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"Wenn die Schatten erwachen" In den Tiefen eines vergessenen Turms, der aus den Ruinen der Welt geboren wurde, lauert eine dunkle Macht, die die Realität selbst zu zerreißen droht. Eine Gruppe ausstreitender Abenteurer, jeder von ihnen von eigenen Dämonen verfolgt, wird in einen tödlichen Wettlauf gegen die Zeit verwickelt, als sie die rätselhaften Geheimnisse des Turms zu entschlüsseln versuchen. Doch je tiefer sie vordringen, desto mehr wird ihnen klar: Der Turm ist nicht nur ein Ort, sondern ein lebendiger Albtraum, der von den Ängsten derer gespeist wird, die ihn betreten. Von grotesken Kreaturen und magischen Illusionen verfolgt, müssen die Helden nicht nur gegen die Dunkelheit des Turms, sondern auch gegen die Schatten ihrer eigenen Vergangenheit kämpfen. Doch die größte Gefahr lauert nicht in den Gängen – sie liegt in ihren eigenen Herzen. Wird die Gruppe die Wahrheit finden und den Turm zerstören können, bevor die Schatten der Vergangenheit sie zu Fall bringen? Ein episches Abenteuer voller Gewalt, Magie, Verrat und verzweifeltem Überlebenskampf.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Titel:Wenn die Schatten
erwachen
Autor:Fiona Dürer
Biografie:
Fiona Dürer wurde 1985 in München geboren und wuchs in einer Familie auf, die tief in der Geschichte der Kunst und Kultur verwurzelt war. Schon in ihrer Kindheit hatte sie eine besondere Faszination für düstere Märchen und klassische Mythen, was sich in ihrer späteren Schreibweise widerspiegelte. Nach dem Abitur entschied sie sich gegen ein traditionelles Studium und zog es vor, die Welt auf ihre eigene Weise zu entdecken. Sie reiste durch Europa, arbeitete in verschiedenen kreativen Berufen und sammelte Erfahrungen, die ihr Verständnis für Menschen und ihre dunklen, komplexen Seiten prägten. Fiona begann, Geschichten zu schreiben, um ihre eigenen Gedanken und Erlebnisse zu verarbeiten. Ihr Stil ist von der düsteren Schönheit vergangener Epochen inspiriert, mit einem Fokus auf Magie, Gewalt und die Abgründe der menschlichen Seele. Sie hat nie einen klassischen akademischen Weg eingeschlagen, sondern sich ihre Fähigkeiten als Schriftstellerin autodidaktisch erarbeitet und sich intensiv mit der Geschichte von Literatur und Mythologie beschäftigt.
Kapitel 1: Ankunft der Dunkelheit Der Regen prasselte wie flüssiger Dreck vom Himmel, peitschte auf die schlammigen Straßen des kleinen Dorfs Schwarztal herab und verwandelte jede Bewegung in eine Qual. Die wenigen Dorfbewohner, die sich noch draußen herumtrieben, bewegten sich hastig, die Schultern hochgezogen, den Blick nach unten. Niemand wollte länger als nötig im Regen stehen. Niemand wollte riskieren, in die Wälder zu sehen.
Hartmut stand in seiner Schmiede und wischte sich mit einem dreckigen Lappen den Schweiß von der Stirn. Der Hitze des Feuers war der Regen egal, und das war auch das Einzige, was ihn noch am Leben hielt. Er hob den Hammer und schlug auf das glühende Eisen. "Scheiß Regen. Scheiß Tag. Scheiß Leben," murmelte er, während er einen rostigen Sensenstiel reparierte, der eher in die Hände eines Bauern gehörte als in die seines Schmiedemeisters.
Die Tür knallte auf, und mit einem lauten Poltern trat Greta herein, triefend nass, aber mit der üblichen Selbstsicherheit, die sie immer hatte, selbst wenn sie aussah, als hätte sie in einer Regenrinne gebadet. "Hartmut, du elender Schmierlappen! Kommst du endlich in die Kneipe oder musst du noch zehn Nägel für’n Spottpreis klopfen, damit du dir nen Krug leisten kannst?" Hartmut hob den Blick und verzog das Gesicht. "Ach, halt die Fresse, Greta. Wenn ich so'n Scheiß wie deine Plörre trinken wollte, würd ich Regenwasser direkt aus der Gosse schlürfen."
