Vita-Tuning - Martin Valenske - E-Book

Vita-Tuning E-Book

Martin Valenske

4,8

Beschreibung

Auf sage und schreibe 25 Semester hat er es gebracht! Und sich damit die »goldene Immatrikulationsnummer« verdient. Aber selbst ein Langzeitstudent wird irgendwann einmal ins Leben entlassen, das heißt, er muss auf Jobsuche gehen. Nur klaffen Welten zwischen dem angeblich erworbenen Rüstzeug und den »Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes«. Die Sachbearbeiterin beim Arbeitsamt ist wenig beeindruckt: »Is dit hier alles, wat Se bisher jemacht ham? Waren Se nicht mal in der Dritten Welt, irgendwat retten?« Prompt schickt sie den frischgebackenen Akademiker in eine Therapie. Doch das ist längst nicht die letzte Station für diesen karrieretechnisch schwierigen Fall. Wie erlernt man ein gnadenloses Selbstmarketing? Wie macht man sich fit für die absurdesten Wünsche potenzieller Arbeitgeber? Kabarettist Martin Valenske weiß es!

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Impressum

ISBN eBook 978-3-359-50046-9

ISBN Print 978-3-359-02479-8

© 2015 Eulenspiegel Verlag, Berlin

Umschlaggestaltung: total italic, Thierry Wijnberg, Amsterdam/Berlin, unter Verwendung eines Motivs von Sven Laude

Die Bücher des Eulenspiegel Verlags erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de

Das diesem Buch zugrunde liegende Programm entstand in Zusammenarbeit mit der Berliner Distel.

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser, gestatten Sie mir, mich kurz vorzustellen: Ich war Student der Humboldt-Universität zu Berlin und bin stolzer Inhaber der »Goldenen Immatrikulationsnummer«. Diese wurde mir als Abschiedsgeschenk meiner Universität nach 25 Semestern Betriebszugehörigkeit verliehen. Irgendwann stellte sich aber auch mir die Frage: Was mache ich mit meinem hart erkämpften Bachelor-Abschluss?

Mir war klar, dass sich die Jobsuche schwierig gestalten würde. Wer heute einen Job bekommen will, braucht zuallererst eine mindestens zweibändige Vita. Darin muss minutiös dargelegt werden, was man bisher schon alles gemacht hat. (Früher war das noch anders. Wer etwa nach politischen Umbrüchen wie ’45 oder ’89 einen Job haben wollte, musste darlegen, was er oder sie alles nicht getan hatte.) Allerdings führt eine voluminöse Vita nur dann zum beruflichen Erfolg, wenn sie mit dem unbedingten Willen zu gnadenlosem Selbstmarketing einhergeht.

Ich hatte nichts von alledem. Mein Interesse, mich selbst zu vermarkten, war so groß wie meine Lust auf ein Abendessen mit Bernd Lucke oder eine Tätigkeit als Bärenköder im albanischen Grenzgebiet. Und mein Lebenslauf? Der deckte sich im Grunde genommen mit meiner Anschrift, lediglich ergänzt um Abitur- und Bachelor-Zeugnis. Letztes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt habe ich meine Vita sogar auf ein Reiskorn drucken lassen.

Nach der Übergabezeremonie im ungeschmückten Uni-Lichthof ließ ich die letzten Jahre noch einmal Revue passieren und überlegte, warum ich mehr als eine Dekade bei Humboldts zugebracht hatte. Bekanntlich gibt es viele Ursachen für ein paar zusätzliche Semester.

Da wären zunächst fachspezifische Gründe: Bei Studierenden der Mathematik und der Psychologie ist es schlicht und ergreifend die Komplexität des Faches, welche die Studenten so lange in Atem hält. Bei den Kulturwissenschaften werden hin und wieder neue Ethnien entdeckt, was wiederum neue Seminare auf den Plan ruft. Bei Informatikstudenten ist es dagegen eher ihr erster sexueller Kontakt mit Mitte Zwanzig, der die Studienzeit immens verlängert. Vom jeweiligen Fach unabhängige Gründe liegen bei notwendigen minderbezahlten, dabei langweiligen Nebenjobs, bei geplanten Auslandsaufenthalten oder ungeplanten Kindern. Vielen Studierenden macht auch die Universität einen Strich durch die Rechnung, weil Kurse komplett überfüllt sind oder nur gelegentlich angeboten werden. Manchmal stirbt ein Professor.

