Wie man 13 wird und zum Superhelden mutiert - Pete Johnson - E-Book

Wie man 13 wird und zum Superhelden mutiert E-Book

Pete Johnson

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Beschreibung

Ein verrückter und witziger Roman über das Leben als Teenager
Dieses Kinderbuch ist die perfekte Lektüre für alle Fans von „Gregs Tagebuch“ oder „Mein Lotta-Leben“ . Markus' Leben ist zum Schieflachen!

Zum Buch: 
Markus ist alles andere als ein gewöhnlicher Teenager – er hat ein großes Geheimnis: Er ist ein Halbvampir! Gemeinsam mit seiner Freundin Tallulah kämpft er gegen gefährliche Vampire, die es auf Menschen und auf Halbvampire abgesehen haben.
Doch dann passiert etwas Merkwürdiges: Markus verliert sein Gedächtnis und kann sich an nichts mehr erinnern. Tallulah ist misstrauisch – hat Markus‘ plötzliche Amnesie vielleicht etwas mit dem merkwürdigen Horrorladen zu tun, der neu in der Stadt aufgemacht hat?  

  • Lustig und spannend: Idealer Lesestoff für Jungs 
  • Witzige Kapitel im Blog-Stil: Kurze Lesehappen, auch für ungeübte Leser geeignet
  • Das perfekte Geschenk: Nicht nur zum 13. Geburtstag
  • Das Leben als Teenager: Nie war Pubertät so lustig!
  • Übrigens: Auch Mädchen lachen sich über Markus, den Halbvampir, kaputt!


Diese lustige Kinderbuchreihe des britischen Bestsellerautors Pete Johnson ist das ideale Geschenk für alle Jungen ab 10 Jahren. Überzeugt auch Lesemuffel!  


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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

Text copyright © 2014 Pete Johnson

Titel der Originalausgabe: The Vampire bewitched

Die Originalausgabe ist 2014 im Verlag

Random House Children’s Books

(Corgi Yearling), London, erschienen.

© 2020 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Pete Johnson

Übersetzung: Christine Spindler

Covergestaltung: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung von Illustrationen von Thorsten Saleina und Bildmaterial von GabrielJose/shutterstock.com

Innenvignetten: Thorsten Saleina und Bildmaterial von GabrielJose/shutterstock.com

ISBN eBook 978-3-8458-4036-9

ISBN Printauasgabe 978-3-8458-3842-7

www.arsedition.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Dieses Buch widme ich meinem Neffen Adam, der findet, er würde einen coolen Halbvampir abgeben.

Das finde ich auch.

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Prolog

TEIL EINS - TALLULAH

1. Kapitel - Eine grauenvolle Überraschung

2. Kapitel - Gedächtnisverlust

3. Kapitel - Der Ruf des Vampirs

4. Kapitel - Die schwarze Gestalt

5. Kapitel - Der Vampir kehrt zurück

6. Kapitel - Ein Hilfeschrei

7. Kapitel - Die Rückkehr des Feindes?

8. Kapitel - In der Falle

9. Kapitel - Jetzt kann mich nichts mehr retten

10. Kapitel - Die Goldene

11. Kapitel - Reine Magie

12. Kapitel - In ernsten Schwierigkeiten

TEIL ZWEI - MARKUS

13. Kapitel - Das gruseligste Spielzeug aller Zeiten

14. Kapitel - Konfrontation in Mad About Monsters

15. Kapitel - Altern im Zeitraffer

16. Kapitel - Unglaubliche Neuigkeiten

17. Kapitel - Eine neue Identität

TEIL DREI - TALLULAH

18. Kapitel - Noch ein Geschenk

19. Kapitel - Gedankenstrahlen

20. Kapitel - Der größte Fehler meines ganzen Lebens

TEIL VIER - MARKUS

21. Kapitel - Überraschungsangriff

22. Kapitel - Eine Katastrophe

23. Kapitel - Blitze im Zimmer

24. Kapitel - Was hat Tallulah getan?

25. Kapitel - Die entsetzlichsten Neuigkeiten

26. Kapitel - Die Entdeckung

27. Kapitel - Diesen Brief hätte ich nie zu Gesicht bekommen sollen

Ein paar Sachen, die ihr über Pete Johnson vielleicht noch nicht wisst

PROLOG

Jemand wird bald verschwinden.

