Verliebt auf Ardmore Island - Skylar Penelope - E-Book

Verliebt auf Ardmore Island E-Book

Skylar Penelope

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Beschreibung

"Verliebt auf Ardmore Island" enthält zwei Geschichten, in denen die Protagonistinnen einen neuen Lebensabschnitt beginnen und aufregende Erfahrungen auf der schottischen Insel Ardmore sammeln. Die Geschichten handeln vom Spiel des Lebens, Liebe und Freundschaft. Es erwartet dich ein Wohlfühlroman.

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EPUB
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Seitenzahl: 326

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Verliebt auf Ardmore Island

Ich fürchte nichts als deine Liebe

© 2023 Skylar Penelope

ISBN Softcover: 978-3-347-83141-4

ISBN E-Book: 978-3-347-83143-8

ISBN Großschrift: 978-3-347-83144-5

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Für meine liebe Familie, die mir immer zur Seite gestanden ist. Ich liebe euch!

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

Epilog

Vier Hufe, zwei Turteltauben, ein Team

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

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Verliebt auf Ardmore Island

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Urheberrechte

1.Kapitel

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Verliebt auf Ardmore Island

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1. Kapitel

Es war ein sonniger Tag, als Alison mit klopfendem Herzen die Anspannung in sich fühlte, die diese ersten Schritte in einen Neuanfang begleiteten. Sie stand an der Reling der FM Guthrum, die mit geübter Präzision den kleinen Hafen ansteuerte. In wenigen Minuten würde sie ein völlig neues Fleckchen Erde betreten und auf der schottischen Insel Ardmore ein neues Leben beginnen. Das gewohnte Stechen in der Brust, das seit Davids Tod ihr ständiger Begleiter war, verstärkte sich als sie an ihre neue Arbeit als Grundschullehrerin dachte, die sie ab September für das gesamte Jahr angehen würde.

Die kleine Kinderhand, die vertrauensvoll in ihrer lag, zog aufgeregt an ihrer und Fin, zu dem die Hand gehörte, zeigte begeistert auf etwas, das er in der Ferne erblickt hatte: „Sieh mal Mum, dort auf dem Hügel ist eine Burg! Wer lebt denn dort?“

„Na ja, es ist eher eine Burgruine und sie sieht nicht bewohnt aus. Vermutlich hat das Herrschergeschlecht der McLeods eine Zeit lang hier verbracht, als sie die Insel erobert haben.“

„Können wir zur Burg gehen?" Vor Aufregung hüpfte Fin auf der Stelle. "Jetzt gleich? Ich möchte sie so gerne sehen. Bitte, bitte, bitte!“

Fin war nicht mehr zu bremsen und zog Alison am Arm.

„Natürlich gehen wir die Burgruine besichtigen, aber zuerst müssen wir Ella treffen und unser neues Zuhause finden, damit wir unsere Sachen auspacken können. Aber in den nächsten Tagen gehen wir auch noch die Burg besichtigen. Versprochen.“

Sie legte einen Arm auf Fins Rücken und gemeinsam gingen sie zu ihrem Wagen, um die Fähre mit den anderen Passagieren zu verlassen.

Kurz darauf steuerte Alison mit etwas nervöser Hand ihren Chevrolet im Hafen in eine Parklücke, um in Ruhe die Telefonnummer von Ella Wilson, der Krankenschwester des Medical Centers der Insel, in ihr Handy zu tippen.

Sie hatte ihr versprochen, sie auf der Insel zu begrüßen und ihr den Schlüssel des Cottages mit der Wegbeschreibung zu übergeben.

„Hallo Alison, ich stehe mit meinem roten Mini Cooper vor dem Pub ´The White Heart´ im Hafen. Können Sie mich sehen?“

Alison sah sich suchend um und entdeckte tatsächlich auf der anderen Straßenseite einen roten Wagen, in dem eine junge Frau mit blonden Haaren und einem Handy am Ohr saß.

„Ella, ich sehe Sie.“ Energisch winkte Alison aus dem Fenster.

„Perfekt! Dann fahre ich voraus und Sie folgen mir bis zu Ihrem Cottage, das ist wohl das Einfachste.“

Erleichtert, diese erste Hürde genommen zu haben, folgte Alison dem vorausfahrenden Auto aus dem Hafen und dann einer malerischen Küstenstraße entlang. Bewundernd blickte sie auf das im Sonnenlicht glitzernde Meer, das in den verschiedensten Blautönen zum Ufer hin immer klarer wurde. Schließlich hielten sie vor einem kleinen Cottage, das von einem hübschen Garten umrahmt war, in dem sich die wilden Ranken eines zartrosa blühenden Rosenstrauchs über die Mauern am Toreingang emporräkelten und Malvensträucher, die sich am Gartenzaun entlangschmiegten und mit vollen, rotschimmernden Knospen auf eine bevorstehende Blütenpracht blickten. Es war sogar ein Bereich für zwei Gemüsebeete angelegt und mit Ziersteinen abgegrenzt, den Alison gerne mit jungem Salat und frischen Erdbeerpflanzen bestücken wollte. Auf der Hinterseite fiel das Grundstück zum Strand hin etwas ab, wobei ein angelegter Pfad, der von feinen Kräutern umrahmt war, an den Strand führte. Mit großen Augen stieg Fin aus dem Wagen.

