Walpurgisnacht im Kreml - Armin Dusold - E-Book

Walpurgisnacht im Kreml E-Book

Armin Dusold

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Beschreibung

Hexenprozesse im Mittelalter bis zur frühen Neuzeit – das ist nach wie vor eine Geschichte, die der genaueren Betrachtung bedarf, vor allem, weil sie sonst im Dunkeln verschwinden könnte. Die großen Fanale kennt man: die Bamberger Hexenprozesse zwischen 1590 und 1630 und die Prozesse von Salem (Massachusetts) von 1692. Ob Kräuterweib oder Ratsherr, ob Dirne oder Schmied – jedem drohte im Zweifelsfall der Feuertod. Hat sich der aberwitzige Irrglaube überlebt, der Europa wie ein Pesthauch überzog? Wer sind die Hexenmeister von heute? Putin und die muslimischen Führer? Vielleicht ...

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Seitenzahl: 180

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2025 novum publishing gmbh

Rathausgasse 73, A-7311 Neckenmarkt

[email protected]

ISBN Printausgabe: 978-3-7116-0443-9

ISBN e-book: 978-3-7116-0444-6

Lektorat: Volker Wieckhorst

Umschlagfotos: Mariya Lvova, Tomas1111 | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Armin Dusold,Public Domain

www.novumverlag.com

Vorwort

Raunächte, Hexenverfolgung und Satanismus, die zeitgenössischen Folter- und Mord-Methoden aus Moskau und der Welt

Betrachtung

In der Nacht vom 30. April zum 1. Mai bilden sich wilde Legenden, die grausamste Folgen mit sich brachten. Besessene Frauen feiern angeblich am offenen Feuer eine Orgie mit dem Teufel. In der Zeit der Hexenverfolgung gestanden die Angeklagten unter martialischer Folter den Pakt mit dem Bösen – den Pakt mit dem Teufel. Ein Todesurteil war meist die Folge.

Aber auch in der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, die als Raunächte bezeichnet werden, geschahen merkwürdige Dinge. Sie sind magisch und geheimnisvoll. Nach dem Volksglauben zogen die stürmischen Mächte durch die Nacht und begaben sich auf die wilde Jagd auf Ahnen, Engel, Lichtwesen und Götter, um ihr Schicksal neu zu gestalten …

„Als sie mit ihrem Besen auf dem Blocksberg (Brocken im Harz) ankam, waren die großen Hexen schon alle versammelt. Sie tanzten mit fliegenden Haaren und flatternden Röcken rund um das Hexenfeuer. Es mochten alles in allem fünf- oder sechshundert Hexen sein. Berghexen, Waldhexen, Sumpfhexen, Windhexen, Knusperhexen und Kräuterhexen. Sie wirbelten wild durcheinander, schwangen die Besen, meckerten, krähten und kreischten, ließen es donnern, schleuderten Blitze und sangen ‚Heia Walpurgisnacht‘, das alte Hexenlied.“ 1

In unserer heutigen Wahrnehmung sind die Begriffe Hexentanz, Blocksberg und Walpurgisnacht fest miteinander verbunden und gehen offenkundig auf das Kinderbuch zurück. Gegen die Vorgaben der Älteren handeln und lustvoll Grenzen einfach ausprobieren – wie weit kann ich gehen?

Wer überhaupt als Hexe angesehen wird, hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert – genau wie die Konjektur: Gut und Böse? Die Hexe ist eigentlich in der Vorstellung, zum einen innerhalb des Gelehrtendiskurses, zum anderen auch in der Volksmythologie, eine absolut böse Person. Als Hexenverfolgung bezeichnet man das Aufspüren, Festnehmen, Foltern und insbesondere die Hinrichtung von Personen, von denen geglaubt wird, sie praktizieren Zauberei bzw. stünden mit dem Teufel im Bunde. Als Merkmale für eine Hexe galten nach den Aufzeichnungen bereits eine abweichende Augenfarbe, rote Haare, Sommersprossen, Warzen, Muttermale und ähnliches. Sogar der Besitz einer schwarzen Katze war Grund genug, jemanden als Hexe zu denunzieren. In Mitteleuropa fand die Hexenverfolgung vor allem in der frühen Neuzeit statt.