Ich.

Wenn du das hier liest, bin ich bereits weg. Du siehst vielleicht meinen Körper herumgehen und denkst womöglich, das wäre ich, aber das werde nicht ich sein. Das Ich, das diese Worte an dich schreibt, wird nach dem heutigen Abend schlichtweg nicht mehr existieren.

Ich stehe unter einem langsam wirkenden, aber tödlichen Zauber. Und ich kann nichts tun, um ihn aufzuhalten. Ich sitze absolut in der Falle.

Den ganzen Abend haben alle erwartet, dass ich hysterisch werden und in Tränen ausbrechen würde. Aber Flennen ist nicht mein Ding. Nicht einmal jetzt. Das hat nichts damit zu tun, dass ich besonders tapfer wäre. Meine Tränen sind eingefroren. Ich bin vor Schock und Entsetzen immer noch betäubt. Nur das beschützt mich vor dem Grauen, das mich einzuhüllen droht.

Während ich das hier schreibe, ist es draußen stockfinster – weit nach Mitternacht. Ich befinde mich in einem Schlafzimmer, in dem ich noch nie geschlafen habe, und ich darf nicht zu laut sein, sonst wecke ich die Person, die im anderen Bett schläft.

Ich schätze, ich könnte nach unten gehen. Aber dort würden alle nur so tun, als wären sie fröhlich, oder mich voller Mitleid ansehen.

Und doch ist an Schlaf nicht zu denken. Außerdem muss ich irgendetwas tun. Also habe ich beschlossen, dir meine unglaubliche Geschichte zu erzählen. So wird wenigstens ein kleiner Teil von mir weiterleben.

Aber vorher möchte ich dich noch dringend warnen. Es war bisher völlig okay, den Kopf in den Sand zu stecken und so zu tun, als gäbe es keine Vampire. Denn bis vor Kurzem haben sich die Vampire von den Menschen ferngehalten. Weißt du, in Wirklichkeit mögen sie überhaupt kein Menschenblut. Es ist ihnen viel zu sauer. Sie ernähren sich stattdessen von Tierblut.

Aber jetzt – und hör mir bitte genau zu, denn was ich dir zu sagen habe, ist enorm wichtig – gibt es eine neue Gruppe von Vampiren, die sogenannten tödlichen Vampire. Sie haben herausgefunden, dass Menschenblut ihnen unglaubliche neue Kräfte verleihen kann, auch wenn es widerlich schmeckt. Sie müssen dafür nur genug davon trinken. Die Menschen werden dabei natürlich all ihrer Kraft und Energie beraubt.

Sie sind die gefährlichsten Vampire der ganzen Welt und sie wollen kein Schattendasein mehr fristen. Sie wollen, dass es für Vampire wieder wird wie in ihren alten glorreichen Zeiten.

Die erste Demonstration ihrer ungeheuren neuen Kräfte fand vor wenigen Monaten hier in Great Walden statt, dem Ort, in dem ich lebe.

Wer bin ich also? Ich hätte es dir schon früher verraten sollen. Tut mir leid, aber ich bin heute Abend entsetzlich durcheinander. Ich heiße Tallulah. Ich bin dreizehn Jahre alt und so was wie ein Freak. Da kannst du jeden fragen. Und das stört mich nicht. Wer will denn schon normal und gewöhnlich sein? Ich jedenfalls nicht. Übrigens bin ich außerdem ein absoluter Einzelgänger. Den größten Teil meines Lebens hatte ich keinen einzigen Freund.

Ich habe keine Freunde gebraucht. Stattdessen habe ich in einer Fantasiewelt gelebt aus Büchern, Comics und Filmen, in denen es immer um eines ging: die wildesten und abartigsten Außenseiter von allen – Vampire. Bevor ich wusste, dass es sie wirklich gibt, war ich total von ihnen besessen. Ich stand einer Sache, die die meisten Menschen nicht einmal in Erwägung ziehen, ganz offen gegenüber: dass es außer der bekannten, total uncoolen Welt um uns herum noch eine andere Welt geben könnte. Was für eine Ironie, wenn ich jetzt darüber nachdenke.

