Wenn Märchenprinzen lästig werden ... - Evelyn Holst - E-Book

Wenn Märchenprinzen lästig werden ... E-Book

Evelyn Holst

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Beschreibung

Manche Frösche kann frau küssen soviel sie will, es wird kein Prinz daraus. Und viele Märchenprinzen verwandeln sich unversehens in Frösche zurück. Dennoch: Die Sehnsucht nach einem, den wir lieben könnten, bleibt. Evelyn Holst und Peter Sandmeyer haben nachgefragt, wie allein lebende Frauen denken, fühlen, was sie sich wünschen und was sie genießen. Dabei zeigt sich, dass allein leben nicht unbedingt heißt, ohne Männer zu leben und männerlos leben sehr in Ordnung sein kann. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

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Evelyn Holst | Peter Sandmeyer

Wenn Märchenprinzen lästig werden ...

Die neue Leichtigkeit männerloser Frauen

FISCHER E-Books

Inhalt

Nimm Platz am Tisch, [...]EinleitungMantraFrauen gehört die ZukunftModerne Hirnforschung beweist: Sie sind den Männern überlegenSehnsucht nach dem Partner – Angst, die Freiheit zu verlierenWie Frauen ohne Männer leben«Die Vorstellung, Singles sind arme Kreaturen, ist Unsinn»Gespräch mit der Berliner Psychologin Eva Jaeggi, die seit Jahren die Lebenswirklichkeit Alleinlebender in Deutschland aus psychologischer Sicht untersucht«Ich bin wie ein Hund, der seinen Knochen nicht wieder loslässt» Singlefrauen erzählen ihre GeschichtenKarina B., 49, Geschäftsfrau«Ein Mann mit Puschen geht nicht fremd»Marianne K., 37, Fotografin«Ein Callboy? Nur für den Notfall»Sabine, 51 Jahre, Lehrerin«Das ist jetzt mein Altenteil»Erika H., 47, Agenturangestellte«Ich brauche keinen Mann mehr für mein Leben»Mareike O., 63, Berufsschullehrerin«Wenn ich unruhig werde, gehe ich in Swingerclubs»Thalea Z., 50, Psychologin«Der Detektiv hängte ein Mikro in den Schornstein»Dorothee S., 45, BauunternehmerinBleiben oder gehen?Die schwierige Alternative, wenn die Liebe schwindet«Am Anfang wollte ich einfach nur sterben»Die Katastrophe der verlassenen Frau – erste Hilfe in der schlimmsten LebenskriseDie vier Säulen Ihres neuen LebensTrennung ist kein Endpunkt, sondern eine Chance«Irgendwann ziehen die Typen die Daumenschrauben an»Caroline M., 35, PR-Frau«Meine Freiheit empfinde ich als Fluch»Vera C., 37 Jahre, Journalistin«Wahrscheinlich bin ich die ideale Geliebte»Nina W., 43, Arzthelferin«Wozu brauche ich denn einen Ehemann?»Antje B., 42, Anzeigenverkäuferin«Oft ist ein Mann doch nur ein Klotz am Bein»Mariele L., 33, Bürokauffrau«Ich habe gelitten wie mit 15»Olga R., 52, Bankangestellte«Waschlappen pflastern meinen Weg»Gaby B., 60, Immobilienmaklerin«Manchmal habe ich einen echten Hass auf Paare»Strategien für die richtige Suche nach dem richtigen MannSag mir, wo die Männer sindWarum es selbst bei großem Angebot so schwierig ist, den Richtigen zu findenKind ja, Mann nein – wie geht das?Samenbanken in Dänemark und den Niederlanden können helfen«Mich törnt Lachen ungeheuer an»Was Männer an Frauen anzieht und abstößt – ein Kneipengespräch«Ich wartete auf den Prinzen, der die Dornenhecke durchhaut»Regina R, 64, Einzelhandels-Filialleiterin«Bei Streit fühlte ich mich immer schuldig»Kristin S., 50, Hausfrau«Rotwein, ein neues Buch, und ich bin glücklich»Maria L., 52, Lehrerin«Ich will keinen Mann nur fürs Bett»Marianne E., 43, Hausfrau«Zuerst war ich verletzt, dann musste ich lachen»Sabine G., 44, Geschäftsfrau«Jetzt bin ich lieber eine vertrocknete Primel»Sabine W., 50 Jahre, Optikerin«Sich wieder wie 14 zu fühlen – das ist doch toll»Annemone W., 44, kaufmännische AngestellteÜbertreiben Sie nicht und lesen Sie alle BriefeDie erfolgreichen Regeln für Kontaktanzeigen und für die Partnersuche im InternetAmor ist ein schlechter RatgeberListen Sie Ihre eigenen zehn Beziehungsgebote auf«Ich finde meinen Mann – jetzt»Seminare für weibliche unfreiwillige Singles helfen, Barrikaden zu überwindenLieber Peter, du bist ein Auslaufmodell Evelyn Holst schreibt an ihren MitautorLiebe Evelyn, ich bin ein Zukunftsmodell Peter Sandmeyer schreibt an seine MitautorinMein MantraInfosLiteraturempfehlungen:Seminare für weibliche unfreiwillige SinglesEmpfehlenswerte Partnerbörsen im Internet:

Nimm Platz am Tisch, du hast ihn doch gedeckt.

