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Waghalsige Abenteuer, ausgefuchste Pläne und Freunde fürs Leben - das neue Abenteuer der Vorstadtkrokodile!
Die Vorstadtkrokodile feiern Hannes’ 13. Geburtstag und den Start in einen grandiosen Sommer: Während Kai ins Basketball-Camp fährt und Olli mit seiner Freundin in den Urlaub, verbringt der Rest der Krokodile ganz viel Zeit auf der Kart-Bahn. Doch dann passiert ein dramatischer Unfall und Frank wird mit Blaulicht ins Krankenhaus eingeliefert. Er schwebt in Lebensgefahr. Jetzt kann ihm nur noch einer helfen, sein Bruder Dennis, doch der sitzt im Gefängnis. Die Zeit rast, aber ein Krokodil gibt niemals auf! Mit Hilfe von Kais Cousine Jenny und Hannes’ Mutter schmiedet die Bande einen ungewöhnlichen Plan ...
Alle Bände der »Vorstadtkrokodile«-Reihe:
Die Vorstadtkrokodile (Band 1)
Die Vorstadtkrokodile - Die coolste Bande ist zurück (Band 2)
Die Vorstadtkrokodile - Freunde für immer (Band 3)
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2013
Herbert Friedmann
Nach einer Drehbuchvorlage von Christian Ditter,Thomas Bahmann und Ralf Hertwig,basierend auf einer Idee von Christian Ditter.Die Figuren und Motive sind angelehnt an den Roman»Vorstadtkrokodile« von Max von der Grün
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© 2011 cbj Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.
»Vorstadtkrokodile 3« film © 2010/2011 – Westside Film-produktion/Rat Pack Filmproduktion
Nach einer Drehbuchvorlage von Christian Ditter, Thomas Bahmann und Ralf Hertwig – basierend auf einer Idee von Christian Ditter. Die Figuren und Motive sind angelehnt an den Roman
»Vorstadtkrokodile« von Max von der Grün.
Redaktionelle Bearbeitung: Herbert Friedmann
Umschlagbild: Katharina Lindenblatt
Umschlaggestaltung: Basic-Book-Design, Karl Müller-Bussdorf
MI · Herstellung: ReD
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-05338-3V002
www.cbj-verlag.de
1
»Jetzt«, sagte Maria.
Hannes nahm die Hand von den Augen und lächelte verlegen. Er war sehr gerührt, als er die Überraschung sah.
»Wow!«
Maria hatte eine Decke auf dem Steg ausgebreitet und rote Rosenblätter darauf gestreut. In der Mitte stand ein Kuchen! Ein Schokokuchen für Hannes. Mit dreizehn Geburtstagskerzen. Und obendrauf das Abzeichen der Vorstadtkrokodile. Aus giftgrünem Zuckerguss.
»Happy Birthday«, wünschte Maria leise.
Hannes drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, auf die sie ein zartes Rosa aufgetragen hatte. Der Lidschatten und die Wimperntusche ließen ihre Augen größer erscheinen. Statt eines ihrer üblichen Tanktops trug sie ein rotes Trägerkleid mit weißen Punkten. Sie sah einfach toll aus!
Der Steg am See gehörte ihnen ganz allein. Am Ufer lagen Pärchen und knutschten. Von der nahen Wiese untermalten romantische Gitarrenklänge die Stimmung. Das waren die Typen, die kein Mädchen, stattdessen aber eine Gitarre in den Armen hielten. Auf dem Wasser waren gelbe Tretboote unterwegs.
»Und noch was«, sagte Maria und überreichte Hannes lächelnd ein Geschenk, das sie liebevoll verpackt hatte.
Er schüttelte das Päckchen.
»Na, was kann das wohl sein?«, fragte Maria.
»Hauptsache kein Buch«, meinte Hannes. Er lachte und riss das Papier auf. Sein Lachen erstarb.
»Geil. Ein … Roman!«, sagte er ohne große Begeisterung.
Er betrachtete das Cover – ein Vampir-Liebesroman. Für ihn?
»Biss ins Herz …«, sagte er und grinste.
»Das ist die Fortsetzung von dem Film, den wir gesehen haben«, half ihm Maria auf die Sprünge, schien sich ihrer Sache aber nicht mehr so sicher zu sein. »Den du so gut fandest …«
»Transformers?«
»Nein, der mit den Vampiren! Die Liebesgeschichte!«
»Ah ja, der«, erinnerte Hannes sich endlich. »Wow! Geil!«
»Der zweite Teil soll noch romantischer sein. Wenn du’s durchhast, musst du’s mir ausleihen, weil ich unbedingt wissen muss …«
Aber da hatte Hannes schon die letzte Seite des Romans aufgeschlagen und las vor: »Er nahm ihre Hand. Sie war tot. Tot. Tot. Tot.«
»… wie es mit den beiden ausgeht«, vollendete Maria den Satz und schaute ihn fassungslos an.
