Verliebt in einen Herzensbrecher - Karin Lindberg - E-Book

Verliebt in einen Herzensbrecher E-Book

Karin Lindberg

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Beschreibung

Attraktiv, unkompliziert und charmant – das ist Elijah.

Noch dazu taucht er im perfekten Moment auf, denn Cat braucht nach ihrer miesen Trennung dringend Ablenkung. Da kommt ihr ein unverbindlicher Flirt gerade recht! Cat findet, sie und Elijah passen perfekt zusammen: Er hat noch nie an die Liebe geglaubt, und sie tut es jetzt auch nicht mehr. Doch Cat hat nicht damit gerechnet, dass Elijah sie zum Lachen bringt, dass ihr Liebeskummer sich in seinen Armen schneller auflöst als Eiswürfel im heißen Wasser. Sie ahnt, dass sie gehen sollte, ehe ihr Herz aufs Neue zerbricht. Denn Elijah wird niemals fähig sein, sie so zu lieben wie sie ihn … oder doch?

Jeder Roman der Boston Bachelors-Serie ist in sich abgeschlossen. Fans von Verrückt nach Mr. Wrong dürfen sich auf ein Wiedersehen mit Liv und Nate freuen.

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Verliebt in einen Herzensbrecher

BOSTON BACHELORS 2

KARIN LINDBERG

Klappentext

Attraktiv, unkompliziert und charmant – das ist Elijah.

Noch dazu taucht er im perfekten Moment auf, denn Cat braucht nach ihrer miesen Trennung dringend Ablenkung. Da kommt ihr ein unverbindlicher Flirt gerade recht!

Cat findet, sie und Elijah passen perfekt zusammen: Er hat noch nie an die Liebe geglaubt, und sie tut es jetzt auch nicht mehr.

Doch Cat hat nicht damit gerechnet, dass Elijah sie zum Lachen bringt, dass ihr Liebeskummer sich in seinen Armen schneller auflöst als Eiswürfel im heißen Wasser. Sie ahnt, dass sie gehen sollte, ehe ihr Herz aufs Neue zerbricht.

Denn Elijah wird niemals fähig sein, sie so zu lieben wie sie ihn … oder doch?

Jeder Roman der Boston Bachelors-Serie ist in sich abgeschlossen. Fans von Verrückt nach Mr. Wrong dürfen sich auf ein Wiedersehen mit Liv und Nate freuen.

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Epilog

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Über die Autorin

Lektorat: Dorothea Kenneweg

Covergestaltung: Casandra Krammer – www.casandrakrammer.de

Covermotiv: ©️ MyStocks – depositphotos.com, cinichka, Paket – Shutterstock.com

Copyright © Karin Lindberg 2019

www.karinlindberg.info

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K.Baldvinsson

Am Petersberg 6a

21407 Deutsch Evern

Alle Rechte vorbehalten.

Jede Verwertung oder Vervielfältigung dieses Buches – auch auszugsweise – sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet. Handlungen und Personen im Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Weitere Informationen unter www.karinlindberg.info

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Erstellt mit Vellum

Prolog

Elijah hätte wissen müssen, dass diese Affäre kein gutes Ende nehmen würde, aber er hatte alle Vorzeichen ignoriert. Nun begann er sich zu fragen, ob er nicht doch besser auf sein Bauchgrummeln gehört hätte, statt sich von seinem Unterleib lenken zu lassen. Elijah umklammerte das Smartphone mit seiner Rechten und kämpfte gegen den Drang an, es auf den Asphalt zu werfen und wie Rumpelstilzchen darauf herumzutrampeln. Als ob das arme Ding etwas dafür könnte, dass dieser Tag sich zu einem Albtraum entwickelte! Elijah verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.

Lass die Finger von Valentina, oder du wirst es bitter bereuen, hallte die Drohung immer wieder durch seinen Kopf.

Es war doch immer das Gleiche: Eifersüchtige Kerle machten ihn dafür verantwortlich, wenn die Weiber zu ihm ins Bett stiegen – nur, dass er dieses Mal die falsche Frau ins Bett gezerrt hatte.

Seufzend ließ er das Handy in der Gesäßtasche seiner Jeans verschwinden, als er gegen etwas prallte.

Nicht etwas, jemanden.

Sein Jerseyshirt wurde nass, und dann wurde es kochend heiß auf seiner Brust.

»Verfluchter …«, zu mehr kam er nicht. Das Wort »Mist« blieb ihm im Halse stecken, als er in ein paar grüne Augen schaute, die ihn verärgert fixierten.

»Mein Gott, haben Sie keine Augen im Kopf?«, zischte die Frau, sprang einen halben Meter zurück und ließ auch noch ihre Einkaufstüte fallen.

Ihr Kaffeebecher knallte etwas zeitverzögert mit einem gedämpften Plopp auf den Boden. Der schwarze Plastikdeckel segelte daneben. Er nahm sich einen Augenblick, um sie zu betrachten. Das blonde Haar war zu einem lockeren Knoten hochgedreht, einige Locken umschmeichelten ihre weichen Züge. Die Wangen waren gerötet, die grünen Augen funkelten. Unter dem trüben Septemberhimmel wirkten sie wie tiefe Seen, in denen sich die Wolken spiegelten. Er verlor sich einen Atemzug lang darin.

Auf der Nase hatte sie ein paar Sommersprossen, die dieselbe Farbe hatten wie die Sprenkel in ihren Augen. Sie trug kein Make-up, dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – fand er sie irgendwie … anziehend. Die Turnschuhe waren abgetreten, ihre schlanken Beine steckten in einer grauen Jogginghose, darüber hatte sie ein weißes T-Shirt mit zwei roten Flecken am Bauch an, die verdächtig nach Tomatensoße oder Ketchup aussahen.

