. In dem Augenblick, als die Magie an Macht verlor, waren die Vampire in Vamp City gefangen gewesen und konnten die Stadt nicht mehr verlassen. Schon bald begannen die Sonnenstrahlen der echten Welt in die Zwillingswelt durchzubrechen – am Anfang nur gelegentlich, und dann immer häufiger, bis klar war, dass Vamp City im Sterben lag. Und mit ihm alle, die dort lebten – Vampire, Werwölfe und unsterbliche Menschen.

Die Stadt konnte nur gerettet werden, indem die Magie, die sie erschaffen hatte, erneuert wurde. Und dazu war nur ein mächtiger Zauberer in der Lage. Phineas Blackstones unsterbliche Söhne hatten es beide versucht und versagt.

Vor einem Monat war Quinn zufällig in jene Welt gestolpert. Und die Bewohner der Vampirwelt hatten geglaubt, dass Quinn die Zauberin war, auf die sie gewartet hatten.

Als unten auf der Straße vor ihrem Apartment jemand hupte, riss Quinn die Hand hoch, zielte auf Zacks Computer und tat so, als würde sie einen Schuss abgeben. Sie hatte immer gewusst, dass sie anders war, aber nicht in einer Million Jahren wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass sie eine waschechte Hexe sein könnte. Das erschien ihr immer noch irreal. Es stimmte, um sie herum ereigneten sich manchmal seltsame Dinge, aber sie besaß keine echte Macht. Ein kleines bisschen vielleicht. Aber das waren Kräfte, auf die sie keinen Zugriff hatte, wenn sie sie brauchte, und die sie nicht kontrollieren konnte, wenn sie sich zeigten. Was schlimmer war, als gar keine Kräfte zu haben.

Christoff hatte sie zwingen wollen, die Magie von Vamp City zu erneuern, aber sie hatte versagt. Und später hatte Arturo ihre Augen glühend leuchten sehen – seiner Meinung nach ein Zeichen für echte Zauberkräfte. Arturo hatte ihr gesagt, dass sie die Macht hätte, V. C. zu retten. Dennoch hatte er ihr geholfen, seinem Herrn – Christoff – zu entkommen und ihr die Freiheit geschenkt. Er hatte ihr gesagt, dass Phineas Blackstones unsterblicher Sohn letzten Endes einen Weg finden würde, die Magie zu erneuern.

Nichts davon ergab wirklich einen Sinn. Und eins wusste sie genau – dass Arturo es mit der Wahrheit nicht allzu genau nahm. Wenn es darum ging, andere zu manipulieren, war er Spitzenklasse. Andererseits war er auch zu ihrem Beschützer geworden und auf seltsame Art sogar zu so etwas wie einem Freund. Und ihrem Liebhaber. Er empfand etwas für sie, davon war sie überzeugt, genauso, wie sie sich etwas aus ihm machte – auch wenn sie das nur äußerst ungern zugab. Trotz seiner unzähligen schlechten Eigenschaften hatte sie auch Gutes in ihm wahrgenommen.

Am Ende hatte er Zack vor dem sicheren Tod bewahrt, sie aus dem Verlies seines Vampirherrn gerettet und ihnen die Freiheit geschenkt. Ein untypisch heldenhaftes, uneigennütziges Geschenk für einen Vampir, der sie dennoch bereits zweimal hintergangen hatte.

Seit ihrer Flucht aus V. C. rechnete ein Teil von ihr jederzeit mit einer neuen Hiobsbotschaft. Deshalb auch die Waffe, die selbst geschnitzten Holzpflöcke und das Klappmesser, das sie neuerdings mit sich herumschleppte. Sie und Zack waren frei und in Sicherheit, und sie würde dafür sorgen, dass es so blieb. Auf keinen Fall würde sie in diese finstere Zwillingswelt zurückkehren. Wenn Vamp City in sich zusammenfiel und die sadistischen Vampire, die dort lebten, mit ihm zusammen untergingen – umso besser.

Aber selbst noch während ihr dieser Gedanke durchs Gehirn schoss, wusste sie, dass sie sich Arturos Tod nicht wirklich wünschte.

Quinn steckte die Pistole zurück in ihren Hosenbund und ging hinüber zum Fenster. Sie schob den unteren Teil des Fensters nach oben, um den kühlen Luftzug der Septemberbrise auf ihrer Haut zu genießen. Auf der anderen Seite der engen Gasse befand sich eines der Studentenwohnheime der George Washington University. Wie bei einem Dominospiel war etwa die Hälfte der Fenster erleuchtet, die andere Hälfte dunkel. Viele Studenten waren immer noch auf dem Campus unterwegs, obwohl die Sonne bereits vor einer Stunde untergegangen war.

Zack und seine beste Freundin Lily, beide im vierten Studienjahr, hätten zusammen mit ihnen dort draußen sein sollen – wobei es wahrscheinlicher war, dass sie in Quinns Apartment abgehangen hätten, um irgendein actiongeladenes Fantasy-Computerspiel zu spielen oder eins zu erfinden. Aber leider gehörte Lily zu den vielen Menschen in D. C., die in den vergangenen Monaten spurlos verschwunden waren. Quinn nahm an, dass sie durch dasselbe Portal nach Vamp City gestolpert war, durch das sie und Zack auf der Suche nach Lily ebenfalls gefallen waren; aber leider hatten sie sie in V. C. nicht finden können.

Höchstwahrscheinlich war sie tot. Ein Mensch hatte dort nur geringe Überlebenschancen. Und Zack … der arme Zack litt nicht nur an einer rätselhaften magischen Krankheit, sondern trauerte auch um seine Freundin und war todunglücklich. Ihr liebenswerter, unbekümmerter Bruder hatte die Hölle alles andere als unbeschadet überstanden.

Quinn richtete sich auf. Hoffentlich bildete dieser Abend keine Ausnahme, und ihr Nachbar Mike schaute auch heute Abend vorbei und lenkte sie von ihren Gedanken an Vampire und verlorene Freunde ab, sodass sie ausnahmsweise mal nicht dem Ticken der Uhr lauschen müsste. In seiner Gesellschaft konnte sie – wenn auch nur für ein oder zwei Stunden – so tun, als würde sie ein ganz normales Leben in einer ganz normalen Welt führen. Selbst wenn nichts weiter von der Wahrheit entfernt war.

Aber als sie sich vom Fenster abwandte, spürte sie das vertraute Frösteln über ihre Haut hinwegstreichen – ein Gefühl, von dem sie wusste, dass es die Verschmelzung beider Welten ankündigte. Für die Bewohner von Vamp City fühlte es sich wie ein Erdbeben an. Tagsüber kündigte das Beben Sonnenstrahlen an, die sich wie durch durchlöcherte Folie von oben ihren Weg in die Vampir-Zwillingswelt bahnten. Die Vampire würden vor den Sonnenstrahlen fliehen oder sterben, wenn sie das Pech hatten, gerade am falschen Ort zu sein, und ein Sonnenstrahl sie erwischte.

Aber in der echten Welt konnte niemand außer Quinn diese Veränderung spüren, was an dem Hexenblut lag, das durch ihre Adern pulsierte. Für sie allein waren die schattigen Säulen wie Fenster, durch die sie in eine andere Welt blicken konnte. Und da sich eins der Portale auf der Straße direkt unter ihrem Fenster befand, konnte sie dem Versuch, sich vorzubeugen und einen Blick in die andere Welt zu werfen, nicht widerstehen.

Vamp City war 1870 als exaktes Ebenbild Washington D. C.s erschaffen worden, und damals hatte es weder Straßenlaternen, asphaltierte Straßen noch Elektrizität gegeben – jedenfalls, wenn man von den paar mit Generatoren verbundenen Häusern absah. Quinn betrachtete die verlassene, vom Mondlicht beschienene Straße und die verfallenen Reihenhäuser, die sich in einem überwiegend unbewohnten Teil von Vamp City befanden.

Die Straße der Zwillingswelt schien an diesem Abend unbelebt zu sein. Kein Geräusch drang von dort zu ihr herüber, stattdessen hörte sie die typischen Umgebungsgeräusche der realen Welt – ein vorbeifahrendes Auto, das Ticken der Uhr und das Geplauder der Collegestudenten, die unter ihrem Fenster entlangliefen und über Football-Erfolge und Traum-Touchdowns diskutierten.

