Wie man (k)einen Banksy online kauft - Ratgeber zur Beurteilung von frei gehandelten Banksy Objekten - B. Bernsteiner - E-Book

Wie man (k)einen Banksy online kauft - Ratgeber zur Beurteilung von frei gehandelten Banksy Objekten E-Book

B. Bernsteiner

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Beschreibung

Zunehmende Popularität von Street-Art verändert den Kunstmarkt und dessen Gesetze. Was früher eher edel und elitär war, wird nun von Provokation und Kunst von der Straße tangiert und erzielt Höchstpreise. Unter den Künstlern selbst ist eine Kontroverse entstanden: ob Street Art, einst im öffentlichen Raum geschaffen, in private Sammlungen gehört. Eine Kunstform die in ihrem Grundwesen flüchtig ist, denn Graffiti oder Street-Art sind meist nicht für die Ewigkeit ausgerichtet, begegnet der zunehmenden Kommerzialisierung durch mutwillige Entwertung; Künstler zerstören und entfernen ihre Werke, sobald sie Gefahr laufen, wertvoll oder kommerziell missbraucht zu werden, teilweise als Teil der öffentlichen Inszenierung. Das in dem Buch dokumentierte Objekt, eine rostige Radklemme, die Aufgrund diverser Spuren dem Umfeld von Banksy zuzurechnen ist, steht exemplarisch für diese Kontroverse. Könnte ein Künstler ein Original als Fälschung entwerten wollen, oder wird eine angebliche Fälschung so zum Original?

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Seitenzahl: 59

Veröffentlichungsjahr: 2022

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„Nobody ever listened to me until they didn't know who I was.“

Banksy

Wie man (k)einen Banksy online kauft

Echter Fake oder gefaktes Original

Von B. Bernsteiner

© 2022 B. Bernsteiner

ISBN Softcover: 978-3-347-71173-0

ISBN Hardcover: 978-3-347-71178-5

ISBN E-Book: 978-3-347-71181-5

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhalt

I Intro

II Das Angebot

III Heavy Weapon(a)ry

IV Der Kauf

V Das Objekt

VI Spuren

VII Details

VIII Dritte Meinungen

IX Fälschungsformel

X State of the art

XI Schädlingsbekämpfung

XII Street Art Kontroverse

XIII Das Forum

XIV Mein Resumee

I Intro

Nachdem ich sie online gekauft und meine eigene Geschichte dazu entwickelt habe, ist es mir irgendwie sogar egal, ob sie echt ist oder nicht. Sie ist einfach da. Es ist eine gelbe Radklemme aus Stahl, besprüht mit lila Farbe und darüber einem scheinbar einfachen Schablonenbild, wie es Banksy rund um die 2000er Jahre in Bristol und London gemalt hat. Zu der Klemme bin ich gekommen, als ich dabei war, meine Kunstsammlung auszubauen. Schwerpunkt Graffiti. Ich habe nie (mit Anspruch) gemalt, aber immer auch Freunde gehabt, die das mehr oder weniger gut konnten, kenne einige Sammler, Galeristen und Aktivisten. Auch unter anderem sehr Namhafte. Da habe ich immer auch Bilder und Künstler gesehen, die durchaus Potenzial hatten. Als ich 2001 bei einer Ausstellungseröffnung in Hamburg war, habe ich mich wahrscheinlich sogar mal im selben Gebäude wie Banksy aufgehalten, wo er mit Wandarbeiten und dem Who-is-Who der Szene anonym in Erscheinung trat. Das war ein zentraler Impuls zur Vertiefung meines Interesses an Graffiti. So hat diese an sich sehr flüchtige Kunstform sukzessive Einzug in unser Haus gefunden, auch auf Leinwänden oder als Objekte. Mein Kunstinteresse kommt aus meinem Elternhaus. Da war ein Editions-Druck mit Unterschrift bereits etwas Besonderes. Schon immer hat mich interessiert, wie die Bilder an die Wände kommen. Kunst mit Graffiti-Kontext aus Sprühfarbe (und auch ohne) ist und war mir schon lange vertraut und prägt entsprechend schon länger mein Umfeld.

Der Traum, einen Banksy zu besitzen, ist gegenwärtig. Wer hat ihn nicht. Früher wollte man einen Picasso, später einen Warhol. Heute einen Banksy zu besitzen, das ist die absolute Creme de la Creme des Kunstmarktes. Niemand kommt daran vorbei. Mit seinen verrückten Inszenierungen taucht er regelmäßig in den Massenmedien auf. Charmanterweise immer kritisch, selbst wenn es um Geld geht. Ob ein geschreddertes Werk, ein Haufen regierender Affen - das macht nicht nur in der Kunstszene Schlagzeilen, von den subversiven Banksy Inszenierungen ohne direkten Wert im Kunstmarkt mal abgesehen. Mich beeindruckt das immer wieder. Inzwischen hat jede Veröffentlichung auf seiner Seite Öffentlichkeitsrelevanz.

Traum. Wirklichkeit. Banksy. Also dachte ich, ein Heubodenfund oder so etwas wäre super und machte mich auf die Suche. Klare Sache für einen Online-Marktplatz, auch wenn es für mich und meine Kunstsuche eher ungewohnt war. Bisher habe ich unsere Werke von internationalen Galerien, von Auktionshäusern oder vom Künstler direkt gekauft.