Ich hatte immer das sonderbare Gefühl, dass es noch eine andere Wirklichkeit gibt und dass Vampire darin eine gewaltige Rolle spielen. Aber selbst ich hätte nie erwartet, dass unser langweiliger Ort zu einem Kriegsschauplatz werden könnte.

Auf der einen Seite hatten die tödlichen Vampire Stellung bezogen.

Auf der anderen gab es nur drei Personen – mich, einen Vampir-Experten namens Cyril und Markus.

Markus ist das komplette Gegenteil von mir. Es ist nicht leicht, mich zu mögen. Es ist quasi völlig unmöglich, ihn nicht zu mögen. Er ist der Typ frecher Schuljunge, der einen von der letzten Reihe im Klassenzimmer aus zum Lachen bringt und selbst die langweiligste Schulstunde auflockern kann.

Markus wird mich für das hassen, was ich jetzt schreibe. Aber einmal, spät nachts, habe ich gehört, wie er und Cyril sich heftig gestritten haben (was an sich schon seltsam ist, da Markus so gut wie nie wütend wird). Cyril sagte, dass er Markus für einen Halbvampir hält oder dass er zumindest Verwandte hätte, die Halbvampire seien. Markus wurde richtig sauer und sagte, er wüsste nicht mal, was Halbvampire wären. (Falls du es auch nicht weißt, sie sind absolut friedlich und freundlich und leben unter den Menschen, ohne je ihre geheime Identität zu offenbaren. Sie trinken niemals Menschenblut und sie sind die Feinde der echten, bösen Vampire. Sie können sich in Fledermäuse verwandeln und einige von ihnen haben noch andere besondere Fähigkeiten.)

Als ich Markus später darauf ansprach, flippte er schon wieder aus und leugnete es erneut.

Aber manchmal frage ich mich …

Jedenfalls, als wir einmal gegen die tödlichen Vampire gekämpft haben, sind Markus und ich in große Gefahr geraten, aber es war eine Art magische Gefahr, die uns miteinander verbunden hat. Wir haben sie am Ende besiegt und die Welt gerettet (nicht, dass sie es je erfahren hätte) und ich hatte zum ersten Mal einen Freund.

Das war ohne Frage die beste Zeit meines Lebens. Besonders als Markus mich fragte, ob ich mit ihm gehen will. Ich hätte nie gedacht, dass ein Junge mich das einmal fragen würde. Und dass ich jemals den Wunsch haben würde, mit einem Jungen zu gehen. Aber ich wollte es, auch wenn ich Markus zuerst mit Nein geantwortet habe. Seine Frage kam einfach so überraschend – und dann auch noch ausgerechnet in der Geisterbahn. Ich dachte, ich hätte noch reichlich Zeit, es mir anders zu überlegen.

Nur hatte ich die nicht.

Die Familie von Markus musste für ein paar Monate nach Paris ziehen und er musste natürlich mit.

Und als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, wurde ich auch noch ernsthaft krank. Kein Arzt konnte mir sagen, was mir fehlte, und ich wurde auch nicht von allein wieder gesund. Schließlich musste ich in ein spezielles Krankenhaus, ein Sanatorium, und wurde wochenlang wie ein Versuchskaninchen behandelt (»Nur noch ein Test, Tallulah.«). Das war unglaublich ätzend.

Besonders, weil ich mich die ganze Zeit fragte, was die tödlichen Vampire als Nächstes planten. Wir hatten schließlich nur die erste Runde gewonnen.

Endlich sagte man mir im Sanatorium, dass sie alle erdenklichen Tests an mir durchgeführt hatten und dass ich wieder gehen könnte. Sie entließen mich sogar drei Tage früher als geplant – am Ostersamstag.

Inzwischen hatte ich auch von Markus gehört. Er war gerade wieder aus Paris zurück. Das waren tolle Neuigkeiten, da ich ihn endlich wiedersehen wollte.

