Wie benehme ich mich richtig? - Walter Kabel - E-Book

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Walter Kabel

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Beschreibung

Die Etikette (von französisch étiquette), auch Benimmregeln genannt, ist ein Verhaltensregelwerk, welches sich auf zeitgenössische traditionelle Normen beruft und das die Erwartungen an das Sozialverhalten innerhalb gewisser sozialer Kreise beschreibt.Das Wort wird gerne mit den Begriffen: Zeremoniell, diplomatisches Protokoll und Umgangsformen gleich- oder in Verbindung gesetzt. Die Gleichsetzung mit Umgangsformen ist jedoch problematisch. Etikette bezeichnet nämlich im Grunde nur die Umgangsformen, die nur der offiziellen Förmlichkeit willen dargeboten werden.[2]Ein gut verständliches, übersichtliches Nachschlagewerk über alle Fragen des guten Tones. Das Lehrbuch passt für jeden, der sich sicher in der Gesellschaft bewegen möchte.

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Wie benehme ich mich?

Walter Kabel

Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Über die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Benehmens.
1. Wie soll ich persönlich auftreten ?
a. Kleidung.
Kleidung
Schmuck.
Körperpflege.
b. Unser Heim.
c. Mein Wesen.
Zu Hause
In der Öffentlichkeit.
Im Berufsleben
2. Geselligkeit.
a. Die allgemeinen Anstandsregeln.
b. Besuche.
Gesellschaften. Bälle.
c. Hochzeiten. Geschenke. Tischreden.
Geschenke.
Tischreden.
d. Familienverkehr.
e. Trauerfälle.
f. Speisenfolge. Weine.
g. Unsere Kinder und unser Verkehr.
3. Die Kunst, ein angenehmer Gast zu sein, eine Unterhaltung zu führen und zur Unterhaltung anderer beizutragen.
4. Wie schreibe ich Briefe?
5. Einige Winke über richtiges und gutes Deutsch.
6. Mädchen, die man heiratet und Männer, die man heiratet.
Schluß.
Über Leute, die jedem auf die Nerven fallen.

Vorwort.

Über die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Benehmens.

Hand in Hand mit der fortschreitenden Kultur hat sich auch eine Fülle von Anstandsregeln ganz von selbst entwickelt. Der Anstand, die Schicklichkeit, gehört mit zur Kultur.

Die alten Kulturvölker, Ägypter, Griechen, Römer, Perser und wie sie alle heißen, besaßen genau so ihre Anstandsregeln, ihre Trinksitten und gesellschaftlichen Gebräuche wie wir heutzutage. Nur waren diese auch genau so verschieden wie in der Jetztzeit. Was in Athen als „fein“ galt, konnte in Rom als unfein oder taktlos gelten; wie wir heute als Deutsche uns hüten müssen, kritiklos fremde Anstandsregeln, etwa aus England, Amerika, oder Frankreich, anzunehmen. Jedes Volk hat seine Sitten. Und alles schickt sich nicht für jeden. Der „gute Ton“ jedes Volkes schmiegt sich notwendig den Charaktermerkmalen der Nation an. Wenn der Amerikaner seine Rücksichtslosigkeit (er selbst mag es „berechtigtes Selbstbewusstsein“ und Zwanglosigkeit nennen) so weit treibt, daß er für seine Füße jeden beliebigen Ruheplatz wählt, daß er mit übereinander geschlagenen Beinen im Eisenbahnabteil den Weg versperrt, und was sonst noch an ähnlichen Äußerungen des überzüchteten Freiheitsgefühls eines Mischvolkes, wie der Nordamerikaner es darstellt, zu nennen ist, – wenn weiter der Engländer den Rassenstolz bis zur deutlich gezeigten Geringschätzung anderer Nationen durch viele kleine, ihn so unsympathisch machende Verstöße gegen das beweist, was man „internationale“ Schicklichkeit nennen könnte, – wenn der Durchschnittsfranzose in seiner oft albern wirkenden nationalen Eitelkeit (zu der jetzt noch der Siegestaumel getreten ist) großzügig dieselbe internationale Schicklichkeit aufs gröblichste verletzt und immer mehr zeigt, wie dünn der Kulturlack die „grande nation“ bedeckt, dann sollten gerade wir desto strenger darauf sehen, die Höhe unserer Kultur durch ein Benehmen zu erhärten, das unserem ernsten, gediegenen Volkscharakter entspricht. Gewiß – der unglücklich verlaufene Krieg hat unserer Volksseele einen harten Stoß versetzt. Vieles ist ins Wanken gekommen auf dem Gebiete der Sittlichkeit und des guten Tons. Freiheit darf nie zur Zügellosigkeit werden. Man hüte sich davor, des Glaubens zu sein, ein freies Volk könnte von früher her überlieferte moralische Grundanschauungen mit dem Achselzucken eines modernen Geistes in die Rumpelkammer tun! Die Geschichte der Völker lehrt, daß alle Kulturnationen, die das Freiheitsgefühl falsch auffaßten und den alten geheiligten Tempel der Moral verfallen ließen, selbst in kurzem einem rapiden Verfall anheimfielen. Zur Moral im weiteren Sinne gehört aber auch der Anstand, die Schicklichkeit, – das Benehmen. –