»Yeaah! Damit hab ich dir jetzt 456 Seiten gespart«, sagte Hannes leichthin.
Maria schluckte, meinte dann aber trocken: »Vielleicht hätte ich dir lieber eine Portion Romantik schenken sollen …«
Hannes wollte gerade etwas erwidern, als wummernde Bässe ihn ablenkten und jemand lauthals »Happy Birthday!« brüllte. Maria blickte verstört auf. Die ganze Umgebung war auf einmal von dumpfem Gedröhne erfüllt. Die umliegenden Pärchen hörten sogar auf zu knutschen und sahen sich um.
Das Wummern kam aus einem Gettoblaster, der mit Riemen an einem Fahrradlenker befestigt war. Und gebrüllt hatte – Jorgo. Er kam gerade an der Uferpromenade zum Stehen und trug sein übliches Disco-Outfit: ein grässlich buntes Polohemd und im gleichen Stil ein Sun Cap. Beides so hässlich, dass es fast schon wieder schön aussah. Die Lederjacke, die so etwas wie eine zweite Haut für ihn war, hing heute über der Rückenlehne seines Bonanzarads.
Flink stieg er ab und schulterte seinen Gettoblaster.
Hinter ihm erreichten jetzt auch Frank, Peter und Kai die Uferpromenade. Gleich konnte die Show beginnen. Frank und Peter hievten einen Vita-Malz-Träger aus Peters Fahrradanhänger und liefen hinter Jorgo her. Frank bewegte sich lässig zu den Klängen, die aus dem Gettoblaster schallten. Peters Hip-Hopper-Gesten – oder das, was er dafür hielt – wirkten dagegen eher verkrampft, obwohl er sich echt viel Mühe gab. Aber wahrscheinlich gerade deshalb.
Kai, der inzwischen den Rollstuhl von seinem Handbike entkoppelt hatte, rollte seinen Freunden hinterher und schien sich köstlich zu amüsieren. Er war glücklich, dass er zu den Krokos gehörte. Anfangs war er für sie immer nur der »Spasti« gewesen, mit dem sie nichts zu tun haben wollten. Nur Maria stand auf seiner Seite. Und natürlich Hannes. Dem hatte er das Leben gerettet. Aber das war jetzt auch schon wieder ganz schön lange her und eine andere Geschichte.
Die langhaarigen Gitarrenjungs guckten entgeistert, als Jorgo wippend mit dem brüllend lauten Gettoblaster an ihnen vorbeizog. Ein erstklassiger Auftritt, dumm nur, dass er im nächsten Augenblick volles Rohr gegen einen Mülleimer rannte.
Da mischte sich das Knattern eines Mopeds zwischen das Bass-Gewummer. Der Fahrer war niemand Geringeres als Olli. Er trug wie üblich seine schwarze Wollmütze.
Hinter ihm pellte sich ein Mädchen vom Rücksitz. Sie hieß Tina und sah ein bisschen aus wie die kleine Schwester von Megan Fox. Sie nahm ihren Helm ab und schüttelte kurz die schulterlangen Haare. Hand in Hand gingen sie auf Hannes zu.
»Happy Birthday«, rief Olli, während Tina sich verliebt an ihn schmiegte.
»Von mir auch«, sagte sie und kicherte, obwohl es dazu eigentlich keinen Grund gab. Hannes und Maria wirkten leicht irritiert. Sie wussten nicht so genau, was sie von Ollis neuer Flamme halten sollten.
Tina wandte sich an Olli. »Ich hol uns ein Eis!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie los, vorbei an Jorgo und den anderen Jungs, die gerade anschlappten und ihr mit großen Augen hinterherstarrten.
Noch immer dröhnte der Gettoblaster. Jorgo musste mächtig schreien, um ihn zu übertönen: »Alles Gute, Alter!«
Mit einem Satz war Hannes auf den Beinen. Er strahlte übers ganze Gesicht. Maria blieb sitzen und verfolgte genervt das übliche Begrüßungsritual. Dann schnippte Frank mit seinem Feuerzeug gekonnt eine Vita-Malz-Flasche auf und drückte sie Hannes in die Hand. Grölend prosteten die Jungs sich zu.
