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„Was mich führt“ ist eine philosophisch-poetische Einladung, sich selbst neu zu begegnen: nicht durch fertige Antworten, sondern durch Klarheit im Denken, Rücksicht im Handeln und Beziehung zur eigenen Wahrheit. In einer Welt voller Rollen, Anforderungen und kollektiver Deutungen fragt dieses Buch: Was führt mich – in meiner Wahrheit, in meiner Beziehung zur Welt, in mir selbst? Was dieses Buch auszeichnet: Es bietet keine Lösungen, sondern Orientierung im Inneren. Es fördert Selbstverantwortung, statt Fremdbestimmung. Es verbindet Poesie, Philosophie und Ethik zu einer klaren, würdevollen Sprache. Es lädt dazu ein, sich in einer komplexen Welt wahrhaftig und wirksam zu positionieren. Dieses Buch richtet sich an Menschen, die Verantwortung für ihr Leben übernehmen möchten ohne sich von äußeren Systemen, Vorgaben oder Ideologien vereinnahmen zu lassen. Es stellt keine Lehren auf, sondern eröffnet einen Raum für Wahrnehmung, Reflexion und bewusste Selbstführung.
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Seitenzahl: 187
Veröffentlichungsjahr: 2025
– Im Wahrnehmen der unendlichen Möglichkeiten und Realitäten suchte ich sowohl für mich als auch für meine Familie ein Zuhause, eine Realität, die lebenswert für alle Menschen ist, unabhängig der nationalen oder religiösen Zugehörigkeit. Dadurch entstand dieses Buch – im Wahrnehmen der gegebenen Freiheiten.
Der Weg
zu einem selbstbestimmten Leben
wird
nicht durch finanzielle
Unabhängigkeit erreicht,
sondern
durch das Wahrnehmen der
Verantwortung
für sich selbst
und
seinen Nächsten.
Selbstbestimmung ist keine Frage von
Wohlstand, sondern von Haltung
und Verantwortung.
Wer wirst du sein?
Ich richte meine Aufmerksamkeit
auf die wechselnden Fassaden der Weltbühne.
Ich nehme sie bewusst wahr,
um darin meine eigene,
individuelle Rolle zu erkennen
und sie nach meinem inneren Bekenntnis zu gestalten.
Ich wende mich meinem Inneren zu:
Wer will ich sein?
Und wer bin ich jetzt?
Es geht um uns,
nicht darum,
wer politisch recht hat
oder darin verstrickt ist.
Vielmehr:
Wer werde ich in all dem sein?
Was ist meine Rolle?
Und was macht sie mit mir?
Wer wirst du SEIN in deiner Szene?
Sei mutig.
Sei leidenschaftlich.
Sei der Mensch, den du achten kannst –
vor dir selbst
und
vor der ganzen Weltgemeinschaft.
Auf allen Bühnen dieser wandelbaren Welt.
Waldemar Binefeld
Was mich führt
Eine Reise durch Wahrheit, Selbstführung und Beziehung
© 2025 Waldemar Binefeld
Website: https://www.willful-mindful.de
Lektorat: Anton Poctarev & Polina Binefeld
unterstützend mit ChatGPT
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Waldemar Binefeld, Atzenberg 7, 88239 Wangen im Allgäu, Germany
Kontaktadresse nach
EU-Produktsicherheitsverordnung:
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5,
22926 Ahrensburg, Deutschland
ISBN-Softcover:
978-3-384-62860-2
ISBN-E-Book:
978-3-384-62862-6
Danke!
An
Polina
und
Ben
Grace
Tim
John
und an
Alle,die mich lehrten und
denen ich dienen durfte.
sowie an
Einladung
Man lernt nie aus.
Korrekturen und Hinweise sind jederzeit
willkommen. Wer Verbesserungspotenzial
erkennt und es gerne benennt, ist herzlich
eingeladen, dies mitzuteilen.
Denn dieses Buch soll als Werkzeug zur
Verbesserung der individuellen Realität dienen
und kann an Kraft und Schärfe nur gewinnen,
wenn wir es gemeinsam weiterdenken.
Lasst uns einen rücksichtsvollen Umgang
prägen, unabhängig von Nationalismus
und Religion.
Schreibe gerne an:
Vielen Dank für deine Unterstützung!