Was ist Anstand? Wie verhält er sich zur Sittlichkeit schlechthin?

Anstand, lateinisch Decorum (daher die Redensart: „Das Dekorum wahren“) ist die Beachtung solcher Formen des äußeren Verhaltens, die einmal der Würde der sittlichen Persönlichkeit im Menschen, dann aber auch den Anschauungen entsprechen, die sich mit der Zeit, aber stets dem Wandel unterworfen, innerhalb einer bestimmten Gemeinschaft (Volk, Nation) über gewisse Einzelheiten dieses Verhaltens herausgebildet haben. Diese Formen sind veränderlich. Zur Zeit Friedrichs des Großen war es zum Beispiel durchaus üblich, mit dem Waschwasser sehr sparsam am eigenen Körper umzugehen. Die Damen ersetzten das Händewaschen morgens vielfach durch Auftragen von Puder. Heute versteht sich eine gewisse Pflege der Hände (Sauberkeit dieser braucht nicht erwähnt zu werden) von selbst.

Anstand bezieht sich also auf Äußerlichkeiten unseres Verhaltens. Sittlichkeit betrifft stets die Gesinnung geht mithin den inneren Menschen an. Durch die Gesinnung beweisen wir, ob wir sittliches Empfinden besitzen; die Äußerungen unsrer Gesinnung, unser Tun und Lassen, sind der Gradmesser unserer Sittlichkeit. Unser Benehmen dagegen ist der Gradmesser unserer Kulturhöhe.

Da wir einmal dabei sind, uns gewisse Begriffe und Bezeichnungen, die mit zu unserem Thema „Wie benehme ich mich?“ gehören, klar zu machen, soll hier auch gleich die verwandte Frage erledigt werden: Was ist Takt oder Taktgefühl?

Takt ist kurz gesagt die Fähigkeit, in jeder gegebenen Lage sein Verhalten so einzurichten, daß es sowohl den allgemeinen Regeln der Sittlichkeit als auch den feineren, nicht auf Regeln zurückzuführenden Forderungen einer gefühlsmäßigen Rücksichtnahme auf unsere Mitmenschen genügt.

Takt läßt sich nicht anerziehen. Er ist stets der Ausfluß eines fein entwickelten Gefühllebens. Er beruht auf natürlicher Anlage, die durch Erziehung und Vorbild nur erweitert werden kann.

Wir sehen hier also ganz klar den Unterschied zwischen Anstand und Taktgefühl. Ersterer kann anerzogen werden; jeder, der nur das ernste Streben hat, ihn sich anzueignen, wird dies auch erreichen können. Takt muß eine gütige Fee uns mit in die Wiege legen als köstliches Geschenk. Wem Taktgefühl nicht angeboren ist, wird es sich nie anerziehen! Wer es besitzt, vermag leichter als jeder andere sich in den vielfachen Regeln des „guten Tones“ zurechtzufinden; ihm hilft eben die natürliche Anlage, das Rechte zu treffen.

Taktgefühl ist also auch vollständig unabhängig vom Bildungsgrade des Einzelnen. Der gelehrteste Mann kann durch Taktlosigkeiten „ungebildet“ wirken, da; gegen kann der einfachste Proletarier gerade durch den Takt in seinem Verhalten sich Achtung und Zuneigung unschwer erwerben. Der Millionär, der seine Wohltätigkeit vor den Augen aller übt, mit seinem „guten Herzen“ protzt, ist taktlos; der Arbeiter, der einem kranken Kollegen heimlich Geld zusteckt, steht hoch über ihm. –

Werfen wir nunmehr einen Blick auf das bisher Gesagte zurück, so finden wir sofort folgende Abstufungen der miterwähnten Begriffe:

Kultur schließt alles in sich, Moral, Anstand und so weiter. Moral, Sittlichkeit, umfaßt auch den Anstand, die Schicklichkeit, den guten Ton, – das Benehmen.

