Wenn du fällst - Freya Miles - E-Book
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Freya Miles

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Beschreibung

Mein Name ist Steven Bellmond. Ich bin Hollywoods Sexiest Man Alive. Die Frauen liegen mir zu Füßen, aber nur, weil keine von ihnen wirklich weiß, was hinter diesem hübschen Gesicht steckt. Du möchtest ein Buch mit einem Happy End? Das wirst du bekommen – aber nicht, ohne vorher in Abgründe zu blicken. Dies ist kein normaler Liebesroman. Ana und ich werden uns nicht sofort lieben, auch wenn wir uns begehren. Manchmal braucht es Geduld, denn nicht immer trifft man sich zum richtigen Zeitpunkt. Wir werden uns nicht vernaschen, wir werden kämpfen. Mit- und füreinander, denn an unserer beider Hände prangt ein goldener Ring. Ein Ring, der uns eigentlich voneinander fernhalten sollte. Doch was nutzen schon Regeln, wenn man sie doch so leicht brechen kann? Dieses Buch ist vormals unter dem Titel „Hollywood Love Affair“ erschienen! Es handelt sich um eine Neuauflage mit neuem Cover und neuem Titel.

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Wenn du fällst

HOLLYWOOD LOVE AFFAIR

FREYA MILES

Inhalt

Triggerwarnung

1. Ana

2. Steven

3. Ana

4. Steven

5. Ana

6. Steven

7. Ana

8. Steven

9. Ana

10. Steven

11. Ana

12. Steven

13. Ana

14. Steven

15. Ana

16. Steven

17. Ana

18. Steven

19. Ana

20. Steven

21. Ana

22. Steven

23. Ana

24. Steven

25. Ana

26. Steven

Epilog

Über die Autorin

Bücher von Freya Miles

Leseprobe

Ashton

Ashton

Copyright © Freya Miles 2023

Freya Miles c/o TEXTWERKSTATT

Sabrina Cremer, Körfken 80, 44227 Dortmund

[email protected]

Lektorat: Martina König

Korrektorat: Korrektorat Sandra Paczulla, Nicole Bauer

Coverdesign: © missuppercover.com | Andrea Janas

unter Verwendung mehrerer Motive von 

Shutterstock.com: ARTYuSTUDIO und 

Depositphotos.com: maximleshkovich, Naltik

Alle Rechte vorbehalten.

Eine Vervielfältigung oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren gestattet. Sämtliche Handlungen und Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Orte, Markennamen und Lieder werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Örtliche Begebenheiten wurden teilweise dem Storyverlauf angepasst. Alle Markennamen und Warenzeichen, die in dieser Geschichte verwendet werden, sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.

Triggerwarnung

Gewalt, Alkohol, Droge, Sucht, Abtreibung

KAPITEL1

Ana

»Und Cut!«

Ich strahlte über das ganze Gesicht, als ich die Worte aus dem Mund meines Regisseurs hörte, selbst wenn sich ein kleines bisschen Wehmut in mein Herz schlich. Seit vier Monaten arbeitete ich nun mit dieser großartigen Crew und dem Cast zusammen, und das hier gerade war offiziell unsere letzte Szene gewesen. Der Film war abgeschlossen und so waren auch die Tage an diesem Set beendet. Ein weiterer Film, den ich in meiner jungen Karriere abgeschlossen hatte.

»Awwww, Babygirl, das war’s!«, rief Burke, mein Filmpartner, augenblicklich und schloss mich in seine Arme.

Vier intensive Monate. Gott, wie sehr ich es hasste, einen Film zu beenden – jedes Mal aufs Neue. Heute Abend würden wir noch einmal zusammen essen gehen und ein bisschen feiern, bevor sich unsere Wege wieder trennen würden.

Jeder von uns hatte ein neues Filmprojekt vor Augen, weshalb uns gar keine Zeit bleiben würde, dieser wunderbaren Zeit hinterherzutrauern.

