Wegen Liebe getötet - Michael Peter - E-Book

Wegen Liebe getötet E-Book

Michael Peter

0,0

Beschreibung

In diesem Buch werden vier Fälle beschrieben, in denen wir als iSdS-Detektive in Mordfällen ermittelt hatten. Stets war das Mordmotiv Liebe. Mal war es das Geschäft mit der gekauften Liebe. Mal waren es Eifersucht, die Liebe zu Gott oder auch verschmähte Liebe. Stets halfen wir der Polizei, die wahren Täter zu ermitteln. Mal waren wir anfangs nur Touristen und sind zufällig als Zeugen in die Fälle hineingerutscht. Oder wir wurden von Rechtsanwälten gerufen, um die Unschuld der Mandanten zu beweisen. Es sind die bis heute interessantesten Mordfälle, die wegen Liebe passiert sind, in denen wir die Ermittlungen erfolgreich durchführen konnten. Während in der Serie "Im Schatten der Steine" die Fälle zeitlich eingeordnet wurden, und so die Entstehung der iSdS-Detektive beschrieben wurde, werden in der Serie "iSdS-Detektive" die einzelnen Fälle nach den Motiven sortiert.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 330

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Michael Peter

iSdS – Detektive

Band 1:

Wegen Liebe getötet

Detektivberichte als

Kriminalroman veröffentlicht

Copyright © 2025, Michael Peter, Altmannstein, Deutschland

www.iSdS-Detektive.de

Autor: Michael Peter

Satz und Layout: Michael Peter

Veröffentlichung als Selfpublisher über Epubli.de

Covergestaltung: Michael Peter

1. Auflage Sommer 2025

Ein paar Worte zur Einführung

Nun sind wir schon ein paar Jahre „auf dem Markt“. Unsere Fans kennen uns aus den verschiedensten Berichten. Bekannt geworden sind wir durch die Buchserie „Im Schatten der Steine“. Aber noch hat nicht jeder unsere spannenden und fesselnden Berichte gelesen. Denn nicht jeder traut sich zu, Bücher zu lesen. Doch wir sind auch berühmt durch andere Medien geworden. In den verschiedensten Tageszeitungen nicht nur deutschlandweit wurde über unsere Erfolge berichtet. Wir waren auch schon in so vielen Radiosendungen zu Gast. Im Fernsehen traten wir auch schon auf. Doch ist es da immer schwierig. Die Sendung soll die Zuschauer ansprechen, aber wir wollen unsere Gesichter nicht in der Öffentlichkeit zeigen, da dies unsere meist im Verborgenen stattfindenden Ermittlungsarbeiten gefährden würde.

Aber für diejenigen unter unseren Lesern, die uns noch nicht so bewusst wahrgenommen haben, gebe ich hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung über unsere bisher veröffentlichte Arbeit, meine berufliche Entwicklung und die Entstehung von iSdS-Detektive, als die Nummer EINS, wenn man detektivische Hilfe benötigt.

Angefangen hatte ich damals in einer Anwaltskanzlei. Ich war als Detektiv für einen sehr namenhaften aber durchaus auch sehr knausrigen Rechtsanwalt tätig. An meinen Überstunden, welche zumeist bei nächtlichen Observationen angefallen waren, verdiente besonders er. Um diesen sehr ungerechten Fakt zu beenden, gründete ich meine eigene Detektivfirma in Altmannstein. Kunden bekam ich sehr schnell, da ich in den Jahren, die ich für diesen Anwalt tätig war, mir einen gewissen Ruf schon erarbeiten konnte. Altmannstein ist ein kleiner, aber sehr gepflegte Ort, der östlich von Ingolstadt liegt. Schnell häuften sich die Aufträge, sodass ich eine Sekretärin (Sophie Richter) einstellen konnte. Sie war zuständig für die Koordination meiner Termine und natürlich für die Abrechnung. Später leistete ich mir einen Fahrer, der gleichzeitig mein Gärtner und Buttler sein sollte. Und da er gelernter Frisör war, dessen Stammkunde ich war, musste keiner von uns Detektiven während der Arbeit zum Haareschneiden fahren. Auch kam einige Zeit später der Bereich Personenschutz dazu. Natürlich wurde mein kleiner Firmensitz in Altmannstein zu eng. Deshalb zogen wir in eine Villa unweit des Ingolstädter Zentrums. Wobei wir die Räumlichkeiten in Altmannstein niemals aufgaben. Noch heute bin ich dort regelmäßig und schreibe in dieser romantischen Lage des Öfteren meine Berichte. Es hatte aber so einige Zeit gedauert, mir einen Ruf zu erarbeiten, der heute sogar weit über die Landesgrenzen hinaus geht. Später leistete ich mir auch eine Hauswirtschafterin. Dieses wurde Sophie und ihre Aufgabe als Sekretärin übernahm eine neue Angestellte. Ich hatte auch noch weitere Detektive eingestellt, die als eigenständige Teams agieren. Heute übernehme ich nur noch die spektakulären Fälle. Alle leichten Sachen (Fremdgänger, Nachbarschaftsstreitigkeiten, Überprüfung von Ladendiebstählen, usw.) machen meine Teams, falls wir so etwas überhaupt annehmen. Aber sehr oft vermitteln wir in langweiligen Angelegenheiten die Neukunden an die Detektivfirmen, die unbedingt noch Erfahrungen sammeln müssen. Bei einem Fall im Elbsandsteingebirge mussten Sophie und Daniel mir nicht nur als Fahrer und Hausmädchen zur Seite stehen. Auch ihre aktive Hilfe bei den Ermittlungen musste ich in Anspruch nehmen. So wuchsen sie schnell in die Detektivarbeit hinein. Inzwischen sind sie beide Profis, die ganz gut allein ermitteln könnten. Da wir das erste Mal Im Schatten der Steine des Elbsandsteingebirges gemeinsam ermittelt hatten, entstand der Name ISDS-Detektive. Heute findet man uns bei Google Maps und wir haben eine gleichnamige Homepage. Durch unsere Ermittlungen in Österreich lernten wir eine eifrige Polizistin kennen. Ein paar Jahre und gemeinsame Fälle später hing sie ihre Uniform an den Nagel. So kam Daniela Richter zu uns. Oft recherchieren wir in getrennten Fällen. Dafür hat jeder von uns sein eigenes komfortables Fahrzeug mit Chauffeur. Zeit ist nicht nur Geld. Gerade bei uns Privatdetektiven muss jede Sekunde für Ermittlungsarbeiten genutzt werden können. Da dürfen wir keinen wertvollen Moment am Lenkrad vergeuden. Aber viel öfter ermitteln wir gemeinsam. Besonders ist dieses der Fall, wenn wir im Urlaub in eine Situation hineinschlittern. In unseren Büchern berichten wir ausschließlich von Fällen, an denen wir gemeinsam gearbeitet hatten. Die anderen Fälle, die nur einen Ermittler bedurften, wären meist zu langweilig für unsere Bücher. Fälle, an denen ich selbst allein ermitteln musste, unterliegen meist der strengen Geheimhaltung. Das sind die Fälle, die mir vom MAD und BND übertragen wurden. Da sollte ich meist die Loyalität derer eigenen Mitarbeiter überprüfen. Würden diese Fälle in unseren Büchern veröffentlicht werden, würde jeder Leser erschrecken. Jedem würde richtig bewusst, wie gläsern jeder einzelne Mensch in unserem System geworden ist. Allein die Kreditkartenabrechnungen, die Bewegungsprofile der Smartphones und der modernen Autos verraten sehr viel über unsere Gewohnheiten.

