Wallensteins Tod - Friedrich Schiller - E-Book
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Friedrich Schiller

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Beschreibung

In Friedrich Schillers Werk 'Wallensteins Tod' wird die Geschichte des berühmten General Wallenstein und sein tragisches Ende erzählt. Das Drama ist in poetischer Sprache verfasst und bringt die politischen Intrigen, Machtspiele und menschlichen Leidenschaften des Dreißigjährigen Krieges zum Ausdruck. Schiller verwendet eine Mischung aus Dialogen, Monologen und lyrischen Passagen, um die figurenreiche Handlung zum Leben zu erwecken. Das Stück wird oft als Höhepunkt von Schillers historischen Dramen angesehen und zeigt sein Talent für komplexe Charakterdarstellung und dramatische Konflikte. Die Themen von Macht, Politik und Schuld werden sorgfältig reflektiert und bieten dem Leser tiefgründige Einblicke in die menschliche Natur und die historischen Ereignisse. Friedrich Schiller, ein bedeutender deutscher Dichter und Dramatiker der Weimarer Klassik, schrieb 'Wallensteins Tod' in einer Zeit politischer Unruhen und gesellschaftlicher Veränderungen. Als Mann der Aufklärung und Verfechter der Freiheit setzte er sich mit kritischem Blick mit den historischen Figuren und Ereignissen auseinander. Sein Werk ist geprägt von einem philosophischen und humanistischen Ansatz, der die Leser dazu anregt, über moralische Dilemma und ethische Fragen nachzudenken. In 'Wallensteins Tod' offenbart sich Schillers meisterhafte Fähigkeit, historische Ereignisse in zeitlose Dramen zu verwandeln, die auch heute noch relevant und fesselnd sind. Dieses Buch ist ein Muss für Liebhaber von klassischer Literatur und historischen Dramen, die an tiefsinniger Charakterentwicklung und politischer Intrige interessiert sind. Es bietet eine anspruchsvolle Lektüre, die sowohl intellektuell anregend als auch emotional bewegend ist.

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Friedrich Schiller

Wallensteins Tod

 
EAN 8596547076940
DigiCat, 2022 Contact: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Personen
Erster Aufzug
Zweiter Aufzug
Dritter Aufzug
Vierter Aufzug
Fünfter Aufzug
"

Ein Trauerspiel in Fünf Aufzügen

Personen:

Inhaltsverzeichnis

Wallenstein Octavio Piccolomini Max Piccolomini Terzky Illo Isolani Buttler Rittmeister Neumann Ein Adjutant Oberst Wrangel von Schweden gesendet Gordon Kommandant von Eger Major Geraldin Deveroux Macdonald Hauptleute in der Wallensteinischen Armee Schwedischer Hauptmann Eine Gesandtschaft von Kürassieren Bürgermeister von Eger Seni Herzogin von Friedland Gräfin Terzky Thekla Fräulein Neubrunn Hofdame der Prinzessin von Rosenberg Stallmeister der Prinzessin Dragoner Bediente. Pagen. Volk.

Die Szene ist in den drei ersten Aufzügen zu Pilsen, in den zwei letzten zu Eger.

Erster Aufzug

Inhaltsverzeichnis

Ein Zimmer, zu astrologischen Arbeiten eingerichtet und mit Sphären, Karten, Quadranten und anderm astronomischen Geräte versehen. Der Vorhang von einer Rotunde ist aufgezogen, in welcher die sieben Planetenbilder, jedes in einer Nische, seltsam beleuchtet, zu sehen sind. Seni beobachtet die Sterne, Wallenstein steht vor einer großen schwarzen Tafel, auf welcher der Planetenaspekt gezeichnet ist.

Erster Auftritt

Wallenstein. Seni.

Wallenstein.      Laß es jetzt gut sein, Seni. Komm herab.      Der Tag bricht an, und Mars regiert die Stunde.      Es ist nicht gut mehr operieren. Komm!      Wir wissen g'nug.

Seni.      Nur noch die Venus laß mich      Betrachten, Hoheit. Eben geht sie auf.      Wie eine Sonne glänzt sie in dem Osten.