Und da fängt meine Geschichte so richtig an …

TEIL EINS

TALLULAH

1. KAPITEL

EINE GRAUENVOLLE ÜBERRASCHUNG

Als ich aus dem Sanatorium heimkam, verhielt sich meine Familie sehr sonderbar. Sie freuten sich doch tatsächlich, mich zu sehen. Ich schaute immer wieder hinter mich, um zu checken, ob noch jemand anderes mit mir zusammen hereinspaziert war.

Weißt du, ich bin das schwarze Schaf der Familie – aber das hast du sicher schon erraten. Das ist auch nicht besonders schwer, wenn man einen großen Bruder wie Martin hat, den jeder – er selbst eingeschlossen – für ein Genie hält. Und dann auch noch eine jüngere Schwester wie Glynis, die schon Preise im Tanzen, Schwimmen, Bodenturnen und sogar im Gärtnern gewonnen hat. Wenn es Preise dafür gäbe, anbetungswürdig zu sein, würde sie samt und sonders absahnen. Sie kann alle hinters Licht führen, außer mich.

Wer könnte schon mit den beiden mithalten?

Also versuche ich es erst gar nicht.

Aber an diesem Abend musste ich ein Familienessen zur Feier meiner Heimkehr über mich ergehen lassen. Dad bombardierte mich mit Fragen (natürlich ohne überhaupt auf meine Antworten zu achten), Mum trällerte alle fünf Sekunden: »Amüsieren wir uns nicht prächtig!«, und ich saß zwei geschlagene Stunden lang zwischen Glynis und Martin eingeklemmt wie eine Gefangene. Das ist Lebenszeit, die ich nie wiederbekomme.

Aber endlich, endlich konnte ich vom Tisch aufspringen und sagen: »Ich gehe mal ein bisschen raus.«

»Wo um alles in der Welt willst du hin?«, fragte Mum sofort.

»Nur die Straße runter, um Markus zu besuchen«, sagte ich so locker wie möglich.

»Sie wird ja ganz rot«, gurrte Glynis in ihrer reizenden Art.

»Musst du denn heute Abend wirklich noch da hin?«, regte sich Mum auf. »Du weißt doch, wie krank du gewesen bist.«

»Ja, Mum, das kannst du gar nicht oft genug erwähnen. Das heitert mich ungemein auf.«

»Zieh dich auf jeden Fall warm an«, fuhr Mum fort.

»Ich habe doch keine Antarktis-Expedition vor«, murmelte ich.

Dann ließ mich Dad wissen, dass ich in exakt vierzig Minuten wieder daheim zu sein hatte. Das war so gut wie nichts. Aber es würde trotzdem toll werden, da ich Markus keine Nachricht geschrieben hatte, um ihm zu sagen, dass ich schon entlassen worden war. Das würde eine Hammerüberraschung werden, wenn ich drei Tage, bevor er mich zurückerwartete, vor seiner Tür stand.

Nachdem ich bei Markus geklingelt hatte, fing mein Herz wie verrückt zu wummern an, so als wäre ich nicht in fünf Minuten herspaziert, sondern zwanzig Meilen weit gerannt. Zuerst war im Haus alles still. Dann hörte ich schlurfende Schritte.

Ein leichtes Zittern lief meine Wirbelsäule hoch, keine Ahnung wieso.

Wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet und da stand Markus mit seinem üblichen albernen Grinsen. Aber er stützte sich auf einen Krückstock. Das war ein Schock. Doch ich war so froh, ihn wiederzusehen, dass es mir egal gewesen wäre, wenn er sich auf zehn Krücken gestützt hätte.

Dann umarmte ich Markus ganz fest oder wollte es zumindest tun, doch schon im ersten Moment fiel mir auf, dass die Umarmung ziemlich einseitig ausfiel. Markus tätschelte mir nur zaghaft den Rücken, als wäre ich ein streunender Hund, der ihm zugelaufen war. Außerdem glotzte er mich völlig fassungslos an.

Ich trat einen Schritt zurück. »Ich wollte dich überraschen, und das scheint mir ja gelungen zu sein.«

Markus erwiderte: »Das war eine nette Umarmung. Vielen Dank dafür. Wer bist du überhaupt?«

2. KAPITEL

GEDÄCHTNISVERLUST

Witze zu reißen ist für Markus so normal wir für uns andere das Atmen. Er kann es einfach nicht lassen. Aber so zu tun, als ob er mich nicht mehr kennen würde? Das war nicht im Geringsten komisch, vor allem, weil ich mich so sehr auf das Wiedersehen gefreut hatte. Jetzt hatte er alles verdorben.