Anstand wieder ist untrennbar vom Taktgefühl.

Taktgefühl ist angeboren. Wem es nicht eigen, muß es dadurch zu ersetzen suchen, daß er strenger als jeder andere die Regeln des guten Tones beachtet und sich selbst ständig beaufsichtigt, um allmählich sich das abzugewöhnen, was ihn anderen unangenehm macht: Selbsterziehung!

– Weshalb besteht nun für jeden die Notwendigkeit. die Regeln des Anstandes zu beherrschen und sich dadurch ein sicheres gesellschaftliches Benehmen anzueignen?

Die Lebensparole des Einzelnen heißt „Vorwärts!“ Jeder will es weiterbringen; jeder möchte etwas erreichen: der eine die Selbständigkeit als Handwerker oder Gewerbetreibende; der andere eine bessere Stellung, einen höheren Posten; ein dritter trachtet lediglich danach, irgendwie reich zu werden. – Wir leben im Zeitalter des wohlberechtigten Grundsatzes: Freie Bahn dem Tüchtigen! Wir leben in einer Zeit, wo unendlich viele ziemlich unvermittelt emporgehoben worden sind aus ihrem bisherigen Kreise, wo Kriegsgewinne über Nacht Arme reich machten, wo viele eine Stellung erhielten, die von ihnen engeren Verkehr mit Gesellschaftsschichten verlangt, denen sie bisher fernstanden.

Nicht nur dieses Streben, vorwärts zu kommen, sondern auch das Einleben in neue Verhältnisse wird nun ganz wesentlich durch das Gefühl erleichtert: „Du weißt, wie Du Dich zu benehmen hast!“

Man unterschätze die Wichtigkeit dieses Gefühls nicht. Man denke nicht: „Ach was – ich bin ich, und ich schere mich den Teufel darum, ob andere über mich die Nase rümpfen!“ Selbst für diese Selbstbewußten, die grundehrliche Charaktere sein mögen, wird stets der Augenblick kommen, wo sie sich sagen: „Hier fühle ich mich unbehaglich. Was tue ich nur? Mache ich dies so oder so? – Ich will mich doch schließlich nicht blamieren!“

Das Bewußtsein: „Ich beherrsche die Regeln des guten Tones vollständig!“ wird jedem eine äußere und innere Ruhe und Sicherheit verleihen. Und diese Sicherheit ist’s, die gar nicht hoch genug zu bewerten ist! In dieser Sicherheit liegen Vorteile für den Einzelnen, die vielfacher Art sind. Was nützt dem Begabtesten die Überzeugung von seinen Fähigkeiten, wenn er plötzlich durch das Sprungbrett „Freie Bahn dem Tüchtigen“ emporschnellt in einen Kreis, in dem er sich nun unsicher bewegt und deshalb unbehaglich fühlt? Eine rechte Freute am Erfolg wird er nicht haben. Erst wenn er sich bewußt ist: „Ich beherrsche nun auch das, was man „Benehmen“ nennt,“ beginnt der volle Genuß am Erfolg, mag dieser nun Reichtum, höhere Stellung oder sonstwie heißen.

Ein sicheres Auftreten gehört mit zur „Persönlichkeit“; erreicht wird es mit dadurch, daß man auch über das Bescheid weiß, was der gute Ton verlangt.

Wer es weiterbringen will, eigne sich beizeiten ein sicheres Benehmen an! Wer es schon zu etwas gebracht hat, ergänze das, was ihm in dieser Beziehung noch fehlt! Wir sind eine Kulturnation, und zur Kultur gehört der Anstand genau so wie die Sittlichkeit!