Wallenstein.      Ja, sie ist jetzt in ihrer Erdennäh'      Und wirkt herab mit allen ihren Stärken. (Die Figur auf der Tafel betrachtend.)      Glückseliger Aspekt! So stellt sich endlich      Die große Drei verhängnisvoll zusammen,      Und beide Segenssterne, Jupiter      Und Venus, nehmen den verderblichen,      Den tück'schen Mars in ihre Mitte, zwingen      Den alten Schadenstifter, mir zu dienen.      Denn lange war er feindlich mir gesinnt      Und schoß mit senkrecht- oder schräger Strahlung,      Bald im Gevierten, bald im Doppelschein,      Die roten Blitze meinen Sternen zu      Und störte ihre segenvollen Kräfte.      Jetzt haben sie den alten Feind besiegt      Und bringen ihn am Himmel mir gefangen.

Seni.      Und beide große Lumina von keinem      Malefico beleidigt! der Saturn      Unschädlich, machtlos, in cadente domo.

Wallenstein.      Saturnus' Reich ist aus, der die geheime      Geburt der Dinge in dem Erdenschoß      Und in den Tiefen des Gemüts beherrscht      Und über allem, was das Licht scheut, waltet.      Nicht Zeit ist's mehr, zu brüten und zu sinnen,      Denn Jupiter, der glänzende, regiert      Und zieht das dunkel zubereitete Werk      Gewaltig in das Reich des Lichts—Jetzt muß      Gehandelt werden, schleunig, eh' die Glücks-      Gestalt mir wieder wegflieht überm Haupt,      Denn stets in Wandlung ist der Himmelsbogen. (Es geschehen Schläge an die Tür.)      Man pocht. Sieh, wer es ist.

Terzky. (draußen).      Laß öffnen!

Wallenstein.      Es ist Terzky.      Was gibt's so Dringendes? Wir sind beschäftigt.

Terzky. (draußen)      Leg alles jetzt beiseit', ich bitte dich,      Es leidet keinen Aufschub.

Wallenstein.      Öffne, Seni. (Indem jener dem Terzky aufmacht, zieht Wallenstein den Vorhang vor die Bilder.)

Zweiter Auftritt

Wallenstein. Graf Terzky.

Terzky. (tritt ein).      Vernahmst du's schon? Er ist gefangen, ist      Vom Gallas schon dem Kaiser ausgeliefert!

Wallenstein. (zu Terzky)      Wer ist gefangen? Wer ist ausgeliefert?

Terzky.      Wer unser ganz Geheimnis weiß, um jede      Verhandlung mit den Schweden weiß und Sachsen,      Durch dessen Hände alles ist gegangen—

Wallenstein. (zurückfahrend)      Sesin doch nicht? Sag nein, ich bitte dich.

Terzky.      Grad auf dem Weg nach Regenspurg zum Schweden      Ergriffen ihn des Gallas Abgeschickte,      Der ihm schon lang die Fährte abgelauert.      Mein ganz Paket an Kinsky, Matthes Thurn,      An Oxenstirn, an Arnheim führt er bei sich.      Das alles ist in ihrer Hand, sie haben      Die Einsicht nun in alles, was geschehn.

Dritter Auftritt

Vorige. Illo kommt.

Illo. (zu Terzky)      Weiß er's?

Terzky.      Er weiß es.

Illo. (zu Wallenstein)      Denkst du deinen Frieden      Nun noch zu machen mit dem Kaiser, sein      Vertraun zurückzurufen? wär' es auch:      Du wolltest allen Planen jetzt entsagen,      Man weiß, was du gewollt hast. Vorwärts mußt du,      Denn rückwärts kannst du nun nicht mehr.

Terzky.      Sie haben Dokumente gegen uns      In Händen, die unwidersprechlich zeugen—

Wallenstein.      Von meiner Handschrift nichts. Dich straf ich Lügen.