Maria fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. War sie eigentlich die Einzige, die bemerkte, dass die Krokodile von allen Seiten angestarrt wurden? Voll peinlich.
»Hey, Jay-Z! Kannst du das Ding auch etwas leiser machen?«, rief sie.
Aber anscheinend nicht laut genug. Von Jorgo kam nur ein verständnisloses »Häh?«
»Kannst du das leiser machen?«, versuchte Maria, gegen das Gedröhne anzubrüllen.
»Ich versteh nix. Das Ding ist so laut!«
Jetzt reichte es. Maria sprang auf, baute sich vor Jorgo auf und schrie ihm ins Gesicht: »Mach … es … lei… ser!« Dabei betonte sie jede Silbe.
Und endlich kapierte Jorgo, was sie von ihm wollte.
»Geht nicht, der Lautstärkeregler ist abgebrochen«, antwortete er.
Jetzt hatte Maria die Faxen endgültig dicke. Kurzerhand nahm sie den Gettoblaster und warf ihn ins Wasser. Die Stille danach war allerdings eher von der unangenehmen Art. Alles schien wie eingefroren zu sein.
»Bist du bescheuert?« Jorgo war fassungslos. Es kam nicht oft vor, dass ihm die Worte fehlten. Spontan entschied er sich zum Gegenangriff. Ein kleiner Schubs genügte und schon platschte Maria ins Wasser.
»Geht’s noch?« Hannes erwachte aus seiner Starre und schubste nun seinerseits Jorgo. Der suchte blitzschnell Halt bei Peter und Frank, die links und rechts neben ihm am Rand des Stegs standen. Doch so schnell konnten die beiden gar nicht reagieren, da wurden sie schon von Jorgo mitgerissen.
Vollauf zufrieden mit seiner Aktion, bückte sich Hannes zu Maria. Er packte ihre Hand, um ihr aus dem Wasser zu helfen. Da spürte er einen kräftigen Ruck und landete im nächsten Moment ebenfalls im See. Die Spannung löste sich in Gelächter auf. Doch einer fehlte noch.
Kai setzte seinen Rollstuhl ein paar Meter zurück, um Schwung zu bekommen. Dann fuhr er los, haute knapp vor dem Ende des Stegs die Bremsen rein und erzielte so den erwünschten Effekt. Wie ein Geschoss wurde er aus seinem Rollstuhl katapultiert und flog im hohen Bogen ins Wasser. Was für ein cooler Stunt! Die anderen sperrten den Mund auf und bekamen ihn auch so schnell nicht wieder zu. Denn im nächsten Moment tauchte Kai wieder auf und schwamm wie ein Fisch, ohne seine Beine zu gebrauchen! Er hielt sich nur mit den Armen elegant über Wasser.
»Alter, du kannst schwimmen?«, sprach Frank mal wieder aus, was die anderen nur dachten.
»Wie oft noch? Ich kann eigentlich alles!«, entgegnete Kai mit einem gereizten Unterton.
»Außer alleine pissen!«, tönte Jorgo, der neben Kai im Wasser trieb. Er lachte so laut, dass er gar nicht mitbekam, wie die anderen betreten schwiegen. Aber auch das war ja nichts Neues.
Kai warf seinem Freund dagegen nur einen verschmitzten Blick zu und meinte: »Och, im Wasser geht’s …« Dann ließ er den Kopf mit gespielter Erleichterung nach hinten fallen.
Jorgo blieb das Lachen im Hals stecken. Angewidert und laut brüllend, ruderte er weg. Dafür hatte Kai jetzt die Lacher auf seiner Seite.
Nach und nach zogen sich die Krokodile aus dem Wasser, bis sie endlich alle nebeneinander auf dem Steg saßen. Die Beine baumelten lässig im See, ebenso wie die Ketten um ihren Hals. Daran hing ihr Erkennungszeichen: eine Metallplakette mit einem eingeritzten Krokodil.
»Frank!« Der verstand gleich, was Olli von ihm wollte, und nickte knapp. Dann zog er einen total durchnässten Zettel aus der Hosentasche und übergab ihn Hannes.
»Happy Birthday, Hannes!«, riefen die Krokodile.
Das Geburtstagskind konnte seine Neugier nur schlecht verbergen. Ohne zu zögern, entfaltete er den Zettel, auf dem ein Rennkart abgebildet war.
»Wie geil! Kartfahren!« Hannes schien mächtig beeindruckt.