Treue Leser kennen unsere veröffentlichten Fälle. Es geht oft um Mord und Todschlag. Aber auch Schmuggel, Spionage, Entführungen, Rettung von Menschen, Finanzbetrug und Diebstahl gehören zu unserem Tagesgeschäft. Wir vier sind nicht nur Chef und Angestellte. Viel mehr sind wir gleichgestellte Kollegen und sehr gute Freunde. Da wir arbeitsbedingt keine Familien haben, sind wir unsere eigene. Und so erfahren unsere Leser nicht nur von den spannenden Ermittlungen in unseren fesselnden Kriminalfällen. Auch die romantischen und manchmal sehr intimen Momente finden in unseren Berichten Erwähnung. Ob wir uns im Pool oder unter der Dusche vergnügen, gemeinsam das Bett teilen oder uns einfach nur umarmen und küssen – wir haben diesbezüglich keine Geheimnisse. Natürlich wären wir nicht wir, wenn in unseren Berichten nicht auch die meist feinsten Unterkünfte, Gaststätten, Restaurants und Biergärten, die Sehenswürdigkeiten und auch Plätze und Parks ausführlich beschrieben werden würden. Übrigens kann jeder interessierte Leser diese Orte auch selbst besuchen und unsere Berichte als Reiseführer der besonderen Art nutzen. Wir schreiben auch immer, wo die Orte zu finden sind. Wenn es aus dem Namen nicht ersichtlich ist, nennen wir auch schon das eine oder andere Mal die genaue Anschrift. Und im freien Gelände behelfen wir uns mit der Angabe der Position mittels GPS-Koordinaten. Aber aus Gründen des Datenschutzes mussten wir alle Namen von den Beamten, Opfern, Tätern und sonstigen Personen und Tieren ändern. Das sollte allerdings nicht an der Spannung und Unterhaltung dieser Berichte zu spüren sein. Es ist nie ganz einfach zu entscheiden, welche Berichte öffentlich genannt werden sollten. Viele Fälle dürfen nicht einmal in der Zeitung erwähnt werden. Viel zu groß ist die Angst vor Nachahmern. Auch wir dürfen nicht von jedem Fall berichten. Manchmal haben die Opfer etwas dagegen. Gerade wenn die Kriminalfälle in kleinen Orten passiert waren, wäre auch ein Ändern des Namens nicht erfolgreich. Oft bitten uns aber auch Polizei und Staatsanwaltschaft um Verschwiegenheit. Wenn das Interesse der öffentlichen Sicherheit manchmal wichtiger ist als das öffentliche Interesse an Informationsfreiheit, so müssen auch wir schweigen. Und wir können es meistens auch nachvollziehen. Unsere Firmenserver sind sehr voll von diesen Fällen. Aber wir haben auch noch genug Fälle, von denen wir berichten dürfen und es auch werden. So wie die speziellen Fälle in diesem Buch. Und dieses Mal berichten wir fast ausschließlich von Fällen, bei denen wir der Polizei geholfen hatten. Wir berichten von Morden, die Liebe als Hintergrund haben. Mal ist es das Geschäft mit der käuflichen Liebe, die zu grausamen Handlungen führt. Auch gibt es die brutalsten Morde aus Eifersucht und zur Wiederherstellung der „Familienehre“. Nicht vergessen darf eine andere tödliche Liebe. Die Liebe zum „falschen“ Gott. Aber lies selbst, welche Fälle es in dieses Buch geschafft haben. Daniela, Sophie, Daniel und ich wünschen Dir uneingeschränktes Lesevergnügen.

Ein paar Worte zur Einführung

Eine Frage der Abschreckung

Einfach ein „J“ zu viel

Die „Liebe“ zu ihrem und seinem Gott

Falsche Verdächtigung

Ein paar Worte zum Schluss

Eine Frage der Abschreckung

Ich weiß nicht, ob Du schon einmal am Gardasee Urlaub gemacht hast. Aber da wollten Daniela und Sophie unbedingt diesen Sommer hin. Und wie konnten Daniel und ich uns dagegen wehren. Gegen unsere zwei hübschen Kolleginnen und sexy Freundinnen sind wir doch machtlos. Und wir machen sehr gerne im Süden Urlaub. Zum einen bekommt uns Urlaub an der Ostsee nicht. Wer unser Buch „Auf nach Rügen“ bereits gelesen hat, der weiß warum. Wobei mir gerade einfällt, nach Mellenthin müssten wir dieses Jahr auch noch. Immerhin sollten wir mal wieder nach unserem Wasserschloss schauen, welches wir durch die Aufklärung zweier Morde aufgrund einer testamentarischen Klausel gewonnen hatten. Aber ich will jetzt hier keine Eigenwerbung für unser edles Hotel mit Restaurant machen. Unsere niedrigen Preise sind Eigenwerbung genug.

In diesem Urlaub sollte es also zum Gardasee gehen. Dafür gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Zum einen könnten wir die Reisemöglichkeit nutzen, die zu seiner Zeit Hannibal als karthagischer Heerführer im Zweiten Punischen Krieg vor über 2233 Jahren genutzt hatte. Aber mit Elefanten über die Alpen ziehen, das ist nicht meins. Da nehmen wir lieber unseren GLS mit der Ausstattung aus dem Hause Maybach und steuern eine Unterkunft in Malcesine an. Sophie und Daniela sollten sich um die Buchung kümmern. Über das Programm könnten wir uns spontan entscheiden. Wir wollten Zeit zum Genießen – also eine Schifffahrt auf dem Gardasee. Etwas Kultur darf auch dabei sein – also Tagesausflüge nach Riva del Garda am Nordufer und nach Verona wären eine Möglichkeit. Wir wollten Aktion – die gibt es im Gardaland. Und wandern wollten wir auch – der Lago di Tenno und die kleinen Ortschaften sollten es uns ermöglichen.