Illo.      So? Glaubst du wohl, was dieser da, dein Schwager,      In deinem Namen unterhandelt hat,      Das werde man nicht dir auf Rechnung setzen?      Dem Schweden soll sein Wort für deines gelten,      Und deinen Wiener Feinden nicht!

Terzky.      Du gabst nichts Schriftliches—Besinn dich aber,      Wie weit du mündlich gingst mit dem Sesin.      Und wird er schweigen? Wenn er sich mit deinem      Geheimnis retten kann, wird er's bewahren?

Illo.      Das fällt dir selbst nicht ein! Und da sie nun      Berichtet sind, wie weit du schon gegangen,      Sprich! was erwartest du? Bewahren kannst du      Nicht länger dein Kommando, ohne Rettung      Bist du verloren, wenn du's niederlegst.

Wallenstein.      Das Heer ist meine Sicherheit. Das Heer      Verläßt mich nicht. Was sie auch wissen mögen,      Die Macht ist mein, sie müssen's niederschlucken,      —Und stell ich Kaution für meine Treu',      So müssen sie sich ganz zufrieden geben.

Illo.      Das Heer ist dein; jetzt für den Augenblick      Ist's dein; doch zittre vor der langsamen,      Der stillen Macht der Zeit. Vor offenbarer      Gewalt beschützt dich heute noch und morgen      Der Truppen Gunst; doch gönnst du ihnen Frist,      Sie werden unvermerkt die gute Meinung,      Worauf du jetzo fußest, untergraben,      Dir einen um den andern listig stehlen—      Bis, wenn der große Erdstoß nun geschieht,      Der treulos mürbe Bau zusammenbricht.

Wallenstein.      Es ist ein böser Zufall!

Illo.      Oh! einen glücklichen will ich ihn nennen,      Hat er auf dich die Wirkung, die er soll,      Treibt dich zu schneller Tat—Der schwed'sche Oberst—

Wallenstein.      Er ist gekommen? Weißt du, was er bringt?

Illo.      Er will nur dir allein sich anvertraun.

Wallenstein.      Ein böser, böser Zufall—Freilich! Freilich!      Sesina weiß zu viel und wird nicht schweigen.

Terzky.      Er ist ein böhmischer Rebell und Flüchtling,      Sein Hals ist ihm verwirkt; kann er sich retten      Auf deine Kosten, wird er Anstand nehmen?      Und wenn sie auf der Folter ihn befragen,      Wird er, der Weichling, Stärke g'nug besitzen?—

Wallenstein. (in Nachsinnen verloren)      Nicht herzustellen mehr ist das Vertraun.      Und mag ich handeln, wie ich will, ich werde      Ein Landsverräter ihnen sein und bleiben.      Und kehr ich noch so ehrlich auch zurück      Zu meiner Pflicht, es wird mir nichts mehr helfen—

Illo.      Verderben wird es dich. Nicht deiner Treu',      Der Ohnmacht nur wird's zugeschrieben werden.

Wallenstein. (in heftiger Bewegung auf und ab gehend)      Wie? Sollt' ich's nun im Ernst erfüllen müssen,      Weil ich zu frei gescherzt mit dem Gedanken?      Verflucht, wer mit dem Teufel spielt!—

Illo.      Wenn's nur dein Spiel gewesen, glaube mir,      Du wirst's in schwerem Ernste büßen müssen.

Wallenstein.      Und müßt' ich's in Erfüllung bringen, jetzt,      Jetzt, da die Macht noch mein ist, müßt's geschehn—

Illo.      Wo möglich, eh' sie von dem Schlage sich      In Wien besinnen und zuvor dir kommen—

Wallenstein. (die Unterschriften betrachtend)      Das Wort der Generale hab ich schriftlich—      Max Piccolomini steht nicht hier. Warum nicht?

Terzky.      Es war—er meinte—

Illo.      Bloßer Eigendünkel!      Es brauche das nicht zwischen dir und ihm.

Wallenstein.      Es braucht das nicht, er hat ganz recht—      Die Regimenter wollen nicht nach Flandern,      Sie haben eine Schrift mir übersandt      Und widersetzen laut sich dem Befehl.      Der erste Schritt zu Aufruhr ist geschehn.