Doch dann stolperte wie aus dem Nichts ein junger Mann in Shorts und T-Shirt auf die Straße von Vamp City und landete auf Händen und Knien im Dreck. Quinn schnappte nach Luft. Einer der Möchtegern-Football-Stars musste versehentlich in die andere Welt hinübergeglitten sein, als er das Portal passiert hatte. Jeden Tag gingen Tausende daran vorbei, ohne es zu bemerken und ohne dass es sich auf sie auswirkte, aber hin und wieder kam es vor, dass einer von ihnen hinüberglitt. Lily war es höchstwahrscheinlich so ergangen. Quinn und Zack ebenso.

Während der junge Mann sich abmühte, wieder auf die Beine zu kommen, hörte Quinn die Stimmen seiner Freunde unter ihrem Fenster, die in der realen Welt nach ihm riefen. Rufe, die der Student nicht hören konnte. Sie war die Einzige, die wahrnehmen konnte, was in beiden Welten vor sich ging, wenn diese wie just in diesem Moment miteinander verschmolzen.

Sie beobachtete, wie sich der junge Mann aufrappelte und verblüfft umschaute, seine Körpersprache drückte Ungläubigkeit, Schock und schließlich Entsetzen aus. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen, denn vor wenigen Wochen war es ihr ganz genauso ergangen. Außerdem wusste sie, dass es nicht lange dauern würde, bis er feststellte, dass seine Angst wohlbegründet war.

Seine Freunde würden der Polizei sagen, dass er eben noch neben ihnen gestanden hatte und dann urplötzlich verschwunden war – dieselbe Geschichte, die viele andere Betroffene wieder und wieder in den Fernsehnachrichten berichteten, wenn jemand direkt vor ihrer Nase vom Erdboden verschluckt wurde. Aber die Polizei würde den Jungen nicht finden. Denn die Behörden wussten nicht, was vor sich ging. Und selbst wenn die Cops es gewusst hätten, hätten sie nichts daran ändern können.

Plötzlich stockte ihr der Atem. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie es vielleicht, den Jungen zu retten, indem sie blitzschnell in die andere Welt sauste und ihn am Kragen packte, bevor sich das Portal wieder schloss.

Bevor sie ihre Entscheidung hinterfragen konnte, rannte sie auch schon zur Wohnungstür. Dank des Hexenblutes in ihren Adern konnte sie mit dem Sonnenstrahl in beide Welten reisen. Auf diese Weise war es ihr schon einmal gelungen, aus Vamp City zu fliehen. Sie hatte sogar anderen bei der Flucht helfen können.

Aber schon während sie den Flur hinunterrannte und ins Treppenhaus abbog, meldete sich ihr Verstand zu Wort. Diese Portale waren unberechenbar, manche blieben eine ganze Stunde bestehen, andere hingegen nur eine Minute oder zwei. Wenn sie in die andere Welt rannte, um den jungen Mann zu retten, und das Portal sich schloss, ehe sie zurückkehren konnte, dann saß sie fest. Dann konnte sie erst dann zu Zack zurückkehren, wenn ein weiterer Sonnenstrahl ihr die Flucht ermöglichte. Und Zack brauchte sie.

Aber den Jungen einfach seinem Schicksal zu überlassen, kam ebenso wenig infrage. Nicht, wenn sie ihm helfen konnte.

Sie rannte durch den Hausflur. Als sie die Haustür endlich erreichte, klopfte ihr Herz heftig und auf ihrer Stirn sammelten sich Schweißtröpfchen. Sie öffnete die Glastür und stand nun nur noch wenige Zentimeter entfernt von der Stelle, an der sich die Öffnung zwischen den beiden Welten aufgetan hatte und die Magie sie in die andere Welt saugen würde. In der dunklen Säule konnte Quinn das Geschehen in Vamp City sehen, und beobachtete bestürzt, wie zwei Reiter den Jungen umzingelten. Nach Luft schnappend beobachtete sie, wie einer der Reiter mit dem Lasso ausholte und den jungen Mann wie ein Stück Vieh einfing.

Wut flammte in ihr auf. Aber Vorsicht und Erfahrung hielten sie zurück, denn sie erkannte die übergroßen Köpfe und Ohren der beiden Reiter wieder, und wusste, dass es sich bei ihnen um nichtmenschliche Händler handelte, deren Körperkräfte die eines Menschen weit überstiegen.

Sie war zwar bewaffnet, hatte aber nur eine Woche trainiert, und mit einem Schuss würde sie wahrscheinlich eher den Jungen oder eines der Pferde verletzen als die Händler. Ihre Chancen, die beiden zu überwältigen, waren verschwindend gering. Noch während sie sich das klarmachte, tauchten zwei weitere Händler auf der Bildfläche auf. Wenn es sich um Zack gehandelt hätte, hätte sie nicht gezögert, trotz der Gefahr, dass man sie gefangen nahm und zu Christoff brachte. Aber Zack war oben. Und er brauchte sie.

Hilflos sah sie zu, wie der Händler mit dem Lasso den Jungen über sein Pferd warf. Die Hilferufe des jungen Mannes verstummten abrupt, als sich die Lücke zwischen den beiden Welten so plötzlich schloss, wie sie sich aufgetan hatte. Quinn starrte wieder auf die Straße des modernen Washington, auf der sich eine kleine Menschenmenge um die Freunde des vermissten Jungen geschart hatte.

Sie wich von der Glastür zurück und presste eine zitternde Hand gegen ihre pochende Stirn. Dass sie dem Jungen trotz ihrer angeblichen Zauberkräfte nicht hatte helfen können, verursachte ihr Übelkeit. Sie drehte sich zum Fahrstuhl herum und kehrte in ihre Wohnung zurück. Sie hatte eine Gänsehaut am gesamten Körper, da sie nur zu gut wusste, was den Jungen erwartete. Zweimal war sie in Vamp City gewesen, und ohne Arturos Beistand hätte sie keinen der beiden Aufenthalte überlebt.

Zurück in ihrem Apartment, ließ sie sich aufs Sofa fallen, lehnte den Kopf zurück und spürte, wie Frustration und das Gefühl der Niederlage sie niederdrückten. Vamp City verdiente es, unterzugehen. Nur leider waren die Händler nicht an die Stadt gebunden und würden ihre Zerstörung höchstwahrscheinlich überleben. Außerdem konnte niemand sagen, wie viele Vampire in der echten Welt lebten. Der Untergang von V. C. würde nicht alle lebenden Vampire auslöschen, bei Weitem nicht.

Sie wusste nicht einmal, ob sie das überhaupt wollte. Arturo … sie schüttelte den Kopf, ihre Gefühle für ihn waren zu verwirrend. Von dem Moment an, in dem sie in seine Welt gestolpert war, hatte er sie abwechselnd gejagt und beschützt, geliebt und verraten. Und am Ende hatte er sie gerettet. Noch nie zuvor war ihr jemand so nahegekommen, was zum Teil daran lag, dass sie ihm nicht hatte ausweichen können. Aber auch daran, dass er sie besser verstand als jeder andere. Niemand sonst in ihrem Leben hatte von Anfang an so genau gewusst, wer und was sie war und sie dennoch akzeptiert. Und das fehlte ihr. Trotz allem, was er ihr angetan hatte – sie vermisste ihn.

Ein leises rhythmisches Klopfen drang von der Apartmenttür herüber, Mikes Klopfen. Erleichtert ging sie zur Tür, froh über die Aussicht auf Gesellschaft und die – wenn auch flüchtige – Illusion von Normalität.

Als sie durch den Spion in Mikes lächelndes Gesicht sah, durchströmte sie eine Ruhe, wie sie sie den ganzen Tag nicht verspürt hatte. Die Anspannung und die Niedergeschlagenheit der letzten Minuten fielen von ihr ab, als sie die Türkette entfernte und das Bolzenschloss öffnete, um ihren Nachbarn hereinzulassen. Mike war vor ein paar Wochen in die Wohnung gegenüber gezogen, genau in der Zeit, als sie in Vamp City gefangen gewesen war. Sie hatte ihn am ersten Abend nach ihrer Rückkehr kennengelernt, und irgendwie war es ihm gelungen, ihre inneren Schutzwälle zu überwinden und zu einem willkommenen, unkomplizierten Freund zu werden. Mike war ein alleinstehender Schriftsteller, der von zu Hause aus arbeitete. Er hatte es sich angewöhnt, jeden Abend zu einer bestimmten Zeit mit einer Flasche Wein vorbeizukommen, während sie im Gegenzug ein Dessert bereithielt.

