Venganza - Nelly Chris - E-Book

Venganza E-Book

Nelly Chris

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Beschreibung

Evelens Welt zerbricht, als sie ihre Eltern verliert. Ihr Herz schwört Rache, doch bald wird sie mit einer Entscheidung konfrontiert, die weit über das hinausgeht, was sie sich jemals vorstellen konnte. Getrieben von Wut und Schmerz, begibt sie sich auf eine Reise, um den Mörder zu finden und Gerechtigkeit zu erlangen. Ihre Suche führt sie in das Herz der Rebellion gegen den gnadenlosen Tyrannen "Narbengesicht". Während Evelen von ihrem Rachewunsch getrieben wird, verspürt sie zunehmend eine gefährliche Anziehung zu Ian – einem verschlossenen, mutigen Kämpfer der Rebellion mit einem geheimnisvollen Hintergrund. Evelen wird unerwartet in die Vergangenheit katapultiert, wo sie auf Piraten und alte Feinde stößt. In dieser unbekannten Zeit begegnen ihr wiederholt die Themen von Rache und Verrat, als ob das Schicksal sie dazu zwingt, sich den Geistern ihrer Vergangenheit zu stellen. "Venganza - Schatten der Vergangenheit" ist ein packender Abenteuer-Fantasy-Roman über Rache, Verrat und die Macht der Liebe. Evelen muss sich in einer Welt voller Intrigen und Gefahren entscheiden, wem sie vertrauen kann – und ob sie ihren Weg alleine gehen oder ihr Herz riskieren wird. Werden Hass und Schmerz sie am Ende zerstören oder kann die Liebe das Blatt wenden?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Ähnliche


Venganza

Schatten der Vergangenheit

Nelly Chris

1. Auflage

©2024 Nelly Chris

Nele Kohlhaussen

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

nellychris.de

Lektorat: Maxi Drechsler von wunderland-lektorat.deKorrektorat: Sophie Ruhnke

Cover: KI midjounry-bot von Discord, Tamara Hillgärtner

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Verfasser und Verleger: Gießen, Hessen

Nele Kohlhaussen

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen

insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß §44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.

E-Book-ISBN: 978-3-75923-581-7

Erschienen auch als Taschenbuch: ISBN: 978-3-75799-919-3

Für kleine Omi, Nico und Dori,

die dieses Buch nie lesen konnten.

Vorwort

Als ich mit 15 Jahren mit den ersten Seiten anfing, entstand vor allem der Wunsch, die Geschichte niederzuschreiben, damit sie für andere lesbar wurde. Bis sie fertig war, vergingen drei Jahre und der Wunsch hatte sich dahin verändert: dass ich das Buch veröffentlichen möchte. Ich wollte eine Autorin sein. Wieso dauerte es dann fast 19 Jahre, bis ich es drucken ließ?

Der Grund: Legasthenie!

Über die Jahre habe ich mit vielem Lesen und Schreiben zwar meine Rechtschreibung auf ein normales Maß an Fehlern verbessert, aber Legasthenie ist so viel mehr als nur Rechtschreibfehler oder Probleme beim Lesen. Viele kennen noch das »Hüpfen« oder das Verwechseln der Buchstaben.

Mit Ersterem hatte ich nie Schwierigkeiten, das Zweite sieht da schon anders aus. Erst recht, wenn ich nervös bin oder mir jemand etwas diktiert.

Wovor ich am meisten Angst hatte und noch habe, ist, dass meine Legasthenie meine Schreibqualität beeinträchtigt. Bereits in der zwölften Klasse beschrieb mein Politiklehrer meine Klassenarbeit als von einer Fünftklässlerin geschrieben. Mein Text habe die Qualität einer 11-Jährigen (damals war ich bereits volljährig). Das Manuskript war fertig, aber dieser Satz warf mich tief in meine Ängste:

- Ich bin nicht gut genug, um Autorin zu werden.

- Ich schreibe schlecht.

- Niemand will das lesen.

Und noch andere Dämonen machten mich klein.

Ich verstaute das Manuskript mit dem Wunsch, Autorin zu sein, sehr tief in eine Schublade. Mein Traum hat mich nie verlassen und dann, 2017, begann ich daran zu arbeiten, dass ich mutiger und selbstbewusster werde, um irgendwann Autorin sein zu können.

Doch die Qualität hat sich zwar verbessert, aber von einer 11-Jährigen zu einer 15-Jährigen, obwohl ich den Text zwei Mal komplett neu geschrieben habe. Zu heute habe ich mich jedoch verändert. Legasthenie bestimmt zwar meinen Satzbau, aber nicht meine Handlung.

Mein Lernen hat Grenzen und bei Venganza sind diese erreicht, weiter werde ich an meinem zweiten Manuskript lernen. Aus diesem Grund möchte ich euch nun mein Buch zum Lesen geben.

Viel Spaß mit Evelen.

»Rache.

Wie sich dieses Wort anfühlt, spielte bis vor einem Jahr keine Rolle für mich. Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, dass dieses Gefühl eine wild gewordene Kuhherde sein konnte oder ich einsam am Straßenrand zurückbleiben würde.«

Evelen Minadi – ein Jahr später

Das Band der Rache

Der Hass erfüllt meine Seele mit pechschwarzen Gedanken. Das Verlangen nach Vergeltung treibt mich an. Untermauert von dem Versprechen, den Mann zu töten, der mein Leben zerstörte.

Ich reiße mich von der Wache los, überwinde die kurze Strecke zu ihm, stoße meinen Fuß in seine Kniekehle und ziehe das Messer. Seine Hände wandern nach oben, kein einziger Ton kommt über seine Lippen. Er wartet, will wissen, ob ich fähig bin, die nächsten Schritte durchzuführen. Seine Wachen verharren.

Die Umgebung gelangt langsam in mein Bewusstsein zurück. Ich stehe im Thronsaal dieses Landes. Die Klinge am Hals von Narbengesicht. Viele Gemälde hängen an den Wänden mit den Königen vergangener Zeiten. Eines dieser Augenpaare befindet sich in meinem direkten Sichtfeld. Ich vermeide es, diesen ehemaligen Herrscher anzusehen! Er bringt mich sonst zum Wanken.

Kurz schließe ich die Augen.

Ich sperre mein Herz ein.

Fokussiere mich auf den roten Schleier auf meiner Seele.

Stärke den Hass für diese Chance.

Ich erhöhe den Druck an seinen Hals. Ein Geräusch lenkt meinen Blick auf die Wachen. Eine Schusswaffe richtet sich auf den Kopf meines Begleiters. Für unsere Gegner spielt es keine Rolle, welche Gefühle ich für ihn habe. Lasse ich mich davon aufhalten? Vor zehn Minuten sagte ich noch, dass ich Narbengesicht verschonen würde.

Der Anblick der Schusswaffe zieht mich tief hinein in meinen Hass, zu dieser quälenden Wunde und dem Grund, wieso ich hier stehe. Kurz davor, einem Menschen das Leben zu rauben.