Plötzlich war es da, ich habe etwas gefunden. Es war ein Doppelpack, gleich zwei dem Künstler Banksy zugeschriebene Objekte; Selbstabholer gegen Bar in Süddeutschland. Dokumentiert mit einem halben Dutzend Fotos. Die Abstraktionsebene zwischen Werk und Marktplatz war schon sehr hoch, aber plötzlich reichten mir ein paar Fotos, um den Wert eines guten Bruchteils unserer Sammlung mir nichts dir nichts online in einen Banksy zu investieren. Ich war total überzeugt. Nein, ich habe das nicht nur leichtsinnig getan. Neben dem Verlangen, diesen beiden Objekten schnellstmöglich näher zu kommen, hat mich meine gelernte Skepsis auch gebremst. Sollte mein Traum Wirklichkeit werden? Es kam mir so vor, als sei ich nicht erwacht. Ich machte Screenshots von dem Angebot. Alle der reichhaltigen Angaben des Inserenten sog ich auf und setze sie wie Puzzleteile zusammen. Damit begann mein Mosaik. Ein permanentes Spannungsfeld und es lässt mich nicht los. Davon erzähle ich hier.

II Das Angebot

Bei dem Online Angebot waren zahlreiche Fotos mit angegeben. Es war nicht nur die bereits erwähnte Klemme, sondern auch ein größeres offizielles Straßenschild “No loading at any time” mit zwei Rucksack tragenden Ratten. Aber schon beim ersten Blick stand die Radklemme für mich im Mittelpunkt. Das Schild mit den Ratten war nur ein Beiwerk. Gegenüber der prägnanten Wirkung der gelben Klemme erschien es wie austauschbar.

Die Bildschirmauflösung der Fotos von Klemme und Straßenschild war gerade mal ok. Die Klemme konnte ich so an meinen Bildschirm als Vollbild sehen, weiter heranzoomen hat das Bild verpixelt. Klare Sache: Schablonenarbeit. Easy. Einfache Formen. Schnipp schnapp, fertig. Ok. Das war mein erster Gedanke. Das würde auch jeder andere sagen. Hinter dem eigentlichen Motiv lag noch ein unleserlicher, gesprühter Tag in violetter Farbe. Scheinbar hat sich bereits vorher jemand mit Sprühfarbe an der Klemme versucht, bevor die Schablonenmalerei aufgebracht wurde. Bei alledem, was ich an Kunst bis dato gesehen habe, insbesondere viel Graffiti an Wänden und auf diversen anderen Medien, war das primitiv. Aber es zog meine Neugier an und forderte mich heraus. Es gab auch einen Screenshot von einer Mail in der stand, die Klemme sei Street Art und könne nicht autorisiert werden. Dazu stand eine ganz transparente und wenig beschönigende Beschreibung in dem Angebot. Damit kam alles auf den Tisch.

Originaltext des Inserats:

biete hier an:

seltene Gelegenheit

aus privater Sammlung

2 x Street Art Banksy (1 x Wheelclamp Radsperre Gelb "Heavy Weaponary" Elefant / 1 x Straßenschild aus London grau Ratten

alt, rostig, gebraucht, teilweise verbogen (siehe Bilder)

Angebotsumfang sind beide Teile / Beim Kauf erhalten Sie beide Teile

Die gelbe Wheelclamp soll laut Vorbesitz aus der Zeit 2000-2002 stammen

Das graue Straßenschild soll laut Vorbesitzer aus der Zeit 2000 - 2005 stammen.

Habe beide separat vor einigen Jahren erworben / und hatte sie seitdem in meiner Sammlung

Hatte schon mal guten Gewissens eine Echtheitsanfrage bei Pest Control gemacht (siehe Bilder) und ihnen auch die Bilder der Sachen zukommen lassen

Wie jeder weiß, stellt Pest Control jedoch keinerlei Zertifikate für Street Art von Banksy aus / egal ein Versuch war es wert

aber ich denke allein die Antwort ist schon ein kleiner Gewinn und das sie nicht geschrieben haben zerstören sie die Gegenstände

Wie gesagt gibt es trotz alledem keinerlei Zertifikate / und ich teile auch keine Adressen vom Vorbesitz mit

Ich bin deshalb der Ordnung halber gezwungen die Teile im Stile von zu veräußern / als nicht original

Hätte ich ein Zertifikat dafür würde ich sicher das 4-5 fache verlangen und die Teile auf eine Auktion geben

Privatverkauf ohne Gewährleistung

Kein Versand / nur Selbstabholung bei Barzahlung

Abholung innerhalb 1 Woche nach Ersteigerung

Wie hot. Mein Traum. Preis: 19.850 Euro. Äh, das ist eine Menge.

Ich begann direkt damit, alles rund um die Klemmen und das Motiv zu recherchieren. Blind eine Katze im Sack zu kaufen, dafür haben die Emotionen noch nicht gereicht und es war auch meiner Erfahrung zuwider. “Sofort Kaufen” war also noch ein Stück weit weg.

Ich musste mich selbst überzeugen. Also legte ich los…