Von heute ab wird auch die das Kleid tragen, die es genäht hat.

Heute, mittag um zwölf Uhr

Beginnt das goldene Zeitalter.

 

BERTOLT BRECHT

Einleitung

Wie die meisten Frauen, denen Ähnliches passiert, traf Maike W. der Satz ihres Mannes Thomas wie ein böser Blitz aus blauem Himmel: «Schatz, ich verlasse dich. Ich liebe eine andere.» Maike ist Mitte vierzig, erfolgreiche Unternehmerin, sieht bei günstigem Licht zehn Jahre jünger aus, ihre Kinder sind erwachsen.

Natürlich ist die Nachfolgerin jünger, blonder, schöner als sie und hat nicht die geringsten Skrupel. (Manchmal ist sie weder jünger noch schöner, und das ist genauso schlimm.)

Natürlich folgen: Tränen, Wut, Verzweiflung, Trauer, Selbstzweifel, Krise.

Natürlich sagt dann irgendjemand den Satz: «Loslassen ist wieder zwei Hände frei haben.»

Und natürlich kann Maike mit diesem Satz überhaupt nichts anfangen.

Es war in dieser Krise, als wir zusammensaßen und beratschlagten.

«Ein neuer Mann muss her», sagte Peter.

«Warum ein neuer Mann?», fragte Evelyn, «warum nicht ein neues Leben?»

«Ganz einfach», sagte Peter, «eine Frau ohne Mann …»

«Ist wie ein Fisch ohne Fahrrad, meinst du», sagte Evelyn. «Das ist doch blöd.»

«Aber es ist doch so», sagte Peter, «wir müssen nur den Richtigen für Maike finden.»

Leicht gesagt, schwer getan. Ein neuer Mann. Ungebunden sollte er sein, aber bindungswillig.

Sensibel, aber nicht neurotisch. Kein Sozialfall. Einfach nur ein ganz normaler Mann.

Laut Statistik kein Problem. Da kommen 52 allein lebende Männer auf 48 allein lebende Frauen. Aber wo sind sie, die Männer, auf die eine Frau jenseits der dreißig zurückgreifen kann, wenn sie nicht allein leben will?

An Evelyns und Peters Stammtischen wurde das Problem erörtert. «Schwul», sagten die Frauen, «Muttersöhnchen oder Alkoholiker.» «Irgendwo in der Weite der Prärie oder des Ozeans», sagten die Männer, «allein mit ihrem Pferd oder ihrem Boot, auf der Flucht vor Frauen.» Vermutungen, keine Antworten. Die Frage blieb – wo waren die Kerle, wenn eine Frau sie brauchte? Warum kennen wir jede Menge attraktiver, erfolgreicher Frauen, die auf Männersuche sind, aber so gut wie keinen Mann, der auf Frauensuche ist? Denn wenn es ungefähr gleich viele Frauen ohne Männer wie Männer ohne Frauen gibt, weshalb finden sie nicht einfach zusammen?

Sagt uns, wo die Männer sind, wo sind sie geblieben?

Es verging einige Zeit, bis wir Maike wiedersahen. Sie kam gerade von einem Tauchurlaub auf den Malediven, hatte zehn Kilo abgenommen und sah blendend aus. Gut gelaunt erzählte sie von einem Abendessen, zu dem sie eingeladen war, allein, und bei dem sie zum ersten Mal seit Jahren wieder als eigenständige Person und nicht als Anhängsel eines Mannes wahrgenommen worden war. «Sie haben mir alle zugehört – mir!»

«Was macht die Suche nach dem neuen Mann in deinem Leben?», fragte Peter.

Maike machte eine abwehrende Handbewegung. «Ich suche im Augenblick nicht.»

«Willst du denn keinen mehr?», fragte Peter.

«Vielleicht», sagte Maike, «vielleicht auch nicht.»

«Brauchst du denn keinen?» Peter schien jetzt irritiert.

«Nein», sagte Maike und lächelte, «ich brauche keinen Mann. Es geht mir gut mit mir allein. Ist das nicht wunderbar?»

Evelyn und Peter saßen zusammen. Peter kämpfte mit Ratlosigkeit.

«Sind wir verzichtbar?», fragte er, «geht es euch besser ohne uns?»

«Mal so, mal so», sagte Evelyn, «wichtig seid ihr schon, aber nicht überlebenswichtig.»

Wieder wurden die Stammtische konsultiert.

«Die spinnen, die Frauen», sagten die Männer, «natürlich brauchen sie uns.»

«Die spinnen, die Männer», sagten die Frauen, «natürlich brauchen wir sie nicht.»

Tatsache ist: Es stimmt, dass manche Männer ihre Frauen verlassen. Aber viel öfter verlassen Frauen ihren Mann. Statistisch gesehen, gehen die meisten Trennungen und Scheidungen von Frauen aus. Meist nicht, weil sie einen Jüngeren gefunden haben, sondern weil sie lieber allein als mit dem einstmals gewählten Märchenprinzen leben wollen. Alles andere – nur nicht mehr das.

Schon immer gab es Frauen, die lieber allein als im Duopack lebten. Aber nie gab es mehr allein lebende Frauen als heute. Früher harrten die meisten Frauen in ihren Ehen aus, egal wie unglücklich sie waren, weil sie sich selbst finanziell nicht hätten durchbringen können. Das hat sich gründlich geändert.

