Wer bestimmt auf unserem Hof? - Ruprecht Polenz - E-Book

Wer bestimmt auf unserem Hof? E-Book

Ruprecht Polenz

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Beschreibung

Wie funktioniert eigentlich Demokratie? Was tun ohne den Bauern? – Eine warmherzige Geschichte über Demokratie, Wahlen und Gerechtigkeit - Überzeugend, kindgerecht und ermutigend werden Kindern die Regeln für ein faires Miteinander erklärt – eingebettet in eine unterhaltsame Bauernhofgeschichte - Unterhaltsam wie "Mama Muh", lehrreich wie "Animal Farm" - Aus der Feder von Spiegel-Bestseller-Autor Ruprecht Polenz, einem der einflussreichsten deutschen Politik-Influencer - Brandaktueller gesellschaftlicher Wert: Demokratie ist kein Selbstläufer - Mit humorvollen Illustrationen von Newcomerin Sidney von Veh Seit auf dem Hof Schulze-Diekamp keine Menschen mehr leben, merken die Bauernhoftiere schnell, dass ein Zusammenleben ohne Regeln schwierig wird. Auch der kleine Hund Joscha und ZickleinKimmi sind besorgt. Wie sollen sie ab jetzt Entscheidungen treffen? Soll der starke Ochse Oskar in die Fußstapfen des Bauern treten und neuer Bestimmer werden? Oder gibt es eine Möglichkeit, dass alle Tiere, vom Huhn bis zum Pferd, mitentscheiden können? Inspiriert von Georg Orwells "Farm der Tiere" erklärt Ruprecht Polenz kindgerecht und unterhaltsam Wahlen und unsere demokratischen Werte. Er geht dabei der Frage nach, wie eine gerechtere Gesellschaft tatsächlich gelingen könnte. So lernen Kinder spielerisch, wie wertvoll Demokratie und Freiheit sind – und dass das eine nicht ohne das andere geht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 85

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Meiner geliebten Frau und unseren EnkelnJan-Philipp, Patrick, Erik, Vincent, Pia, Sophia,Annika, Charlotte, Clara und Hanna

Ruprecht Polenz

5 4 3 2 1

eISBN 978-3-649-65277-9

© 2025 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,Hafenweg 30, 48155 Münster

Alle Rechte vorbehalten. Die Nutzung des Werkes fürdas Text- und Data-Mining nach § 44b UrhG ist dem Verlagausdrücklich vorbehalten und daher verboten.

Text: Ruprecht Polenz

Illustrationen: Sidney von Veh

Lektorat: Britta Kudla

Satz: Helene Hillebrand

www.coppenrath.de

Die Print-Ausgabe erscheint unter der ISBN 978-3-649-64972-4.

Inhalt

Der Bauer ist tot, es lebe … die Freiheit

Benjamin erzählt von der Farm der Tiere

Warum man Regeln braucht und sich alle daran halten müssen

Die Gänse machen, was sie wollen

Wie Regeln zustande kommen und warum man sich daran halten muss

Benjamin erinnert sich an das Schicksal von Boxer

Ein Anführer oder Mitbestimmen – was ist besser?

Alle Tiere haben dieselben Rechte

Heu oder Getreide – was kommt zuerst?

Benjamin und Berta finden eine Lösung für ein schwieriges Problem

So machen wir’s

Wer die Wahl hat …

Vom guten und vom bösen Wolf – oder: Woher man weiß, wem man vertrauen kann

So wird auf unserem Hof bestimmt

Der Bauer ist tot, es lebe … die Freiheit

Zwischen goldenen Kornfeldern und grünen Wiesen, direkt neben dem Murmelbach, lag der Hof Schulze-Diekamp. Neben dem Bauernhaus standen die Scheune, der Kuhstall, der Schweinestall, das Hühnerhaus, ein großes Getreidesilo und die Hundehütte – ein Bauernhof, wie es viele Höfe in der Gegend gab, mit einem Hahn, der auf dem Misthaufen stand und krähte, einem jungen Hund, der entspannt in seiner Hütte döste, einem Pferd, das im Schlafzimmer schlief, und Schweinen, die in der Küche nach Essbarem suchten. Moment mal – ein Pferd im Bett? Schweine in der Küche? Was war denn da los? Und wo steckte eigentlich der Bauer?

Der Bauer war vor vier Wochen gestorben. Über 80 Jahre lang hatte Günter Schulze-Diekamp auf seinem Hof gelebt. Und als er gemerkt hatte, dass er immer schwächer wurde, hatte er seinen Knecht und die Magd zu sich gerufen. „Wisst ihr, ich habe nicht mehr lange zu leben“, hatte der alte Bauer begonnen und sich geräuspert. „Meine Frau ist vor drei Jahren gestorben. Kinder haben wir keine, die den Hof fortführen könnten. Hier habt ihr noch das Geld für die nächsten drei Monate. Geht, sucht euch eine andere Arbeit!“

Was wird bloß aus meinem Hof werden?, hatte er gegrübelt, nachdem der Knecht und die Magd den Hof verlassen hatten. Wenn ich mich nicht mehr um alles kümmern kann, müssen die Tiere eben für sich selbst sorgen. Also hatte er noch kurz vor seinem Tod alle Ställe und die Tore zu den Weiden geöffnet. Danach war Günter Schulze-Diekamp gestorben.