»Du wünschst dir Abenteuer. Du bekommst Abenteuer«, sagte Jorgo.
Olli runzelte die Stirn. »Jungs, sind wir nicht echt langsam zu alt für dieses ganze Banden-Abenteuer-Ding …?!«
»D… Du vielleicht«, erwiderte Peter.
»Willst du nicht doch mitmachen und erst morgen fahren, Olli?« Fragend guckte Frank seinen Freund an.
»Noch ein bisschen Action mit uns?«, unterstützte Hannes ihn.
Olli schaute in Richtung Tina, die immer noch an der Eisbude anstand, und schüttelte den Kopf. Jorgo grinste breit und meinte: »Wenn ich die Wahl hätte zwischen Action mit der oder Action mit euch – ich würde auch sie nehmen.«
»Diese Wahl wirst du wohl nie haben«, meinte Maria bissig.
Jorgo fiel nicht mehr ein als ein selbstgefälliges »Haha …«. Aber schließlich ging es hier ja auch gar nicht um ihn, sondern um Olli.
»Wir rufen dich einfach immer an und erzählen dir, was du verpasst«, versprach Frank.
Für diesen Vorschlag war Olli aber erst recht nicht zu erwärmen. »Erzählt’s mir einfach später. Handy lass ich aus. Ist sauteuer im Ausland.«
In dem Augenblick kam Tina mit dem Eis zurück, nur um gleich von Jorgo gewarnt zu werden: »Pass gut auf Olli auf! Der ist gefährlich ohne uns!«
»Ich mag’s gefährlich«, sagte Tina in einem Tonfall, der irgendwie sexy klingen musste. Jedenfalls in Jorgos Ohren. Man merkte ihm an, dass Tinas Worte seine Fantasie mächtig beflügelten.
Maria verdrehte nur die Augen.
»Genau wie wir. Wie die Krokodile«, sagte Hannes.
Das Grinsen seiner Freunde bestätigte, dass er mit seiner Aussage voll ins Schwarze getroffen hatte.
2
Was für ein großartiges Geburtstagsgeschenk, freute sich Hannes. Tausendmal besser als der Vampir-Wälzer von Maria, auch wenn sie es lieb gemeint hatte. Aber »lieb gemeint« war in diesem Fall nun mal leider das krasse Gegenteil von »gut«.
Die Krokodile radelten auf einen riesigen Parkplatz. Aus dem ehemaligen Industriegebiet mit seinen Fabriken war vor vielen Jahren ein Gewerbegebiet geworden. Kleine Firmen mit großen Lagerhallen hatten sich angesiedelt, Speditionen und Großhandelsmärkte.
Eingezäunt von einem Maschendrahtzaun, war die Outdoor-Kartbahn ein echtes Juwel in der ansonsten eher tristen Gegend. Aber irgendetwas stimmte heute nicht. Es war ungewöhnlich still.
Maria entdeckte ein Schild am Zaun: ANLAGE WEGEN UMBAUARBEITEN GESCHLOSSEN!
»Was soll das denn?«, stieß sie hervor.
»Voll die Verarsche«, sagte Jorgo.
Auf der Rennstrecke standen Bagger. Die Fahrbahn hatte klaffende Wunden.
»Wann habt ihr den Gutschein denn gekauft?«, wollte Hannes wissen.
»V… Vor drei Wochen«, stotterte Peter.
Die Krokodile konnten ihre Enttäuschung nur schlecht verbergen. Sie stiegen von ihren Rädern und starrten auf die Karts, die mit einer Plastikplane abgedeckt waren. Seltsamerweise wurde nicht gearbeitet. Weit und breit war niemand zu sehen.
»Hallo!«, rief Hannes und blickte sich suchend um.
»Ey, guckt mal«, sagte Frank auf einmal.
Eine Ecke des Zauns war lose. Frank zögerte nicht lange und hob das Stück Draht an, hoch genug, dass man locker darunter hindurchkriechen konnte.
»Mann, Jungs, das ist verboten!«, fuhr Maria dazwischen, noch bevor einer auch nur einen Ton gesagt hatte.
»J… Ja, v… verboten …«, bestätigte Peter.
Aber war das wirklich ein stichhaltiges Argument?
Für Hannes jedenfalls nicht. Er wollte seinen Spaß haben. »Ihr habt doch bezahlt, oder?«
Dagegen wusste auch Maria nichts einzuwenden. Und schon kurze Zeit später waren die Krokos auf der Kartbahn und hatten die Abdeckplane von den Flitzern entfernt. In einer Kiste lagen Sturzhelme. Jeder holte sich einen und setzte ihn sich auf. Schließlich wollte niemand eine Verletzung riskieren.