Herzliche Grüße
Waldemar Binefeld
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Einladung
Vorwort
Leseempfehlung für das Verständnis
Begriffserklärung
Erwachen im eigenen Spiegel
Wer ich bin
Was ich bin
Im eigenen Willen
Als Mittel zum Zweck
Als das Gewohnte riss
Alternativlosigkeit
Die Freiheit zur Kapitulation
Nicht bewusst genug
Was mich führt
Erst sein, dann handeln
Was durch mich wirkt
Die Interaktion mit dem System
Voraussetzung des Seins
Kollektive Realität
Gesellschaftliche Natur
Was ist Wahrheit?
Dort, wo ich werde
Woher ich komme
Der Schlüssel zum Glück
Freiheit erlangen
Weil du ebenbürtig bist
Erwachsen zur Reife
Erwachse, mein Kind
Krieg der Nationen
Der ich bin
Ich fürchte dich nicht
Am Ende beginnt das Eigene
Nicht bewusst genug gewesen
Bewusst leben
Warte nicht
Anhang
Nachwort zum Autor
Sprüche
Fragen zur kritischen Auseinandersetzung
Gedankliche Klärungen
Ich bin es, der antwortet
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Einladung
Anhang
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Vorwort
Was hält uns in Bewegung und was lässt uns ruhen?
Unser SEIN unterliegt dem Selbsterhaltungstrieb; es ist, ob wir uns danach fühlen oder nicht. Es entwickelt sich unaufhörlich weiter und folgt dabei dem Weg des geringsten Widerstandes.
Gerade deshalb sollte unser SEIN wie Wasser geführt werden: behutsam, bewusst, gelenkt; damit es sich nicht unkontrolliert und ungewollt ausbreitet in einer Welt, die so fruchtbar ist für alles, was in ihr wächst.
Doch wohin sollen wir unser SEIN führen?
Diesem Anliegen widmet sich dieses Buch. Es ist der Versuch, einen Rahmen zu schaffen, in dem Wahrheit und Orientierung erfahren werden, nicht mit dem Anspruch, die Wahrheit zu besitzen, sondern um die Fähigkeit zu entwickeln, sich selbstständig zu führen.
Für jene, die sich auf der Reise befinden, kann dieser Rahmen als ein Ort zum Ruhen, Rasten und Verweilen dienen. Wahrheit ist nur in Gemeinschaft von Bedeutung; dort, wo Menschen einander bezeugen, was sie wahrhaft erlebt und empfunden haben. Sie wird dort empfunden, wo ein Bekenntnis der Lebenserfahrung nicht widerspricht.
Die Erkenntnis der Wahrheit beginnt mit der Wahrheit gegenüber sich selbst. Wer sich selbst täuscht, dessen Verstand glaubt auch den Täuschungen anderer. Auf der Suche nach Wahrheit werden wir immer wieder an Grenzen stoßen, die die Wahrheit beinhalten, Leidenschaft schenken und die uns Zeit geben, in ihnen zu wachsen, jedoch nicht die Wahrheit sind.
Wer seiner Wahrheit konsequent folgt, wird die Grenzen bald als gesetzte Rahmen erkennen können. Diese Rahmen können ein Zuhause, ein Gefängnis oder eine Raststätte sein.
Während die einen nach universeller Wahrheit suchen und dabei Grenzen überwinden, fassen andere die Wahrheit in einen Rahmen und schaffen damit einen Raum.
Solange man sich mit dem Sinn dieses Rahmens identifiziert, wirkt er nicht unterdrückend, sondern eröffnet ein Zuhause, das zur Entfaltung einlädt, Wachstum ermöglicht und Entwicklung fördert. Selbst wenn jene, die ihre Überzeugung konsequent leben, in einem Rahmen verweilen, wissen sie doch: Wahrheit ist allgegenwärtig und lässt sich von keinem Rahmen vereinnahmen.
Es ist gut, dankbar zu sein für jeden Rahmen auf seiner Reise, ihn zu respektieren, zu erforschen und an ihm zu wachsen, bevor man weiterzieht. Denn niemand weiß, wann der nächste kommt, an dem geruht werden kann und ob je ein besserer gefunden wird.