Ein paar Tiere hatten die neue Freiheit sofort genutzt und waren wie Hasso, der Hofhund, einfach weggelaufen. Die anderen waren entweder ins Wohnhaus gezogen oder in ihren Ställen geblieben. Im Grunde machte jedes Tier, was es wollte.

Das galt auch für Joscha, einen jungen, schwarzhaarigen Hund, der später einmal die Stelle seines Vaters als Hofhund hätte einnehmen sollen. Aber daraus würde wohl nichts mehr werden. Wenn alle Türen und Tore offen stehen, braucht man auch keinen Hofhund mehr, dachte er. Wie würde es wohl weitergehen?

Er machte sich Sorgen. Gut, dass er wenigstens Kimmi hatte. Die kleine weiße Ziege mit dem schwarzen Fleck auf der Stirn war Joschas beste Freundin. Aber wo steckte sie nur? Joscha hatte sich in der Sonne zusammengerollt und schlief, als Kimmi ihn mit ihrer Stirn anstupste. Zwei Knubbel zeigten, dass später einmal aus der Stirn richtige Hörner wachsen würden. „He, Joscha, wach auf!“

Joscha blinzelte verschlafen in die Sonne, reckte und streckte sich, ehe er sich hinsetzte und Kimmi ansah.

„Joscha, du glaubst es nicht! Auf dem Hof geht es drunter und drüber! Komm mit! Das musst du sehen“, sagte Kimmi. Joscha musste sich beeilen, um hinterherzukommen.

Sie liefen ins Bauernhaus, dessen Tür sperrangelweit offen stand. Aus der Küche hörten sie Grunzen und Gequieke. Rosi, die dicke Schweinedame, durchwühlte den Kühlschrank nach Essbarem, und ihre sieben Ferkel hatten den Abfalleimer umgeworfen. Sie stöberten nach Kartoffelschalen und anderen Leckerbissen. Durch die geöffnete Wohnzimmertür hörten Joscha und Kimmi das Gegacker der Hühner. Sie hatten es sich in den Sesseln bequem gemacht und auf dem Sofa schnatterten Enten durcheinander.

Kimmi zog Joscha ins Schlafzimmer. Im Bett des Bauern schnarchte ein großes Pferd. Franz hatte das Stroh aus seinem Pferdestall mit der weichen Matratze getauscht. Das alte Bett quietschte unter seiner Last. Gut, dass die anderen Pferde noch nicht gemerkt haben, wie bequem man liegen kann, hatte er sich gedacht, sonst hätte ich das schöne Bett nicht mehr lange für mich allein.

Wenn das der alte Schulze-Diekamp sehen könnte, dachte Joscha. Er kratzte sich hinter seinen Ohren und schüttelte den Kopf. „Wie wird das weitergehen?“, fragte er Kimmi, als sie wieder bei der Hundehütte waren. „Ich mache mir Sorgen. Gestern habe ich gesehen, wie Oskar, der riesig große Ochse, die durstigen Kälbchen einfach vom Hofbrunnen weggedrängt hat, um selbst zu trinken.“

Früher hatte der Bauer dafür gesorgt, dass alle Tiere genug zu fressen und zu trinken bekommen hatten. Jetzt sah es so aus, als könnte es für die kleinen Tiere knapp werden, weil ihnen die großen nichts übrig ließen.

Die Tiere hatten früher allerdings auch das ganze Jahr für ihr Futter arbeiten müssen. Die Pferde hatten die Äcker gepflügt, damit Getreide gesät werden konnte. Im Herbst hatten dann auch die Kühe beim Dreschen mitgeholfen. Die Milch der Kühe hatte der Bauer verkauft, um mit dem Geld den Strom für das Licht zu bezahlen oder sich einen neuen Anzug zu kaufen. Die Hühner hatten von den Getreidekörnern zu fressen bekommen. Ihre Eier hatte der Bauer verkauft, genauso wie den Käse, den er aus der Milch der Schafe und Ziegen gemacht hatte.

Im Sommer weideten die Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen auf den Wiesen rund um den Hof. Sie hatten reichlich frisches, saftiges Gras, um satt zu werden. Die andere Hälfte des Grases wurde gemäht. Das Heu gab’s dann im Winter zu fressen.

Ställe und Zäune sorgten dafür, dass sich die Tiere nicht ins Gehege kamen. Und wenn es im Schweinestall mal eine Rangelei gab oder sogar eine Beißerei, dann dauerte es nicht lange, und Günter Schulze-Diekamp oder sein Knecht wurden von dem Gequieke alarmiert, eilten herbei und trennten die Streitenden.

