Vom Kohlenpott ins Paradies - Bernd Wengmann - E-Book

Vom Kohlenpott ins Paradies E-Book

Bernd Wengmann

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Beschreibung

Als Kind im Krieg erinnere ich mich an einen Holzvergaserbus, der mich als "Kinderlandverschickter" jeweils am Montagmorgen vom Bauernhof ins Gymnasium brachte. Dort in der Stadt wohnte ich unter der Woche als wohl jüngster Zimmerherr. Am Samstagnachmittag fuhr ich durch das Freiamt zurück zu Mutter und Bruder nach Ottoschwanden. Als sich auch im Süden der Krieg ausbreitete, wurde das Gymnasium zum Lazarett umfunktioniert. Über Umwege gelangten wir unbeschadet zurück nach Dortmund. Es folgten Zeiten des Ausharrens im Bunker und größere Bombardierungen, bis uns die Amerikaner befreiten. Alles in allem Erlebnisse, die mein Leben prägten und eine immerwährende Motivationsquelle bleiben sollten. Aufgeben darf man nie: Es gibt immer eine Lösung, es geht immer weiter.

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Seitenzahl: 365

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99146-579-9

ISBN e-book: 978-3-99146-580-5

Lektorat: Kristina Steiner

Umschlagfotos: Mikhail Matsonashvili, Błażej Łyjak | Dreamstime.com, Bernd Wengmann

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

1932–1941

Wenn man 90 Jahre alt ist und in diesem Alter ein Buch schreibt, hat man ein langes Leben mit vielen Epochen und Generationen hinter sich und denkt dabei an die heutige Zeit, jeder kennt sie.

Geboren wurde ich 1932 im Ruhrgebiet, im westlichen Vorort von Dortmund, in Dortmund-Huckarde. Nicht weit weg waren Zechen, in denen Kohle gefördert und Hütten, wo Stahl erzeugt und verarbeitet wurde, also inmitten von Qualm, Gestank, Lärm und einer schon unruhigen Zeit. Diese war nach den 20-ziger Jahren geprägt von Armut, Arbeitslosigkeit, politischen Unruhen und vom Aufkommen des Nationalismus.

Meine Mutter stammte aus einer Bergmannsfamilie, zusammen mit zwei Schwestern und zwei Brüdern, aus Dortmund-Derne. Der Vater meiner Mutter arbeitete auf der Zeche, wie man so sagte. Er arbeitete als Hauer direkt vor der Kohle. Das sind die Männer, die nach der Arbeit aus 600 bis 1000 Meter Tiefe als im Gesicht Schwärzeste aus dem Transportlift aussteigen und damit das Tageslicht wieder erreichen. Der Opa Derne, wie er auch genannt wurde, arbeitete auf einer der vielen Zechen quer durch das Ruhrgebiet. Die Oma Derne, von der es noch viele Kochrezepte gibt, hatte ihr Leben lang mit Haus und Garten zu tun. Ein typisches Bergmannreihenhaus, mit großem Garten, Schweine,- Hühner- und Kaninchenstall, war zu pflegen. Bei Bergleuten speziell, war der größte Teil für den Lebensunterhalt, die Selbstversorgung. Der Schweinestall war Hausbestandteil direkt hinter der Küche. So war der Weg für Abfälle aus der Küche nicht weit, nach heutiger Sicht die Tonne für Küchenabfälle. Das Schwein gehörte sozusagen zur Familie, hatte Familienanschluss.

Vom Hinterausgang aus, der Haupteingang von der Straße her wurde nur bei Besuch benutzt, ging man über den Hühnerhof und die Kaninchenställe in den unendlich langen Garten. Eine Laube zum Ausruhen wurde nur am Sonntag vom Familienbesuch benutzt. Der Nutzgarten war in der Mitte geteilt durch einen langen, schmalen Weg. Jeweils im Frühjahr wurde der Garten frisch umgegraben und links und rechts vom Weg wurden die Kanten, die Furchenkante, als Ersatz einer Einfassung, mit dem Spaten 12 bis15 Zentimeter hoch, fest angeschlagen. So entstand ein Wegabschluss aus Erde, der die ganze Vegetationsperiode fest war. Ein großer Teil des Gartens war für Schweinefutter vorbehalten, das dann für den Winter in den sogenannten Erdmieten vorgehalten wurde. Ansonsten wurde alles angebaut, was man an Gemüse für den Sommer und Winter braucht. Im kühlen Keller des Hauses waren Fässer mit Bohnen und anderem Gemüse. Die Regale waren voll von Gläsern mit Obst und Gemüse.

Noch heute denke ich an die Art von Häusern mit Gärten, wenn wir auf Besuch in Dresden, in der Hellerau sind. Hier wurde um die Jahrhundertwende zum 19-Jahrhundert, durch einen Wettbewerb, von der am Ort anwesenden Möbelindustrie ausgeschrieben, ein ganzer Dorfteil mit verschiedensten Bautypen, vom Reihen-Einfamilienhaus bis zum Stockwerksbau erstellt. Mittelpunkt ist der Marktplatz, alles steht Gott sei Dank unter Denkmalschutz, sodass die Eigenarten ohne Um- und Anbauten erhalten geblieben sind. Viele typische Eigentumssiedlungen gibt es schon allein durch den Anbau von Garagen nicht mehr. Viele Siedlungen wurden auch im Ruhrgebiet, meistens von großen Werken, mit verschiedenen Bau-Modellen in den 30-ziger -Jahren gebaut.

In einer solchen Siedlung wohnten wir. Geboren wurde ich im eigentlichen Dorfgebiet, in einem Geschäftshaus. Das Haus steht heute noch, inklusive der Bäckerei, die es auch noch gibt. Die Erinnerung an diesem Aufenthalt ist ein Bild, wo ich zu Weihnachten eine Trommel bekommen habe. Die Erinnerungen waren mehr das neue Haus. Die Besichtigung im Kinderwagen auf der Baustelle sollte mein erster Baustellenbesuch vor meiner Berufskarriere gewesen sein. Die Siedlung erbauten mehrere Bauträger, oft von der Industrie selbst. Es gab Einfamilienhäuser, Doppeleinfamilienhäuser und auch Werkshäuser als Doppelhäuser mit zwei Stockwerken. Alle Häuser waren erschlossen durch eine Straße, die gerade und im großen Bogen verlief. Verkehr war wenig, Autos hatten nur wenige, weshalb die Garagen auch erst später dazu gebaut wurden.