Die Hexenprozesse sind ein dunkles Kapitel in der europäischen Geschichte. Mystik, Angst und Aberglaube führten zu unzähligen Verfolgungen und Hinrichtungen. Aber was hat eigentlich Maßnahmen wie diese angestoßen, und wie wurden sie durchgeführt? Dieses Buch wirft einen genaueren Blick auf die Hexenprozesse – ihren Ursprung, ihre Durchführung und ihre Langzeitfolgen, besonders aber im 21. Jahrhundert.

Die Hexenverfolgung in Europa begann ab dem 15. Jahrhundert. In der Übergangszeit zwischen dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Zunächst waren es die Gelehrten, die überlieferte Schriften über Hexen publizierten. In denen kristallisierte sich immer deutlicher die Meinung heraus, dass es sich um eine Gruppe von Menschen handelte, die sich mit dem Teufel verschworen hatte. Diese verbreitete Annahme fand durch das Basler Konzil zunehmend deutliches Gehör. Das waren insbesondere die Kirchenmänner aus ganz Europa, die sich diese modernen Ansichten anhörten und sie mitnahmen. Ende des 15. Jahrhunderts kam eine weitere scholastische Schrift hinzu.

Im Jahr 1487 veröffentlichte der Dominikaner Heinrich Institorisein Buch unter dem Titel „Hexenhammer“, das bis zum 17. Jahrhundert in 29 Auflagen erschien.2 Das Buch, ein Kompendiumdes zu dieser Zeit weitverbreiteten Hexenglaubens, diente als Anleitung für die Verfolgung von Hexen und Zauberern. Sich gegen den Vorwurf der Hexerei zu wehren, war nahezu unmöglich, denn unter der peinlichen Befragung oder der Folter gestand schließlich ausnahmslos jeder Angeklagte. Jeder Einwohner in den Städten und Dörfern dieser Zeit lebte in der Gefahr, wegen Hexerei oder Zauberei verfolgt und angeklagt zu werden. Es genügte in der Regel schon Sommersprossen, eine helle Haut und dunkle Augen, Warzen oder rote Haare zu tragen; schon die Beschuldigung durch den Nachbarn war ausreichend, um als Hexe bezeichnet zu werden.3 Noch schwerwiegender war aber die unter der Folter erpresste Aussage über Mitwisser, die sogenannte Besagungeiner überführten Hexe. Die Lehre über die angeblichen Hexen, den Hexenzauber und die damit verbundene Magie verbreitete sich in Europa rasend schnell und zum Teil darüber hinaus. Mit dem beginnenden Humanismus in der frühen Neuzeit, dem geistigen und kulturellen Aufbruch und der Reformation begann ein Blutvergießen, das bis dahin ein nicht gekanntes Ausmaß angenommen hatte.

1 Otfried Preußler: Die kleine Hexe. Stuttgart 2005, ISBN 978-3-522-10580-4.

2 Quelle: https://www.geschichtsquellen.de > Institoris Henricus: Der Hexenhammer. Abgerufen am: 02.11.2023.

3 https://www.uni-bamberg.de > … > News-Archiv: Von der Faszination des Bösen.

