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sybille kropp

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Beschreibung

Das Schicksal führte in einem unvorhergesehenen Moment im kalten Januar 1998 zwei Menschen zusammen. Ein ungeplanter Zwischenstopp, nur für einen Kaffee in einem kleinen Kiosk an der Ecke - ein Augenblick, der das Leben veränderte. Nie wären sie sich im wahren Leben begegnet. Er, der in einer anderen Welt lebt als sie, und doch sind beide in derselben Stadt zu Hause. Er, der ihre ganze Welt auf den Kopf stellt, wie sie die seine. Sie suchten einander nicht, vermissten sich nicht, wären aneinander vorbei gegangen … und doch fanden sie zusammen. Als hätte es jemand anders geplant, gewusst, vorausgesehen, und sie passten so gut zusammen. Sie wurden einander geschenkt, und gemeinsam sind sie ein GANZES. Nur wer still ist und zwischen den Worten die feinen Schwingungen wahrnehmen kann, der versteht, fühlt und liebt. Eine Verbindung, die einzigartig ist! Ein Leben in tief verbundener Liebe! Leider in zwei getrennten Leben …

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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Impressum:

© 2022 Sybille Kropp

Illustration: Sybille Kropp

Lektorat & Satz:

Angelika Fleckenstein; Spotsrock

ISBN:  978-3-347-48851-9 (Softcover)

ISBN:  978-3-347-48852-6 (Hardcover)

ISBN:  978-3-347-48853-3 (e-Book)

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

Tredition GmbH

Halenreie 40–44

22359 Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig.

Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Sybille Kropp

Weil ich dich liebe

Vorwort

Das Schicksal hat uns zusammengeführt, ein kurzer und nicht vorherzusehender Moment im kalten Januar 1998, ein ungeplanter Zwischenstopp. Nur ein Kaffee an der Ecke in einem kleinen Kiosk veränderte unser Leben. Wir hätten uns nie im echten Leben getroffen, nie wären wir uns begegnet, er der in einer anderen Welt lebt als ich und doch waren wir in derselben Stadt zu Hause. Er, der meine ganze Welt auf den Kopf gestellt hat, wie ich mit Sicherheit auch die seine.

Obwohl er nach außen wie ein Stein wirkt, durch einen rauen Panzer geschützt, ein echter Mann, der keine Gefühle zu haben scheint, keine Worte mag, so ist er innerlich das genaue Gegenteil. Bemüht, liebevoll und zerbrechlich. Zerrissen, einfach nur in sich gefangen.

Und ich ein Gefühlsmensch, das Herz auf der Zunge tragend, sehr früh in der Mutterrolle, anders als andere in meinem Alter. Lerne das Leben, die Liebe und vor allem den Schmerz kennen, alles das, was echte Liebe mit sich bringt.

Und doch hat er mich in seine Seele blicken lassen, ohne dass er das wollte und ohne das er wusste, wie das geht. Einfach so aus einem Gefühl von tiefer Verbundenheit und Liebe heraus. Ein Gefühl, das er nicht zu kennen scheint, das ihm Angst macht und bedrohlich wirkt. Denn es bringt Verletzung mit sich, und das ist genau das, was Ron nicht zulassen will.

Wir haben uns nie gesucht, nie vermisst und wir hätten uns wohl im normalen Leben nie getroffen, und falls doch wären wir aneinander vorbei gegangen.

Wir haben uns nicht gesucht, aber gefunden. Wir wurden einander geschenkt!

Und als hat es ein anderer geplant, gewusst und voraus gesehen, wir passen so gut zusammen. Wir sind zusammen ein GANZES.

Nur wer stille ist und zwischen den Worten die feinen Schwingungen wahrnehmen kann, der kann verstehen, fühlen und lieben.

Ein Verbindung die einzigartig ist! Ein Leben in tief verbundener Liebe!

Leider in zwei getrennten Leben …

Ganz egal was alle anderen sagen.

