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In diesem Buch geht es um eine Mörderin namens Nike, die durch eine Reihe von Ereignissen mit dunklen Mächten in Kontakt kommt. Es geht um Blut, Mord, Sadismus, aber auch um Liebe und Zusammengehörigkeit.
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Seitenzahl: 293
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Morde
Bei einem Killer Zuhause
Kim
Unerwünschter Besuch
Flucht
Monster
Unglaublich viel Gemetzel
Wunden lecken
Ein Besuch Zuhause
Die andere Seite
Noch mehr Morde
Ein Schatten in der Dunkelheit
Erneut
Das zweite Teil
Ein Besuch in der Hölle
Eine höllische Ehe
An der Macht
Hallo Menschen
Was ist das für ein Ort?
Rebellierende Seelen
Ein Wiedersehen
Athen
Einmal entspannen
Erneute Reisen
Dunkelheit
Kontrolle?
Das Ende?
Nike hockte auf einem Dach. Ein leichter Wind wehte ihr ein paar Strähnen ihres dunklen Haares ins Gesicht. Das Dach unter ihr, lag großflächig im Dunkeln. Nur die Sterne sowie der Mond beleuchteten das Dach und ermöglichten ihr genug zu sehen, um nicht vom Dach zu stürzen.
Ihr Blick löste sich langsam vom Himmel und den ungewöhnlich vielen Sternen. Er ließ den Mond hinter sich und wanderte nach unten. Sie blickte auf einen schwach beleuchteten Hinterhof und den Mann, der dort stand. Sie kannte den Mann nicht, wusste aber, wie er hieß. Sein Name war Phillipp Kausanioss. Sie wusste auch, für wen er im Moment arbeitete. Sie wusste, dass er sein Geld als Journalist verdiente und sie wusste, dass er ledig war. Doch sie kannte ihn nicht und es war ihr egal. Sie wusste grob wer er war und das hatte ihr gereicht, um eine Entscheidung zu fällen. Sie schnappte ein paar Gesprächsfetzen von unten auf. Sie war nicht in Eile, wollte aber nicht ewig warten. Doch sie würde warten. Mindestens so lange, wie er telefonierte. Vielleicht länger. Je nach dem, wie es ihr angebracht erschien. Sie hatte Zeit. Ein Gut, von dem der Mann nicht mehr besonders viel hatte. Nike schnappte ein paar weitere Gesprächsfetzen auf. Es interessierte sie nicht, was Phillipp am Mittag gegessen hatte oder wen er heute attraktives gesehen hatte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit legte Phillipp Kausanioss auf. Nike zog ein Messer aus einer Scheide an ihrem Bein. Sie stand auf, lief zum Rand des Daches und sprang. Der Wind zerrte an ihren Haaren und Kleidern. Sie hob das Messer und stieß zu. Es verließ ihre Hand und Nike rollte sich ab.
Sie kam wieder auf die Füße, als der Mann zusammenbrach. Nike packte den Messergriff und entfernte das Messer aus seinem Hals. „Den bin ich los“, dachte Nike, als sie ein Tuch aus ihrer Tasche holte und die Klinge daran abwischte. Als das Messer wieder an seinem Platz war, hob Nike den Körper auf und trug ihn weg.
Sie parkte ihren Wagen in der Garage und merkte schon als sie ausstieg, das etwas nicht stimmte. Sie zog ihr Messer und ließ den reglosen Körper von Phillipp Kausanioss achtlos auf den Boden fallen. Sie lief aus der Garage und schlich in Richtung Keller. Auf den ersten Blick war nichts zu erkennen. Sie tat einen Schritt in einen der Kellerräume und sah sich um. Auf den ersten Blick war nichts zu sehen. Auch bei näherem Betrachten blieb das, was immer dort war vor ihrem Blick verborgen. Ihr ging durch den Kopf, ob sie fragen sollte, ob jemand dort war, verwarf diese Option aber wieder, sobald sie sich ihr bewusst wurde. Es war eine Falle, daran zweifelte sie nicht, aber ihr fehlten Informationen, um sagen zu können, wer in der Falle saß. Beim betreten des nächsten Kellerraums bemerkte sie einen Schatten. Er versteckte sich gut, aber nicht ausreichend. Sie war besser, besser im Finden.
„Sie haben also diese ganzen Morde begangen“, sagte eine Stimme vor ihr. Der Schatten, den sie gesehen hatte, er sprach. Es war definitiv ein er und keine sie. Die Stimme passte nicht und es ging Licht an. Er war nicht allein. Verdammt. Er war nicht allein und sie hatte es nicht bemerkt. „Hände dahin, wo ich sie sehen kann! Keine hektischen Bewegungen und lassen sie die Waffe fallen!“, verlangte eine Stimme hinter ihr. Sie drehte den Kopf nach rechts und links und blickte zweimal in die Mündung einer Waffe. „Eine manuelle neun Millimeter Pistole, Walther P99, wenn ich mich nicht irre, richtig?“, fragte Nike.