Wer uns kennt, weiß etwas bestimmtes. Immer wenn wir Richtung Süden in den Urlaub fahren, dann gibt es einen Zwischenstopp mit Übernachtung in unserer Firmenzentrale Nähe Ingolstadt. Unsere Sekretärin sollte in einem Restaurant ihrer Wahl genug Tische für alle Mitarbeiter und deren Partner reservieren. Das Restaurant im neuen Kongresszentrum wäre eine Möglichkeit, die ich ihr nannte. Solche Essen nutze ich zum einen, um alle meine Mitarbeiter in lockerer Atmosphäre sprechen zu können. So können sie mich über Probleme und Wünsche aufklären. Zum anderen dienen diese Essen mit den Familienangehörigen auch als ein Dankeschön. Wie oft sitzen die Partner und bei einigen auch die Kinder zuhause und warten vergebens. Sehr oft erfordern es die Fälle, Überstunden zu machen. Da ist nicht nur der sehr gute Lohn entscheidend für die Arbeitsmoral. Gerade solche gemeinsamen Abende gehören auch dazu. Und wenn es Kollegen gibt, die dafür gerade keine Zeit haben, weil sie in letzter Zeit zu oft für uns unterwegs waren, so kann ich es auch niemanden verübeln. In unserer Firma soll sich jeder wohlfühlen. Allerdings werde ich jetzt nicht verraten, wer alles in meiner Ingolstädter Zentrale arbeitet. Auch werde ich nicht erwähnen, wo sich der Firmensitz befindet. Und auch wann unsere Treffen stattfinden, wird hier nicht verraten. Etwas muss auch geheim bleiben.

Jedenfalls sind die Vorbereitungen getroffen und der Zwischenstopp in Ingolstadt liegt auch bereits hinter uns. Wir fuhren über die A9, dem Münchener Ring und über Garmisch zum Zugspitzblick. Weiter führte uns die Bundesstraße Richtung Fernpass. Südlich des Blindsee kehrten wir in der Erlebnisgastronomie ein. Dieser Blick in die Tiefe zum See ist wohl das schönste Erlebnis dieses gut gelegenen Gastronomiebetriebes. Das Essen hatte geschmeckt. Aber es war keine kulinarische Meisterleistung. Aber das spürt man schließlich inzwischen in fast jeder Gaststätte. Es fehlt an Personal. Und dank der überteuerten Einkaufspreise, die gerade bei Gewürzen erheblich gestiegen sind, schmeckt man auch hier das Einsparpotential. Man kann hier essen. Man wird satt. Aber extra wegen der warmen Mahlzeit hierher zu fahren, das wäre sinnentleert. Wir fuhren nach unserer Mittagspause weiter. Zügig ging es über den Pass Richtung Innsbruck. Diesen Ort kennen wir noch aus unserem Urlaub im Zillertal. Die Suche nach einem Täterfahrzeug hatte uns damals hierhergeführt. Vorbei an der Skischanze fuhren wir auf der Brennerautobahn bis Bozen. Dieser Ort vereint alles. Als Hauptstadt von Südtirol hat dieser Ort nicht nur historische Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum zu bieten. Selbst die Parkanlagen sind beeindruckend. Auch wenn wir hier in Italien sind. So ist auch Deutsch hier eine Amtssprache. Das macht es uns schon einmal sympathisch. Denn unsere italienischen Sprachkenntnisse lassen etwas zu wünschen übrig. Hier in Bozen wollten wir unseren ersten Cappuccino des Tages trinken. Dazu eine Torte mit Weingelee. Es war traumhaft. Am späten Nachmittag führte uns der Weg zu unserem Hotel in Malcesine. Sophie hatte uns eine Suite im Hotel „Residence La Cioca“ gebucht. Daniel ließ uns am Haupteingang aussteigen. Sofort kam der Concierge, stellte sich bei der überzogen freundlichen Begrüßung als Carlos vor und half Daniel das Gepäck aus dem Kofferraum unseres Maybach GLS auf den Transportwagen umzuladen. Ein weiterer Mitarbeiter in der gleichen dunkelroten Uniform wollte unser Fahrzeug in die Tiefgarage fahren. Aber Daniel lässt keinen an das Steuer unseres Fortbewegungsmittels, der nicht bei uns beschäftigt ist. Also fuhr er selbst in den Keller des Hotels. Sophie hatte auch extra wegen dieser nächtlichen Abstellmöglichkeit diese Unterkunft gebucht. In Italien braucht man einen sicheren Parkplatz. Besonders wenn man ein hochwertiges Fahrzeug mit nicht italienischem Kennzeichen sein Eigen nennt. Also entweder Tiefgarage oder einen bewachten Parkplatz, der meist von der Mafia betrieben wird. Im klimatisierten Foyer warteten wir auf Daniel.

Dann ließen wir uns die Suite zeigen. Sophie hatte wieder einmal die perfekte Unterkunft gefunden. Nicht nur, dass wir einen großen zentralen Raum mit Couchecke und Speiseecke hatten, zwei Schlafzimmer mit extra großen Betten und zwei Bäder mit Wanne und Großraumduschen dazugehörten. Auch hatten wir eine eigene Terrasse, die in der Größe unserer Suite gleichgestellt war. Palmen, eigener Pool, Sitzecke mit Sonnensegel – was kann man mehr erwarten. Der Urlaub begann schon in der Unterkunft. Wir mussten schon bei dem Gedanken schmunzeln, wenn das Zimmermädchen beide Schlafzimmer aufräumen wollte. Würde doch immer ein Bett ungenutzt aussehen. Unsere Fans wissen schließlich, dass wir es gewohnt sind, in einem Bett zu schlafen. So besteht die bequeme Möglichkeit, den Tag auszuwerten, den nächsten Tag zu planen und zwischenmenschliche Aktivitäten der Beziehungsförderung zu unternehmen. Nachdem Sophie und Daniela unsere Koffer ausgepackt hatten, Daniel unsere kleine Technik verstaut hatte und ich mit dem Ausblick auf den Gardasee fertig war, machten wir uns für einen kleinen Spaziergang fertig.