***

Ich genoss die warmen Strahlen der ersten Frühlingssonne auf meinem Gesicht und knöpfte meine Jacke auf. Tibor jagte einem Stock hinterher. Die Büsche und Bäume zeigten bereits ihre ersten Knospen. Ein Lächeln erhellt, genau wie die Sonne, mein Gesicht. Waldspaziergänge mit ihm gehörten zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Schwanz wedelnd kehrte er mit seinem Fang zurück.

»Ich werfe ja noch einmal!« Das Holz landete auf den braunen Blättern vom letzten Jahr. »Tibor, warum holst du ihn nicht?«

Seine Ohren zuckten aufgerichtet umher. Rief Mama uns? Ein leises Knurren verriet mir, dass er jemand anderen hörte als meine Eltern. Sein Körper spannte sich an. Ich schnappte nach seinem Halsband, meine Finger griffen jedoch ins Leere.

»Komm zurück!«

Er verschwand aus meinem Blickfeld und ich gab seine Verfolgung auf. Gen Osten war er abgehauen, unser Zuhause lag in dieser Richtung. Ich hoffte, ihn daheim vorzufinden, deswegen machte ich mich auf, nachhause zu laufen. Er lief nie weg. Was passierte, wenn er nicht dort war?

Am Rande des Waldes, durch zwei Rasenstreifen getrennt, stand unser Haus. Durch die letzten Bäume schimmerte die grüne Fassade.

Ich bemerkte ein unbekanntes Automobil, das vor der Tür parkte und der Ruf nach meiner Mutter verstummte auf meinen Lippen. Wir hatten Besuch? Ist er deswegen losgerannt? Wieso hatte er geknurrt? Diese Gedanken verlangsamten meine Schritte. Im Schatten der letzten Bäume blieb ich stehen. Ein Schütteln durchzog meinen Körper bei der Aussicht, mit fremden Menschen reden zu müssen. Wir bekamen nie Besuch und ich hasste es, mit unbekannten Erwachsenen zu sprechen.

Unsere Haustür schwang auf.

Die orangenen Streifen auf seinem schwarzen Mantel stachen mir ins Auge. Was machte ein Mann aus Alderia hier bei uns?

Wir lernten in der Schule, dass unser Nachbarland bei der Teilung der Insel diese Farben wählte. Unsere Farben Schwarz und Sandfarben wirkten dezenter und wir in Neuderia vermieden es, uns wie diese spinnenden Alderianer anzuziehen. Er stoppte an der Tür und wandte sich mit einer halben Umdrehung noch einmal zurück in den Flur. Sofort ätzte sich die lange Narbe in mein Gedächtnis. Von der Stirn zog sie sich über seine schmalen Augen zum Hals.

»Gut, Richard, du hast es so gewollt!«

Aus seinem Mantel zog er eine Schusswaffe, er zielte ins Haus hinein. Instinktiv versteckte ich mich vor dem Schuss hinter einen Baum, auch wenn ich im Schatten bereits gut versteckt war. Ein Schmerzensschrei drang an meine Ohren. Mama, kreischten meine Gedanken. Mein Körper erstarrte, als wäre er mit Eis überzogen, doch mein rasendes Herz zersprengte diese Fesseln.

»Sie Schwein, was haben Sie getan?«, schrie mein Vater. Seine Stimme klang trotzdem etwas gedämpft. So als ob er weiter im Flur stand. Könnte es auch die Treppe sein?

Diese Worte zogen mich in die Tiefe. Von Narbengesicht strahlte Gefahr aus. Ich versicherte mir, dass ich gleich mit meiner Mutter reden könnte, wenn der Unbekannte gegangen war.

»Gib mir deine Forschungsunterlagen!«, grollte der Fremde ins Haus hinein.

»Ich habe alle Unterlagen vernichtet!«

»Richard, ich glaube dir nicht. Wirst du mir alles verraten, wenn ich deine Tochter suchen gehe?«

Meine Beine versagten. Meine Hände krallten sich fester an den Baum. Der Wald bot mir Schutz vor einer möglichen Suche, doch er verhinderte auch, dass ich die Antwort meines Vaters hörte.

»Zumindest werde ich verhindern, dass du dein Werk vollendest und deiner Tochter übergibst. Sie darf diese Fähigkeit nicht erlernen.«

Ohne ein Zögern schoss er zwei Kugeln in den Raum hinein. Tibors Jaulen zerriss mein Herz und meine Sicht verschwamm. Das Atmen verursachte brennende Schmerzen. Ich war immer noch festgefroren! Was passierte hier vor mir?

»Habt ihr die Suche beendet?« Mit wem sprach er? Hatten sie die Unterlagen entdeckt? Er nickte jemanden im Haus zu und gab weitere Befehle. »Wir sind hier fertig! Auf geht es zum Waisenhaus. Dort wartet eine wichtige Angelegenheit auf mich. Ich erhielt von den Minadis, was ich wollte. Es ist sinnlos, das Mädchen zu suchen. Mir gefällt der Gedanke, dass sie ihre Eltern so findet.«

Mein Magen rebellierte, als er sich triumphierend lachend zu dem mir unbekannten Wagen begab. Wollte er mehr als nur die Forschung meines Vaters?

Drei weitere muskulöse Stiere gesellten sich zu ihm. Ich zählte die Sekunden, bis das Fahrzeug um die Ecke bog, wartete noch einmal die gleiche Zeit ab und rannte dann los. Mit zitternden Händen stieß ich die Haustür auf.

Ich versteinerte beim Anblick meine Familie, die im Flur auf der Treppe lag. Leere, tief und schwer, breitete sich in mir aus.

»Evelen.« Mein Name zog mich aus dem Treibsand. Keine Sekunde zögerte ich.

»Papa.« Ich umschloss behutsam seine Hand. Er lächelte mich an.

»Vergib mir, mein Schatz. Die Unterlagen liegen im Schrank vom Bad. Unter einem doppelten Boden. Erinnere dich. Es lebt in dir. Hier geht es um mehr, als …«

Ein Atemzug aus seinem Körper und ich sank tiefer hinein in das Vakuum. Mein Kopf landete auf seiner Schulter. Zeit verschwand. Der erste Schuss hatte eine klaffende Wunde erzeugt, der zweite und dritte Schuss vergrößerte diese, bis sie sich durch meinen ganzen Körper zu ziehen schien. Die letzten Worte meines Vaters zerrissen zusätzlich noch meine Seele. Durch mich hindurch strömte Lava, gefüllt mit Wut und Eis, welche von Trauer hervorgerufen wurde. Beides füllte Woge um Woge die Leere in mir. Schwärze verwandelte sich in Rot, fing an zu glühen, meine Muskeln spannte sich an.

Er hatte meine Familie ermordet! Dieses Monster. Wieso fragte er nach den Unterlagen? Was wollte er wirklich von meinen Eltern? Suchte er weiterhin nach mir?

Ich wusste, was ich wollte.

Ich wollte, dass er litt!

Ich wollte Rache!