„Mum, wir wohnen am Meer!" Ungläubig ging er drei Schritte darauf zu und drehte sich dann wieder zu ihr um. „Darf ich zum Strand? Bitte, darf ich? Jetzt gleich?“

Ohne ihre Antwort abzuwarten, war er schon um das Haus verschwunden.

Ella lachte. „Ihr Sohn ist ja ganz schön temperamentvoll! Schön, dass es ihm hier gefällt! Er wird sich mit Leo, Floras Sohn verstehen. Sie sind ungefähr im gleichen Alter.“

Herzlich streckte sie Alison die Hand entgegen „Endlich lernen wir uns persönlich kennen. Ich freue mich, dass Sie diese Herausforderung auf Ardmore annehmen. Sie werden sich sicher bald einleben. Die Menschen hier sind zwar anfangs etwas verschlossen, aber sehr freundlich und hilfsbereit. Und als Lehrerin werden Sie ja rasch Kontakte schließen. So ist es mir als Krankenschwester zumindest ergangen, als ich vor zwei Jahren hierherkam.“

„Sie sind also auch zugezogen?“

„Ja, ich hatte vom Leben in der Stadt genug. Mein Ex hat mich sitzen lassen und mein damaliger Vermieter hat die Wohnung verkauft, in der ich mich eingemietet hatte. Ich stand somit praktisch auf der Straße. Da kam mir das Jobangebot von Ardmore genau zurecht,“ erzählte Ella fröhlich und reichte Alison den Schlüssel für das Cottage.

„Es scheint, als hätten wir ein ähnliches Schicksal,“ sagte Alison, während sie den Schlüssel entgegennahm. Ella blickte sie fragend an und hoffte wohl, mehr über Alisons Geschichte zu erfahren. Diese jedoch wich ihrem Blick aus.

„Danke, dass Sie mich hier empfangen haben. Dieses Cottage hätte ich wohl alleine nie gefunden, so entlegen, wie es hier ist.“

Sie betrachtete das kleine Steinhäuschen, an dessen Südwand sich eine weitere Kletterrose hochräkelte, dessen rote Blüten den Duft bis zu ihr trugen. Erwartungsvoll sog sie den süßen Geruch ein und fühlte wie sie sich langsam entspannte.

Ella führte Alison durch die heimelig wirkenden Räume des Cottages. Sie gingen durch den Eingangsbereich, der in eine geräumige Wohnküche führte, mit Ausblick auf das Meer. Entzückt von der Aussicht auf die blaugrüne See, die am Horizont von weißen Wölkchen begrenzt wurde, öffnete Alison die große Fenstertür, die direkt in den Garten und an den Strand führte. Ein Bereich, der fast für sie und Fin alleine bestimmt war, da das nächste Cottage zwanzig Gehminuten entfernt lag, wie Ella ihr erklärte, nachdem sie ihr das Du angeboten hatte.

„Hier hat man gute Chancen zur Ruhe zu kommen, nach einem anstrengenden Arbeitstag“, sagte sie mit einem Lächeln.

„Ja, das Leben hier hat einen anderen Rhythmus, als man es von der Stadt her gewohnt ist. Das habe ich auch sofort festgestellt, als ich hierherzog. Komm, ich zeige dir den Rest des Hauses.“ Gemeinsam kletterten sie die steinernen, gewunden Stiegen in das obere Stockwerk. Alison betrat das erste der beiden Schlafzimmer, das nach Osten blickte und mit einem antiken Kasten und einem schmiedeeisernen Doppelbett ausgestattet war. Sie trat an das breite Fenster, dessen Ausblick sie über die weiten Felder blicken ließ, die in einem so satten Grün erstrahlten, wie es so typisch für diese Insel war.

Hier würden sie das kommende Jahr verbringen, dachte Alison zufrieden, während sie Fins Koffer in sein Zimmer stellte. Gemeinsam entluden sie das Gepäck und lachten über Fin, der nun über und über mit Sand bedeckt wieder bei ihnen auftauchte, um seine Spielsachen zu suchen, da er dringend eine Sandburg bauen wollte - genauso eine Burg, wie er im Hafen gesehen hatte.

2. Kapitel

Weiche Strahlen von hellem Sonnenschein kitzelten Alisons Augenlider, die sie nun matt öffnete. Verwirrt blickte sie sich in einer fremden Umgebung um. Wo war sie? Was war geschehen? Was war das für ein neuer, salziger Geruch, der durch das offene Fenster zog? Das Cottage auf Ardmore Island, fiel ihr nun wieder ein und sie ließ sich erleichtert auf das Kissen zurücksinken. Der gestrige Umzug hatte sie ermüdet und sie hatte geschlafen wie ein Stein. Nun war sie hellwach und der Wecker auf ihrem Nachttisch zeigte die unbarmherzig frühe Stunde von fünf Uhr morgens an. Da sie nun schon mal wach war, wollte sie die Zeit nutzen, um es sich in ihrem neuen Zuhause gemütlich zu machen und vielleicht den Strand zu erkundigen.

Auf Zehenspitzen, um Fin nicht zu wecken, schlich sie in die Küche und füllte die Espressomaschine, die ihr David vor Jahren geschenkt hatte, mit Wasser und Kaffeepulver. Als der Kaffeeduft das gemütliche Zimmer erfüllte und sie sich eine Tasse mit der köstlich heißen Flüssigkeit genommen hatte, öffnete sie die Gartentür und beschloss einen kurzen Spaziergang bis zu den Klippen am Ende der Bucht zu machen.