Und dann kam mir plötzlich ein entsetzlicher Gedanke. Ein Sanatoriumsaufenthalt macht einen nicht unbedingt schöner. Darum hatte ich es in letzter Zeit vermieden, in den Spiegel zu schauen. Aber ich wusste, dass ich viel dünner geworden war und dass meine Haut kreidebleich und picklig war. Wollte Markus mir damit sagen, dass ich ihm nicht mehr gefiel?

»Habe ich mich so sehr verändert?«, fragte ich.

»Nein«, fing er an. »Das heißt, ich kann gar nicht beurteilen, ob du dich verändert hast oder nicht. Die Sache ist die, dass ich in der Zeit zurückversetzt wurde.«

»Was!?«

»Ja, ich wurde mehr als sechs Monate zurückgeschleudert zum 29. September, einen Tag vor meinem dreizehnten Geburtstag.«

Diese ganze Unterhaltung wurde immer seltsamer.

»Markus, wovon in aller Welt sprichst du?«

Er räusperte sich, als wollte er eine kleine Rede halten. »Siehst du diesen Krückstock? Nun, das soll kein schickes Accessoire sein. Kurz nach meiner Rückkehr aus Paris hatte ich einen Unfall mit dem Fahrrad, bei dem ich über die Lenkstange flog. Kann ich nicht weiterempfehlen.«

»Klingt schmerzhaft«, sagte ich.

»Und ob. Der Fahrer sagte, ihm wäre etwas gegen die Windschutzscheibe geflogen – ein riesiger Vogel oder eine Fledermaus –, und darum hätte er mich übersehen.«

»Eine Fledermaus«, echote ich. Das gefiel mir überhaupt nicht.

»Zumindest hat er das behauptet. Jedenfalls habe ich mir den Kopf so stark angeschlagen, dass alles herausgepurzelt ist, was seit meinem dreizehnten Geburtstag passiert ist. Ich kann mich weder an den Geburtstag selbst noch an Weihnachten erinnern oder an irgendetwas aus diesem Schulhalbjahr oder was seit dem Ende des vorigen Halbjahrs nach dem 29. September passiert ist. Mum besteht darauf, dass ich einen Krückstock verwende, falls mir noch etwas zustößt. Dabei kann ich prima laufen.«

»Willst du damit sagen, dass du deine Erinnerung verloren hast? Zumindest die an die letzten sechs Monate?«

»Genau. Und falls du diese Monate irgendwo herumliegen siehst, hätte ich sie gerne zurück.« Er grinste leicht verlegen. »Dr. Jasper – der Arzt, der mich behandelt –, hat gesagt, dass Gedächtnisausfälle nicht so ungewöhnlich sind, wie man meint. Richtig nervig daran ist, dass niemand mir verraten soll, was ich in den vergessenen Monaten erlebt habe. Es ist anscheinend besser, wenn man dem Gedächtnis Zeit lässt, sich selbst zu reparieren. Bald werde ich mich wieder an alles erinnern.«

»Wie bald?«

»Dr. Jasper hat gemeint, es müsse jeden Tag so weit sein. Ich kann mir vorstellen, dass das für dich alles ein ziemlicher Schock ist.«

»Und ob«, stimmte ich zu. »Aber für dich ist es noch viel schlimmer.«

»Ach, das geht vorüber, ehrlich«, sagte er bestimmt. »Komm doch einfach rein … äh, tut mir leid, wie heißt du überhaupt?«

Es fühlte sich seltsam an, Markus – Markus – meinen Namen zu sagen. Ich versuchte, witzig damit umzugehen, und sagte im »Ich Tarzan – du Jane«-Tonfall: »Ich Tallulah.«

»Cooler Name. Wie wäre es, Tallulah, wenn ich ein Döschen Tic-Tacs aufmache und wir ein bisschen quatschen. Wer weiß, vielleicht fange ich dann an, mich an etwas davon zu erinnern.«

Ich setzte mich zu Markus in die Küche, während er Kaffee machte. Er sagte: »Wenn es dich irgendwie tröstet, gestern kam noch ein Mädchen vorbei, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Dabei kenne ich sie. Ich kenne sie anscheinend sogar sehr gut.«

»War das Gracie?«

»Ja, kennst du sie?«

»Ein bisschen, ja.«

Gracie ging nicht auf unsere Schule. Ihre Eltern waren mit Markus’ Eltern befreundet, und darum kannten sie und Markus sich.