Wie gut leben Frauen ohne Männer? Wie leben sie überhaupt? Wie glücklich sind sie, was vermissen sie, und was möchten sie nicht mehr missen? Wo machen die Gefühle dem Verstand einen Strich durch die Rechnung, und gibt es Lebensglück auch ohne eheähnliche Bindung? Gibt es sie, die neue Leichtigkeit männerloser Frauen?

In diesem Buch kommen die unterschiedlichsten Frauen zu Wort. Gemeinsam haben sie auf den ersten Blick nur eins: Sie leben ohne Mann.

Frauen, die allein leben, erfahren zweierlei:

1. Du bist nicht allein.

2. Es gibt ein Glück jenseits vom Mann, ergreife es!

Und Frauen, die vor der Entscheidung stehen, ob sie sich trennen oder mit ihrem Partner zusammenbleiben sollen, finden hier hoffentlich eine Entscheidungshilfe und einen Rat, den sie gebrauchen können.

Auf jeden Fall wird eines deutlich: Die einzig seligmachende Lebensform gibt es nicht. Beide Lebensformen – Ehe oder feste Partnerschaft unter einem Dach und das Alleinleben – haben positive und negative Seiten. Beide Lebensformen sind gleich weit verbreitet. Und in jeder können Frauen glücklich werden.

Das Ergebnis? Das Märchen wird wohl umgeschrieben werden müssen:

Eine Frau geht durch den Garten, als ihr ein Frosch über den Weg hüpft. «Rette mich», ruft der Frosch, «ich bin verzaubert. Wenn du mich küsst, werde ich wieder ein wunderschöner Märchenprinz, wir beide können heiraten und jeden Tag dreimal Sex miteinander haben. Also rette mich, küss mich!» Die Frau nimmt den Frosch, steckt ihn in ihre Tasche und setzt ihren Spaziergang fort. «Hast du mich nicht verstanden», ruft der Frosch empört, «ich bin ein Märchenprinz und will dich heiraten und jeden Tag Sex mit dir haben!»

Die Frau lächelt und sagt: «Ach, weißt du, ein sprechender Frosch ist mir viel lieber.»

Mantra

Eine Frau braucht keinen Mann.

Eine Frau braucht keinen Mann, um beschützt zu sein.

Eine Frau braucht keinen Mann, um versorgt zu sein.

Eine Frau braucht keinen Mann, um anerkannt zu sein.

Eine Frau braucht keinen Mann, um befriedigt zu sein.

Eine Frau braucht keinen Mann, um komplett zu sein.

Eine Frau braucht keinen Mann, um stark zu sein.

Eine Frau braucht keinen Mann, um glücklich zu sein.

Auf der Suche nach einem Mann muss die Frau zuerst sich selbst finden.

Sobald sie sich gefunden hat, wird sie auch den Mann finden.

Frauen gehört die Zukunft

Moderne Hirnforschung beweist:Sie sind den Männern überlegen

Es ist gerade mal zwanzig Jahre her, dass es bei den Berliner Philharmonikern, dem renommiertesten Orchester Deutschlands, zu einem schweren Konflikt kam. Anlass: Herbert von Karajan hatte die Stelle einer Solo-Klarinette gegen den Willen der Orchestermänner mit einer Frau besetzt. Heute sitzen vor dem Dirigentenpult sechzehn Frauen, als Solistinnen sind sie selbstverständlich, bei Probespielen setzen sich mehr Frauen durch als Männer, und an den Hochschulen und Orchester-Akademien haben sie längst die Mehrheit. «Frauen», sagt die Geigerin Eva-Maria Tomasi, «sind heute ehrgeiziger als viele Männer.»

Und besser. Instrumentale Musik ist eine hochartifizielle Verarbeitung emotionaler Erfahrungen wie Schmerz, Liebe, Trauer; ein komplexer Vorgang, an dem beide Hirnhälften beteiligt sind. Seitdem Wissenschaftler über Geräte wie den Kernspintomographen verfügen und damit Menschen beim Denken zuschauen können, wissen sie, dass im Kopf von Männern und Frauen ganz unterschiedliche Prozesse ablaufen. Die Durchblutungskarte des Gehirns zeigt, dass bei Frauen beide Hälften in lebhafter und ständiger Verbindung miteinander stehen. Das weibliche Gehirn verfügt über deutlich mehr Nervenbahnen, welche die beiden Hemisphären miteinander verbinden, während das männliche Gehirn stärker gegliedert ist. Männer denken deswegen nur mit der Gehirnhälfte, die gerade benötigt wird, während bei Frauen immer beide Gehirnhälften beteiligt sind. Dieser biologische Unterschied führt bei Männern zu dem bekannten «zielorientierten» Denken, das noch von dem männlichen Hormon Testosteron unterstützt wird, welches unter anderem dafür sorgt, dass die Aufmerksamkeit auf einen Punkt gelenkt wird. Frauen denken da «emotionaler». Der Gehirnbereich, der für Gefühle zuständig ist, wird nicht abgeschaltet, sondern an jedem Denkvorgang beteiligt. Das ist für Männer bekanntermaßen irritierend, für Frauen aber ein wahrer Segen. Denn es ermöglicht ihnen im Unterschied zu den Männern ein vernetztes oder komplexes Denken. Genau das wird aber nicht nur von Orchestermusikern, sondern in immer mehr Jobs der modernen Berufswelt verlangt.