Lächelnd öffnete sie die Tür und trat zurück, um ihn hereinzulassen. Trotz des überfälligen Haarschnitts, des unrasierten Kinns und der sieben Zentimeter langen Narbe auf der Wange war Mike ein gut aussehender Mann. Die Narbe war ein Andenken an eine Schlägerei als Teenager mit seinem Bruder. Dabei war eine Glasschiebetür zu Bruch gegangen. In seinem schlichten, in den Bund seiner abgetragenen Jeans gestopften schwarzen T-Shirt und mit seinen grauen, lebenslustig funkelnden Augen war er zu einem willkommenen Lichtstrahl in dem dunklen Morast geworden, in den sich Quinns Leben verwandelt hatte.

Aber als er sie genauer musterte, verschwand sein Lächeln und er zog die Augenbrauen zusammen. »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«

Diesem Mann konnte man nichts vormachen. »Mir geht’s gut. Es war ein langer Tag.« Die Untertreibung des Jahres. Sie hatte jede einzelne der 86.400 Sekunden des Tages gespürt. »Was hast du heute Abend mitgebracht?«, fragte sie und beäugte die Weinflasche in seiner Hand.

Mit einer anmutigen Geste präsentierte er ihr die Flasche. »Ein Château la Peyre Saint-Estephe Bordeaux.« Die Worte gingen ihm so leicht von der Zunge, als wäre Französisch seine Muttersprache.

»Eignet er sich als Begleiter zu einer Bananencremetorte?«

Seine grauen Augen funkelten amüsiert. »Zu einer Bananencremetorte kann man alles trinken.«

Dann gingen sie zu ihrer allabendlichen Routine über, Mike entkorkte die Flasche und füllte die beiden Weingläser, die Quinn bereits hingestellt hatte, während sie sich um das Dessert kümmerte. Süßspeisen waren das Einzige, was Zack noch herunterbekam.

Quinn hingegen hatte es den Appetit verdorben, dass sie hilflos hatte mitansehen müssen, wie die beiden Händler den Jungen gefangen nahmen. Nachdem Mike es sich mit dem Weinglas in der einen und dem Kuchenteller in der anderen Hand auf ihrem Sofa bequem gemacht hatte, nahm Quinn ebenfalls Platz und setzte sich in den Lesesessel gegenüber.

»Keine Torte?«, fragte er.

»Ich hab keinen Hunger.«

Zum Glück waren ihre Gefühle füreinander rein freundschaftlicher Natur. Wenn es anders gewesen wäre, hätte Quinn die abendlichen Besuche schon bald unterbunden. Schließlich würde sie umgehend die Stadt verlassen, sobald es Zack besser ging. Was hoffentlich in vier Tagen der Fall sein würde. Sich auf einen Mann einzulassen, den sie nie wiedersehen würde, ergab keinen Sinn.

Genau das war ihr vor allzu kurzer Zeit mit einem viel zu gut aussehenden italienischen Vampir passiert.

»Wie läuft’s mit deinem Buch?«, fragte sie, da sie gerne einmal an etwas anderes denken wollte als an Vamp City, Vampire und die Tragödie, die sie just hatte mitansehen müssen.

Er lächelte gequält. »Zwei Schritte vor, drei zurück.«

»Autsch.«

»Niemand behauptet, dass Schreiben einfach ist. Ich verbringe den halben Tag damit, vor dem Fenster auf und ab zu laufen, um zu verstehen, warum eine Figur vor drei Kapiteln den Tatort verlassen hat – nur um dann festzustellen, dass die fragliche Figur das auf keinen Fall getan hätte.«

Während sich Mike über die Details seines neuesten Thrillers ausließ, trank Quinn einen Schluck Wein, lehnte sich im Sessel zurück und genoss es, seiner sanften Stimme zu lauschen. Sie konnte nicht anders, als sich zu wünschen, dass ein anderer vor ihr säße – ein arroganter, kontrollsüchtiger Vampir, in dem sich die gegensätzlichen Eigenschaften eines Helden und eines Verräters vereinten. Ein Mann, dem sie ihr Leben anvertraut hatte. Und ein Vampir, dem sie keinen Zentimeter über den Weg traute.

Mike hielt inne, um noch ein Stück Kuchen zu essen, wobei er sie gleichzeitig auf eine Art musterte, die sie bei sich seinen prüfenden Schriftstellerblick nannte – so als wäre sie eine seiner Figuren und als würde er herausfinden wollen, wer sie war. Was ihm natürlich niemals gelingen würde. Menschen glaubten nicht an Hexen, Vampire oder andere Welten, in denen unsterbliche Wesen existierten. Und sie würde ihn ganz gewiss nicht einweihen.

»Wie geht es dir wirklich, Quinn?«, fragte er voller Anteilnahme, als könnte er sehen, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand. Diese Frage stellte er jeden Abend, hakte aber nicht weiter nach, wenn sie ihm die immerselbe abgedroschene Antwort gab, und dafür war sie ihm dankbar. Ihm die Wahrheit zu sagen, kam nicht infrage.

»Alles in Ordnung. Ich bin müde und mache mir Sorgen um Zack, aber sobald wir hier weg sind, wird das bestimmt wieder.«

Quinn hatte ihm erzählt, dass Zacks beste Freundin zu den Vermissten gehörte, und dass er aus diesem Grund an einer Depression litt. Und dass sie und ihr Bruder bald nach Pennsylvania zurückkehren würden, damit die Erinnerungen ihn nicht länger quälten. Sie wusste nicht genau, ob Mike ihr diese Geschichte abnahm. Wenn sie ihm doch nur die Wahrheit sagen könnte! Wie sehr sie sich wünschte, dass es abgesehen von Zack noch jemanden gab, dem sie sich anvertrauen konnte; ihr Bruder war immer noch viel zu traumatisiert von dem, was in Vamp City vorgefallen war.

Mike erhob sich und lächelte sie verständnisvoll an. Er war wirklich ein netter Kerl. Wieder musterte er sie mit diesem prüfenden Blick, öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder, als hätte er sich anders überlegt.

»Versuch, ein wenig zu schlafen, Quinn. Morgen früh sieht die Welt schon ganz anders aus.«

Quinn schnaubte und lächelte. »Sehr tiefgründig.«

Mike grinste zurück. »Auf dieses Lächeln habe ich gewartet.«

Nachdem sie sich verabschiedet hatten, begleitete Quinn ihn zu Tür und schloss hinter ihm ab. Danach ging sie in Zacks Zimmer, um ihn dazu zu überreden, dass er etwas von dem Kuchen aß.

Als sie die Zimmertür öffnete, lag das hereinfallende Licht einer Straßenlaterne auf seinem Gesicht; während der kurzen Gefangenschaft in Vamp City war es deutlich gealtert, sodass Zack nun älter als zweiundzwanzig aussah. Aber ihr Bruder hatte immer noch dieselben gewinnenden, von roten Locken eingerahmten Gesichtszüge, auch wenn sie härter geworden waren. Wenn Quinn statt blondem glatten Haar ebenfalls rotes Haar gehabt hätte, dann wäre die Ähnlichkeit zwischen ihnen verblüffend gewesen. Dabei waren sie nur Halbgeschwister. Von ihrem Dad hatten sie beide dieselben schlaksigen langen Glieder, die grünen Augen, den breiten Mund und die gerade Nase geerbt.

»Zack?«, fragte sie und betätigte den Lichtschalter. »Wie wäre es mit einem Stück Bananencremetorte?«

Zack öffnete langsam die Augen. Die Ringe um seine Augen waren so dunkel, dass sie aussahen wie blaue Flecke, und das Weiß seiner Augäpfel schimmerte grünlich.

Sie schluckte unwillkürlich, als sich ihr Herz bei seinem Anblick zusammenzog.

»Nein danke«, brummte er leise und rollte sich auf die andere Seite.

Quinn schaltete das Licht aus, schloss die Tür hinter sich und ließ sich gegen die Wand sinken. Nach der Tagundnachtgleiche, sobald die Magie erneuert worden war, würde es ihm besser gehen. Daran musste sie einfach glauben. Leider waren es bis dahin noch vier Tage. Und tief in ihrem Inneren fürchtete sie, dass Zack nicht so lange durchhalten würde.