Dieser Wunsch brannte wie ein Feuer in mir und drängte die Traurigkeit zurück.

Mit fünfzehn ins Waisenhaus. Der Gedanke ließ mich zusammenzucken. Außerdem wäre es dort unmöglich, mich zu rächen. Von unsichtbaren Händen gestärkt, erhob ich mich. Ich handelte, ohne bewusst darüber nachzudenken.

Mein erster Schritt führte mich ins Bad, wo ich den Schrank nach einem doppelten Boden absuchte. Den Spalt erfühlte ich zwischen den Handtüchern. Unter dem Brett lagen seine Unterlagen. Das waren viele einzelne Blätter und ein Buch. Ich verstaute die Papiere ordentlich in der Ledermappe aus dem Arbeitszimmer und legte diese in meine Reisetasche.

Ich wanderte kreuz und quer im ersten Stock umher. Achtete nicht auf die Gegenstände, die in der Tasche landeten. Hauptsache ich besaß weiterhin meine Sachen. Mein Blick fiel auf das Sparschwein, Schweini. Es stand in meinem Zimmer auf der Fensterbank.

»Wegrennen geht leider nicht ohne Geld!«, murmelte ich in die Stille hinein, während ich es hochhob. Geplündert stellte ich es wieder an seinen Platz und ging zum Arbeitszimmer meines Vaters. Andere wichtige Dokumente bewahrte er im Tresor auf, in einer Wand hinter seinem Schreibtisch.

Vor einem Jahr hatte er mir die Geheimzahlen verraten, falls ich bei einem Notfall dort ran musste. Mein Blick heftete sich auf das Bild, das die Tresorkammer verdeckte. Ein Schiff ankerte in einer Bucht. Das Licht der im Meer untergehenden Sonne ließ die Szene erstrahlen.

Die Malerei entsprach unserem Familienwappen, ein verwittertes Holzstück, das auf den Blättern lag, als ich die Tür geöffnet hatte. Ich wusste, es passte perfekt in meine Hand, doch ich ließ es liegen. Im Holz eingeritzt zeigten sich das gleiche Schiff und die Küste, wie auf dem Gemälde. Nur ein Schwert steckte noch zusätzlich in der Erde auf der Klippe.

»Ohne Familie brauche ich auch kein Wappen.« Ich ließ es im Tresor liegen und entnahm das darin befindliche Geld.

Die Grenze zu passieren war notwendig für meine Rache an Narbengesicht. Sie trugen alderische Kleidung. Ich brauchte das erste Mal in meinem Leben meinen Reisepass. Ich steckte ihn in die vollgestopfte Tasche.

Vor der Treppe blieb ich stehen. Ich sah meine Eltern und Tibor unten liegen. Ihre Leben waren verschwunden. Wenn ich mich von ihnen verabschiedete, wurde das Alleinsein zur Wirklichkeit. Jede Stufe betrat ich einzeln. Speicherte mir ihre Gesichter ein. Setzte mich an den Platz neben meinen Vater.

»Die Unterlagen hab` ich gefunden. Ich verstehe nicht, warum sie wichtiger sind als euer Leben. Wieso, Papa?« Ich streichelte über sein Haar und küsste ihn auf die Wange. Mein Vater hielt meine Mutter in den Armen. Ich wandte mich an sie.

»Schlag Papa bitte, wenn er euch umsonst in diese Gefahr gebracht hat. Ich komme wieder, wenn die Gefahr vorbei und meine Rache erfüllt ist. Ich lasse nicht zu, dass mein Herz vorher abgelenkt wird. Egal, wie lange es dauert, meine Liebe gehört euch!«

Ein Wagen fuhr an unserem Haus vorbei und mein Herz absolvierte einen Marathon. Ich verabschiedete mich mit einem Kuss von meiner Mutter und hockte mich neben Tibor. Er lag vor den Füßen meiner Eltern. Beschützt bis zum Ende.

»Du bist ein guter Hund, Tibor.« Ich kraulte ihn hinterm Ohr. Bereit zum Aufbruch stand ich auf.

»Auf Wiedersehen. Ich werde euch alle schrecklich vermissen«, fügte ich meinem Abschied hinzu und verließ mein Elternhaus.

Er hatte mir meine Familie und mein Zuhause entrissen. Seit fünfzehn Jahren lebte ich hier. Ich kannte keinen anderen Ort. Mein Blick schweifte zur Straße. An der nächsten Kreuzung stand eine Omnibushaltestelle. Jeder Schritt entfernte mich von meinem Lieblingsort.

Tiefe Einsamkeit, gefolgt von einer unfassbaren Leere bevölkerten meine Gefühle. In meinen Hals nistete sich ein gigantischer Stein ein, der nicht verschwinden wollte. Das Verharren am Wartehäuschen folterte mich. Ich starrte jeden Wagen an, aus Angst, dass die Gorillas aus Alderia zurückkämen. Ein Foto von mir im Flur war kaum zu übersehen, sie würden mich auf den ersten Blick erkennen.

Mein Körper und meine Seele waren erschöpft, doch meine Wut gab mir die Kraft durchzuhalten. Ich wartete nur kurz auf den Bus.

»Ich nehme ein Ticket bis zur Endstation«, brachte ich schmerzlich heraus.

Vor der ersten Kurve hörte ich die Sirenen eines Polizeiwagens. Fahren sie zu meiner Familie? Ich lenkte mich mit der vorbeifahrenden Landschaft ab. Das Gesicht von Narbengesicht verscheuchte die Tränen, die sich in meine Augen stahlen. Meine ganze Kraft fokussierte sich darauf, die Ohnmacht zu verhindern, und ich blendete die restlichen Fahrgäste aus.

Mit meiner letzten Kraftreserve stieg ich an der Endstation aus, die an einem Bahnhof lag. In einem Zug weiterzureisen, schloss ich aus. Da ich wusste, dass keiner bis nach Alderia fuhr. Hinter der Haltestelle erstreckten sich Bäume.

Kam es mir nur so vor oder war der Wald, durch den ich heute Morgen noch gelaufen war, fröhlicher als dieser hier? Egal, wie düster dieser hier aussah, dort verlief mein Weg. Ich zog meine Tasche auf der Schulter zurecht. Dann führten meine Schritte in das Gehölz hinein.

Die Begegnung im Wald

Ich wanderte ziellos im Wald umher. Meine Füße stolperten über Wurzeln und Steine, doch ich lief auch bei der zunehmenden Dunkelheit weiter. Stur blieb mein Blick auf dem Boden gerichtet, um der Verzweiflung Herr zu werden. Zum Anhalten zwang mich erst eine Blockhütte.

»Aua!«, platzte es aus mir heraus, während ich mir die Nase rieb. Wer stellte eine Holzhütte mitten in den Wald? Mit den Händen tastete ich mich bis zu einem Fenster vor.

»Sinnlos, dort ist es noch dunkler als hier draußen«, murmelte ich.