Illo.      Glaub mir, du wirst sie leichter zu dem Feind      Als zu dem Spanier hinüber führen.

Wallenstein.      Ich will doch hören, was der Schwede mir      Zu sagen hat.

Illo. (pressiert)      Wollt Ihr ihn rufen, Terzky?      Er steht schon draußen.

Wallenstein.      Warte noch ein wenig.      Es hat mich überrascht—Es kam zu schnell—      Ich bin es nicht gewohnt, daß mich der Zufall      Blind waltend, finster herrschend mit sich führe.

Illo.      Hör ihn fürs erste nur. Erwäg's nachher. (Sie gehen.)

Vierter Auftritt

Wallenstein. (mit sich selbst redend)      Wär's möglich? Könnt' ich nicht mehr, wie ich wollte?      Nicht mehr zurück, wie mir's beliebt? Ich müßte      Die Tat vollbringen, weil ich sie gedacht,      Nicht die Versuchung von mir wies—das Herz      Genährt mit diesem Traum, auf ungewisse      Erfüllung hin die Mittel mir gespart,      Die Wege bloß mir offen hab gehalten?—      Beim großen Gott des Himmels! Es war nicht      Mein Ernst, beschloßne Sache war es nie.      In dem Gedanken bloß gefiel ich mir;      Die Freiheit reizte mich und das Vermögen.      War's unrecht, an dem Gaukelbilde mich      Der königlichen Hoffnung zu ergötzen?      Blieb in der Brust mir nicht der Wille frei,      Und sah ich nicht den guten Weg zur Seite,      Der mir die Rückkehr offen stets bewahrte?      Wohin denn seh ich plötzlich mich geführt?      Bahnlos liegt's hinter mir, und eine Mauer      Aus meinen eignen Werken baut sich auf,      Die mir die Umkehr türmend hemmt! (Er bleibt tiefsinnig stehen.)      Strafbar erschein ich, und ich kann die Schuld,      Wie ich's versuchen mag! nicht von mir wälzen;      Denn mich verklagt der Doppelsinn des Lebens,      Und—selbst der frommen Quelle reine Tat      Wird der Verdacht, schlimmdeutend, mir vergiften.      War ich, wofür ich gelte, der Verräter,      Ich hätte mir den guten Schein gespart,      Die Hülle hätt' ich dicht um mich gezogen,      Dem Unmut Stimme nie geliehn. Der Unschuld,      Des unverführten Willens mir bewußt,      Gab ich der Laune Raum, der Leidenschaft—      Kühn war das Wort, weil es die Tat nicht war.      Jetzt werden sie, was planlos ist geschehn,      Weitsehend, planvoll mir zusammenknüpfen,      Und was der Zorn und was der frohe Mut      Mich sprechen ließ im Überfluß des Herzens,      Zu künstlichem Gewebe mir vereinen      Und eine Klage furchtbar draus bereiten,      Dagegen ich verstummen muß. So hab ich      Mit eignem Netz verderblich mich umstrickt,      Und nur Gewalttat kann es reißend lösen. (Wiederum stillstehend.)      Wie anders! da des Mutes freier Trieb      Zur kühnen Tat mich zog, die rauh gebietend      Die Not jetzt, die Erhaltung von mir heischt.      Ernst ist der Anblick der Notwendigkeit.      Nicht ohne Schauder greift des Menschen Hand      In des Geschicks geheimnisvolle Urne.      In meiner Brust war meine Tat noch mein:      Einmal entlassen aus dem sichern Winkel      Des Herzens, ihrem mütterlichen Boden,      Hinausgegeben in des Lebens Fremde,      Gehört sie jenen tück'schen Mächten an,      Die keines Menschen Kunst vertraulich macht. (Er macht heftige Schritte durchs Zimmer, dann bleibt er wieder sinnend stehen.)      Und was ist dein Beginnen? Hast du dir's      Auch redlich selbst bekannt? Du willst die Macht,      Die ruhig, sicher thronende erschüttern,      Die in verjährt geheiligtem Besitz,      In der Gewohnheit festgegründet ruht,      Die an der Völker frommem Kinderglauben      Mit tausend zähen Wurzeln sich befestigt.      Das wird kein Kampf der Kraft sein mit der Kraft,      Den fücht ich nicht. Mit jedem Gegner wag ich's,      Den ich kann sehen und ins Augen fassen,      Der, selbst voll Mut, auch mir den Mut entflammt.      Ein unsichtbarer Feind ist's, den ich fürchte,      Der in der Menschen Brust mir widersteht,      Durch feige Furcht allein mir fürchterlich—      Nicht, was lebendig kraftvoll sich verkündigt,      Ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz      Gemeine ist's, das ewig Gestrige,      Was immer war, und immer wiederkehrt      Und morgen gilt, weil's heute hat gegolten!      Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht,      Und die Gewohnheit nennt er seine Amme.      Weh dem, der an den würdig alten Hausrat      Ihm rührt, das teure Erbstück seiner Ahnen!      Das Jahr übt eine heiligende Kraft;      Was grau für Alter ist, das ist ihm göttlich.      Sei im Besitze, und du wohnst im Recht,      Und heilig wird's die Menge die bewahren. (Zu dem Pagen, der hereintritt.)      Der schwed'sche Oberst? Ist er's? Nun, er komme. (Page geht. Wallenstein hat den Blick nachdenkend auf die Türe geheftet.)      Noch ist sie rein—noch! Das Verbrechen kam      Nicht über diese Schwelle noch—So schma ist      Die Grenze, die zwei Lebenspfade scheidet!