Ich kannte diese Abschiede mittlerweile nur zu gut. Es gab Versprechungen, dass man sich nicht aus den Augen verlieren würde, doch meist brach der Kontakt schon nach einigen Tagen ab, sobald alle wieder mit neuen Filmpartnern an einem neuen Set waren. So funktionierte das Leben hier im oberflächlichen Hollywood und mittlerweile erwartete ich auch gar nichts anderes mehr.

Wahre Freundschaften konnte man hier nicht schließen. Dieser Illusion jagte ich nicht mehr hinterher.

Es war bereits weit nach Mitternacht, als ich in Craigs Wagen stieg und ihm einen sanften Kuss auf den Mund hauchte, wohingegen er nur das Gesicht verzog.

»Du stinkst!«, beschwerte er sich und wischte sich über die Stelle, die ich zuvor liebevoll mit einem Kuss bedeckt hatte.

Welcher Frau würde nicht das Herz aufgehen, wenn der eigene Ehemann einen so gefühlvoll und leidenschaftlich in Empfang nahm? »Hast du getrunken?«

»Zwei Gläser Wein! Du weißt, was ich von Alkohol halte, aber wir haben das Ende des Films gefeiert, ganz so, wie es üblich ist. Entschuldige bitte, dass ich bei so einer Gelegenheit kein Wasser getrunken habe!«

»Der Alkohol verdeckt nicht einmal ansatzweise die Knoblauchfahne.«

Ich verdrehte die Augen und lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe der Beifahrertür. »Es war übrigens ein ausgelassener Abschluss und ich bin wirklich traurig, dass diese schöne Zeit vorbei ist«, sagte ich, obwohl ich mir beinahe sicher war, dass Craig es gar nicht hören wollte.

»Der nächste Film steht doch schon vor der Tür. Genieß es lieber, mal ein paar Tage freizuhaben. Es wird uns garantiert guttun, mal mehr als nur ein paar mickrige Stunden pro Tag miteinander zu verbringen.«

»Das tue ich. Ich freue mich wirklich auf unsere gemeinsame Zeit«, erwiderte ich und drückte Craigs Hand, die auf seinem Bein lag. Wir waren nun seit fast zwei Jahren verheiratet, seit gerade einmal drei Jahren ein Paar, und doch verlangte der Alltag immer mehr von uns ab.

Als wir uns kennenlernten, stand ich noch in den Kinderschuhen meiner Schauspielkarriere. Nie im Leben hätte ich mir zu diesem Zeitpunkt erträumen lassen, einmal zu den absoluten Topstars in Hollywood zu gehören.

Doch meine Karriere hatte einen rasanten Aufstieg genommen, weshalb ich mich momentan kaum vor Filmangeboten retten konnte. Ganz zum Leidwesen meiner Ehe.

Craig, der es vorzog, in der Filmbranche hinter den Kulissen als Produzent zu arbeiten, kannte das Business, die Regeln Hollywoods, die Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit. Er hatte meinen Aufstieg mitverfolgt und wusste genau, wie wichtig es nun war, dass ich drehte und mich immer weiter nach oben jubeln ließ.

Selbst wenn es uns kaum noch Zeit für unsere Ehe ließ. Ich bemühte mich, dass wir jede freie Minute miteinander verbringen konnten, auch wenn ich mir manchmal so vorkam, als würde die Anstrengung nur von meiner Seite kommen.

Wir sprachen während der Fahrt nicht mehr viel miteinander. Craig verschwand in der großen Villa, die wir unser Eigen nennen konnten, direkt im Bett, während ich mich abschminkte und eine lange Dusche nahm.

Ich konnte nicht bestreiten, sauer auf ihn zu sein, auch wenn es mir lächerlich vorkam, mich über so etwas aufzuregen. Ich durfte ein solch privilegiertes Leben führen, es war einfach lächerlich, wegen so einer Kleinigkeit betrübt zu sein.

Ja, momentan war es schwierig zwischen Craig und mir, aber es würde sicherlich auch wieder besser werden, wenn wir es endlich schafften, einen Alltag in unserem chaotischen Leben zu finden. Sofern das überhaupt irgendwann möglich sein würde. Die Lösung dafür konnte nur sein, dass ich den einen oder anderen Film sausen ließ und mir dadurch mehr Zeit verschaffte, die wir dann gemeinsam verbringen konnten.