Ich suchte die Tür und klopfte an. Keine Reaktion. Mein erschöpfter Körper sehnte sich nach einem geschützten Ort. Wo der sich befand, war mir egal.

Die Hütte roch muffig und staubig. In der Schwärze erkannte ich die Möbel nur an ihren Umrissen. An der hinteren Wand stand ein Bett. Ohne mich weiter umzusehen, sank ich darauf. Mein Kopf war leer, die Erschöpfung zog mich in die Tiefe.

Das Bild der Treppe verkrampfte meinen Körper. Es erinnerte mich daran, was ich verloren hatte. Tränen sickerten in das alte Kissen. Von oben bis unten bestand mein Körper aus Zement. Meine Welt war untergegangen, gleichzeitig mit meiner Freude, Hoffnung und Sonne. Die Gedanken versanken wie die Wale in einem tiefen Meer aus Stille.

Das Knurren meines Magens zog mich hoch. Ich schob meine Tasche unters Bett und suchte einen Behälter, um Beeren zu sammeln. In der Küchennische fand ich eine unversehrte Schüssel.

Ich sah mich um. Bei dieser dicken Staubschicht war hier länger niemand mehr gewesen. Die Unterlagen unterm Bett waren bestimmt sicher.

Kühler Wind begrüßte mich. Ich tauschte die braunen Wände der Hütte gegen grüne Büsche. In diesen wenigen Tagen hatte sich der Frühling weiter ausgebreitet.

Schon als Kind hatte ich die Früchte unserer Insel kennengelernt. In beiden Ländern wuchsen die Pilar-, Zoten- und Mink-Beeren um diese Jahreszeit. Alle waren essbar und gaben ein leckeres Essen ab. Beim Sammeln vermied ich den Gedanken, dass heute dasselbe Wetter war, wie …

Konzentriert suchte ich die Büsche nach den Früchten ab. Die Arbeit lockerte mich auf. Ich besaß keine Kraft, hohl waren meine Zellen, jegliche Energie entzog sich mir. Doch für meinen Magen erledigte ich diese Suche. Meine Aufgabe war sinnvoll und notwendig, beides brauchte ich für die Fortbewegung meines Körpers. Sehnsüchtig, aber auch ängstlich wollte ich zurück ins Bett.

Mit voller Schüssel schlug ich einen Bogen und näherte mich von der anderen Seite der Hütte. Ein kleiner Bach war mir ins Auge gesprungen. Das klare kühle Wasser rann meinen ausgetrockneten Hals herunter. Ich sollte ihn überqueren, solange ich ihn noch sah. Mit jedem Schritt sank die Sonne tiefer und ihre Strahlen schwebten in den Bäumen.

Erstarrt blieb ich drei Meter vor der Tür stehen. In der Hütte brannte Licht und neben dem Rauschen meines Blutes hörte ich Gelächter. Mein Herz hämmerte in meiner Brust.

Die Umgebung drehte sich und meine Hand packte nach einem Stamm. Ich durfte nicht ohnmächtig werden. Zitternd wartete ich ab, bis sich mein Puls wieder gefangen hatte. Die Unterlagen meines Vaters hatte ich versteckt, sie waren in Sicherheit. Wer auch immer dort in der Baracke war, verschwand hoffentlich morgen wieder. Ich beschloss, hier draußen zu bleiben, bis sie weg waren.

Ein Rascheln ließ mich zusammenzucken. Jemand war hinter …

Ein Arm umschlang meine Hüfte und die andere Hand presste sich auf meinen Mund. Panik überrannte mich erneut. Wehren war keine Option, da mein Körper Opossum spielte, unfähig, sich nur einen Zentimeter zu bewegen. Die Schüssel umklammernd, erwartete ich eine Reaktion von der Person hinter mir.

Mit Leichtigkeit hob der Fremde mich hoch. Unsere Körper pressten sich aneinander. Mit der Hand auf meinem Mund fiel mir das Atmen schwer. Nur wenige Meter trug er mich.

»Du bist verdammt schwer!«, kommentierte er beim Absetzen vor der Tür.

Ein kurzes Schmunzeln erreichte mich. Heiß wanderten seine Worte hinab zu meiner Wut, dass sie sich in meiner Hütte eingenistet hatten. Mein erstarrter Körper schmolz, in meiner Schule hatte ich genug Jungs, die mich geärgert hatten. Aber dafür hatte ich jetzt keine Nerven. Seine Hand blieb weiter auf meinem Mund, sodass mir die Möglichkeit verwehrt blieb, hineinzubeißen.

Mit seinem freien Arm öffnete er die Tür und drängte uns in die Hütte.

»Was bringst du da für uns mit? An der ist nichts dran? Wie sollen wir da alle satt werden?« Wieder lachten sie. Entweder war ich zu schwer oder zu dünn, um satt zu werden. Sie sollten sich entscheiden.

In den Stunden meiner Abwesenheit hatten sich fünf Jungen in der Hütte breitgemacht. Sie erinnerten mich an die Jungen aus meiner Klasse, sie waren im selben Alter. Ihre Schlafsäcke, Taschen und Waffen lagen verstreut im Raum. Ich stutzte, vor mir lagen Schwerter, Lanzen und ein Bogen. Keine Schusswaffen. Diese könnten an ihren Körpern befestigt sein.

Ich wollte sie immer noch aus meiner Baracke haben, doch die Waffen brachten meine Angst wieder zurück. Abhauen ging mit der Person hinter mir schlecht. Ich beobachtete die Jungen vor mir. Keiner erweckte den Anschein, seine Waffe ziehen zu wollen, ein Angriff blieb aus.

Die Schultern meines Entführers zogen an meinen Augen vorbei, damit er sich zu den Anderen auf den Boden gesellen konnte. Wir sahen uns an und niemand bewegte sich. Erwarten die, dass ich mich vorstelle? Die sind hier doch eingedrungen!

»Das ist meine Hütte!«, brachte ich zwischen meinen schnellen Atemzügen heraus.

»Wir wussten nicht, dass sie bereits belegt ist«, erwiderte mein Entführer und kämmte lässig mit den Fingern durch seine kurzen schwarzen Haare, ein breites Grinsen im Gesicht.

Niemand bedrohte mich, also konnte ich bleiben und das wollte ich auch. Die Unterlagen meines Vaters lagen weiterhin unter dem Bett. Wenn sie morgen verschwänden, könnten wir gemeinsam für diese Nacht in der Hütte Schutz suchen. Diese Gedanken beruhigten mich.

»Ich wohne seit drei Tagen hier. Du hast mich eben etwas erschreckt«, erklärte ich in dem Versuch, meine schroffen Worte abzuschwächen.

»Tut mir leid. Ich war nur neugierig, wer du bist und warum du vor der Hütte standest. Mit der Hand auf dem Mund wollte ich verhindern, dass du schreist.« Er lächelte mich sanft an und meine Wut auf ihn verschwand. Was war los mit mir?

»Wir sind morgen wieder weg. Dürfen wir bleiben?«

Meine Einsamkeit schrie auf, sie verlangte Gesellschaft. Ich nickte, ich hatte mit der einen Nacht recht gehabt.