„Richtig“, sagte der Mann. „Legen sie die Waffe auf den Boden!“
Nike ging ein bisschen in die Knie und senkte ihr Messer Richtung Boden. Die beiden Leute, die hinter ihr gestanden hatten, kamen in ihr Blickfeld. Ein Mann und eine Frau. Beide ebenfalls in Uniform. Nikes Messer verließ ihre Hand. Der Polizist ließ seine Waffe fallen und schrie auf, als das Messer sich in sein Bein bohrte. Der Sprecher hatte ebenfalls seine Waffe gezogen und schoss. Zweimal drückte er auf den Abzug. Beide Kugeln gingen daneben. Sie durchschlugen die Füße des Regals hinter Nike, sie hechtete zur Seite und das Regal begrub die Frau, die nicht schnell genug wegkam. Sie rannte auf den Sprecher zu und verpasste ihm einen Schlag mit dem Handrücken. Er wirbelte herum, Nike schlang ihm einen Arm um seinen Hals. Er stammelte, bat und flehte. Nike hörte nicht hin. Sie sagten alle das gleich, bevor man sie umbrachte. Anstatt seinem Flehen zuzuhören, drückte sie ihren Arm nach unten und hörte ein befriedigendes Knacken. Sie ließ die Leiche fallen und schlenderte in Richtung der dritten Person. Sie zog sich unter Schmerzen das Messer aus dem Bein, als Nike bei ihm ankam. Sie lächelte ihn an, verdrehte sein Handgelenk und nahm ihm ihr Messer ab. Er kniff die Augen zusammen und Nike versenkte das Messer in seinem Hals.
Sie wischte die Klinge an der Uniform der am nächsten liegenden Leiche ab und verließ den Keller. Sie griff nach Phillipps Körper und erstarrte. Er lag zwei Meter von dem Punkt entfernt, an dem sie ihn abgelegt hatte. Sie lief zu ihm und sah, dass er atmete. Schwer, aber sie hörte und sah seine Atemzüge. Sie hob das Messer, brachte es in Position und stieß zu. Doch entgegen ihrer Erwartung fühlte sie kein Blut an den Fingern. Phillipp atmete immer noch und Nikes Hand mit dem Messer stand in der Luft. Sie vermochte dies nicht zu erklären. Sie beabsichtigte nicht ihn am Leben zu lassen. Doch ihre Hand stand weiterhin in der Luft. Sosehr sie sich bemühte die Klinge kam ihrem Ziel kein bisschen näher. „Was ist hier los? Warum lebt er? Was habe ich falsch gemacht? Und weshalb kann ich seinem Dasein jetzt kein Ende bereiten?“
Sie steckte ihr Messer weg und hob den Körper auf. „Wer weiß, was ich durch ihn sonst noch alles herausfinden kann?“, dachte sie. „Vielleicht ist es besser, ich behalte ihn fürs Erste.“
Phillipp Kausanioss wachte auf und wusste nicht, wo er war. Er lag auf einem Sofa in einem Zimmer, das er nie gesehen hatte. In einem Sessel, dem Sofa gegenüber, saß eine junge Frau. Sie hatte lange schwarze Haare und trug nur eine dunkle Hose und einen BH. Sie saß kerzengerade da, bewegte sich nicht und gab keinerlei Geräusche von sich.
„Wo bin ich hier, warum bin ich hier und wer sind Sie?“, fragte er.
„Sie sind in meinem Haus, weil sie gestorben wären, wenn ich ihre Wunde nicht verarztet hätte. Mein Name ist Nike“, sagte Nike.
Phillipp lehnte sich zurück.
Nike stand auf, ging in die Küche und kochte sich einen Tee. Sie öffnete das einzige abgeschlossene Fach und vergewisserte sich, dass alle ihre Gifte da waren, wo sie sein sollten. Danach ging sie in ihr Schlafzimmer und zog sich ein T-Shirt vom selben Schwarz an, das ihre Hose hatte.
Als sie mit ihrem Tee wieder in ihr Wohnzimmer kam, stellte sie fest, dass der Mann, den sie in der letzten Nacht hatte zu töten beabsichtigte, schlief. Sie verließ das Wohnzimmer und betrat erneut die Küche, nur diesmal mit einer Tasse Tee.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich weiß nicht, wie lange ich diesen Phillipp hierbehalte oder aushalte, aber ich weiß das es ihm nicht gefallen wird, wenn ich mich dazu entschließe, ihn doch umzubringen.“
Nike trat aus der Dusche. Phillipp lag noch immer auf dem Sofa. Er schlief wohl wieder. Nike konnte es ihm nicht verdenken. Er hatte vor wenigen Stunden nur knapp eine schwere Halsverletzung überlebt. Sie war zwar eher Expertin im nicht Überleben von Verletzungen, aber war sich sicher, dass es alles andere als erholsam war, fast an einer Verletzung zu sterben. Sie trat vor ihren Badezimmerspiegel und sah in ihr eigenes Gesicht. Sie strich sich ein paar nasse, schwarze Haare von der Wange und musterte ihre Augen. Eine ungewöhnlich dunkelgrüne Iris zog sich um ihre Pupillen. Sie strich sich mit einer Hand durchs Haar und schenkte ihrem eigenen Gesicht ein Lächeln. Sie lachte leise und öffnete die Tür.
Sie verließ das Bad und durchquerte auf dem Weg in ihr Schlafzimmer das Wohnzimmer. Sie legte die Hand auf die Klinke, die die Tür zwischen ihrem Schlafbereich und dem Wohnbereich öffnete, doch dann verharrte sie dort einen Augenblick.