Doch darüber brauchte ich jetzt noch nicht nachzudenken. Ich hatte bereits für das nächste Filmprojekt zugesagt und dabei handelte es sich um einen Film, den ich für kein Geld der Welt jemals absagen würde.

Er war anders als all die Rollen, die ich bis jetzt übernehmen durfte, denn ich würde endlich meine zweitgrößte Leidenschaft ausleben können: das Singen. Ein Musicalfilm, geschrieben und produziert von zwei Legenden der Musikwelt.

Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie ich den Anruf bekommen hatte und beinahe ausgerastet wäre vor Freude. Dieser Film war alles, was nun für mich zählen würde, und alles, worauf ich mich konzentrieren musste.

Mein einziges Problem lag bis jetzt darin, dass ich meinen männlichen Gegenpart nicht einschätzen konnte. Niemand Geringeres als Steven Bellmond war für die männliche Hauptrolle engagiert worden.

Ich hatte ihn bereits das eine oder andere Mal auf verschiedenen Partys gesehen, es aber auch immer dabei belassen. Nie wäre ich auch nur auf die Idee gekommen, ihn anzusprechen, selbst wenn wir beide in derselben Liga der A-Promis Hollywoods spielten.

Während ich Everybody’s Darling war, verkörperte Steven den Frauenschwarm Hollywoods. Momentan gehörte er wahrscheinlich zu den am meisten gehypten Personen der Filmindustrie.

Ich musste zugeben, dass er wirklich atemberaubend gut aussah. Nicht umsonst war er zum Sexiest Man Alive gewählt worden. Aber ich hielt ihn für einen eitlen, eingebildeten Menschen, der sich nicht viel um seine Mitmenschen scherte. Von einigen anderen Kollegen hatte ich bis jetzt nur Negatives über ihn gehört.

Ich gab mir wirklich Mühe, mich von diesen Oberflächlichkeiten und Meinungen nicht beeinflussen zu lassen, verurteilte ich solche Dinge doch aufs Äußerste. Ich gab allen Menschen dieselbe Chance und so würde ich auch bei Steven vorgehen, selbst wenn es mir schwerfiel.

Craig, dem ich erst gestern von der neuen Rolle erzählt hatte, witterte in dem Film meine Chance auf den Oscar. Eine Sache, über die ich nicht einmal ansatzweise nachdenken wollte.

Es war mit Sicherheit der Traum aller Schauspieler, einmal eine solche Auszeichnung in den Händen halten zu können und in die absolute Oberliga Hollywoods aufgenommen zu werden. Mir persönlich war es wichtiger, mein Bestes zu geben und Spaß an dem Film zu haben.

Alles andere konnte ich so oder so nicht beeinflussen.

Ich öffnete die Badezimmertür, vernahm allerdings bereits ein leises Schnarchen von Craig. Es war wie immer. Ich konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann wir uns zuletzt geliebt hatten. Meine Ehe war ein Scherbenhaufen, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte.

Vielleicht würde morgen ein besserer Tag werden. Ich gab die Hoffnung darauf nicht auf.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fehlte von Craig bereits wieder jede Spur. Wie immer wusste ich nicht, wo er war oder ob er heute lange arbeiten musste.

Ich hatte so sehr darauf gehofft, dass wir wenigstens zusammen frühstücken würden, doch natürlich war Craig wieder einmal zu beschäftigt.

Er hatte mir noch nicht einmal einen Zettel hinterlassen oder mir eine Nachricht geschrieben.

Wieso enttäuschte mich das eigentlich noch? Schließlich lief es in der letzten Zeit immer so.

Ich ließ es ruhig angehen an diesem Morgen, frühstückte ausgiebig und genoss die warmen Sonnenstrahlen am Pool, bevor ich mein tägliches Workout im hauseigenen Fitnessstudio absolvierte. Wenn Craig schon nicht hier war, um diesen Tag mit mir zu genießen, würde ich wenigstens das Beste daraus machen.