Unsere Fähigkeit, uns sowohl in ein gutes als auch in ein schlechtes System einzufügen, ermöglicht zunächst das friedliche Zusammenleben; nicht durch blinden Gehorsam, sondern durch das bewusste Mitwirken an Verständigung und Wandel. Nur wer ein System versteht und darin wirksam wird, kann es auch von innen heraus verändern. So entsteht erst die Grundlage für den Übergang zu einem besseren System.1
Gesellschaften verändern sich. Was aus Rücksicht geboren wurde, kann in Rücksichtslosigkeit entarten. Doch ebenso kann aus Angst, Misstrauen und Zerwürfnis ein neuer Wille zum Miteinander wachsen; wenn man sich wieder wohlwollend dem zuwendet, was uns verbindet.
Wir leben unsere Überzeugung schließlich in unserem Rahmen, genauso wie dies andere in dem ihren tun und uns dabei mit anderem Namen spiegeln.
Wer die Wahrheit sucht, wird die eigene Wahrheit nicht gegen jemandes anderen Wahrheit einsetzen.
Wer selbst schon einmal einen Rahmen verlassen und die Weite jenseits der Grenzen erfahren hat, weiß den Wert eines Rahmens zu schätzen. Es tut so gut, ein Zuhause zu haben, ein Zuhause zu empfinden, um nicht immer auf der Reise sein zu müssen.
Denn in dem, was im Konsens als Wahrheit bezeugt wird, gibt es keine Einschränkungen, sodass eine Wertegemeinschaft entsteht.2 Gegründet auf Vertrauen, Würde und gegenseitige Verantwortung.
Dieses Buch bewirkt weder ein neues Leben noch einen Neuanfang.
Doch es bietet Orientierung, indem es an die eigene Selbstwirksamkeit erinnert, um sich dem zuzuwenden, dass man selbst wählt. Die anschließende Erfahrung und der Wille zum Leben werden einen durch viele innere Rollen führen – bis zu der, in der man sich selbst erkennt, und einen Ort der Ruhe in sich selbst bewirkt. Das Buch will die Deutung der eigenen Existenz und das Erheben des Bewusstseins unterstützen: in jeder Lebensphase, durch die Erinnerung an die eigene Selbstwirksamkeit.
Die Grenzen dieses Buches weisen über sich hinaus.
Leseempfehlung für das Verständnis
Lesen ist kein bloßer Informationsprozess, sondern ein innerer Dialog, ein Entfaltungsraum für Selbstwahrnehmung und Bewusstwerdung.
Lass dir Zeit. Das Selbstverständnis dieses Buches lebt davon, dass du es mit deiner Vorstellungskraft füllst. Die prägnante Schreibweise bindet die Aufmerksamkeit und öffnet Räume zwischen den Zeilen; Räume, um sich selbst wahrzunehmen, wodurch das Bewusstsein aufgerichtet wird.
Dabei gleicht die Aufmerksamkeit dem Luftanhalten, je geübter, desto länger, doch nie anhaltend.
Fehlt das Verständnis an einer Stelle, lese weiter. Im Kontext wird manches klar, was zuvor verborgen blieb, so wie bei einem Puzzle das Bild mit jedem Teil erkennbarer wird.
Indem du dich selbst zwischen den Zeilen hinein- und herausliest, wirkt das Buch gleich einem Spiegel, um sich darin selbst wahrzunehmen.
Deshalb lasse dir Zeit. Lese so, dass sich deine Vorstellungskraft entfalten kann. Je geübter du darin bist, desto verständlicher liest es sich.
Fußnoten
Die Fußnoten, die mit kleinen Ziffern am Ende eines Satzes auftauchen und auf die Fußzeile hinweisen, dienen der näheren Erläuterung, die dem Leser bei Bedarf zur Verfügung stehen.
Wortspiele
Das Reagieren gleicht dem Regieren
Das Wachen gleicht dem Wachsen
Begriffserklärung
Konsens:
In Einigkeit, Einvernehmen
System:
Steht für die verschiedenen Gesellschaftsformen wie: Familie, Religion, Vereine, Wirtschaft oder Nationalismus
Instanz:
Steht für eine regierende Autorität
Resilienz:
Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit von Menschen, die es ihnen ermöglicht, herausfordernde Situationen oder Krisen gut zu bewältigen.