Frauen nehmen mehr Einzelheiten in ihrer Umgebung wahr und ziehen mehr Möglichkeiten bei der Lösung eines Problems in Erwägung als Männer; sie können besser mit komplexen Mustern umgehen und stärker in Zusammenhängen denken. Sie sind deswegen in vielen Arbeitsbereichen auf dem Vormarsch, nicht nur als Lehrerinnen und Ärztinnen, sondern auch als Kommunikationsexpertinnen, Autorinnen, Journalistinnen, Managerinnen und Juristinnen.

Der Vormarsch der Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen wird von einem weiteren biologischen Unterschied zwischen den Geschlechtern begünstigt. Er besteht in der hormonellen Steuerung. Der amerikanische Komiker Steve Martin drückt die Konsequenz dieses Unterschieds salopp mit dem Satz aus: «Men have enough blood to run their penis and to run their brain; but not enough to run both at the same time.» Wenn sich also das Blut eines Mannes zwischen Kopf und Penis zu entscheiden hat, wird die Entscheidung mit ziemlicher Sicherheit für den Penis fallen. Schuld daran ist wieder ein Teil des Gehirns: Der Hypothalamus, ein kirschkerngroßer Teil des Zwischenhirns, der als Sexzentrum gilt. Er steuert das sexuelle Verlangen, und die Stimulanz dieses Verlangens ist das Hormon Testosteron. Dessen Spiegel ist bei Männern eklatant höher – zehn- bis zwanzigmal – als bei Frauen, und der Hypothalamus ist deutlich größer. Das erklärt nicht nur, weshalb Männer immer nur «das Eine» wollen, sondern auch, weshalb sie es einfach nicht können, nicht zu wollen. Frauen dagegen sind mit einem kleineren Hypothalamus gesegnet und längst nicht so stark von Testosteron vergiftet. Ihnen gelingt es deswegen viel leichter, auf Sex zu verzichten und stattdessen beispielsweise Karriere zu machen.

Und das tun heute immer mehr erfolgreiche Frauen, die finden, dass sie es nicht nötig haben, ihren Selbstwert über ihre Beachtung bei Männern zu definieren. So unterschiedliche Frauen wie die Eiskunstläuferin Katarina Witt oder die Schauspielerin Mariella Ahrens sind in diesem Punkt einer Meinung und erklären offen, dass sie mit Männern in der jetzigen Phase ihres Lebens nichts anfangen können und wollen und sich stattdessen lieber auf ihre berufliche Karriere konzentrieren.

Männer mit gleichen Absichten müssten Wege finden, ihren Testosteron-Spiegel auf andere Weise abzubauen. Sie würden andere Länder überfallen oder den nächsten Schnapsladen, sich auf ihre Nachbarin stürzen oder auf die Ausrottung sämtlicher Konkurrenten im Büro. Kein Wunder, dass allein stehende Männer eine signifikant schlechtere Gesundheit und Lebenserwartung haben als Männer in festen Partnerschaften. Allein stehende Frauen dagegen sind gesünder und leben länger als ihre verheirateten Schwestern. Ihnen fehlt nichts. Sie können einfach Geige spielen. Das macht sie emotional stark. Stärker als die Männer.

Die Überlegenheit von Frauen in diesem Punkt – und nicht nur in diesem – lässt sich an vielen historischen Beispielen demonstrieren. Ein klassischer Fall ist das Ehepaar Hemingway-Gellhorn, Ernest und Martha, beide Autoren, Romanciers und Berichterstatter. Der spanische Bürgerkrieg hatte sie zusammengeführt, beide schrieben für amerikanische Magazine, beide waren engagiert für die Sache der Republikaner; sie trafen sich im belagerten Madrid und waren fasziniert voneinander. Im Rückblick sagte sie: «Ich glaube, das war die einzige Zeit in seinem Leben, als er nicht das Wichtigste war, was es gab. Ihm lag wirklich etwas an der Republik und am Ausgang des Krieges. Ich glaube, sonst wäre ich auch nie hängen geblieben.»

Sie blieben aneinander hängen, er ließ sich scheiden, heiratete sie und lebte mit ihr auf einer Finca in der Nähe von Havanna. Doch der Kumpel, Liebhaber und Genosse aus den Kriegstagen von gestern wurde bald zum Bremsklotz in ihrem Leben. Als sie in der angebrochenen Hitler-Zeit für eine große Reportage über die Tschechoslowakei nach Europa fuhr, da fand sie ihn nach ihrer Rückkehr inmitten von Unmengen leerer Flaschen und Bergen von schmutziger Wäsche, vorwurfsvoll und beleidigt. In ihrer Abwesenheit hatte er einen «Kontrakt» aufgesetzt, den sie unterschreiben sollte. «Ich, die unterfertigte Mrs. Martha, garantiere und verspreche hiermit, meinen gegenwärtigen und zukünftigen Gatten in keiner wie immer gearteten Weise brutal zu behandeln. Ich erkenne an, dass ein sehr guter und sensibler Schriftsteller nicht zwei Monate und sechzehn Tage allein gelassen werden kann, während welcher Zeitspanne er vielen nervtötenden und unmöglichen Dingen willkürlich und unwillkürlich ausgesetzt ist, und dass ich ein triftiger Grund für seinen bedrückten Gemütszustand während dieser langen Periode der Einsamkeit war. Ich bedaure das daher zutiefst und werde versuchen, ihn für das Elend zu entschädigen, das er durchgemacht hat …» Dieser Text Hemingways hat noch einen Unterton von Selbstironie, aber der wurde immer rarer in seinem Leben.