Greta lachte, ein raues, kehliges Geräusch, das so wenig nach einem Lachen klang wie ein sterbender Hund. "Dann bleib hier und scheuer dir den Arsch an deinem Amboss wund. Aber du verpasst was, Schmied. Der Priester hat wieder so ’ne düstere Predigt vom Stapel gelassen, dass die Leute schon anfangen, sich gegenseitig zu verdächtigen, wer als nächstes in den Wald geschleppt wird."
Hartmut spuckte auf den Boden, direkt neben Gretas schlammige Stiefel. "Die sollen jemanden opfern, damit der Wald ruhig bleibt. Typisch. Wenn der Priester selbst seinen fetten Arsch in die Bäume schleppen müsste, wär plötzlich Ruhe."
"Schön wär’s," sagte Greta und griff nach einer alten Zange, die auf seiner Werkbank lag. Sie drehte sie prüfend in der Hand, als überlege sie, ob sie Hartmut damit auf den Schädel hauen sollte. "Aber ich sag dir was, Hartmut. Die Alten murmeln schon wieder von diesem verdammten Herzbaum. Vielleicht hat die Hirtin Agathe mehr Glück als der letzte Trottel, den sie da draußen abgeladen haben. Oder auch nicht." Bevor Hartmut etwas erwidern konnte, schrillte draußen ein Schrei durch die Luft. Greta fuhr herum, und Hartmut ließ den Hammer fallen. Für einen Moment war nichts zu hören außer dem Regen. Dann folgten hastige Schritte, ein dumpfer Aufprall und das Geräusch von Knochen, die über nassen Boden schabten.
Hartmut und Greta stürzten nach draußen, wo sich bereits ein kleiner Kreis aus Dorfbewohnern gebildet hatte. In der Mitte lag der Jäger Franz, blutüberströmt, mit einem Arm, der in einem grotesken Winkel abstand. Seine Lippen zitterten, und seine Augen rollten halb in den Kopf. "Es… es kommt aus dem Wald…" stammelte er, bevor er mit einem letzten Ruck das Bewusstsein verlor. "Ach du Scheiße," murmelte Greta und stieß Hartmut mit dem Ellenbogen an. "Schätze, das mit den Opfern funktioniert nicht so gut, hm?"
Der Priester drängte sich durch die Menge, ein dürrer Mann mit kalten Augen und einem Mund, der immer so aussah, als wolle er eine Beleidigung ausspucken. "Zurück! Macht Platz! Der Wald fordert seinen Tribut, das ist alles. Ihr wisst, was zu tun ist." Hartmut ballte die Fäuste. "Was zu tun ist? Wie wär’s, wenn Sie da reingehen und Ihrem verdammten Wald selbst Tribut zahlen?" Der Priester sah ihn an, als wäre er ein ungezogener Hund. "Sei still, Schmied. Dein Zorn wird den Wald nur noch mehr erzürnen." Greta grinste breit. "Oh, sicher, Herr Priester, ich bin sicher, der Wald scheißt sich vor Zorn in die Hosen, wenn Hartmut hier ein paar Nägel schmiedet."
Ein leises Lachen ging durch die Menge, doch der Priester hob eine Hand, und die Stille kehrte zurück. "Agathe wird vorbereitet. Sie ist schwach. Alt. Sie versteht die Notwendigkeit."
"Notwendigkeit, mein Arsch," murmelte Hartmut, doch Greta packte ihn am Arm. "Lass es, Schmied. Das hier wird nur hässlicher, wenn du dich einmischst."
"Es könnte kaum hässlicher werden," sagte er, während die Menge sich zerstreute und der Regen weiter auf das leere Dorf niederprasselte.