Vereine:
Organisierte Versammlungen
Diskurs:
Erörterung, Diskussion
Dienen:
Dienlich/förderlich sein, nützen, von Vorteil sein
Reife:
Souverän, rücksichtsvoll, selbständig, verantwortlich
Rahmen:
Ein Rahmen ist ein gestalteter Bedeutungsraum, der Orientierung, Entwicklung und Gemeinschaft ermöglicht. Er bietet Halt, begrenzt aber nicht die Wahrheit. Ein Rahmen dient dem Wachstum und will letztlich überwunden werden.
Interaktion:
Wechselwirkung
Die Interaktion ist nie einseitig. Was ich wahrnehme, nimmt auch mich wahr. Was ich beeinflusse, beeinflusst auch mich. Was ich anpasse, passt sich mir an. In jeder Bewegung, in jedem Blick, in jedem Wort geschieht Wechselwirkung. Wechselwirkung bedeutet: Ich forme mein Umfeld und werde gleichzeitig von ihm geformt. Ich bringe etwas in einen Raum hinein und werde verändert durch das, was mir entgegenkommt.
Ich wirke und werde bewirkt.
So entsteht Identität nicht aus mir selbst heraus, sondern aus dem ständigen Austausch mit dem, was mich umgibt: Menschen, Regeln, Erwartungen, Bedürfnisse, Grenzen, Möglichkeiten.
Jede Reaktion auf mich formt meine Vorstellung von mir selbst. Und jede meiner Reaktionen formt die Welt um mich herum mit. Das Ich und das Wir stehen in ständiger Rückkopplung.
Wechselwirkung ist keine Option – sie ist die Grundbedingung allen Seins in Beziehung.
Um Unrecht mit der
Sprache zu bekämpfen, muss
dieses benannt werden.
Was wahrgenommen,
aber nicht benannt werden
kann, wirkt im Verborgenen,
bis es ausgesprochen wird.
Sprache hat die Kraft, Strukturen sichtbar zu machen, auch Ungerechtigkeit.
Solange ein Unrecht oder Missstand zwar gespürt, aber nicht benannt wird, bleibt es diffus, unaussprechlich, schwer greifbar. Erst das Aussprechen, das Benennen, verleiht dem Erlebten eine Form, gibt ihm Realität im gesellschaftlichen Diskurs und ermöglicht Veränderung.
Was unaussprechlich bleibt, kann schwerer gedacht oder kritisiert werden.
1 Nicht das System ist zuerst schlecht, sondern der Umgang miteinander. Was sich nicht von selbst trägt, wird kontrolliert. Und was nicht mehr vertraut, muss sich schützen. So wird Ordnung hart, wo Menschen einander fremd geworden sind. Doch wo wir beginnen, uns wiederzuerkennen – in unserer Verletzlichkeit, in unserem guten Willen –, dort weicht die Härte, und Vertrauen wird wieder möglich.
2 Konsens In Einigkeit, Einvernehmen
Erwachen im eigenen Spiegel
Wer ich bin
Jeden Morgen stehe ich auf und bin jemand. Und jeden Abend, wenn der Tag endet, werde ich jemand gewesen sein. Wenn ich mir im Verlauf des Tages selbst nicht begegne und mich selbst nicht anleite, lebe ich den Tag, ohne zu wissen, wer ich bin und was ich tue.
Was ist Realität?
Die Realität gleicht einem Raum, der sich grenzenlos ausdehnt und alles umfasst, was denkbar ist – denn selbst das Nichts gehört zur Realität. Alles, was existiert, entsteht aus den vorhandenen Möglichkeiten und besteht durch die Abgrenzung von Alternativen. Unsere irdische Realität etwa formt sich dadurch, dass sie bestimmte Möglichkeiten zulässt, andere jedoch ausschließt. So entsteht jener Raum, in dem wir alle leben.
In diesem Raum erfahren wir gegenseitigen Einfluss durch jede Form unserer Interaktion.3 Dabei ist der Umgang miteinander der größte Einfluss zur Deutung unserer Realität.