Der weiche Sand umschmeichelte ihre Füße und sie genoss die frische Brise, die auf ihrer Haut prickelte. Es versprach ein herrlicher Tag zu werden. Die Morgenröte legte sich auf den Horizont und es war keine Wolke am Himmel zu sehen. David hätte es geliebt, dachte sie und ließ sich auf einem Felsen am Rande des Meeres nieder. Obwohl er als erfolgreicher Manager auf das Leben in der Großstadt in der Nähe der Londoner Flughäfen angewiesen war, hatten sie ihre gemeinsamen Urlaubstage an Orten wie diesen verbracht, weit ab vom Trubel der Großstadt. Sie hatten abgeschiedene Ferienhäuser gewählt, wo sie sich selbst versorgten, von nichts und niemandem abhängig waren und die Natur alles Restliche erledigte.

Sie schreckte aus ihren Erinnerungen, als sie plötzlich hinter sich ein raschelndes Geräusch hörte, das klang als ob eine Herde Enten über den Sand laufen würden.

Sie drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um den heranstürmenden Pfoten eines riesigen haarigen Wollbüschels auszuweichen, die, wie sie erstaunt feststellte, zu einem Ungetüm von Hund gehörten. Das weiße Fellknäuel schien sich nichts aus Höflichkeitsfloskeln zu machen und sprang vergnügt an ihr hoch.

Ein Teil des Kaffees in ihrer Tasse schwappte über und landete auf ihrer hellblauen Lieblingsbluse, wo er sich zu einem unappetitlich braunen Fleck ausbreitete.

„Jacky!“ tönte nun eine tiefe Männerstimme. „Böser Hund! Jacky, komm her! Jacky!“

Doch der Hund beachtete sein Herrchen nicht und stupste mit seiner feuchten Nase an Alisons Bein. „Tut mir leid, ich dachte nicht, dass wir um diese Uhrzeit schon jemandem begegnen würden, daher habe ich ihn nicht an die Leine genommen. Er ist der Hund meiner Nachbarin, Mrs Rose Harris. Ich nehme ihn morgens oft mit zum Joggen, doch er bräuchte noch einige Lektionen Gehorsamkeitstraining“, sagte er lächelnd.

Alison strich mit ihrer freien Hand behutsam über das weiche Fell des Hundes.

„Er ist sehr gutmütig und würde niemandem etwas zuleide tun. Aber er ist etwas übermütig und stürmisch“, erklärte der attraktive Mann. Alison musterte ihr Gegen-über und bemerkte, dass in seinen blauen Augen ein waches Lächeln lag, das etwas in ihr berührte. Sie konnte nicht benennen was es war, aber etwas in ihrem Inneren rührte sich. Seine dunklen Haare waren etwas zerzaust und von der körperlichen Anstrengung des Morgensports etwas verschwitzt. Seine sportliche Statur ließ daraus schließen, dass er sich oft und gerne aktiv betätigte.

„Ja, das habe ich gemerkt.“

Sie leerte den restlichen Kaffee in den Sand, damit dieser nicht auch auf ihrer Kleidung landete. „Oje, das tut mir leid.“ Der Mann sah mit einem zerknirschten Blick auf ihre befleckte Bluse „Ich hoffe, das kann man wieder in Ordnung bringen …“

Er wirkte verlegen und wusste anscheinend nicht so recht, wie der diese peinliche Situation lösen sollte.

„Das ist kein Problem, das nicht mit ein wenig Waschmittel wieder aus der Welt geschafft werden könnte.“

Alison streckte dem Fremden die Hand entgegen. „Ich bin übrigens Alison Tylor. Ich bin gestern in das Cottage hier gezogen.“

„Ach Sie sind die neue Lehrerin hier an der Grundschule, freut mich Sie kennen zu lernen. Ich bin Dennis Nicolson, der hiesige Arzt." Er ergriff ihre Hand und drückte sie energisch. Auf so einen Händedruck war sie nicht vorbereitet und auf den durchdringenden Blick seiner Augen schon gar nicht. Unbehaglich atmete sie ein und senkte den Blick, wobei sie die Hand rasch wieder zurückzog.

„Ich wohne den Strand runter zwanzig Minuten von hier entfernt. Man kann hier bis zum Hafen entlanglaufen.“

„Jacky hat Glück, dass sie so viel Auslauf bekommt.“ Alison blickte auf den Hund, der neugierig die Felsen neben ihr inspizierte.

„Na ja, Mrs Harris ist eine ältere Person und manchmal etwas überfordert mit Jackys Energie, und da ich mich morgens gerne bewege, nehme ich sie einfach mit.“

Er schien überrascht über ihren inneren Rückzug, den er offenbar bemerkt hatte, denn sein Blick vertiefte sich. Sie fühlte ein leises Ziehen in ihrer Magengrube.