»Ich habe mir eben etwas zu Essen gesucht.«

»Du hast etwas zu essen? Wir sterben vor Hunger«, rief ein Junge mit braunen Haaren und einer Brille aus der Kochnische. Er durchsuchte die Schränke.

»Ich habe Waldfrüchte gesammelt. Sie werden nicht sättigen. Doch um etwas im Magen zu haben, wird es reichen.« Mit strahlenden Augen rückten alle zum staubigen runden Wohnzimmertisch, die einzige Möglichkeit zum Essen. Es gab keine Stühle und wenig Platz für uns alle, aber er musste reichen.

»Ich werde Wasser holen gehen«, erklärte der Junge mit der Brille und verschwand mit einem Tonkrug nach draußen.

Ich gesellte mich zu den anderen auf den Boden. Bis das Wasser kam, teilte ich die Beeren auf die Gruppe auf. Jeder hatte einen kleinen Haufen vor sich liegen, keiner rührte ihn an. Mit dem vollen Wasserkrug zurück, stopfte sich der Junge zwischen uns.

»Mein Name ist Evelen.« Damit siegte meine Neugier und ich brach die Stille. Alle hoben die freie Hand zum Gruß. Der Junge, der mich reingebracht hatte, fing an, die Runde vorzustellen.

»Ich heiße Ian und bin der Anführer dieser Gruppe.« Seine hellgrauen Augen strahlten keine Strenge aus und mir fiel es schwer, ihn als Anführer zu sehen. Er kam mir eher wie der Mädchenschwarm der Schule vor.

»Rechts von mir sitzt Paul, er versucht, sich einen Drei-Tage-Bart anzugewöhnen. Sein Bart spielt da nur noch nicht mit. Ich finde, mit den kahlen Stellen sieht es merkwürdig aus.« Paul schlug spielerisch nach Ian, der lachend auswich. Er trug seine blonden Haare zu einem Zopf zusammengebunden und seine Kleidung erinnerte mich an den Wald.

»Als Nächstes haben wir Aron. Er ist der Jüngste hier und erst seit Kurzem bei uns. Daher kenne ich noch keine Marotte von ihm. Daneben sitzt Frank mit den Karottenhaaren. Ihn siehst du meistens irgendeine Waffe polieren.«

Von meiner Position aus blieb mir die Sicht auf die beiden verwehrt, also beugte ich mich vor, damit ich sie besser sah, und erblickte einen Dolch und ein Tuch in Franks Hand. Mit Geduld und Hingabe polierte er die Klinge, sah kurz auf und nickte mir zu. Aron winkte mir und widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Beeren. Er sah edler gekleidet aus als der Rest, da der Rest funktionale Klamotten trug.

»Zum Schluss sitzt links neben dir Tom. Dank ihm haben wir etwas zu trinken. Seine Brille zeigt, wie gerne er liest. Ich denke, ich habe alle. Noch Fragen?« Toms Brille hob sich kaum von seinen braunen Haaren ab. Sein Körper zeigte, dass er neben dem Lesen auch das Essen liebte.

»Wohin seid ihr unterwegs? Euer Dialekt kommt nicht von hier.«

»Wir wollen nach Hause. Bis auf Aron kommen wir alle aus Alderia«, beantwortete Frank, ohne den Blick von dem Dolch zu nehmen, meine Frage.

Wieso begegneten mir in dieser Woche zweimal Menschen aus Alderia?

»Die Grenze ist nicht mehr weit«, erwiderte ich in der Hoffnung, dass ich richtig lag.

Sie nickten zur Bestätigung.

»Unser Zuhause liegt im Landesinneren, da reisen wir noch ein Stück. Warst du schon mal dort?«

»Nein, ich habe Neuderia nie verlassen.« Ich verscheuchte das Bild meiner Eltern, vor den Jungs mussten meine Augen trocken bleiben.

»Hast nicht viel verpasst. Immerhin waren wir mal eine Insel mit einem Königreich.« Tom versuchte anscheinend, mich aufzumuntern, weil ich noch nie verreist war.

»Ihr kommt fast alle aus dem Nachbarland und seid auf dem Weg nach Hause. Eure Eltern warten bestimmt auf euch. Wieso reist ihr zusammen ohne Erwachsene?« Meine Neugier ließ mich diese Frage stellen.

Eine Gruppe von Jugendlichen mit einem Anführer, die ohne einen Erwachsenen in einem fremden Land reisten, versprach eine spannende Hintergrundgeschichte. Ich genoss die Ablenkung.

»Dürfen wir nicht zusammen reisen? Wir sind Freunde, die auch gut ohne Erwachsene auf sich aufpassen können. Außerdem wohnen wir zusammen auf demselben Gelände.« Ians Worte führten in eine Richtung, die mir eine Schnur um den Hals zog. Das Brennen in meinen Augen blinzelte ich weg.

»Gelände?«

»Eine Art Waisenhaus, aber doch etwas anders, wo wir ohne Verwandte leben können. Wer braucht schon Familie?« Sie stimmten Ian zu.

ICH brauchte Familie! Meine Trauer, sorgfältig hinter einer Mauer versteckt, hatte mir Kraft fürs Abhauen verliehen. Mit den Gedanken an ein Waisenhaus platzte meine Trauer an die Oberfläche.

Keine Tränen vor den Jungs! Ich musste hier raus!

Am ersten Baum vor der Tür sank ich auf den Boden. Von drinnen hörte ich verdutzte Stimmen, gedämpft von den Wänden.

»Wieso rennt sie weg?«

»Hast du das nicht gesehen, Häuptling? Deine Antwort hat ihr die Tränen in die Augen getrieben.«

»Das habe ich auch gesehen, Aron. Aber deswegen läuft niemand nachts durch den Wald!«

»Hol sie zurück!«, mischte sich Tom ein.

Ich wandte meinen Kopf von der Tür ab, damit mein verheultes Gesicht verborgen blieb. Mit einer der Kerzen vertrieb Ian die Dunkelheit. Er stellte das Licht neben mich auf den Boden und setzte sich wortlos an den nächsten Baum. Die Stille unterbrach ich mit meinen Schluchzern. Unser Schweigen hielt an. Erst als ich mich beruhigte, rührte er sich.

»Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen.« Seine Finger berührten mich an der Schulter. Das Falsche, denn meine Tränen fingen von vorne an.

»Bevor ich mit dir reden kann, müssen wohl alle Tränen raus.« Ian zog mich zu sich und seine Arme legten sich beschützend um meinen Körper. Meine ganze Trauer, die ich sorgfältig versteckt gehalten hatte, brach aus mir heraus.

»Danke«, brachte ich zwischen zwei Hicksern hervor.