Eine Liebe, die mich durch mein Leben geleiten sollte auf eine ganz andere Art und Weise als ich mir das gewünscht habe und je gedacht hätte. Eine Liebe die mit unendlich viel Tränen und Schmerz bezahlt ist…. aber dürfte ich heute nochmal entscheiden, ich würde Ron immer wieder wählen!

1

Der Motor stoppt, schon schlägt die Tür vom Paketauto zu.

„Heute legen wir eine Pause ein, ich habe einen Termin und lade dich auf einen Kaffee ein“, sagt Klaus, springt dabei gleichzeitig aus dem Auto. Es ist ein nasskalter, dunkler Tag.

Ich habe keine Lust auf Kaffee, will mit der Arbeit fertig werden und heim, denke ich. Aber was bleibt mir übrig als hinter ihm her zu trotten.

Im kleinen Kiosk an der Ecke in Wiesbaden bestellen wir einen Kaffee und warten auf seinen Termin. Der Laden ist so klein, dass es nur einen Tisch in der Ecke gibt, an dem wir Platz nehmen. Hinter dem Tresen steht der Kioskbesitzer, der sich nicht umdrehen kann, ohne hinter sich etwas runterzureißen, da er so dick ist. Ein lustiges Bild. Die Luft ist verraucht. Es spielt Musik aus dem Radio im Hintergrund. Robbie Williams mit ‚Angels‘ läuft gerade an. Hauptsache 30 Minuten im Warmen, denke ich noch, und plötzlich öffnet sich die Kiosktür.

„Hey, ich bin Ron“, sagt der junge Mann zu mir, nimmt sein Basecap ab und setzt sich neben mich, bestellt dabei einen Kaffee, holt seine Zigaretten raus.

„Hallo, ich bin Sybille“, erwidere ich.

Er und Klaus scheinen sich zu kennen, sie haben nur kurz was zu klären. Ich hänge noch in meinen Gedanken fest, da spricht er mich an.

„Na, wie ist es, mit dem alten Hasen unterwegs zu sein? Bringt er dir schön was bei?“ Er raucht dabei seine Zigarette, pustet mir den Qualm direkt ins Gesicht, und ich fange, wie immer, sofort an zu husten, mir bleibt die Luft weg. Ich hasse es, wenn jemand rücksichtslos alle im Raum, besonders mich, zuqualmt – und das in der Keksdose hier.

„Könntest du die Zigarette bitte auf die andere Seite halten, ich habe Asthma und bekomme auch so schon schlecht genug Luft bei dem Wetter“, zische ich ihn an.

Ohne auf eine Reaktion von Ron zu warten, spreche ich weiter, „mit Klaus unterwegs zu sein, ist toll, besonders wenn er mich mit den schweren Paketen in den 6. Stock jagt. Ich glaube, ich bekomme immer nur die, die im 5. oder 6. Stock ohne Aufzug wohnen.

„Ja, das sieht ihm ähnlich“, sagt Ron mit einem Lächeln und blickt zu Klaus.

Er schüttelt den Kopf. „Das ist nicht wahr, sie bekommt auch die im 2. Stock“, fügt er hinzu.

„Ich habe auch Asthma, seit ich ein kleines Kind bin, sogar ziemlich schlimm“, sagt Ron, als wäre es selbstverständlich, dass ich den Rauch ertragen muss.

„Dann bist du ganz schön blöd, wenn du rauchst! Wer Asthma hat raucht nicht“, erwidere ich frech.

Er lächelt mich an. Eine Sekunde liegt Schweigen im Raum.

„Ja … da hast du wohl recht“, murmelt er kleinlaut und drückt die Zigarette im Aschenbecher aus. Als hätte er nur darauf gewartet, dass jemand sagt, ‚lass das doch‘!