Jeder hatte aber einen großen Garten, der zur Straße hin durch eine Ligusterhecke begrenzt war. Vor jedem Haus stand ein Sauerkirschen – Hochstamm, der ebenfalls die Zeit charakterisierte. Nur Fruchtbäume wurden als Bäume gepflanzt. Als Kinder hatten wir natürlich Platz, um das Fahrrad und unsere Kugellager -Transportkisten zu bewegen. Kleinere Plätze waren aus Asche, Bälle hatten wir keine. Wir spielten mit dem Rundholz, was wir einfach selbst bastelten. Das Spielzeug, Durchmesser eineinhalb bis zwei Zentimeter von einem Ast, 12 bis15 Zentimeter lang, an beiden Enden angespitzt, war durch Schlagen der Spitze mit einem Stock, zu einem Ziel zu befördern. Wettrennen fanden in unserer Straße mit dem Fahrrad statt und endeten nicht immer glücklich. Ich war mit meinem kleinen Bruder, vorne auf der Stange unterwegs, als wir auf den einzigen Gegenstand einer Insel-eine Lampe -voll hineinfuhren. Die Blessuren, mein Bruder mit einem Riss der Haut quer zur Stirn und meine Wunde, Aufriss der rechten Augenbraue, verlangten nach einem Arzt. Die Andenken haben wir heute noch. Im Winter, wenn es gefroren war, fuhren wir Schlittschuh auf dem alten Löschteich am Gut Wischlingen. Das ältere Modell mussten wir an den Schuhen befestigen, na ja, es war eine wackelige Angelegenheit.

Wir als Familie waren aber auch viel bei den Großeltern des Vaters. Der Opa war ein stattlicher Mann mit Schnauz, war Chef der Elektroabteilung, 800 bis 1000 Mitarbeiter. Schon seine Gestalt schaffte Respekt. Die Großeltern wohnten nah bei der Zeche, am anderen Ende unseres Wohnorts. Ich erinnere mich, dass wir dort auch einige Zeit wohnten, weil nämlich die Beerdigung meines jüngsten Bruders, der jung, ich glaube mit einem halben Jahr, an der damals geläufigen Krankheit Diphtherie, gestorben ist. Es war die Zeit, wo Penicillin zwar entdeckt, aber erst 1941 ernsthaft für die amerikanischen Soldaten, ohne wie üblich mit mehrjährigen Probezeiten, produziert wurde.

Das Haus meines Opas Wilhelm, väterlicher Seite, war auch ein typisches Haus mit Garten und Stall für Hühner und Schweine. Für Kartoffelanbau war zu wenig Platz, hier hieß es beim Bauern Kartoffeln auflesen, die dann mit Pferd und Wagen transportiert und in den Keller versorgt wurden. Die Kartoffeln, drei Sorten, waren natürlich auch für das Schwein im Stall. Es war immer ein Familientreffen, wenn das Schwein von einem Störmetzger geschlachtet wurde. Ich könnte noch jeden Vorgang erklären und belasse es mit dem Hinweis, dass viel gekochtes heißes Wasser für das Entfernen der Wolle von der Haut, so nannte man die Haare vom Schwein, gebraucht wurde. Das Schwein hing den ganzen Tag im Hof an der Leiter, damit das Fleisch ausblutete. Am Abend begann die Verarbeitung und das erste Essen war gebratener Panners, der aus Blut, Mehl und Speck gekocht und in Schüsseln aufbewahrt wurde. Davon geschnittene Stücke, so eineinhalb Zentimeter dick, wurden dann in der Pfanne gebraten, ein Lieblingsessen von mir. Es wurden Würste und frisch zu verarbeitendes Fleisch in der Verwandtschaft verteilt. Kühlschränke gab es damals noch nicht. Dafür gab es im Keller eine Truhe mit Deckel, wo das Fleisch gesalzt, eingelagert wurde. Diese Methode wurde bereits in der frühen Seefahrt angewendet. Zu dem gepökelten Fleisch gehörte natürlich auch durchwachsener- und fetter Speck.

Bei Familientreffen wurden oft „Scheiben“ gemacht. Diese bestanden aus rohen Kartoffeln, in Scheiben oder wie Pommes Frites geschnitten. In die Gusspfanne, die Größe wurde je nach Personenzahl ausgewählt, kam in kleinen Stücken fetter Speck, auf den ganzen Pfannenboden verteilt. Hinzu kamen Salz und alles wurde mit einer Tasse Wasser übergossen. Einen Deckel drauf und nach circa 2o-Minuten stand die Pfanne mitten auf dem Tisch, wo sich dann jeder an den würzigen, mit goldbrauner Kruste versehenen Kartoffeln, bediente. Das Gericht wird bei uns heute noch mit Vergnügen gekocht.

Die Familie vom Opa Wengmann hatte fünf Kinder, drei Mädchen und zwei Buben. Der Großvater, ein stattlicher, Respekt einflößender Mann, hatte eine sehr zärtliche Frau, die leider sehr viel krank war.

Von unserem neuen Haus aus startete ich 1938 in die Schulzeit. Wir wohnten auf der Grenze von zwei Ortsteilen, sodass ich in Dortmund-Rahm zur Schule ging. Die Schule hat alle Angriffe überlebt und steht unverändert heute noch. Zur Schule ging man über freies Land durch ein Landwirtschaftsgebiet mit dazugehörigen Bauernhöfen. Heute ist dieses Gebiet überbaut von Verkehrsachsen und Siedlungen, nur die Bahnschranke gibt es noch. Es war doch schöner zur Jugendzeit. Die Bauernhöfe hatten auch am Rand stehende Flieder und die blühten meistens zur rechten Zeit, an Muttertag.

Unser Lehrer war durch eine Hasenscharte gut zu erkennen. Heute könnte man die gut operieren, aber früher waren das Veränderungen am Menschen, die man auch ohne Verschönerung akzeptierte.

Das Schulleben war bestimmt mit der Schultafel und den Kreidestift dazu. Hiermit wurde geschrieben, gerechnet und gemalt. Wir lernten die deutsche Kurrentschrift, die schon Goethe praktizierte. Aber auch die Tafel wechselte: Es gab Tinte im Tintenfass und die Feder dazu, samt Putzlumpen und Löschblatt. Als Verbesserung gab es dann den Bleistift und natürlich Radiergummi. Wenn ich an diese Anfänge in der Schule denke, kommt mir hinsichtlich der Entwicklung zwangsläufig, die immer wieder neue Ausstattung unseres Büros in 40 Jahren in den Sinn.

Unsere Abwechselungen im Familienleben von Vater, Mutter, meinen vier Jahre jüngeren Bruder und mir, bestanden meistens am Sonntag im Besuch der Verwandtschaft. Alle 14-Tage fuhren wir mit der Straßenbahn zur Oma Derne, obwohl es auch einen Opa gab. Der wurde, warum auch immer, nie genannt. Angekommen, war übrigens auch die ganze Verwandtschaft von Mutter, das war so Tradition. Als Kind hatte ich das gern, zumal ich der älteste Enkel war und gern auf Tante Lillys Schoss saß. Ich war gern bei Oma Derne, auch öfters in den Ferien. Sonntags am Abend wollte ich immer dableiben. Mutters Geschwister waren auch mit ihrem Anhang da, sodass es eine große Tischrunde gab. Tante Hetti, Mutters Schwester, war wie die Oma Derne, die Kleinste. Sie heiratete Onkel Heinz von Huckarde. Scheinbar waren in der Zeit die Angebote für Beziehungen und für das Zusammenkommen von Partnerschaften entscheidend. Tante Toni, Mutters dritte Schwester, zog es zum höchsten Berg des Sauerlands, nach Winterberg, wo sie später auch heiratete. Sie leitete dort eine Jugendherberge, zu der es mich in späteren Jahren wegen dem Skifahren gelegentlich hinzog. Onkel Heinz, der ältere Bruder, war Berufssoldat. Mit der-Uniform und Größe zollten wir ihm großen Respekt. Da wäre noch Paul, der Jüngste, ein Spätankommender, den ich eigentlich nur in Militäruniform vor mir sehe. Er heiratete erst nach dem Krieg und übernahm später das Haus von Oma Derne.