»Schon gut. Dir scheint etwas Schreckliches passiert zu sein. Weine, solange du möchtest. Besser hier draußen. Meine Gruppe können nichts mit weinenden Mädchen anfangen.«

Ian fing an zu summen. Die leise Melodie streichelte über meine Seele. Er stellte mir keine Fragen oder begann kein unnötiges Gerede. Ab morgen würden wir wieder getrennter Wege reisen. Sie kamen aus dem gleichen Land wie Narbengesicht. Viele Menschen leben dort, ging es durch meinen Kopf. Und dass sie ihn kannten, war unwahrscheinlich. Ich brauchte jemanden, dem ich meine Geschichte erzählen konnte. Ich wollte ihm vertrauen.

»Meine Eltern wurden vor drei Tagen ermordet.« Sein Summen verstummte und der Druck verstärkte sich. »Ich habe den Mörder gesehen. Er kennt mein Zuhause. Wie kann ich dort weiter leben?«

»Ich wäre auch geflüchtet und hätte die Hütte als Versteck genutzt. Wir müssen dir einen Schreck eingejagt haben.« Als Antwort erhielt er ein Schulterzucken. Wieso fühlte ich mich in seinen Armen geborgen? Sofort befreite ich mich von ihnen. Das Versprechen an meine Eltern im Ohr.

»Was hast du als Nächstes vor?«

»Darüber habe ich bis jetzt noch nicht nachgedacht. Mein einziger Gedanke ist Rache.« Bitterkeit lag in seinem Blick.

»Ich mach dir ein Angebot: Begleite uns!«

Dieses Angebot ermöglichte mir, in der Gruppe unbemerkt über die Grenze zu kommen. Fühlte ich mich denn schon bereit, das Land des Mörders zu betreten?

»Wieso?«

»Wir wohnen bei einer Dame, die eine Art Waisenhaus leitet. Nicht wirklich ein richtiges Waisenhaus, eher eine Wohngemeinschaft. Ein Unterrichtsfach ist dort Kampfsport. Du lernst auch, mit einem Schwert umzugehen. Du wärst nicht mehr alleine.«

Mein Zweifel schien mir ins Gesicht geschrieben zu sein. Ian lachte.

»Wir sind bis morgen früh noch hier. Schlaf drüber.«

»Ich schlafe im Bett!«, fiel mir bei seinen letzten Worten ein.

»Wir überlassen dir gern das Bett. Du warst als Erstes hier und ansonsten gibt es nur Streit.« Mit Schwung stand er auf. »Komm, lass uns wieder reingehen.«

Die Kerze führte uns zur Tür. Es herrschte Gewusel, sie bereiteten ihre Schlafplätze vor. Ian schloss sich ihnen an. Ich überließ ihnen den Raum und setzte mich aufs Bett. Dieser Welt blieb ich ausgeschlossen. Sie waren eine Familie. Ein Stechen breitete sich in meiner Brust aus. Körperlich nur einen Schritt entfernt, doch auf der Beziehungsebene klaffte eine breite Kluft zwischen uns.

Ein Junge zeigte offen sein grimmiges Gesicht, wenn er zu mir sah. Ich versuchte, mich an seinen Namen zu erinnern. Beim dritten Blick fiel mir der Name wieder ein, er hieß Paul. Er würde sich ärgern, wenn ich mit ihnen ginge. Sollte ich denn mit ihnen gehen? Für meine Rache wäre es von Vorteil, wenn ich kämpfen könnte. Der Gedanke an die Nähe zu Narbengesicht erweckte meine Angst.

Tief in mir wollte ich zu ihnen gehören. Nicht mehr alleine sein. Die Abwesenheit meiner Eltern trat klar hervor. Zeigte auf, wie es ab jetzt für immer war. Es schmerzte mit jedem Atemzug. Ich schob die weitere Entscheidung hinaus. Die Nacht war schrecklich genug. Ich ignorierte ihre Unterhaltungen, hörte jedoch ihr Lachen, ihre Fröhlichkeit. In diesen Momenten wuchs der Abstand.

Wir gingen schlafen und erleichtert darüber, ihre Fröhlichkeit nicht mehr sehen zu müssen, atmete ich aus. Das Bett, welches die letzten Tage keine Erlösung gebracht hatte, zog mich heute tief und traumlos in den ersehnten Schlaf.

Die Sonne, die ihre Strahlen durch den Vorhang warf, weckte mich. Die Hütte war blank und Stille umgab mich. Weder die Schlafsachen noch die Jungs befanden sich drinnen. Ich überlegte kurz, ob ich sie mir eingebildet hatte. Aber ich stellte fest, dass ich immer noch normal im Kopf war. Langsam sickerten Stimmen in mein müdes Bewusstsein, wie eine Schnecke, die die Straße überquert. Sie waren noch da! Wieso erleichterte mich das? Weil ich Gesellschaft wollte.

»Frühstück ist gleich fertig«, begrüßte mich Aron zusammen mit der Frühlingssonne. Ein Lagerfeuer brannte, kontrolliert vom grimmigen Paul.

Ich hatte das Bedürfnis, mich etwas von dem Staub und dem Dreck zu befreien. Vor dem Frühstück schaffte ich noch einen Besuch beim Bach. Ohne auf die anderen zu achten, lief ich in den Wald hinein.

Jemand hatte den gleichen Gedanken, sich zu waschen. Schritt für Schritt bewegte ich mich vorwärts, darauf bedacht, unbemerkt näherzukommen.

Ian stand mit nacktem Oberkörper im Wasser. Meine Augen wanderten an seinen Muskeln entlang. Er hatte einen durchtrainierten Körper. Als er sich Wasser über die Schulter spritzte, konnte ich eine Tätowierung an seinem Oberarm sehen. Es war ein Baum, dessen Wurzen als Rosenblüte geformt waren. Blut schoss in mein Gesicht und mein Bauch kribbelte aufgeregt.

Ich schluckte. Er verschwand gleich aus meinem Leben. Meine Gefühle mussten verschlossen bleiben! Ich hatte es versprochen. Aber ansehen war immer noch erlaubt!

Er war fertig mit seinem Bad und ich war zur Spannerin geworden. Ich bewegte mich geräuschvoll auf den Bach zu. Mir war es peinlich, ihn beobachtet zu haben, oder noch schlimmer, er erwischte mich beim Beobachten.

»Oh, guten Morgen, Ian. Ich habe dich gar nicht gesehen.«

»Du kannst bleiben. Gut geschlafen?« Sein schelmisches Grinsen konnte ich nicht einordnen. Entweder er wusste, dass ich gespannt hatte, oder er lächelte immer so.

»Ich hab wie ein Stein geschlafen.«

»Wir konnten dir ansehen, dass du Schlaf brauchstest.« Er zog sein Hemd an und ein Teil von mir wünschte sich, dass er es wieder auszog, damit ich weiter beobachten konnte, wie die Wassertropfen über seinen muskulösen Oberkörper strichen. Gefühle müssen verschlossen bleiben, ermahnte ich mich erneut.

»Nach dem Frühstück brechen wir auf. Hast du dich entschieden?«

»Zwei Punkte streiten sich noch.«

»Sind wohl gleich stark.«

Du hast es erfasst, schrien meine Gedanken, doch ich zuckte mit den Schultern. Ian verschwand Richtung Hütte, weiterhin das Grinsen im Gesicht.