Die Sonne hing schon tief am Himmel, als Quinn am nächsten Nachmittag die 21st Street hinuntermarschierte. Ihre Pistole hatte sie hinten in den Hosenbund geschoben, in der Brusttasche ihrer für den Septembertag zu warmen Lederjacke steckten zwei Holzpflöcke, und außerdem war sie noch mit einem Springmesser bewaffnet, das in der Jeansvordertasche auf seinen Einsatz wartete. Eine Brise spielte mit ihrem Haar, während sie aufmerksam ihre Umgebung musterte und nach jemandem … oder etwas … Ausschau hielt, das ihr verdächtig vorkam.

Wie neuerdings jeden Tag hatte sie auch heute ein paar Stunden am Schießstand zugebracht. Eine Woche war zwar zu kurz, um eine wirklich gute Schützin zu werden, aber sie hatte immerhin gelernt, mit einer Pistole umzugehen, und im Ziehen war sie gar nicht schlecht. Vor einem Monat hatten sich ihre Selbstverteidigungskünste noch auf das Taekwondo beschränkt, das sie als Kind gelernt hatte. Sie war immer noch keine Kriegerin, aber immerhin bewaffnet. Und wachsam. Bereit, alles zu tun, was nötig war, um ihr eigenes Leben und das ihres Bruders zu verteidigen.

Als sie sich der Straße näherte, in dem ihr Apartmenthaus stand, kam sie an einer Gruppe Collegestudenten vorbei, die mit ihren Rucksäcken über den Schultern den Bürgersteig hinunterliefen, Lattes in der einen und Handys in der anderen Hand. Vor nur einem Monat war Zack noch einer von ihnen gewesen und hatte zusammen mit Lily Pläne geschmiedet, nach Kalifornien zu ziehen, sobald sie ihre Abschlüsse gemacht hatten. In der letzten Woche hatte Quinn im National Institute of Health, in dem sie als Labortechnikerin arbeitete, heimlich ein Paar Bluttests gemacht, in der Hoffnung, dass sich in Zacks Blut etwas fand, das man mit Humanmedizin heilen könnte. Irgendein Grund für seinen schlechten Gesundheitszustand und die schimmernden grauen Augen. Einen anderen Grund als Magie. Aber sie hatte nichts gefunden.

Wenn die Tagundnachtgleiche kam und ging, ohne dass sein Zustand sich verbesserte, dann konnte ihnen nur noch Gott helfen.

Innerlich aufgewühlt bog sie in ihre Straße ein, wobei sie den Bürgersteig verließ, um eine kleine Gruppe plappernder Studentinnen zu umrunden. Als sie zurück auf den Gehweg trat, sah sie keine zehn Meter entfernt zwei Männer mit unnatürlich großen Ohren und Köpfen stehen.

Händler.

Ihr Herz setzte einen Moment aus und flatterte dann auf wie ein verschreckter Taubenschwarm, während ihre Füße urplötzlich mit dem Bürgersteig zu verschmelzen schienen. Die Mädchen, denen sie ausgewichen war, stöhnten und beschwerten sich, weil sie gezwungen waren, um sie herumzugehen. Vor ihr drehte sich einer der beiden Händler zu seinem Kameraden um und sie konnte sein Profil sehen. Bei seinem Anblick stockte Quinn der Atem und eisige Kälte kroch ihr den Nacken hoch. Sie erkannte ihn wieder. Das waren nicht irgendwelche Händler, sondern die beiden, die sie geschnappt hatten, als sie das zweite Mal in Vamp City gewesen war. Die beiden hatten sie an eine Sklavenauktion verkauft. Wenn sie Quinn bemerkten, würden sie sie auf jeden Fall wiedererkennen, da war sie sich sicher.

Sie griff nach dem Klappmesser in ihrer Hosentasche, drehte sich auf dem Absatz um und trat vorsichtig um die Häuserecke. Ihr Blick ging hektisch in alle Richtungen und das Blut in ihren Ohren rauschte.

Was hatten die beiden einen Block von ihrer Wohnung entfernt zu suchen? War das Zufall? Oder waren sie ihr gefolgt? Waren sie in diesem Moment unterwegs zu ihrem Haus?

Zack war ganz allein.

Selbst wenn die Händler eigentlich sie wollten, versuchten sie vielleicht trotzdem, ihren Bruder mitzunehmen. Oder sie verletzten ihn, weil er ihnen im Weg war.

Sie riss ihr Handy heraus und wählte Zacks Nummer. Er konnte zu Mike rübergehen. Dort wäre er in Sicherheit; was für eine Geschichte sie Mike als Begründung für diese seltsame Aktion auftischen sollten, war ihr allerdings schleierhaft. Vielleicht fiel Zack ja irgendeine vernünftige, harmlos klingende Ausrede ein.

Aber Zacks Handy klingelte und klingelte, bis der Anruf an die Voicemail weitergeleitet wurde. Wenn sie Mike doch nur anrufen könnte, aber der Zettel mit seiner Telefonnummer lag zu Hause auf der Frühstückstheke. Sie hatte seine Nummer nie in ihr Handy eingespeichert.

Mit dem Klappmesser fest in der Hand rannte Quinn los. Sie sprintete in entgegengesetzter Richtung um den Häuserblock herum und betrat ihr Apartmentgebäude durch die Hintertür statt durch den Vordereingang. Den Fahrstuhl ließ sie links liegen und rannte stattdessen die Treppe hinauf. Als sie ihr Stockwerk erreichte, zog sie die Pistole und warf einen vorsichtigen Blick in den Flur. Leer.

Mit wild klopfendem Herzen schlich sie den Flur hinunter und stellte erleichtert fest, dass ihre Wohnungstür geschlossen und wenigstens dem äußeren Augenschein nach unberührt war. Ein gutes Zeichen, falls Zack die Tür nicht selbst geöffnet und die beiden Händler hereingebeten hatte.

Eilig machte sie die Tür auf und betrat ihr Apartment, nur um Zack leise schnarchend auf dem Sofa vorzufinden. Nachdem sie die Tür hinter sich abgeschlossen hatte, durchsuchte sie in Windeseile sämtliche Zimmer. Aber abgesehen von der Hautfarbe ihres Bruders, die im hereinfallenden Sonnenlicht gräulich schimmerte, schien alles normal zu sein.

Nachdem sie ihre Waffe zurück in den Hosenbund gesteckt hatte, schüttelte sie Zack an der Schulter.

»Zack, wach auf. Wir müssen hier weg.« Ihr Bruder machte ein Geräusch, das wie eine Frage klang, schaffte es aber nicht, die Augen zu öffnen. »Zack!« Er antwortete immer noch nicht.

Panik verdrängte die mühsam aufrechterhaltene Ruhe, um die sie sich bemüht hatte. Er war zu schwer, als dass sie ihn allein hätte tragen können. Und die Händler waren ganz in der Nähe. Also rannte sie in die Küche und schnappte sich den Zettel mit Mikes Telefonnummer. »Ich bin’s, Quinn«, sagte sie, als er den Anruf entgegennahm.

»Quinn. Was ist los?«

Sie atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. »Nichts. Es ist nur … Zack ist krank. Ich muss ihn unbedingt zum Arzt bringen und kriege ihn einfach nicht wach. Kannst du mir helfen, ihn zum Auto zu tragen?«

Sie hatte mit einem raschen »Na klar« gerechnet. Stattdessen kam gar keine Antwort. Wahrscheinlich hatte sie ihn beim Schreiben unterbrochen, sodass er völlig den Faden verloren hatte. Dennoch …

»Es dauert nur ein paar Minuten, Mike.«

Ihr Nachbar seufzte und seine Stimme klang bedauernd, als er antwortete. »Ich kann jetzt nicht, Quinn. Vielleicht in ein paar Stunden? Ich –«

Was immer er als Nächstes sagen wollte, ging in dem lauten Krachen unter, mit dem ihre Wohnungstür zu Bruch ging. Sie wirbelte herum und sah, wie die beiden Händler sich in ihr Apartment schoben.

»Quinn?« Mikes scharfe Stimme klingelte in ihrem Ohr.

»Bleib, wo du bist, Mike.« Sie zog die Pistole und wich zum Sofa zurück, auf dem Zack schlief. »Alles in Ordnung. Komm nicht her!« Mike war zwar ein gut gebauter Mann, aber sofern er nicht Superheldenkräfte besaß, hatte er gegen die beiden übernatürlichen Wesen keine Chance und wäre ihr demnach keine Hilfe. Er würde auf einer Sklavenversteigerung enden, der Barmherzigkeit blutsaugender Vampire ausgeliefert. Oder tot. Und das war das Letzte, was sie wollte.