Hier sollen nun noch einige Dichterworte zu unserem Thema angeführt werden:

„Anstand ziert und kostet nichts.“

„Willst Du wissen, was sich ziemt, So frage nur bei edlen Frauen an.“

„Der Anstand kann keinem Menschen erlassen werden; er ist eine Allerweltssprache, ohne die man nicht verstanden wird.“

„Takt ist eine Geschicklichkeit, die den Menschen besser als Talent und Wissen über alle Schwierigkeiten fortführt.“

„– Wenn aber Taktlose Dich umringen, Das wird Dich zur Verzweiflung bringen.“

„Der Anstand verlangt, daß an Gewohnheiten aufgibt und sich dem unterordnet, was die Mehrheit als Richtlinie des Benehmens dem Boden unseres Zusammenlebens eingepflügt hat.“

Erstens.

Wie soll ich persönlich auftreten.

a. Kleidung.

Wie kleide ich mich und was ziehe ich an?

Erledigen wir zunächst die holde Weiblichkeit. –

Man sagt den Frauen zu Unrecht einen besseren Geschmack, was Kleidung angeht, als den Männern nach. Es ist erstaunlich, wie vielen Frauen jeder Sinn für richtige Farbenzusammenstellung abgeht und wie sehr sie sich darüber täuschen, was ihnen gut oder schlecht zu Gesichte steht.

Man beobachte nur Frauen beim Einkauf von Hüten, Blusen und so weiter. Eine redegewandte Verkäuferin, ein aalglatter, menschenkundiger Verkäufer schmiert ihnen durch die verzückte Versicherung: „Gnäd’je Frau (oder „Meine Dame, Sie –“) dürfen unbedingt stets nur diese Form (Farbe, Schnitt, Machart) tragen“ die ältesten, unglaublichsten Ladenhüter an!

Einer Korpulenten wird ein helles, gestreiftes Kostüm aufgeschwatzt, das sie natürlich noch umfangreicher erscheinen lässt; einer Blassen dreht man eine grüne Bluse an, so daß der Teint noch fahler durch den Kontrast zu Grün wirkt; einem schlanken, hübschen Mädel wird ein braunes Sommerkostüm verkauft, während sie doch durch ein helles sich nicht künstlich älter machen würde; eine Rotblonde zieht mit einer feuerroten Seidenbluse ab und ahnt nicht, wie beleidigend diese Farbenzusammenstellung für das Auge ist.

Man könnte diese Aufzählung ins unendliche verlängern! –

Meine Damen! Sich „schick“ kleiden, ist eine Kunst; sich elegant kleiden mit einem Durchschnittsgeldbeutel, ist eine noch schwerere Kunst, aber – erlernbar!

Ich kann Ihnen hier nur Winke geben. Wenn Sie diese beherzigen, werden Sie zum mindesten nicht durch einen geschmacklosen Anzug auffallen. Nur Winke! Sonst müßte ich über dieses Unterthema ein Buch für sich allein schreiben! –

In erster Linie: Kleiden Sie sich Ihrem Alter, Ihrer Figur, Ihrem Teint und Ihrer Haarfarbe entsprechend! Beachten Sie, daß in gesetzteren Jahren ein allzu jugendlicher Anzug lächerlich wirkt! Machen Sie dann nicht mehr jede Mode mit, etwa wie die der kurzen Röcke, unter denen dann ein Paar allzu rundliche Gehwerkzeuge zum Vorschein kommen!

Überhaupt: die Mode! – Einem Menschen von Geschmack sträubt sich das Haar, wenn er sieht, wie unsinnig oft Frauen einer Mode folgen, gleichgültig, ob diese sich für ihre Gesamterscheinung eignet. Zum Beispiel: Es gibt doch nun mal leider Damen, die an stark gewölbten unteren Gliedmaßen leiden. Ich will niemand verletzen. Daher umschreibe ich die O-Berne! – Glauben Sie, daß es schön wirkt, wenn unter einem der heutigen Ballettröckchen diese gewölbten Stelzen sich so recht augenfällig präsentieren?! Wäre es besonders für die heiratsfähige weibliche Jugend in diesem Falle nicht ratsamer, Mode Mode sein zu lassen und dem Röckchen so viel an Länge zuzugeben, daß die Wölbung schämig verborgen bleibt?! –

Wenn man so auf der Kurpromenade irgend eines Badeortes sitzt und die beneidenswerten Badegäste weiblichen Geschlechts (jeder ist bei den Preisen beneidenswert, der sich Badegast nennen darf!) an sich vorbei schweben läßt, dann kann man sozusagen „Anzugsfehler“ studieren. Es sind stets dieselben Fehler.