Sie betrachtete den Hund, dessen tapsige Art ihr ein Lächeln entlockte und beugte sich zu ihm hinab, um ihm über den Kopf zu streicheln. Dann wandte sie sich an ihn, um sich zu verabschieden. „Es war schön, Sie kennen zu lernen, Dr. Nicolson. Ich muss nach Fin, meinem Sohn, schauen. Wenn ich nicht zuhause bin, wenn er aufwacht, wird er erschrecken.“

„Dennis. Alle hier nennen mich Dennis. Aber für das Missgeschick mit dem Kaffee möchte ich gerne aufkommen. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Wie wäre es, wenn ich Sie als Wiedergutmachung zum Essen einlade? Es wäre das Mindeste, was ich tun kann.“

„Sie müssen sich nicht entschuldigen, ich war selbst schuld“, sagte Alison kopfschüttelnd. „Wenn ich besser aufgepasst hätte, wäre das Malheur nicht geschehen. Ich war wohl etwas tollpatschig.“

„Kommt nicht in Frage, ich hätte Jacky an der Leine führen sollen. Es wäre mir wirklich eine Freude, Sie einzuladen.“

„Aber wie gesagt, habe ich einen Sohn. Er ist erst sechs Jahre alt, ich kann ihn nicht alleine zuhause lassen und ich habe noch keinen Babysitter gefunden. Es ist etwas kompliziert.“

„Dann nehmen Sie Ihren Sohn doch einfach mit. Und Ihren Mann auch“, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.

Alison blickte angespannt über das Meer und fieberte nach einer Ausrede, doch es fiel ihr beim besten Willen nichts ein.

„Es sind nur Fin und ich. Ich bin Witwe und ich möchte ihn nicht mit Männerbesuchen belasten. Es ist mir wichtig, dass er in geordneten Verhältnissen aufwächst, er braucht Stabilität.“

Es tat ihr gut ihre Ängste auszusprechen und sie sah, dass er verstand.

„Aber gegen eine Freundschaft ist doch sicherlich nichts einzuwenden. Freundschaft ist ein wichtiges Gut, das jedes Kind erleben sollte.“

Bei diesen Worten musste Alison lächeln und sie nickte.

„Ja, tut mir leid, wenn ich Sie vor den Kopf gestoßen habe. Aber es ist nicht notwendig, dass Sie mich … uns … einladen.“

„Keine Widerrede. Ich bestehe darauf. Wie wäre es mit heute Abend um sieben im White Heart? Man isst dort wirklich gut und die Dorfbewohner sind bestimmt schon sehr gespannt darauf, einen Blick auf die neue Lehrerin zu werfen“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

Sie nickte etwas abwesend, dann wandte er sich auch schon um. „Ich hole Sie ab. Machen Sie`s gut!“

„Danke, ebenso“, flüsterte Alison, doch er war schon außer Hörweite und lief in Richtung Hafen. Jacky jagte ihm hinterher.

Obwohl Alison es eben noch eilig gehabt hatte zu gehen, blieb sie noch zwei Minuten stehen, um der athletischen Figur mit ihrem Blick zu folgen. Nun waren seit Davids Unfall zwei Jahre vergangen. Seit ihrer Ehe war ihr kein anderer Mann mehr nahegekommen. Doch etwas in Dennis` Blick war ihr unter die Haut gegangen. Er war attraktiv, doch das allein war es nicht gewesen. Sie war schon vielen attraktiven Männern begegnet und keiner hatte sie innerlich so aufgewühlt. Kein Wunder, dass sie nicht mit ihm hatte Essen gehen wollen, dachte sie sich auf ihrem Weg zum Cottage. Davids Tod hatte tiefe Wunden hinterlassen, nicht nur bei ihr, auch bei Fin. Es gab Tage, an denen sie glaubte, sie sei auch nach diesen zwei Jahren noch nicht über den Berg.

Daher hatte sie sich geschworen, diese Hölle nicht noch einmal durchzumachen. Sie wollte sich von allen Männern fernhalten. Sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass ihr Herz ganz brach.

Als sie in die Küche trat, schloss sie energisch die Tür hinter sich, als könne sie dadurch alle Verlockungen aus ihrem Leben verbannen.

Fin lag noch in seinem Bett und schlief tief. Nachdenklich setzte sie sich auf die Bettkante seines Betts und strich ihm liebevoll über das Haar. Ich werde nie etwas unternehmen, was dich je wieder so verletzen könnte, versprach sie ihm innerlich.

Nachdem Fin erwacht war und seine Frühstücksflocken hungrig verspeist hatte, machten sie einen gemeinsamen Spaziergang am Strand und kamen dabei fast bis zum Hafen. Am Nachmittag bauten sie am Strand eine Bahn für Fins Spielautos, die Fin sogleich in Betrieb nahm und seine Autos mit Feuereifer durch die Bahn jagte. „Heute habe ich den Gemeindearzt Dr. Dennis Nicolson kennengelernt. Er ist sehr nett und hat uns zwei zum Essen eingeladen, weil sein Hund Jacky mich angesprungen ist.“

Fin schien begeistert zu sein. „Ein Hund? Kommt der denn auch mit zum Essen?“

„Nein, ich glaube nicht. Es ist nämlich genau genommen nicht sein Hund, sondern der Hund seiner Nachbarin. Aber wenn du ihn höflich fragst, vielleicht darfst du dann den Hund mal besuchen gehen.“

„Mummy, können wir einen Hund haben? Ich passe auch auf ihn auf. Bitte“, bettelte Fin. Alison gab es einen Stich, dennoch wollte sie keine vorschnellen Versprechungen machen. „Mal schauen. Vielleicht darfst du ja mit Jacky spazieren gehen. Und wenn das gut klappt, können wir darüber nachdenken, uns einen eigenen Hund zuzulegen.“

Als es wenig später an der Haustür klingelte, sprang Fin als erstes zur Tür und riss sie auf.

„Hallo, du musst Fin sein“, sagte Dennis freundlich. „Ja, der bin ich. Kommt Jacky auch mit?“ Hoffnungsvoll spähte Fin an Dennis vorbei.