Ein paar Jahre später schreibt Martha Gellhorn in einem Brief an Ernest, sie sei zu der Ansicht gelangt, dass die Ehe «eine seltene und gute Sache» sei und eher etwas Instinktives, da sie überall in der Natur vorkomme, «aber auch eine Verrohung». Es sei die Verrohung einer erstickenden Sicherheit. «Zwei Menschen leben zusammen und werden allmählich füreinander der gemeinsame Nenner. Sie kommen schweigend überein, die Phantasie und Leidenschaft wegzulassen. Sie finden eine gemeinsame Basis, die grün und weich ist, und dort bleiben sie.» Und dann fährt sie fort: «Ich möchte jung und arm und in Mailand sein, zusammen mit dir aber nicht mit dir verheiratet. Ich glaube, dass ich mich immer in gewisser Weise wie eine Frau fühlen wollte, und wenn ich das je getan habe, so war es im ersten Winter in Madrid. In diesem Gefühl steckt eine Art Blindheit und Feuer und Rücksichtslosigkeit, die man immer wollen muss. Ich hasse es, so weise und vorsichtig, so verlässlich und denaturiert zu sein, so imstande, zurechtzukommen.»

Verzweifelt schrieb sie diesen Brief an ihren Mann, der immer mehr in die Saturiertheit des kubanischen Dolce Vita und die whiskyselige Pose des «Papa Hemingway» abdriftete, um ihn aufzurütteln und ihrem träge gewordenen Eheleben neuen Schwung zu geben. Ohne Erfolg. Auch im sexuellen Bereich wuchsen jetzt Spannungen und Frustrationen. Hemingway forderte seine ehelichen Rechte ein, ohne noch die alte Grundlage für ihren erotischen Umgang miteinander – «mit meinem Körper verehre ich dich» – zu beachten.

Schließlich zog Martha allein los, wieder nach Europa, wieder als Kriegsberichterstatterin; und sie zog ihn noch einmal nach, aber es war zu spät: In London kam es zum endgültigen Bruch zwischen ihnen. Fortan lebte sie wie befreit von einer Last, glücklich und allein, berichtete von vielen Kriegsschauplätzen und noch mehr Reisen, die sie quer durch Europa, Asien und Afrika führten, engagierte sich für Kinder und Kriegsopfer, starb hochbetagt und hoch geachtet. Ihr Ex-Gatte dagegen suchte sich umgehend die nächste Frau und die nächste Schnapsflasche, wurde erst unkreativ, dann impotent, dann depressiv und jagte sich schließlich eine Kugel in den Kopf.

 

»Blindheit und Feuer und Rücksichtslosigkeit» – wie eine Fanfare für das Selbstverständnis der Stärke moderner Frauen klingen die drei Worte von Martha Gellhorn. «Vielleicht kennen Sie von Ihren Freundinnen oder auch von sich selbst dieses Phänomen, dass eine Frau zu den unglaublichsten Dingen in der Lage ist, wenn sie sich verliebt hat», sagte die Publizistin Antje Schrupp in einem Vortrag vor einem kirchlichen Frauenforum. «Wenn sie sich verlieben, dann werden die unscheinbarsten und ängstlichsten Frauen zu Löwinnen: Sie sind bereit, alles aufzugeben, in ferne Länder zu ziehen, finanzielle Risiken einzugehen. Sie tun Dinge, die sie sich selbst nie zugetraut hätten. So als ob alle Ängste plötzlich weg wären. Das ist die eine Seite. Andererseits ist es dann aber oft auch so, dass sie sich Dinge gefallen lassen, Zumutungen ertragen, sich manchmal sogar schlagen und misshandeln lassen. So, als hätten sie keinen Stolz mehr, als hätten sie sich selbst ganz aufgegeben. Vielleicht ist das die Antwort: Wo Begehren ist, da ist der eigene Wille sozusagen ausgeschaltet. Eine Frau, die leidenschaftlich begehrt, die ist außer sich, wie man sagt, die lässt sich nicht von vernünftigen Argumenten beeindrucken. Das macht sie stark und schwach zugleich: Stark, weil sie sich über die Konventionen hinwegsetzen kann, schwach, weil sie sich an das, was sie begehrt, bindet, weil sie sich davon abhängig macht.»

Jahrtausende lang haben Männer sich diese Seite des weiblichen Begehrens zunutze und Frauen von sich abhängig gemacht. «Im Patriarchat wurde das weibliche Begehren sozusagen umgelenkt, weg von Gott, weg von der Welt, hin auf den Mann.» Aber es gab immer wieder Einzelne, Frauen, welche die Erinnerung an die wahre Stärke ihres Geschlechts wach gehalten haben, von Theresa von Avila, deren Begehren zu einer Renaissance der Spiritualität in der katholischen Kirche führte, bis zu Rosa Luxemburg, deren Begehren auf einen freiheitlichen Kommunismus gerichtet war. Es ist die Wahrnehmung eines Mangels, die dieses weibliche Begehren weckt. «Stark sein», sagt Antje Schrupp, «ist für Frauen nicht eine Qualität an sich, sie ist daran gebunden, ob es einen Grund gibt, stark zu sein. Je weniger wir haben, desto stärker können wir sein. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum es in den Ländern der so genannten Dritten Welt so viele starke Frauen gibt. Oder warum in Kriegs- und Krisenzeiten die angeblich so schwachen Frauen immer eine außerordentliche Stärke beweisen.»