Fünfter Auftritt

Wallenstein und Wrangel.

Wallenstein. (nachdem er einen forschenden Blick auf ihn geheftet)      Ihr nennt Euch Wrangel?

Wrangel.      Gustav Wrangel, Oberst      Vom blauen Regimente Südermannland.

Wallenstein.      Ein Wrangel war's, der vor Stralsund viel Böses      Mir zugefügt, durch tapfre Gegenwehr      Schuld war, daß mir die Seestadt widerstanden.

Wrangel.      Das Werk des Elements, mit dem Sie kämpften,      Nicht mein Verdienst, Herr Herzog! Seine Freiheit      Verteidigte mit Sturmes Macht der Belt,      Es sollte Meer und Land nicht einem dienen.

Wallenstein.      Den Admiralshut rißt Ihr mir vom Haupt.

Wrangel.      Ich komme, eine Krone drauf zu setzen.

Wallenstein. (winkt ihm, Platz zu nehmen, setzt sich).      Euer Kreditiv. Kommt Ihr mit ganzer Vollmacht?

Wrangel. (bedenklich)      Es sind so manche Zweifel noch zu lösen—

Wallenstein. (nachdem er gelesen)      Der Brief hat Händ' und Füß'. Es ist ein klug,      Verständig Haupt, Herr Wrangel, dem Ihr dienet.      Es schreibt der Kanzler: er vollziehe nur      Den eignen Einfall des verstorbnen Königs,      Indem er mir zur böhm'schen Kron' verhelfe.

Wrangel.      Er sagt, was wahr ist. Der Hochselige      Hat immer groß gedacht von Euer Gnaden      Fürtrefflichem Verstand und Feldherrngaben,      Und stets der Herrschverständigste, beliebt' ihm      Zu sagen, sollte Herrscher sein und König.

Wallenstein.      Er durft' es sagen. (Seine Hand vertraulich fassend.)      Aufrichtig, Oberst Wrangel—Ich war stets      Im Herzen auch gut schwedisch—Ei, das habt ihr      In Schlesien erfahren und bei Nürnberg.      Ich hatt' euch oft in meiner Macht und ließ      Durch eine Hintertür euch stets entwischen.      Das ist's, was sie in Wien mir nicht verzeihn,      Was jetzt zu diesem Schritt mich treibt—Und weil      Nun unser Vorteil so zusammengeht,      So laßt uns zu einander auch ein recht      Vertrauen fassen.

Wrangel.      Das Vertraun wird kommen,      Hat jeder nur erst seine Sicherheit.