Inzwischen war der Nachmittag vorbei. Und laut den lauten Geräuschen aus unserer Magengegend hatten wir schon Abend. Deshalb führte uns Daniela entlang des Ufers des Gletschersees zu einem Restaurant mit Blick über den Gardasee. Der Himmel färbte sich durch die kurz vor dem Untergang befindliche Sonne strahlend Rot. Und in der wellenlosen Oberfläche dieses klaren Gewässers spiegelte sich die abendliche Kulisse wider. Ich kann jedem Urlauber stets empfehlen, an der Ostküste eine Unterkunft zu buchen. Dieser Blick am Abend über den Gardasee, der fast jeden Tag einen beispiellosen Sonnenuntergang bietet, ist einfach unbezahlbar. Wer in diesem Moment seiner angebeteten Herzdame oder seinem Herzbuben einen Antrag macht, der wird keine Ablehnung bekommen. So könnte dieser erste Abend im Urlaub nicht romantischer sein. Die große Terrasse war von unzähligen Solarfackeln umzäunt. Ein großes Terrassenfeuer in der Mitte flackerte vor sich hin. Das Ambiente war selten schön. Ganz dezente Gitarrenmusik perfektionierte diese Stimmung. Wir ließen uns einen Tisch mit ungehindertem Seeblick zuweisen. So konnten wir zu einer Seite das ständig heller erscheinende Licht der Flammen des Feuers und zur anderen Seite den Sonnenuntergang genießen. Ich wusste schon, warum uns Sophie eine Unterkunft auf der Ostseite des Gardasees buchen sollte. Auch unsere leichte Kost aus Meeresfrüchten und frischem Salat mit Olivenöl perfektionierte alles.

Wäre da nicht das italienische Temperament. Ein Mann, der vom Aussehen her mehr aus Süditalien stammen musste, diskutierte in einer nicht empfehlenswerten Lautstärke mit einem Gast. Unschwer war zu erkennen, dass er nicht alles verstand. Später sollten wir erfahren, woher der andere Gast stammte. Auch den Grund dieser Diskussion sollten wir noch erfahren. Die Diskussion war auf der anderen Seite der Terrasse. Es war wieder einer der Momente, an denen ich die Sprachkenntnisse vermisste. Zu gerne hätte ich den Grund der Streitigkeiten erfahren. Der laute Herr zeigte uns nur seinen Rücken, während er die ganze Zeit auf den am Tisch sitzenden Gast in voller Lautstärke einredete und dabei sehr wild gestikulierte. Der arme Gast wirkte eingeschüchtert, schaute erschrocken und lief tiefrot an. Irgendwie passte seine Gesichtsfarbe zum Abendrot. Sein Gesicht würde fast von selbst leuchten, so sehr glühte der arme Herr. Schräg hinter dem schreienden Mann stand eine jüngere und äußerst hübsche Frau, die von der Hausfarbe eine einheimische sein könnte. Sie schaute abwertend zu dem bloßgestellten Gast. Aber auch den Schreihals schenkte sie keinen sehr liebevollen Blick. Da ich es aufgrund meiner Sitzposition nicht richtig sehen konnte, legte ich meine Kamerabrille zu dem betreffenden Tisch ausgerichtet neben mein Weinglas. Mein IPhone hatte ich inzwischen auch genommen und die Übersetzungsapp gestartet. Doch, um alles übersetzen zu können, war es doch zu laut in unserer direkten Umgebung. Aber es wurden einzelne Wörter angezeigt. Ich las Worte wie „Schande“, „Vertrauensmissbrauch“ und „Risiko für die ganze Familie“. Und wenn ich alles richtig deutete, war die junge Frau die Tochter oder Nichte des unfreundlich wirkenden Gastes. Am liebsten wäre ich, mit einer Flasche Wein bewaffnet, zu dem Tisch gegangen und hätte mich dazugesetzt.

Nach unserem Essen spazierten Sophie mit Daniela und ich mit Daniel durch die Hauptstraße vorbei an den teuren Juweliergeschäften und Modeboutiquen zu unserem Hotel. Zum Schlafen war es noch viel zu warm. Also bestellte Daniela an der Hotelbar noch ein paar Cocktails für das ganze Team, bevor wir uns unter der großen Dusche gemeinsam bettfertig machten.

Als wir letztendlich im Bett nebeneinander lagen, philosophierten wir über den abendlichen Restaurantstreit. Wir überlegten, was der Auslöser für eine so emotionsgeladene Diskussion gewesen sein könnte. Keiner von uns vieren glaubte, dass der stehende Streithals der eigentliche Mann der jungen Dame gewesen sein könnte. Dann hätte bei dem süditalienischen Temperament diese Dame keinen so unversehrten Körper. Wir alle wissen aus den täglichen Nachrichten von RAI, dem italienischen Fernsehsender Nummer Eins, wie oft es in diesen Ländern zu häuslichen Auseinandersetzungen kommt. Dort hört man oft von untreuen Ehefrauen und der häuslichen Gewalt, der sie ausgesetzt sind. Auch wenn aus gewissen Gründen ausführliche Berichte nur nachts stattfinden. Die Frau des erröteten Gastes konnte sie aber auch nicht sein. Warum sollte er sie dann einfach stehen lassen, ohne sie an sich heranzuziehen? Oder hatte er falsche Geschäfte gemacht und musste sie als Pfand abgeben? Der Streitfall war nicht einfach zu lösen. Auffällig waren aber auch die anderen Gäste. Diese hatten sich ängstlich weggedreht und offensichtlich aber nur scheinbar intensiv unterhalten. Nur das Paar an unserem Nachbartisch schaute interessiert zu dem „unterhaltsamen“ Tisch. Aber später erfuhren wir, dass sie genauso die Situation nicht richtig deuten konnten. Es waren reiche Urlauber aus Ungarn. Aber eins war auffällig. Obwohl der schreiende Mann so wirkte, als würde er vor Wut gleich explodieren und würde auch nicht vor handgreiflichen Auseinandersetzungen zurückschrecken, ging der Kellner an den Tisch. Er brachte dem eingeschüchterten Restaurantgast noch einen Whisky und ließ sich in aller Ruhe die Rechnung bezahlen. Das deutete in unseren Augen darauf hin, dass entweder der Gast zeitnahe die Bühne verlassen könnte. Aber egal, welche Möglichkeiten wir noch weiter in den Raum warfen, eine befriedigende Lösung konnten wir nicht finden. Das sollte auch nicht unser Problem sein. Zu dieser Uhrzeit und der Gelegenheit, die uns gerade in dieser Körperposition bot, gab es viel befriedigendere Möglichkeiten, den Abend ausklingen zu lassen. Nach unseren letzten Aktivitäten schliefen wir ineinander verschlungen tief und fest ein.