„Starr nicht!“, sagte Nike. Sie hatte sich nicht umgedreht, wusste aber, dass Phillipp sie anstarrte. „Hast du nie eine nackte Frau gesehen? Oder warum starrst du mich die ganze Zeit an?“
„Ich ...“, begann Phillipp zu stammeln.
„Spar dir die Antwort“, sagte Nike, als die durch die Tür trat.
„Es ist mir egal. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich das durchaus bemerkt habe.“ Dann trat Nike durch die Tür und schloss sie hinter sich. Der Schlüssel drehte sich und die Tür war verschlossen. Nike schritt durch den Flur, der jetzt wieder von der Tür verborgen wurde, und betrat das Zimmer, das sich am Ende des Flurs befand. Es stand kaum was darin außer einem Bett. Eine versteckte Schiebetür verdeckte Nikes Kleiderschrank und das zweite Badezimmer des Hauses war durch einen offenen Durchgang vom Schlafzimmer getrennt, sodass man im Badezimmer alles sah, was im Schlafzimmer passierte und umgekehrt.
Nike trat ans Fenster. Die Wand, die vom Haus wegführte, war in diesem Zimmer fast komplett aus Glas. Sie legte ihre Hand an die Scheibe und fühlte, wie sich das kalte Glas an ihre Haut schmiegte, als ob sie zusammengehörten. Sie lehnte sich ganz an die kalte Oberfläche und spürte ein angenehmes Gefühl überall dort, wo das Glas ihre Haut liebkoste. Sie hatte kein Licht gemacht, weshalb der Raum im dunkeln lag. Eine herrliche Dunkelheit umgab sie. Das einzige Licht kam vom Mond und den Sternen.
Auch als Nike erwachte, war es dunkel. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Vier Uhr siebenunddreißig. Sie stand auf. Auch an diesem Morgen verzichtete sie darauf, ihr Schlafzimmer zu erhellen. Sie zog sich auch nichts an. Es gefiel ihr.
Sie verließ ihr Schlafzimmer und betrat das Treppenhaus. Auch hier war es dunkel. Genau wie im Rest des Hauses. Nike erklomm die Stufen und endete in einem Raum, der außer einer Leiter nichts beherbergte. Sie stieg die Leiter hinauf, öffnete die Falltür und betrat das Dach. Als Nike den Kopf in den Nacken legte, lächelte sie. Es war ungewöhnlich dunkel. Normalerweise wurde die Nacht von tausenden kleiner Lichter erhellt, doch an diesem Tag waren kaum welche zu sehen. Nike legte sich auf den Rücken und ließ ihren Blick über den Himmel schweifen.
Phillipp Kausanioss erwachte. Er war noch immer in Nikes Haus, doch dieses Mal war er allein. Er warf einen Blick auf die Tür, durch die sie gestern Abend verschwunden war und fragte sich, ob sie noch schlief. Er stand auf und zog sich an. Dann schlich er zur Tür und legte sein Ohr daran.
Nichts.
Er drückte vorsichtig die Klinke runter, doch die Tür war verschlossen. Genau wie er erwartet hatte. Phillipp überprüfte seine Taschen. Sie waren leer. „Diese Nike muss mir mein Zeug gestohlen haben“, vermutete er.
Er verließ das Zimmer durch einen Flur. Der Flur führte ins Treppenhaus und Phillipp stieg die Treppen hoch. Er wusste nicht, in welcher Etage er sich befand, aber er war sich sicher, dass sie hoch genug lag, um tödliche Verletzungen zu verursachen, sollte er auf die Idee kommen, aus einem Fenster zu klettern.
In der nächsten Etage fand er ein Arbeitszimmer vor. Ein Schreibtisch aus massivem Holz, stand im Zimmer. Phillipp erkannte einen PC und ein bisschen anderen Bürokram. Wer war diese Nike? Phillipp vermutete halbherzig, dass es sich bei Nike um den Attentäter handelte, der ihn zu töten versucht hatte. Andererseits war er sich in ihrem Haus und sie hatte ihn vor dem Tod durch eine schwere Verletzung bewahrt.
Bei seinem weiteren Rundgang entdeckte er ein Musikzimmer und eins, das so aussah, als wäre es zum Training gedacht. Nichts, was auf die Person schließen ließ, der das Haus gehörte, außer, dass sie allein wohnte, offenbar Musik machte und etwas für ihren Körper tat. Nichts Spannendes.
Er warf gerade noch einen Blick ins Arbeitszimmer, um herauszufinden, was Nike beruflich machte, das hörte er eine Stimme hinter sich. „Wer hat dir erlaubt, in meinem Haus herumzuschnüffeln?“
Phillipp zuckte zusammen und drehte sich um. Im Türrahmen lehnte die junge Frau mit den grünen Augen.
„Ich ... äh ...“, sagte Phillipp.
„Ich werde es dir sagen“, erwiderte Nike in scharfem Tonfall, „niemand!“
„Aber es war auch nicht rechtens mir meine Sachen zu klauen!“, rief Phillipp.