Opa Wilhelm erreichte man ohne Straßenbahn. Busse? Zu Fuß ging es, bis ich das erste Fahrrad bekam. Dies war auch wichtig für die häusliche, familiäre Versorgung. Gab es doch in einem anderen Garten Essbares, wie Rhabarber, den es bei uns nicht gab, oder beim Opa besser war.

Bei Opa Wilhelm traf man sich eher sporadisch oder zusammen bei besonderen Anlässen. Die Verwandtschaft, außer Tante Maria, die in Essen mit ihrer Familie lebte, wohnte in Huckarde. Große Umzüge gab es zu der Zeit nicht. Man ging im gleichen Ort aus, lernte sich da kennen, heiratete und blieb dort.

So auch die Tante Christine, Vaters älteste Schwester. Sie war Schneiderin, bei der die ganze Verwandtschaft Kunde war. Ich erinnere mich an einen blauen Mantel, der mitten im Krieg aus einer gefärbten Wolldecke von Tante Christine für mich genäht wurde.

Tante Lisbeth, die zweitälteste Schwester vom Vater, hatte mit ihrem Mann zusammen einen kleinen Quartierlebensmittelladen. Onkel Heini hatte ein Dreirad-Lieferwagen, und ich durfte öfters mit zum Großmarkt, um Obst und Gemüse zu kaufen. Ich sehe heute noch den Laden mit einer Gewichtswaage, Dreieck-Tüten für Mehl, Zucker ectc. Nichts war eingepackt.

Onkel Wilhelm, der jüngste Sohn, war Schneider. Ich sehe ihn in Erinnerung immer auf dem Schneidertisch sitzen. Er arbeitete aber nur, wenn das Geld alle war. Er liebte den örtlichen Ausgang, und scheinbar gab es von ihm den Satz: „Lass es ne Kuh kosten.“

Es bleibt noch mein Vater Bernhard, der auch auf der Zeche Hansa als Leiter des Lehrlingswesens arbeitete. Auf der Zeche arbeiteten 10000 bis 12000 Leute, davon 300 bis – 400 Lehrlinge. Es gab alle handwerklichen und kaufmännischen Berufe. Auch eigene Schulen, wie Berufsschulen und Ausbildungen für Ingenieure gab es. Gesamthaft wurde in drei Schichten gearbeitet.

Meine Schulzeit verlief noch normal, immer nur morgens bis 13,00 Uhr. Nachmittags kamen zu den Hausaufgaben Garten-arbeiten, Einkaufen oder Arbeiten im Haushalt. Ich kochte auch schon gern. Zum Essen gab es nicht immer meine Lieblingsspeisen. Milchsuppe mit Haferflocken oder Gries waren nicht schlecht, wenn da nicht immer der Schmand gewesen wäre, diesen Schmand konnte ich nicht ausstehen. Wir hatten viel Obst im Garten für den Sonntagskuchen, aber wenn es nicht reichte, sorgten schwarze Holunderbeeren vom Rand des Friedhofgeländes für Abwechslung. Rahm gab es nicht, dafür wurde Eiweiß, erst kurz vor dem Essen geschlagen.

Als Besonderheit für diese Zeit hatten wir, wenn Ostern nicht zu früh war, im geheizten, mit Glas abgedeckten Mistbeet, frischen Salat. Ja, geheizt wurde mit 30 Zentimeter Pferdemist von den Pferden der Zeche, oder von der Straße. Das Pferd hatte da noch seine Bedeutung als Zugtier in der Landwirtschaft oder des Gewerbes. Auch in der Zeche wurde es unter Tage als Zugtier von Kohlewagen eingesetzt.

Der Ofen in der Küche, zusätzlich auch Heizung, war typisch mit Feuerstelle und Backofen. Geheizt wurde nach dem Anzünden durch Holz, mit Kohle, jeweils transportiert aus dem Keller. Es gab eine Toilette, auch noch für die Einmieter, im ersten Stock. Gebadet wurde jeden Samstag mit auf dem Ofen gewärmtem Wasser in einer Blechwanne, mitten in der Küche. Die Dreckspuren am Wannenrand waren groß, lebten wir doch im Dreck der Industrie, die ohne jegliche Staubfilter arbeitete.

Weiße Wäsche war nicht empfehlenswert und auch das Trocknen an der frischen Luft nicht. Der Industriedreck war überall, auch auf den Flächen, wo wir als Kinder spielten. Vor dem Auslehnen auf einer Fensterbank war das vorherige Putzen nötig. Auch gab der Staub viel Durst, kein Wunder, dass es in Dortmund viele Brauereien gab.

Politisch zeigte sich immer mehr die braune Gefahr. Die Anhängerschaft vermehrte sich, wie auch leider heute wieder. Es gab Krieg, als ich sieben Jahre alt war, In dem Bekanntenkreis wurden Söhne einberufen. Wir als Kinder fanden die Uniform und die Abzeichen schön, den Ernst der Lage erkannten wir nicht. Neu gab es Lebensmittelkarten, ergänzt wurde die Versorgung durch den eigenen Garten, wohl denen, die Vieh und einen Garten hatten.

1941–1949

Mit der Ausbreitung des Krieges stieg auch die Gefahr für die Daheimgebliebenen. Es fielen in den Städten erste Bomben, die Behörden reagierten mit der Organisation einer Mutter-Kind-Landverschickung. Es wurden ländliche Gebiete bis nach Bayern und Süddeutschland ausgesucht, wo man sich sicher fühlen sollte. Jede gefährdete Stadt, speziell im Ruhrgebiet, bemühte sich um Unterkünfte. Auch wir, meine Mutter, mein Bruder Heinz und ich, bekamen einen Ort im Schwarzwald zugewiesen.

Dieser Ort, damals einige 100-Einwohner, liegt im Breisgau, im Freiamt, heißt Ottoschwanden und ist in der Nähe der Kreisstadt Emmendingen. Der Ort liegt auf einer gesunden Höhe von gut 400-Meter -und ist, das wusste ich damals nicht, der sonnenreichste Ort Deutschlands.

Ottoschwanden, auf einer Hochebene liegend, war ein typisch, Schwarzwälder Bauerndorf, mit einer Hauptstraße und den verstreut liegenden Höfen. Auf einem dieser alleinstehenden Höfe landeten wir und noch eine andere Familie, Frau-P. mit Tochter, aus Dortmund. Der Hof lag in der Nähe eines kleinen Zentrums, dem Freihof mit Hotel, Restaurant und kleineren Geschäften. Unser neuer Hausherr war Herr und Frau B., die auch zwei Söhne, Fritz und Ernst, ein wenig älter, hatten. Dazu gab es den, immer auf der Ofenbank mit langem Bart sitzenden Großvater. Als Helfer gab es eine Magd und ein Pole, der wie viele Polen aus Frankreich geflüchtet war. So kamen sie auch in der Schweiz als Gefangene in Lager und von dort aus zu Arbeits- oder Ausbildungsstätten.