Wallenstein.      Der Kanzler, merk ich, traut mir noch nicht recht.      Ja, ich gesteh's—Es liegt das Spiel nicht ganz      Zu meinem Vorteil—Seine Würden meint,      Wenn ich dem Kaiser, der mein Herr ist, so      Mitspielen kann, ich könn' das gleiche tun      Am Feinde, und das eine wäre mir      Noch eher zu verzeihen als das andre.      Ist das nicht Eure Meinung auch, Herr Wrangel?

Wrangel.      Ich hab hier bloß ein Amt und keine Meinung.

Wallenstein.      Der Kaiser hat mich bis zum Äußersten      Gebracht. Ich kann ihm nicht mehr ehrlich dienen.      Zu meiner Sicherheit, aus Notwehr tu ich      Den harten Schritt, den mein Bewußtsein tadelt.

Wrangel.      Ich glaub's. So weit geht niemand, der nicht muß. (Nach einer Pause.)      Was Eure Fürstlichkeit bewegen mag,      Also zu tun an ihrem Herrn und Kaiser,      Gebührt nicht uns zu richten und zu deuten.      Der Schwede ficht für seine gute Sach'      Mit seinem guten Degen und Gewissen.      Die Konkurrenz ist, die Gelegenheit      Zu unsrer Gunst, im Krieg gilt jeder Vorteil,      Wir nehmen unbedenklich, was sich bietet;      Und wenn sich alles richtig so verhält—

Wallenstein.      Woran denn zweifelt man? An meinem Willen?      An meinen Kräften? Ich versprach dem Kanzler,      Wenn er mir sechzehntausend Mann vertraut,      Mit achtzehntausend von des Kaisers Heer      Dazuzustoßen—

Wrangel.      Euer Gnaden sind      Bekannt für einen hohen Kriegesfürsten,      Für einen zweiten Attila und Pyrrhus.      Noch mit Erstaunen redet man davon,      Wie Sie vor Jahren, gegen Menschendenken,      Ein Heer wie aus dem Nichts hervorgerufen.      Jedennoch—

Wallenstein.      Dennoch?

Wrangel.      Seine Würden meint,      Ein leichter Ding doch möcht' es sein, mit nichts      Ins Feld zu stellen sechzigtausend Krieger,      Als nur ein Sechzigteil davon (er hält inne)

Wallenstein.      Nun, was?      Nur frei heraus!

Wrangel.      Zum Treubruch zu verleiten.

Wallenstein.      Meint er? Er urteilt wie ein Schwed' und wie      Ein Protestant. Ihr Lutherischen fechtet      Für eure Bibel, euch ist's um die Sach';      Mit eurem Herzen folgt ihr eurer Fahne.—      Wer zu dem Feinde läuft von euch, der hat      Mit zweien Herrn zugleich den Bund gebrochen.      Von all dem ist die Rede nicht bei uns—

Wrangel.      Herr Gott im Himmel! Hat man hierzulande      Denn keine Heimat, keinen Herd und Kirche?

Wallenstein.      Ich will Euch sagen, wie das zugeht—Ja,      Der Österreicher hat ein Vaterland      Und liebt's und hat auch Ursach', es zu lieben.      Doch dieses Heer, das kaiserlich sich nennt,      Das hier in Böheim hauset, das hat keins;      Das ist der Auswurf fremder Länder, ist      Der aufgegebne Teil des Volks, dem nichts      Gehöret als die allgemeine Sonne.      Und dieses böhm'sche Land, um das wir fechten,      Das hat kein Herz für seinen Herrn, den ihm      Der Waffen Glück, nicht eigne Wahl gegeben.      Mit Murren trägt's des Glaubens Tyrannei,      Die Macht hat's eingeschreckt, beruhigt nicht.      Ein glühend, rachvoll Angedenken lebt      Der Greuel, die geschahn auf diesem Boden.      Und kann's der Sohn vergessen, daß der Vater      Mit Hunden in die Messe ward gehetzt?      Ein Volk, dem das geboten wird, ist schrecklich,      Es räche oder dulde die Behandlung.