»Wie wäre es mit einer Entschuldigung«, schlug sie vor. Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihn für die Misere verantwortlich machte.

Elijah hob eine Augenbraue, ihre Reaktion amüsierte ihn. »Entschuldigung«, sagte er und verkniff sich ein Lachen.

Sie schnaubte. »Ja, ist klar.«

»Wollen Sie mich nicht fragen, ob ich mich an dem heißen Kaffee verbrüht habe?«, schlug er mit einem süffisanten Grinsen vor.

Er zupfte sich das nasse Shirt von seinem Oberkörper, um seine Aussage zu unterstreichen.

»Der kann höchstens noch lauwarm gewesen sein«, gab sie selbstbewusst zurück und griff nach ihrer Tüte. Das braune Papier zerriss und die Einkäufe verteilten sich zwischen ihren Füßen. Eine dicke Fleischtomate rollte auf die Straße. Sie stieß einen sehr undamenhaften Fluch aus und ging in die Hocke, um alles wieder einzusammeln.

»Soll ich Ihnen helfen?«, bot er an, obwohl er die Aussicht zu sehr genoss, um sie aufgeben zu wollen. Er hatte einen herrlichen Blick auf ihr Dekolleté, das für ihre schmale Statur recht ansehnlich war. Auf jeden Fall war alles daran echt, stellte er zufrieden fest.

»Glotzen scheinen Sie ja besser zu können«, brummte sie.

Elijah grinste und zuckte die Schultern. »Wie wäre es damit: Ich lade Sie als Entschädigung auf einen Kaffee ein? Dann kann ich mich ausgiebig bei Ihnen entschuldigen. Oder Sie kochen die Lasagne für uns, und ich kann mein Shirt bei Ihnen trocknen?«

Sie richtete sich auf und runzelte die Stirn. »Was soll das denn jetzt werden?«

»Eine Einladung?«, schlug er vor.

»Nee, bloß nicht. Woher wissen Sie überhaupt, dass es Lasagne geben soll?«

Elijah wunderte sich ein wenig über ihre abweisende Reaktion. Ja, okay, seine Anmache kam nicht immer gut an, aber … meistens.

»Bei den Zutaten, die hier so hübsch umeinander kullern: Tomaten, Hack, Nudelplatten –habe ich einfach messerscharf kombiniert.«

»Sehr witzig. Ich lache später.«

Sie sah hinreißend aus, wenn sie sich aufregte.

»Oder sind Sie schon verabredet?« Auf den Gedanken war er bislang noch gar nicht gekommen. Dumm von ihm.

Sie schaute ihn an, als ob er ein Irrer wäre. »Wüsste nicht, was Sie das anginge.«

»Das werte ich als Nein. Warum dann nicht?« Er setzte sein wirkungsvollstes Aufreißerlächeln auf.

»Weil ich gerade echt keinen Nerv auf Kerle wie Sie habe. Sorry.«

»Dann verraten Sie mir Ihren Namen und Telefonnummer, dann können wir uns verabreden, wenn Sie wieder … Lust haben.«

Sie verdrehte die Augen und stöhnte. »Sicher nicht. Schönen Tag noch«, stieß sie mit einem derartig sarkastischen Unterton hervor, dass Elijah einen Moment schwieg.

»Herrje, da hat wohl jemand seine Tage«, kommentierte er spöttisch, auch ein bisschen, weil ihre Absage ihn in seiner männlichen Eitelkeit verletzte.

»Wow«, sagte sie nur und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Wenn ich nicht die Hände voll hätte, würde ich Ihnen jetzt eine Tomate an den Kopf werfen. Und Tschüss!«

Sie marschierte los und ließ ihn stehen. Elijah wandte sich um und schaute ihr hinterher, eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. Ein Jammer, dachte er. Oder vielleicht auch nicht, sie scheint ja eine ganz schöne Zicke zu sein. Auf Frauen, die Probleme machten, hatte er keine Lust, auch wenn sie hübsch waren. Alles, was er suchte, war eine prickelnde Zeit zwischen den Laken, alles andere interessierte ihn nicht. Außerdem hatte er momentan echt andere Sorgen, erinnerte er sich, als ihm der Anruf von vorhin wieder einfiel. Ob man diese wilden Drohungen überhaupt ernst nehmen musste?

KapitelEins

Lasagne machte nur fett und nicht glücklich, das hatte zumindest ihre Mutter immer gesagt. Cat war es derzeit allerdings völlig egal, ob sie bald alle Nähte ihrer Hosen sprengen würde.

Catherine, ich finde, wir brauchen ein bisschen Abstand. Wir sollten uns mit anderen treffen und sehen, wie sich das anfühlt, hatte Josh gesagt und ihr damit den Boden unter den Füßen weggezogen.

»Mieses Schwein«, murmelte sie und stach mit ihrer Gabel in die Auflaufform, als wäre die Lasagne schuld daran und nicht ihr Freund. Exfreund, korrigierte sie sich still.

Teller waren überbewertet, und auf ihre Linie musste sie jetzt auch keine Rücksicht mehr nehmen. Während ihrer Beziehung mit Josh hatte sie immer auf ihr Gewicht geachtet, war regelmäßig zum Sport gegangen und hatte peinlichst auf gesunde Ernährung wert gelegt, denn er stand nun mal auf gepflegte, schlanke Frauen.

Hat auch nichts gebracht.

Deswegen war damit jetzt Schluss. Zum Teufel scheren sollte er sich. Sie aß eine Weile schweigend und schaufelte Gabel für Gabel in ihren Mund, bis sich ein wohlig warmes Gefühl in ihrem Bauch ausbreitete. Die Wut ebbte ab, aber was danach kam, war auch nicht besser. Cat spürte die Welle bereits auf sich zurollen, konnte aber nicht mehr verhindern, dass sie über sie hinwegschwappte. Ihre Augen brannten, füllten sich mit Tränen, und die Unterlippe begann zu zittern.