In der Freizeit saß er im Foyer zum Kuhstall und zauberte Ringe aus Kupfermünzen.

Der Bauernhof bestand aus einem Wohnhaus, unten die Küche mit Hofverbindung, das Elternschlafzimmer, eine kleine Stube und der Aufenthaltsraum mit Essplatz und Kachelofen. Im ersten Stock war die Sonntags-Stube, Bleibe, auch von gutem Kirsch, und zwei Schlafzimmer für die zwei Gastfamilien. Bereits zu Beginn war für mich 5:30-Uhr Tagwacht und es zog mich zur Hilfe in den Kuhstall. Die Kleider hatte ich bereits abends schön bereitgelegt, damit das Aufstehen niemand bemerkte. Mutter war mit meiner Hilfe nicht einverstanden, da ich ja anschließend, zusammen mit den Kindern vom Bauernhof, Fritz und Ernst, in die Dorfschule musste.

Auf dem Hof war die Bäuerin den ganzen Tag mit dem Füttern der Schweine und Hühner und dem Kochen beschäftigt. Zusätzlich wurde das Brot im Backofen bei der Schnapsbrennerei an bestimmten Tagen selbst gebacken. Dazu kamen das Herstellen der Butter, Kuchen backen und die Pflege des Gemüsegartens. Auch die selbst gefertigten Pantoffeln aus Stroh und Hanf für alle im Haus, kamen aus ihrer Hand. Ich sehe heute noch einige Reihen Hanf im Feld stehen, heute käme die Polizei. Kein Mensch hat damals ans „Kiffen“ gedacht, wie es heute heißt. Als Essen gab es typisch süddeutsche Küche mit viel Teigwaren, der Kirsch-und Erdbeerkuchen war ähnlich der Schweizer Wähe, eine Wucht. Auf dem Feld gab es in der Pause das schöne Landbrot mit getrocknetem Speck und selbst hergestelltem Most.

Der Bauer selbst saß gerne im Nebengebäude mit Backofen und Brennerei. Hier wurde der Kirsch- und Zwetschgenschnaps gebrannt. Er fand auch Verwendung in der Medizin, als ich mal mit der Mistgabel eine heftige Berührung mit dem Fuß hatte.

Maschinen, außer der Dreschmaschine, gab es auf dem Hof nicht. Als Zugmaschinen dienten die Ochsen, die ich führen durfte, als sie mal wieder einen großen Holzwagen mit Holzrädern, geladen mit gerade geernteten Kartoffeln, den Berg hochziehen mussten. Das Land auf dem Hof war westlich eher eben und Richtung Osten, wo die Kartoffeln angebaut wurden, stark abfallend. Der Viehbestand bestand aus Milchkühen, Rindern, Schweinen und Hühnern, genug auch für die Selbstversorgung.

Der Bauer, der Maestro, rauchte gern auf der Bank vor dem Haus, direkt neben dem Mostkeller, Villiger Stumpen. Die Schweizer hatten in Emmendingen eine Filiale. Der Großvater, er hatte einen langen goldgelben Bart, zog meistens am Kachelofen sitzend, an seiner selbst mit Tabak gestopfte Pfeife. Der Tabak wurde auf dem Feld angebaut und für den Verkauf und Eigengebrauch entsprechend verarbeitet.

Eine Besonderheit, war das einzig motorisierte Fahrzeug, eine 250-ziger BMW vom Maestro, die er besonders für Aufgaben in der Gemeinde brauchte, wo er nebenamtlich tätig war.

Das Zusammenleben zwischen der Bauernfamilie und den Zugezogenen funktionierte problemlos. Gut war auch, dass die Kinder der Gastfamilie nur ein wenig älter waren. Ich hatte damit kein Glück, denn das neunte Schuljahr in der Schule in Ottoschwanden war zu Ende, und ich konnte, nach Erreichung der Reife, ins zehnte Schuljahr ins Gymnasium nach Emmendingen. Nicht daran zu denken war, dass ich morgens und abends je zweieinhalb Stunden mit dem Holzvergaserbus, diese Strecke fahren sollte. So war es nicht anders möglich, als wochentags aus Ottoschwanden auszuziehen und eine Bleibe in Emmendingen zu suchen, sozusagen als zehn-jähriger Zimmerherr. Wir, Mutter und ich, gingen auf die Suche nach einer Bleibe mit Betreuung. Warum wir dann den Hutladen He., direkt gegenüber der reformierten Kirche ansteuerten, weiß ich heute nicht mehr. Vielleicht hatte unser Maestro dorthin Verbindungen und wusste, dass die Familie auch zwei Buben hat, ein wenig älter, und diese, weil die Eltern beide berufstätig waren, von einer Betreuerin versorgt wurden. Frau He. hatte den Hutladen und Herr He. war Direktor der Schweizer Stumpenfabrik, und Tabak kam vielleicht auch vom Bauernhof in Ottoschwanden.

Also, die Familie hatte noch ein Zimmer für mich frei und betreut wurde ich von einer Hofdame, obwohl ich kein Prinz war. Das Gymnasium hieß Dietrich-Eckart-Gymnasium, ein riesiger Bau, für die Stadt und die ganze Umgebung. Die nächstgrößere Stadt Freiburg war weit weg, für damalige Verkehrsverhältnisse. Schon das Hin -und Herreisen mit dem Bus, für den ich ausdrücklich als alleinreisender Zehnjähriger vom Gymnasium die Genehmigung hatte, war Stress genug. Schulschluss war am Samstag 13:30 Uhr, sodass ich anschließend den Bus nach Ottoschwanden, quer durch das Freiamt, nehmen konnte. Der Bus bediente jeden Zipfel des Freiamts, eine hügelige Gegend mit wenig Dörfern aber vielen Weilern, die alle bedient werden mussten. Es waren nicht nur Personen: Dazu gehörte Post, Päckchen, alles, nur kein Vieh.

Auf dem Bauernhof angekommen, war sofortiges Mitwirken angesagt. Ich hatte gründliche Abwechslung, bevor es dann am Montagmorgen 5:30 Uhr mit dem Holzvergaserbus wieder zu meiner zweiten Bleibe ging.

In der Woche war Schule und Lernen mit meiner Hofdame fällig. So richtig geplante Freizeiten, auch mal mit einer Abwechslung, gab es nicht, zumal die Kinder von He. älter waren und eigene Interessen hatten. Oft mussten wir auch Kräuter sammeln, diese auf dem Dachboden trocknen und dann geprüft abliefern. Ich freute mich eigentlich montags nach der Ankunft schon wieder auf den Samstag, natürlich wegen dem Bauernhof. Damals wollte ich sogar Bauer werden. Ein kleines Heft, das ich gerade in der Hand halte, dokumentierte die Ergebnisse meiner Noten und wurde von meiner Hofdame geprüft. Schummeln war nicht möglich. Das Heft ging in Abständen an meinen Vater und kam mit den nicht immer schönen Kommentaren dann zu mir zurück. Er war schließlich Lehrer und durch die Kontrolle sollte sich die Anstrengung in der Schule erhöhen.