Je größer der Mangel, desto größer das Leiden, desto stärker die Leidenschaft, die es ändern will. Auch hier spielt wahrscheinlich ein biologischer Unterschied zwischen Männern und Frauen eine Rolle. Im Gegensatz zu dem in Männern vorherrschenden Testosteron, das sie zielbewusst, kampfbereit, sexsüchtig und aggressiv macht, lösen Östrogene, die weiblichen Geschlechtshormone, Pflegeverhalten aus. Diese Unterschiede sind schon früh evident und in jedem Kindergarten an den unterschiedlichen Spielen von Jungen und Mädchen zu beobachten. Bei den einen Raufereien und Hierarchiekämpfe, bei den anderen gemeinschaftliches Kümmern um Puppen oder Tiere.

Ein Problem vieler moderner Frauen besteht darin, dass ihnen mit dem Begehren des Mannes als einem vergöttlichten Wesen zugleich das Begehren als solches abhanden gekommen ist. «Wir disziplinieren uns», sagt die evangelische Publizistin selbstkritisch, «wir sind vernünftig, haben uns im Griff. Aber oft stellt sich dann eine Leere, eine Unzufriedenheit ein: Wofür lohnt es sich überhaupt noch zu kämpfen? Können wir überhaupt noch eine Leidenschaft entwickeln, für die wir bereit sind, ein Risiko einzugehen, uns gegen die Konventionen zu stellen? Ich frage mich manchmal, ob das nicht auch der eigentliche Grund ist, warum so viele Frauen unter Depressionen leiden: Sie spüren kein Begehren.»

 

«Blindheit, Feuer und Rücksichtslosigkeit»: Dass Frauen diese Stärke des Begehrens wiederfinden und behalten, ist nicht nur wichtig für sie, sondern auch für die Welt: «Weil das weibliche Begehren gerade nicht aus dem Egoismus und der Eitelkeit einer Einzelnen erwächst, sondern angezogen wird von der möglichen Qualität einer besseren Welt. Weil es genährt wird aus der Notwendigkeit, dem Mangel, der Bedürftigkeit. Weil es die Tür offen hält, durch die Neues in die Welt kommen kann.»

Frauen sind die Chance der Zukunft. Wenn es die geben wird, dann gehört sie ihnen.

Orte, die man als Single meiden sollte

Hochzeitskapellen

Die letzte Reihe im Kino, da wird immer geknutscht

Kitsch- und Liebesfilme mit Happy End

Supermärkte am Wochenende, nur Paare kaufen ein

Parkbänke im Mai

Familienfeiern, bei denen man als nette Tante zur Kinderaufsicht an den Katzentisch gesetzt wird

Ferienclubs mit speziellen Kinderangeboten

Reihenhäuser mit glücklich verheirateten Freundinnen

Tierparks am Wochenende

Frauengruppen, die über die bösen Männer schimpfen und sich ständig selbst suchen statt einen gescheiten Typen

Wohnungsbesichtigungen «open house» von Wohnungen über 80 Quadratmeter

Sehnsucht nach dem Partner – Angst, die Freiheit zu verlieren

Wie Frauen ohne Männer leben

Wie lange hatte ich Mascha nicht gesehen? Zwei Monate? Drei Monate? Früher waren wir unzertrennlich, telefonierten täglich, trafen uns mindestens einmal die Woche, sie wusste alles von mir, ich alles von ihr. Aber seit meinem zweiten Kind war ich in einer permanenten, zeitlichen Zwangsjacke. Meine Welt war ein Bermudadreieck – Kindergarten, Supermarkt und Küche; in ihm ging ich verloren. Mascha dagegen, als Einkäuferin einer Textilfirma, lebte ein anderes Dreieck: heute Paris, morgen Rio, übermorgen New York. Seit Wochen stand sie schon auf meiner Liste. Aber von Tag zu Tag verschob ich das überfällige Telefonat. Keine Zeit. Zu müde. Zu erschöpft.

Endlich rief ich sie an. Sie freute sich. «Wie wär’s mit Mittwoch», fragte ich, «da macht der Felix Kinderdienst.»

«O wie schade», rief sie, «gerade da habe ich schon eine Einladung in die Oper.»

«Okay, wie denkst du über nächste Woche?»

«Skifahren», flötete sie, «du weißt doch, mein Standardtermin auf der Bettmer Alp.» Ich spürte einen leisen Neid, den ich nicht zulassen wollte. Mein Jüngster hatte schließlich gerade seinen zweiten Vorderzahn bekommen.

«Also dann in drei Wochen?»