Als die erste heiße Spur über ihre Wangen floss, ließ sie die Gabel sinken und schniefte. Eben noch hatte sie geglaubt, sie hätte diese Phase des Trennungsschmerzes bereits hinter sich.

Nun ja, sie hatte sich getäuscht.

Es vergingen keine zwei Atemzüge, bis ein forsches Klopfen Cat aus ihrem Selbstmitleid riss.

O Gott! Vielleicht war es Josh? Sie schob die Auflaufform so hektisch von ihren Oberschenkeln, dass sie umkippte. Zum Glück war nicht mehr viel drin gewesen …

Wie schaute sie überhaupt aus? Hastig blickte sie an sich herunter. O je. Gar nicht gut. Das weiße T-Shirt war fleckig, die graue Jogginghose hatte ein fingernagelgroßes Loch am Knie. Wie ihr Gesicht aussah, mochte sie sich gar nicht erst vorstellen. Make-up hatte sie sich aufgrund ihrer Situation komplett gespart, und die blonden Haare standen wahrscheinlich von ihrem Kopf ab, als hätte sie in eine Steckdose gefasst.

»Cat, mach auf! Ich weiß, dass du da bist.«

Es war eine weibliche Stimme, die sie gut kannte. Einerseits war sie erleichtert, dass Liv vor ihrer Tür stand, andererseits … Das bedeutete, dass Josh nicht gekommen war, um sie um Verzeihung zu bitten.

Sie schluckte, ehe sie antwortete. »Ich kann nicht.« Ihre Stimme klang nicht so fest, wie sie es sich wünschte.

»Wieso nicht? Hast du dich verletzt?«

»Mein Herz ist zerbrochen.« Sie schniefte.

»Bitte, Süße. Lass mich rein!«

Cat seufzte. »Na, gut.«

Kraftlos schleppte sie sich zur Tür und öffnete. Sie rechnete es Liv hoch an, dass sie ihren erbärmlichen Zustand weder kommentierte noch wortreich Mitleid bekundete. Stattdessen sagte Liv nur, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte: »Ich weiß, es ist hart, verlassen zu werden, aber soll das noch wochenlang so weitergehen?«

Cat schüttete Liv ihr Herz aus – als ob sie das in den letzten vierzehn Tagen nicht häufig genug getan hätte. Diese machte ein neutrales Gesicht.

»Josh ist ein Arschloch«, kommentierte Liv sachlich.

Cat schnäuzte sich unterdessen lautstark in ein Taschentuch. »Aber ich liebe ihn doch!«

»Du musst dich entlieben, denn er liebt dich offenbar nicht. Du weißt schon, andere Mütter haben auch schöne Söhne und so weiter.« Liv machte eine wegwerfende Handbewegung.

Ach, wenn es doch nur so leicht wäre, ihn zu vergessen!

»Wir waren so glücklich miteinander. Ich weiß einfach nicht, was ich ohne ihn machen soll.«

»Meiner Meinung nach hat er dich – seit wir uns kennen – nie gut behandelt. Er hat dich nur ausgenutzt. Er wird längst eine andere haben, das ist dir doch klar, oder?«

Cat riss die Augen auf, ihr Magen verkrampfte sich. Kein gutes Gefühl mit der ganzen Lasagne im Bauch. »Was? Nein! Er hat gesagt, er will sich mit anderen treffen, nicht, dass er eine andere hat!«

Liv hob eine Braue. »Ich hasse es, dir diese Neuigkeiten überbringen zu müssen, aber: Er hat ganz sicher eine Neue. Männer wie er springen nun mal von einem Bett direkt ins nächste.«

»Das kann doch nicht sein.« Cat raufte sich die Haare. »Nein! Erzähl doch nicht so einen Mist.«

»Süße, glaub mir, das muss nicht das Ende sein.« Liv lächelte.

»Was dann?«, fragte Cat und kniff die Augen zusammen.

»Es könnte natürlich sein, dass Josh zurückkommt, wenn du einen neuen Partner hast, der ja nicht unbedingt wirklich dein neuer Partner sein müsste. Verstehst du? Eigentlich müsste ich dir davon abraten, aber wenn dein Herz so an ihm hängt? Manche Männer sind da irgendwie – seltsam, sobald Konkurrenz auftaucht, drehen sie durch. Gott sei Dank ist Nate nicht so.« Ein verträumter Ausdruck erschien auf ihren Zügen. »Wenn du Josh wirklich zurückwillst, mach ihn eifersüchtig, zeig ihm, dass du ihm keine Träne nachweinst. Dann könnte es sein, dass er ganz schnell wieder bei dir auf der Matte steht.«

Zum ersten Mal seit Ewigkeiten keimte so etwas wie Hoffnung in Cat auf. »Meinst du?«

»Klar. Ich fand ohnehin, dass du zu verfügbar für ihn warst. Du bist viel mehr als das Weibchen, das auf einen Typen wartet. Zeig ihm, wie du wirklich bist.«

Cat runzelte die Stirn. Sie hatte keine Ahnung, was Liv meinte. Ohne Josh war sie gar nichts, sie hatte sich verloren. »Wie bin ich denn?«

Liv lachte. »Sexy, klug und begehrenswert natürlich.«

»Hast du dich in letzter Zeit mal umgesehen? Hier steht gerade keine Schlange vor meiner Tür. Ich fühle mich unattraktiv und wie eine Versagerin.«

Liv tätschelte ihr Knie. »Das kriegen wir schon wieder hin! Und wir werden Josh wissen lassen, dass er schneller Schnee von gestern ist, als er seine Neue …«

»Stopp! Sag es nicht«, unterbrach sie Cat mit einer hektischen Handbewegung.