Hannes konnte es nicht schnell genug gehen. Schon saß er in einem der Wagen, legte den Benzinhahn um, betätigte einen Schalter und trat das Gaspedal durch. Jetzt musste er nur noch eine Schnur ziehen. Ganz easy. Wie bei einem Rasenmäher. Sofort röhrte der Motor auf.
Hannes steuerte seinen Flitzer aus der Reihe. Dann folgten Jorgo und Maria.
Kai zog die Absperrung beiseite. Ganz klar, wo es langgehen sollte. Hannes zog den Kopf ein und fuhr unter dem Maschendraht durch. Seine Freunde folgten ihm.
Sie drehten eine Runde im Kreis. Vorsichtig, denn erst einmal wollten sie testen, wie es sich anfühlte, auf dem Parkplatz zu fahren. Aber auf Dauer war das natürlich zu langweilig. Ein bisschen mehr Speed musste schon sein. Und Hannes hatte endlich den Spaß, den er sich gewünscht hatte.
Kai beobachtete die anderen, wie sie immer schneller ihre Runden drehten und sich darüber freuten.
»Kleines Wettrennen, Kai?«, fragte Frank.
»Wenn du noch ein bisschen übst, können wir bald eins machen«, erwiderte Kai.
»Das machst du doch schon mit deiner neuen Mannschaft«, meinte Hannes.
»Also meine Reifen sind warm. Und eure?« Frank hatte längst das Rennfieber gepackt. Hannes war ebenfalls scharf auf ein Wettrennen. Er deutete auf ein Parkhaus in der Nähe. Es befand sich noch im Rohbau, aber die Auffahrt war bereits fertig und schraubte sich sagenhafte vier Stockwerke hoch.
»Wer als Erster oben ist«, sagte Hannes.
»D… Das ist v… viel zu gefährlich«, warnte Peter.
»… und kindisch!«, sagte Maria.
»Sind wir da jetzt auch schon zu erwachsen für, oder was?«, schnaubte Hannes.
»Also ich nicht«, sagte Frank.
Er gab Gas und steuerte das Kart in Richtung Parkhaus. Damit war das Rennen eröffnet. Seine Freunde hatten gar keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Selbst Peter und Maria düsten nach kurzem Zögern hinterher. Ihre Freudenschreie übertönten sogar das Geknatter der Motoren. Bis beide Geräusche in der Ferne verhallten. Kai schaute den Krokos noch lange hinterher.
»Bis später«, murmelte er. »Ach, und herzlichen Glückwunsch noch mal …«
Dann wendete er den Rollstuhl und fuhr nach Hause.
Unterdessen raste Frank schon auf die rotgelbe Schranke zu, dicht gefolgt von Hannes, der fast an seiner Stoßstange klebte. Aber die Jungs hatten die Rechnung ohne Maria gemacht.
So leicht ließ sie sich nicht abhängen. Sie drückte das Gaspedal durch und bretterte an ihren Freunden vorbei. Das Heck schlingerte, aber Maria beherrschte das Kart und flitzte als Erste unter der geschlossenen Schranke ins Parkhaus.
»Na, ihr Loser?« Maria grinste.
Ein Kart nach dem anderen fuhr unter dem Hindernis durch. Reifen quietschten. Gummi qualmte. Ein Mörderrennen, das noch lange nicht entschieden war. In einem höllischen Tempo kämpften sich die Karts die Parkhausspirale hoch. Plötzlich stand ein Bauzaun im Weg. Die Krokos reagierten blitzschnell und wichen auf das Parkdeck aus. Das war mehr als knapp, steigerte aber auch den Nervenkitzel und Spaß.
Kreischend lenkte Maria ihr Kart um die Betonpfosten, Hannes blieb ihr dicht auf den Fersen. Jorgo steuerte auf eine Pfütze zu und machte ein paar Drehungen. Selbst Peter gelang ein spektakulärer Sprung, als er versehentlich über ein Baubrett donnerte. Ihre Begeisterungsschreie und ihr Gejohle waren sicher meilenweit zu hören.
Inzwischen hatte sich Frank an dem Bauzaun versucht und es geschafft, ihn zu öffnen. »Hey Leute, weiter geht’s! Noch zwei Stockwerke bis zu meinem Sieg!«
Da sollte er sich mal nicht zu sicher sein. Die anderen jagten Frank hinterher, drückten aufs Gas und amüsierten sich großartig.