Schon bald würde der ganz normale Wahnsinn am Set wieder losgehen, mit neuen Menschen um mich herum und einer anderen Rolle, in die ich mich hineinfinden musste. Die Pause heute hatte ich mir redlich verdient.

Ich wusste, dass am Abend ein Film mit Steven in der Hauptrolle im Fernsehen lief, den ich mir ansehen würde, um ihn schon einmal in Aktion zu sehen.

Ob die Chemie zwischen uns passte, würde man so oder so erst feststellen können, wenn wir zusammen vor der Kamera standen. Es war jedes Mal aufs Neue eine Überraschung, doch bis jetzt hatte es immer irgendwie gepasst.

Ich konnte nur hoffen, dass es mit Steven ähnlich sein würde.

KAPITEL2

Steven

Achtlos warf ich die Schlüssel meines Audis auf das kleine weiße Schränkchen im Eingangsbereich.

Die Tür stieß ich mit dem Fuß zu, während mein Blick auf mein Handy gerichtet war. Ich musste dringend einige Mails beantworten, selbst wenn ich mich dazu eigentlich viel zu müde und erschöpft fühlte.

Es war ein langer Drehtag gewesen, mit vielen Wiederholungen, die mich zum Ende hin einfach nur noch genervt hatten. Genau genommen war ich heute sogar kurz davor gewesen, diesen ganzen Film einfach hinzuschmeißen, denn der Regisseur passte mir nicht wirklich in den Kram.

Doch ganz Profi, wie ich war, würde ich es weiter durchziehen, selbst wenn ich mir meine Rollen in Hollywood aussuchen konnte. Mit meinen dreiunddreißig Jahren gehörte ich mittlerweile zur absoluten Hollywood-Elite und nicht mehr nur zum Nachwuchs.

Das war spätestens nach meinem fünffachen Golden-Globe-Gewinn des letzten Jahres allen klar.

Die Frauenherzen lagen mir genauso zu Füßen wie die der Regisseure, doch im privaten Bereich hatte ich vor zwei Jahren den sogenannten Bund fürs Leben geschlossen, obwohl ich mir momentan nicht mehr sicher war, dass meine Frau Christine das ebenso sah.

Schon seit einiger Zeit zeigte sie mir die kalte Schulter. Sie fühlte sich vernachlässigt, und das komplett zu Recht. Seit über einem Jahr hatte ich keinen drehfreien Tag mehr eingelegt, zum Teil war ich morgens am Set eines Films gewesen, hatte ihn abgedreht und war abends am Set eines neuen Films erschienen.

Drehbücher lernte ich nur noch zwischen Tür und Angel auswendig und mit meinen Rollen setzte ich mich schon lange nicht mehr wirklich auseinander.

Und trotzdem reichte es, um mit Lob, Ruhm und Ehre überschüttet zu werden. Ich wollte alles mitnehmen, jeden Dollar, jedes Stück Bekanntheitsgrad, aus Angst, dass das alles hier schon bald der Vergangenheit angehören konnte.

Vor nichts hatte ich mehr Angst, als davor, wieder in der Versenkung zu verschwinden. Jeder hier in Hollywood war austauschbar und nur die wenigsten schafften es wirklich, oben zu bleiben.

Wenn sie es überhaupt schafften, nach ganz oben zu gelangen.

Ich wusste, was ich wollte. Entweder ganz oben mitspielen oder gar nicht mehr. Ich würde nicht wie so manch anderer, verzweifelter Ex-A-Promi versuchen, wieder Fuß zu fassen, und dafür drittklassige Filme drehen, die eh kein Schwein ernst nahm.

Wenn meine Zeit in der A-Liga abgelaufen war, würde ich mich verabschieden und mir irgendwo ein schönes Leben machen, mit all den Millionen, die ich in dieser Zeit so hart erarbeitet hatte.