Kapitel 1

Die Hexe – ein Mythos in Europa

Der Hexenglaube war ein vorwiegend im christlichen Europa verbreiteter Aberglaube, dessen Wurzeln im vorchristlichen Götterglauben zu finden sind, und nahm vor allem im 14. Jahrhundert an Bedeutung zu. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts entwickelte sich das Gesamtbild der Hexen und Zauberer zum Hexenkult mit Zusammenkünften und Riten, die zur Übernahme der Weltherrschaft führen sollten. Das Hauptelement des Hexenglaubens war der Teufelspakt, der zugleich einen Vertrag mit dem Teufel wie auch eine Abkehr von Gott und der Ketzereidarstellte. Eng damit verbunden war die Teufelsbuhlschaft, der Geschlechtsverkehr zwischen Hexe und Teufel. Als drittes Element gab es den Hexensabbatin Verbindung mit dem Hexenflug,und das vierte Element der Hexenlehre war der Schadenzauber. Die Gründe für eine Beklaffung waren vielfältiger Natur, wie zum Beispiel Ehebruch und Eifersucht, Neid und Missgunst, Habgier, Streitigkeiten und Machtkämpfe, Verschleierung eigener Verfehlungen und andere Motive.

Ablauf der Hexenprozesse

Hexenprozesse sind Gerichtsverfahren, in denen Personen – meistens Frauen – wegen der Ausübung angeblicher Hexerei angeklagt wurden. Diese Prozesse hatten ihren Höhepunkt in Europa vom 15. bis zum 17. Jahrhundert.

Der Ablauf der Hexenprozesse war oft von Anfang bis Ende manipuliert, um „Geständnisse“ zu erzwingen und Urteile zu fällen. Normalerweise begann der Hexenprozess mit einer Anschuldigung, von einem Nachbarn oder lokalen Geistlichen.

Beispiel: Irmgard, eine ältere Witwe, die am Rande des Dorfes lebt, könnte von einer Nachbarin beschuldigt werden, eine Hexe zu sein. Möglicherweise hat die Nachbarin behauptet, sie hätte gesehen, wie Irmgard unerklärliche Dinge getan hat, oder sie macht Irmgard für ihre persönlichen Missgeschicke verantwortlich.Nach der Anschuldigung folgten oft eine Inhaftierung und ein Gerichtsverfahren. In einigen Fällen reichte das bloße Gerücht aus, dass jemand eine Hexe war, um arrestiert zu werden. Es gibt aber auch bestimmt andere kulturelle Vorstellungen von Hexen, als Frauen mit besonderem Wissen, die beispielsweise in der mittelalterlichen oder noch älteren Geburtshilfe eine wichtige Rolle gespielt haben, in der Mediakultur, wo eine andere Form von Wissen vorhanden und tradiert war. Diese Verschiebung von einem neutralen Menschen mit einem anderen Wissenssystem, hin zum Spion für das Böse, durchdrang die Gesellschaft bis hinein in die Schlafzimmer ehrbarer Menschen.

Die Triebkräfte hinter der Verfolgung

VerschiedeneUrsachenkönnen zu Hexenprozessen führen. Einige der wichtigsten sind religiöser Fanatismus, Aberglaube und soziale oder persönliche Konflikte.In Zeiten, in denen Krankheiten und Naturkatastrophen als Strafe Gottes gesehen wurden, wurden oft Hexen beschuldigt und verfolgt. Religiöse Reformen führten oft zu Hexenprozessen, da neue Führer versuchten, ihre Macht durch die Eliminierung von „Hexen“ zu konsolidieren. Personen wurden aus Neid, Angst oder persönlicher Feindschaft der Hexerei beschuldigt. Hinzu kamen als begünstigende Faktoren der Hexenverfolgung Unwissenheit, Aberglaube, Geldgier, Sozialneid, Missernten, Teuerungen und Pest-Epidemien.

DieMethoden, die während der Hexenprozesse verwendet wurden, waren grausam und unmenschlich. Die Hexenprozesse hatten auch weitreichende Auswirkungen auf Gesellschaft und Kultur und führten letztendlich zur Verankerung bestimmter Geschlechterstereotype. Eine interessante Tatsache ist, dass die Hexenprozesse die Entwicklung der modernen Gerichtspraxis beeinflusst haben. Die Bestrebungen, ein gerechtes Gerichtsverfahren für angeklagte Hexen durchzusetzen, führten zur Entwicklung von Regeln für Zeugenaussagen und Beweise.

