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Der orientierungslose Teenager Martin steht kurz vor seinem Schulabschluss. Mit Marihuana und anderen Drogen versucht er, sein tristes Leben in der Provinz zu verdrängen. An einem ganz normalen Freitag fährt Martin mit dem Wagen seines Vaters auf der Landstraße 288. Mit fatalen Folgen ... Martin muss erkennen, dass es noch eine andere, dunkle Welt "da draußen" gibt!
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Seitenzahl: 53
Veröffentlichungsjahr: 2017
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On a long and lonesome highway,
East of Omaha
You can listen to the engine moanin'
Out his one long song
You can think about the woman
Or the girl you knew the night before
Metallica – “Turn The Page” Im Original von Bob Seger
Das Sonnenlicht brach sich schimmernd durch die Baumkronen hindurch. Alles wirkte wie auf einem romantischen Kalenderfoto. Draußen musste es völlig windstill sein, kein Blatt und kein Zweig bewegten sich.
Martin Fischer schaute aus dem Fenster des Busses hinaus und sah nichts als Bäume entlang dieser endlosen Straße, deren Blätter wie grüne Smaragde in der Mittagsonne funkelten. Heute war Freitag, der 13. Juni, und bis zu den Sommerferien waren es nun mehr weniger als zwei Wochen. Weniger als zehn Schultage, um die 12. Klasse endlich zu beenden.
Doch was käme dann? Martin war kein guter Schüler, er hatte damals mit vierzehn Jahren die achte Klasse einmal wiederholen müssen, wegen Faulheit und seinem Hass auf Englisch und Chemie. Eigentlich war nun die Zeit, erste Bewerbungen zu schreiben oder sich einen Studiengang auszusuchen, denn das kurze 13. Schuljahr bis zum Abitur verging schneller als man dachte.
Seine Eltern waren jetzt schon ständig am nörgeln, (wegen allem was er den lieben langen Tag so trieb). Hauptsächlich hörte er nämlich Heavy Metal, spielte Computer bis die Augen brannten, schaute Horrorfilme der blutigen Art wie Saw oder Hostel, und konsumierte reichlich Haschisch, Marihuana oder Bier.
Die Gespräche über seine berufliche Zukunft würden weiteres Öl ins Feuer gießen.
Die Eltern wussten nicht alles, was er veranstaltete (den Drogenkonsum konnte er bisher geschickt verstecken), aber einige der anderen Gründe machten seine Eltern sauer. Fürchterlich sauer!
Martin sprach nicht mehr viel mit ihnen. In seinem Slang gingen sie ihm einfach „tierisch auf die Eier“. Seine Eltern waren für ihn „uncoole“ Spießer, die nichts von den Problemen eines Teenagers verstanden.
Er hasste sie, genau wie er die Schule hasste, sein Leben hasste, und die Zukunft hasste. Das Ziffernblatt auf seiner Uhr zeigte 13:24 Uhr an. Vor vierundzwanzig Minuten war die Schule aus gewesen, nun saß er schon geschlagene zwanzig Minuten im Bus, und er hatte bis zu seinem Heimatort Wehbach noch eine zähe halbe Stunde vor der Brust. Der Bus hatte seine lange Reise im beschaulichen Hachenburg im Westerwaldkreis begonnen (dort lag auch Martins Schule) und fuhr durch bis Betzdorf, was wiederum zum Landkreis Altenkirchen gehörte.
Von dort aus musste er umsteigen und über die Stadt Kirchen in sein kleines Nest Wehbach zuckeln. Hier war nicht viel los; hier war eigentlich so gut wie überhaupt nichts los. Eine Beerdigung gehörte für die Dorfbewohner zweifelsohne zu den Höhepunkten des alltäglichen und tristen Lebens.
Wanderte man mit dem Finger auf der Landkarte von seinem Heimatort Richtung Osten, kam erst ein Kaff Namens Niederfischbach, bevor es dann über die Bundeslandgrenze hinaus ging, und die Stadt Siegen, eine wirkliche Großstadt mit über 100.000 Einwohnern, einem wieder der Zivilisation nahe brachte.
»Was kann man hier schon machen?«, fragten seine Kumpels immer und immer wieder.
Für die Jungen gab es keinerlei Alternativen außer Saufen und Drogen nehmen, denn das machte das Wochenende wenigstens etwas bunt und fröhlich.