»Christine, ich bin zu Hause«, rief ich und horchte in die Stille des Hauses. Waren wir nicht verabredet? In meinem Terminkalender stand, dass wir essen gehen wollten, weshalb ich extra versucht hatte, pünktlich zu kommen.

Natürlich war mir das dank der Wiederholungen bei dieser verdammten Szene nicht mal ansatzweise gelungen, aber ich hatte Christine immerhin geschrieben, dass ich mich ein paar Stunden verspäten würde.

Wie viele es nun waren, konnte ich noch nicht einmal genau sagen. Wahrscheinlich zu viele.

»Christine?«, rief ich noch einmal, wobei ich meinen Blick aus dem Küchenfenster in die hell erleuchtete Pool- und Gartenanlage schweifen ließ.

Ich konnte sie in der Nähe des Pools entdecken, auf ihrem Lieblingsstuhl. Dass sie mich nicht begrüßte, obwohl sie mich mit Sicherheit hatte rufen hören, sagte mir bereits genug über das Drama aus, das sie mir gleich wieder machen würde.

Vielleicht zu Recht. Ich hatte meine eigene Frau versetzt. Mal wieder.

»Hey, ich bin jetzt da. Wenn wir uns beeilen, finden wir bestimmt ein Restaurant, das die Küche noch mal öffnet.«

»Es ist kurz vor Mitternacht«, sagte sie leise. Sie klang nicht einmal sonderlich wütend. Ganz anders, als ich es erwartet hatte.

»Dann lass uns etwas bestellen.«

»Ich habe verdammt noch mal keinen Hunger!«

Ah, da war der Zorn, den ich erwartet hatte.

Christine erhob sich abrupt aus ihrem Stuhl und drehte sich zu mir um, doch was ich sah, schockierte mich. In ihren Augen schimmerten Tränen.

Sie hatte noch nie geweint, weil ich eine Verabredung hatte platzen lassen.

»Hey, Baby, es tut mir leid, okay? Es gab unzählige Wiederholungen. Der Regisseur ist ein perfektionistisches Arschloch und meine Schauspielkollegin eine einzige Vollkatastrophe. Sie sollte nur diesen einen Satz sagen und hat es nicht auf die Kette bekommen. Sie ist …«

»Ich bin schwanger!«

Ihre Worte brachten meine Welt ins Wanken und meine Gedanken dazu, abrupt anzuhalten. Ganz so, als hätte jemand den Stopp-Knopf gedrückt und einfach alles um mich herum angehalten.

Hatte sie gerade gesagt …

»Was?«, entfuhr es mir. Ich war also doch noch in der Lage, zu sprechen.

»Ja, verdammte Scheiße! Bei diesem einen Mal, als wir es endlich mal geschafft haben, miteinander zu schlafen, hast du wohl sofort einen Volltreffer gelandet. Verdammte Scheiße, Steven!«

Noch immer blickte ich Christine vollkommen überfordert an. Ihr hübsches Gesicht war zu einer Fratze aus Wut und Trauer verzerrt. Ihre blauen Augen funkelten mich vorwurfsvoll an. Sie war trotz allem so unglaublich schön.

»Wir haben gesagt, wenn wir überhaupt irgendwann Kinder haben wollen, dann mit einer verdammten Leihmutter, weil dieser Körper hier einfach zu schade dafür ist, ihn so dermaßen zu versauen.

Weißt du, wie ich nach einer Schwangerschaft aussehen werde? Ich bin Model, verdammt! Wer soll mich denn dann noch buchen?«

»Wir bekommen ein Baby?«, fragte ich noch einmal ungläubig nach. Ich konnte einfach nicht fassen, was sie mir gerade erzählt hatte. Ein Baby. Ich wurde Vater …

»Es geht hier doch nicht darum, sondern darum, dass dieses Ding jetzt in mir drin steckt. Ich will nicht fett werden, Steven!«

Ihre Worte ließen mich die Augen weiten. Redete sie gerade ernsthaft so über dieses Baby? Als wäre es etwas Störendes, Wertloses, ja gar Überflüssiges in ihrem Körper? Es war ein Baby … unser Baby.