Lange Zeit stärkten sie vor allem bestimmte Geschlechterrollen und Stereotypen. Typischerweise wurden mehr Frauen als Männer der Hexerei beschuldigt. Das Bild der „bösen Hexe“ ist bis heute in vielen Kulturen noch präsent. Stereotypen sind festgelegte Vorstellungen, die eine Gruppe von Menschen über eine andere hat. Diese Vorstellungen basieren oft eher auf Vorurteilen und Klischees als auf tatsächlichen Beobachtungen oder Erfahrungen.

Insgesamt zeigen die Hexenprozesse, was passieren kann, wenn Aberglaube, Angst und Machtdynamik aufeinandertreffen. Sie dienen als warnendes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, kritisches Denken und den Respekt gegenüber Grundrechten zu fördern.

Eine Zeitachse der Hexenprozesse

Hexenprozesse haben eine tief verwurzelte und komplexe Geschichte, die Jahrhunderte zurückreicht. Die Verfolgung von sogenannten „Hexen“ kannte keine Grenzen und fand auf der ganzen Welt statt. Üblicherweise werden die Hexenprozesse mit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit assoziiert. Die Hexenverfolgungnahm während des Mittelalters (500-1500 n. Chr.) ihren Lauf. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die strenge Verfolgung von Hexerei und die Durchführung von Gerichtsprozessen eher ein Phänomen im späten Mittelalterund der frühen Neuzeit (1500-1650 n. Chr.) war. Mitte des 15. Jahrhunderts markiert diePapstbulle Summis desiderantes affectibusvon Papst Innozenz VIII. einen Wendepunkt in der Haltung der Kirche gegenüber der Hexerei. Hierin wurden die Häretiker4 als Hexen (Vampire) für Unheil verantwortlich gemacht und ihre Verfolgung befürwortet.

Das Martyrium für die Bevölkerung beginnt schon Ende des 15. Jahrhunderts, denn wer in der Nähe eines Kirchenglockenturms wohnte, hatte im Mai sehr unruhige Nächte. Zwischen 21 Uhr abends und 4 Uhr morgens lösten sich die einzelnen Kirchen mit dem Geläut ihrer Glocken ab. Doch die Menschen nahmen es in Kauf, schließlich wurden sie dadurch beschützt. Im Mai, so glaubten die Menschen, sind besonders viele Hexen unterwegs. Nur die geweihten Glocken konnten sie davon abhalten, einem normalen Bürger Leid anzutun. Doch was hieß damals schon normal? Zur Hexe konnte seit dem 15. Jahrhundert jeder gemacht werden, der ungewöhnliche Kenntnisse hatte, einen angeblich ungebührlichen Lebensstil führte oder ganz einfach wohlhabend war. Für Hungersnöte, Wetterkapriolen oder landesweite Epidemien mussten schließlich Schuldige gefunden werden. Und wenn der Hingerichtete auch noch ein Vermögen hinterließ, erschien sein Tod als doppelt segensreich.

Ein gutes Beispiel für ein Massenverfahren ist derHexensabbat von Waldseeim Jahr 1589 (Deutschland), bei dem innerhalb von vier Monaten 63 Personen der Hexerei angeklagt und verbrannt wurden. In Deutschland fanden einige der intensivsten Hexenprozesse statt. Besonders im 16. und 17. Jahrhundert erlebte das Land eine Welle von Hexenverfolgungen. Eine der berühmtesten Reihen von Hexenprozessen in Deutschland waren dieTrierer Hexenprozessezwischen 1581 und 1593. Es wird geschätzt, dass etwa 400 Menschen angeklagt und hingerichtet wurden.5

Ein interessanter Fakt ist, dass die Hexenverfolgungen nicht auf das Land beschränkt waren, sondern auch größere Städte wie Köln, Würzburg und Bamberg betrafen, wo ebenfalls Hexenprozesse stattfanden. Diese waren oft noch rücksichtsloser, weil die städtischen Behörden über größere Ressourcen verfügten. Die Bamberger Hexenprozesse von 1627-1632, die im selbst verwalteten katholischen Fürstentum Bamberg im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation stattfanden, sind einer der größten Massenprozesse und Massenhinrichtungen, die es je in Europa gab – und einer der größten Hexenprozesse der Geschichte.