Am nächsten Morgen wurde ich sehr zärtlich von Sophie geweckt. Ihr nasses Haar tropfte auf meinen wegen der warmen Nacht freiliegenden Rücken. Ich lächelte sie an und ging dann selbst unter die Dusche. Dort machten mir Daniel und Daniela sofort etwas Platz und massierten meine Schultern. Wir hörten, wie an der Tür unserer Suite dezent geklopft wurde. Danach wurde ein Servierwagen in unser Eingangszimmer geschoben. Das war unser Zeichen. Wir beendeten unser Duschprogramm, zogen die Bademäntel über und begaben uns an den Frühstückstisch. Wenn ich jetzt noch von den ganzen Köstlichkeiten unseres Frühstücktisches berichten würde, würde dir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ja, wir hatten Urlaub. Und da ist gerade der Start in den Tag etwas sehr Wichtiges.

Nach dem Frühstück entschieden wir uns für eine kleine Rundfahrt mit dem Ausflugsschiff. Eine Runde auf dem Gardasee von Hafen zu Hafen sollte es sein. Ich freute mich schon auf die vielen Fotos von den verschiedenen Motiven, die uns die sehr vielseitige Landschaft der verschiedenen Uferabschnitte bieten würde. Gerade die Dolomiten im Norden reizten mich sehr. Wir freuten uns alle auf diesen ersten richtigen Urlaubstag. Gemeinsam spazierten wir Richtung Norden zur Anlegestelle der Fähre. Die Rundfahrt dauerte über sieben Stunden. Allein mit den gemachten Fotos könnte ich ein ganzes Buch füllen. Ohne mich selbst zu loben – die perfekten Motive würden auch einen professionellen Fotografen vor Neid erblassen lassen. Der klare Gardasee, der in der Sonne glänzt. Die Dolomiten, die sich auf der Wasseroberfläche spiegeln. Die vielen Segelboote. Es war ein Traum. Nach diesem Ausflug wollten wir etwas durch Malcesine spazieren. Doch weit sind wir nicht gekommen.

In der Nähe unseres Restaurants vom Vorabend war ein mittleres Polizeiaufgebot vor einer kleinen Pension. Und wie es jeder unserer Leser vermutet, sind auch wir neugierig hingegangen und reihten uns in die Meute der schaulustigen und sensationsgierigen Menschen ein. Wir waren eine sehr internationale Menschentraube. Viele Sprachen wurden gesprochen. Und die Traube der Zuschauer wurde immer größer. Wir sahen, wie ein Absperrband um das ganze Grundstück gezogen wurde. Zwei Leichenwagen standen direkt vor der Eingangstür. Sie wurden so platziert, dass es fast unmöglich war, etwas von dem Geschehen mitzubekommen. Aber als ein Mann auf der Trage aus dem Haus gebracht wurde, viel uns sofort die funkelnde Armbanduhr auf. Diese hatten wir am Vorabend bei diesem schreienden und wild gestikulierenden Herrn gesehen, als er dem sitzenden Gast eine Drohgebärde zeigte. Wir sahen nicht nur seine erhobene Faust. Auch diese besagte teure Armbanduhr glänzte an seinem rechten Handgelenk. Gerade weil sie am rechten Handgelenk angelegt war und sie bei dem Toten an selbigen ist, war es so auffallend. Dadurch wussten wir schon einmal etwas über die direkte Vergangenheit dieses Menschen. Aber war er wegen seiner aufbrausenden Art an Herzinfarkt gestorben, hatte er einen Schlaganfall oder war es Mord? Wenn es Mord war, wo war das Motiv? Eins war sicher, wir mussten uns als eventuelle Zeugen den ermittelnden Beamten zu erkennen geben. Sophie, Daniel und Daniela sollten stehen bleiben und weiter beobachten. Ich deutete ihnen an, mich mehr an den Rand zu bewegen. Außer einem jungen Polizisten war dort kein anderer. Da man hier nichts sehen konnte, gab es auch keine Schaulustigen. Kurz sprach ich mit dem Polizisten. Besser gesagt, er war noch Polizeianwärter. Wie sich später herausstellte, waren nur junge Beamte und ein paar Polizeischüler hier eingesetzt. Ich sagte ihm, wie wir heißen. Dann gab ich ihm unsere Visitenkarde. Es war die international gültige. Auf ihr steht nur. „iSdS- Detektive, Michael Peter / CEO, [email protected]

Diese Karte sollte er den leitenden Beamten überreichen. Er könne kurz gehen. Ich würde außerhalb des Absperrbandes warten und auch keinen anderen hineinlassen. Ich wartete ungefähr fünf Minuten. Dann kam nicht nur er zurück. Auch ein junger Kollege, der allerdings schon Beamter war, begleitete ihn. Dann wurden wir einander vorgestellt. Es handelte sich um Polizeikommissar Martin Curiosare. Er meinte kurz meine Homepage überprüft zu haben. Jedoch kennen würde er mich nicht. Meine Hilfe möchte er nicht und bräuchte er auch nicht. Ich dachte mir meinen Teil. Sicherlich wollte er sich profilieren. Und in Italien ist ein Mord nichts Besonderes. Warum sonst gab es hier keine älteren und erfahreneren Kommissare? Dieser Kommissar meinte nur, dass er keine Hilfe bräuchte, da es eindeutig Selbstmord gewesen sein musste. Ich lehnte mich etwas weit heraus, konnte aber eine für uns befriedigende Lösung finden. „Wir würden parallel ermitteln. Uns wird eine schriftliche Bestätigung ausgehändigt, dass wir alle Befugnisse haben, die auch einem italienischen Privatermittler zugestanden werden. Wenn wir direkte Fragen haben oder konkrete Informationen bräuchten, würde Herr Curiosare uns diese nicht vorenthalten. Wenn wir den Fall zuerst gelöst haben, übernimmt Südtirol unsere Hotelrechnung. Wenn die Polizei schneller ist, würde sie uns vor einer Verhaftung informieren. Es ging nur darum eventuelle Fehlurteile zu vermeiden. Aber es wäre egal, wer den Fall tatsächlich löst. In der Zeitung würde von einem Erfolg der jungen Kommissare der Südtiroler Polizei stehen.“

Mit dieser Einigung konnten wir aber voll zufrieden sein. Es war wieder einmal unser innerer Antrieb und wir hatten eine Mission - unsere Kraft für die Gerechtigkeit. Es gab ein Fall. Wir durften jetzt den Tatort betreten. So schickte ich meinen drei Freunden eine Nachricht. Sie kamen zu meinem Standort und gemeinsam mit unserem italienischen Kollegen gingen wir zum Vorplatz des Hauses. Wir baten darum, noch einmal den Leichenwagen für uns zu öffnen. Ich wollte das Gesicht des Mannes sehen. Danach betraten wir das Haus.