»Okay, gut. Aber dir ist klar, was ich meine?«

»Ich kann es mir bildlich vorstellen.« Sie rümpfte die Nase, ehe sich ihre Züge entspannten und sie sich ein wenig nach vorne beugte. »Und du meinst, das klappt?«

»Da kannst du Gift drauf nehmen.«

»Und wie willst du das anstellen?«

»Nicht ich – du. Aber das Wie, das lass mal meine Sorge sein! Ich habe da schon eine Idee.«

Cat war sich nicht so sicher, ob sie Liv die Initiative überlassen sollte. Sie wusste gar nichts mehr. Sie hockte wie ein Häuflein Unglück vor ihrer Freundin und warf Liv nur einen trüben Blick zu. Liebeskummer zu haben, fühlte sich scheußlich an.

»Gib mal dein Handy«, sagte Liv und riss sie aus ihrer Lethargie.

»Wofür brauchst du das denn jetzt? Du willst ihn doch nicht etwa anrufen?«

»Sicher nicht. Nun mach schon, gib es her.«

Cat tastete neben sich auf dem Sofa, dann reichte sie Liv ihr Smartphone. »Willst du mich vielleicht erst einmal aufklären, was du vorhast?«

Liv grinste breit. »Ich melde dich bei Tinder an, was denn sonst?«

»O nein«, stöhnte Cat. »Du willst mich nicht ernsthaft in diese grausame Dating-Welt schicken?«

»Ich kann und ich werde!«

Cat ließ sich mit geschlossenen Augen in die Polster zurücksinken. »Das überlebe ich nicht.«

Livs helles Lachen tönte durch Cats Wohnzimmer. »Doch, wirst du. Wir schauen uns ja auch erst mal ein wenig um. Du musst ja nicht sofort loslaufen und einen Kerl in natura treffen.«

»So kann ich eh nicht vor die Tür gehen. Ich müsste zumindest mal duschen.«

»Cat, meine Süße. Der Punkt ist doch der, du musst raus aus deiner Bude. So oder so.«

»Keine Kraft«, seufzte sie. »Ich schaffe es gerade mal zur Arbeit, zu mehr bin ich nicht fähig. Und heute ist Samstag. Da muss ich mich ausruhen und Energie für die nächste ermüdende Woche sammeln.«

»So kenne ich dich gar nicht. Du bist doch sonst so ein aktiver Mensch. Das muss aufhören, sonst gehst du hier ein wie eine Primel ohne Wasser.«

»Guter Punkt. Ich bin eine vertrocknete alte Pflanze, die keiner mehr will.«

»Sei nicht albern«, fuhr Liv sie scharf an. »Ich habe mir das jetzt eine Weile angesehen, dich um die Beziehung trauern lassen und so, aber jetzt ist Schluss damit. Hier, guck mal. Der sieht doch süß aus.« Liv hielt ihr das Telefon vor die Nase.

Cat schnitt eine Grimasse. »Nicht dein Ernst! Der ist hässlich.«

So ging es weiter. Liv zeigte Cat Profile von Tinder-Mitgliedern, Cat schüttelte immer nur den Kopf und fand bei jedem etwas, das sie störte. Irgendwann gab Liv es auf, legte das Handy weg und sprang auf die Beine. »Lass es erst mal sacken. Ich bin jetzt noch mit Nate verabredet.«

»Oh, was macht ihr Schönes?«

»Wir wollten ins Kino gehen. Möchtest du vielleicht mitkommen?«

»Bitte! Eher springe ich in den Charles River. Ich werde nicht als fünftes Rad am Wagen an euch kleben. Frischverliebte sind schlimmer als die Cholera.«

Liv kicherte und umarmte Cat. »Dann nimm ein Bad. Du müffelst.«

»Danke! Du … Freundin.« Cat spürte, wie sich ihre Mundwinkel ein wenig nach oben bogen. Es fühlte sich seltsam an, nach so langer Zeit wieder ein Lächeln im Gesicht zu haben.

»Ich schau morgen wieder nach dir. Wenn du dann immer noch in dieser Jogginghose dasitzt …«

Cat winkte ab. »Keine Sorge. Ich mache erst mal Selbstputz und dann Hausputz. Zufrieden?«

Liv nickte. »Mal sehen.«

Während Cat sich kurz darauf tatsächlich daranmachte, die Spuren der letzten zwei Wochen zu beseitigen, aufzuräumen, zu saugen, zu wischen und zu spülen, dachte sie über Livs Worte nach. Irgendwie hatte sie recht, sie musste endlich wieder vor die Tür.

Allerdings sah sie es ein bisschen anders als Liv, sie brauchte eine lange Auszeit von Männern. Ob Josh zurückkommen würde, würde sich dann zeigen. Ihre Chancen stiegen aber nicht, indem sie sich jeden Tag eine Familienportion Lasagne in den Rachen schob und sich gehen ließ. Andererseits war ihr nach dem Gespräch mit Liv noch etwas klar geworden. Sie hatte sich selbst belogen. Zu lange. Sie hatte insgeheim schon eine Weile geahnt, dass Josh nur aus Bequemlichkeit mit ihr zusammen war. Dass er in Wirklichkeit nie vorgehabt hatte, mit ihr alt zu werden. Immer wieder hatte er sie mit Ausreden abgespeist, Verabredungen abgesagt und von Anfang an war er ausgewichen, wenn sie auf das Thema Zusammenziehen gekommen war. Aber mit dem Leugnen war jetzt Schluss. Sie war fertig damit, die Weltmeisterin im Selbstbetrug zu sein. Sie würde nicht mehr so viel von ihrem Leben in einen Kerl investieren, der ihr nichts zurückgab. Sollte Josh doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs!