Amerikas berüchtigtster Hexenprozess in Salem

Die Hexenprozesse von Salem (USA)sind wohl die bekanntesten Hexenprozesse der Geschichte. Sie ereigneten sich im Jahr 1692 im Dorf Salem in der britischen Kolonie Massachusetts.6

Das Ereignis ist berüchtigt für die rasche Ausbreitung von Massenhysterie und Paranoia innerhalb der Gesellschaft. DieHexenprozesse in Salembegannen, als eine Gruppe von jungen Mädchen im Dorf behauptete, von bestimmten Dorfbewohnern verhext zu sein. Die darauf folgenden Verhaftungen und Anklagen führten zu einer Welle von Anschuldigungen, die schnell außer Kontrolle geriet. Insgesamt wurden während der Hexenprozesse von Salem200 Menschen der Hexerei angeklagt, und 19 davon wurden hingerichtet. Außerdem starben fünf Personen im Gefängnis, einschließlich eines vierjährigen Mädchens.7

Die Hexenprozesse endeten nach einigen Monaten, aber die Auswirkungen sind bis heute spürbar. Die Hexenprozesse von Salem sind ein starkes Beispiel dafür, wie Angst und Paranoia zu grausamen und ungerechten Aktionen führen können. Im Laufe der Geschichte gab es unzählige Hexenprozesse, von denen viele zu tragischen und ungerechten Todesfällen führten. Einige dieser Prozesse sind aufgrund ihrer Größe, Brutalität oder der sie umgebenden Umstände besonders erschreckend. Sie werfen ein grelles Licht auf den menschlichen Hang zu Angst, Paranoia und skrupelloser Verfolgung.8

Bamberger Hexenprozesse

DieBamberger Hexenprozesse sind als eine der größten Massenverfolgungen von Hexen bekannt. Diese Prozesse fanden während des Dreißigjährigen Krieges statt, einer Zeit großer politischer und religiöser Unruhen in Deutschland. Die Prozesse, die vom FürstbischofJohann Georg II. Fuchs von Dornheimins Leben gerufen wurden, zielten darauf ab, die moralische und spirituelle Reinheit in seinem Territorium wiederherzustellen. Zu diesem Zweck wurden Personen aller gesellschaftlichen Schichten der Hexerei beschuldigt und verfolgt. Die Bamberger Hexenprozesse waren geprägt von intensiver Folter und brutalen Exekutionen. Es wird geschätzt, dass bis zu 1000 Menschen hingerichtet wurden.Eine Person, die im Zuge der Bamberger Hexenprozesse berühmt wurde, war der Bürgermeister von Bamberg,Johannes Junius. Junius wurde der Hexerei beschuldigt und trotz seiner Bemühungen, seine Unschuld zu beweisen, schließlich hingerichtet.9

Sein herzzerreißender Brief an seine Tochter, in dem er seine unschuldige Situation schilderte, ist einer der am besten dokumentierten Berichte über die Ungerechtigkeiten der Hexenprozesse.

Brief von Johannes Junius aus dem Gefängnis an seine Tochter: (frei übersetzt)

… herzliebe Tochter. Unschuldig bin ich in das Gefängnis gekommen, unschuldig bin ich gemartert worden, unschuldig muss ich sterben. Denn wer in das Haus kommt, der wird so lange gemartert, bis er aus seinem Kopf etwas Erdachtes … gesteht!10

Kurze Zeit später wurde Johannes Junius auf dem Scheiterhaufen verbrannt.11

Eine bemerkenswerte Tatsache ist, dass die Bamberger Hexenprozesse erst endeten, als die Stadt von schwedischen Truppen im Zuge des Dreißigjährigen Krieges eingenommen wurde.12 Die neuen Machthaber beendeten die Hexenverfolgung, und viele der überlebenden Opfer konnten in ihre Häuser zurückkehren.