Wrangel.      Der Adel aber und die Offiziere?      Solch eine Flucht und Felonie, Herr Fürst,      Ist ohne Beispiel in der Welt Geschichten.

Wallenstein.      Sie sind auf jegliche Bedingung mein.      Nicht mir, den eignen Augen mögt Ihr glauben. (Er gibt ihm die Eidesformel. Wrangel durchliest sie, legt sie, nachdem er gelesen, schweigend auf den Tisch.)      Wie ist's? Begreift Ihr nun?

Wrangel.      Begreif 's, wer's kann!      Herr Fürst! Ich laß die Maske fallen—Ja!      Ich habe Vollmacht, alles abzuschließen.      Es steht der Rheingraf nur vier Tagemärsche      Von hier mit funfzehntausend Mann, er wartet      Auf Ordre nur, zu Ihrem Heer zu stoßen.      Die Ordre stell ich aus, sobald wir einig.

Wallenstein.      Was ist des Kanzlers Forderung?

Wrangel. (bedenklich)      Zwölf Regimenter gilt es, schwedisch Volk.      Mein Kopf muß dafür haften. Alles könnte      Zuletzt nur falsches Spiel—

Wallenstein. (fährt auf)      Herr Schwede!

Wrangel. (ruhig fortfahrend)      Muß demnach      Darauf bestehn, daß Herzog Friedland förmlich,      Unwiderruflich breche mit dem Kaiser,      Sonst ihm kein schwedisch Volk vertrauet wird.

Wallenstein.      Was ist die Forderung? Sagt's kurz und gut.

Wrangel.      Die span'schen Regimenter, die dem Kaiser      Ergeben, zu entwaffnen, Prag zu nehmen      Und diese Stadt wie auch das Grenzschloß Eger      Den Schweden einzuräumen.

Wallenstein.      Viel gefordert!      Prag! Sei's um Eger! Aber Prag? Geht nicht.      Ich leist euch jede Sicherheit, die ihr      Vernünft'gerweise von mir fordern möget.      Prag aber—Böhmen—kann ich selbst beschützen.

Wrangel.      Man zweifelt nicht daran. Es ist uns auch      Nicht ums Beschützen bloß. Wir wollen Menschen      Und Geld umsonst nicht aufgewendet haben.

Wallenstein.      Wie billig.

Wrangel.      Und so lang, bis wir entschädigt,      Bleibt Prag verpfändet.

Wallenstein.      Traut ihr uns so wenig?

Wrangel. (steht auf)      Der Schwede muß sich vorsehn mit dem Deutschen.      Man hat uns übers Ostmeer hergerufen;      Gerettet haben wir vom Untergang      Das Reich—mit unserm Blut des Glaubens Freiheit,      Die heil'ge Lehr' des Evangeliums      Versiegelt—Aber jetzt schon fühlet man      Nicht mehr die Wohltat, nur die Last, erblickt      Mit scheelem Aug' die Fremdlinge im Reiche      Und schickte gern mit einer Handvoll Geld      Uns heim in unsre Wälder. Nein! wir haben      Um Judas' Lohn, um klingend Gold und Silber      Den König auf der Walstatt nicht gelassen!      So vieler Schweden adeliges Blut,      Es ist um Gold und Silber nicht geflossen!      Und nicht mit magerm Lorbeer wollen wir      Zum Vaterland die Wimpel wieder lüften,      Wir wollen Bürger bleiben auf dem Boden,      Den unser König fallend sich erobert.

Wallenstein.      Helft den gemeinen Feind mir niederhalten,      Das schöne Grenzland kann euch nicht entgehn.

Wrangel.      Und liegt zu Boden der gemeine Feind,      Wer knüpft die neue Freundschaft dann zusammen?      Uns ist bekannt, Herr Fürst—wenngleich der Schwede      Nichts davon merken soll—daß Ihr mit Sachsen      Geheime Unterhandlung pflegt. Wer bürgt uns      Dafür, daß wir nicht Opfer der Beschlüsse sind,      Die man vor uns zu hehlen nötig achtet?