„Nein, Jacky ist bei Mrs Harris, aber wenn du magst bringe ich ihn das nächste Mal mit und wir können einen Spaziergang am Strand machen.“

Fin nickte begeistert.

Alison, die das Geschehen im Hintergrund verfolgte hatte, trat nun lächelnd näher und seine tiefblauen Augen betrachteten sie aufmerksam. Bewundernd musterte er sie in ihrem grünen Sommerkleid, das perfekt mit der Farbe ihrer Augen harmonierte. „Das Kleid steht Ihnen ganz hervorragend“, flüsterte er ihr ins Ohr, als er ihr die Autotür seines Sportwagens aufhielt. „Dankeschön.“ Sie strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter das Ohr. Während der kurzen Fahrt bemerkte sie, dass er ihr immer wieder verstohlene Seitenblicke zuwarf, wenn sie gerade nicht hinsah. Im Pub angekommen, entschuldigte sich Alison und lief auf die Toilette, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Vielleicht hatte sie noch etwas Schokolade im Gesicht, von dem Kuchen, den sie am Nachmittag mit Fin gemacht hatte? Aber nein, Gesicht und Haare sahen vollkommen normal aus. Beruhigt kehrte sie zu Dennis und Fin zurück, die inzwischen an einer Fensterbank Platz genommen hatten.

„Mum, hier gibt`s Pommes und Dennis sagt, die schmecken besonders gut!“ Fin lächelte stolz. „Wann darf ich denn mit dem Hund spazieren gehen? Mum sagt, wenn ich regelmäßig mit Jacky spazieren gehe, dann bekomme ich vielleicht einen eigenen Hund“, plapperte Fin eifrig drauflos.

„Na wenn das so ist, dann müssen wir gleich morgen zu Mrs Harris.“

Der Besitzer des Pubs näherte sich ihrem Tisch. „Dennis, schön dich wieder Mal hier zu sehen. Und du hast eine elegante Begleitung mitgebracht!“ Er blickte erwartungsvoll in die kleine Runde.

Dennis stellte Alison und Fin kurz vor.

„Du lässt aber auch nichts anbrennen, Dennis.“ Jim klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter.

„Habt ihr schon entschieden, was ihr essen wollt? Heute gibt es hervorragenden Hummer mit Kartoffeln der Saison und Babyspinat. Das kann ich euch nur empfehlen.“

Als die Bestellungen aufgegeben waren und alle mit frischen Getränken versorgt waren, sah sich Alison im Lokal um und entdeckte Ella mit einer anderen jungen Frau an einem Ecktisch sitzen und quatschen. Lächelnd winkten sie sich zu.

„Alison, wie sind Sie denn zu dieser Anstellung auf Ardmore gekommen?“ Dennis rief sie aus ihren Gedanken in die Gegenwart zurück.

„Ich habe mich beworben und wurde prompt akzeptiert. Ich wollte eine Abwechslung für mich und Fin, raus aus dem alten Umfeld. Ein neues Leben beginnen.“

„Normalerweise lieben Menschen ihre Gewohnheiten und tun alles Erdenkliche, nur um diese nicht zu ändern.“ Er blickte sie erstaunt an.

„Bei uns ist es etwas anderes. Vor zwei Jahren hatte mein Mann, David, einen tödlichen Autounfall und seitdem ist unsere Welt zerrüttet. Ich habe lange versucht irgendwie damit umzugehen, aber das reicht nicht. Alles bei uns zuhause hat mich an David erinnert …“ Sie brach ab, weil sie das Gefühl hatte, dass sie nicht das ausdrücken konnte, was in ihr vorging.

„Sie konnten nicht mit der Geschichte abschließen und beginnen hier ein neues Leben, mit neuen Menschen und neuen Erfahrungen, die zu neuen Erinnerungen werden.“ Er blickte sie wissend an und sie verstand, dass er kannte, wovon sie sprach.

„Wie lange leben Sie schon auf Ardmore?“ fragte sie.

„Schon mein ganzes Leben. Mit Unterbrechungen natürlich, als ich studiert habe. Die Leute hier kennen mich in- und auswendig. Von wo hat es Sie und Fin zu uns nach Ardmore verschlagen?“

„Wir lebten in London. Am Nabel der Welt, sozusagen“, sagt Alison. „David, mein Mann, war oft beruflich unterwegs, daher war die Wahl unseres Wohnortes eher vernünftig als eine Herzensangelegenheit.“

Das Essen kam und Fin machte sich hungrig über seine Pommes her.

„Was sagt denn Ihre Familie zu diesem radikalen Umzug in Ihrem Leben?“ Dennis musterte sie interessiert.

„Meine Mutter, die in York wohnt, versteht das nicht. Sie wollte, dass wir zu ihr ziehen. In der örtlichen Schule wäre auch eine Anstellung frei gewesen, aber das war keine Option für mich. Mein Verhältnis zu meiner Mutter ist etwas schwierig. Sie meint es gut mit mir, merkt aber nicht, dass sie mich mit ihrer Fürsorge erstickt. Ich versuche mit Fin nicht denselben Fehler zu begehen. Es ist nicht immer leicht, vor allem nach dem Unfall meines Mannes. Ich möchte Fin beschützen, damit ihm nichts geschieht und gleichzeitig muss ich ihn aber immer mehr fliegen lassen, wohin er will.“

„Noch ist er jung und braucht Führung und Schutz. Streckt er denn schon die Flügel aus?“