Es war eine alte Villa. Im Erdgeschoss befanden sich neben der Küche und zwei kleinen Räumen für sanitäre Anlagen nur noch zwei Salons. Der große Salon war unmissverständlich der Speiseraum. In dieser Pension wurden Frühstück, Kaffee und ein kleines Abendessen angeboten. Der kleine Salon war mit drei Sitzgruppen, jeweils aus einem kleinen Tisch und drei Sesseln bestehend, wohl eher für kleine Treffen und Besprechungen gedacht. Früher war es bestimmt der Raucherraum. Aber so etwas darf es heute wohl nicht mehr geben. Eine kleine Bar mit Selbstbedienung und Kasse des Vertrauens (oder Versaufens) lud bei kalten Tagen zum Verweilen ein. An der kleinen Rezeption gingen wir vorbei. Unser italienischer Kollege führte uns über die Treppe rasch in das zweite Obergeschoss. Hier befand sich das Appartement des Toten. Wir blieben vor der Tür stehen. Drinnen war noch die Spurensicherung mit den restlichen Arbeiten beschäftigt. Ich bat den Polizeikommissar darum, alle Aufnahmen der Spurensicherung und der anderen Beamten in digitaler Form zu bekommen. Als nun alle anderen die Räumlichkeiten verlassen hatten, betraten wir dieses Appartement. Es war von mittlerer Größe. Ein Badezimmer mit Fließen bis zur Decke und ein Fußboden aus reinem weißem Marmor, ein Spiegel mit Goldumrandung, und auch sonst edelste Materialien verwandelten diesen Raum in eine luxuriöse Wellnessoase. Auch das Schlafzimmer war mit wertvollen Möbelstücken, Mahagonivertäfelung und einem weichen Teppich ausgestattet. Dieses Appartement könnte sich kein einfacher Arbeiter oder Abteilungsleiter in dieser Touristenhochburg leisten. Es geht bei der Beurteilung des Appartements keinesfalls um Neid. Wir schauen uns immer alles ganz genau an. Denn das lässt nicht nur Schlüsse auf den finanziellen Hintergrund der Opfer schließen. Auch kann es Auskunft über den gesellschaftlichen Stand der Personen geben. Und wir sind es gewohnt, jeden auch noch so kleinen Hinweis zu inhalieren.

Als nächstes wollten wir uns die Personalien zeigen lassen. Der Kommissar zeigte uns die Ausweispapiere. Es handelte sich um einen Herrn namens Marko Trafficanti di Donne. Bei diesem Familiennamen hätte man sich einen edleren klingenden Vornamen einfallen lassen können. Die Anschrift stand auch auf dem Ausweis. Wir durften alle Papiere fotografieren. Danach schauten wir uns noch einmal die Stelle an, an der unser Opfer leblos gefunden wurde. Aufgefunden hatte ihn das Zimmermädchen. Nachdem den ganzen Vormittag niemand das Zimmer verlassen hatte, wurde sie misstrauisch. Der Herr Trafficanti ging an den zwei Tagen zuvor immer kurz nach acht Uhr zum Frühstück. Aber am heutigen Tag hatte er das Zimmer nicht verlassen. Sie konnte es mit Bestimmtheit sagen. Seit sieben Uhr war sie mit der Reinigung des Appartements gegenüber beschäftigt. Dabei sind die Türen immer geöffnet. Das mag zwar der Chef des Hauses nicht. Aber die Neugier des Zimmermädchens macht dieses erforderlich. Und deshalb hatte sie am frühen Nachmittag das Zimmer geöffnet. Sie dachte, der Herr sei abgereist, ohne die Rechnung zu begleichen. Aber sie fand den Herren auf dem Bett liegend. Der linke Arm hing seitlich herunter und war aufgeschlitzt. Der Teppich neben dem Bett war immer noch voll Blut. Der rechte Arm lag auf seinem Oberkörper. In der Hand hielt er ein Schweizer Taschenmesser. Der Kommissar zeigte uns Fotos, die diese Situation belegten. Und da er aufgrund seiner „langjährigen“ Erfahrungen diese Zeichen eindeutig beurteilen konnte, würde es sich zweifelsohne um einen Suizid handeln. Ich bat trotzdem darum, eine ausführliche Obduktion der Leiche zu veranlassen. Und die Leiche sollte in der Pathologie so lange gelagert werden, bis auch wir eindeutig von einem Suizid ausgehen würden. Der Kommissar Curiosare versprach uns, das zu veranlassen. Aber er lachte uns trotzdem aus. Wie doch vier deutsche Privatschnüffler an seiner professionellen Einschätzung dieses eindeutigen Falles zweifeln könnten.

So verabschiedeten wir uns und vereinbarten, in einer Stunde auf seinem Revier zu erscheinen. Dort wollten wir die schriftliche Vollmacht abholen.

Wir spazierten nun Richtung Polizeirevier. Dabei überlegten wir uns, welche Informationen uns dieser Vertreter der italienischen Polizei sofort geben müsste und dieses auch zum jetzigen Zeitpunkt geben konnte. Doch es fiel uns im ersten Moment nichts ein. Vielleicht lag es auch an dieser unerträglichen Hitze. Im Hochsommer ist es am Nachmittag nicht gerade sehr angenehm in diesen Breitengraden. Besonders nicht, wenn man aus dem kühlen und schattigen Gebieten des Elbsandsteingebirges kommt. So erreichten wir kurz vor offiziellem Büroschluss das Kommissariat. Wir ließen uns die Bescheinigung auf jeden einzelnen von uns ausstellen. Es war davon auszugehen, dass unsere Ermittlungen es auch erforderlich machen könnten, gelegentlich getrennt zu ermitteln. Auch ließen wir uns die Berechtigung zum Tragen von unseren Handfeuerwaffen ausstellen. Immer wieder muss ich an den Fall auf der Insel Poel und einigen weiteren Fällen denken. Da uns (noch) nicht jeder Beamte mit Namen und Gesicht kennt, wurden wir doch viel zu oft versehentlich kurzzeitig festgesetzt. Diese sind aber oft wertvolle Minuten bis manchmal auch Stunden. Nicht gerade selten hatte diese Auswirkung auf den Gesundheitszustand von Opfern.