Der Westerwald und der Landkreis Altenkirchen waren einfach eine totlangweilige Gegend, vergleichbar mit der Einsamkeit des amerikanischen Mittelwestens. Nur hießen die Highways hier Bundes- oder Landesstraße und waren in der Regel baulich besser beschaffen, doch das Bild war sich sehr ähnlich. Man sah teilweise alte, verlassene Scheunen, auf denen schwarze Raben mit Unheil ankündigenden Lauten umher kreisten. Man sah einsame Kreuze und kleine Kapellen mit Christusfiguren, die ihre Hände zum Gebet falteten. Und es gab Felder, große Getreidefelder, auf denen schwarze und bunte Vogelscheuchen mit Schlapphütten oder Kopftüchern baumelten, um zu dieser Jahreszeit die Vögel von der Ernte zu vertreiben.
»Romantisch, nicht?!«, würde ein Stadtmensch sagen und den Fotoapparat aus der Tasche kramen.
»Zum Kotzen!«, würden Martin und seine Freunde wutentbrannt antworten.
Der Bus hielt mit seinen alten, quietschenden Achsen am Betzdorfer Busbahnhof, und da der Anschlussbus noch nicht bereitstand, marschierte Martin noch schnell zum neu errichteten Subway, der den armen Schulkindern das Geld aus der Tasche ziehen sollte. An diesem Busbahnhof trafen sich nämlich hauptsächlich die Kinder aller Schulen, die auf dem Molzberg in Kirchen standen. Der Besitzer hatte sich hier wirklich einen strategisch cleveren Punkt ausgesucht, diesen blöden Laden am Fuße des Berges hinzupflastern, dachte sich Martin, bevor er ihn sein Thunfischbaguette biss, und die Reise schließlich weiterging.
Fünf Mal in der Woche musste Martin morgens eine Stunde fahren, und am Nachmittag dieselbe Prozedur in die andere Richtung über sich ergehen lassen. Wenn der Winter mal anzog, und sie können glauben, dass er das in dieser Gegend häufig tut, wurden aus jeder Fahrt auch schon mal zwei bis drei Stunden. Martin hasste es, er hasste es abgrundtief sein Leben so sinnlos auf der Straße zu verschwenden.
Zur Ablenkung, und um sich auf andere Gedanken zu bringen, begann er, sich seine Wochenendpläne auszumalen, die wenig Erheiterndes für Außenstehende zu bieten hatten. Nachdem er zu Hause angekommen war, würde Martin mit dem Fahrrad zu seinem einzigen guten Kumpel Sven fahren, der einen Ort weiter bei seinen Eltern in Niederfischbach wohnte. Sven war Mitte zwanzig, hatte keine Ausbildung, war mit siebzehn Vater geworden und verkaufte hin und wieder Hasch, Ecstasy und LSD.
Anschließend würde Martin zurückfahren, sich einfach das Auto seines Vaters schnappen, und zu einem Supermarkt in Elkenroth, was auf der L 288 zwischen Betzdorf in Richtung Hachenburg lag, fahren. Nur dort gab es diese ganz besonderen orientalischen Chips, die er für den gelungenen Kiffer- und Saufabend noch benötigte. Es war eine Tüte mit ganz besonderer Wasabi-Mischung, die höllisch im Hals brannte, und die von einem völlig unbekannten Hersteller aus dem fernen Osten geliefert wurde.
So würde es ein tolles Wochenende werden. Zuerst würde Martin einige Runden Computer spielen, vielleicht im Netzwerk, um andere User niederzumetzeln. Dann müsste er eine Münze werfen, ob er sich zuerst einen Horrorfilm oder einen Pornofilm anschauen würde. Eine Freundin gab es in seinem Leben nicht; mit seinen zwanzig Jahren gab es bisher noch überhaupt kein Mädchen in seinem Leben.
»Willst du etwas essen?«, fragte seine Mutter, als sie an der verschlossenen Türe rüttelte.
Wie immer in den letzten Wochen kam aus dem Zimmer keine Antwort.
»Martin, ich finde das nicht in Ordnung. Hörst du?«
Doch er ging einfach zu seiner Stereoanlage und drehte die Lautstärke nach oben. Das wunderschön laute Warriors Of The World der Band Manowar
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