Die Gewichtung dieser Gedanken sickerte nur langsam zu mir durch. Unser Baby. Ich war nicht bereit, Vater zu werden! Wir hatten niemals darüber gesprochen, jetzt ein Baby zu bekommen.

Ich bekam ja mein eigenes Leben nicht einmal sonderlich gut auf die Reihe. Außerdem hatte ich schon kaum Zeit für Christine, geschweige denn für ein Baby, das einen vierundzwanzig Stunden am Tag brauchte.

»Sag etwas, Steven!«

Christines Augen lagen drohend auf mir, während ich versuchte, Herr meiner Gedanken zu werden und mich zu beruhigen. Ich wollte ja etwas sagen, aber ich wusste nicht, was.

»Ach, weißt du was? Fahr zur Hölle, Steven! Fahr einfach zur Hölle!«, rief Christine, während ich ihr stumm hinterherblickte, wie sie im Inneren des Hauses verschwand, und ich auf der Veranda stehen blieb wie ein totaler Volltrottel.

Ich würde ihr nicht die Worte sagen können, die sie jetzt brauchte, denn ich konnte einfach nicht klar denken. Ich wusste nicht, was ich von alldem hier halten sollte. War ich glücklich?

Und sollte ich mich nicht eigentlich über diese Nachricht freuen? Der Schockzustand und die unmenschliche Angst, die ich fühlte, überlagerten alles.

Vater werden. Ich konnte nicht Vater werden!

Mit schnellen Schritten eilte ich zum Haus und nahm die Flasche Whiskey von der kleinen Bar im Wohnzimmer. Ich musste nachdenken, versuchen, mich zu beruhigen und einen kühlen Kopf bekommen. Wenn nicht für mich, dann für Christine.

Ich war in diesem ganzen Gefühlskram nie sonderlich gut gewesen, doch sie schien mir immer die einzige Frau zu sein, die das verstand und damit umzugehen wusste.

Sie drängte mich nie, zu reden oder Gefühle auszuleben, die ich in meinem ganzen Leben nicht kennengelernt hatte. Schon weit vor unserer Hochzeit hatte ich mich gefragt, ob das, was ich ihr geben konnte, auf Dauer genug sein würde.

Jetzt hatte ich die Antwort erhalten. Es war nicht genug.

Ich war schon mehr als nur angetrunken, als ich zurück ins Haus wankte, um mir eine weitere Flasche Whiskey zu holen. Die erste Flasche hatte nicht gewirkt.

Auch sie war nicht genug gewesen. So wie ich. Der Alkohol sollte mir dabei helfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Das war mein erster Vorsatz gewesen.

Mittlerweile wünschte ich mir nur noch, dass er dafür sorgte, dass ich endlich vergessen konnte. Vergessen, was diese Nachricht mit dem Baby in mir heraufbeschworen hatte. All die Bilder, all die Gedanken.

Ich musste das alles vergessen, bevor es wieder an mir nagte und versuchte, mich aufzufressen. Das Loch, in das ich fallen konnte, war zu tief. Ich würde es niemals schaffen, mich von alleine wieder aufzurappeln, und genau das konnte ich Christine jetzt nicht antun.

»Ist das dein verdammter Ernst?«

Es war ihre Stimme, die mich am nächsten Morgen aufweckte. Ich lag auf einer Liege am Pool, die geleerten beziehungsweise halb geleerten Flaschen als stumme Zeugen meines Kampfes in der letzten Nacht.

Irgendwann musste ich hier eingeschlafen sein. Wahrscheinlich hatte ich mich einfach besinnungslos getrunken.

»Fuck!«, murmelte ich leise, als mein Kopf zu schmerzen begann und mein Magen ebenfalls augenblicklich rebellierte.

Ich musste mich zusammenreißen, denn wenn ich jetzt noch vor Christine auf den Boden kotzen würde … Nein, ich wollte mir ihre Reaktion gar nicht erst ausmalen.

Also richtete ich mich auf, sagte ihr, dass ich kurz ins Badezimmer gehen würde, und kotzte mir stattdessen dort die Seele aus dem Leib.