Ob meine Seele in Frieden ruht oder Seelenschmerz leidet, hängt davon ab, als wer ICH mich präsentiere.4 Deshalb suche ich leidenschaftlich, ja, mitunter verzweifelt, meine eigene, mir lieb gewonnene Realität in meiner Person, denn meine Realität, DAS BIN ICH.5
Ich gebe die Deutungshoheit über meine Realität nicht aus der Hand, denn sie bestimmt die Wahrnehmung meiner Person. Durch Selbstbeherrschung justiere ich meine Person unablässig, um sie sowohl für mich selbst als auch nach außen hin stimmig und überzeugend erscheinen zu lassen. Denn ich will mir in gleicher Weise gefallen wie meinem Umfeld, das zu meiner Realität gehört.
Liebe zu sich selbst wie zu anderen ist eine Kraft, der niemand zu widersprechen vermag. Sie ist der Antrieb, der uns dazu bewegt, zu dem Menschen zu werden, den sowohl wir selbst als auch unser Umfeld ersehnen.6
Wer aus Überzeugung handelt, glaubt an sich. Doch um an sich glauben zu können, braucht es eine Version von sich, die einen selbst überzeugt, ein inneres Vorbild, an dem man sich orientiert. Um mich selbst zu überzeugen, muss ich nicht erst jemand sein, vielmehr muss ich mir bewusstwerden, wer ich sein möchte. Indem ich mich mir selbst in einer Version vorstelle, die ich liebe, kann ich im Glauben darauf hinwirken. Durch das Bewusstwerden, wer ich sein will, entsteht in mir der Glaube, dieser Vorstellung näherkommen zu können. Persönliches Wachstum beginnt bei der bewussten Vorstellung der eigenen Person. Und so, wie wir unsere Ziele erreichen, indem wir uns auf den Weg zu ihnen machen, so entwickeln wir uns zu der Person, die wir wählen, Schritt für Schritt.
Durch Selbstbeherrschung begrenze ich meinen Einfluss auf andere, so wie ich den Einfluss anderer auf mich einschränke. So bewahre ich mich davor, überfordert zu werden; ein Zustand, den ich bewusst abwehre und standhaft vermeide.7
Um mich zu führen, nehme ich mich bewusst wahr, so wie ich bin, um meine Person und Erscheinung gezielt zu bestimmen. Denn erst in der Konsequenz meiner Überzeugungen wird mein Bekenntnis zu meinem Leben und die daraus resultierenden Ergebnisse meine nächsten Schritte.
Wählen und Überwinden
Es ergibt keinen Sinn, ein Vakuum zu erzeugen und sich damit zu befassen, dieses aufrecht zu erhalten, indem man versucht, etwas nicht zu sein. Der Person, die ich sein will, dieser muss ich mich zuwenden, mich mit ihr auseinandersetzen. Indem ich mich vom gegenwärtigen Leben dem gewünschten Leben zuwende, verliert das Alte seine Wirkung. Denn unsere Energie folgt unserer Aufmerksamkeit, sodass wir uns in dem entwickeln, dem wir uns zuwenden. Indem ich mich dem zuwende, was ich sein will, überwinde ich das, was ich bin.8
Denn wir wollen WERDEN und genau darin wollen wir SEIN.9
Ein Leben ohne Glauben gleicht einem Leben ohne Freiheit, denn wer nicht aus eigenem Antrieb handelt, wird getrieben oder missachtet. Wer seine Person nicht bewusst wählt, akzeptiert das, was andere mit ihr wählen. Wähle, stelle dir vor, wie du dir gefällst und sei das, was unmittelbar möglich ist, das du lieben kannst. Es geschieht mit dir: du bist, doch in welcher Realität du bist, kannst du mitbestimmen, denn deine Realität, DAS BIST DU.
Das eigene Bewusstsein wirkt nach außen wie ein Licht, das ausgestrahlt wird; es beleuchtet mein Umfeld, damit ich es bewusst wahrnehmen kann. In dem bewussten Erkennen meines Umfeldes und durch meine Positionierung darin finde ich meine Identität: In der Wahl meiner Person, mit der ich mich in der Gesellschaft einordne.
Diese gewählte Person, die ich nach außen hin präsentiere, wird erprobt und im Bewusstsein anderer lebendig, indem sie wahrgenommen und gedeutet wird.10 So entwickelt sich mein Platz in der Gesellschaft, worin sich meine Person und Realität entfalten.