Kapitel 2: Das erste Opfer Die Nacht senkte sich wie ein schmutziger Vorhang über Schwarztal, und die Stimmung im Dorf war so still, dass selbst der Regen seinen Schlag zu dämpfen schien. In der Mitte des Dorfplatzes stand Agathe, die alte Hirtin, die seit Jahren kaum noch sprechen konnte. Ihr Gesicht war eine zerfurchte Landschaft aus Falten, und ihre Augen waren stumpf wie alte Nägel. Zwei der stärkeren Männer des Dorfes hielten sie an den Armen, aber sie wehrte sich nicht. Sie hatte sich schon vor Wochen mit ihrem Schicksal abgefunden. Rund um den Platz standen die Dorfbewohner, klatschnass und mit einer Mischung aus Furcht und Erleichterung im Blick. Jeder war froh, dass nicht er selbst das Opfer war. Jeder spürte die Kälte des Waldes schon jetzt in seinen Knochen. Hartmut stand etwas abseits und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Greta lehnte neben ihm an einem verfallenen Fass und nagte an einem Stück Brot, als wäre sie bei einer mittelmäßigen Theateraufführung. „Guck dir die Idioten an“, sagte sie leise und schob sich ein weiteres Stück in den Mund. „Die glauben wirklich, der Wald gibt Ruhe, wenn sie ne alte Frau abliefern. Was kommt als nächstes? Babys? Vielleicht der Dorfbulle?“
Hartmut schnaubte. „Der Dorfbulle wär sinnvoller. Mehr Fleisch.“
Greta prustete und verschluckte sich beinahe an ihrem Brot. „Das sagst du denen mal laut. Ich will sehen, wie der Priester versucht, so’n Vieh auf die Lichtung zu schleppen.“ Der Priester stand mit erhobenen Armen vor der Gruppe und murmelte monoton ein Gebet. Sein dünner Mantel klebte ihm an den knochigen Schultern, und seine Stimme war so trocken wie der Staub in der Schmiede. „Die Götter des Waldes fordern unser Opfer. So wie unsere Vorfahren den Wald geachtet haben, so sollen wir ihn auch achten. Dieses Opfer wird uns vor ihrem Zorn bewahren.“ „Ja, klar“, murmelte Hartmut. „Der Wald achtet uns so sehr, dass er Jäger zerfetzt und das Vieh frisst. Klasse Deal.“ „Psst“, machte Greta und knuffte ihn in die Rippen. „Ich will nicht, dass wir die Nächsten sind. Der Priester hat nen Blick wie ein Scharfrichter.“
Die beiden Männer zerrten Agathe in Richtung des Waldrands. Ihre nackten Füße schlurften durch den Schlamm, und sie machte ein seltsames, kehliges Geräusch, wie ein Tier, das gerade begriff, dass es geschlachtet werden sollte.
„Ich geh rein, aber ich komm nicht raus“, sagte Agathe plötzlich, ihre Stimme heiser und von jahrelangem Schweigen brüchig. „Der Wald hat Hunger. Immer Hunger.“ Greta schauderte. „Nettes Abschiedswort, oder? Könnte direkt in die Dorfchronik.“ Hartmut schüttelte den Kopf. „Was für ne verdammte Scheiße. Die Alte hätte wenigstens ein Messer mitnehmen sollen, damit sie sich wehren kann.“ „Gegen was? Bäume? Du kannst keine Tanne erstechen, du Idiot.“ Hartmut wollte gerade etwas erwidern, als ein Schrei die Nacht zerschnitt. Alle Köpfe fuhren herum, und ein panisches Murmeln breitete sich in der Menge aus. Der Schrei kam nicht von Agathe. Er kam aus dem Wald. Einen Moment lang war alles still. Sogar der Regen schien innezuhalten, als würde die Welt selbst den Atem anhalten. Dann kam ein Geräusch, das jeden im Dorf erstarren ließ: das Krachen von Holz, als würde ein Baum umfallen, gefolgt von einem tiefen Grollen, das aus den Tiefen des Waldes zu kommen schien. „Was war das?“, fragte jemand aus der Menge mit einer Stimme, die vor Angst zitterte.
„Das war der Wald“, sagte der Priester, aber seine Stimme war leiser, und er wirkte plötzlich weniger sicher.
„Scheiße“, flüsterte Greta. „Das klingt, als würde der Wald selbst aufstehen, um uns die Fresse zu polieren.“
Hartmut packte sie am Arm. „Komm. Das hier wird hässlich. Ich will nicht hier rumstehen, wenn die Alten anfangen, sich gegenseitig zu opfern.“
Sie zogen sich zurück und ließen die Menge auf dem Platz, wo die Spannung fast greifbar war. Die Männer, die Agathe in den Wald gebracht hatten, kehrten nicht zurück. Ihre Abwesenheit ließ die Dorfbewohner noch enger zusammenrücken, als könnten sie sich gegenseitig schützen.