Nach einer kurzen Dusche und ausgiebigem Zähneputzen wusste ich, dass ich mich meiner Frau stellen musste. Es blieb nicht mehr viel Zeit, bis ich zum Dreh musste.

Es sollte einer der letzten Drehtage sein, bevor ich erst einmal ein paar Wochen freihatte. Eine Entscheidung, die ich für meine Ehe getroffen hatte, die allerdings noch vollkommen auf der Kippe stand.

Ich wusste, dass mein Agent momentan über ein, wie er sagte, sensationelles und oscarverdächtiges Filmangebot verhandelte, und natürlich war es keine Frage für mich, ob ich es annehmen würde, wenn ich die Zusage bekam.

Ich wollte und musste arbeiten und ein verdammter Oscar war definitiv mein nächstes Ziel. Doch jetzt gerade galt es erst einmal, mit Christine zu sprechen, die in der Küche auf mich wartete und mich mit einem vernichtenden Blick strafte, als ich eintrat.

»Babe, es tut mir leid«, sagte ich leise und wollte meine Arme um ihre Mitte schlingen, doch sie schob meine Hände vehement weg. Okay, das war also nicht der richtige Ansatz gewesen.

»Es tut dir leid? Oh wow! Mein ganzes Leben, all meine Planungen … alles ist im Arsch und dir fällt nichts Besseres ein, als zu sagen, dass es dir leidtut?«

»Ich will dir wirklich nicht zu nahe treten und mich auch nicht wie das hinterletzte Arschloch anhören, aber entschuldige bitte, habe ich etwas damit zu tun, dass die Verhütung, die seit Jahren in deiner Hand liegt, fehlgeschlagen ist?

Wir haben miteinander geschlafen, so wie man das als verheiratetes Paar nun mal macht. Hätte ich gewusst, dass du vergessen hast, die verdammte Pille zu nehmen, wäre es wohl ein Leichtes gewesen, mir ein Kondom überzuziehen, nicht wahr?«

»Jetzt bin ich schuld, ja?«

»Wir sind beide schuld! Wir beide haben dieses Baby gezeugt, nicht ich allein und nicht du allein!

Verdammt, merkst du, wie abgefuckt es ist, dass wir hier über Schuld reden? Es ist ein Baby. Fuck, Christine!«

Sie stieß einen leisen Seufzer aus, bevor sie mich ansah. In ihren Augen tobte ein Sturm an Gefühlen und ich wusste, dass es in mir nicht besser aussah.

»Wie willst du denn für ein Kind sorgen, Steven? Das Einzige, was du bieten kannst, ist ein Haufen Kohle. Aber lass dir eins gesagt sein: Es ist auf Dauer nicht genug.«

Ihre Worte verletzten mich härter, als ich es für möglich gehalten hätte. Ja, sie bestätigte, was ich mir die ganze Zeit über dachte. Das, was ich geben konnte, war nicht genug.

Doch fernab davon sagte sie mir gerade noch etwas ganz anderes. Etwas, das mir die Kehle zuschnürte und sich wie Fesseln um meine eh schon geschundene Seele legte.

Christine glaubte nicht, dass ich es schaffen konnte, ein guter Vater zu werden. Und wenn sie es nicht glaubte, wie sollte ich es dann tun?

»Christine«, versuchte ich, sie aufzuhalten, als ich endlich meine Stimme wiedergefunden hatte, doch sie war bereits nach oben gelaufen und hatte die Schlafzimmertür mit Wucht in die Angeln geworfen. Wow …

Mein Weg führte mich in die Küche, wo ich Wodka statt Müsli frühstückte, um meine Gedanken und den Schmerz zu betäuben. Außerdem musste ich fit sein für diesen schwachsinnigen Film.

Mein Lächeln, das mir Grübchen in mein sonst so markantes Gesicht zauberte, trieb die Ladys immer in den Wahnsinn, weshalb ich oft lächelte, selbst wenn mir, so wie heute, absolut nicht danach zumute war.