Der Kommissar Curiosare hatte uns alles so bestätigt, wie wir es wollten. Und da Südtirol zwei Amtssprachen hat, so bekamen wir von jeder Bescheinigung eine italienische und eine deutsche Version. Unsere volle Handlungsfreiheit war somit sichergestellt. Zufrieden verließen wir das Dienstgebäude und spazierten zurück zu unserer Unterkunft. Dort wollten wir nur kurz duschen und in den Pool springen. Denn wir hatten noch etwas geplant.

Unser abendliches Dinner findet gewöhnlich jeden Tag in einem anderen Restaurant statt. Doch diesen einen Abend sollte es anders sein. Wir speisten dort, wo wir am Vorabend dieses unterhaltsame Gespräch beobachten durften und mithören mussten. Heute sollte das Personal befragt werden. Bestimmt hatten sie mitbekommen, um was es in diesem Streit ging. Vielleicht wussten sie auch etwas über die beteiligten Personen. Früher wäre es spannend gewesen, mit finanziellen Anreizen Informationen zu erkaufen. In Lire hätte man viel Geld gebraucht. Da bekannterweise auch Italien zu der Eurozone gehört, brauchten wir bestimmt nur zwei oder drei Scheine mit jeweils dem kleinsten dreistelligen Aufdruck. Das sollte hoffentlich ein angenehmer, entspannter aber auch besonders informativer Abend in diesem Restaurant werden.

Und so spazierten wir als Pärchen getarnt zum Restaurant. Sophie ging mit Daniel, und Daniela ging mit mir. Wir passen in jedem Land auf, dass wir nicht die Gemüter der streng katholischen und andersgläubigen Einwohner verletzen. Auch wenn der Tisch vom Vorabend frei war, und wir an diesem wieder den perfekten Blick in Richtung Sonnenuntergang hätten. Und wir sehen könnten, wie die leuchtende rote Kugel der Sonne langsam im Meer (Gardasee) versinkt. Wir setzten uns bewusst an den Tisch, an dem dieses nicht ganz so dezente Gespräch mit der aggressiven Meinungsdarstellung stattgefunden hatte. Und wir hatten mehr Glück als Verstand. Es war der gleiche Kellner im Dienst, der schon am Vorabend den Außenbereich bedient hatte. Viele Gäste waren diesen Abend nicht anwesend. Ehrlich gesagt, waren wir die einzigen Personen hier auf der Terrasse, die nicht zu den Angestellten des Hauses zählten. Und das war auch gut so. So konnte man bei seinen Gedanken zum Vortag nicht durch neue Personengruppen abgelenkt werden. Auch hätte der Kellner genug Zeit, unsere Fragen zu beantworten.

Wir bestellten unsere Getränke und auch der Kellner sollte sich ein Getränk auf unserer Rechnung mitbringen. Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Zu tun hatte er sowieso nicht gerade viel. Zuerst fragten wir, was er uns zu essen empfehlen würde. Auch dazu würden wir ihn gerne einladen. Es war kein Wunder, dass er das teuerste Fischgericht aussuchte. Allein von diesem Essen könnte ich mindesten fünf Seiten berichten. Wie perfekt und farbenfroh die einzelnen Zutaten dieses Gerichtes auf dem Teller drapiert waren, der Duft, die sorgfältig ausgewählten und fein abgeschmeckten, aber nicht aufdringlichen Gewürze. Jeder, der in Malcesine Urlaub macht, muss dieses Fischgericht essen. Der eigentlich überteuerte Preis ist es wert.

Wir kamen schnell mit dem Kellner ins Gespräch. Er war sehr freundlich und auch besonders attraktiv, davon hatte jedenfalls Sophie nach unserem Dinner geschwärmt. An das unangemessen laute Gespräch vom Vorabend konnte er sich natürlich erinnern. Hatte es doch die Stimmung für alle Gäste zerstört. Nur würde er nie den Gesprächen der Gäste lauschen. Nach dem ich meinen Geldbeutel so hinlegte, dass er die grünen Scheine sehen konnte, sah er eine gewisse Chance, seine Erinnerungen etwas wachzurütteln. Der schreiende Besucher wollte von dem bewirteten Gast wissen, wie es sein kann, dass die Dame ihm nicht gefallen würde. Seine Leute hätten das Mädchen allein und schutzlos auf der Straße in Bozen aufgefunden. Er hätte wohl kein Respekt vor der Familie und würde die Spezialausbildung der Frauen nicht achten. Er solle zu sich nach Hause fahren und auf weitere Anweisungen warten. Dieses Problem ist wohl eine Sache des großen Papas. Für diese Information schob ich den ersten grünen Schein unter meinen Bierdeckel. Dann wollte ich wissen, woher die Männer stammen würden. Auch ob er etwas über die Dame wüsste. Doch viel war nicht zu erfahren. Der eine Herr sagte, dass er aus der Nähe von München stammen würde. Jedenfalls hatte er es einen Abend zuvor in einem kurzen Gespräch erwähnt. Da müssten wir an der Rezeption des Hotels vier Häuser weiter fragen. Dort hatte er angeblich jedes Mal übernachtet. Die Dame war seines Erachtens eine Mitarbeiterin des waagerechten Gewerbes. Der laute Herr stammt eindeutig von Neapel. Das war auch an seinem Fahrzeug, Temperament und Wortwahl zu erkennen. Und wenn man seine Kette gesehen hatte, war er einer der hohen Handlanger der Mafia, die es besonders auf die Ausbildung junger Mädchen für das älteste Gewerbe der Menschheit abgesehen hatten. Ihr Geld machten sie sich nicht als Zuhälter. Sie versorgten die Bordelle in ganz Europa mit „willigen“ Mitarbeiterinnen aus Osteuropa. Eigene Bordelle hatten sie auch. Aber die dienten mehr als Ausbildungs- und Schulungszentrum. Und warum es nun Ärger um das leichte Mädchen gab, das war auch ihm nicht ganz schlüssig gewesen. Jedoch musste er auch die anderen Gäste bedienen, und bekam deshalb nicht alles mit. Und wenn die Mafia im Haus ist, da fällt man lieber nicht als neugieriger Kellner auf. Wie schnell geht es, dass man nicht mehr bedienen kann. Unfälle passieren in Italien wirklich sehr schnell. Wir ließen uns noch eine Flasche Wein und einen Krug mit Wasser bringen. Im Licht der Abendsonne ließen wir unser Dinner ausklingen. Auch wenn man meinen könnte, dass wir nicht viel erfahren hatten, und dass das Wenige keine vier grünen Scheine wert wäre. Für uns war es schon einmal ein Anfang. Wir wussten, ein Herr stammt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus Deutschland. Bei dem anderen Herrn müssten wir sehr vorsichtig Nachforschungen anstellen. Die Mafia mag es nicht, wenn man in ihren Angelegenheiten schnüffelt. Aber trotzdem war auch diese Richtung zu durchleuchten. Nur wie sollten wir jetzt das junge Mädchen finden? Bei dem deutschen Mann würde sie kaum sein, laut dem gestrigen Streit wollte er sie nicht. Aber wenn der Tote nicht allein hier war, könnte seine Begleitung das Mädel in seiner Gewalt haben. Und irgendwie ist ermitteln im Ausland nicht immer einfach. Von uns vier kann keiner italienisch. Wir wissen gerade einmal, dass man nie vier Espressos bestellen sollte. Bitte und Danke können wir auch noch sagen. Dann wird es aber langsam knapp.