„Na ja, ich meine das einfach in dem Sinne, dass ich achtgeben muss, nicht überfürsorglich zu sein. Gestern nach unserer Ankunft zum Beispiel ist er alleine zum Strand gelaufen. Ich wollte ihn zurückhalten, ihn ermahnen vorsichtig zu sein und auf mich zu warten, bis ich mir gesagt habe, dass ich Vertrauen haben muss. Davids Unfall darf Fin nicht ängstigen und ihm das Vertrauen in das Leben nehmen. Und ich darf ihn nicht mit meinen Ängsten einengen.“

„Das ist sehr weise von Ihnen.“

„Ich versuche das Beste aus unserer Situation zu machen. Jede Mutter versucht so wenige Fehler wie möglich zu machen, und ich verhalte mich ebenso.“

Sie blickte von ihrem Teller auf, und merkte wie er sie betrachtete. Eine dunkle Haarlocke fiel ihm in die Stirn und er hob die Hand, um sie aus dem Gesicht zu streichen, dabei streifte er ihre Hand und ein Schauer durchfuhr sie.

Das Essen verlief angenehm, ohne peinliches Schweigen, wie sie schon ängstlich befürchtet hatte.

„Darf ich noch ein Eis?“, bettelte Fin, als er seine Portion fertig gegessen hatte.

„Bist du sicher, dass du das noch schaffst?“ Alison zweifelte an seinem Appetit.

„Ein Eis passt immer,“ unterstützte Dennis den Jungen und schon war das Eis und je ein Stück Apple Crumble für die Erwachsenen bestellt.

„Wir sind heute bis zum Hafen spaziert.“ Fin erzählte begeistert von den Abenteuern des Tages, während er verzückt sein Eis löffelte. Dennis hörte aufmerksam zu.

„Als ich in deinem Alter war, habe ich jeden Tag solche Unternehmungstouren mit meinen Freunden gemacht. Besonders gerne waren wir im Wald, der um die Burg Ardmore liegt. Dort haben wir uns Pistolen aus Holz gebastelt und sind auf die Bärenjagd gegangen,“ erzählte Dennis, während er ein Stück des Crumbles auf seine Gabel lud.

Fin machte große Augen. “Gibt es hier denn Bären?“

„Nein, natürlich nicht. Aber in unserer Fantasie gab es sie manchmal. Und manchmal gab es auch Dinosaurier und Räuber, die wir bekämpfen mussten,“ erklärte Dennis ruhig.

Alison aß in Stille ihre Nachspeise und hörte der Unterhaltung ruhig zu. Der natürliche Umgang zwischen den beiden wärmte ihr Herz.

Als Dennis seine beiden Gäste wieder zuhause abgesetzt hatte und auf dem Weg zu seinem Cottage war, ließ er nochmals den Abend in Gedanken Revue passieren.

Alison war eine wunderschöne Frau. Schon bei seiner ersten Begegnung mit ihr am Morgen, hatte er ihre großen, grünen Augen bemerkt, die so traurig blickten und er hatte sich augenblicklich gefragt, welches Geheimnis hinter dieser Persönlichkeit steckte. Das Kleid von heute Abend hatte ihre wohlgeformten Kurven deutlich zum Ausdruck gebracht. Er musste daran denken, wie sich die feinen Wölbungen ihrer Brüste ihn streiften, als er ihr beim Aussteigen aus dem Wagen behilflich war.

Ihr dunkelblondes Haar hatte sie lässig hinters Ohr gesteckt und während des ganzen Abends hatte er ihren goldigen Schimmer bewundert. Er hatte sich gefragt, ob es ihre natürliche Farbe war. Heimlich hatte er sie immer wieder beobachtet, wenn sie gerade mit Fin sprach und hatte sich gefragt, was es war, das ihn so sehr faszinierte.

Nachdenklich fuhr er die Straße entlang und fragte sich, wohin das wohl führen würde.

3. Kapitel

Am nächsten Tag war die Sonne gerade erst aufgegangen und trank mit ihren wärmenden Strahlen die frischen Trautropfen auf den Blütenkelchen der Rosen in Alisons Garten, als es an ihrer Haustür klingelte. Sie öffnete und Ella stand da und grüßte sie fröhlich.

„Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt? Ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist und Sie gut zurechtkommen. Ich habe Blaubeerküchlein gebacken und dachte, Sie und Fin könnten welche zum Frühstück vertragen.“

„Danke, das ist sehr aufmerksam.“

Alison freute sich über diese Überraschung. „Komm doch herein und trink einen Kaffee mit mir. Ich darf doch `du´ sagen, nicht wahr?“

„Aber sicher, das macht alles viel einfacher.“

„Fin schläft noch. Gestern ist es spät geworden.“

„Ich habe euch im White Heart gesehen, mit einer attraktiven Begleitung …“ Ella zwinkerte Alison zu.

„Es war nur ein Entschuldigungsessen, mehr nicht.“

Alison hoffte, dass Ella ihre geröteten Wangen nicht sah und machte sich rasch daran, einen Kaffee zu kochen und Tassen bereit zu stellen.

„Dennis ist ein ganz hervorragender Arzt. Alle Bewohner mögen ihn und vertrauen ihm. Und er ist so attraktiv, das ist eindeutig ein weiterer riesengroßer Pluspunkt.“

„Da ist nichts zwischen uns, er wollte nur freundlich sein, und uns willkommen heißen, so wie du das eben machst. Ich möchte nicht mehr als Freundschaften pflegen, schon wegen Fin.“

„Das ist verständlich. Was ist mit deinem Mann? Bist du geschieden?“

Alison erzählte Ella die Geschichte und Ella zeigte sich bestürzt über den Schicksalsschlag der jungen Familie.