WOW! Was für ein Lächeln! Er schaut mir mit seinen blauen Augen direkt in meine Seele, und ich in seine. In diesem Moment scheint die Zeit für einige Sekunden stehen zu bleiben, eine Ewigkeit, in der sich unsere Blicke treffen, wir zu EINEM verschmelzen. Ich spüre einen Herzschlag, der sich durch meinen gesamten Körper zieht, wie ich ihn noch nie gespürt habe. Ich zittere am ganzen Körper, bekomme keine Luft und von heiß bis eiskalt fühle ich alles gleichzeitig.

Ron ist etwa 1,85 m groß, schlank, aber muskulös. Das erkenne ich durch seine dünne Jacke gut. Ich schätze ihn auf Ende 20, und er ist sehr attraktiv! Auf der Straße hätte ich ihn nie angesprochen, das würde ich mich nicht trauen. Er ist wunderschön! Was für ein Bild von einem Mann … da stehen die Frauen bestimmt Schlange. So einen Typ Mann, den musst man gut anketten, weil der bestimmt jede Gelegenheit mitnimmt und überall eine angeboten bekommt, denke ich. Also überhaupt nichts für mich, denn für eine Nacht bin ich nicht geeignet. Er hat ein wunderschönes Lächeln, und um die Augen kleine Lachfalten, ein verschmitztes Lächeln, das Unsicherheit überspielten soll, gerade Zähne und ein schmales, eher längliches Gesicht. Sein Gesicht ist unrasiert, nicht ganz ein Dreitagebart, was ihn sehr attraktiv und männlich wirken lässt. Die Haare im Nacken und über den Ohren sind ausrasiert, und das Deckhaar liegt dunkelblond etwas länger darüber. Er fährt sich mit der Hand durch die Haare. WOW … er ist perfekt!

Ein wirklich schöner Mann!

Ron hat mein Herz in einer Sekunde erobert, ohne dass ich Widerstand leisten konnte! Ohne dass wir uns gesucht haben, ohne dass wir einander vermisst haben, ohne dass er das wollte und ohne dass er das überhaupt weiß. Mein Prinz! Aus jener Kindergeschichte auferstanden, es gibt ihn. Hier steht er! Der Traummann schlechthin!

Sofort verspüre ich eine Vertrautheit zwischen uns, die nicht zu erklären ist. Mein Herz brennt, er ist meine zweite Hälfte. Ich bin schlagartig verliebt! Nein, verliebt trifft es nicht, LIEBE trifft es eher. In diesem Moment habe ich geliebt! Eine Liebe, die so tief und nicht zu beschreiben ist. Die man mit viel Glück auch nur einmal im Leben erfährt und daran um alles in der Welt festhält.

Ron fährt Motorrad, eine Suzuki, ein Sportbike. Er leidet unter schwerem Asthma, schlimme Tierhaar-Allergie. Zurzeit arbeitet er einige Wochen nachmittags bei der Deutschen Post in Wiesbaden, um zusätzlich Geld zu verdienen. Er will seinen Freund Jo im Herbst in Miami besuchen. Er fährt noch zwei Wochen Kataloge aus mit seinem Auto Kataloge; die dicken Dinger von Otto, Quelle und Baur, die fast jeder Haushalt bekommt. Sonst arbeitet er bei einer Firma in der Produktion. Ist 27 Jahre alt, hat ein Tattoo auf dem Oberarm und natürlich eine Freundin.

Alles das erfuhr ich, bis wir nach 45 Minuten wieder in unserem Paketauto saßen.

„Toller Kerl“, was?, sagt Klaus beim Einsteigen zu mir. Als müsse er mir den Mann schmackhaft machen.