Wenn sie Glück hatte, dann entschied sich ihre Magie ausnahmsweise einmal dafür, in Erscheinung zu treten. Und wenn nicht, dann standen ihr andere Waffen zur Verfügung. Sie schmiss ihr Handy auf den nächstbesten Stuhl und zielte mit ihrer Pistole auf das Gesicht des ersten Händlers.

Aber dieser grinste sie nur an, woraufhin sie trotz des Sonnenlichts, das ihr den Rücken wärmte, unwillkürlich fröstelte. »Glaubst du ernsthaft, dass du mich mit diesem Spielzeug aufhalten kannst, Kleine? Auf deinen Kopf ist eine ziemlich hohe Belohnung ausgesetzt.«

Wie sie gehofft und gleichzeitig befürchtet hatte, fingen ihre schlummernden Zauberkräfte tatsächlich an, in ihrem Blut zu prickeln, und die seltsame unnatürliche Hitze breitete sich auf ihrer Haut aus. Ihre Augen hatten mit ziemlicher Sicherheit zu leuchten begonnen. Hoffentlich stand sie demnächst einmal vor einem Spiegel, wenn das passierte, und konnte es selbst sehen.

Dass nun tatsächlich der Moment gekommen war, ihre Waffe auf einen Angreifer abfeuern zu müssen, überwältigte Quinn fast, es war ein aufregendes und gleichzeitig erschreckendes Gefühl. Was, wenn sie ihr Ziel verfehlte, die Kugel die Wand durchschlug und in ein anderes Apartment krachte? Und was, wenn nicht, und die Kugel ein Loch in das Gehirn eines lebendigen Wesens riss?

Als die beiden Händler langsam auf sie zukamen, löste sie die linke Hand von der Waffe und streckte ihren beiden Möchtegern-Kidnappern die Handflächen entgegen. Mit einem tiefen Atemzug versuchte sie, ihre Kraft heraufzubeschwören, um die beiden Händler damit nach hinten zu schleudern. Aber wie immer, wenn sie sie brauchte, verweigerten ihre Kräfte die Mitarbeit.

»Einen Schritt näher, und ich schieße«, warnte sie.

In diesem Augenblick tauchte in der Tür hinter den beiden Händlern eine dritte Person auf. Mike.

»Das hier ist nicht dein Problem, Mike. Bitte geh.«

»Schleudere sie in meine Richtung, Quinn. Benutze deine Macht, um sie in meine Richtung zu schleudern. Das Sonnenlicht ist zu stark.«

Seine Worte ließen sie erstarren. Hatte Zack ihm von ihren Zauberkräften erzählt? Niemand wusste davon. Niemand! Außer Arturo. Und natürlich den anderen Vampiren.

Mikes Worte hallten in ihr nach. Das Sonnenlicht ist zu stark.

Sonnenlicht.

Quinn schwankte, alles Blut wich aus ihren Wangen, als sie endlich begriff. Mike gehörte zu diesen verdammten Blutsaugern. Nein, nicht Mike.

»Micah«, hauchte sie. Arturo hatte ihr von einem Freund erzählt … einem Vampirfreund … der Micah hieß, und nicht in Vamp City lebte. »Du bist Micah.«

»Ja.«

Ihr Mund stand offen und ihr Blick verhärtete sich, als ihr klar wurde, was das zu bedeuten hatte. Arturo hatte seinen Kumpel zu ihr geschickt, um sie im Auge zu behalten. Er hatte die ganze Zeit gewusst, wo sie war. Er hatte ihr gar nicht die Freiheit geschenkt!

Und plötzlich begriff sie auch, warum Mike … Micah … gezögert hatte, als sie ihn darum gebeten hatte, ihr mit Zack zu helfen. Ihr Auto stand draußen auf der Straße. Im Sonnenlicht.

Ohne Vorwarnung stürzten sich die beiden Händler auf sie.

»Benutze deine Macht, Quinn. Jetzt!«

Aber es gab nur eine Macht, der sie vertraute. Sie zielte und feuerte auf den Händler, der als Erster auf sie zuflog, einmal, zweimal, aber ein bewegliches Ziel war sehr viel schwieriger zu treffen als eine reglose Schießstandfigur aus Papier, und sie hatte keine Ahnung, ob sie einen Treffer gelandet hatte. Er wurde einfach nicht langsamer!

Ihr dritter Schuss warf ihn endlich nach hinten. Micah löste sich in Luft auf, genauso wie eine Sekunde später der zu Boden gegangene Händler. Nach wenigen Wimpernschlägen tauchten beide Männer im dunklen Eingangsbereich ihrer Wohnung wieder auf, Micahs Haut rauchte von dem kurzen Kontakt mit dem Tageslicht. Dabei war es nicht einmal direktes Sonnenlicht gewesen.

Aber Quinn bekam keine Gelegenheit, sich über den Etappensieg zu freuen. Ehe sie die Pistole herumreißen und auf seinen Kameraden richten konnte, hatte sich der zweite Händler bereits auf sie geworfen, und ihr die Waffe aus der Hand gerissen. Obwohl sie mit aller Kraft gegen ihn ankämpfte, war es für ihn ein Leichtes, sie zu überwältigen und ihr die Arme auf den Rücken zu drehen. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass er die Hand zur Faust ballte, genau wie beim letzten Mal, als er sie gefangen genommen hatte. Er würde sie bewusstlos schlagen und später würde sie in Christoffs Verlies wieder aufwachen. Oder auf seiner Folterbank unter seinen sadistischen Händen.

Schieres Entsetzen pulsierte durch ihre Venen und brachte die Macht in ihrem Inneren zum Knistern und Funkensprühen. Aber als sie versuchte, ihn mithilfe ihrer Zauberkräfte abzuschütteln, klappte es nicht. War ja klar.

Urplötzlich tauchte ein verschwommener Schatten neben ihr auf und der Händler, der sie von hinten festhielt, war verschwunden. Einen Herzschlag später leistete er seinem Kumpan im schattigen Eingangsbereich Gesellschaft. Dort wurde er von einem zweiten Mann gegen die Wand gedrückt, der so verbrannt und verkohlt war, dass er kaum wiederzuerkennen war.

Aber noch während ihr der beißende Geruch verbrannten Fleisches in die Nase stieg, fing der Mann an zu heilen, erst langsam, dann immer schneller, bis er sich schließlich als gut aussehender dunkelhaariger Vampir entpuppte, den Quinn nur zu gut kannte.

Arturo.

2

Quinn starrte den Vampir an, der ihr versichert hatte, Vamp City nicht verlassen zu können, bevor nicht die Magie erneuert würde. Alle möglichen Gefühle stürmten auf sie ein – Unglaube, Verzweiflung, Entsetzen. Wut.

Bedeutete seine Anwesenheit im modernen Washington D. C., dass der Zauber erneuert worden war? Wenn es so war, dann hatte die Erneuerung der Magie Zack nicht geholfen, nicht im Geringsten. Oder stimmte es gar nicht, dass die Vampire V. C. nicht verlassen konnten? War das nur eine weitere seiner unzähligen Lügen gewesen?

Arturo drehte sich zu ihr herum, seine dunklen Augen bohrten sich in die ihren, während sie ihn verblüfft anstarrte. Als er sich wieder dem Händler zuwandte, den er festhielt, lag eiserne Entschlossenheit in seinem Blick.

»Wie habt ihr die Zauberin gefunden?«

Während die beiden Händler sich vergeblich abmühten, sich aus den Griffen der beiden viel stärkeren Vampire zu befreien, suchte Quinn nach ihrer Pistole, die sie schließlich hinter dem Lesesessel an der Wand entdeckte. Als sie danach griff, hörte sie, wie Arturos Stimme diesen hypnotischen Tonfall annahm, der offensichtlich wie eine Art Gedankenkontrolle funktionierte. Bei sich nannte sie diese Art zu reden seine Obi-Wan-Stimme.

»Sag mir, wie du sie gefunden hast.«

Der Händler versuchte wieder, sich zu befreien – vergeblich. »Wir haben sie vor ein paar Tagen zufällig entdeckt, aber in der Nähe dieses Hauses aus den Augen verloren. Seit jenem Tag halten wir nach ihr Ausschau. Heute haben wir sie erneut gesehen und sind ihr gefolgt.«

Arturo warf Quinn einen Blick zu. »Sagt er die Wahrheit?«

Er wartete auf ihre Antwort und in seinen Augen las sie Härte und gleichzeitig Sanftheit.