„Wie geht es Fin? Gefällt ihm die neue Umgebung?“

„Das Meer findet er großartig und er hofft, dass er einen Hund bekommt. Mal schauen, was wir diesbezüglich machen können. Ich wünsche ihm, dass er rasch neue Freundschaften schließt und ein unbefangenes Leben führen kann.“

„Das wird er ganz bestimmt. Die MacArrans haben einen Sohn in Fins Alter. Er heißt Leo und ist ein ganz lieber Junge. In der Schule wirst du ihn sicherlich kennenlernen.“

Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.

„Wie ist es denn als Krankenschwester auf der Insel zu arbeiten? Gibt es viel zu tun?“

„Im Sommer, wenn die Touristen kommen, ist immer am meisten los. Aber auch im Winter ist eine ganze Menge zu tun, wenn Grippesaison ist und die Kinder in der Schule sind, wo sie sich mit allen möglichen Krankheiten anstecken. Aber ich liebe meine Arbeit, ich könnte mir nichts anderes vorstellen. Und dann noch einen Arbeitskollegen wie Dennis zu haben, das ist großartig.“

„Und neben deiner Arbeit backst du noch Süßspeisen wie diese hier, die übrigens ganz hervorragend schmecken.“ Alison biss genüsslich von ihrem Küchlein ab.

„Ich liebe es zu backen. Es lenkt mich von meinem täglichen Problemchen ab. Ich genieße es richtig und entspanne mich dabei. Leider esse ich sie auch genauso gerne, was nicht sehr vorteilhaft für mich ist,“ gab Ella lachend zur Antwort.

Alison blickte auf die schlanke Figur ihrer Gesprächspartnerin und fragte sich, was diese meinte.

Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, tapste Fin jedoch in die Küche. „Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“ begrüßte Ella den Neuankömmling.

Fin nickte benommen und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Ella hat frische Blaubeerküchlein gebracht. Setz dich doch an den Tisch, magst du eine Tasse Kakao dazu?“ Alison reichte dem verschlafenen Jungen ein Küchlein, das er interessiert ergriff.

„Nun ihr beiden, dann werde ich mich mal auf den Weg zu meiner Arbeit machen,“ sagte Ella während sie sich von ihrem Stuhl erhob und die leere Tasse in das Spülbecken stellte.

Nachdem sie gegangen war, begann Alison damit, Sandwiches vorzubereiten. „Was machst du da?“, erkundigte sich Fin neugierig. „Gehen wir heute etwa zur Burg? Und kommt Dennis mit Jacky vorbei?“

„Das werden wir sehen. Er hat viel zu tun, weißt du? Aber ja, ich dachte mir, wir machen heute einen Ausflug zur Burg und das wird sicherlich spannend. Was glaubst du, ob wir noch Überreste von Rittern dort finden werden?“

Schon wenig später wanderten sie am Strand entlang und beobachteten die Möwen, die auf dem Wasser schaukelten. Das Meer war ruhig und die Wellen schlugen sanft gegen den braunen Sand und spülten Muscheln an Land, die in verschiedenen Brauntönen schimmerten, und Formen zeigten, die an Fächer erinnerten. Andere wiederum schimmerten grau und gingen sogar ins bläuliche und erinnerten von der Form her an spitzige Schneckenhäuschen.

Sie benötigten die doppelte Zeit bis sie am Hafen ankamen, da Fin den ganzen Weg entlang Muscheln aufsammelte, um sie am Nachmittag als Schatz für seine Sandburg zu haben.

Im Hafen angekommen, stand die Sonne im Zenit und Alison schlug vor, im kleinen Café ein Eis zu kaufen.

Mit je einer Eiswaffel in der Hand schlenderten sie den Pier entlang und sahen sich die Fischerboote an, die ihren Arbeitstag bereits hinter sich hatten und nun schläfrig im Hafen vor Anker lagen.

„Sieh mal, dort ist Dennis“, rief Fin plötzlich begeistert und noch bevor Alison etwas dagegen unternehmen konnte, hüpfte er fröhlich über den Pflasterstein auf seinen neuen Freund zu. „Dennis, wir gehen die Burg besichtigen. Kommst du mit?“

„Das ist ja eine tolle Idee für heute.“ Nachdenklich blickte er auf seine Uhr. „Ich habe drei Stunden Zeit, bis ich mit den Hausbesuchen beginne, da könnte ich euch schon begleiten, wenn es deiner Mum recht ist.“ Fragend blickte er zu Alison, die etwas verlegen versuchte Fin zu beruhigen, der bereits an Dennis Hand zerrte.

„Selbstverständlich können Sie mitkommen, je mehr Personen wir sind, umso mehr Spaß macht es,“ sagte sie lächelnd.

„Na dann, lasst uns gehen. Alison, haben Sie den Korb den ganzen Weg hierhergetragen? Kommen Sie, lassen Sie mich das machen.“ Mit diesen Worten nahm er Alison freundlich den Picknickkorb ab, bevor diese etwas dagegen erwidern konnte.

Der Weg zur Burg führte durch ein kleines Wäldchen, das in der starken Mittagssonne frischen Schatten spendete.