Das erste Jahr war vorbei, und der Übertritt in die zweite Klasse geschafft, es war mitten im Krieg. Auch in Emmendingen gab es Lebensmittelkarten und da war montags so eine kleine Zugabe vom Bauernhof, für die Küche natürlich sehr willkommen. Der Speck, die selbstgemachte Butter und das Landbrot aus dem eigenen Backofen, schmeckten auch in der Stadt.

In Ottoschwanden ist mir die Kirschenernte noch in guter Erinnerung. Schön in Spankörben verpackt, wurden sie für die Stadt mit dem Fahrradanhänger zur Busstation gebracht. Auch am Montag war ich im Bus oft umgeben von Kirschen oder anderen Früchten. Die Kirschen mit weniger Qualität im Ansehen, kamen in ein Gärfass, und daraus gab es dann den bekannten Schwarzwälder Kirsch. Eine, wahrscheinlich von der Schreinerwerkstatt der Zeche hergestellte Holzkiste, innen gepolstert, transportierte schon zu Kriegszeiten und viele Jahre später, Kirschschnaps vom Schwarzwald ins Ruhrgebiet. Der Schnaps war so wertvoll, dass er im Elternschlafzimmer, im Schrank aufbewahrt wurde. Meine Mutter wunderte sich mal über einen sehr langen Schlaf, der mittags immer da erfolgte. Ich hatte mal an der Flasche genippt und der lange Schlaf war die Folge und zugleich der Beweis meiner Untat.

Mitten im Schuljahr, von einem Tag auf den anderen, wurde das Gymnasium geschlossen. Die Westfront rückte näher und aus dem Gymnasium wurde ein Lazarett. So erging es auch vielen anderen Landverschickungskindern oder Familien, die Richtung Osten von der sich nähernden Ostfront überrascht wurden. Allein von Dortmund wurden über 50000 Mütter mit Kindern in vermeintlich sichere Gebiete verschickt, die sie nun wieder verlassen mussten. Die Schulen in der Stadt waren in den letzten Kriegsjahren und später alle geschlossen. Meine Mutter wollte unter diesen Voraussetzungen auch nicht mehr im Schwarzwald bleiben. Sie hatte Heimweh und wollte den Vater nicht allein lassen, obwohl dieser wegen seines Amtes und dessen Verantwortung fast nie zuhause war.

Die Zeche Hansa hatte 10000 bis-12000 Bedienstete, und alle sollten vor Bomben geschützt werden. Diese Arbeit, als Luftschutz-Chef für die ganze Zeche verantwortlich, war zeitlich nicht zu begrenzen. Wann kommen die Bomber?

Ab 1941 gab es die ersten Angriffe, gezielt auf Industrieanlagen des Ruhrgebiets. Es waren englische Bomber in verhältnismäßig kleiner Zahl, 100 Flugzeuge, im Vergleich zu späteren Angriffswellen mit 200 bis -300 Flugzeugen. Mein Vater hatte also den rechtzeitigen Alarm auszulösen und gesamthaft die Kontrolle, über alle Luftschutzmaßnahmen der Zeche.

Es kam der Tag des Abschieds, aber nicht für immer, aus dem Schwarzwald. Meine Mutter wollte nachhause, obwohl die Bombardierungen des Ruhrgebiets, speziell in Dortmund, ständig zunahmen. So war auch die Rückkehr für uns nicht einfach, wir Kinder waren sieben und -elf Jahre alt. Die Rheinstrecke, hier fuhren auch viele Güterzüge, wurde bereits ständig durch Tiefflieger bombardiert. Wir fuhren dann nachts in einem leeren Kohlenzugwaggon über das Mittelland, von Süddeutschland via Kassel ins Ruhrgebiet zurück. Wir waren heil angekommen und wieder in unserem Einfamilienhaus.

Unsere Nachbarn hatten inzwischen Erdbunker gebaut, weil Einzelziele der Tiefflieger die Häuser waren. Wir hatten erst einmal unseren, nicht tiefen Keller. In der Stadt gab es zu den vorhandenen Tunnels immer mehr öffentliche Hochbunker. Es kam die Zeit, wo man nachts darin verblieb. Wir wurden durch eine besondere Funkstation vom Vater orientiert, wenn wir in den Keller mussten.

Ich ging wieder in die Schule, in die alte Volksschule nach Rahm, da alle Gymnasien in der Stadt geschlossen waren. Unser Lehrer He. kam aus der Stadt, und wir hofften immer auf sein Erscheinen am Tag nach einem weiteren, nächtlichen Angriff. Er wusste aber auch, dass meine Tante Lisbeth einen kleinen Lebensmittelladen hatte und ich doch sicher für ihn bei der Tante ein gutes Wort für zwei bis drei Orangen einlegen könnte. So hatte ich in dieser Zeit keine Schule, und da ich oft bei der Tante beim Arbeiten aushalf, waren die Orangen, man nannte sie Apfelsinen, sicher.

Beim Opa Wilhelm war inzwischen die Oma gestorben, und der zweite Sohn Wilhelm wurde in den Krieg eingezogen. Mein Vater, der Älteste, musste wegen seiner Arbeit als Luftschutzverantwortlicher nicht in den Krieg. Zum Glück, so hatten wir in der Familie die Unterstützung, die durch den Einzug der Väter in den Krieg bei den meisten Familien fehlte. Dazu kamen die ersten Gefallenen, die Kriegstoten, ich erinnerte mich an die Zeitungen, die für die Veröffentlichungen immer mehr Seiten benötigten.

Auch bei Opa und Oma Derne, die wir regelmäßig am Sonntag alle 14 Tage mit der Straßenbahn und einem langen Fußweg besuchten, war der jüngste Sohn, Onkel Paul, inzwischen eingezogen. Der älteste Sohn war ja Berufssoldat und hatte scheinbar einen guten Posten im Land selbst, ohne an die Front zu müssen. Der sonntägliche Besuch war ganz speziell, wenn die Oma ein sogenanntesCARE-Paket aus Amerika öffnete.

Die Inhalte waren Café und natürlich viele Süßigkeiten. Die Absenderin war eine Verwandte, eine Ordensschwester aus Omas Verwandtschaft. Durch die Selbstversorgung mit Schwein, Kaninchen und Hühnern, gab es auch reichlich zu essen. Wohl dem, der das konnte, wenn ich da an die vielen Stadtmenschen denke. Aber auch da war viel Eigeninitiative gefragt. Schon gab es die ersten Balkongärten und irgendwo konnte man auch einen Gemüsegarten auf einem brach liegenden Stück Land anlegen.

So hatten wir bei Tante Lisbeths Grundstück auch zusätzliches Land, um Gemüse und Kartoffeln, für den Winter anzubauen. Die Rationalisierungen wurden immer mehr, und man war froh über den Erfolg, im eigenen Garten und Zusatzgemüsegarten.