„Toller Kerl“, wiederhole ich, und weiter, „was für ein Mann. Der ist perfekt! Das wird meiner! Das ist der Traum eines Mannes. Wunderschön, nett, fleißig, fährt Motorrad. Ich bin total verliebt. Tut mir leid für die Freundin, aber das wird meiner! Das wird mein Mann!!!“

„Wow, Kindchen“, stoppt mich Klaus forsch inmitten meiner Schwärmerei, „das ist der Verlobte meiner Tochter! Die beiden werden dieses Jahr heiraten und wollen Kinder, sie ziehen gerade zusammen, das wird wohl nichts! Da musst du dir einen anderen suchen.“

Doch anstatt kleinlaut zurückzurudern, entgegnete ich ihm frech: „Nein, das wird er nicht tun. Wenn der heiratet, heiratet er mich und sonst niemanden! Das wird mein Freund! Tut mir leid für deine Tochter!“

Stille.

Klaus starrt mich an, als müsse er im Gehirn überprüfen, was ich in diesem Moment gesagt habe. Er strahlt eine Mischung aus Unglauben und Unwissenheit aus, wie er jetzt reagieren soll. Ich glaube, es bleibt ihm nur übrig, nicht ernst zu nehmen, was ich gerade gesagt habe. Und weil er nichts darauf erwidert, fahren wir unsere Tour wie gewohnt weiter.

2

Januar 1998

Das Thermometer zeigt minus 10 Grad an. Ein kalter, nasser Monat, in dem es schneit, regnet und dunkel ist. Ich bin jetzt im 2. Lehrjahr bei der Deutschen Post in Wiesbaden angestellt und absolviere alle Abteilungen im Unternehmen, das heißt von Brief- und Frachtzentren über Briefzustellung, Filialverkauf, und Paketzustellung so ziemlich alles. Ich werde im Sommer dieses Jahres fertig mit der Ausbildung, weil diese nur zwei Jahre dauert, trage dann die tolle Berufsbezeichnung: „Fachkraft für Brief- und Frachtverkehr“. Wir sind 27 Auszubildende und wissen schon jetzt, wir werden nicht übernommen. Einer darf sich weiterbilden zum gehobenen Dienst in der Filiale, wenn die Noten besser sind als 1,5 – alle anderen gehen. Diese eine will und werde ich sein! Denn ich, Sybille, 21 Jahre alt, bin die mit Abstand Älteste in der Gruppe, alle anderen sind 16-18 Jahre. Aber uns trennen Welten. Ich bin bereits Mutter. Mein Sohn, Dennis ist vier Jahre alt und besucht den Kindergarten in Mainz-Ebersheim, wo wir wohnen. Wir sind in einem Reihenhaus bei meiner Mutter zu Hause. Sie lebt alleine und passt immer auf meinen Sohn auf, wenn es nötig ist.

Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich bin geschieden seit knapp zehn Monaten und alles, was ich nicht brauche, sind Ärger und Liebeskummer. Ich bin gerade aus dem Schmerz raus und möchte mein Leben für meinen Sohn so meistern, wie er es verdient. Einfach eine gute Mutter sein und ihm eine Familie schenken.

Seit zwei Wochen bin ich nun in der für mich letzten Abteilung tätig: Paketzustellung mitten in Wiesbaden. Vom Hauptbahnhof geht es los in unser Zustellgebiet in die Innenstadt, wo es Vorder-, Mittel- und Hinterhäuser gibt, dass einem schwindlig wird und so gut wie nie einen Parkplatz.

Ich bin Klaus unterstellt, einem älteren Mitarbeiter, der locker drauf ist, Anfang 60, seit bestimmt 40 Jahren bei der Post angestellt, Beamter eben. Ein netter Kerl, der mir alles gut erklärt und mich ordentlich die Stockwerke raufjagt. Seit zwei Wochen sind wir also täglich unterwegs, ich weiß von ihm ziemlich viel, noch mehr weiß ich von seiner Tochter. Wie toll und pferdeverrückt sie ist, von ihrem tollen Freund, und dass die beiden heiraten werden und schon Kinder planen. Dass sie gerade zusammenziehen und Klaus ihnen mit der neuen Wohnung helfen will und, und, und …

Dass dieser Mann allerdings Ron ist, den wir eben getroffen haben, wusste ich nicht. Nie haben wir eine Kaffeepause eingelegt. Heute schon. Und seit heute steht meine Welt Kopf.