Der Vorsatz, auch ohne Mann glücklich zu sein, hielt genau achtundvierzig Stunden. Als sie am Montag nach einem anstrengenden Bürotag aus der Agentur nach Hause kam, fühlte sie sich entkräftet und mutterseelenalleine. Sie schloss die Tür zu ihrer Wohnung mit einem Seufzen auf und blieb im Türrahmen stehen. Der vertraute Geruch ihrer vier Wände nahm ihr die Luft zum Atmen. Die Vorstellung, den ganzen Abend alleine auf dem Sofa zu verbringen, schnürte ihr die Kehle zu. Andererseits hatte sie nicht die Energie, ins Fitnessstudio zu gehen, oder noch schlimmer, in eine Bar, wo sie niemanden kannte. Liv hatte Nachtschicht, die hatte sie schon unterwegs angerufen. Mutlos trat sie über die Schwelle. Ein Vibrieren in ihrer Handtasche schreckte sie auf. Wie immer, wenn es klingelte, dachte sie zuerst an Josh.

Immer noch.

Verdammt.

Als sie auf dem Display Nate blinken sah, war sie einerseits enttäuscht, andererseits überrascht. Es war doch hoffentlich nichts passiert?

»Nate?«, meldete sie sich. »Ist alles in Ordnung?«

»Hi Cat, ja, es ist alles okay.«

Cat atmete erleichtert aus. »Das freut mich. Wie geht’s dir?«

»Gut, vielen Dank. Und dir?«

Sie lachte künstlich. »Super, sitze gerade auf dem Sofa und schaue einen Film«, log sie.

»Oh, entschuldige, ich wollte dich nicht stören. Ich kann auch ein andermal …«

»Nein«, unterbrach sie ihn hastig. »Schon okay, der war sowieso langweilig. Was gibt’s?«

Sie hörte ein Räuspern. »Ja, äh, ich wollte dich fragen, ob du mir ein bisschen helfen kannst.«

»Klar, was liegt an?«

»Du weißt doch, dass Liv bald Geburtstag hat.«

»Ja?« Sie verstand noch immer nicht.

»Ich wollte sie mit einer Party überraschen. Sie meint, dass sie nicht feiern will, aber ich finde, sie ist zu bescheiden. Ich möchte gerne einen unvergesslichen Tag mit unseren Freunden organisieren.«

Cats Herz zog sich schmerzhaft zusammen. »Gott, wie süß von dir!« Josh hatte nie etwas so Romantisches für sie getan. »Natürlich helfe ich dir.«

»Danke, du bist ein Schatz!«

»Aber bist du nicht ein bisschen spät dran? Oder hast du schon Einladungen verschickt?«

»Ähm, ja. Darauf wollte ich gleich zu sprechen kommen. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie man so eine Überraschungsparty überhaupt plant … und da dachte ich an dich, ich meine, du arbeitest doch in einer Eventagentur …«

Sie spürte, wie ihre Mundwinkel sich nach oben bogen. »Verstehe. Aber sicher, kein Problem. Sollen wir uns irgendwo treffen, um zu besprechen, was du dir vorstellst?«

Sie hörte sein erleichtertes Aufatmen. »Das wäre wunderbar. Ich bin noch im Büro, würdest du vielleicht hierherkommen? Ich könnte dir einen Wagen schicken lassen.«

»Ach was, ich rufe mir schnell ein Uber, bin schon unterwegs. Bis gleich, Nate.«

»Vielen Dank«, hörte sie ihn noch antworten, dann legten sie auf.

Eine halbe Stunde später stand Cat vor dem Gebäude der WestMoore Holding und schaute in den roten Abendhimmel. Die Luft war kühl, es roch nach Herbst, jeden Tag wurde es nun ein wenig früher dunkel.

Cat meldete sich am Empfang und wurde nach oben begleitet, wo Nate sie schon in seinem Büro erwartete. Die beiden umarmten sich freundschaftlich.

»Danke, dass du so spontan herkommen konntest«, sagte er.

Nate trug ein weißes Oberhemd, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt waren. Darüber hatte er eine zur Anzughose passende Weste an, die seine schmalen Hüften betonte. Er war ein gut aussehender Mann, nicht nur das, er hatte für Liv seine Dämonen überwunden. Cat schätzte ihn sehr, er war ein guter Kerl, der in seinem Leben schon viel mitgemacht hatte. »Klar, das habe ich gerne getan«, erklärte sie. »Ich freue mich sehr, dass du überhaupt an mich gedacht hast.«

»Setz dich doch.« Er zeigte auf die lederne Sitzgruppe an der gegenüberliegenden Wand. »Möchtest du was trinken? Wasser hätte ich sogar da.«

»Das ist gut, vielen Dank.«

»Ich gehe aber auch gerne in die Küche und mache einen Kaffee für dich.«

»Sind deine fleißigen Bienchen schon ausgeflogen?«, scherzte Cat.

»Alle im Feierabend«, gab er grinsend zurück. »Du hast die Wahl.«

»Nein.« Sie musste lachen. »Wasser ist perfekt. Wenn ich jetzt noch Kaffee trinke, liege ich am Ende die halbe Nacht wach.« Sie setzte sich auf einen der dunklen Ledersessel und überschlug ihre Beine. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie immer noch ihr Kostüm und die High Heels trug. Nate konnte jetzt glauben, dass sie sich für das Treffen mit ihm aufgebrezelt hatte oder dass sie gar nicht auf dem Sofa gesessen hatte, um einen Film anzusehen. Es war ihr unangenehm, aber sie wusste auch nicht, wie sie aus der Nummer wieder herauskam. Sie wollte auf keinen Fall, dass er ahnte, wie einsam sie tatsächlich war. Sich bei ihrer Freundin Liv auszuheulen, war eine Sache, aber vor dem Freund der Freundin … nein. Das war ihr wirklich peinlich. Andererseits, Liv hatte Nate bestimmt schon erzählt, dass sie ihren Kummer nicht in Alkohol, sondern in Lasagne ertränkte. Sie erinnerte sich kurz, dass es hier mal nicht um sie und ihr Elend ging, sondern um Liv. Sicher war es Nate total egal, was sie anhatte, und das war gut so.