Aber die Verpflegung allein konnte uns im Ernstfall nicht retten. Die Angriffe auf das Ruhrgebiet vermehrten sich. Tagsüber hörten wir, wie die Flugzeuge, man konnte sie nicht zählen, in großer Höhe Richtung Osten über uns hinweg flogen. Ein gleichmäßiger Summton von den Motoren, den ich heute noch höre, begleitete uns stundenlang.

Der Ernstfall war angezeigt, und so hatte mein Vater die Idee, im Garten einen Hochbunker zu bauen. Jeweils am Sonntag, wenn Leute frei hatten, wurde für gutes Essen gearbeitet. Auch Internierte halfen mit. Der Bunker war im Grundriss 2,50x2,50 Meter groß, ca. 3,50 Meter gesamthaft hoch. Er hatte innen einen auf Knien erreichbaren, runden Sitzplatz von 1,30 Meter Durchmesser. Als Tür diente eine stabile Doppeltür aus Stahl. Der Bunker war ca. 1,00 Meter im Boden, die Seitenwände waren aus 60 Zentimeter starkem Beton und dazu kam das Dach als Zeltdach. Alle Außenflächen wurden zusätzlich verkleidet mit zwei cm starken Stahlplatten. Luftlöcher an allen Seiten sollten im Ernstfall, zum Beispiel bei einem Umfallen des Bunkers, für Frischluft sorgen.

Der Bunker, so schien es, wurde zum richtigen Zeitpunkt gebaut. Abends, wenn wir im Haus waren, warteten wir immer auf den Anruf vom Vater über Funk. Die Bomber kommen von Norden, fliegen Dortmund an, sofort in den Bunker. Wir hörten Mienen, das sind besonders große Bomben, mit großer Wirkung rauschen. Wenn man sie hörte, wurden wir verschont, sagte man. Ich weiß heute noch nicht, ob das stimmt. Das Öffnen der Tür nach der Entwarnung war ergreifend. Es war ein riesiges Lichtermeer über der Stadt, wir konnten es von 10 Kilometer Entfernung sehen, als ob es bei uns nebenan war.

Die Bombardierung, speziell auch auf Verkehrsanlagen, fanden teilweise tagsüber durch Tiefflieger statt. Das gab erhebliche Probleme im Nah -und Fernverkehr. Bei uns in der Nähe war eine Eisenbahnbrücke zerstört worden. Die Reisenden, meistens mit viel Gepäck auf der Flucht, mussten zu Fuß zwischen zwei Bahnstationen die Hauptstraße entlanglaufen. Wir Kinder hatten ja vormittags noch Schule, aber nachmittags machten wir Gepäcktransporte. Ein paar stabile Bretter und vom Vater besorgte Kugellagerräder ergaben einen guten Transporter für den Transport von Gepäck von Bahnstation zur nächsten Bahnstation. Mit dem Erlös, riesige Reichsmarkscheine, gab es nicht viel zu kaufen, von dem, was es noch gab.

Unsere Basis für die Küche waren immer noch eigene Hühner, Kaninchen und die zwei Gärten für Gemüse. Zudem gab es auch Obst von den gepflanzten Apfelbäumen und Beerensträuchern. Das Futter für die Hühner bestand aus Gartenabfällen und gekochten Kartoffelschalen. Für die Kaninchen, es waren im Schnitt so zwischen zwanzig und dreißig Stück, war es schon schwieriger, Grünfutter zu organisieren. Natürlich gab es vom Gemüse Abfälle wie Möhrengrün, aber alles Blähende wie Kohlarten waren zu vermeiden. Löwenzahn am Wegrand in den Landwirtschaftsgebieten am Wegrand zu suchen, war mühsam, denn ich war ja nicht der Einzige. Gut hatte ich einen Schulkollegen, Sohn des Bewohners vom Gut. Dieser war wiederum kein Unbekannter, wohnte doch jeweils der Direktor der Zeche auf diesem Gut. Gras, allgemein Futter, war knapp, Felder und Wiesen wurden durch berittene Polizei bewacht. Hier Futter zu finden war aussichtslos. Aber wir zwei Kinder hatten die Lösung, es gab Grün vom Gut, zweimal in der Woche flog ein Sack frisch geschnittenes Gras über die Grenzmauer. Das war meine Rettung für die Tiere. Im Winter gab es im Erdbunker gelagerte Knollen, wie Runkeln oder Möhren. Es sprach sich auch schnell herum, wenn am Bahnhof ein Waggon mit Essbarem stand. Zuckerrüben gab es, und schon wurde Rübenkraut gekocht. Ich schmecke heute noch den Duft in der Küche.

Wir Kinder, vornehmlich ich, waren eigentlich die Herren im Haus, da mein Vater mehr oder weniger immer auf der Zeche war und den Luftschutz leitete. Es gab immer etwas zu tun, und wir mussten auch tagsüber auf die Tiefflieger aufpassen. Die hatten keine Gnade, und so wurden in unserer Nachbarschaft viele Häuser zerstört, mit vielen Toten, nur weil ca. zehn deutsche Soldaten meinten, eine Eisenbahnverbindung und dessen Kreuzung zu verteidigen. Von diesen Soldaten war auch noch ein Leutnant, man war dazu verpflichtet, bei uns einquartiert. Die nach Quartier suchenden Soldaten kommen einfach an die Tür, beanspruchen ein Zimmer und bringen andere in Gefahr.

Familiär ging es uns mit unseren Durchhaltungs-Maßnahmen eigentlich gut. Auch Oma Derne konnten wir zwischendurch besuchen. Die Söhne hatten den Krieg bisher überstanden, und auch die CARE-Pakete aus Amerika ließen nicht nach.

Vielleicht müsste auch in heutiger Zeit die Initiative für Gegenmaßnahmen von einzelnen, nicht nur vom Staat, größer sein. Aber es wird viel vergessen. Was weiß schon die heutige Generation von der Generation, die den Krieg und dessen Folgen erlebt hat. Außer Jammern, am Staatstropf hängen, die Eigenverantwortung ist rar geworden.

Opa Wengmann überlebte den Krieg bisher auch entsprechend der Situation. Die Gefahren beim Arbeiten auf der Zeche übertags waren durch Bombardierungen, speziell von Industrieanlagen, besonders groß. Zudem wohnte er auch noch in der Nähe der Zeche. Das war früher so, Industrie und Wohnen gehörten zusammen. Aber auch untertags lauerten viele Gefahren. Es arbeiteten dort für die in den Krieg eingezogenen Soldaten auch viele Kriegsgefangene und Internierte. In den Jahren 1940 und 1944 kamen dort viele deutsche und ausländische Arbeiter durch Schlagwetter-explosionen ums Leben. Auch 1979, nach der Änderung von Abbaumethoden, gab es noch ein Unglück. Die Ausländer kamen aus Polen, Russland, Belgien und Frankreich.

Aber eine traurige Mitteilung belastete ab jetzt Opa und die Verwandtschaft. Onkel Willi, der auch in den Krieg eingezogen wurde, wurde vermisst. Das ist bis heute so. Alle Nachforschungen durch die speziellen Institutionen konnten bisher keine Klärung herbeirufen.