Zur Antwort zuckte ein Lächeln über Nikes Lippen. „Da hast du recht. Und was willst du jetzt tun?“
Phillipp schwieg. Nike lächelte erfreut. Er hatte die Situation richtig eingeschätzt.
„Nun“, sagte Nike, „du begleitest mich jetzt einfach ins Wohnzimmer und wir vergessen das ganze hier, okay?“
Er nickte.
„Warum bin ich eigentlich noch am Leben?“, fragte Phillipp plötzlich beim Essen.
Nike drehte leicht den Kopf in seine Richtung, wobei ihre Haare fast in ihren Teller fielen. Sie blinzelte und holte tief Luft, bevor sie antwortete. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe.“
„Aber ich bin mir sicher, dass du das hast. Du hast versucht mich umzubringen.“
„Wie kommst du auf die Idee?“, fragte Nike. „Wenn ich dich hätte töten wollen, warum lebst du dann noch?“
„Das frage ich dich“, sagte er. „Warum?“
Nike zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es auch nicht so genau.“ Dann stand sie auf. „Versuch gar nicht erst, von hier zu fliehen. Deine Wunde ist bisher nicht verheilt und du weißt nicht, wie du hier rauskommst. Also lass es bitte einfach.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand durch eine Tür.
Nike lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und stieß die Luft aus, die in ihrer Lunge war. Sie zog das Messer aus der Scheide an ihrem Bein und legte es auf ihren Nachttisch. „Was stelle ich mit ihm an?“, dachte Nike. „Ich will ihn nicht länger hier haben als unbedingt nötig, aber ich vermochte ihn im Keller nicht zu töten und hier schlug mein Versuch auch fehl. Weshalb?“
Sie entfernte sich von der Wand und fiel mehr in ihr Bett, als alles andere. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Die Uhr zeigte neun Uhr dreiundzwanzig an. Nike wusste nicht, was sie tun sollte. Ob sie überhaupt etwas tun sollte.
Kimberly Tipotaden stieß die Leiche vom Dach. An ihren Händen klebte kein Blut, doch sie hatte das Knacken seines Halses noch in den Ohren. Der Mann war schnell gestorben. Schnell und unkompliziert. Ein kräftiger Griff, eine schnelle, kraftvolle Bewegung ihrer Hände und er war tot. Kim sah seinem Körper nach, wie er in die Tiefe stürzte und auf dem Boden aufschlug. Sie strich sich eine Strähne ihrer Haare aus dem Gesicht, wandte sich vom Abgrund ab und verschwand.
Sie war zwar kurze Zeit mit dem Mann gegangen, den sie gerade tötete, aber sie bedauerte seinen Tod kaum. Er hatte sie zu oft verletzt, zu oft betrogen. Die kalte Nachtluft strich ihr über die Wange. Sie wollte nicht zurück. Nicht wieder in die Wohnung, die sie mit ihm geteilt hatte. Nichts.
Sie lief davon. Ohne zu wissen, wohin sie lief. Ohne darüber nachzudenken, in welche Richtung sie lief. Das Einzige worauf sie achtete, war den Dachfirst nicht zu verfehlen, um nicht in die Tiefe zu stürzen.
Sie sprang in ein offenes Dachfenster, rannte die Treppe des Hauses runter und verließ es durch die Tür.
„Was jetzt?“, fragte sie sich. Kim hatte kaum Geld dabei, ihr Handy lag auf ihrem Nachttisch und ihr Schlüssel würde ihr auch nicht weiterhelfen.
Es war hell. Trotz der Nacht waren überall Lichter. Kurz war sie versucht, jemanden auszurauben, um genug Geld für ein Hotelzimmer zu haben, doch sie ließ es bleiben. Sie hatte getötet und würde es wieder tun, wenn es sein musste, aber sie verspürte nicht die geringste Lust, jemanden zu überfallen.
Sie tat es schließlich doch. Sie begnügte sich mit dem Geld der Frau.
Kim schlenderte weiter durch die Stadt und blieb erst vor einem Haus mit Garage stehen. Es war dunkel und Kim betrachtete das Haus ziellos.
„Suchst du irgendwas?“, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr.
Kim drehte sich um, aber sie sah in der Dunkelheit nichts. Niemanden, der das gesagt haben könnte, bis ihr Blick nach oben wanderte. Sie sah zwei Augen, die sie aus dem Baum musterten. „Nein“, sagte Kim, „ich suche hier nichts.“
„Und warum schnüffelst du dann hier rum?“, fragte die Stimme.
„Ich könnte genau so gut fragte, warum du im Baum sitzt.“
Etwas löste sich aus dem Baum und eine junge Frau landete neben ihr. „Ich saß deinetwegen dort“, sagte die Frau. „Weil du mein Haus inspiziert hast. Wer bist du und weshalb bist du hier?“
Kim sah die Frau an. „Die Echte oder die unechte Geschichte?“
Die grünen Augen der Frau fokussierten sie. „Sehe ich aus, als würde ich mir gerne erfundene Geschichten von fremden Leuten anhören?“
Kim runzelte die Stirn. „Was geht in mir vor, dass ich einer wildfremden Frau die echte Geschichte erzähle? Was, wenn sie sofort die Polizei ruft?“, dachte sie. Ja, was dann?
