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Der aufwühlende Erstling des syrischen Autors beruht auf einer wahren Begebenheit und erinnert in seiner ausweglosen Konsequenz an ein klassisches Drama. Die schöne, einsame Salma lebt in einem drusischen Dorf im Süden Syriens. Früh schon hatte ihr tyrannischer Onkel sie in eine arrangierte Ehe mit Saîd gezwungen. Als ihr Mann, der sie regelmäßig vergewaltigt, für längere Zeit ins Ausland geht, begegnet sie dem schüchternen jungen Lehrer Abdalkarîm. Erste zarte Bande werden geknüpft. Unterdessen peinigt Saîds Stiefmutter - rasend vor Eifersucht, hatte sie doch einst selbst eine Affäre mit Salmas Ehemann - ihre Schwiegertochter bis zur Erschöpfung. Die Liebe einer verheirateten Frau zu einem anderen Mann ist freilich eine Provokation für die dörfliche Gemeinschaft mit ihren verknöcherten Traditionen, und die scheinheilige Fassade, mit der Salmas mächtiger Onkel seine sexuellen Eskapaden und politischen Karriereträume zu kaschieren weiß, wird brüchig. Am selben Tag, da er nach jahrzehntelangem Intrigieren endlich in die Riege der Oberhäupter des Dschebel al-Durûz aufgenommen werden soll, flieht Salma und vereitelt so all seine Pläne. Mit »Wie ein ferner Herzschlag« liegt erstmals ein Roman Mamdouh Azzams, eines der bedeutendsten syrischen Autoren der Gegenwart, in einer europäischen Sprache vor. Der Roman wurde 1996 in Syrien verfilmt.
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Seitenzahl: 165
Veröffentlichungsjahr: 2015
Der Autor
Mamdouh Azzam wurde 1950 in eine drusische Familie in einem Dorf bei Suwaida geboren. Nach dem Studium der arabischen Literatur und Sprache an der Universität Damaskus arbeitete er als Lehrer. Seit 1995 ist er freier Schriftsteller. Er veröffentlichte fünf Romane und zwei Erzählbände und gehört zu den bekanntesten Vertretern des zeitgenössischen syrischen Romans. Azzam lebt in Suwaida.
Die Übersetzerin
Regina Karachouli, geboren 1941 in Zwickau. Studium der Arabistik und der Kulturwissenschaften in Leipzig. Promotion über Dramatik und Theater in Syrien. Von 1975 bis 2002 Lehr- und Forschungstätigkeit am Orientalischen Institut der Universität Leipzig. Übersetzerin zahlreicher literarischer Werke aus dem Arabischen (u.a. von Sahar Khalifa, Alia Mamduch, Hanna Mina, Sabri Mussa, Tajjib Salich, Habib Selmi, Nihad Siris und Baha Taher).
Originally published as:
Ascension to Death
Copyright © Atlas for Publishing, Translation and Culture –
Beirut, Lebanon
E-Book-Ausgabe 2015
Copyright © der deutschen Übersetzung
2015 by Lenos Verlag, Basel
Alle Rechte vorbehalten
Cover: Neeser & Müller, Basel
www.lenos.ch
ISBN 978 3 85787 923 4
Zum Andenken an meinen Vater
Hinterlasse ich nichts hienieden
Wenn ich geh?
Nicht wenigstens Blüten?
Hymnen wenigstens?
Was wird es tun, mein Herz?
Vielleicht war ich vergebens auf Erden?
Aus der aztekischen Gesangsdichtung
Tröstet mich, denn die hellen Wünsche
Sind dahin. Doch nimmer schwindet die Zeit.
Abu l-‘Alâ’ al-Ma‘arrî
Am Morgen erbrach sie Blut. Zum ersten Mal, seit man sie vor einem Monat hierhergebracht und die Tür dieses Raumes abgeschlossen hatte, spürte sie, dass ihr die Beine einknickten. Dass ihr Körper hinfällig geworden war, zu ausgetrocknet, zu leicht, um den schweren, matten Kopf zu tragen.
Zum ersten Male auch widerte sie das Essen an. Die breiige Masse auf dem Teller vor ihr schien einen abscheulichen Dunst von rohem Fleisch zu verströmen. Es war der Geruch ihres eigenen Blutes.
Sie konnte das Blut nicht sehen. Der Raum lag zu tief. Er war düster, kein Licht fiel herein. Nur ein fahler Schein drang durch die Ritzen der Holzläden vor dem Fenster.
Als die Übelkeit sie zu Boden zwang und der Schweiss ihre Kleider mit Feuchtigkeit und ranzigem Geruch tränkte, glaubte sie anfangs, sie habe vielleicht zu lange mit dem Nachtmahl gewartet und das Essen sei verdorben. Sie konnte nicht sehen, ob die Speise verfärbt war. Was sie verzehrte, erkannte sie allein am Geschmack. Sie schob das alles auf die Finsternis. Inzwischen hatte sie vergessen, dass sie ihre Umgebung während der ersten beiden Wochen noch recht gut wahrnehmen konnte, nachdem sich ihre Augen einmal an die Dunkelheit gewöhnt hatten. In der letzten Woche aber hatte ihre Sehkraft stark nachgelassen. Seitdem erblickte sie die Dinge nur noch wie durch einen feinen, von Nebelschwaden durchwehten Schleier. Erscheinungen tauchten vor ihr auf, unwirklich, verzerrt wie im Traum: eine Wolke blasser Vögel, Gebinde aus weissen und schwarzen Blumen, funkelnde Blitze, kräuselnde Rauchsäulen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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