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Ich ahne nicht, worauf ich mich einlasse, als ich diesen kleinen Streuner am Straßenrand sitzen sehe und mich entschließe, ihn mit in mein Haus zu nehmen. Eine Entscheidung, die verheerende Folgen hat.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Das erste Mal sah ich ihn am Morgen an der B2 in der Nähe der Stadtgrenze. Er saß am Straßenrand und beobachtete den vorbeifahrenden Verkehr. Ich war auf dem Weg zur Arbeit und dachte mir noch nichts dabei, als ich ihn dort erblickte. Als ich am Abend dann zurückkam, saß er immer noch da. Anscheinend hatte er kein Zuhause.
Bei meinem Näherkommen war er aufgestanden, so als hätte er nur auf mich gewartet. Fest entschlossen, ihn nicht zu beachten fuhr ich weiter, den Blick starr auf die Straße gerichtet. Schließlich hatte ich schon genug eigene Probleme. Nach meiner Trennung von Dieter musste ich erst einmal mein eigenes Leben wieder in Ordnung bringen und hatte nicht auch noch die Geduld, mich um einen streunenden Hund zu kümmern.
Ein Blick in den Rückspiegel zeigte mir, dass er sich wieder gesetzt hatte. Traurig schien er mir hinterher zu schauen. Kein anderes Auto war zu sehen. Es wurde langsam dunkel. Mein schlechtes Gewissen regte sich und so hielt ich doch noch an. Ich löste den Sicherheitsgurt, langte hinüber und öffnete die Beifahrertür. Noch bevor ich rufen konnte, sprang der Hund ins Auto, schaute mich kurz an und rollte sich wie selbstverständlich auf dem Sitz zum Schlafen zusammen. Ich fuhr weiter.
„Du brauchst es dir gar nicht zu sehr bequem zu machen,“ hörte ich mich sagen.
„Ich will nur nicht, dass du heute Nacht erfrierst. Die Nächte können jetzt schon ganz schön kalt werden. Spätestens morgen früh musst du dir eine neue Bleibe suchen.“
Der Hund hob kurz den Kopf und sah mich mit seinen großen braunen Augen an, bevor er sich wieder zusammenrollte.
Kurze Zeit später kam ich zu Hause an. Ich parkte den Wagen vor dem Haus und schaltete den Motor aus. Dann drehte ich mich zu dem Hund um, der sich inzwischen aufgerichtet hatte und mich abwartend ansah. Jetzt nahm ich mir die Zeit, ihn genauer anzusehen. Irgendwie gefiel er mir, auch wenn ich mir das nicht eingestehen wollte. Er schien gute Veranlagungen zu haben, auch wenn er im Moment ziemlich heruntergekommen aussah. Sein kurzes schwarz-weißes Fell war schmutzig und verkrustet und man sah seine Rippen bei jedem Atemzug. Er schien schon eine ganze Weile auf der Straße zu leben. Dann entdeckte ich ein schmales Halsband mit einer Marke daran. Vorsichtig griff ich danach, denn ich wusste ja nicht, wie der Hund reagieren würde. Doch er schaute mich nur weiterhin an und bewegte sich nicht. Ich drehte die kleine goldene Marke in meiner Hand. Es stand nur ein Name darauf.
VOLAND.
„So so, du heißt also Voland. Eigenartiger Name. Kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich komme nicht drauf, woher ich ihn kenne... Na dann komm mal mit ins Haus. Du scheinst gut erzogen zu sein. Ich werde dir erst einmal was zu fressen geben und einen Platz zum Schlafen finden wir auch noch für dich.“
Ich stieg aus und der Hund folgte mir sogleich ins Haus. Zuerst lief er durch die ganze Wohnung, schaute sich überall um, kam dann zu mir in die Küche und verharrte abwartend. Ich inspizierte den kargen Inhalt meines Kühlschrankes und überlegte, was ich ihm anbieten könnte. Auf Hundebesuch war ich ja nicht vorbereitet. Schließlich nahm ich eine Tiefkühlpizza aus dem Gefrierfach und schob sie in die Mikrowelle.
„Ich hoffe, du magst Pizza mit Nudeln. Ist meine Lieblingssorte.“