„Wirds bald?“, fragte die Frau leicht ungeduldig. Kim holte tief Luft, checkte mit den Augen die Fluchtwege und erzählte.
Sie gab preis, dass sie ihren Partner ermordet hatte und sagte, dass sie seitdem ziellos durch die Stadt streift, in der Hoffnung, die Polizei möge sie nicht finden.
Die Frau lächelte. Und sagte dann etwas, mit dem Kim nicht gerechnet hatte: „Ich könnte dir da behilflich sein.“
Sie ging zur Tür, öffnete diese und bedeutete Kim ihr zu folgen. Sie führte sie in ein Wohnzimmer, in dem zwei Sessel standen. Auf einem Sofa daneben schlief ein Mann. Sie durchquerten das Zimmer und verließen es durch eine Tür am anderen Ende. Hinter der Tür lag ein Flur, durch den sie in ein Schlafzimmer kamen. Dort stand ein Stuhl. Die Frau bot Kim den Stuhl an. Sie selbst setzt sich aufs Bett.
„Also“, sagte die Frau, „wer bist du?“
Kim überlegte kurz, ob sie einen falschen Namen angeben sollte, entschied sich dann aber dagegen. „Ich heiße Kimberly Tipotaden, werde aber Kim genannt.“
Die Frau nickte. „Hallo Kim, mein Name ist Nike.“
Nike war ein paar Zentimeter größer als Kim. „Weshalb hast du mir geholfen?“
Nike lächelte und warf einen Blick in Kims blaue Augen mit dem gelben Kreis um die Iris. „Weil du meine Hilfe brauchtest.“
„Und der Mann, der auf dem Sofa lag? Ist es dein Mann?“
Nike schüttelte den Kopf und schenkte Kim ein Lächeln.
„Stellst du dich bitte einmal hin?“, forderte Nike Kim auf.
„Und heb deine Arme.“
Sie tastete Kim ab, schob ihre Hand hinten in ihren Hosenbund und zog das Messer heraus, das Kim dort versteckt hatte. Sie legte es auf den Tisch.
„Du schläfst heute Nacht hier“, sagte Nike und holte eine Matratze aus einer Art Abstellkammer. Sie legte es in die Ecke und zog sich aus.
Kim betrachtete, wie Nike ihr Shirt auszog und einen BH freilegte. Sie lächelte und trat auf sie zu. Nike zuckte zusammen als Kim sie berührte, doch sie ließ ohne Widerwillen zu, dass Kim ihr den BH auszog. Sie schenkte ihr ein Lächeln und legte die Arme um Kim. Es war gegen ihre Gewohnheiten Menschen, die sie kaum kannte zu berühren, doch als Kim sie an sich zog und ihre Lippen auf Nikes drückte, fühlte es sich gut an. Es fühlte sich richtig an. So als hätten ihre Lippen auf dieses Zusammentreffen schon lange gewartet. Nikes Hände glitten unter Kim Shirt und schoben es zwischen zwei Küssen über ihren Kopf. Kim ließ sich nach hinten fallen und Nike ließ Kim Shirt los, bevor sie zusammen auf dem Bett landeten. Eine weitere Berührung ihrer Lippen, bevor sie sich ihrer Hosen entledigten.
Einige Zeit später lagen sie am Fenster. Halb neben- halb übereinander. Das kalte Glas schmiegte sich an ihre Haut, als hätte es auf sie gewartet. Kim kniete sich aufrecht ans Fenster. Ihre Vorderseite berührte fast vollständig das Glas. Der einzige Punkt, an dem ihre Haut warm liebkost wurde, war die Stelle, an der Nikes Hand lag.
Ein Kuss auf den Hals, einer auf den Mund. Kim wusste nicht, wann ihr zuletzt eine Nacht derart gefiel. Es war lange her. Doch jetzt hatte Kim nicht die Absicht, es erneut eine solche Zeitspanne zu unterlassen. Sie wollte mehr. Sie drehte sich um, sodass ihr Rücken am Fenster war. Und Nike ließ sich darauf ein.
Als der Morgen anbrach, lagen die beiden am Fenster. Nike drückte einen Kuss auf Kims Lippen und Kim erwachte. Nike erhob sich, doch Kim hielt sie fest. „Bleib ...“, flüsterte Kim, doch Nike unterbrach sie, indem sie ihr einen Kuss auf den Mund drückte. „Komm mit“, sagte sie und Kim folgte ihr.
Nike, Kim und Phillipp saßen am Tisch und aßen. Es war keine Unterhaltung im Gang, jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Phillipp schien kaum Hunger zu haben, denn er stocherte etwas lustlos in seinem Essen herum. Kim drückte Nike einen Kuss auf den Mund, als sie den Tisch abgeräumt hatten, woraufhin Phillipp etwas beschämt zur Seite guckte. „Willst du auch einen Kuss haben?“, fragte Kim.