Da kommt ein hübsches Mädel angetänzelt in schwarzseidenem Rock, weißen Strümpfen, schwarzen Lackschuhen, gelber Bluse zum strohblonden Haar. Trüge sie schwarze Florstrümpfe, würde die Unterpartie weniger „landsch“ (abgeleitet von „ländlich“) ausschaun. Hätte sie statt der gelben Bluse eine schlichte weiße an, so wäre das holde Kind entzückend. So aber ist sie – geschmacklos angezogen.

Dann fällt eine Dame, die man auf 2 Zentner Gewicht ohne weiteres einschätzen kann, unangenehm auf. Neben mir sagt ein Herr: „Na – die sollte bei ihrem Speckhals auch besser eine geschlossene Bluse und nicht gerade Weiß tragen!“

Stimmt! – Der Herr hätte noch hinzufügen können: „Schwarze, hohe Schnürstiefel zu einem so duftig sein sollenden Anzug verderben alles!“ – Zu Weiß gehören entweder weiße Strümpfe und weiße Leinenschuhe, oder schwarze Strümpfe und Halblackschuhe. Ein farbiger, etwa hellbrauner Strumpf verpfuscht das Gesamtbild unbedingt.

Und abermals schwebt eine Elfe vorüber, die dem kritischen Blick ein Manko der Toilette zeigt. Die Elfe ist elfenhaft mager. Aber halsfreie Blusen sind ja modern. Und deshalb trägt man eine und enthüllt dem Blick die magere Halspartie, so daß die Herrenwelt schnell vorbeischaut an dieser Ausstellung von unter der Haut sich abzeichnenden Skelettteilen.

Nachdem man sich kaum von diesem Schreck über solchen Fettpolstermangel erholt hat, erscheint eine Dame mit sehr kurzer Taille, die sandgrauen Rock und dazu eine zartblaue Bluse anhat. Die kurze Taille erscheint durch diese Zusammenstellung noch kürzer. Die ganze Figur wirkt unglücklich, würde aber in keiner Weise auffallen, wenn die Betreffende sich einfarbig tragen wollte.

Da sind wir nun auf „Blau“ geraten. – Es kann nicht genug vor dieser Farbe gewarnt werden, das heißt, vor Hellblau! Zu Hellblau gehört ein zarter, frischer Teint. Genau so wie zu Rosa und Gelb! Wie unendlich viele wissen das nicht und bilden sich ein, durch zarte Farben sich selbst zarter zu machen! Weit gefehlt! Die fahle Haut sticht dadurch nur noch mehr in die Augen. – Von Grün ist schon vorhin gesprochen worden. All dies bezieht sich auch auf Hüte. –

Der Herr neben mir ruft leise: „Donnerwetter – schick!“

Ganz recht: die Dame ist schick angezogen. Dabei ist sie dem Gesicht nach nur Durchschnitt. Ganz weiß, geschlossene Bluse, die hier einen etwas langen Hals verdeckt. Um die Schultern eine weiße Federboa. – Man freut sich. Auch über die Haltung und die Art zu gehen. Der Kopf wird gerade getragen, in der ganzen Gestalt liegt etwas Straffes, der Schritt ist ruhig, natürlich. –

Die Körperhaltung, der Gang! Wie viel wird dagegen gesündigt! Wie schlecht wirkt ein vorgestreckter Kopf, ein hastiger oder geziert leichter Gang! Zu einer schönen oder schön sein wollenden Frau gehören gemessene, abgerundete Bewegungen. –

Ein neuer wandelnder Fehler: eine sehr üppige Dame mit einer ganz prall über der Brust anliegenden Bluse. Wenn hier die unschöne Fülle durch eine gefällig garnierte Bluse geschickt verdeckt wäre, würde der Gesamteindruck ein anderer sein.