Wir erlebten grandiose Abenteuer, als sämtliche bürokratischen Vorgänge (Anmeldungen für Kurse und Prüfungen, Benotungen und vieles mehr) auf ein Onlinesystem umgestellt wurden. Seit diesem gewagten Sprung in die Moderne, liebevoll »Umstellungsphase« genannt, können Sie sich bürokratische Interaktionen mit der Universität wie den Check-In auf einem italienischen Flughafen vorstellen: Da gibt es keine Regeln. Das hat den großen Vorteil, dass man bei etwaigen scheinbar unlösbaren Problemen nicht mehr weinend vor dem Studien- oder Prüfungsbüro sitzt, sondern derartige Tätigkeiten einfach und bequem zu Hause erledigen kann.

Allesamt verständliche Gründe, eine wirkliche Erklärung für meine maximal ausgedehnte Studienzeit bieten sie aber nicht. Es war eher eine Trias aus extremer Langsamkeit, der erschreckend gut ausgebildeten Fähigkeit, sich leicht ablenken zu lassen, und einem Verhalten, das mir meine Mutter beigebracht hat, nämlich: »Junge, wenn du etwas machst, dann mach es richtig.«

So habe ich stets versucht, bei Hausarbeiten jedwedes Buch zum betreffenden Thema zu lesen, zu exzerpieren und darauf aufbauend perfekte Resultate zu fabrizieren. Erfolgreiche Studierende verfolgen dagegen einen anderen Ansatz und fertigen Hausarbeiten in drei kurzen Schritten an:

1) Überfliegen von zwei zum Thema gehörenden Artikeln in Fachzeitschriften (optional).

2) Identifizieren wichtiger Zitate auf Google und Wikipedia (optional).

3) Mit viel Selbstbewusstsein behaupten, die eigene Hausarbeit sei der Weisheit letzter Schluss (obligatorisch!).

Sie sehen, ich bin mein Studium von Anfang an falsch angegangen.

Doch damit nicht genug. Wie ich mit Erschrecken feststellen musste, bin ich für den Arbeitsmarkt noch aus einem weiteren Grund uninteressant. Mein Problem: Mir fehlt der Hang zum Praktikum. Eine wahre Seltenheit in meiner Generation. Aber ohne Praktika, gut inszenierte Selbstausbeutung im karriereförderlichen Ehrenamt sowie längere Auslandsaufenthalte bleibt die Vita klein und kümmerlich.

Daher führte mich der erste Gang nach Ende meines Studiums direkt ins Jobcenter meiner Wahl im Berliner Stadtteil Wedding. Hier nahm die Geschichte ihren Anfang, an deren Ende dieses Büchlein steht. Doch während andere Arbeitssuchende das Glück haben, dass die ihnen aufgezwungenen Maßnahmen lediglich aus nervigen Schulungen und sinnlosen Fortbildungen bestehen, wurde ich gleich eingewiesen! Während meiner Therapie kamen mir zahllose Ratgeber in die Finger. Und auch wenn Sie mir an der einen oder anderen Stelle nicht glauben mögen – alle in diesem Buch genannten Ratgeber sind leider echt und können auch im Buchhandel erworben werden. Es mag erschreckend klingen, aber ich habe mir keinen der Titel und keines der Zitate ausgedacht. Mehrere der Bücher habe ich sogar äußerst intensiv gelesen! Sie werden daher bald verstehen, warum ich für mein eigenes Buch, das Sie gerade in den Händen halten, kein Honorar bekomme, sondern Schmerzensgeld. Das ist wenigstens steuerfrei.

Doch genug der Vorrede. Auf den folgenden Seiten erwartet Sie nun die Geschichte von einem, der nicht auszog, die Karriereleiter zu erklimmen. Und das auch noch langsam.

Das Jobcenter

Am Anfang meiner Odyssee stand ein harmloser Besuch beim Jobcenter. Der erste Eindruck war überraschend positiv. Diese Einrichtung hat wirklich alles, was man von einer fancy Berliner Szenelocation erwartet: Direkt über der Tür prangt ein großes, knalliges Logo, im Foyer befinden sich ausgelutschte Retrostühle aus den Achtzigern, und die Wände sind gestrichen in Vintagebeige, dieser traurigen Mischung aus Vergilbt und Eidotter, die sich nur in Rentnerkleiderschränken und an deren Besitzern findet, sei’s als Buntfaltenhose, Blouson oder Hut mit Krempe.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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