Nate goss Wasser in zwei Gläser, dann setzte er sich ihr gegenüber. »Meinst du, Liv wird sich freuen?«

Es war süß, wie unsicher er war. Die Liebe strahlte aus seinen Augen. »Sie wird sich garantiert freuen«, versicherte sie ihm, obwohl sie anfangs vermutlich überrumpelt sein würde. Liv war so eine zurückhaltende, liebe Person, die immer zuerst an andere statt an sich selbst dachte. Genau deshalb war so eine Überraschungsparty genau das Richtige.

»Hoffentlich.«

»Hast du dir denn schon Gedanken gemacht?«, wollte sie wissen.

»Ja, also die Party soll natürlich direkt an ihrem Geburtstag stattfinden. Ich habe schon mit ihrer Chefin gesprochen, damit sie an dem Tag und dem Tag darauf frei hat. Das ist also schon mal organisiert.«

»Oh, das ist ja super. Wollte sie an ihrem Geburtstag etwa arbeiten?«

Nate seufzte. »Ja, sie sagt, es sei ein Tag wie jeder andere.«

»Das ist so typisch Liv.«

Sie lachten beide. »Also, ich dachte, wir feiern vielleicht einfach bei mir, natürlich habe ich sie überredet, sich den Tag freizunehmen.«

»Ja, gut.« Cat kratzte sich am Kopf und überlegte. »Könnte aber ein bisschen schwierig werden, das alles vor ihr zu verbergen. An wie viele Gäste hattest du denn gedacht?«

»Es dürften schon so an die zwanzig bis fünfundzwanzig werden.«

»Wow, das wird echt eine tolle Überraschung.«

»Wenn wir das jetzt alles noch hinbekommen?«

»Aber sicher.« Cat dachte ein wenig wehmütig daran, wie sehr sie sich gewünscht hatte, Josh hätte so etwas für sie organisiert. Sie liebte Überraschungen.

»Ist alles okay?«, fragte Nate sanft.

»Was? Ja, klar«, beeilte sie sich zu sagen und rang sich ein Lächeln ab. »Also, die Feier wird dann bei dir stattfinden. Sehr gut. Am Abend, nehme ich an? Und alle sollen sich verstecken, und wenn Liv dann zur Tür reinkommt, sollen wir hinter dem Sofa hervorspringen?«

Nate nickte. »So ungefähr, ja.«

»Gut, dabei gibt es nur ein Problem.«

»Welches?«

»Du sagtest doch, dass Liv an ihrem Geburtstag frei hat.«

»Ja? Ich verstehe nicht ganz.«

»Ihr seid doch fast immer bei dir.«

Nate begriff endlich und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Mist. Daran habe ich gar nicht gedacht.«

»Essen und Getränke und das alles müssen ja auch noch gebracht werden, da würde sie schon misstrauisch werden, denke ich mal.«

»Wer wird misstrauisch?«, fragte eine dunkle Stimme vom anderen Ende des Büros.

Cat stockte der Atem, als sie einen schlanken, hochgewachsenen Mann im Türrahmen stehen sah. Er hatte sich mit der Schulter lässig dagegen gelehnt und die Arme vor der breiten Brust verschränkt. Er war attraktiv. Sehr attraktiv. Und er kam ihr irgendwie bekannt vor.

Sie begriff in der gleichen Sekunde, dass sie ihn schon mal gesehen hatte. Hitze schoss in ihre Wangen, während sie abwog, wie hoch die Chancen waren, dass er sie wiedererkannte. Ihr Zustand war erbärmlich gewesen, als sie mit ihm vor ein paar Tagen auf der Straße zusammengestoßen war. Sie hatte damals weder Make-up noch saubere Klamotten getragen.

»Elijah, komm doch rein. Darf ich dir Catherine Archer vorstellen? Cat ist Livs Freundin und hat sich netterweise bereit erklärt, mir mit Livs Party zu helfen.« Nate wandte ihr den Kopf zu. »Cat, das ist Elijah, ein Freund und Geschäftspartner.«

»Oh, hallo«, war alles, was sie hervorbrachte, während sie Gott anflehte, Elijah ein schlechtes Gesichtsgedächtnis geschenkt zu haben.

Er hatte kantige Wangen, die schon eine Weile keine Rasierklingen mehr zu spüren bekommen hatten. Seine dunkelblonden Haare waren einer Frisur seit einiger Zeit entwachsen, was ihn verwegen wirken ließ. Seltsamerweise stand ihm dieser unperfekte Look hervorragend. Er trug ein hellblaues Hemd zu einer dunklen Jeans mit braunen Schuhen. Seine blaugrauen Augen blickten amüsiert in ihre Richtung, ein spöttisches Grinsen umspielte seine Mundwinkel, während er auf sie zukam. Das war der Moment, in dem sie sich eingestehen musste, dass er sich leider an ihren Zusammenstoß erinnerte.

Sie wünschte sich an einen anderen Ort.

Cat erhob sich und strich ihren Rock glatt, während sie um Fassung rang. »Freut mich«, sagte sie und versuchte, einen freundlichen, neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen.

»Ganz meinerseits«, erwiderte er und streckte ihr seine Hand entgegen.