Nun tauchen ein paar kleine Mädelchen auf, so etwa zwölfjährig. Die Eltern können sich’s offenbar leisten, ihre Kinder in Seide herumlaufen zu lassen. Aber – daß sie aus ihren Kindern auf diese Weise Äffchen machen, die jeder Verständige belächelt, wissen sie offenbar nicht. Eltern von feinem Geschmack werden ihre Sprößlinge nie zu wandelnden Modepüppchen erziehen. Man kleide Kinder kindlich, wie es sich gehört. –

Worin besteht nun die Kunst, sich vornehm zu kleiden? – Sehr einfach: In der Schlichtheit, der Unauffälligkeit des Anzugs, der richtigen Farbenwahl und in einer Machart, die der Figur entspricht. Wer „Dame“ sein will, vermeide es, sich „aufzudonnern“. Durch auffällige Eleganz wirkt man nie vornehm. –

– Und die Herrenwelt? – Hier kann ich mich kürzer fassen. Auch hier bleibt die Hauptbedingung: Vermeide das Auffällige! Werde nicht Gigerl! Bilde Dir nicht ein, Du machtest Eindruck durch braune Schuhe mit weißen Gamaschen, durch strengste Befolgung der augenblicklichen Mode. Besonders ältere Herren sollten sich hiervor hüten. Diskret gemusterte Stoffe für den Straßenanzug bleiben neben blauen stets das vornehmste. Wer korpulent ist. wähle nie hell. Sei auch vorsichtig beim Einkauf von Krawatten! Beachte, ob die Krawattenfarbe zu der Anzugfarbe passt. Wer es sich leisten kann, suche auch die Farbe bunter Oberhemden mit Anzug und Krawatte in Einklang zu bringen. Zu einem blassen Gesicht nicht eine Krawatte in Braun, Grün oder einer verwaschenen Farbe! – Nie zum Smoking, Gehrock und weggeschnittenen Rock ein farbiges Oberhemd! Hierzu genau so wenig farbige Schuhe. Diese Anzugsarten gehören ebenso wie der Frack zur Gesellschaftstracht. Dieser erfordert schwarze Schuhe, Lackschuhe. Doch hierüber sofort näheres. –

Was soll ich nun aus meinem Garderobenvorrat für bestimmte Fälle wählen?

Für Besuche (Antrittsvisite) bei Bekannten ist für den Herrn Gehrock und Zylinder, für die Dame Kostüm üblich. (Vergl. hierzu auch unter 2, b, Besuche). Für Vorstellungen bei Vorgesetzten für den Herrn Frack oder Gehrock. In diesem Falle erkundigt man sich am besten vorher bei Kollegen, da hier der Brauch schwankt. Damen wählen zum Kostüm (Mantel) möglichst passende Handschuhe. Weiße Handschuhe mit schwarzen Raupen bleiben am feinsten und eignen sich zu jedem Kostüm.

Für Diners (Mittagessen mit langfristiger Einladung, vergl. 2, b) ist Frack, für Damen Gesellschaftskleid vorgeschrieben. Weiße Handschuhe für beide Teile, oder für Damen ganz helle, zur Farbe der Robe passende.

Für Soupers (Abendessen, vergl. 2, b), Frack oder Smoking. Zum Smoking stets schwarze Seidenschleife. Für Damen wie bei Diners.

Für zwanglose Mittag- oder Abendessen (kurzfristige oder mündliche Einladung) Smoking oder weggeschnittener Rock mit dunklen, diskret gestreiften Beinkleidern und Lackschuhen; einfarbige Krawatte; weißes Oberhemd für Herren; Damen Rock und elegante Bluse oder elegantes Straßenkleid, Lackschuhe. – Handschuhe überflüssig.

– Es sei darauf hingewiesen, daß in den verschiedenen Städten oft verschiedenes, was Anzugsarten betrifft, üblich ist. Jedenfalls wird man aber bei Beachtung des hier Angegebenen nie gegen den „Gesellschaftskomment“ verstoßen. –

Hiermit verlasse ich das Gebiet der Kleidung und will ganz gedrängt einiges anführen über

Schmuck.

Es ist zwecklos, gegen die Unsitte bei Damen, sich die Hände mit Ringen zu überladen, noch irgendwie vom Leder zu ziehen. Auch Frauen, die auf „höhere“ Bildung pochen, können es nicht über sich gewinnen, einen Teil ihrer Ringe daheim zu lassen.

Wenn man so eine Dame mit einigen zehn Brillantringen am Nebentische sieht, wenn sie womöglich noch trotz 28 Grad Hitze draußen einen kostbaren Pelzkragen trägt, dann denkt jeder: „Kriegsschieber!“

Meine Damen! Wollen Sie wirklich unbedingt für Kriegsgewinnler auf den ersten Blick gehalten werden?! Genügen nicht drei oder vier Ringe?

Und dann: Zu kostbaren Ringen gehört eine gepflegte Hand! – Wie oft wird das vergessen.