Das Wasser fror mich bis zu den Eingeweiden durch. Meine Hände kribbelten. Wie hatte er das kalte Wasser ausgehalten? Ich tunkte meinen Kopf schnell unter. Mit nassen Haaren spurtete ich zum Feuer zurück. Zitternd streckte ich meine Hände den Flammen entgegen. Pauls Unmut blendete ich aus.

»Du bist rechtzeitig zum Essen wiedergekommen.« Aron stellte sich neben mich. »Ian hat sich eben auch ans Feuer gestellt. Der Bach hat noch Wintertemperatur, oder?«

Wusste ich doch, dass er auch gefroren hatte.

»Er war eisig.« Zur Demonstration klapperten meine Zähne.

»Wir essen in der Hütte. Ich will das Feuer ausmachen!«, brummte Paul, damit Aron und ich ihm aus dem Weg gingen. Kein frischer Wind wehte, zusätzlich wärmten die anderen die Hütte auf und mein Zittern erstarb.

Paul hatte mit seiner Falle erfolgreich gejagt und wir aßen einen jungen Hasen. Ich vermied beim Essen, mir das Tier vorzustellen. Fürs Jagen schien ich ungeeignet zu sein. Die anderen redeten kreuz und quer miteinander und ich erfasste nur Bruchstücke, meine Gedanken gingen eigene Wege.

Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, wie es mit mir weiterging. Tiere jagen. Alleine essen und leben. Das Atmen fiel mir schwer bei diesen Aussichten, mehr als die Vorstellung, nach Alderia zu reisen. Hierbleiben verdunkelte weiterhin meine Seele. An die Küste zu wandern fühlte sich besser an.

»Evelen, wir brechen jetzt auf.« Frank riss mich aus meinen Gedanken. Er und Aron standen an der Tür. Der Rest war bereits draußen.

»Ich komme mit raus.«

Jeder zog einen Rucksack auf seinen Rücken. Paul kontrollierte das gelöschte Feuer, während die anderen am Rand der Bäume warteten.

»Wir reisen in diese Richtung. Falls du es dir anders überlegst: Bei uns wärst du in Sicherheit.« Ian zeigte mir mit dem Arm die Richtung an. Er gab mir die Möglichkeit zu wählen.

»Danke. War interessant, euch kennenzulernen.«

Ich gab Ian die Hand und winkte ihnen hinterher. Er führte die Gruppe den angegebenen Weg davon. Mit jedem Körper, der hinter den Bäumen verschwand, stieg meine Übelkeit. Einsam stand ich vor der Tür. Alle verließen mich!

Gehetzt packte ich meine Sachen zusammen. Stürzte wieder aus der Hütte. Es wäre vielleicht ein Vorteil, wenn ich in Alderia lebte. Dort wird er mich übersehen, er suchte mich ja hier in Neuderia. Sie waren die Einzigen, die mir ihre Hilfe angeboten hatten.

Lauf ihnen hinterher!

Ich holte die Gruppe am Waldrand ein. Die Entfernung der Hütte ergab plötzlich Sinn für mich. Von der anderen Seite lag sie nahe der Felder.

»Anders überlegt?«, begrüßte mich Ian.

»Ich will kämpfen lernen. Die Hütte war zu still ohne euch.«

»Willkommen bei uns. Jungs, Evelen wird uns zu Madame Lision begleiten.« Gemischte Gefühle traten in der Gruppe auf. Aron strahlte mich an. Paul sah mich weiterhin grimmig an.

»Wir nehmen alle Streuner auf«, bekräftigte Tom mein Mitkommen. Frank klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. Mein Atem beruhigte sich und ich schaffte es, ein Lächeln aufzusetzen.

»Laufen wir den Rest?« Nach meiner Entscheidung mitzureisen, wuchs meine Neugier, je mehr wir vom Weg zurücklegten.

»Wir fahren ab heute Mittag mit einem Schiff.« Hast-du-nicht-zugehört und Unmut schwangen bei Pauls Worten mit.

Im gemütlichen Wandertempo reisten wir weiter. Vor uns erstreckte sich ein Meer aus gekachelten Feldern.

Alles wird gut! Wieso überzeugten mich meine Worte nicht?

Reise ins neue Leben

Ian und Frank fuchtelten vor mir mit den Armen. Ihre Worte verschwanden in der Entfernung zwischen uns. Ihre Stimmen heizten sich weiter auf und ich blieb stumm, um keinen zu stören, nur um zu reden. Paul hatte von Anfang an gezeigt, dass er kein Interesse hatte, mich kennenzulernen.

Wir wanderten bereits fünf Stunden und langsam nervte mich das Schweigen. Tom befand sich vor den beiden Streithähnen und ich sah mich nach Aron um. Er lief zwischen mir und Paul, sein Kopf auf den Boden gerichtet. Ian hatte erwähnt, dass Aron auch erst seit Kurzem bei ihnen war. Ich verlangsamte meinen Gang, damit er zu mir aufschloss. Er grinste und bestätigte meine Vermutung, dass er es auch satthatte, mit niemandem zu reden, aber zu schüchtern war, von allein auf jemanden zuzugehen.

»Aron, richtig?«

»Ja.«

»Seit wann bist du bei dieser Gruppe?« Mir fiel keine bessere Frage ein.

»Ich bin drei Tage früher als du zu ihnen gestoßen.« Gleichzeitig mit meiner Flucht ist viel an diesem Tag geschehen.

»Wir laufen ganz schön lange.«

»Du wanderst ungern, oder? In den letzten Tagen sind wir noch längere Strecken gelaufen. Frank hat jedoch gestern gesagt, dass wir heute weniger laufen müssen.«

Welch wohlklingende Worte für meine schmerzenden Füße. Mein Wandern beschränkte sich bisher auf das Spazierengehen in unserem Wald.

»So weit wie jetzt war ich noch nie von Zuhause weg.«

»Es wird noch mehr. Wir überqueren eine Landesgrenze.« Sein Blick zeigte mir, dass er verstand, dass die Entfernung schwierig für mich war.

»Bei dem Gedanken werde ich ganz nervös.« Der Mörder meiner Eltern durfte nicht erfahren, dass ich mich ihm näherte. Wenn ich offiziell die Grenze überquerte, könnte ihm das jemand verraten.

»Ich habe die Grenze als Kleinkind überschritten, als meine Eltern aus Alderia flohen. Seitdem habe ich in diesem Land in einem Waisenhaus gelebt.« Meine Augen flogen zu Aron. Wieso hörte ich innerhalb von vier Tagen mehrmals von einem Waisenhaus? Ein Junge, der aus einem flieht und ein Mann, der eines aufsucht. Es gab bestimmt viele Waisenhäuser in Neuderia.