Phillipp erwiderte nichts, Kim nahm es trotzdem als ja und küsste ihn ebenfalls. Er guckte etwas verwundert, so als hätte mit allem gerechnet, nur damit nicht und schenkte Kim ein Lächeln. „Ich kenne dich kaum.“
Kim lächelte zurück. „Das beruht auf Gegenseitigkeit, doch es lässt sich recht leicht ändern.“
Während Kim und Phillipp sich miteinander bekannt machten, stand Nike auf. Sie verließ den Raum und hörte ein Lachen, als sie durch die Tür trat. Sie wollte niemandem im Weg stehen, aber sie fürchtete sich insgeheim etwas davor zu Kim und Phillipp zurückzukehren. Sie würde es akzeptieren, wollte aber nicht wiederkommen, während sie herumknutschten oder Sex hatten. Wobei Ersteres weniger schlimm wäre als Letzteres. Sie gestand es sich nur schwer ein, aber bei ihren Vorstellungen, wie sie die beiden bei ihrer Rückkehr antreffen könnte, lösten bei ihr eine Art Eifersucht aus.
Sie streifte durchs Haus, bis sie ein Geräusch hörte und zu den Anderen zurücklief. Kim und Phillipp hatten das Geräusch ebenfalls vernommen. „Was war das?“, fragte Phillipp.
Nike lächelte nicht, als sie sagte: „Das klang wie die Tür.“ Nike drehte sich zu Kim. „Hast du irgendwelche Waffen dabei?“
Kim zog ein Messer. „Nur das hier.“
Nike nickte. „An meine Waffenkammer kommen wir nicht dran, die liegt im Keller. Wir können nur nutzen, was hier ist.“
„Es scheint jemand zu kommen“, bemerkte Phillipp. „Wer ist das?“
Nike zuckte mit den Schultern. „Genau weiß ich es nicht, aber so wie sie sich hier Zugang verschafft haben, werden es keine Freunde sein.“ Nike rannte in die Küche und holte einige Messer. Zwei davon drückte sie Phillipp in die Hand. „Gehe ich recht in der Annahme, dass du die zum Angreifen verwenden kannst?“
Phillipp nickte unsicher. Nike warf Kim ein weiteres Messer zu. Sie fing es geschickt aus der Luft. Sie hielt es gerade sicher in der Hand, als die Tür aufflog und einige Personen hereinstürmten. Sie richteten ihre Waffen auf Nike, Kim und Phillipp. „Hände hoch und Messer fallenlassen!“
Nike ließ eins ihrer Messer fallen und kickte es in der Luft in Richtung ihrer Angreifer. Zwei von Ihnen hechteten zur Seite, um der Klinge zu entgehen, und diese Situation nutzte Kim zum Angriff. Ein Schuss verfehlte sie und bevor der nächste abgegeben wurde, stach sie mit einem ihrer Messer zu. Die Klinge verfehlte den Hals, doch ihr Arm brachte den Angreifer ins Straucheln. Sie wirbelte herum und warf das andere Messer auf einen Arm, dessen Waffe auf Phillipps Kopf gerichtet war. Sie packte den Kopf des Taumelnden und rammte ihm die Stirn ins Gesicht. Er ging zu Boden und Kim wurde von einem Schuss gestreift. Nike entwand einem die Waffe, drückte ab und lief auf den Flur. Sie rannte die Treppe hoch und hörte, dass sie ihr folgten.
Kim warf sich unterdessen zu Boden, rammte ihr verbliebenes Messer in ein Bein, sprang wieder auf und griff an. Sie packte den Kopf und verdrehte ihn. Mit einem Knacken des Halses fiel der Mann zu Boden. Der erste Tote. Das hatte sie nicht geplant, aber sie war darauf vorbereitet. Sie sprang einen weiteren der Angreifer an. Diesmal war es eine Frau. Sie stürzten zusammen zu Boden und rollten übereinander, in dem Versuch die Oberhand zu gewinnen. Kim hörte Schüsse. Sie sah kurz eine auf sie und die Frau gerichtete Waffe. Ein weiterer Schuss und die Frau erschlaffte. Kim sprang auf und sah, wie Phillipp unbeholfen mit einem Messer nach jemandem stach. Ein Schuss und es lag am Boden. Phillipp sprang auf, rannte an allen vorbei und aus dem Raum. Kim war nun allein mit vier bewaffneten Angreifern. Sie drehte sich um und schlug die Tür zum, als sie aus dem Raum rannte. Sie folgte Phillipp nach oben.
Nike trat einem Angreifer gegen die Brust, woraufhin er zurückwich. Sie trat in eine Kniekehle und verpasste einen Schlag an die Schläfe. Als ein Mann auf sie zu rannte, trat sie zur Seite und zog ihn an sich vorbei. Er knallte gegen das Geländer und blieb liegen. Drei Angreifer lagen am Boden oder kämpften um einen festen Stand. Die anderen drei griffen geschlossen an. Nike entging einem Tritt nur knapp. Dem nachfolgenden Schlag konnte sie allerdings nicht ausweichen. Er traf sie in den Bauch, Nike taumelte nach hinten, ein weiterer Schlag traf sie und ein Tritt schickte sie zu Boden. Nike blickte in die Mündung einer Waffe, die gerade geladen wurde, als sie alle gleichzeitig herumwirbelten. Ein Schuss. Nike erhob sich schwerfällig. Ein weiterer Schuss und ein Schrei. Sie sah Kim, die in der Luft herumwirbelte und ihren Fuß, der einen der Männer zu Boden schickte. Dann landete sie wieder und verschwand aus Nikes Blickfeld. Sie wankte zum Geländer und stützte sich daran ab. Sie hörte Kim schreien, stieß sich vom Geländer ab und sprang.