16: 30 Uhr.

Fast zeitgleich fahren wir mit Ron in die Postzentrale am Hauptbahnhof in Wiesbaden ein, er ist mit seinen Katalogen fertig für heute, wir mit der Zustellung der Pakete. Jetzt nur noch die nicht zugestellten Pakete zurück übergeben. Das macht Klaus. Feierabend!

Schon stehen Ron und ich zusammen vor dem Haus und unterhalten uns, er will sich dabei eine Zigarette anstecken.

„Du solltest das lassen! Wer Asthma hat raucht nicht! Pass besser auf dich auf!“, fahre ich ihn an, und er lächelt und steckt sie brav in seine Jacke. Wir verabschieden uns mit einem -„bis morgen zum Kaffee im Kiosk“.

Jeden Tag fahren wir jetzt den Kiosk an der Ecke an, um eine Kaffeepause mit Ron zu machen. Nachmittags sehen wir uns in der Zentrale. Weil wir fast täglich früher fertig sind als Ron, mache ich die Paketrückgabe. Klaus sage ich, dass ich das lernen will, er kann ruhig Feierabend machen. Ich möchte nicht, dass er merkt, dass ich auf Ron warte. Denn immerhin ist er der Verlobte seiner Tochter.

Somit sitze ich jeden Tag in der Zentrale und warte meistens zwei Stunden auf Ron, bis er fertigt ist mit seiner Katalogtour. Manchmal fragt er, „na, wo ist Klaus? Schiebt er dich vor, die Rückgabe zu machen?“

„Der hat es heute eilig und ist schon weg“, antworte ich. Und so stehen wir jeden Tag noch vor dem Gebäude und unterhalten uns. Genau darauf hat es sich gelohnt, zwei Stunden zu warten.

Auch wenn es nur 20 oder 30 Minuten sind, die wir reden.

Dann ist er da, der Freitag. Der Schreckensfreitag! Rons letzter Tag Kataloge zu verteilen. Die ganze Woche überlege ich mir schon, was ich nur tue, um weiter Kontakt zu halten. Ich habe weder seine Telefonnummer noch weiß ich, wo er wohnt. HILFE … letzter Tag.

In den Gesprächen, die wir nachmittags vor der Zentrale geführt haben, habe ich erfahren, dass es in seiner Beziehung kriselt. Es sieht, zum Glück für mich, nicht nach Hochzeit aus, und er möchte schon gar keine Kinder, denn er ist unzufrieden mit ihr, mit sich. Es macht auf mich den Eindruck, dass er einen innerlichen Hass hat. Ob auf sich, andere oder die Welt, das weiß ich nicht. Aber ich spüre eine Zerrissenheit, Angst und Unsicherheit sowie den Hass deutlich. Er scheint nicht der große Gefühlsmensch zu sein und keiner, der viele Worte macht.

Wir haben uns verabredet zum Motorradfahren. Ich fühle aber, dass er nicht anrufen wird. Niemals ruft der mich an! Nie im Leben! Es muss ein besserer Plan her, aber in meinem Kopf herrscht völlige Leere. Daneben ist nur Angst.

Angst einen Menschen zu verlieren, den ich vor 14 Tagen das erste Mal gesehen habe, noch nicht mal richtig kenne, aber dennoch spüre ich, dass es eine Verbundenheit zwischen uns gibt. Es ist mehr zwischen uns, es fühlt sich an, als vervollständige er mich.

Doch der ist vergeben und will nichts von mir. Er, der keine Kinder will, keine Gefühle zeigt, mit sich überfordert scheint und in der Welt verloren wirkt, den ich aber dennoch von der ersten Sekunde an liebe!

Wie bekloppt ist das denn bitte schön?