Ihr Herz hämmerte wie verrückt und ihre Gedanken überschlugen sich, während sie zu begreifen versuchte, was Arturo in ihrer Wohnung zu suchen hatte. Gleichzeitig versuchte sie, das Wirrwarr aus Lügen zu durchschauen, das er ihr erzählt hatte. »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die beiden mich vor ein paar Wochen gefangen genommen und an die Sklavenauktion verschachert haben.«

Mit einem kurzen Nicken griff Arturo in den Brustkorb des Händlers und riss ihm das Herz heraus, woraufhin dieser tot zu Boden sank. Mike machte mit seinem Kumpan dasselbe.

Während die beiden Körper noch zu Boden sackten, brachte das Entsetzen über diesen Gewaltakt Quinn zum Taumeln. Auch wenn es ihr um die beiden Händler nicht besonders leidtat … du lieber Himmel. Der Tod bedeutete Vampiren nichts. Gar nichts. Aber natürlich hatte sie das schon vorher gewusst.

Während sie noch dabei war, den Schrecken zu überwinden, lösten sich die Körper der beiden Händler in Rauch auf. Verdampften einfach. Definitiv nichtmenschlich.

Als sich die Vampire zu ihr umdrehten, wobei sie darauf achteten, sich im Schatten des Flurs zu halten, zog Arturo ein Taschentuch aus der Gesäßtasche und wischte sich damit das Blut von den Händen.

Vampire. In ihrer Welt, in ihrer Wohnung.

»Ist die Magie erneuert worden?«, fragte sie.

»Nein.« Ein schuldbewusster Ausdruck huschte über Arturos Gesicht. »Du bist die Einzige, die sie erneuern kann.«

Im Grunde hatte sie das gewusst. Im Grunde ihres Herzens hatte sie gewusst, dass er sie nicht wirklich hatte gehen lassen. »Du hast mich angelogen.«

»So war es für dich sicherer. Christoff hatte keine Möglichkeit, an dich heranzukommen.«

»Du aber schon. Du bist hier.« Quinn runzelte die Stirn. »Die Magie hält dich nicht in Vamp City fest. Gilt das auch für die anderen Vampire? War das nur eine deiner vielen Lügen?«

Arturo streckte beschwichtigend die Hände aus. »Ich habe nur in Bezug auf mich gelogen. Ich bin einer der wenigen Vampire, die nicht in Vamp City waren, als die Magie anfing, schwächer zu werden. Deshalb bin ich auch nicht davon betroffen und kann kommen und gehen, wie es mir gefällt. Genauso wie Micah. Aber die meisten Vampire sitzen wirklich in Vamp City in der Falle.«

»Du wolltest, dass ich mich hier sicher fühle, stimmt’s? Dass ich nicht zu flüchten versuche.«

Arturo zuckte mit den Achseln und lehnte sich mit einer Schulter an die Wand, wobei er sich gerade noch so im Schatten hielt. Wie üblich war er von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und trug ein Seidenhemd, das er in die Anzughose gesteckt hatte. Seine Kleidung betonte seinen durchtrainierten muskulösen Körperbau – er war ein Abbild männlicher Perfektion. Sein dunkles, kurzes Haar umrahmte hohe Wangenknochen, ein scharf geschnittenes Kinn und einen sinnlich geformten Mund. Selbst seine Haut sah aus wie von der Mittelmeersonne geküsst, dabei hatte sein Teint schon seit Jahrhunderten kein Sonnenlicht mehr gesehen. Was für ein attraktiver verlogener Bastard er doch war.

»Du bist hier nicht mehr sicher, cara. Vielleicht sind die beiden Händler tatsächlich aus Versehen über dich gestolpert, so wie sie behaupten – aber sie könnten auch hergeschickt worden sein, um dich einzufangen, so wie ich vermute. Andere werden folgen.«

Sie hob die Pistole und zielte damit auf seine Brust. »Du wirst mich nicht dorthin zurückbringen.«

Sein amüsierter Blick glitt zu ihrer Waffe.

Sie zog die Augenbrauen hoch. »Holzpatronen.«

Sein Gesicht wurde ernst. »Ich sorge dafür, dass du in Sicherheit bist, cara.«

»Du willst mich nur wieder an Christoff ausliefern.«

»Nein.« Er machte einen Schritt auf sie zu und fluchte laut, als das Sonnenlicht erneut seine Haut versengte. »Ich liefere dich kein zweites Mal an ihn aus.«

»Ich glaube dir nicht«, schnauzte sie. Am besten sie erschoss ihn einfach, oder noch besser, alle beide und ließ das alles hinter sich. Doch dank ihrer vampirtypischen Schnelligkeit würden sie den Kugeln wahrscheinlich einfach blitzschnell ausweichen.

Und Mike … verdammt, sie hatte ihn für einen Freund gehalten.

»Quinn«, sagte Mike … Micah … und lenkte damit ihren Blick auf sich. »Arturo hat versprochen, dich dieses Mal nicht an Christoff auszuliefern, und ich kann dir versichern, dass er es nicht tun wird. Er hat dir geholfen, Christoff zu entkommen, und damit hat er sich in eine verdammt schwierige Lage gebracht.«

»Dann weiß Christoff, dass Arturo mir geholfen hat?«

»Nein. Christoff tobt vor Wut und will unbedingt den Verräter finden, der dich befreit hat. Wenn er jemals erfährt, dass Arturo und Kassius an deiner Flucht beteiligt waren, dann sind ihre Leben verwirkt. Und meins auch. Da deine Gedanken nicht gelöscht werden können, wird Christoff die Wahrheit herausfinden, sobald er dich in die Finger bekommt. Wir haben keine Wahl, als dich zu verstecken und einen Weg zu finden, wie du die Magie erneuern kannst, ohne dass Christoff erfährt, dass wir etwas damit zu tun hatten.«

Was bedeutete, dass die Vampire sie zum Schweigen bringen mussten, sobald sie ihr Werk vollbracht hatte. Ihr war klar, was das für sie bedeutete, auch wenn nicht gesagt war, dass sie Erfolg haben würden. Dennoch, wenn es stimmte, was Micah sagte – und ihre eigene Begegnung mit Christoff legte diesen Schluss nahe – konnte Arturo keinesfalls zulassen, dass sie seinem sadistischen Herrn in die Hände fiel.

Dennoch würde sie auf keinen Fall mit diesem verlogenen Bastard mitgehen.

Nachdem sie die Pistole in den Hosenbund zurückgeschoben hatte, ging sie zu Zack hinüber und schüttelte ihn an der Schulter. Dass ihn die Schüsse nicht geweckt hatten, erstaunte sie. »Zack, steh auf.«

Zu ihrer Erleichterung rollte er sich zu ihr herum und blinzelte sie schläfrig an, sein Haar war völlig zerzaust, und auf der Wange hatte er einen Kissenabdruck. Seine Haut war inzwischen noch grauer als zuvor und die dunklen Augenringe waren noch ausgeprägter. Und seine Augen … sein Augenweiß war inzwischen silbern.

»Dio«, brummte Arturo und warf Micah einen vorwurfsvollen Blick zu. »Davon hast du mir nichts gesagt.«

Beim Klang von Arturos Stimme hob Zack den Blick. »Was macht der denn hier?«

Micah betrachtete Zack stirnrunzelnd. »Ich wusste es nicht. Ich habe Zack seit Tagen nicht gesehen.«

»Dass Arturo Vamp City nicht verlassen kann, war eine Lüge«, erklärte sie ihrem Bruder mit einem gallenbitteren Geschmack auf der Zunge. »Und Mike ist in Wahrheit sein Vampirkumpel. Sie haben uns belogen, alle beide«, fügte sie voller Abscheu hinzu. »Wir müssen hier weg.«

Aus dem zweiten Stock auf einen Betonbürgersteig zu springen war wahrscheinlich keine besonders gute Idee, aber da die Vampire die Wohnungstür blockierten, blieb ihnen keine andere Wahl. Und vielleicht mussten sie nicht mal springen. Einen halben Block entfernt arbeiteten ein paar Bauarbeiter. Wenn sie sich aus dem Fenster lehnte und »Feuer!« schrie, dann würden die Jungs garantiert mit einer Leiter herbeigerannt kommen.