Die Bombardierungen gingen weiter, bis das ganze Ruhrgebiet, das Industriezentrum Deutschlands, in Schutt und Asche lag. Wir Menschen in den westlichen Vororten hatten Glück bei den Flächenbombardierungen. Dies, weil die Anflüge zum Bomben abwerfen immer vom Norden her erfolgten. Das hatte mit dem Wind zu tun, und man konnte auch wieder gut nach Westen abdrehen und zurückfliegen. Auch war die Industrie der Stadt mehrheitlich im Norden angesiedelt. Unheil richteten noch die Tiefflieger zur Unterstützung der Infanterie an. Es gab immer noch Nester von Soldaten oder Volkssturmgruppen, die meinten, sie könnten Hitlerdeutschland auch 1945 noch retten.

Wir hatten von unserem Haus aus, es war das erste der Siedlung, einen guten Blick auf die Hauptstraße und den an der Ecke stehenden Gasthof. Ich befand mich am Küchenfenster und sah plötzlich eine dunkle Gestalt, mit einem Gewehr im Anschlag, um die Ecke des Gasthofs schleichen. Es folgte eine ganze Gruppe von Soldaten, und so erlebten wir den Einzug der Amerikaner in unser Quartier. Wir, Mutter, mein Bruder und ich, waren ruhig und wahrscheinlich käsebleich. Wir blieben in der Küche, und es dauerte nicht lange, bis es an der Haustür klopfte. Soldaten hier? Sie suchten das ganze Haus ab und zogen weiter ins nächste Haus. Der Puls wird nicht messbar gewesen sein, wir Kinder hatten wahrscheinlich mit 9 und 13 Jahren weniger Angst, als unsere Mutter, die in Sorge um uns Kinder war.

Es vergingen Tage, und so langsam bewegte man sich wieder in der Öffentlichkeit. Es hatte sich auch herumgesprochen, dass die Amerikaner Schokolade an die Kinder verteilten, und das half, die Berührungsängste zu mildern. Mit dem Vater hatten wir Funkkontakt, und natürlich wurden die daheimgebliebenen Männer von den Amerikanern, ob Nazi oder nicht, gründlich untersucht. Auch bei meinem Vater, einer in der Zeche führenden Person, war das nicht anders. Aber, dass er in keiner Partei, speziell bei den Nazis war, konnte schnell geklärt werden. Mein Vater war gläubiger Katholik und im Kirchenvorstand. Durch seine verantwortungsvolle, unentbehrliche Arbeit auf der Zeche, konnte er einen Beitritt zur Hitlerpartei immer verhindern.

Auch meine Mutter hatte es stets abgelehnt, irgendeiner Hitler-institution wie Mütterhilfswerk und was es da alles gab, beizutreten. Noch Monate vorher, sollte sie in unserer Siedlung für eine Hitlerinstitution Geld sammeln, sie lehnte ab. Einen Tag später kam dieser Parteimann nochmals mit dem Hinweis, sie müsste jetzt sammeln oder sie hätte ja sicherlich schon davon gehört, wo es dann hinging. Meine Mutter sammelte nun, auch ohne ihren eigentlichen Willen.

In den letzten Monaten waren Ausgänge und Besuche wegen der ständigen Gefahr unterwegs, eher selten. Alle blieben zu- hause, es war auch keine Schule mehr. Läden waren nur noch so lange offen, wie der Vorrat reichte. Die Eigenversorgung näherte sich zu 100-Prozent. Die Erlösung vom sechsjährigen Krieg in Europa und Teile der übrigen Welt mit 50-Millionen Kriegstoten, erreichte uns am 8.Mai-1945 durch die Kapitulation der Deutschen Admiralität am 7. Mai-1945. Ändern tat sich erst einmal nicht viel, außer, dass man sich im näheren Umkreis wieder frei bewegen konnte. Kaputte Städte, ausgefallene Verwaltungen, leere Läden, geschlossene Schulen, brachten im täglichen Leben noch keine Änderung. Das „Irgendwie -versorgen -Müssen“, brachte die Leute auf die Idee, zu hamstern.

Das große Umtauschgeschäft begann. Gibst du mir, so bekommst du von mir. Man war natürlich in erster Linie auf Esswaren aus. Und um diese zu erwerben, musste man in die ländlichen, landwirtschaftlichen Regionen fahren. Für das Ruhrgebiet war das Münsterland ein Idealfall, zumal man die Orte auch mit dem Zug erreichen konnte. Die Leute standen auf den äußeren Trittbrettern mit dem Silbergeschirr oder mit anderen wertvollen Sachen in der Tasche, um diese Artikel gegen ein Stück Speck, ein wenig Butter oder Obst und Gemüse, zu tauschen. Geld wollte niemand, denn das hatte keinen Wert mehr. Durch den Hamsterbetrieb hatten wir Kinder mit den Transporten zwischen den zwei Bahnstationen auch wieder viel Arbeit.

Auch die Schule begann wieder, mein letztes Schuljahr war angesagt. Zusammen mit der Zeit in Rahm, dann in Ottoschwanden und dem Gymnasium in Emmendingen und jetzt wieder in Rahm, begann offiziell das achte Schuljahr. Wie viele Schuljahre ich effektiv hatte, habe ich nicht nachgerechnet. Große Gedanken, irgendwann mal wieder ins Gymnasium einzusteigen, machte ich mir wegen der großen Ungewissheit nicht. Die Dortmunder Schulen waren alle zerstört, nach und nach gab es Provisorien. Meine bereits erlebte Situation mit den Schulen genügten erst einmal, ich wollte, auch zur Zeitüberbrückung erst einmal eine Lehre machen, ich wollte Gärtner werden.

Mein Vater hatte da andere Gedanken. Zu Weihnachten bekam ich Geräte wie Spezialhämmer, die zu einem Kunstschlosser passen. Der Hintergrund war seine Meisterarbeit, ein Kronleuchter mit sieben Lampen, bestehend aus getriebenem Messing und Glasvorhänge aus zusammen 400.-Stück Glaszylinder, ca. 20 Zentimeter lang. Diese Lampe habe ich als Erbstück mit ins Büro nach Dresden genommen, und sie passte wunderbar in die Räume unserer Jugendstil-Villa. Jetzt hängt sie im großen Wohnraum wieder über dem großen Esstisch in Thailand. Von den Gedanken der Eltern wollte ich nichts wissen und langsam begann, parallel zum letzten Schuljahr, die Suche nach einem Lehrbetrieb.

Oma Derne konnten wir auch wieder einen Besuch abstatten, nachdem die Straßenbahnen wieder in Betrieb waren. Auch die übrige Verwandtschaft, die alle den Krieg überlebt hatten, fand sich wieder ein. Am weitesten hatte es Tante Toni, die aus dem Sauerland, aus Winterberg, mit dem höchsten Berg der Gegend, kam. Zu Tante Toni gehen, war immer mein Wunsch. Ich half gerne in der Herberge, die sie leitete. Skifahren wollte ich natürlich auch und so war ein achttägiges Inventar bei einem Schlosser nötig, um mir Skischuhe für den Aufenthalt kaufen zu können. Hier begann ich mit dem Skifahren und das Ende, es war mein Wunsch, erlebte ich nochmals mit 90. Jahren auf 4000. Meter Höhe, auf dem Kleinen Matterhorngletscher in Zermatt. Winterberg war und ist heute noch der sicherste Skiort für die ganze westliche Gegend von Nordrhein-Westfalen. Zu unserer Zeit gab es noch kein Lift. Heute tummelt sich da das ganze Ruhrgebiet und die Bob- und Schlittenbahn ist weltbekannt.