»Ich dachte, du bist auch aus Neuderia, weil Ian sagte, dass nur sie aus Alderia kommen. Freust du dich, in dein Heimatland zurückzukehren?«

»Sie wissen nicht, dass ich dort geboren bin. Ihr Auftrag bestand nur darin, mich zu suchen und in Sicherheit zu bringen.«

»Warum musstest du in Sicherheit gebracht werden?« Mit großen Augen sah ich ihn an. Gefesselt von seinen Worten.

»Der Mann, vor dem meine Eltern flohen, sucht mich. Er wusste, in welchem Waisenhaus ich lebte.«

»Aber ist es dann überhaupt sicher, wieder nach Alderia zurückzukehren?«

»Nachts habe ich mir immer vorgestellt, dass ich in Frieden und als Held zurückkehre. Momentan sieht es eher aus, als ob ich als illegaler Einwanderer in meine Heimat komme. Ich habe keine Lust mehr zu fliehen und gehe zum Angriff über.«

Nach seiner Erklärung hörte er auf zu reden und mein Wissensdurst war für den Moment gestillt. Wir schwiegen eine Weile, jeder ging seinen Gedanken nach. Eine schwache Freude bereitete sich in mir aus, hervorgerufen durch Arons Gegenwart. Ich hatte meinen Eltern geschworen, erst meine Rache durchzuführen, bevor ich wieder andere Gefühle zuließ. Ich stemmte mich gegen die Zufriedenheit, sie musste aus meinem Körper gepresst werden.

Unser Weg führte zu einer Stadt. Dies sickerte in mein Bewusstsein, als wir die ersten Vorstadthäuser hinter uns ließen. Wie beschäftigt war ich gewesen? Tom, Frank und Ian verlangsamten ihre Schritte und Paul schloss zu uns auf. Dicht zusammengedrängt schritten wir durch die Straßen, die immer enger wurden. Sie passten auf uns auf! Aron und ich waren die Neuen.

Die aufsteigende Unruhe konnte ich schwer einordnen. Ich konnte mein schneller werdendes Herz spüren. Von meinem kribbeligen Körper angestachelt, fing ich an, jeden Winkel nach Gefahren abzusuchen. Es gab keine, nur die Stadtbewohner. Frank, der sich neben mir aufhielt, bemerkte mein Unbehagen.

»Wir sind bald am Marktplatz, der liegt direkt am Hafen. Ist nicht mehr weit«, erklärt er, im Versuch, seinen Worten Ruhe mitzugeben.

Er bot mir seinen Arm an und ich hakte mich bei ihm ein. Dies ermöglichte mir, das Tempo der Gruppe beizubehalten und mich weiter umzusehen.

Immer mehr Menschen kamen aus ihren Wohnungen. Die Häuser wuchsen in die Höhe und der stetige Lärm der Automobile blieb ein gleichbleibender Begleiter. Das Grün der Vorgärten war dem Grau der Straße und den Wänden gewichen. Wo kamen die Bewohner alle her?

Ich spürte Pauls skeptischen Blick. Den ganzen Tag hatte er mich immer wieder mit diesem Blick angesehen. Als ob ich gleich explodierten würde. Diesen Gefallen machte ich ihm auf keinen Fall. Zumindest nicht hier.

»Wenn wir am Schiff angekommen sind, bringt es uns geradewegs nach Hause. Kein Laufen mehr. Wir werden gleich noch den zweiten Teil unserer Leute treffen. Madame Lision wollte, dass wir den Auftrag, Aron zu ihr zu bringen, mit einer größeren Gruppe erledigen.« Frank wollte die Stille und meine Anspannung vertreiben.

Meine Augen beschäftigten meine Gedanken, wodurch mein Mund stumm blieb. Gerne hätte ich mehr über Aufträge, Aron und die Reise erfahren.

»Die zweite Gruppe besteht auch aus fünf Jungs. Sie wird von meinem Bruder angeführt. Ian wählt sie öfters aus, weil er ihnen vertraut.«

»Du hast einen Bruder?«

»Wir sind Halbbrüder. Unser Vater war niemals der treueste und beste.« Zorn lag in Franks Augen. »Meine Mutter nahm Mike als kleinen Jungen auf, als seine Mutter an einer Krankheit starb. Wir wuchsen zusammen auf und nachdem meine Mutter gestorben war, gingen wir zusammen zu Madame Lision. Unser Vater wollte uns verkaufen. Wir kamen ihm nur zuvor.«

Aron und Frank hatten auch traurige Geschichten, doch sie waren wieder fröhlich. Die Zeit für mich würde auch noch kommen.

Frank hörte auf zu reden und meine ganze Aufmerksamkeit wandte sich meiner Umgebung zu. Eingeengt schoben wir uns durch die Menge die trostlose Straße herunter. Die Zeit, die wir bereits auf den Straßen liefen, ließ eine große Hafenstadt erahnen. Sie wuchs wegen des Flusses, denn durch diesen konnten die Menschen ihre Ware vom Umland verkaufen.

Alle Unterhaltungen wurden ausgelassener. Die farblosen Menschen freuten sich, etwas Schönes auf dem Markt zu kaufen.

»Es sind Schiffe angekommen mit wertvollen und fremden Waren. Heute lohnt es sich, auf den Markt zu gehen«, hörte ich den Mann neben mir sagen. Er rieb sich die Hände und stupste seinen Nachbarn mit dem Ellbogen in die Seite.

»Wir sind da!«

Sein Ausruf lenkte meinen Blick nach vorne. Die hohen Häuser an der Straße hörten auf und gaben den Blick auf einen halbrunden Platz frei. Von Häusern und dem Fluss begrenzt stand ein Meer aus Zelten um einen Brunnen herum. Die grellen Farben der Dächer schrien mich an, das schrille Lachen der Marktfrauen ließ mich zusammenfahren. Der Duft von Kräutern brannte in meine Lunge. Das Stimmengewirr der Menschen schwirrte um mich herum. Ich taumelte und blieb vor dem ersten Zelt stehen.

»Evelen, deine Finger tun mir weh.«

Ich versuchte sie von seinem Arm zu lösen, doch sie pressten sich weiter in seine Haut. Frank sah zu mir, als er bemerkte, dass ich meine Finger weiter angespannt ließ.

»Was ist mit dir?«

»Hier sind so viele Menschen!«

Frank schwenkte seinen Kopf über die Massen hinter uns. Er zog mich näher zu einem Stand.

»Wir sind bei einem guten Verkäufer gestrandet. Siehst du dieses Material mit dem braunen Schimmer? Das ist zwar für Waffen ungeeignet, aber daraus kann ich Schmuck herstellen. Hast du Toms Armband bemerkt? Ich habe es aus diesem Material angefertigt.«

Er nahm ein viereckiges silbernes Metallstück hoch und zeigte es mir. Ich verstand, was Frank versuchte. Sein Gerede sollte mich von den Menschen ablenken. Wir mussten irgendwie zum Schiff und dafür war es notwendig, aus eigener Kraft über diesen Markt zu laufen. Ich hörte nur auf seine Stimme und heftete meinen Blick auf die Ware.

---ENDE DER LESEPROBE---