»Quinn«, sagte Arturo warnend, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Zack leidet unter einer magischen Krankheit. Wenn du den Zauber nicht umkehren kannst, wird er sterben.«

Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Na klar. Und dafür muss ich natürlich mit dir nach Vamp City zurückkehren. Nein danke.«

Arturo öffnete zwar den Mund, als wollte er etwas erwidern, schloss ihn dann aber wieder, wobei sich sein Stirnrunzeln noch vertiefte. »Wie lange geht es ihm schon so schlecht?«

Auch wenn sie ihn am liebsten ignoriert hätte, lockte sein besorgter Tonfall die Antwort aus ihr heraus. »Seit mehr als einer Woche. Du hast mich gewarnt, dass er krank werden würde, wenn er eure Welt verlässt. Und er hat sie verlassen.« Genug geredet. Sie drehte sich um, drückte das Schiebefenster nach oben und schnippte eine tote Fliege weg, um nach dem verrosteten Fliegengitterriegel zu greifen.

Sie hörte, wie Micah sich hinter ihr an Arturo wandte. »Du hast gesagt, dass Kassius etwas gespürt hätte, als er sie gebissen hat. Dass Zack sich irgendwie in ihrer Magie verfangen hat.«

Arturo schnaubte. »Aber er weiß nicht wirklich, was das bedeutet. Genauso wenig wie ich.«

»Seine Augen …« Micah sprach etwas lauter, als er sich an sie wandte. »Quinn, ich habe schon früher gesehen, was eine Magievergiftung anrichten kann. Ax hat recht, wenn wir nicht herausfinden, was die Ursache für Zacks Krankheit ist, dann wird er sterben.«

Quinn richtete sich langsam auf, drehte sich zu den Vampiren herum und musterte sie mit einem Das-soll-ja-wohl-ein-Witz-sein-Blick. »Dann ist er nicht krank geworden, weil er Vamp City verlassen hat? Dann war das ebenfalls eine Lüge?«

Arturo zuckte mit den Achseln, die Andeutung eines Lächelns auf den Lippen. Eines Lächelns, das seine Augen nicht erreichte. »Ich würde es eher einen Zufallstreffer nennen.«

Wortlos starrte sie ihn an, während gleichzeitig flammende Wut in ihr aufstieg. »Was zur Hölle hast du mit ihm gemacht?«

Arturos Gesichtsausdruck wurde ernst, er wirkte sogar ein wenig verwirrt. »Nichts. Ich weiß nicht, warum er krank ist. Vielleicht, weil er Washington D. C. verlassen hat. Vielleicht auch, weil er Vamp City verlassen hat. Es könnte aber auch an etwas ganz anderem liegen.«

Sollte er doch zur Hölle fahren. Lügen, nichts als Lügen. Wie sollte sie herausbekommen, ob in seinen Worten auch nur ein Fünkchen Wahrheit steckte? Eilig drehte sie sich wieder zum Fenster um und versuchte einen der störrischen Fliegengitterhaken zu lösen.

»Du willst da wirklich runterspringen, cara?«, fragte Arturo leise. »Du wirst dich noch verletzen. Und Zack würde den Sprung in seinem geschwächten Zustand womöglich nicht überleben.«

Sie ignorierte seine Worte und löste den zweiten Fliegengitterhaken. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass die beiden Vampire sie beobachteten.

Arturos Blick suchte den ihren und versuchte ihn festzuhalten, in seinen dunklen Augen spiegelte sich sowohl Frustration als auch Entschlossenheit. »Selbst wenn dir die Flucht gelingt, kannst du dich nicht vor mir verstecken, Quinn. Als du das letzte Mal weggelaufen bist, habe ich einen magischen Sender an dir angebracht. Selbst wenn ich dir tagsüber nicht folgen kann – sobald die Nacht hereinbricht, gibt es keinen Ort, an dem du dich vor mir verstecken kannst. Wie glaubst du, ist es Micah gelungen, dich so schnell zu finden?«

Ausnahmsweise einmal glaubte Quinn Arturo, denn Micah hatte sich ihr tatsächlich nur wenige Stunden nach ihrer Flucht aus Vamp City vorgestellt. Kaum dass die Sonne untergegangen war.

Ihr Blut begann zu kochen. Vielleicht sollte sie ihn einfach erschießen. Oder alle beide.

»Ich will dorthin zurückgehen, Quinn«, sagte Zack, der sich mühsam aufsetzte. »Ich will nach Vamp City zurück.«

Zacks ruhige Worte ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie suchte den müden Blick ihres Bruders. »Sie zwingen dich, das zu sagen.«

»Nein.« Er schluckte und wandte den Blick ab. »Ich möchte Lily noch einmal sehen, bevor ich sterbe.«

»Du wirst nicht sterben.«

Aber als er erneut den Blick auf sie richtete, waren seine Augen älter, als sie sie jemals zuvor gesehen hatte. »Doch, das werde ich. Etwas geschieht mit mir. Ich kann es spüren. Und ich werde es nicht überleben.«

Quinn schnappte nach Luft. Auch wenn er sich sicher zu sein schien – er lag falsch. Das musste er einfach. »Sobald die Magie erneuert worden ist, kommst du wieder in Ordnung.« Diese Worte, die sie schon so oft wiederholt hatte, kamen ganz automatisch. Doch dann stutzte sie. Ihr Blick flog zu Arturo, und die Wahrheit stürzte auf sie ein, als ihr auf einmal klar wurde, was das hieß. Sie war die einzige Person, die die Magie erneuern konnte. Phineas Blackstones Söhne waren dazu nicht in der Lage. Es gab keinen Ausweg. Sie hatte keine Wahl.

Bestürzt ließ sie sich neben ihrem Bruder auf das Sofa fallen. »Ich muss nach Vamp City zurückkehren, um die Magie zu erneuern.«

Zack nahm ihre Hand. »Nein. Blackstones Söhne …«

»Können das nicht. Noch eine von Arturos Lügen.«

Eine Sekunde lang sagte Zack kein Wort, aber dann umgriff er ihre Hand fester. »Geh nicht dorthin zurück, Quinn. Lass sie einfach sterben.«

»Die Magie zu erneuern ist vielleicht der einzige Weg, um dich zu retten.«

»Mach dir keine Sorgen um mich. Bleib hier«, sagte er eindringlich. »Oder besser, verschwinde von hier. Geh zu deinem Wagen und fahr weg, so schnell und so weit, wie du kannst. Du kannst es schaffen.«

»Ich lasse dich nicht zurück.« Und ganz sicher würde sie ihn nicht dem sicheren Tod überlassen. Vor einem Monat hatte sie sich noch für den Tag gewappnet, an dem er sie verlassen würde. Sobald er seinen Abschluss in der Tasche hatte. Wenn er mit Lily zusammen nach Kalifornien ziehen würde. Lily. Er hatte gesagt, dass er sie noch einmal sehen wollte. Sie wiedersehen wollte.

Quinn starrte ihren Bruder an. »Dann hast du Lily gefunden?«

Zack ließ ihre Hand los und wandte den Blick ab. Sein langer schlaksiger Körper sank langsam auf das Sofa zurück, und er schloss die Augen. »Sie war auf Schloss Smithson.« Wo er als Sklave geschuftet hatte. »Sie hat dort als eine Art Dienstmagd gearbeitet.«

Seine Worte waren ein Schlag ins Gesicht für Quinn. Er hatte die ganze Zeit über gewusst, wo seine Freundin war und nichts gesagt. Er hatte sie dort zurückgelassen. »Warum hast du mir nichts gesagt?«

Zack streckte das Kinn vor, genau auf die Art, wie er es schon als Kind getan hatte, kurz bevor die Tränen kamen. »Welchen Unterschied hätte das gemacht? Ich konnte sie nicht retten. Ich konnte nicht mal mich selbst retten. Ich war so verdammt nutzlos.«

Oh, Zack.

Quinns hoffnungsvoller Blick ging zu Arturo; vielleicht konnte er ihr helfen, Lily zu befreien, genauso wie er Zack befreit hatte. Sie musterte sein gut aussehendes attraktives Gesicht, aber als der Vampir den Mund aufmachte, wandte sie sich ab und verfluchte sich selbst dafür, dass sie eine Sekunde lang hatte vergessen können, dass man ihm nicht trauen konnte. Wenn er sie damit aus dem Sonnenlicht locken konnte, dann würde er ihr alles versprechen. Und dann würde er sie nach Vamp City zurückbringen, sie benutzen, um die Magie zu erneuern, und am Ende töten. Er konnte nicht zulassen, dass Christoff sie in die Finger bekam und herausfand, dass Arturo ihr zur Flucht verholfen hatte.