«Das könnte klappen», kam es durch das Telefon, «falls uns nicht in der Woche die neue Kollektion vorgeführt wird – dann wird es immer spät.» Es vergingen dann noch vier Wochen, bis ich Mascha tatsächlich traf. Sie war, wie ich es nicht anders erwartet hatte, schick, sexy und leicht gebräunt. Gesicht und Figur (mit kürzlich abgesaugtem Bauchfett) waren anzumerken, dass sie viel Geld für ihr Äußeres ausgab. Und dass es sich lohnte. Sie sah besser aus als ich. Jünger, attraktiver. Ich war neidisch, was ich aber verbarg. «Gut, siehst du aus», sagte ich und erntete ein Lächeln. «Danke, es wird nicht leichter.» Sie setzte sich, bestellte einen Prosecco, sah mich an, seufzte tief, und ich ahnte, was sie anstimmen wollte – das Klagelied der gestressten Karrierefrau, die sich nach Babys und Familienglück sehnte. Aber diesmal kam ich ihr zuvor. «Ich beneide dich», rief ich aus tiefster Überzeugung, «wie du aussiehst! Und all die Zeit, die du hast! Wenn du nicht meine beste Freundin wärst, würde ich dir dein Glück missgönnen.»

Sie sah mich an, als wäre ich geisteskrank. «Glück?», rief sie, «ahnst du überhaupt, wie schwer es ist, sich als allein stehende Frau durchzuschlagen?» Ihre Stimme zitterte vor Empörung. «Nie ist einer da, der einen in den Arm nimmt, wenn man nach Hause kommt! Niemand, an den man sich beim Einschlafen kuscheln kann, keiner, der sonntags Brötchen holt und mit am Frühstückstisch sitzt, keiner, der Lust auf mich hat, wenn ich Lust habe, keiner, dem ich wirklich wichtig bin.» Sie hatte sich in diesen Ausbruch derart hineingesteigert, dass sie Luft holen musste, aber sie fand noch eine Steigerung. «Wenn ich heute Abend in meiner Wohnung verrecke, dauert es mindestens drei Wochen, bis die Nachbarn auf meinen Leichengestank aufmerksam werden. Vorher merkt kein Mensch, dass es mich nicht mehr gibt.»

Es fehlte nicht viel, und sie hätte vor Selbstmitleid geschluchzt. Stattdessen blitzte sie mich beinah wütend an. «Du bist so was von undankbar. Du hast einen Mann, du hast Kinder, du hast alles, wovon ich träume, und du beneidest mich? Du hast ja keine Ahnung vom wirklichen Leben.»

Ich schluckte. Das waren ganz neue Töne. So hatte sie noch nie mit mir geredet. Ich sah sie an und fragte dann: «Liebe Mascha, würdest du wirklich mit mir tauschen wollen? Klar würdest du: Beim Einschlafen und am Sonntagmorgen; wenn die Kinder friedlich schlafen und dein Mann dir die Füße krault, wenn du dich wohlig ins Familienleben kuscheln kannst. Aber wie sieht es aus, wenn du in die Oper willst, wenn du zum Saunaabend mit deinen Freundinnen verabredet bist, wenn die Kinder krank und nörgelig sind, wenn der Mann nervt oder auf der Bettkante sitzt und hustet? Wenn du das Gefühl hast, nie etwas für dich tun zu können, immer nur für die Familie da sein zu müssen, wenn dir der Kopf platzt vor Pflichten und Terminen, die alle nichts mit dir zu tun haben. Wenn du das Ich-werde-geliebt-ich-werde-gebraucht-ich-werde-wahnsinnig-Gefühl hast?

Ich wette, du kennst jeden interessanten Film, der zurzeit im Kino läuft. Ich kann von Glück sagen, wenn ich mir den einen oder anderen in ein paar Monaten aus der Videothek holen und abends um zehn zu Hause ansehen kann – wobei ich dann meistens das Ende nicht mitkriege, weil ich eingeschlafen bin.

Versteh mich nicht falsch, ich liebe meine Familie, ich bin froh, gerade diesen Mann und keinen anderen geheiratet zu haben, für meine Kinder würde ich sterben – und trotzdem: Das Gefühl, das Leben läuft an mir vorbei wie ein Zug und ich stehe auf dem Bahngleis und winke ihm nach, kenne ich besser als mir lieb ist. Besonders wenn die Kinder den ganzen Tag genervt haben und dann der Mann erschöpft, gestresst und schlecht gelaunt nach Hause kommt, weil es Probleme gab, über die er aber nicht reden will, wenn die Bügelwäsche sich im Korb stapelt, weil die Putzfrau krank war, wenn …» Jetzt hatte ich mich in Rage geredet. «Also los, Hand aufs Herz, würdest du ab morgen früh mit mir tauschen?»

Mascha winkte stumm dem Kellner und zeigte auf unsere Gläser. Er füllte sie auf. Sie trank einen Schluck, sah mich an und versuchte ein versöhnliches Lächeln. «Na ja», sagte sie, «vielleicht nicht ab morgen früh. Aber so ungefähr in einem Jahr könnte ich mir das schon vorstellen.»