In der Schmiede setzte Hartmut sich auf einen wackeligen Hocker und zündete eine Kerze an. Greta warf sich auf den Holztisch und zog eine Flasche Schnaps aus ihrer Tasche. „Willst du auch?“
„Klar. Scheint die einzige Medizin zu sein, die hilft.“ Sie tranken schweigend, während der Regen weiter gegen die Dachbalken trommelte. Hartmut wischte sich über das Gesicht und sah Greta an. „Weißt du, ich glaub, das ist nicht das letzte Opfer, das wir heute sehen.“ Greta nahm einen tiefen Schluck und grinste. „Na, da bin ich aber froh, dass ich keine alte Hirtin bin. Prost, Hartmut.“
Kapitel 3: Die flüsternden Bäume Am nächsten Morgen lag eine seltsame Stille über dem Dorf. Der Regen hatte aufgehört, aber der Boden war immer noch schlammig und rutschig. Schwarztal wirkte wie ein toter Körper, dessen Blut – die Hoffnung – längst ausgetreten war. Niemand sprach laut, und die Türen der Hütten blieben verriegelt. Hartmut schürte das Feuer in seiner Schmiede, doch die Glut wollte heute nicht recht auflodern. Das Holz war feucht, die Kohle bröselig. Er fluchte leise vor sich hin, griff nach der Zange und schlug sie wütend gegen den Amboss. „Scheißtag. Scheißleben. Scheißwald.“
Die Tür flog krachend auf, und Greta stürmte herein, ihre Haare zerzaust, die Augen weit aufgerissen. Sie hatte den Look einer Frau, die die Nacht entweder durchgesoffen oder sich geprügelt hatte – oder beides. „Hartmut, du faules Schwein, du wirst’s nicht glauben!“ „Was jetzt? Hat der Priester endlich selbst den Hintern ins Gebüsch geschleppt?“ Hartmut ließ die Zange sinken und griff nach einem halb leeren Bierkrug, der auf seiner Werkbank stand.
Greta stützte sich auf den Tisch, ihre dreckigen Nägel kratzten über das alte Holz. „Agathe ist zurück.“ Hartmut erstarrte, der Bierkrug stoppte auf halbem Weg zu seinem Mund. „Was? Verarschen kannst du wen anders.“ „Ich schwör’s dir, Schmied. Ich hab sie mit eigenen Augen gesehen. Oder, na ja, das, was von ihr übrig ist. Die haben ihre Leiche vor die Kirchentreppe geworfen wie’n Sack fauler Kartoffeln.“
Hartmut stieß den Krug ab, dass der Inhalt über die Werkbank schwappte. „Scheiße. Die Alte hätte im Wald bleiben sollen. Warum bringt der Wald sie zurück?“
„Fragen wir doch den Wald persönlich“, sagte Greta trocken und verschränkte die Arme. „Vielleicht flüstert er dir ja ins Ohr, während er dir die Eier abreißt.“
Hartmut schnaubte und griff nach seiner schweren Lederschürze. „Dann geh ich eben hin. Irgendwer muss den Idioten sagen, dass ihre tollen Opfer nichts bringen. Kommst du mit, oder willst du hier bleiben und mit meinen Nägeln spielen?“ „Ich komm mit“, sagte Greta grinsend. „Die Nägel sind wahrscheinlich interessanter als die Typen da draußen, aber wenigstens riechen die nach mehr als Ruß.“ Auf dem Dorfplatz hatte sich bereits eine Gruppe versammelt. In der Mitte lag Agathe – oder das, was von ihr übrig war. Ihre Arme waren verdreht wie dürre Äste, ihre Haut war grünlich verfärbt, und ihre Brust war aufgerissen. Etwas hatte sie von innen nach außen zerfetzt. Die Leute murmelten nervös, doch der Priester stand stumm neben der Leiche, seine Lippen bewegten sich in einem stummen Gebet.
„Sieht aus, als hätte sie nen Baum verschluckt“, sagte Greta und rümpfte die Nase. „Was meinst du, Hartmut? Vielleicht hat sie versucht, dem Wald zu zeigen, wie man Opfer isst?“ „Halt den Mund“, zischte Hartmut und trat näher. „Das ist nicht lustig.“
„Doch, ein bisschen schon.“
Hartmut ignorierte sie und musterte Agathe genauer. In ihrem Brustkorb steckten kleine Holzsplitter, die wie Dornen aus ihrem Fleisch ragten. Sie wirkten wie Wurzeln, die versuchten, aus ihrem Körper zu wachsen. „Der Wald hat sie… zurückgeschickt“, sagte der Priester schließlich, seine Stimme leise und zittrig. „Ein Zeichen. Wir haben etwas falsch gemacht.“