Sie landete in einem der Männer und sie stürzten beide zu Boden. Der letzte Gegner, eine Frau, ließ Phillipp mit einem Schlag zurückweichen. Er versuchte sie anzugreifen, doch sie wich aus und trat ihm die Beine weg. Er stürzte und sie trat ihm gegen den Kopf. Nike hatte die Oberhand verloren und versuchte die Schläge zu parieren, die auf sie niedergingen. Kim donnerte ihrem Kontrahenten eine rein, er stürzte und stand nicht mehr auf. Sie versetzte Nikes Gegner einen Tritt, hob seinen Kopf an und knallte ihn auf den Boden.
Phillipps Gegnerin stürzte und Phillipp kam auf Kim und Nike zu. Kim öffnete den Mund, um zu schreien, doch da traf die Kugel Phillipp in den Rücken und er stürzte nach vorne. Kim stieß einen Schrei aus, als er starb. Sie sprang auf die Frau zu, trat ihr an den Kiefer und die Frau taumelte stöhnend zurück. Kim brach ihr das Genick und die Frau fiel auf den Boden. Dann kniete sich Kim neben Phillipps Leiche. Nike stellte sich hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie sagte nichts und Kim war dankbar dafür. Sie wollte sich nicht unterhalten. Sie stand auf, schlang die Arme um Nike und weinte. Sie hatte ihn kaum gekannt, doch er hatte ihr was bedeutet. Nike teilte dieses Empfinden nicht. Ihr ging sein Tod ähnlich nah, wie der der Menschen, die sie umgebracht hatte. Doch auch Nike war betrübt. Es kümmerte sie nicht, dass Phillipp tot war, doch Kims Trauer steckte sie an. Sie zog Kim an sich und sie drückte einen Kuss auf Nikes Mund.
Nike und Kim ließen die Toten und Verwundeten liegen. Sie gingen nach unten und versorgten ihre Verletzungen. Kim hatte einen Streifschuss abbekommen. Keine lebensgefährliche Verletzung, aber eine um die man sich kümmern sollte.
Nike selbst hatte keine offenen Wunden, aber sie hatte ein paar üble Treffer abbekommen.
Einige Stunden später, als Nike und Kim sich versorgt, gewaschen und getrocknet hatten, setzten sie sich in Nikes Schlafzimmer auf den Boden.
„Wir können nicht hierbleiben“, sagte Kim. „Wer immer diese Leute hergeschickt hat, wird sich irgendwann erkundigen, was aus seinen Soldaten und uns geworden ist.“
Nike nickte. „Wir bewaffnen uns, packen und morgen geht es in aller Frühe los. Mein Auto ist einsatzbereit.“
„Du erwähntest eine Waffenkammer“, sagte Kim.
Nike nickte erneut. „Sie ist im Keller. Dort bewahre ich die meisten meiner Waffen auf. Außerdem können wir die der Eindringlinge verwenden.“
Am nächsten Morgen verließen Kim und Nike in aller Frühe das Gelände. Nikes Pick-up schlich durch die Nacht. Kim saß auf dem Beifahrersitz und versuchte etwas Ordnung in ihre Frisur zu bringen. Sie hatte keine Zeit gehabt sie zu ordnen, weshalb ihre roten Haare ungeordnet und ungepflegt aussahen. Nikes Frisur sah hingegen aus wie immer. Ihre Haare hingen lang, schwarz und glatt herunter.
Beide Frauen schwiegen. Kein Wort wurde gewechselt, bis Nike den Pick-up auf den Parkplatz eines Hotels lenkte. Sie stiegen aus und checkten ein. Nike fiel ins Bett und schlief fast umgehend ein, während Kim bis tief in die Nacht weinte.
Nike erwachte. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war kurz nach drei. Draußen war es stockfinster. Durch den Spalt unter der Tür drang etwas Licht ins Zimmer. Nike hörte Kim neben sich atmen. Tief und gleichmäßig. Ein Geräusch erklang vor der Tür. Nichts Beunruhigendes. Sie waren in einem Hotel in der Nähe der Autobahn, hier kamen die ganze Nacht über Leute an. Doch die Geräusche verstummten nicht, sie bewegten sich auch nicht von der Tür weg. Ein Klicken, und die Klinke senkte sich. Die Tür wurde langsam und vorsichtig geöffnet. Nike sprang in ihre Kleider und stieß Kim an. Diese öffnete schwer die Augen. „Was ist los?“, fragte Kim verschlafen.