Quinn drehte sich wieder zu Zack herum. »Du kannst nicht zurückgehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass du Lily wiedersiehst, liegt bei null. Und das weißt du auch.« Falls das Mädchen überhaupt noch am Leben war. »Sie werden dich wieder zu ihrem Sklaven machen.«

»Ich finde Lily für ihn«, sagte Arturo ruhig. »Und ich werde dafür sorgen, dass ihr drei in Sicherheit seid.«

Zack riss die Augen auf und ein Hoffnungsfunke glomm darin.

Quinn musterte den Vampir voller Abscheu. »Er ist ein Lügner, Zack.«

»Aber er hat uns befreit, nicht wahr?«

»Hat er das? Und warum steht er dann jetzt vor uns?«

In der Ferne hörte sie Sirenen heulen.

Zack nahm wieder ihre Hand. »Verschwinde von hier, Quinn, ich meine es ernst. Lass diesen verfluchten Ort untergehen.«

»Und dich mit ihm? Ich würde mein Leben für dich geben«, flüsterte sie, ihre Gefühle schnürten ihr die Kehle zu. »Das weißt du.«

Er ließ ihre Hand los und sackte in sich zusammen; aus seinem Blick sprach Abscheu gegen sich selbst. »Warum? Ich bin ein Nichts. Du bist diejenige mit den Superkräften. Finde heraus, wie sie funktionieren, und dann komm zurück und töte die Vampire, die die Zerstörung von Vamp City überlebt haben. Du wirst eine Heldin sein, Quinn. Warum das alles an mich verschwenden?«

»Weil ich dich liebe.«

»Ich liebe dich auch«, sagte ihr Bruder auf eine Weise, die keinen Widerspruch zuließ. »Deshalb mach nur ein einziges Mal, was ich will. Lass mich gehen.«

Ihn gehen lassen.

Quinn schluckte schwer, sprang auf und wandte sich von ihm ab. Ohne wirklich etwas zu sehen, starrte sie aus dem Fenster, während sich ihre Gefühle zu einem undurchdringlichen Wirrwarr verknoteten, sodass sie schließlich gar nicht mehr wusste, was sie empfand. Und erst recht nicht, was sie tun sollte. Das Letzte, das Letzte, was sie tun wollte, war nach Vamp City zurückzukehren. Dort erwartete sie nichts außer die Bedrohung durch Folter und das Risiko eines vorzeitigen Todes. Aber wie sollte sie weggehen, wegrennen, wenn Zack dorthin zurückkehrte? Ganz gleich, ob ihn die Rückkehr dorthin von seiner Krankheit heilte – Zacks Chance, in Vamp City zu überleben, war verschwindend gering – es sei denn, sie begleitete ihn.

Mit ihren magischen Kräften war es zwar nicht weit her, aber wenigstens einmal hatte ihre Macht ihn retten können. Und vielleicht wurde er wirklich nur dann wieder gesund, wenn sie die Magie erneuerte. Vorausgesetzt, sie fand heraus, wie das funktionierte.

Das Sirenengeheul wurde lauter. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihr, dass ihre Nachbarn aus dem Haus rannten, als hätten sie einen Feueralarm gehört.

Oder Pistolenschüsse. Verdammt.

Sie wirbelte herum. »Die Polizei ist hierher unterwegs.«

Arturo deutete mit dem Kinn auf die Tür. »Komm jetzt, cara. Wir können das Gebäude bei Tageslicht nicht verlassen, und in Micahs Wohnung bist du in Sicherheit.«

»Vor der Polizei vielleicht.« Das Sirenengeheul zerriss ihr nicht nur das Trommelfell, sondern zerrte auch an ihren Nerven. Verdammt, verdammt, verdammt. »Kannst du ihre Gedanken nicht so manipulieren, dass sie glauben, es wäre nichts passiert?«

»Wenn ich genug Zeit dafür habe, ja. Aber nicht, wenn sie dich mitnehmen. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als zu kämpfen.«

Und womöglich die Polizisten zu verletzen. Oder Schlimmeres.

»Komm jetzt, cara. Schnell.«

Sobald sie sich in seiner Reichweite befand, würde er sie umgehend nach Vamp City zurückbefördern. Aber vielleicht würde Zack ein weiterer Besuch erspart bleiben. Und die Alternative war das örtliche Polizeirevier. Und vielleicht Gefängnis.

Mit einem resignierten Schnauben gab sie nach. »Na schön. Diskutieren wir in Micahs Apartment weiter.« Zum Glück lag es gleich auf der anderen Seite des Flurs.

Quinn lief ins Schlafzimmer und schnappte sich die beiden kleinen Reisetaschen, die sie schon vor Tagen für den Notfall gepackt hatte. Dann ging sie zurück in die Diele. Arturo beobachtete sie aus dunklen geheimnisvollen Augen, während sie auf ihn zuging.

Mit jedem Schritt klopfte ihr Herz heftiger. Sie redete sich ein, dass das am Adrenalin und an den Sirenen lag. Dass es nichts zu tun hatte mit der magnetischen Anziehung, die von der ersten Sekunde an zwischen ihnen geherrscht hatte oder mit seinem berauschenden Duft, der Erinnerungen an leidenschaftliche Stunden, Freundschaft und Verrat bei ihr wachrief.

»Die Luft ist rein«, sagte Micah, der aus der Tür lugte. Rasch überquerten sie den Flur und betraten Micahs ausschließlich von künstlichem Licht erhelltes Apartment. Die Fenster waren mit dunklen Vorhängen verhängt, sodass nicht der winzigste Sonnenstrahl hereindrang.

Nachdem Micah die Tür zugezogen und abgeschlossen hatte, drehte er sich mit ernstem Gesicht zu ihr herum, seine Miene war besorgt, wie so oft in letzter Zeit. »Du bist hier in Sicherheit, Quinn. Wenigstens das musst du mir glauben.«

Einen Wimpernschlag lang war er wieder ihr Schriftsteller-Freund, und sie stellte die Frage, die ihr am meisten auf der Seele lag.

»Wird es Zack besser gehen, sobald ich die Magie erneuert habe?«

Micah zögerte, als würde er sich die Antwort sorgfältig überlegen. »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich schon. Vermutlich wird sich sein Zustand schon dann verbessern, wenn er nach Vamp City zurückkehrt. Wie auch immer, es gibt dort Leute, die vielleicht herausfinden können, was ihm fehlt.« Er presste die Lippen zusammen. »Es tut mir leid, Quinn, aber er muss nach V. C. zurück.«

Ihr Instinkt sagte ihr, dass er die Wahrheit sprach, und dennoch, im Grunde bedeutete es, dass Zack durch seine Rückkehr nicht automatisch gerettet wäre.

Sie wandte sich an ihren Bruder, der auf dem Sofa Platz genommen hatte. »Bleib hier. Bleib in D. C.«

»Nein.«

»Ich rufe Dad an, damit er herkommt, erneuere die Magie, finde Lily und komme hierher zurück.«

»Nein, Quinn.« Ihr Bruder straffte die Schultern und musterte sie mit dem Stolz eines erwachsenen Mannes. »Ich werde sie finden.«

»Du bist zu krank.«

»Sobald ich nach V. C. zurückkehre, wird es mir besser gehen.«

»Das kannst du nicht wissen.«

Sein Blick richtete sich nach innen. Dann nickte er. »Doch, ich werde es tun. Ich werde zurückgehen.« In seinen Augen lag eine neue Kraft, die dort vor einem Monat noch nicht gewesen war. Überzeugung. Und ihr wurde klar, dass sie es ihm nicht ausreden konnte.

Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie das Recht dazu hatte.

Sie wandte sich ab und vergrub beide Hände in ihrem Haar, da sie zu zittern angefangen hatten. All ihre sorgfältig erdachten Pläne zerfielen unter ihren Händen zu Staub. Ihr blieb keine andere Wahl, als zurückzugehen, die Magie zu erneuern und dafür zu sorgen, dass Zack und Lily heil aus Vamp City herauskamen – selbst wenn es das Letzte war, was sie zustande brachte. Zack war schon immer der wichtigste Mensch in ihrem Leben gewesen, und sie würde sich nicht von ihm abwenden, nicht jetzt, da sein Leben in Gefahr war.

Das Sirenengeheul verstummte, Autotüren wurden zugeschlagen und Polizisten schwärmten in das Gebäude.

»In weniger als einer Stunde ist es dunkel genug, um aufzubrechen«, sagte Arturo ruhig. »Kommst du freiwillig mit, cara?«