Mit den schwarzen Haaren und den eisblauen Augen war der Look perfekt, der mich letztes Jahr zum Sexiest Man Alive aufsteigen ließ. Ein Titel, auf den ich nie scharf gewesen war, der mein Ego aber trotzdem genug streichelte.

Und so brachte ich mit dem richtigen Pegel an Alkohol auch diesen Drehtag zu einem erfolgreichen Ende, ohne dass ich mit meinen Gedanken wirklich bei der Sache gewesen wäre.

Etwas, das mir der Regisseur auch heute vorhielt. Wie gerne ich ihm die Fresse poliert hätte, doch mein Hollywood-Sonnyboy-Image verbot mir, überhaupt in diese Richtung zu denken. Das, und mein Agent Andrew, von dem ich vier verpasste Anrufe vorfand, als ich im Trailer mein Handy zur Hand nahm.

Im Vergleich dazu wirkte der Rest meiner Anrufliste wie Hohn und Spott, denn die Frau, mit der ich unbedingt reden wollte und musste, hatte natürlich nicht angerufen.

Christine …

»Mann, wie geht’s dir?«, fragte Andrew direkt.

»Besser, wenn dieser scheiß Film endlich abgedreht ist. Andrew, ich hab genug von diesen Sonnyboy-Filmen.

Ich will nicht mehr Schwiegermamas Liebling spielen. Ich hab die Schnauze so voll von diesem Scheiß. So werde ich schon bald weg vom Fenster sein!«

»Du immer mit deiner A-Promi-Liste. Ich verspreche dir, dass du noch eine ganze Weile genau auf dieser stehen wirst. Spätestens nach deinem nächsten Film wirst du diese verdammte Liste anführen, Steven.

Ich habe verdammt noch mal einen Zuschlag für die Rolle bekommen. Jetzt, mein Freund, machen wir dich unsterblich und bringen dich in eine ganz eigene Liga. Wie klingt das für dich?«

»Das klingt, als könnte ich meine drehfreie Zeit aus dem Kalender streichen.«

»O ja! Das kannst du! Und zwar sofort. Aber du wärst zu blöd, wenn du dir diesen Film entgehen lassen würdest. Dann kannst du endlich der Welt zeigen, was noch in dir schlummert, denn es ist ein Musicalfilm.«

»Ein … Was zum Teufel! Scheiße, Andrew!«

»Du wirst es lieben! Glaub mir, das wirst du! Es wird dich schauspielerisch auf eine ganz neuen Ebene befördern und mit deiner Stimme wirst du hinterher wahrscheinlich einen fetten Plattendeal dein Eigen nennen können.

Pete Marshall und Gus Garcia schreiben die Songs – höchstpersönlich. Wenn das nicht schon fett genug ist, weiß ich es auch nicht.«

Ich stieß einen Schwall Luft aus, als Andrew die beiden größten Talente der Musikbranche in einem Atemzug nannte. Sie hatten schon alle Preise gewonnen, die es zu gewinnen gab, waren lebende Legenden.

Natürlich war es ein Erfolgsgarant und ein Privileg, in einem solchen Film mitspielen zu dürfen. Und trotzdem würde er mich um meine so dringend benötigte Pause bringen. Eine Pause, in der ich vielleicht endlich ein paar Dinge mit Christine klären könnte.

Doch mein Erfolg musste jetzt und hier an erster Stelle stehen und ich konnte nur darauf bauen, dass Christine es noch einmal schaffen würde, Verständnis für mich und das, was ich tat, aufzubringen. Sie würde die große Chance mit Sicherheit ebenfalls erkennen. Spätestens, wenn sie die Namen hörte.

»Alles klar. Wann ist Beginn?«

»Morgen gibt es bereits das erste Meeting. Es ist ja dieses Mal nicht damit getan, dass du da hinkommst und schauspielerst. Da kommt einiges mehr auf dich zu. Mal eben das Drehbuch auswendig lernen ist da nicht. Das wird aber alles in dem Meeting besprochen.

Wann die Proben stattfinden und ab wann gedreht wird.

---ENDE DER LESEPROBE---