Nike zeigte auf die Tür. Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür und Nike lud ihre Pistole. Leute kamen herein. Die Uniformen, die sie trugen, ähnelten denen, die die Leute in Nikes Haus getragen hatten. „Verdammt“, fluchte Nike und drückte ab. Der Knall zerriss die Stille der Nacht. Das Feuer wurde erwidert. Nike schoss noch zweimal auf die Angreifer. Kims Messer schnitt in einen Arm und er ließ seine Waffe fallen, als er fluchend zurückwich. Nike duckte sich unter einer Waffe durch und trat dem Mann ein Bein weg. Er stolperte nach vorne, als eine Frau Nike ansprang und sie beide zu Boden gingen. Kim versenkte das Messer der Brust eines Angreifers und er starb. Sie hechtete nach hinten, um einem Schuss auszuweichen, verlor dabei aber ihr Messer. Nike donnerte der Frau eine rein und sprang auf. Eine Faust traf sie und sie taumelte in die Wand. Kims Fuß traf einen am Kinn, woraufhin er stürzte und nicht wieder aufstand. Nike packte den Kopf des, ihr am nächsten stehenden, und donnerte ihm die Stirn ins Gesicht. Blut schoss aus seiner Nase und taumelte nach hinten. Nike hörte, wie eine Waffe geladen wurde, und drehte sich um. Kim stand da. Jemand hatte ihr einen Arm um den Hals gelegt und hielt ihr eine Waffe an die Schläfe.
„Gib auf!“, verlangte eine Stimme.
Nike lud nach und platzierte eine Kugel zwischen den Augen neben Kims Kopf. Ein paar weitere Schüsse auf die Leute und den Moment, den sie abgelenkt waren, nutzte sie. Sie schob Kim ein Messer zu. „Versteck es“, formte sie mit den Lippen. Dann wandte sie sich um, zerschoss die Scheibe, warf ihre leere Waffe weg und sprang.
Als der Schreck vorüber war, war Nike verschwunden. Kim kniete noch an Ort und Stelle. „Was machen wir jetzt mit ihr?“, fragte eine Frau einen Mann. Dieser Mann schien der Befehlshaber zu sein. „Wir nehmen sie mit. Du und du“, er zeigte auf zwei, „verfolgt die Andere und bringt sie zu mir. Lebend.“
Nike trat das Gaspedal ihres Wagens durch und raste auf die Autobahn. Erst nach einigen Kilometern fiel ihr das Fahrzeug auf, das ihr folgte. Sie fuhr an der nächsten Ausfahrt raus und sah, dass ihre Verfolger geradeaus weiterrasten.
Nike fuhr den restlichen Tag weiter. Als sie ausstieg, sah sie das Meer. Sie war in einer kleinen Hafenstadt. Die einzige Unterkunft vor Ort war ein schäbiges Haus, das unten eine Kneipe und darüber eine Etage mit drei Zimmer hatte, in denen Leute schlafen konnten, wenn sie genug bezahlten.
Nike buchte sich in einem der Zimmer für eine Nacht ein, brachte ein paar Sachen hoch und setzt sich dann an einen Tisch in der Kneipe.
Kim steckte das Messer ein und wurde weggebracht. Sie sah kurz einen Wagen, dann wurde sie hineingeworfen und die Tür schlug zu. Ihre Hände waren gefesselt. Die Handschellen lagen kühl auf ihrer Haut. Sie kam nicht an ihr Messer und hatte auch sonst nichts, was ihr dabei geholfen hätte, ihre Handschellen loszuwerden. Sie versuchte aufzustehen, fiel aber wieder hin, da sich das Auto bewegte. Außer ihr befand sich nur eine Person im Kofferraum. Der Raum war groß, genau wie das Auto. Die Frau war nicht gefesselt. Kim ging daher davon aus, dass es sich um eine Wache und nicht um eine Bewachte handelte. Dass sie bewaffnet war, überzeugte sie am Ende.
Nach ein paar Stunden war Kims Mund trocken und sie hatte Hunger. Alle hatten unterwegs was gegessen. Der Wache brachten sie etwas, die anderen waren raus gegangen, um was zu essen. Nur Kim hatte Hunger. Sie hatte nach Wasser gefragt, als Antwort aber nur einen Tritt in die Seite erhalten. Sie fragte sich, wohin sie unterwegs waren. Wer diese Leute geschickt hatte, warum und vor allem verzehrte sie sich nach dem Wissen, ob Nike noch lebte. Sie vermutete es, da der Anführer gesagt hatte, dass er sie lebend wollte, aber sicher war sie sich nicht. Die Tür öffnete sich und Kim wurde herausgezerrt. Sie wurde in eine Kiste geworfen und selbige wurde zugeklappt.
„Entweder ist mein Leben hier zu Ende oder wir wechseln nur das Transportmittel“, dachte sie, während sich die Kiste in Bewegung setzte.
Kurz darauf wurde es laut. Ein großer Motor wurde gestartet und dann bewegten sie sich wieder. Kim rutschte an den Rand der Kiste und wusste, dass sie in einem Flugzeug war. Ihre Hände waren immer noch gefesselt und sie konnte sie nicht genug bewegen, um sich ein paar roten Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit sie sie von Nike getrennt hatten. Hatte keine Ahnung, wo sie war, und wusste nicht, ob Nike lebte. „Wenn sie tot ist, werde ich hier alle umbringen“, dachte sie.
Nike aß. Ihre Verfolger waren nicht wieder aufgetaucht. Sie hatte sie abgehängt. Ein Mann setzt sich zu ihr an den Tisch. „Ist das ok?“, fragte er.
Nike nickte stumm. Es war ihr gleich, ob er an ihrem Tisch saß oder nicht.
„Darf ich fragen, wie Sie heißen?“, fragte der Mann.
„Wenn Sie nicht um Erlaubnis gefragt hätten, müsste ich mir eine Frage weniger anhören“, entgegnete Nike.