Nachdem wir unseren Wein getrunken hatten und die ganze Rechnung beglichen war, spazierten Sophie, Daniela, Daniel und ich am steinigen Ufer Richtung Unterkunft. Es war schon spät und ermitteln konnten wir um diese Uhrzeit auch nichts mehr. Behörden schlafen alle zu dieser späten Stunde. Privatpersonen stört man nachts nicht und die „Familie“ wollten wir auch (noch) nicht behelligen.

Während wir mit der Klimaanlage unsere Suite auf Schlaftemperatur abkühlten, spülten wir uns unter der Dusche den Staub und den Schweiß ab. Unsere gegenseitigen Massagen lassen uns wenigstens diesen kurzen Moment abschalten. Doch bevor wir nun ins Bett gehen konnten, sollte Daniel die Fotos von den drei gesuchten Personen auf unseren Firmenserver laden. Unsere Erkennungssoftware sollte dann die drei Personen überprüfen. Wir wollten alles wissen. Als der Computer anfing zu arbeiten, legten wir uns auf das Bett. Kurz besprachen wir noch das Geschehen des Tages. Dann fielen auch die letzten Augen zu. So sehr hatte uns der Tag kaputt gemacht. Aber wir hatten die schönen Eindrücke der Schiffsrundfahrt auf dem Gardasee und die eher düsteren Eindrücke des Mordfalls zu verarbeiten. Und auch wenn uns das Opfer am Vorabend nicht gerade sehr sympathisch zu sein erschien, ein Mord bleibt ein Mord.

Am nächsten Morgen schauten wir auf den Monitor unseres MacBooks. Aber leider zeigte er keine Ergebnisse an. Also wollten wir erst einmal in aller Ruhe frühstücken. Danach schauten wir erneut auf die Ermittlungsergebnisse. Es war wirklich sehr seltsam. Das bei dem Italiener nicht viel zu erfahren war, dass leuchtet ein. Immerhin ist unsere Software auf einem deutschen Server installiert. Da reichte die Bestätigung, dass er aus diesem Land stammte. Die Frau stammte laut Behördenangabe aus Kroatien. Da wussten wir wenigstens den Namen und das Geburtsdatum. Nur dürfen wir beides hier aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht nennen. Die Frau war später aus dem horizontalen Gewerbe ausgestiegen und durfte aber ihren Namen nicht ändern. Der deutsche Herr hieß Waldemar Müller. Es kam die eindeutige Bestätigung, dass er deutsche Staatsbürgerschaft hätte. Mehr aber nicht. Dabei haben wir doch eigentlich Zugang zu allen Daten der Einwohnermeldeämter, Finanzämter und anderen Behörden. Das darf nur nicht offiziell erwähnt und vor Gericht verwendet werden. Unsere Software entspricht nicht der europäischen Datenschutzgrundverordnung. In Amerika wird sie schon seit Jahren erfolgreich von Strafverfolgungsbehörden eingesetzt. Nur in der europäischen Union gibt es gewisse Bedenken. Deswegen wird unsere Nutzung geduldet, aber verschwiegen. Wenn wir einen Täter durch die Erkenntnisse dieser Software überführt haben, müssen wir für Gerichtsverhandlungen stets auch noch einen zulässigen Beweisweg finden. Wobei es immer einfacher ist, einen Lösungsweg zu finden, wenn man die Lösung selbst schon kennt.

Da nun aber zu dem Waldemar Müller keine weiteren Angaben zu finden waren, konnte dies kein einfacher Staatsbürger unserer Bundesrepublik sein. Vielleicht war es auch nicht sein eigentlicher Geburtsname. Entweder war der Herr Müller im Zeugenschutzprogramm oder er war ein verdeckter Ermittler. Das waren nur zwei der möglichen Ursachen. Aber es sollte doch für uns kein Problem sein, an diese Informationen zu gelangen. Sophie sollte einfach mal eine freundliche Mail an unseren bekannten Herrn Brenner vom Bundeskriminalamt senden. Er könnte auf alle Akten des Innenministeriums des Bundes und der einzelnen Bundesländer zugreifen. Zur Not müsste er den Weg über das Justizministerium gehen. Sicherlich könnte er uns weiterhelfen. Außer der Herr Müller hatte Dokumente, die von der Mafia ausgestellt waren. Dann könnte er jetzt mit einer den Behörden unbekannten Identität agieren. Aber da sollten wir erst einmal die Antwort des Herrn Brenner abwarten. Wir druckten uns dann noch aussagefähige Bilder unserer drei auffälligen Personen aus. Anschließend teilten wir uns in zwei Gruppen und fingen an, die einzelnen Hotels und Pensionen abzuklappern. Sophie und ich waren ein Team. Daniela und Daniel bildeten das andere Ermittlerduo. Wir starteten einen Wettbewerb. Dazu teilten wir Malcesine in Nord und Süd auf. Die Trennlinie ging durch unser Hotel. Wir losten aus, welches Team den Norden und welches Duo den Süden erkunden durfte. Ziel war es, möglichst viele Informationen zu sammeln. Wer die meisten Neuigkeiten in Erfahrung bringen konnte, durfte das Restaurant für den Abend bestimmen. Das Verliererteam musste dann das Menü für alle vier bestellen. Natürlich ging es um Informationen, die uns bei der Lösung des Falles behilflich sein könnten. Aber das kann sich jeder Leser unserer Berichte sicherlich denken. Den Namen der Katze des Schwagers von der Freundin der Vermieterin ihrer Tochter wollten wir nicht zu den hilfreichen Informationen zählen.