Sie zögerte eine Sekunde, was Elijah bedauerlicherweise ebenfalls registrierte. Er grinste arrogant, was sie maßlos ärgerte.

Okay, er hatte sie also erkannt. Na schön. Konnte ihr doch egal sein, was er von ihr dachte. Cat griff beherzt zu. Sein Händedruck war kräftig, aber nicht unangenehm. Seine Haut fühlte sich warm und überraschend zart an. Warum konnte er keinen wabbeligen, feuchten Händedruck haben?

Sie hatte noch lebhaft in Erinnerung, auf welch unverblümte Art er sie angemacht hatte. Und das auch noch in einer Situation, in der sie alle Männer des Universums wirklich am liebsten auf den Mond schießen wollte. Daran hatte sich bis heute nichts geändert. Nur Nate durfte bleiben, der war nett, und er gehörte zu Liv.

Als sie begriff, dass sich ein wohliges Kribbeln in ihr breitmachte, ließ sie Elijahs Hand abrupt los und legte die Handflächen zurück auf den kühlen Stoff ihres Rocks.

»Steht nicht rum wie angewachsen«, hörte sie Nate sagen. »Setzt euch doch, oder hast du es eilig, Elijah?«

Der zuckte nur die Schultern, aber rührte sich nicht. Die Luft zwischen ihnen knisterte voller unausgesprochener Worte. Cat hoffte, dass er nicht auf ihr erstes Zusammentreffen zu sprechen kam, es war ihr peinlich, dass Nates Geschäftspartner sie so gesehen hatte – auch, wenn er ein Arsch war.

»Oh, Moment mal«, rief Nate aus. »Kennt ihr euch etwa?« Er stöhnte gequält, als sagte das alles. »Ihr kennt euch.«

Diese Feststellung klang wenig begeistert, eher resigniert. Vermutlich wusste Nate, was für ein Draufgänger sein Kumpel war, einer, der jede Frau anmachte, die nicht bei drei auf dem Baum war. Der Gedanke nahm ihr ein wenig von der inneren Anspannung, und sie lächelte leise.

Elijahs Laune war um etwa dreihundert Prozent gestiegen, seit er in Nates Büro aufgetaucht war und dessen Besucherin entdeckt hatte. »Flüchtig«, gab er zurück und genoss es, Cat ihre Reaktion anzusehen. Nein, sagte Catherines Gesichtsausdruck. Sie sah aus, doch dann lächelte sie nur kühl.

Aha, sie erinnerte sich also auch. Das war gut. Alles andere hätte ihn maßlos enttäuscht, aber es hätte ihn auch gewundert, wenn er keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hätte. Sie sah umwerfend aus, der Business-Look hatte definitiv was, auch wenn er sie sogar im Schlabberlook schon sexy gefunden hatte. Sie war eine glatte Zehn.

Elijah bemerkte, dass Nate ihn argwöhnisch musterte. Da es rein gar nichts dazu zu sagen gab, ließ er sich auf einen Stuhl neben seinem Kumpel nieder. »Also, wo drückt der Schuh?«, wandte er sich schließlich an ihn, um das entstandene Schweigen zu unterbrechen.

»Wir planen die Party für Liv, aber es dürfte schwierig werden, das alles geheim zu halten und zu organisieren, wenn wir in meinem Haus sind. Sie ist ja nicht blind.«

»Hm«, machte Elijah und ließ seinen Blick noch einmal über Catherine gleiten. Sie sah heute so anders aus, und er fragte sich, welche Cat die echte war. Ihre Haare hatte sie zu einer ordentlichen Frisur aufgesteckt, zwei Strähnen umrahmten ihr herzförmiges Gesicht. Die Wangen leuchteten in einem zarten Rosaton – der konnte entweder von Rouge oder von ihrem Unbehagen ihm gegenüber herrühren. Der Gedanke ließ ihn schmunzeln. Ihr schlanker Körper steckte in einem eng anliegenden Kostüm, das ihre Kurven auf äußerst vorteilhafte Weise betonte. Das Outfit stand ihr viel besser als diese ausgebeulte Jogginghose. »Warum macht ihr die Feier nicht einfach in meiner Bude«, schlug er vor.

Catherines Reaktion – sie schnappte schockiert nach Luft – amüsierte ihn.

»Das wäre klasse, Mann. Danke!«, sagte Nate und klopfte ihm auf die Schulter. »Super, Cat. Dann hätten wir das Problem schon gelöst. Bei Elijah ist ausreichend Platz, er hat sogar eine coole Dachterrasse, na ja, dafür ist es vielleicht die falsche Jahreszeit. Oder hast du eine andere Idee?«

»Cat, wie Kätzchen?«, sagte Elijah und fing sich dafür einen Blick von ihr ein, der ihm klarmachte, dass sie das gar nicht lustig fand.

»Meine Freunde sagen Cat zu mir«, kommentierte sie und der Unterton ließ anklingen, dass sie ihn nicht als Freund betrachtete. Dann lächelte sie süßlich, als sie in Nates Richtung schaute. Es war klar, dass sie seinen Kumpel mochte, ohne tieferes Interesse an ihm zu haben. Das war also Livs Freundin. Er hatte schon von ihr gehört, soweit er wusste, arbeitete sie in einer Eventagentur, da lag es natürlich nahe, dass Nate sich von ihr helfen ließ. Er hatte nur aus einem Grund sein Penthouse als Partyort angeboten – auf diese Weise konnte er ein bisschen Zeit mit Cat verbringen, man konnte sich näherkommen … Er war auch nur ein Mann, und er stand nun mal auf Blondinen mit echten Kurven.

»Elijah?«, hörte er Nates Stimme. Er war wohl einen Moment abgelenkt gewesen.