Die Bamberger Hexenprozesse sind ein drastisches Beispiel für die Auswirkungen der Massenparanoia, kombiniert mit religiösem Fanatismus und Autoritätsgewalt. Sie dienen als eine scharfe Erinnerung an die Bedeutung der Achtung der Menschenrechte und der Unschuldsvermutung in unserer Gesellschaft.

Die Kettenreaktion einer kleinen Eiszeit

Eine Serie von vier großen Vulkanausbrüchen auf Island war der Auslöser der sogenannten kleinen Eiszeit – am Ende des Mittelalters. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts führten diese Eruptionen zu einer Klimaabkühlung und markierten damit den Beginn einer über Jahrhunderte anhaltenden Kälteperiode auf der Nordhalbkugel.

Die kleine Eiszeit begann damit deutlich früher und plötzlicher als bisher angenommen. Die kleine Eiszeit beendete eine ausgedehnte mittelalterliche Wärmeperiode und sorgte ab dem 15. Jahrhundert für extrem kalte, lange Winter und kühle, regenreiche Sommer in Europa und Nordamerika. Die Ostsee und viele Flüsse froren in dieser Zeit mehrfach zu, Alpengletscher rückten bis in die Täler vor. Packeis, das ganze Zivilisationen von der Außenwelt isolierte. Dürreperioden in nie gekanntem Ausmaß vernichteten die Ernten, mit der Folge von katastrophalen Hungersnöten über weite Landesteile hinweg. Die Generierung von Nahrung war für die Gesellschaft täglich ein einziger Kampf ums Überleben. Krankheiten, Seuchen und die Pest überzogen, in immer kürzeren Abständen, wellenartig die nördliche Hemisphäre.13

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) mit seiner gesamten Brutalitätverschlechterte zudem rasant die Lebensumstände der Gesellschaft in Mittel- und Nordeuropa. In kaum einer Phase seit ihrem Bestehen hatte die Menschheit so sehr mit den Folgen eines kühlen Klimas zu kämpfen wie in der „kleinen Eiszeit“, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte.14 Ängste und Zweifel kommen massiv auf, aus denen sich immer mehr die Frage nach der Ursache dieser Katastrophe stetig entwickelt. Bei den Regierenden verbreitete sich Panik und große Sorge um die Entwicklung und Zukunft der Menschen. Die Meinung über diese Tragödie verdichtete sich jedoch in Mitteleuropa und darüber hinaus, als dass die Gründe hierfür irdischer Natur seien. Schnell hat man dann den Schuldigen dafür ausfindig gemacht.

Hexen sind die Ursache des Unheils. Während sich die hohen Kirchenführer dieser These entgegenstellten, war in regionalen Gegenden der Schuldige bereits ausfindig gemacht worden. Eine nie da gewesene menschenverachtende Maschinerie nahm ihren Lauf. War eine Person erst in Verdacht geraten, war auch das Todesurteil so gut wie sicher besiegelt. Ohne jeglichen Unterschied zwischen den Geschlechtern, ob Jung oder Alt oder noch Kind. Selbst hohe Würdenträger und makellose Persönlichkeiten sind ihrem Schicksal zum Opfer gefallen. Auf menschenunwürdige Art und Weise sind sie aus ihrem Leben gerissen worden.

4 Wer innerhalb einer Glaubensgemeinschaft einen abweichenden Standpunkt zur Lehre oder herrschenden Meinung vertritt.

5 Herbert Eiden (Hrsg.), Rita Voltmer (Hrsg.): Trierer Hexenprozesse. Hannover 2001. ISBN 978-3877601280.

6 Hoffer, Peter Charles: The Salem Witchcraft Trials: A Legal History. University Press of Kansas. Lawrence 1997, S. 4-9.