Im Kiosk zur Mittagspause kaufe ich eine Diddl-Postkarte. Und wieder tönt aus dem Radio ausgerechnet jetzt das Lied, ‚Angels‘ von Robbie Williams.

Eine Diddl-Karte, das ist eine kleine, süße, weiße Maus mit übergroßen, knubbeligen Füßen, die nur eine bunte Hose trägt, in lustigen Stellungen mit guten Sprüchen auf eine Postkarte gemalt. Sie teilt mit, dass sie den Anderen vermisst, liebt oder dass er der Beste ist. Es ist somit klar zu erkennen, „ich mag Dich“.

Mutig schreibe ich drauf, dass ich ihn sehr mag und wie besprochen mit ihm Motorradfahren möchte. Dass ich mich über einen Anruf oder Besuch von ihm freue. Meine Telefonnummer und meine Adresse schreibe ich darauf und darunter ‚Sybille‘ mit einem kleinen Herzen. Diese stecke ich an sein Auto, während er heute Nachmittag in der Zentrale die übrigen Kataloge aus dem Auto räumt. Der Plan steht!

Da spielt mir Gott eine bessere Gelegenheit zu, in der Kaffeepause stöhnt Ron, dass er heute noch sooo viele Kataloge verteilen muss, dabei ist er mit seiner Freundin, also Klaus‘ Tochter, bei Klaus zum Abendessen eingeladen, aber er wird wohl zu spät kommen. Er schimpft über alles heute, er scheint deutlich schlechte Laune zu haben. Ob das wohl an seinem letzten Tag hier liegt? Man könnte fast glauben, ihm geht es wie mir.

„Hey, ich kann dir helfen! Freitags sind wir schnell. Da haben wir nicht so viele Pakete. Ich warte einfach nachher auf dich in der Zentrale, dann nimmst du mich mit, und ich helfe dir beim Verteilen der Kataloge. Dann kommst du pünktlich zu deiner Einladung und kannst dich schonen, alter Mann“, spotte ich.

Leicht zögernd, aber lächelnd, sagt er: „Ok, danke, dann bis später.“ Fast hört es sich an, als freue er sich über mein Angebot der Hilfe und meine Gesellschaft.

Nach meiner Pakettour warte ich in der Zentrale wie besprochen auf ihn; wir laden die Kataloge in sein Auto. Diese haben Empfänger wie ein Brief, sie müssen also richtig sortiert sein, um eine ideale Strecke zu fahren, ohne wieder umzudrehen, und sie müssen dem Empfänger zugestellt werden. Also da, wo dieser wohnt, sie dürfen nicht irgendwo abgelegt werden. Zusammen verteilen wir alle restlichen Kataloge im Freitagnachmittagsverkehr, was dauert. Er die linke Seite, ich die rechte Seite einer Straße.

Ich hätte so ewig weiterfahren können. So lange ganz alleine in seiner Nähe, schon das ist ein Jackpot! Ich fühle mich sofort wohl neben ihm. So auf der Hälfte der Strecke merkt er, dass es mir mit meinem Asthma nicht gutgeht.

„Es ist ganz schön anstrengend, was“, meint er.

„Ja, ich brauche mal fünf Minuten Pause“, antworte ich.

„Kein Ding, ich kenne das“, sagt er.

Somit springt Ron aus dem Auto, um die Kataloge für mich wegzubringen. Wieder läuft das Lied ‚Angels‘ von Robbie Williams im Radio. Da habe ich einen Gedankenblitz: Ich lege mein Asthmaspray in die Seite der Beifahrertür … wenn er das findet, ruft er an! Er weiß, wie wichtig das Ding ist. Das ist die Gelegenheit. Jetzt bin ich mir ganz sicher, dass er anruft. Und ich hoffe, bevor der Tod bei mir eingetreten ist … denn es ist mein einziges Spray, und zurzeit geht es mir so schlecht wie noch nie.