 

Diese Antwort ist klassisch, achtzig Prozent meiner männerlosen Freundinnen würden sie so oder so ähnlich formulieren. «Nicht sofort, aber irgendwann …» «Im Prinzip ja, aber …» Von den übrigen sind zehn Prozent überzeugte Singles und die restlichen zehn eigentlich überzeugte Partnerschafts- und Familienfrauen, die ihre Lebensvorstellung aus verschiedenen Gründen aber im Augenblick leider nicht realisieren können. Doch ihretwegen mache ich mir nicht allzu viele Sorgen. Sie alle strahlen so etwas wie eine Art suchenden Optimismus aus, der fast wie eine Prophezeiung wirkt, die sich irgendwann selbst erfüllt. Ich bin sicher, die meisten von ihnen sind über kurz oder lang wieder liiert. Und wenn nicht, werden sie nicht verzweifeln. Die neue Leichtigkeit der männerlosen Frauen, die am liebsten mit, aber durchaus auch ohne Männer leben können.

Wobei es allerdings bei der letzten Gruppe ein Problem gibt, einen Stolperstein vor dem zukünftigen Glück. Und das ist die Bequemlichkeit der Singlefrauen, krasser gesagt, ihre Faulheit. Einen Mann? Gern, am liebsten per Kurier. Es klingelt, sie öffnet, und da steht er dann auf der Fußmatte. Er sieht aus wie George Clooney oder Sebastian Koch, er riecht gut, kochen kann er traumhaft, und im Bett drückt er ausschließlich die richtigen Knöpfe. Und das Schönste ist: Er will nur uns. Bis dass der gemeinsame Liebestod uns scheidet.

Aber leider klingelt es nicht und wenn, dann ist es nur der dicke, alte Briefträger. Oder die Nachbarin, die sich darüber beschwert, dass unser Fernseher zu laut läuft. Für den Traummann gilt leider dieselbe Devise wie für den Traumjob oder die Traumwohnung – nur in den allerwenigsten Fällen fällt er uns in den Schoß. Meistens müssen wir für unsere Träume richtig arbeiten. Okay, aber wie?

Ihn aktiv suchen, per Kontaktanzeige, Agentur oder Internet? Haben gute Frauen das nötig? Ist es nicht irgendwie peinlich, sich so anzubieten auf dem Liebesmarkt? Als würde man ein T-Shirt tragen mit der Leuchtschrift «Ich hab noch keinen abgekriegt» auf der Brust? Da sträubt sich etwas in uns, denn: Mach dich rar, mein Kind, der Mann will Jäger spielen – das haben uns unsere Mütter von Kindheit an eingetrichtert. Also wollen wir gefunden werden. Wir wollen in einer schummrig beleuchteten Hotelbar an der Theke lehnen und liebreizend an einem Cocktail nippen und ER, der Mann und Märchenprinz, sieht uns, lächelt uns zu und sagt einfach nur: «Was kann ich tun, um dein Leben schöner zu machen?» Prinz findet Märchenprinzessin, so haben wir es in tausend Kitschromanen gelesen, in tausend Liebesfilmen gesehen, so muss es sein. Oder? Und wenn nicht, dann eben nicht. Kleine Liebesbrötchen wollen wir nicht backen. Es muss die dicke, fette Torte mit Sahne sein.

Manche von uns sind wirklich überzeugte Singles, da ist die Sache auch klar. Denn es gibt sie wirklich, die Frauen, die einen Mann nur besuchsweise, nicht dauerhaft ertragen, die keine Kompromisse eingehen, sondern immer genau dann genau das tun wollen, was sie gerade wollen. «Der Gedanke, dass ein Mann am anderen Ende der Wohnung auch nur hustet, wenn ich allein sein will, der macht mich krank.» Maschas Worte. Es gibt Frauen, und es sind nicht wenige, für die ist eine feste Partnerschaft die Eisentür, die schwer ins Schloss fällt. Gefängnis. Zwangsjacke.

Diese Frauen haben Affären und davor, danach und dazwischen ihr eigenes Leben und sind damit nicht immer glücklich, aber auch nicht unglücklicher als andere Frauen in so genannten stabilen Partnerschaften.

Das Problem sind die restlichen achtzig Prozent, denn sie leiden unter dem Alleinleben – aber nicht genug, um ihr Leben wirklich zu ändern. Sie wollen eine Partnerschaft – aber sie fürchten sie auch. Denn jede Entscheidung für einen bestimmten Mann ist gleichzeitig eine gegen alle anderen. «Woher weiß ich denn, dass es nicht noch einen Besseren gibt?»

Diese unentschiedenen Frauen haben jede Menge Zeit und eine bunte Vielfalt von Möglichkeiten, aber sie können sie nicht genießen. Sie sind voller Sehnsucht nach einem anderen Leben, aber sie schrecken vor der Erfüllung dieser Sehnsucht zurück. Sie gehen am Glück ihres Lebens vorbei.

 

Carlotta zum Beispiel. Sie sehnt sich mit jeder Faser nach Partnerschaft, nach Intimität, nach Familie. Aber das, was sie bei ihrer Suche erlebt hat, war niederschmetternd. Sie war gerade zwanzig, als sie von dem ersten Mann in ihrem Leben schwanger wurde. Es folgten Notheirat und Studentenehe. Das heißt, der Mann studierte, sie arbeitete und versorgte Haushalt und Kind. Ihre Ausbildung blieb auf der Strecke. Nachdem er das Examen in der Tasche hatte, verließ er sie wegen der Tochter seines Professors. Sie schlug sich als allein erziehende Mutter durch. Es gab One-Night-Stands, es gab längere Affären, aber nie eine neue Partnerschaft. Heute ist Carlotta 42