ISBN 978-0-7006-0859-1.

7 Hoffer, Peter Charles: The Salem Witchcraft Trials: A Legal History. University Press of Kansas, Lawrence 1997, S. 12-24.

ISBN 978-0-7006-0859-1.

8 Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/rituale-der -hexen-heia-walpurgisnacht-der-wilde-ritt-zum110.html.

9 Quelle: https://www.studysmarter.der Geschichte > Frühe Neuzeit.

10 Quelle: https://www.br.de > Die Bamberger Hexenprozesse: Unschuldig muss ich… > Geschichte.

11 Quelle: http://www.hexen-franken.de > katholische-herrschaften.

12 Quelle: http://www.wikipedia.org. > wiki > Schlacht bei Bamberg.

13 Behringer Wolfgang: Die Krise von 1570. Ein Beitrag zur Krisengeschichte der Neuzeit. In: Manfred Jakubowski-Tiessen/Hartmut Lehman (Hrsg.): Um Himmels willen. Religion in Katastrophenzeiten. Göttingen2003, S. 51-156.

14 Quelle: https://www.scinexx.de/news/geowissen/vulkanausbrueche-loesten-die-kleine-eiszeit-aus.

Kapitel 2

Die Geburt der Neuzeit-Satanisten und Hexen

Die Romanows hieven das Zarenreich auf die Bühne der Weltpolitik. Unter Stalin und seinen Nachfolgern wird die Sowjetunion zur Weltmacht.1516Deren Untergang sieht Wladimir Putin als Fehler der Geschichte, der korrigiert werden muss. Und so finden Russlands Kriege kein Ende – bis heute.

Über den Verfall und Untergang der Sowjetunion ist sehr viel geschrieben und berichtet worden. Deshalb wird hier nicht weiter auf dieses bereits vielfach aufgearbeitete Thema eingegangen.

Die Hexen im Kreml waren eigentlich schon immer gegenwärtig, stets präsent, Tag und Nacht – auf der Suche nach einem Anlass, Gräueltaten anrichten zu können. Womöglich entstanden die Wurzeln dieser satanischen Triebfeder tatsächlich schon zu Stalins Zeiten. Wie ein aufgehetzter Hund, der die Fährte doch endlich aufnehmen darf. Das unberechenbare Monster Boris Jelzin kehrt sein Innerstes nach außen, Michail Gorbatschow, der Generalsekretär, ein Ausnahmemensch in dieser rauen Kremlwelt auf dem prunkvollen „Blocksberg“, war von der politischen Bühne verschwunden. Die Hexen im Kreml zeigen jetzt die Zähne, die zunächst unscharfen eines Boris Jelzin und dann die eines vorerst smarten, unscheinbaren Wladimir Putin. Aber die Welt sieht diese scharfen, gnadenlos zubeißenden Zähne nicht! Vielleicht sind sie doch nicht so scharf, und auf ihren Besen fliegen seine Hexen sowieso nicht sehr weit, zumindest erhofft sich das die westliche Welt!

Wir schreiben den 11. Dezember 1994, und wieder einmal rollen die ersten russischen Panzer nach Tschetschenien. Die Unabhängigkeitsbestrebungen des Landes waren der Führung in Moskau ein Dorn im Auge.17 Der Sturm auf die tschetschenische Hauptstadt Grosny und zwei kurz aufeinander folgende Kriege haben tiefe Wunden gerissen. 18

Fernsehbilder der BBC vom Dezember 1994 zeigen das erbarmungslose Vorgehen der russischen Soldaten. Seit Tagen bombardiert die russische Armee Grosny, die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Flammen versengen einen leblosen Körper am Boden, Autos brennen, schwarzer Qualm steigt auf.