»Sie hatte mir sogar ein kleines Geschenk gekauft, als ich aus Paris zurückkam. Ein niedliches Hündchen. Natürlich kein Lebendes, sondern eine Porzellanfigur. Nachts leuchten seine Augen sogar.«

Gracie kaufte ihm also Geschenke. Ich spürte stechende Eifersucht.

Dann sagte ich: »Wir kannten uns eigentlich schon vor deiner Gedächtnislücke am 29. September. Ich war neu an deiner Schule und erst seit ein paar Wochen da.«

Markus wirbelte herum. »Aber ja!«

»Du erinnerst dich also doch an mich«, sagte ich erwartungsvoll.

»Ich erinnere mich, wie du an unsere Schule kamst. Ich habe dich nur nicht mit diesem Mädchen in Verbindung gebracht, weil du mich heute angelächelt hast und total normal und nett gewirkt hast, während du in der Schule …« Er zögerte.

»Ich war verrückt und grässlich.«

»Nein, aber du hast mir Angst eingejagt.«

»Unsinn.«

»Doch, wirklich. Du hast dich mit jedem gestritten, stimmt’s?«

Ich grinste matt.

»Sogar einige Lehrer hatten Angst vor dir.«

»Jetzt übertreibst du aber.«

»Tu ich nicht, und darum habe ich nie mit dir geredet. Ich dachte: Sie wird mich bei lebendigem Leib aufessen. Sind wir jetzt wirklich gute Freunde?«

»Nun sei nicht so erstaunt.«

»Bin ich doch gar nicht.«

»Und ob du das bist«, sagte ich.

»Also gut, ja.« Er lachte peinlich berührt. »Aber auf total nette Art. Wir hängen also viel zusammen herum?« Er klang immer noch, als könnte er es nicht fassen.

»Allerdings, vor allem an den Abenden.«

Seine Augenbrauen schossen nach oben. »An den Abenden? Ich habe eine Menge aufzuholen.«

»Das kann man wohl sagen«, stimmte ich ihm zu. Beispielsweise, wie wir gemeinsam Vampire bekämpft hatten, dachte ich. Erst dadurch waren wir Freunde geworden, richtig feste Freunde.

Aber wenn Markus sich nicht mehr daran erinnerte, was sah er dann noch in mir? Nur ein wortkarges, Furcht einflößendes, unbekanntes Mädchen. Ich hasste es so, auf diese Rolle reduziert zu werden.

Dann kamen seine Eltern zurück. Sie waren offensichtlich einkaufen gewesen. Aber als sie uns reden hörten, ließen sie alle Tüten fallen und stürmten regelrecht in die Küche. Die Eltern von Markus sind nie meine größten Fans gewesen, aber heute schien meine Anwesenheit sie geradezu in Panik zu versetzen.

Markus’ Mum stammelte: »Oh, T-Tallulah, wir dachten, du wärst noch weg.«

»Stimmt«, meinte Markus grinsend. »Das ist nur ein Hologramm. Ziemlich lebensecht, findet ihr nicht?«

»Ich bin drei Tage früher als geplant zurückgekommen«, sagte ich.

»Und sie konnte es nicht erwarten, mich wiederzusehen«, sagte Markus. »Doch leider musste ich ihr mitteilen, dass ich gerade meine Woche ohne Personengedächtnis habe. Übrigens, wieso habt ihr Tallulah mir gegenüber nie erwähnt? Ihr hättet mir doch von ihr erzählen können.«

»Nun, wir wussten, dass sie im Krankenhaus war«, begann sein Dad.

»Genau genommen in einem Sanatorium«, berichtigte ich ihn.