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Lotti hat Down-Syndrom und führt mit ihrer Oma ein wunderbar ruhiges Leben. Als Oma ins Krankenhaus muss und nicht nach Hause kommt, gerät Lotti in Panik. Sie trifft auf Leo, die mit ihrer Zerebralparese an den Rollstuhl und an ihre überbehütende Mutter gefesselt ist. Im Gegensatz zu Lotti wünscht sich Leo nichts mehr, als frei und unabhängig zu sein. Die beiden freunden sich an. Doch die Freundschaft wird hart auf die Probe gestellt, als Lotti sich ihren schlimmsten Ängsten stellen muss.
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Seitenzahl: 44
Veröffentlichungsjahr: 2023
Wenn 1 plus 1 unendlich ist
Kurzroman
Ronja K. Traschütz
Cover
Titelblatt
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
BONUS: Unendlich glücklich
Urheberrechte
Cover
Titelblatt
Widmung
Kapitel 1
BONUS: Unendlich glücklich
Urheberrechte
Cover
1
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Für die beste Oma der Welt – in liebevoller Erinnerung. Und für Susi und Tanja.
Kapitel 1
Mildes Sonnenlicht sickert durch das Blätterdach und kitzelt Lotti an der Nase. Sie kneift die Augen zusammen und lauscht dem munteren Glucksen des Bachs neben ihnen.
»Das wird der schönste Geburtstag aller Zeiten.« Sie strahlt ihre Oma an, die ihr schmunzelnd ein Stück Donauwelle reicht.
»Das sagst du jedes Jahr.«
Lotti grinst.
Und jedes Jahr ist es wahr.
Zufrieden schaut sie auf die Decke, die Oma und sie an Lottis Lieblingsplatz ausgebreitet haben. Auf einer glückskleegrünen Wiese direkt neben dem Bach, in dem Lotti als Kind oft geplanscht hat. Sie haben alles dabei, was Lotti liebt: die Donauwelle, den Wurstsalat für später, Holundersaft und natürlich Olli, Lottis Stoffelefanten, der schon viele Geburtstage mit ihnen verbracht hat.
»Ich habe eine Überraschung für dich«, verkündet Lotti.
Sie zieht eine Rolle Papier hervor.
»Für mich?«, ruft Oma überrascht und Lotti nickt begeistert.
»Oh, wie schön«, seufzt Oma, als sie das Bild sieht.
Es zeigt Lotti, Oma und Olli auf einer bunten Blumenwiese.
»Das bekommt einen ganz besonderen Platz in meiner Sammlung.«
Sie gibt Lotti einen Kuss.
Lotti strahlt.
»Jetzt wollen wir anstoßen«, sagt Oma.
Sie lassen ihre Safttassen klirren, trinken und genießen den Kuchen. Für ein paar Minuten herrscht friedliche Stille.
Schließlich stellt Oma ihren Teller beiseite und sieht Lotti ernst an.
»Lotti, weißt du noch, was wir vor einer Weile mal ausgemacht haben?«
Lotti bemerkt die Veränderung in Omas Tonfall, geht aber nicht darauf ein.
»Wir haben gesagt, dass wir es nochmal mit einer Werkstatt versuchen, wenn du vierzig Jahre alt bist«, fährt Oma fort.
Lotti schweigt. Sie erinnert sich. Aber hören will sie es nicht. Sie drückt Olli fest an sich.
»Ich habe dort angerufen«, erzählt Oma, während Lotti das Gesicht in Ollis mattem Fell vergräbt.
»Sie haben einen Platz für dich.«
Lotti kann es nicht fassen. Oma will sie wegschicken!
Oma streicht Lotti über die grauen Zöpfe.
»Es wäre doch nur tagsüber. Dort findest du vielleicht Freunde. Versprich mir, dass du darüber nachdenkst.«
Der Gedanke macht Lotti Angst. Was, wenn sie eines Tages nach Hause kommt und Oma nicht mehr da ist?
So wie damals, als Lotti aus der Schule kam. Oma war einfach verschwunden. Es war ein Notfall gewesen. Und trotzdem spürt Lotti die Panik immer noch.
Außerdem muss Lotti Oma doch helfen! Oma sagt ihr so oft, dass sie gar nicht wüsste, was sie ohne Lotti machen sollte.
Oma setzt sich neben sie und nimmt Lotti in den Arm. Erst sträubt Lotti sich ein wenig – sie ist ein bisschen sauer, weil Oma an ihrem Geburtstag damit angefangen hat. Aber dann erinnert sie sich, wie gern sie mit Oma kuschelt und schmiegt sich an sie.
»Sollen wir jetzt den Wurstsalat aufmachen?«, fragt Oma, als Lottis Gesicht wieder hinter Olli auftaucht.
Lotti schnieft und nickt. Mit Wurstsalat sieht die Welt gleich ein bisschen besser aus.
Kapitel 2
Am nächsten Morgen sitzen Lotti und Oma beim Frühstück. Heute mussten sie früh aufstehen, weil Oma zu einer Untersuchung ins Krankenhaus muss.
»Ich werde über Nacht bleiben«, erklärt Oma. »Aber spätestens morgen Mittag bin ich wieder da. Für den Notfall habe ich dir die Nummer von der Station aufgeschrieben. Dann rufst du an.«
Lotti kneift die Lippen zusammen. Sie hasst Telefonieren. Aber sie steckt den Zettel mit der Nummer trotzdem in ihren lila Einhornbrustbeutel, den sie immer um den Hals trägt.
»Bis morgen kannst du auf dich aufpassen, nicht wahr?«, fragt Oma und streicht ihr über die Wange.
Lotti nickt missmutig. Sie hasst diese Untersuchungen, zu denen Oma sie nicht mitnehmen kann. Aber sie hat es schon ein paar Mal geschafft. Und sie weiß, dass Oma sich auf sie verlassen muss.
»Gut.« Oma trinkt ihren letzten Schluck grünen Tee und steht auf.
»Dann muss ich jetzt los, das Taxi ist bestimmt gleich da.«
»Das Taxi?«, fragt Lotti ungläubig. Sonst fährt Oma immer Bus.
»Ja, zum Krankenhaus ist das besser«, erklärt Oma.
Jetzt ist Lotti beleidigt.
»Ich will auch mal Taxi fahren!«
»Das können wir bald machen«, verspricht Oma und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. »Bis morgen.«