»Was?«

»Also ist das okay für dich?«, fragte Nate.

Er zuckte mit den Schultern. »Ja, klar. Habe ich doch schon gesagt.«

An Cats Reaktion sah er, dass ihm etwas entgangen war. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet und vor Schreck geweitet. Ihm blieb keine Zeit, sich zu fragen, wozu er gerade noch zugestimmt hatte, als Nate ihm erneut auf die Schulter klopfte. »Echt klasse, Mann. Eigentlich habe ich ja gedacht, du würdest dich nie und nimmer darauf einlassen, mit in die Partyplanung einzusteigen. Echt toll von dir, danke! Liv würde Lunte riechen, wenn ich auf einmal ständig mit Cat telefonieren würde. Es ist viel besser, dass ihr beiden kommuniziert, wo die Feier doch ohnehin bei dir stattfindet. Ich komme natürlich für die Kosten auf.«

Ach du Schande. Auf einmal war er mit im Party-Komitee? Verdammt, darauf hatte er überhaupt keine Lust. Liv war eine Frau, die auf Cupcakes mit rosa Topping stand. Er hatte überhaupt keine Ahnung, wie man »anständig« feierte, und darum ging es hier doch. Die Partys, die er besuchte, verliefen meist ein bisschen anders. Obwohl er selbst keinen Alkohol trank, störte es ihn nicht, wenn andere dies taten. Er hatte seine Gründe, warum er lieber verzichtete. Es gab zu viele Beispiele in seiner Familie, die deutlich machten, dass sie nicht mit gemäßigtem Konsum von Rauschmitteln umgehen konnten. Er brauchte keinen Alkohol oder Drogen, um sich gut zu fühlen. Er bevorzugte unverbindlichen Sex, davon bekam man auch keine Kopfschmerzen. Dennoch ahnte er, dass es vermutlich nicht so einfach werden würde, Cat in sein Bett zu bekommen. Sie saß mit zusammengekniffenen Beinen auf dem Stuhl und machte sich Notizen in ein schwarzes Büchlein. O Gott, sie war schon mittendrin in der Planung.

»Mach dir mal um die Kosten keine Sorgen«, war das Einzige, was Elijah als Antwort einfiel. »Cat und ich erledigen das schon.«

Sie hob ihren Kopf, als sie ihren Namen hörte, und ihre Blicke trafen sich. Ihre hübschen grünen Augen schauten ihn zweifelnd an, als ob sie sich fragte, was er wohl gerade im Schilde führte.

Das konnte er ihr nicht mal verübeln, immerhin hatte er bei ihrem kleinen Zusammenstoß vor ein paar Tagen keinen Hehl daraus gemacht, dass er kein Kostverächter war. Es würde schwierig werden, sie jetzt vom Gegenteil zu überzeugen, deswegen versuchte er es gar nicht. Er spielte grundsätzlich mit offenen Karten, er hatte keine Lust auf Stress.

»Ich bin euch echt dankbar, ich war einfach total überfordert.«

Cat bedachte Nate mit einem strahlenden Lächeln. »Mach dir keine Sorgen. Ich würde vorschlagen, dass wir zunächst mal eine Gästeliste zusammenstellen, oder hast du das schon erledigt?«

»Tatsächlich habe ich schon mal angefangen. Moment.« Er stand auf, holte ein Blatt von seinem Schreibtisch und reichte es Cat. »Bitte, Telefonnummern stehen mit drauf.«

»Sehr vorbildlich«, lobte sie Nate, als ob er ein Schuljunge wäre, der gerade ein Gedicht fehlerfrei aufgesagt hatte. Elijah hob eine Augenbraue und genoss es, sie zu beobachten. Es hätte ihn schlechter treffen können. Wenn Livs Freundin eine hässliche Frauenrechtlerin mit Warze auf der Nase gewesen wäre, zum Beispiel. War sie zum Glück nicht, sonst würden ihre hübschen Beine nicht in High Heels und eng anliegendem Rock stecken, der ihre Vorzüge so herrlich betonte.

»Sehr gut, da telefoniere ich die Tage dann noch mal nach, wer wirklich kommt. Was hattest du dir für die Verpflegung vorgestellt?«, erkundigte sie sich.

»Ich könnte Spareribs grillen, ist meine Spezialität«, schlug Elijah vor.

»Huh, Schweinefleisch«, sie wedelte mit der Hand und schaute zweifelnd. »Ich weiß nicht, das isst ja nicht jeder. Damit würden wir schon alleine einige ausgrenzen, die wegen ihres Glaubens darauf verzichten.«

Elijah atmete tief ein. »Nate, was sagst du? Magst du Rippchen?«

Nate schaute unsicher zwischen den beiden hin und her. »Eigentlich schon. Cat, Elijahs Spareribs sind legendär. Wirklich.«

Sie verzog ihren Mund. »Ja, gut, ich wollte nur darauf hinweisen. Vielleicht könnte man auch etwas Fisch anbieten, als Alternative? Oder was Veganes oder Vegetarisches?«

Nate zuckte die Schultern. »Klar, gerne. Ich lasse euch da freie Hand. Wichtig wäre mir nur die Torte für Liv. Wunderkerzen und das volle Programm wären großartig.«

»Mehrstöckig also?«, fragte Cat nach. »Das wird nicht einfach, so kurzfristig noch einen Konditor zu finden, der das machen kann. Aber zum Glück ist gerade keine Hochzeitssaison, das kriege ich hoffentlich hin.« Sie kritzelte etwas in ihr Notizbuch, dann schnellte ihr Kopf hoch. »Nate, willst du Liv etwa einen Antrag machen?«

Elijah machte große Augen und starrte seinen Kumpel an.

---ENDE DER LESEPROBE---