Die zwei Söhne von Oma Derne hatten glücklich den Krieg überstanden, Paul kam später und krank zurück. Die Oma und der Opa waren froh, dass alle wieder zusammen waren. Der Besuch genoss die Koch- und Backkünste von Oma Derne, von der ich auch noch Rezepte brauche. Speziell die zum Essen servierten Makkaroni, umhüllt mit karamellisiertem Honig und Paniermehl, dazu gedörrte Aprikosen, sind immer noch in. Typisch für die Gegend waren auch zu Neujahr die Waffeln, die mit einem langen Waffeleisen über offenes Feuer garten und über den Oberschenkel zu einem Art Trichter geformt wurden. Frisch waren sie am besten.

Wir lebten, ganz Nordrhein -Westfalen, in der sogenannten amerikanischen Zone. Dazu gab es noch die französische,- englische- und später die russische Zone, das spätere Ostdeutschland. Unsere amerikanische Zone wurde also bis zur Gründung eines neuen Staats von den Amerikanern kontrolliert. So gab es auch Straßenkontrollen. Man war immer noch auf der Suche nach Mitgliedern der national-sozialistischen Hitlerpartei. Die Menschen wurden aufgebracht und teilweise festgehalten. Die Entnazifizierung fand statt, ein Wort, das wir heute wieder im Ukrainekrieg von den Russen hören.

Die Arbeiten im Garten, Tante Lisbeth beim Lebensmittelmarken einkleben helfen, vom Opa Wilhelm aus dem Pökelfass Nachschub zum Essen holen, beim Bäcker im Nachbardorf mit dem Fahrrad Schlange stehen, das erste Maisbrot einkaufen, in der Küche helfen, Ofen anmachen und Kohlen vom Keller holen, Fahrrad putzen, Hühner- und Kaninchenställe säubern, Futter dafür organisieren, gingen nicht aus. Die Schulaufgaben waren immer schnell fertig. Ich hatte ja gute Beziehungen zu meinem Lehrer. Wieder einmal einige Apfelsinen besorgen, zeigte Wirkung.

Es begann langsam der 1. April 1946, meine dreijährige Lehrzeit begann. Der neue Lehrmeister, die Firma H. R. in Kirchlinde, einem Nachbardorf, stellte erst einmal meine schwache Statur für diesen Beruf fest. Aber die zärtlich Schwachen können auch stark sein, was er dann mit der Zeit bemerkte. Der Betrieb war ungefähr sieben Kilometer von unserem Haus weg. Morgens ging es mit dem Fahrrad bergauf und abends, nach einem langen Tag, bergab. Es gab den Senior- und Juniorchef, der sich um die Lehrlinge kümmerte. Der Betrieb war vielseitig. Zur Baumschule, Samenzucht, Samengroßhandlung und zum gärtnerischen Zubehör, gehörte auch noch ein Samenanbaugebiet in Massen. Insgesamt arbeiteten in den zwei Betrieben etwa 200. Mitarbeiter. Als Baumschule bezeichnet man erwerbsmäßig bewirtschaftlichte Anbauflächen für die große Anzahl von Bäumen, Sträuchern, praktisch alles, was später durch die Landschaftsbaubetriebe verwendet wird. Es gibt heute Spezialbaumschulen, die zum Beispiel nur Alleebäume anbauen.

Im Betrieb gab es fünf Meister. Ich war dem Seniorchef unterstellt. Meine offizielle Lehre war Baumschullist. Ich profitierte aber auch von dem breiten Spektrum des Betriebs. Wir arbeiteten, ob Sommer oder Winter, von 7:00-Uhr morgens, Cafézeit, bis 12:00-Uhr mittags, Mittagszeit bis 13:00-Uhr, Zvieri, und um 18:00-Uhr war Feierabend. Samstags wurde bis 14:00-Uhr gearbeitet. Fertig gemachte Brote und zum Mittag den Henkeltopf zum Wärmen, nahm ich mit. Alle vierzehn Tage hatte ich Sonntagsdienst, Pflege in den Anzuchthäusern und Bedienen der Heizung. Da es wenig Koks gab, musste dieser, das heißt das Feuer, immer mit Sägemehl auf Sparflamme gehalten werden.

Die Arbeit und das Dazugelernte in der Woche mussten wir in einem Tagebuch festhalten und jeden Montagmorgen dem Juniorchef vorlegen. Vergessen wurde durch sofortiges Holen von zuhause bestraft. Berufsschule hatten wir in der Stadt als Provisorium. Es fehlten Räume und Lehrer. Dafür gab es von den Amerikanern ein Glas Schokolade, die Milch war nur braun, oder eine Erbsenmehlsuppe, war nicht zum Essen.

Da es bei der Versorgung der Bevölkerung durch Gemüse mangelte, musste unser Betrieb auf Anweisung einen Teil der Flächen mit Gemüse anbauen. Wir profitierten auch davon, denn samstags gab es nach Betriebsschluss für jeden Mitarbeiter einen Salat, Blumenkohl oder anderes Gemüse. Ich bekam vom Seniorchef meistens noch ein Teil dazu, vielleicht um körperlich etwas mehr zuzulegen. Die Baumschule produzierte natürlich auch Obstbäume, von denen man nicht genug haben konnte. Jeder, der ein Stück Land hatte, pflanzte Himbeeren, Stachel- und Johannisbeeren, Erdbeeren und schnelltragende Obstbäume. Über mich noch Bestellungen zu machen, war aussichtslos. Wir hatten unser Quantum, das wir für den Eigenbedarf brauchten.

Zu tun hatte ich nach der Arbeit auch noch im eigenen Garten, mit den Hühnern und Kaninchen. Es war eine harte Zeit, alle mussten anpacken, nur mein Bruder war scheinbar zu jung. Jammern und den Staat, den es erst einmal nicht gab, um Hilfe zu bitten, kannten wir nicht. Es hätte uns auch niemand gehört, wie es heute über das Fernsehen üblich ist. Das Volk und die letzten Generationen sind so verwöhnt geworden, dass sie heute nur noch den Staat anrufen, ob Arbeiter, Mittelstand oder Großfrmen. Optimismus, den wir, jeder Mensch hatte, ist heute Fehlanzeige. Ich höre immer, heute ist eben alles anders. Natürlich, man ist dreimal im Jahr in den Ferien, hat zwei Autos, vielleicht noch ein Boot am Meer. Beim Schreiben dieses Berichtes, gab es wieder trotz Energie- und Ölkriese riesige Schlangen an den Flughäfen, um in die Herbstferien zu reisen. Das hatten wir alles nicht. Ein Fahrrad, das immer wieder geflickt wurde, und in die Ferien durfte ich zur Oma Derne, wo es in dem großen Nutzgarten auch immer viel zu tun gab.