Es hatte also alles seine Ordnung, als der alte Bauer noch lebte. Allerdings waren die Tiere nicht frei gewesen. Alle mussten machen, was der Bauer sagte. Und sie lebten eingesperrt in Ställen oder eingezäunt auf Weiden.

Als der Bauer die Ziegen aus dem Pferch gelassen hatte, war Kimmi mit den jungen Zicklein herumgehüpft und rumgetollt. Endlich nicht mehr eingesperrt! Sie waren über die Wiesen getobt, über den Murmelbach gehüpft und hatten alle durcheinander gemeckert. Kein Zaun hatte sie mehr daran gehindert, sich die saftigsten Blätter an Sträuchern und Büschen zu suchen. Und so hatten sie auch eben vor sich hingeweidet, als plötzlich sechs Kühe auftauchten.

„Haut ab, das ist unsere Wiese“, herrschten sie die Ziegen an.

„Wo steht das? Wir waren zuerst hier“, meckerten die Ziegen zurück.

Doch die Kühe senkten nur bedrohlich ihre Köpfe mit den spitzen Hörnern. „Das ist uns egal. Jetzt wollen wir hier fressen. Haut ab!“

„Wir könnten doch alle hier bleiben“, schlugen die Ziegen vor. „Die Wiese ist groß. Und außerdem fressen wir vor allem die Blätter von den Sträuchern, die ihr überhaupt nicht mögt.“

„Zum letzten Mal: Haut ab, sonst …“ Die Kühe machten ein paar Schritte auf die Ziegen zu. Denen blieb nichts anderes übrig, als abzuziehen. Kimmi lief meckernd mitten in der Herde.

Das ist ungerecht, dachte sie. Nur weil die Kühe stärker sind als wir, können sie uns vertreiben.

Kimmi war so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie Joscha gar nicht mehr richtig zugehört hatte.

„Hach, es ist so schön, dass wir frei sind!“, sagte Joscha gerade.

„Das finde ich auch gut“, sagte Kimmi. „Aber nicht alles ist besser als früher. Eben hatten wir Ziegen echt Ärger mit den blöden Kühen! Nur weil die größer und stärker sind als wir, mussten wir von der saftigen Wiese runter. Dabei hätte das Gras doch für alle gereicht!“

„Ja, das ist unfair. Aber untereinander sind die Kühe auch rücksichtslos“, sagte Joscha und runzelte die Stirn. „Und was mache ich, wenn mir die Schweine mein Futter wegfressen? Die sind auch größer und stärker als ich. Als der alte Bauer noch lebte, lag ich zwar an der Kette, aber ich wusste, dass ich jeden Tag mein Futter bekam.“

„Es ist gar nicht so leicht, ohne den Bauern auf dem Hof zu leben“, seufzte Kimmi. „Jeder will bestimmen und die Stärkeren setzen sich rücksichtslos durch. So macht es keinen Spaß, frei zu sein! Vielleicht können wir Tiere es einfach nicht allein schaffen, ohne Menschen …“

Joscha überlegte. Auf einmal blitzten seine schwarzen Knopfaugen. „Das hat es schon mal gegeben, dass Tiere ganz allein einen Bauernhof geführt haben!“

„Wo ist dieser Hof?“, fragte Kimmi aufgeregt.

„Wir brauchen uns gar nicht auf den Weg zu machen. Einer von diesem Hof lebt jetzt ganz in der Nähe.“ Joscha war aufgesprungen. „Komm, wir gehen zu Benjamin! Der kommt von dort.“

Benjamin erzählt von der Farm der Tiere

Sie machten sich auf den Weg. Hinter einem kleinen Wäldchen sahen sie einen windschiefen, alten Schuppen. Als sie näher kamen, hörten Joscha und Kimmi ein lautes „I-ääääh, i-ääääh“.

Benjamin, ein alter Esel, war vor zwei Jahren aufgetaucht. Er lebte seitdem in diesem ziemlich verfallenen Schuppen. Früher waren allerlei Geräte darin untergebracht gewesen. Zwei der vier Wände waren bei einem Unwetter umgekippt, sodass es im Winter kalt und ungemütlich werden konnte.

Aber Benjamin war damit zufrieden. Hier störte ihn niemand. Er hatte wenig Kontakt zu den anderen Tieren. Das mochte daran liegen, dass er oft mürrisch war. Er redete selten, und wenn er etwas sagte, dann war es meist eine missmutige Bemerkung. Zum Beispiel, dass der liebe Gott ihm einen Schwanz gegeben habe, um die Fliegen zu verscheuchen, aber dass es lieber keine Fliegen geben sollte – dann bräuchte er auch keinen Schwanz.

„Hallo, Benjamin.“ Joscha und Kimmi liefen auf den Schuppen zu.