Ein kleiner Junge steht verzweifelt zwischen den Wracks. BBC-Reporter Robert Parsons berichtet direkt aus dem Kriegsgebiet.19

„Wo ich stehe, wurden mindestens zwei Menschen getötet, unschuldige Passanten. Viele wurden verwundet. Die russische Regierung behauptet, nur strategische Ziele anzugreifen, aber vor Ort sieht es ganz anders aus.“ Die westliche Gesellschaft mit ihren intellektuellen Führern sieht zu. Sieht verwundert zu, schließt die Augen wie der Satan und seine Hexen eine friedliebende, nach Freiheit strebende Gesellschaft, die Last der Unterdrückung hinter sich lassen will, mordet. Zwei Kriege legen Grosny in den 90er- und 2000er-Jahren in Schutt und Asche. Für Andersdenkende oder gar Menschenrechtler ist in Tschetschenien kein Platz. Damals brach die Sowjetunion auseinander, und ehemalige Sowjetrepubliken wie Georgien, Kasachstan und die Ukraine erklärten sich für unabhängig.

Der Kampf um Grosny dauerte mehrere Tage. Wach-Hadsch Issajew hatte sich damals mit anderen tschetschenischen Kämpfern in einem Regierungsgebäude verschanzt […].

„Wir haben eingesalzene Tomaten gegessen und waren sehr durstig, hatten aber kein Trinkwasser. Deshalb ging ich mit einem Kameraden Wasser holen. Wir sind durch ein Fenster hinausgekrochen. Der Fluss Sunscha war in der Nähe. Als wir dort hinliefen, hörte ich das Flugzeug.

Während wir uns Wasser nahmen, warf es mich in den Fluss. Das Gebäude war getroffen. Von unseren Leuten hat es fast alle erwischt.“20

„Die Führungen des Innenministeriums, Verteidigungsministeriums und Geheimdienstes wollten, dass so viele ihrer Leute wie möglich im Tschetschenienkrieg unter Beschuss gerieten, damit sie Kampferfahrung bekommen.

In den ersten Wochen stockte Jelzin die Truppen von anfangs offiziell gut 20.000 auf offiziell 70.000 Mann auf.“21 Darunter waren nicht nur Soldaten. Auch das Innenministerium war beteiligt, mit einfachen Milizionären und Kämpfern der Eliteeinheiten OMON und SOBR. Dazu schickte der Inlandsgeheimdienst Truppen.

Die Verantwortlichen sahen den Tschetschenienkrieg als willkommenes Training für ihre eigenen Leute, sagt Alexander Scharkowskij, Militärexperte der Nesavissimaja Gaseta, in Moskau.

Trotz der Übermacht erlitten die russischen Truppen eine Niederlage nach der anderen. Die Verluste waren enorm. Genaue Zahlen gibt es bis heute nicht.

Die Gier nach Macht und Einfluss der Machthaber nahm fortan keine Rücksicht mehr auf „Leib und Leben“ der Menschen, ob Freund oder Feind. Die „Raunächte“ häuften sich. Die Fratze des Bösen fordert jetzt seine Hexen auf, bis zum Äußersten zu gehen. Alles ist erlaubt, Raub, Mord, Folter, Vergewaltigung. Eine Anweisung, eine Aufforderung, die der Satan seinen Hexen mit auf den Weg gibt und sie auch gnadenlos einfordert. Wer das nicht will, stellt sich gegen das Vaterland und wird in vielen Fällen selbst zum Opfer. Widerspruch, Anzeichen von Moral, Mitleid oder Zögerlichkeit gegen Anwendung typisch russischer Grausamkeiten wird nicht geduldet. Die Welt schaut zu und weg! Gab es in der Zeit der Hexenverfolgung zumindest noch der Form halber ein Gericht, das den Anschein einer ordentlichen Untersuchung erweckte und mit der Verurteilung das Strafmaß festlegte, ist es in der Moderne nicht mehr notwendig. Der Satan entscheidet ad hoc über das Strafmaß. Regeln oder Gründe für eine Bestrafung gibt es nicht. Je grausamer und blutrünstiger – umso besser!