Jede Erfahrung wird meine Überzeugung entweder bestätigen oder revidieren, sie verwandelt die Vorstellung in Wirklichkeit.11 Deswegen setze ich mich einer Erfahrung bewusst aus, da diese mich zu einem bewussten Leben führt.
Ich weiche einer Herausforderung nicht aus, sondern stelle mich dieser, da sie mir dient, um aus der Vorstellung zu erwachen. Ich lasse die Herausforderung durch mich hindurch, erkenne und erfasse sie, um sie in der Tiefe zu verstehen – um zu prüfen und um festzustellen, wer ich bin und wo ich stehe.
Gleich wie verheerend eine Situation von außen erscheint, bietet sie mir immer eine Gelegenheit zur Positionierung meiner gewählten Person, deren Deutung ich nicht aus der Hand gebe.12 Noch bevor andere es mir diktieren, erinnere ich mich täglich daran, wer ich bin und sein möchte. Denn das Kostbarste und Edelste, was ich in meinem Leben schaffen kann, bin ich selbst.
Ich will anderen gefallen. Ich achte auf ihre Erwartungen, ihre Bedürfnisse. Doch wie soll ich den Anforderungen anderer gerecht werden, wenn ich meinen eigenen – die ich im Innersten spüre – nicht gerecht werde? Ignoriere ich meine eigene Wahrnehmung, verliert sie an Schärfe. Und je mehr ich mich selbst vernachlässige, desto unfähiger werde ich, auch für andere da zu sein. Dann wird mein Handeln nur noch ein Schatten dessen, was es sein könnte.13
Bedenke
Wer sich am Abend und am Morgen der eigenen Person bewusst wird, sichert sich im Alltag Orientierung, die durch Willensstärke und Erinnerungen aufrechterhalten wird.14 Solange ich meiner Realität einen Sinn gebe, stellt sich mir die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht.
Wenn wir in der Regel unkonzentriert und unvollständig arbeiten, programmieren wir damit unseren Verstand. Beim Versuch, es später richtig zu machen, ist unser Verstand bereits darauf geübt, es unkonzentriert und unvollständig fortzusetzen.
Was ich bin
Die Deutung der Systeme
Der Wille zu einer rücksichtsvollen Gemeinschaft bewirkt, dass wir unsere individuelle Freiheit zügeln. Diese freiwillige Selbstbegrenzung ist kein Verlust, sondern der Ursprung der Selbstbeherrschung und in ihr liegt die eigentliche Fähigkeit zur Selbstbestimmung.
Wer sich selbst führen kann, erkennt darin auch die Freiheit des anderen. Denn wer sich selbst beherrscht, weiß um die Würde der Selbstbestimmung, nicht nur der eigenen, sondern auch der fremden.
In einer gemeinschaftlichen Realität ist gegenseitige Rücksichtnahme unverzichtbar, wenn wir uns über das bloße Nebeneinander, über das Bekämpfen und Durchsetzen hinaus zu einer kultivierten Form des Miteinanders entwickeln wollen. Wenn die gegenseitige Anerkennung der Lebensformen fehlt, entsteht die Bereitschaft zur Unterdrückung – so, wie Rücksichtslosigkeit dort um sich greift, wo sie erfahren wird. In dieser menschlichen Schwäche, dem Kreislauf von Missachtung und Reaktion, übernehmen gesellschaftliche Systeme eine stabilisierende Funktion. Sie schaffen Ordnung, wo Einzelne noch nicht in der Lage sind, rücksichtsvoll zu leben. Sie regeln, wo Einsicht fehlt. Sie schützen, wo der Wille zur Rücksicht noch nicht gereift ist.
Doch ob ich die rücksichtsvolle Selbsteinschränkung in meinem eigenen Willen praktiziere oder unter einer Aufforderung, wird bestimmen, ob meine eigene Autorität wächst oder die, die mich dazu auffordern muss.15
Zum selbstbestimmten Sein
Aus dem Elternhaus übernehmen wir zunächst Rollen, bevor wir begreifen, dass es uns freisteht zu entscheiden, wer wir sein wollen, nachdem wir jemand geworden sind. Doch welche Rolle wir akzeptieren und welche uns zur Verfügung steht, hängt nicht nur vom Angebot ab, sondern auch davon, wozu wir uns befähigt haben.16