Der Anstieg auf den Hügel, auf dem die Burg lag, war rasch geschafft. Dennis betrachtete Alison, die auf dem schmalen Weg vor ihm ging. Sie trug blaue Shorts, die ihre langen Beine noch schlanker erscheinen ließen und das leuchtend grüne T-Shirt mit den kleinen, weißen Blumen darauf, unterstrich ihre schmale Taille. Schon bald standen sie vor dem Tor, das in früheren Zeiten das Gebäude mit einer Zugbrücke verbunden hatte. Nun war anstelle der Zugbrücke eine Brücke gebaut worden, damit die Touristen bequem die alten Mauern besichtigen konnten.

„Auf dem Turm hat man eine hervorragende Aussicht über die Insel und bei gutem Wetter sieht man über das Meer sogar bis zum Festland. Es war ein strategisch wichtiger Aussichtspunkt für die Herrscher von Ardmore“, erklärte Dennis.

Gemeinsam gingen sie über den Hof zum Wehrturm und stiegen die Wendeltreppe nach oben und tatsächlich konnte man von hier weit über die Insel und hinunter zum Hafen blicken. Am Horizont konnte man hinter feinem Dunst die schottische Küste erahnen.

Dennis hob Fin, der noch nicht groß genug war, um über die Brüstung zu blicken, auf seinen Arm und Fin spannte einen imaginären Bogen, um einen Pfeil auf die herannahenden Feinde zu schießen. Alison lachte und Dennis fiel auf, dass die Melancholie in diesen Momenten vollkommen ihre Augen verließ. Davon würde er gerne mehr sehen. Für den Moment wollte er Fin aber erstmal noch die richtig spannenden Räume zeigen.

„Im Verlies dieses Turms hat man die Gefangenen festgehalten. Es ist derzeit mit Brettern verschlossen, da es noch nicht erforscht ist“, erklärte Dennis, während sie die enge Wendeltreppe vorsichtig hinunterstiegen.

Nachdem sie alles angesehen hatte, führte er sie in den Burghof, wo eine Bank in der Sonne stand. „Das wäre doch ein gutes Plätzchen zum Ausruhen, was meint ihr?“ Dennis sah die beiden fragend an. Fin hüpfte bereits vergnügt auf die Sitzgelegenheit zu, während Alison nickte.

Eine angenehme Brise wehte über den Burghof und bewirkte, dass die drei Wanderer entspannt die wärmenden Sonnenstrahlen suchten. Fin setzte sich an das eine Ende der Bank, sodass Dennis und Alison nebeneinander zu sitzen kamen. Penibel darauf bedacht, ihren Sitznachbarn nicht zu nahe zu kommen, begann Alison die Sandwiches auszupacken. „Möchten Sie auch ein Brot? Ich habe mehrere gemacht. Es reicht für alle.“

„Sehr gerne, vielen Dank.“ Als sie ihm sein Sandwich reichte, hatte sie den Eindruck, dass seine Finger einen Augenblick zu lange auf ihren ruhten. Aber vielleicht hatte sie es sich auch nur eingebildet. Sie schluckte und wusste nicht, was sie mit ihrem belegten Brot anstellten sollte. Appetit hatte sie plötzlich keinen mehr. Während Fin genüsslich sein Sandwich mampfte, nahm sie einen Schluck aus der mitgebrachten Wasserflasche.

„Sie essen ja gar nichts,“ bemerkte Dennis erstaunt, während er beobachtete, wie Alison ihr Brot wieder in den Picknickkorb packte.

„Es ist zu warm. Ich habe keinen Hunger. Außerdem habe ich reichlich gefrühstückt. Ella hat uns heute Blaubeerkuchen vorbeigebracht.“

„Verstehe." Er lächelte sie so warm an, dass ihr ganz anders wurde und so wendete sie rasch den Blick ab.

Schweren Herzens machten sie sich nach der restlichen Erkundung auf den Rückweg und Dennis bot Alison und Fin an, sie mit seinem Auto nach Hause zu bringen. Da sie der kleine Ausflug nun doch etwas angestrengt hatte, nahmen sie dankend an.

„Vielen Dank für diese ausgesprochen netten Mittagsstunden“, sagte er wenig später, als sie an ihrem Cottage angekommen waren. „Fin ist ein sehr lebhafter kleiner Junge. Ich hatte den Eindruck, die Burg hat ihm gut gefallen.“

Er blickte sich in der kleinen Küche um, die mittlerweile gemütlich eingerichtet war. Frische Blumen standen auf dem Tisch, die Alison im Garten gepflückt hatte. Sie liebte es, ihr Haus einzurichten, damit sie und Fin es gemütlich hatten.

„Ich mache einen Kaffee, möchten Sie auch eine Tasse trinken?“ Alison machte sich daran, die Kaffeekanne zu befüllen.

„Ja, gerne. Ich glaube, dafür ist noch Zeit. Und was unternehmen Sie jetzt mit dem restlichen Nachmittag?“

„Ich werde ihn nutzen, um im Garten ein gutes Buch zu lesen.“

Sie hatte es immer schon geliebt sich in neuen Bücherwelten zu verlieren. Es war eine willkommene Abwechslung, um vor einer Welt zu flüchten, die oft nur Grausamkeiten zu liefern hatte. Besonders nach Davids Tod, war die Literatur ihr ein treuer Zufluchtsort gewesen, sowohl für sie als auch für Fin, der es liebte, sich Geschichten von ihr vorlesen zu lassen.

Gemeinsam traten sie in den Garten.